Anmerkung: Um der mitlerweile doch recht oft zitierten "Forenflaute" entgegenzuwirken, habe ich mir erlaubt, den folgenden, von mir verfassten Thread von www.esoterikboard.de parallel auch hier zu eröffnen. Da das Esoterikboard momentan eh unter Beitragsmangel leidet und hier ein Bedarf an dem Thema bestehen könnte, hielt ich dieses Vorgehen für sinnvoll. Sollte sich dies mit den Regeln des Forums nicht vereinbaren lassen, so bitte ich um Entschuldigung.
Andernfalls viel Spaß mit dem folgenden Thema
Konnichiwa allerseits
Motiviert durch einige Gespräche und Überlegungen zum Nebeneinander verschiedener Konfessionen, möchte ich dieses Forum nutzen und hier einen Meinungsaustausch zum Thema "Was ist Spiritualität?" anregen.
Was ist Spiritualität, bzw was versteht Ihr darunter?
Sicher könnte man das ganze auch seehr theoretisch und philosophisch angehen, es wäre doch aber einmal interessant zu erfahren, wie der einzelne Boarduser hier Spiritualität (er-)lebt.
Um den Einstieg in die Thematik vielleicht etwas zu erleichtern, habe ich mir vorab einige Gedanken gemacht, über das "was" bzw "wie" von Spiritualität und hoffe, dass sie diskussionfördernd wirken.
Zunächst hätten wir da als Erstes die
konfessionelle Spiritualität
Kennzeichnende Vorraussetzung ist hier die Mitgliedschaft (oder ehemalige Mitgliedschaft bei Beibehaltung der Werte- und Moralvorstellungen der jeweiligen Glaubensgemeinschaft).
Durch eine zunehmend kritische Haltung der Gesellschaft, die entweder rein materialistisch motiviert oder von anderen Trostsystemen geprägt ist, hat die konfessionelle Spiritualität, besonders im Christentum, an Beliebtheit verloren.
Entgegen der daher oft angenommenen Vermutung, "die Kirchen" hätten nichts mehr zu "bieten", sind die Methoden der konfessionell geprägten Spiritualität erstaunlich vielfältig:
Rosenkranzgebet wie Gebete, Rezitationen und Mantras allgemein, Hesychasmus, Kontemplation, Ikonenverehrung, Meditation finden durchaus noch in verschiedenen religiösen Lehren ihren Platz.
Ziel der Pratizierenden solcher Methoden sind in der Regel das Erleben und die Erfahrung transzendentaler oder mystischer Zustände im Rahmen ihrer Religion.
Vorteile dieser Form von Spiritualität sind sicherlich die doch noch
relativ große Anerkennung (Beispielsweise die in islamisch geprägten Ländern zu findende Selbstverständlichkeit des täglichen öffentlichen Gebetsrufs) oder zumindest Duldung religiös-spiritueller Tätigkeit in der Öffentlichkeit (...solange man etwa in Mitteleuropa nicht gerade mit einem Drei-Kilo-Kruzifix um den Hals herumläuft ).
Zum anderen ist sicher auch die Einbindung in eine größere Gemeinschaft von "Gleichgesinnten" ein gewisser Motivationsfaktor für den Beitritt in Konfessionen oder Religionen. Die Religionen profitieren also gewissermaßen oft von der "Massentauglichkeit" bzw dem Bedürfnis der Menschen einer großen, anerkannten Gruppe anzugehören, während kleinere Gruppierungen und Sekten auf andere "Werbemethoden" wie etwa Exklusivität ("Du bist auserwählt zu uns zu gehören")
und elitärem Denken (Gottmenschen, Gemeinschaft der Heiligen) zurückgreifen.
Oft empfundener Nachteildieser religiösen Spiritualität:
Eigenes Empfinden und Erfahren ist oft einer Lehre oder einem
Dogma unterzuordnen, was nicht in den theologischen "Rahmen"
der jeweiligen Gruppierung passt wird ignoriert oder sogar als
schädlich angesehen - ebenso wie eventuell auch kritische
Äußerungen nicht gerne gesehen werden, wobei es jedoch auch
erstaunlich offene und kritikfreudige Formen der konfessionellen Spiritualität gibt.
