Geld - Sargnagel unserer Gesellschaft ?

Hosea

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agentP schrieb:
aber trotzdem sollte man nicht alle Politiker unter den Generalverdacht der Korruption stellen. Das ist Polemik, nicht Kritik.
Das wollte ich ja auch nicht und hab mal nachgeguckt, 20 von 130 Abgeordneten aus Nrw haben nach ihren eigenen Angaben Führungspostionen bei Unternehmen. Was ja auch nichts heißen muß, trotzdem frage ich mich, ist das sinnvoll?

Lg Hosea
 

Ein_Liberaler

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antimagnet schrieb:
manchmal sind es auch nicht-monetäre ideale, die menschen motivieren.

Eben. Sehr oft sogar.

ich hab nix gegen eine ungleiche vermögensverteilung, zumindest im prinzip. aber zu ungleich darf sie nicht sein. machen wir's simpel und extrem: einer hat alles und hält den rest quasi als sklaven. ok für dich?

Ich unterscheide eigentlich pedantisch zwischen Vermögen und Macht. Sklavenhaltung ist Machtausübung und illegitim. Wenn ich aber auf Deiner einsamen Insel strande, habe ich eben Pech gehabt. Alles gehört Dir, und damit muß ich fertigwerden. Woher sollte ich das Recht nehmen, Dich zu bestehlen? Das Szenario auf die ganze Welt auzudehnen, halte ich für unrealistisch. Dann müßte man sich fragen, wie es überhaupt zu so einer Vermögensverteilung gekommen sein soll.

wintrow hat ja schon darauf hingewiesen, dass der reichtum der heutigen reichen zumindest teilweise aus der nazizeit stammt. insofern also der fähigkeit, verbrecherisch gegen menschen vorzugehen.

Der von ein paar wenigen vielleicht. Es fängt damit an, daß das ja fast nur auf Deutsche zutrifft.

konkrete geschichte interessiert mich aber relativ wenig. ich glaube, dass simpler zufall schon ausreicht, um ungleiche verteilungen zu erzeugen. sagen wir, man würfelt sich sein einkommen. vor jeder würfelrunde kriegt man 5-10% seiner punktzahl nochmal gutgeschrieben. ich bin sicher, dass da nach einer weile eine oberschicht entsteht, die durch würfeln gar nicht mehr eingeholt werden kann.

Und wenn? Meinetwegen kann es immer ein paar Thurn und Taxis geben, die ich nie einholen kann. Solange sie niemanden bestehlen, schert es mich nicht. Tatsächlich würde so ein Modell natürlich das wichtigste außen vor lassen, den Menschen. Den Menschen, der zumindest aufpassen muß, nicht langfristig mehr als die Zinsen zu verleben. Es gibt genug, die das nicht geschafft haben.
 

antimagnet

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ich wollte damit darauf hinweisen, dass es nicht wille, können, fleiß und ehrgeiz sein muss, der menschen reich macht, sondern oft auch einfach glück. wenn ich so recht drüber nachdenke, halte ich glück sogar für den wesentlichen faktor.


Ich unterscheide eigentlich pedantisch zwischen Vermögen und Macht. Sklavenhaltung ist Machtausübung und illegitim.

deswegen sagte ich "quasi sklaven". der reiche in meinem beispiel braucht ja auch keine politische macht. aber er ist der einzige arbeitgeber, warenverkäufer und steuerzahler. der rest kann bei ihm arbeiten und kaufen und auf ihn hören. muss aber nicht, man kann ja auch verhungern. aber lass uns das beispiel nicht überstrapazieren. ich wollte eigentlich von dir nur wissen, ob es eine ungleichverteilung gibt, die auch du ungerecht finden würdest.

Das Szenario auf die ganze Welt auzudehnen, halte ich für unrealistisch. Dann müßte man sich fragen, wie es überhaupt zu so einer Vermögensverteilung gekommen sein soll.

wenn du mein beispiel etwas abmilderst in richtung "wenigen gehört das meiste", dann ist es nur eine frage der zeit. je nachdem, wie viel man unter "wenigen" und unter "das meiste" versteht, ist es ja jetzt schon so.