Andere Vorstellungen finden sich in
erlebnisorientierter Spiritualität,
was sich im Allgemeinen mit dem deckt, was man auch als "Esoteriker" bezeichnet, oder "New Age Bewegung" nennt.
Kennzeichnendes Merkmal der meisten Spielarten der Spiritualität dieses
Typs ist ein klarer "Actionfaktor" - es gibt etwas zu erleben!
Daher sind auch die Methoden der erlebnisorientierten Spiritualität
äußerst vielseitig: Aurafotografie, Pendeln, Gläserrücken, Lichtnahrung,
Psi-Bälle, Pyramideneffekt, Lichtkörperprozess, Astralreisen, einen Guru
haben, ökologische Ernährung, einem Swami die Zehen küssen, Rückführungen, entgiftetende Sprossen in die Ohren stecken, Gruppenmeditation, Schamanencamps...das Angebot ist riesig und bedient gleichzeitig einen sich erweiternden Markt und Wirtschaftszweig.
Auch wenn viele Seminarveranstalter anderes versprechen, etwa "geistige Erleuchtung", "die Erfahrung spiritueller Kraft",
"Grenzenlosigkeit der Wahrnehmung" und ähnliches - als deutliches
Ziel vieler erlebnisorientierter "Sucher" ist es Erfahrungen, (fast) gleich welcher Art zu machen, man ist eben neugierig und das ist ja nicht von vornherein schlecht
Klarer Vorteil bei spirituellem Interesse dieser Art: Es ist für jeden etwas dabei, ob abgehoben oder erdverbunden, es gibt viel zu machen - überhaupt steht das Erleben des einzelnen Individuums im Vordergrund, egal ob in einem Meidtationskreis oder alleiniger Tätigkeit
(oder, wie auf einem Button steht den ich irgendwoher habe: "Es gibt viel zu tun - beten wir an!" ). Personen die sich solcherart beschäftigen sind oft sehr interessant, haben zu fast jedem Thema etwas zu sagen und vor allem zahlreiche persönliche Erfahrungen zu berichten.
Ein Abend in Gesellschaft von "Spirituell-Erlebnisorientierten" wird also
nicht so schnell langweilig 8)
Ein leider oft ebenfalls bestehender Nachteil dabei, der besonders den Zuhörern auffallen mag liegt darin, dass die Form der Spiritualität fast schon zu Vielseitig ist. So weiss man von allem ein wenig, man
"hat mal gelesen"..."ich habe gehört"...."hey, das habe ich mal gemacht, so zwei Wochen oder so...." und eine Basis wirklich tiefgreifender Kenntnisse kann aufgrund des "Erfahrungs-Overkills" oft nicht Fuß fassen.
Manche mag diese "Halbherzigkeit" oder "Flatterhaftigkeit" enttäuschen, es kann aber dennoch nicht schaden, solch einen Menschen im Bekanntenkreis zu haben, so ist man nämlich stets auf dem neuesten Stand darüber, was gerade "In" ist in der "New-Age-Szene". Etwas Ermüdung kann dabei allerdings durchaus auftreten
Oh, und natürlich ist auch der aktive Spirituelle ebenso wie der konfessionelle nicht vor den Unbilen der modernen Konsumgesellschaft geschützt - wo der eine in Lourdes zu Marienfiguren und Jesusbildchen
greift, fühlt sich der andere von seiner "inneren Stimme" motiviert,
energetisierte Flußkiesel und Atlantiskristalle zu erwerben.
So werden mit spirituellem Interesse rein materielle Geldbeutel geleert... :shock:
Ziemlich unkommerziell und statt vielfältiger Kenntnis eher auf innere
Erkenntnis hoffend, findet sich die Form der existenziellen oder
philosophischen Spiritualität gewissermaßen genau am entgegengesetzen Ende des Trends wieder.
Menschen die sich der philosophischen Spiritualität verschrieben haben, halten im Allgemeinen eher wenig von den Phänomenen und Themen die einen eher erlebnisorientierten Spirituellen zu begeistern vermögen.
Sie sehen sich oft als Suchende oder Mystiker auf einem Weg persönlicher Individuation und Entwicklung.
Ihre Methoden sind, je nachdem ob sie eher zu einer geisteswissenschaftlichen oder mystischen Weltsicht tendieren, entweder strikte (Selbst-)Analyse und stetes Nachsinnen, oder aber Meditationsformen die keine "spektakulären" Effekte wie Levitation oder innere Visionen auslösen.