Tatsächlich würde so ein Modell natürlich das wichtigste außen vor lassen, den Menschen. Den Menschen, der zumindest aufpassen muß, nicht langfristig mehr als die Zinsen zu verleben. Es gibt genug, die das nicht geschafft haben.

wie gesagt, ich wollte mit dem modell nur verdeutlichen, dass auch ohne durch den menschen (oder besser: den einzelnen akteur) beeinflussbare faktoren eine stabile oberschicht entsteht. d.h. es war absicht, dass absichtliche handlungen in meinem modell keine rücksicht fanden.
 

Ein_Liberaler

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antimagnet schrieb:
ich wollte damit darauf hinweisen, dass es nicht wille, können, fleiß und ehrgeiz sein muss, der menschen reich macht, sondern oft auch einfach glück. wenn ich so recht drüber nachdenke, halte ich glück sogar für den wesentlichen faktor.

Gehört es zum Glück, mit welchen Fähigkeiten man geboren und zu welchen tugenden man erzogen wird, und ob man etwas erbt?

deswegen sagte ich "quasi sklaven". der reiche in meinem beispiel braucht ja auch keine politische macht. aber er ist der einzige arbeitgeber, warenverkäufer und steuerzahler. der rest kann bei ihm arbeiten und kaufen und auf ihn hören. muss aber nicht, man kann ja auch verhungern.

Leben geht vor Eigentum. Einem Verhungernden kann Nahrung nicht zu Recht vorenthalten werden, es sei denn, man hat tatsächlich nicht genug.

aber lass uns das beispiel nicht überstrapazieren. ich wollte eigentlich von dir nur wissen, ob es eine ungleichverteilung gibt, die auch du ungerecht finden würdest.

Nein, ich mache es davon abhängig, wie sie entstanden ist.

wenn du mein beispiel etwas abmilderst in richtung "wenigen gehört das meiste", dann ist es nur eine frage der zeit. je nachdem, wie viel man unter "wenigen" und unter "das meiste" versteht, ist es ja jetzt schon so.

In der vorindustriellen Neuzeit gehörte wenigen das meiste, und die Verhältnisse haben sich danach grundlegend gebessert. Natürlich gibt es auch stagnierende Gesellschaften, aber nicht wegen zuwenig Umverteilung.

wie gesagt, ich wollte mit dem modell nur verdeutlichen, dass auch ohne durch den menschen (oder besser: den einzelnen akteur) beeinflussbare faktoren eine stabile oberschicht entsteht. d.h. es war absicht, dass absichtliche handlungen in meinem modell keine rücksicht fanden.

Nimm es mir nicht übel, aber ich zweifle daran, ob ein gesellschaftswissenschaftliches Modell, daß absichtliche Handlungen außen vor läßt, sinnvoll ist.
 

antimagnet

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Ein_Liberaler schrieb:
Gehört es zum Glück, mit welchen Fähigkeiten man geboren und zu welchen tugenden man erzogen wird, und ob man etwas erbt?

unabhängig von meinem beispiel: gute frage. :gruebel:
auf mein beispiel bezogen: das hatte ich dort nicht als glück gemeint.


aber lass uns das beispiel nicht überstrapazieren. ich wollte eigentlich von dir nur wissen, ob es eine ungleichverteilung gibt, die auch du ungerecht finden würdest.

Nein, ich mache es davon abhängig, wie sie entstanden ist.

das ist mal eine gute antwort. *grummel*


In der vorindustriellen Neuzeit gehörte wenigen das meiste, und die Verhältnisse haben sich danach grundlegend gebessert.

deswegen sind wir ja auch recht froh darüber, dass diese zeit vorbei ist.
oder kommt sie wieder?


Nimm es mir nicht übel, aber ich zweifle daran, ob ein gesellschaftswissenschaftliches Modell, daß absichtliche Handlungen außen vor läßt, sinnvoll ist.

es sollte kein modell sein, um das funktionierenvon gesellschaften zu erklären oder zu beschreiben, es war eine replik auf deine aussage:

Ungleiche Vermögensverteilung ist eine Folge unterschiedlicher Fähigkeiten und Präferenzen, wenn nicht der eigenen, dann der der Vorfahren.

ungleiche vermögensverteilung kann eben auch eine folge von glück sein. wenn nur der zufall gölte (was in wirklichkeit nicht so ist - also kein anwendbares gesellschaftsmodell), würde auch eine stabile ungleiche vermögensverteilung entstehen.

nachtrag: ich bin dann übrigens weg. also für heute. gute nacht.
 

Ein_Liberaler

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antimagnet schrieb:
ungleiche vermögensverteilung kann eben auch eine folge von glück sein. wenn nur der zufall gölte (was in wirklichkeit nicht so ist - also kein anwendbares gesellschaftsmodell), würde auch eine stabile ungleiche vermögensverteilung entstehen.

Ach so war das gemeint. Ja, das wird richtig sein. Aber hier auf Erden gibt es eben noch viel mehr als den Zufall. Sieh es mal so: Ohne menschliches Handeln gäbe es gar keine Vermögensansammlung, nicht einmal einen Erhalt auf jetzigem Niveau. Die Natur egalisiert alles, wenn man nichts dagegen tut.

deswegen sind wir ja auch recht froh darüber, dass diese zeit vorbei ist.
oder kommt sie wieder?

Die Etablierten, oder besser gesagt der schlechtere Teil von ihnen, haben normalerweise ein Interesse an der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Stagnation. Ich denke schon, daß es starke Tendenzen in Richtung einer stagnierenden Gesellschaft gibt.

Wünsche wohl geruht zu haben! :zwinker:
 

Komplize

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Ein_Liberaler schrieb:
Meinetwegen kann es immer ein paar Thurn und Taxis geben, die ich nie einholen kann. Solange sie niemanden bestehlen, schert es mich nicht.
Die Steuergesetzgebung behandelt unterschiedliche Einkommensbezieher unterschiedlich. Wenn die Gesetze zum Vorteil bestimmter Gruppen formuliert sind, ist die Umverteilung zwar nicht illegal aber
vom Grundsatz der Gleichbehandlung her nicht in Ordnung.

Ein Arbeitnehmer bekommt als abhängig Beschäftigter sofort seine Lohnsteuer vom Gehalt abgezogen, ohne hier "ausgestalten" zu können. Die Lohnsteuer stellt ca. 30 Prozent des gesamten Steueraufkommens in Deutschland. Es ist bekannt, dass nur rund 15 Prozent der Einkomensteuererklärungen von Einkommensmillionären durch Finanzbeamte nachgeprüft werden, und bei allen dieser geprüften Veranlagten durchschnittlich 135.000 Euro jährlich zu wenig Steuern gezahlt wurden.

Superreiche brauchen gleich garkeine Steuern zahlen, Beispiel Curt Engelhorn: der Urenkel des BASF-Gründers und ehemalige Anteilseigner von Boehringer Mannheim hatte sein Unternehmen als Holdinggesellschaft auf die Bermudas "ausgeflaggt" und konnte dadurch beim Verkauf rund 8 Milliarden DM einnehmen, ohne dafür auch nur einen Pfennig an den deutschen Fiskus bezahlen zu müssen. Anders als seine Mitarbeiter, die in Mannheim brav ihre Lohnsteuer abgeführt (bekommen) haben.