Ziel ist, je nach Ausrichtung, eine eher intellektuell-philosophische "Selbsterkenntis" oder eine finale mystische Erfahrung (Unio Mystica/Erleuchtung....)
Sicherlich als Vorteil dieses Denkungs- und Lebensart ist es anzusehen, dass ausschließlich ein Themengebiet ausführlich, manchmal ein Leben lang studiert wird. So bilden dann auch die Vorstellungen dieser Menschen ein in sich recht schlüssiges System, dem man, so Interesse daran besteht, in der Regel recht gut folgen kann. Von der "Flatterhaftigkeit" wie sie bei action-orientierten Suchenden vorherrscht, ist hier meist wenig, bis nichts zu finden, diese Menschen wirken meist sehr konzentriert und ernsthaft.
Nachteilig könnte sich aber eben genau diese Tendenz auf Zuhörer auswikrn, denn die Reden/Lehren der philosophischen Spirituellen, können
"somewhat dry" (staubtrocken) sein (wie ich es einmal so treffend in einer englischsprachigen Kommentierung der Werke Jiddu Krishnamurtis las ). Selbst wenn man vielleicht einmal berichtenswerte Erfahrungen gemacht hat, die jeden erlebnisorientierten Zuhörer in helle Verzückung versetzen würden - in Kreisen philosophischer Sucher spricht man im allgemeinen nicht darüber (es sei denn vielleicht in gedicht, was aber für eben jene Zuhörer höchst unbefriedigend sein dürfte )
Als nächste Gruppe der spirituell Interessierten, finden sich Menschen, welche Spiritualität als eine Form erweiterte Naturwissenschaft sehen und daher vielleicht am treffendsten"Neue Wissenschaftler", genannt werden könnten. Sie sehen die verschiedenen Phänomene des menschlichen Geistes und das bisher Unerklärliche als Ressource des Wissens künftiger Generationen.
Die Methoden und Interessen dieser "neuen Wissenschaftler" entsprechen ihrem Weltbild: Sie sind begeistert von Quantentheorie und dem Tao der Physik, Tachyonenforschung und Nullpunktenergie, Pyramideneffekt, Masaru Emotos Entdeckungen über die Eigenschaften des Wassers, den Lotosblumeneffekt usw.
Eine ganzheitlichere gesündere, neue Welt zu entwerfen, Möglichkeiten zur Nutzung von Psi-Potential zu verbessern und durch diese eher technisch anmutenden Hilfen den Menschen global die Möglichkeit zu geben, körperlich und geistig gesund zu sein, um so genug Zeit einzusparen (die sonst durch Sorgen, Probleme und deren Behandlungen verloren) und den deart gewonnenen Luxus der "Eigen-Zeit" für sich selbst und seine persönliche Entwicklung nutzen zu können (weshalb diesem Typen die vorangegangenen, besonders wenn sie berufstätig sind, dankbar sein werden ) ist erklärtes Ziel dieser Gruppe.
Vorteile: Gespräche mit dem ganzheitlich-ökologisch-wirtschaftlich-wissenschaftlich denkenden Spirituellen können so oder so ausfallen. Im besten Falle hat er direkte und konkrete Ratschläge zur Verbesserung der eigenen Situation anzubieten, wobei es sich um die Anschaffung eines Zhi-Zhu-Energiespenders, die Nutzung von tachiyonisierten produkten gegen Migräne oder den Bau eines schadstoffreien Hauses handeln kann. In so einem neuen Wissenschaftler steckt neben einem "Öko" auch immer das Wissen/Forschen um geistig-seelische Zusammenhänge.
Eventuelle Nachteile bei der Ausseinandersetzung mit solch einem "esoterischen Forscher" lassen sich in der Regel durch gute Vorbereitung auf das Gespräch vermeiden. Sonst kann es nämlich passieren, dass einem die Energiequanten und Quarks didaktisch nur so um die Ohren gehauen werden, die Nennung des "Ganzfeld-Effektes" beim Zuhörer nur noch mentales weisses Rauschen auslöst und man am Ende zwar viel theoretisches gehört aber nur wenig begriffen hat :shock:
Als letzes zu nennen bleibt mir noch der "ungebundene Spirituelle"
der Spiritualität weder auf Esoterik-Messen, noch in Kirchen, Studierzimmern oder Laboratorien sucht. Er sieht bereits den Alltag als spirituelles Happening erster Güte an und wünscht sich auch nicht mehr, als mit der Natur in Einklang leben zu können und so die seiner Meinung nach direkteste Form geistig-seelischen Erlebens erfahren zu können.