Rechtlich ist die Steuerflucht der Eigentümer legal, ABER wenn es der Gesetzgeber wollte, könnte er ja auch beschließen, dass die Arbeiter eines ausgeflaggten Betriebes im gleichen Land steuerpflichtig sind, wie die Holding, für die sie Arbeiten. Das wollen die Politiker aber nicht, weil dann die Lohnsteuer nicht mehr ein Drittel des Staatshaushalts finanzieren würde. :mimpel:

Zum genannten Thema Vermehrung von Eigentum während der Nazizeit seien die Familien von Finck (Allianz, Münchener Rück) und Quandt (Varta, BMW) genannt. Hier kann mann schon sagen, Einzelne haben sich auf Kosten Ausgebeuteter bereichert. Von Finck hat jüdische Banken arisiert und Quandt in Fabriken Zwangsarbeiter ausgebeutet. Heute wird von Finck auf über 8 Milliarden Euro geschätzt und die rund 25 Milliarden Euro des Quandt/Klatten-Clans sollten eigentlich auch zum Leben reichen. Tun sie aber wohl nicht, beim Bau der BMW-Welt in München wurden zum Teil nur 2,89 Stundenlohn an die Bauleute bezahlt. Warum sollten sich Großaktionäre auch dafür interessieren, ob ihre Arbeiter den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn erhalten, das könnte ja die Rendite beeinträchtigen.
 

Winston_Smith

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25 Milliarden Euro des Quandt/Klatten-Clans sollten eigentlich auch reichen. Tun sie aber wohl nicht, beim Bau der BMW-Welt in München wurden zum Teil nur 2,89 Stundenlohn an die Bauleute bezahlt

Hat die Familie Quandt nicht "nur" ein ordentliches BMW-Aktienpaket? Warum sollen Sie mit ihrem Privatvermögen für die Löhne der Bauarbeiter aufkommen?

Wenn die Telekom eine neue Zentrale errichtet, zahle ich doch auch nicht die Butterbrötchen für die Maurer. (Würde ich Aktien besitzen.)

ws
 

agentP

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Die Steuergesetzgebung behandelt unterschiedliche Einkommensbezieher unterschiedlich. Wenn die Gesetze zum Vorteil bestimmter Gruppen formuliert sind, ist die Umverteilung zwar nicht illegal aber
vom Grundsatz der Gleichbehandlung her nicht in Ordnung.
Gilt das für dich dann auch für die Progression? Die sorgt auch dafür dass unterschiedliche Einkommensbezieher unterschiedlich behandelt werden.

Ein Arbeitnehmer bekommt als abhängig Beschäftigter sofort seine Lohnsteuer vom Gehalt abgezogen, ohne hier "ausgestalten" zu können. Die Lohnsteuer stellt ca. 30 Prozent des gesamten Steueraufkommens in Deutschland. Es ist bekannt, dass nur rund 15 Prozent der Einkomensteuererklärungen von Einkommensmillionären durch Finanzbeamte nachgeprüft werden, und bei allen dieser geprüften Veranlagten durchschnittlich 135.000 Euro jährlich zu wenig Steuern gezahlt wurden.
Da können jetzt aber weder die Armen noch die Reichen was dafür, dass der Staat ein monströses Steuersystem geschaffen hat, das derart umfangreich ist, dass nicht mal mehr die Beamten der zuständigen Behörde durchblicken.
 

Komplize

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Winston_Smith schrieb:
[Hat die Familie Quandt nicht "nur" ein ordentliches BMW-Aktienpaket? Warum sollen Sie mit ihrem Privatvermögen für die Löhne der Bauarbeiter aufkommen?
Naja, das ist wohl relativ. :?
Laut wiki belief sich der Anteil an BMW der Quandt/Klatten-Familie 2005 immerhin auf ca 47 Prozent.

Und es geht nicht um Privatvermögen sondern um Kosten der BMW AG beim Bau von Firmengebäuden, also um Investitionen des Konzerns! In Westdeutschland ist laut der "Fünften Verordnung über zwingende Arbeitsbedingungen im Baugewerbe“ für Bauleute ein Stundenlohn von mindesten 10,40 bzw 12,50 (je nach einstufung) vorgeschrieben. Wenn trotzdem auf einer Baustelle in München nur 2,89 /Std. bezahlt werden, ist das ein Verstoß gegen geltendes Recht.

Als Großaktionär braucht man nicht den Lohn für Bauarbeiter vom Privatvermögen bezahlen aber Frau Klatten KÖNNTE (wenn man sich der sozialen Verantwortung des Unternehmers verpflichtet fühlte) als Aufsichtsrätin dafür sorgen, dass bei der Vergabe von Aufträgen nur solche Firmen berücksichtigt werden, die sich an GELTENDES RECHT halten.

Dadurch würden die Investitionskosten für die BMW-Welt höher, was in der Bilanz als Verlust den Gewinn reduzieren würde, und somit eine kleinere Dividende verursachen könnte. Das meine ich damit: wenn jemand 25 Milliarden hat und trotzdem billigend in Kauf nimmt, dass Arbeiter nur ein Drittel bis ein Viertel des vorgeschriebenen Mindestlohns bekommen, um die Kosten so gering wie möglich zu halten, ist das Unschön. Wenn ein Hartz IV-Bezieher gegen geltendes Recht verstößt, ist das Abzocke, wenn Großaktionäre sich hinter Subunternehmern (die ebenfalls gegen Gesetze verstoßen) verstecken ist das effizientes Management.
 

Ein_Liberaler

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Wenn ein Hartz IV-Bezieher gegen geltendes Recht verstößt, ist das Abzocke, wenn Großaktionäre sich hinter Subunternehmern (die ebenfalls gegen Gesetze verstoßen) verstecken ist das effizientes Management.

Wenn Unternehmen marktübliche Löhne zahlen, ist das Ausbeutung, und wenn man neben der Schwarzarbeit noch Hartz IV bezieht, ist das clever.

Gibt sicher genug, die das so sehen. Ansonsten gibt es anständige Leute und andere, in allen Schichten.

Und wie soll man es nennen, daß man nicht mehr 32 Monate ALG I beziehen kann, oder lebenslang eine Sozialhilfe, die sich am einmal erreichten akademischen Abschluß orientiert, während Hilfsarbeit nicht zumutbar ist? Ausbeutung, Enteignung, Selbstverständlichkeit?
 

maik79

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wenn der großteil der produktivitätszuwächse in höhere löhne, kürzere arbeitszeiten und umweltschutz bzw. nachhaltigkeit gehen würde, dann würden wir alle weniger arbeiten, trotzdem den gleichen wohlstand haben, eine intakte natur, nachhaltigkeit, frieden, eine bessere welt!

wie gesagt ich brauch mich nicht dafür einsetzen, aber ichmache es weil es richtig ist und dieses system zum kollaps führen wird
 

Ein_Liberaler

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Lohnentwicklung 1950 bis heute?
Arbeitszeit 1950, heute?
Umweltschutz 1950, heute?

Und mehr Wohlstand haben wir auch noch.
 

Komplize

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Ein_Liberaler schrieb:
Lohnentwicklung 1950 bis heute?
25. September 2007 :

Die Arbeitnehmer konnten sich in den letzten 20 Jahren für ihren Lohn nie so wenig kaufen wie im vergangenen Jahr 2006.

Die Nettorealeinkommen sind mit 15 845 Euro auf den niedrigsten Stand seit 20 Jahren gesunken, geht aus Zahlen des Statistischen Bundesamtes hervor. Das liegt daran, dass die Lebenshaltungskosten stärker gestiegen sind als die Nettolöhne.

Müntefering bestätigte, dass die Löhne seit 2000 nur langsam um 4,5 Prozent gestiegen seien, während sich der Anteil der Unternehmens- und Vermögenseinkommen am Volkseinkommen um 42 Prozent erhöht habe.
link

Und damit sich diese Entwicklung auch zügig fortsetzt, ist jetzt sogar die Abschaffung des ermäßigten Steuersatzes im Gespräch. Viele Geringverdiener, Rentner und Arbeitslose haben keinen Luxuskonsum sondern geben ihr gesamtes Geld für tägliche Grundgüter wie Essen aus. Offensichtlich ist den Politikern nicht mehr an einem Gemeinwohl gelegen und wollen gezielt die Spaltung der Gesellschaft fördern, indem sie fordern, diesen "Gemeinwohl dienenden" ermäßigten Steuersatz abzuschaffen.