Unter den Anhängern dieser "Bewegung" finden sich demzufolge auch viele Neo-Heiden, die sich nicht als religiöse Gruppe begreifen wie es bei einigen Wicca-Coven der Fall ist und auch manch Anhänger der "schwarzen Romantik" mag sich in diesem "Kurzprofil" wiederfinden.
Methoden/Ziel: Der Weg entsteht beim gehen, der Weg ist das Ziel, also immer schön auf die kleinen Dinge im Alltag achten und bewusst durchs Leben gehen, mehr braucht es nicht
Und außer mal einen Baum zu umarmen oder sich in einen erfrischenden Regenschauer zu stellen braucht es auch keine Rituale, Geräte oder ähnliches.
Vorteil:Die "Unabhängigen" sind meist sehr weltoffen, lernen freudig und lassen sich viel erzählen, sie sind mehr noch als die "Erlebnisorientierten" (die meist selbst etwas berichten wollen) sehr gute Zuhörer. Er kritisiert selten die Meinung Anderer und ist oft sehr hilfsbereit (ohne das gleich medienwirksam "tätige Nächstenliebe" zu nennen)
Nachteil: Allerdings können auch die Unabhängigen dogmatisch sein. Wenn man etwa nicht sichtbar etwas für die Natur übrig hat, sondern ("Gott bewahre") absolut immun gegen die spirituellen Eindrücke und Energien von Landschaftspanoramen ist, dann könnte das zu einem heftigen Disput wegen der "unspirituellen Einstellung" zu Alltag und Natur geben. Manchmal mag ihre emotionale Verzückung etwa angesichts eines Gänseblümchens für den begleitenden Betrachter auch einfach nur nervig sein
So nun hoffe ich genug zum Nachdenken und zur spirituellen Erbauung beigetragen zu haben, euer spirituellest Selbstbild, sei es nun in den Profilen fixiert oder nicht, würde sicherlich auch die anderen Boardnutzer interessieren. Ich wünsche viel Freude bei Reflexion und Diskussion,
verbleibe mit freundlichen Grüßen und sage
<gassho>
Hona Sainara
Tenshin
Andernfalls viel Spaß mit dem folgenden Thema
Konnichiwa allerseits
Motiviert durch einige Gespräche und Überlegungen zum Nebeneinander verschiedener Konfessionen, möchte ich dieses Forum nutzen und hier einen Meinungsaustausch zum Thema "Was ist Spiritualität?" anregen.
Was ist Spiritualität, bzw was versteht Ihr darunter?
Sicher könnte man das ganze auch seehr theoretisch und philosophisch angehen, es wäre doch aber einmal interessant zu erfahren, wie der einzelne Boarduser hier Spiritualität (er-)lebt.
Um den Einstieg in die Thematik vielleicht etwas zu erleichtern, habe ich mir vorab einige Gedanken gemacht, über das "was" bzw "wie" von Spiritualität und hoffe, dass sie diskussionfördernd wirken.
Zunächst hätten wir da als Erstes die
konfessionelle Spiritualität
Kennzeichnende Vorraussetzung ist hier die Mitgliedschaft (oder ehemalige Mitgliedschaft bei Beibehaltung der Werte- und Moralvorstellungen der jeweiligen Glaubensgemeinschaft).
Durch eine zunehmend kritische Haltung der Gesellschaft, die entweder rein materialistisch motiviert oder von anderen Trostsystemen geprägt ist, hat die konfessionelle Spiritualität, besonders im Christentum, an Beliebtheit verloren.
Entgegen der daher oft angenommenen Vermutung, "die Kirchen" hätten nichts mehr zu "bieten", sind die Methoden der konfessionell geprägten Spiritualität erstaunlich vielfältig:
Rosenkranzgebet wie Gebete, Rezitationen und Mantras allgemein, Hesychasmus, Kontemplation, Ikonenverehrung, Meditation finden durchaus noch in verschiedenen religiösen Lehren ihren Platz.