Wenn z.B. das Tierfutter teurer wird, kommt zwar mehr Geld in den Steuersack, aber die Kosten der Krankenkassen werden mit Sicherheit steigen, weil einsame Rentner und bindungsgehemmte Kinder keine Haustiere mehr lieb haben können.

Finanzministerium stellt ermäßigte Mehrwertsteuer in Frage
Beim ermäßigten Umsatzsteuersatz von sieben Prozent geht es um Produkte und Dienstleistungen, die dem Gemeinwohl dienen und subventioniert werden. Begünstigt sind unter anderem Lebensmittel, Bücher und Zeitungen.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,516675,00.html
Eine Ermäßigung der Umsatzsteuer ist kein geeignetes Mittel, Preissenkungen und damit eine Entlastung für den Verbraucher herbeizuführen.
Ihre Abschaffung ließe die soziale Balance nicht ins Ungleichgewicht geraten.
link
Das sehe ich (gerade im Vergleich mit der Unternehmenssteuerreform) anders, zumal der Handel die Gelegenheit nutzen wird, zu den 12 Prozent Erhöhung noch etwas mehr draufzupacken. Schon jetzt gibt es Kinder in Deutschland, die hungern. Auf welchen Anteil will das reichste Zehntel ihren Vermögensanteil noch steigern, sind 88% angepeilt? :?
 

Ein_Liberaler

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Den statistischen Angaben zufolge haben die Bruttolöhne im vergangenen Jahr mit 26 736 Euro je Arbeitnehmer – das sind 2228 Euro im Monat – zwar den höchsten Wert seit Bestehen der Bundesrepublik erreicht. 1991 waren es erst 19 719 Euro im Jahr oder 1643 Euro im Monat gewesen. Das ist ein Anstieg um 35,6 Prozent. Die Nettolöhne stiegen seit 1991 von 13.688 (monatlich: 1141) Euro jedoch nur um 27,4 Prozent auf 17.445 (1454) Euro. Dem standen Verbraucherpreissteigerungen von 34,4 Prozent gegenüber.


Verantwortlich für die schlechte Entwicklung der Nettolöhne waren danach die steigenden Abzüge vom Bruttolohn. Diese erreichten mit 9291 Euro den höchsten Wert in der Geschichte der Bundesrepublik.

Selber Link. Nicht nur Rosinen picken!
 

Sensoe

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Ich versteh nicht so recht worauf diese Diskussion hinaus laufen soll?
Kommunismus?

Da ich in Oberschwaben wohne vielleicht mal ein kleines Beispiel wozu unternehmerischer Ehrgeiz so führen kann.

Liebherr: seit Firmengründung 1949 auf einen Umsatz von 6,4 Mrd Euro gewachsen, bei ca. 12000 Mitarbeitern nur in Oberschwaben/Bodensee Region.

Wer hier "beim Liebherr schafft" hat quasi das große Los gezogen.
Super Löhne (2500 € netto für den Schicht-schaffenden Familienvater sind die Regel, im Metallbau wohlgemerkt..), sau billige, gute Kantine, und eine grundsätzlich sehr soziale Personalpolitik, sind sicher richtungsweisend.
Liebherr hat anscheinend verstanden dass motivierte, gesunde ("Liebherr Gesundheitsprogramm") Arbeiter für eine hohe Produktqualität unabdingbar sind.Und es ist eben genau die hohe Qualität, welche die höheren Anschaffungspreise auf dem Weltmarkt rechtfertigen.

Vergleichbares kann man eigentlich über jede andere Mittelständische Firma (Handtmann, Boehringer, Voith, Wieland..) in Oberschwaben berichten, bei gleichzeitiger quasi Vollbeschäftigung in der Region.

Worauf ich hinaus will?Ich weiß es nicht....es zeigt mir nur dass "Marktwirtschaft" (was immer man dafür hält...) durchaus funktionieren kann, für alle Beteiligten.
 

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Ein_Liberaler schrieb:
Und wie soll man es nennen, daß man lebenslang eine Sozialhilfe beziehen kann, die sich am einmal erreichten akademischen Abschluß orientiert, während Hilfsarbeit nicht zumutbar ist?
Was meinst Du hiermit genau?

Es gibt "Arbeitslosengeld 2", das sind unabhängig vom Ausbildungsstand / Gehaltshöhe der letzten Tätigkeit für jeden Berechtigten 347 Euro im Monat. Und hier muss JEDE legale Arbeit angenommen werden, sonst sind Abzüge von 30 bis 100 Prozent fällig. Die Bezugsdauer beträgt 6 Monate. ("Lebenslang??")

Es gibt die "Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung" für Menschen, die täglich aus körperlichen oder seelischen Gründen nicht mindestens drei Stunden arbeiten können. Auch hier erhält der Berechtigte unabhängig von seinem beruflichen Vorleben 347 Euro im Monat, und er darf nicht mehr als 2600 Euro Vermögen besitzen. Man bekommt diese Leistung nur, wenn man die nächsten 9 Jahre nicht arbeiten kann.("Lebenslang??")

Und es gibt die "Hilfe zum Lebensunterhalt" (HLU) für Menschen, die weder ALG2 oder Grundsicherung beziehen können. Hierzu zählen z.B. Heimbewohner, Ausländer oder Kinder unter 15 Jahren, die "ihren Lebensunterhalt vor allem aus Unterhaltsansprüchen nicht sicherstellen können". Auch bei der HLU beträgt der Regelsatz 347 Euro im Monat. Mehr als 1600 euro vermögen sind nicht zulässig.

Es geht bei den Rosinen um die Umverteilung. Wenn den Arbeitnehmern das abgezogen wird, was die Unternehmer als Abschreibungen zugestanden bekommen, ist der abhängig beschäftigte der Verlierer.

In der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung bildet die Lohnsteuer zusammen mit den Sozialbeiträgen der Arbeitnehmer den Unterschied zwischen Brutto- und Nettolöhnen und -gehältern. Die Abbildung verdeutlicht den Anteil der Lohnsteuer am Bruttonationaleinkommen. Die Lohnsteuer entspricht dem schwarzgekachelten Streifen auf mittlerer Höhe. Die Tatsache, dass der Anteil der Lohnsteuer am BNE im Gegensatz zu den direkten Unternehmenssteuern zugenommen hat, wird auch als "Marsch in den Lohnsteuerstaat" bezeichnet.
http://de.wikipedia.org/wiki/Lohnsteuer_(Deutschland)
 

Ein_Liberaler

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Komplize schrieb:
Ein_Liberaler schrieb:
Und wie soll man es nennen, daß man lebenslang eine Sozialhilfe beziehen kann, die sich am einmal erreichten akademischen Abschluß orientiert, während Hilfsarbeit nicht zumutbar ist?

Du verfälschst mein Zitat? Das ist ja bodenlos! Das habe ich geschrieben, Fettung neu:

Und wie soll man es nennen, daß man nicht mehr 32 Monate ALG I beziehen kann, oder lebenslang eine Sozialhilfe, die sich am einmal erreichten akademischen Abschluß orientiert, während Hilfsarbeit nicht zumutbar ist?

Was meinst Du hiermit genau?

Die alte Arbeitslosenhilfe.
 