Ziel der Pratizierenden solcher Methoden sind in der Regel das Erleben und die Erfahrung transzendentaler oder mystischer Zustände im Rahmen ihrer Religion.
Vorteile dieser Form von Spiritualität sind sicherlich die doch noch
relativ große Anerkennung (Beispielsweise die in islamisch geprägten Ländern zu findende Selbstverständlichkeit des täglichen öffentlichen Gebetsrufs) oder zumindest Duldung religiös-spiritueller Tätigkeit in der Öffentlichkeit (...solange man etwa in Mitteleuropa nicht gerade mit einem Drei-Kilo-Kruzifix um den Hals herumläuft ).
Zum anderen ist sicher auch die Einbindung in eine größere Gemeinschaft von "Gleichgesinnten" ein gewisser Motivationsfaktor für den Beitritt in Konfessionen oder Religionen. Die Religionen profitieren also gewissermaßen oft von der "Massentauglichkeit" bzw dem Bedürfnis der Menschen einer großen, anerkannten Gruppe anzugehören, während kleinere Gruppierungen und Sekten auf andere "Werbemethoden" wie etwa Exklusivität ("Du bist auserwählt zu uns zu gehören")
und elitärem Denken (Gottmenschen, Gemeinschaft der Heiligen) zurückgreifen.
Oft empfundener Nachteildieser religiösen Spiritualität:
Eigenes Empfinden und Erfahren ist oft einer Lehre oder einem
Dogma unterzuordnen, was nicht in den theologischen "Rahmen"
der jeweiligen Gruppierung passt wird ignoriert oder sogar als
schädlich angesehen - ebenso wie eventuell auch kritische
Äußerungen nicht gerne gesehen werden, wobei es jedoch auch
erstaunlich offene und kritikfreudige Formen der konfessionellen Spiritualität gibt.
Andere Vorstellungen finden sich in
erlebnisorientierter Spiritualität,
was sich im Allgemeinen mit dem deckt, was man auch als "Esoteriker" bezeichnet, oder "New Age Bewegung" nennt.
Kennzeichnendes Merkmal der meisten Spielarten der Spiritualität dieses
Typs ist ein klarer "Actionfaktor" - es gibt etwas zu erleben!
Daher sind auch die Methoden der erlebnisorientierten Spiritualität
äußerst vielseitig: Aurafotografie, Pendeln, Gläserrücken, Lichtnahrung,
Psi-Bälle, Pyramideneffekt, Lichtkörperprozess, Astralreisen, einen Guru
haben, ökologische Ernährung, einem Swami die Zehen küssen, Rückführungen, entgiftetende Sprossen in die Ohren stecken, Gruppenmeditation, Schamanencamps...das Angebot ist riesig und bedient gleichzeitig einen sich erweiternden Markt und Wirtschaftszweig.
Auch wenn viele Seminarveranstalter anderes versprechen, etwa "geistige Erleuchtung", "die Erfahrung spiritueller Kraft",
"Grenzenlosigkeit der Wahrnehmung" und ähnliches - als deutliches
Ziel vieler erlebnisorientierter "Sucher" ist es Erfahrungen, (fast) gleich welcher Art zu machen, man ist eben neugierig und das ist ja nicht von vornherein schlecht
Klarer Vorteil bei spirituellem Interesse dieser Art: Es ist für jeden etwas dabei, ob abgehoben oder erdverbunden, es gibt viel zu machen - überhaupt steht das Erleben des einzelnen Individuums im Vordergrund, egal ob in einem Meidtationskreis oder alleiniger Tätigkeit
(oder, wie auf einem Button steht den ich irgendwoher habe: "Es gibt viel zu tun - beten wir an!" ). Personen die sich solcherart beschäftigen sind oft sehr interessant, haben zu fast jedem Thema etwas zu sagen und vor allem zahlreiche persönliche Erfahrungen zu berichten.
Ein Abend in Gesellschaft von "Spirituell-Erlebnisorientierten" wird also
nicht so schnell langweilig 8)
Ein leider oft ebenfalls bestehender Nachteil dabei, der besonders den Zuhörern auffallen mag liegt darin, dass die Form der Spiritualität fast schon zu Vielseitig ist. So weiss man von allem ein wenig, man
"hat mal gelesen"..."ich habe gehört"...."hey, das habe ich mal gemacht, so zwei Wochen oder so...." und eine Basis wirklich tiefgreifender Kenntnisse kann aufgrund des "Erfahrungs-Overkills" oft nicht Fuß fassen.