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Ein_Liberaler schrieb:
Du verfälschst mein Zitat? Das ist ja bodenlos!
Sorry, habe ich falsch gelesen und interpretiert.
Kann mal vorkommen, wenn man ideologisch so engstirnig ist wie ich. :|
Ein_Liberaler schrieb:
Und wie soll man es nennen, ... Ausbeutung, Enteignung, Selbstverständlichkeit?
Wie ich das nenne?
Judashengst!
Der Deutsche Bank-Chef hat in einem Interview (sinngemäß) erwähnt:
"Gerhard Schröder hat zu mir gesagt: ich will in DEN Club".
Nähere Erklärungen wurden nicht angeführt. Aber für mich hat Altbundeskanzler Schröder die deutschen Arbeitnehmer mit der Agenda 2010 an die internationalen Shareholder verkauft. Man denke nur an die Abschaffung der "Steuer auf Beteiligungsgewinne" im Jahr 2002. Dadurch stieg z.B. der Aktienkurs der Münchner Rück um 20 Prozent. Schon interessant, dass genau dieses Institut jetzt wieder durch Steueränderungen 400 Millionen Euro in die Kasse gespült bekam.

Dafür wurde er von Mächtigen wie z.B. Rothschild in einen inneren Zirkel der Machtelite aufgenommen, also in DEN Club. Ein Judashengst ist ein abgerichtetes ehemaliges Wildpferd, das sich einer Herde ungezämter Mustangs anschließt und sie in ein Gatter leitet, um sie so der menschlichen Verwertung zuzuführen.
 

Ein_Liberaler

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Komplize schrieb:
Sorry, habe ich falsch gelesen und interpretiert.

Okay, nichts für ungut.

Aber, ganz ernsthaft, wenn Du in einem Zitat rumredigierst, um es auf den Punkt zu bringen, mußt Du die Änderungen kenntlich machen. Normalerweise geschieht das, indem man sie in eckige Klammern setzt:

Und wie soll man es nennen, daß man nicht mehr [...] lebenslang eine Sozialhilfe [bekommt], die sich am einmal erreichten akademischen Abschluß orientiert, während Hilfsarbeit nicht zumutbar ist? Ausbeutung, Enteignung, Selbstverständlichkeit?

Wie ich das nenne?
Judashengst!

Ich wollte ja nur sagen, daß es von beiden Seiten harsche, pauschalisierende oder schlicht polemische Urteile gibt...

Aber für mich hat Altbundeskanzler Schröder die deutschen Arbeitnehmer mit der Agenda 2010 an die internationalen Shareholder verkauft.

Der Genosse der Bosse eben. Aber es ging in Wirklichkeit einfach nicht mehr weiter wie gehabt, eigentlich alle europäischen Wohlfahrtsstaaten haben sich Reformen unterziehen müssen. Wenn man im Aufschwng über die Stränge schlägt und dann im Abschwung die Hilfen kürzen muß, wenn also das Geld für die antizyklische Politik schlicht nicht mehr da ist, bekommen die kleinen Leute es doppelt zu spüren. Ist leider so. Schuld trägt nicht nur Schröder mit seinen Kürzungen, sondern auch Kohl mit seinen Spendierhosen. In den besseren Zeiten hätte vorgesorgt werden müssen.

(Und jetzt, wo wir endlich wieder einen zarten Aufschwung haben, der nicht mehr lange anhalten wird, dürfen wir die Ausgaben nicht sofort wieder erhöhen.)

Man denke nur an die Abschaffung der "Steuer auf Beteiligungsgewinne" im Jahr 2002. Dadurch stieg z.B. der Aktienkurs der Münchner Rück um 20 Prozent. Schon interessant, dass genau dieses Institut jetzt wieder durch Steueränderungen 400 Millionen Euro in die Kasse gespült bekam.

Also ich gehöre ja so wenig zum inneren Zirkel wie Du, aber ich glaube eigentlich, daß auch Steuersenkungen letztlich auf eine Erhöhung der absoluten Staatseinnahmen abzielen. Die Lafferkurve geistert immer noch durch die Politikergehirne.
 

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