Manche mag diese "Halbherzigkeit" oder "Flatterhaftigkeit" enttäuschen, es kann aber dennoch nicht schaden, solch einen Menschen im Bekanntenkreis zu haben, so ist man nämlich stets auf dem neuesten Stand darüber, was gerade "In" ist in der "New-Age-Szene". Etwas Ermüdung kann dabei allerdings durchaus auftreten
Oh, und natürlich ist auch der aktive Spirituelle ebenso wie der konfessionelle nicht vor den Unbilen der modernen Konsumgesellschaft geschützt - wo der eine in Lourdes zu Marienfiguren und Jesusbildchen
greift, fühlt sich der andere von seiner "inneren Stimme" motiviert,
energetisierte Flußkiesel und Atlantiskristalle zu erwerben.
So werden mit spirituellem Interesse rein materielle Geldbeutel geleert... :shock:
Ziemlich unkommerziell und statt vielfältiger Kenntnis eher auf innere
Erkenntnis hoffend, findet sich die Form der existenziellen oder
philosophischen Spiritualität gewissermaßen genau am entgegengesetzen Ende des Trends wieder.
Menschen die sich der philosophischen Spiritualität verschrieben haben, halten im Allgemeinen eher wenig von den Phänomenen und Themen die einen eher erlebnisorientierten Spirituellen zu begeistern vermögen.
Sie sehen sich oft als Suchende oder Mystiker auf einem Weg persönlicher Individuation und Entwicklung.
Ihre Methoden sind, je nachdem ob sie eher zu einer geisteswissenschaftlichen oder mystischen Weltsicht tendieren, entweder strikte (Selbst-)Analyse und stetes Nachsinnen, oder aber Meditationsformen die keine "spektakulären" Effekte wie Levitation oder innere Visionen auslösen.
Ziel ist, je nach Ausrichtung, eine eher intellektuell-philosophische "Selbsterkenntis" oder eine finale mystische Erfahrung (Unio Mystica/Erleuchtung....)
Sicherlich als Vorteil dieses Denkungs- und Lebensart ist es anzusehen, dass ausschließlich ein Themengebiet ausführlich, manchmal ein Leben lang studiert wird. So bilden dann auch die Vorstellungen dieser Menschen ein in sich recht schlüssiges System, dem man, so Interesse daran besteht, in der Regel recht gut folgen kann. Von der "Flatterhaftigkeit" wie sie bei action-orientierten Suchenden vorherrscht, ist hier meist wenig, bis nichts zu finden, diese Menschen wirken meist sehr konzentriert und ernsthaft.
Nachteilig könnte sich aber eben genau diese Tendenz auf Zuhörer auswikrn, denn die Reden/Lehren der philosophischen Spirituellen, können
"somewhat dry" (staubtrocken) sein (wie ich es einmal so treffend in einer englischsprachigen Kommentierung der Werke Jiddu Krishnamurtis las ). Selbst wenn man vielleicht einmal berichtenswerte Erfahrungen gemacht hat, die jeden erlebnisorientierten Zuhörer in helle Verzückung versetzen würden - in Kreisen philosophischer Sucher spricht man im allgemeinen nicht darüber (es sei denn vielleicht in gedicht, was aber für eben jene Zuhörer höchst unbefriedigend sein dürfte )
Als nächste Gruppe der spirituell Interessierten, finden sich Menschen, welche Spiritualität als eine Form erweiterte Naturwissenschaft sehen und daher vielleicht am treffendsten"Neue Wissenschaftler", genannt werden könnten. Sie sehen die verschiedenen Phänomene des menschlichen Geistes und das bisher Unerklärliche als Ressource des Wissens künftiger Generationen.
Die Methoden und Interessen dieser "neuen Wissenschaftler" entsprechen ihrem Weltbild: Sie sind begeistert von Quantentheorie und dem Tao der Physik, Tachyonenforschung und Nullpunktenergie, Pyramideneffekt, Masaru Emotos Entdeckungen über die Eigenschaften des Wassers, den Lotosblumeneffekt usw.
Eine ganzheitlichere gesündere, neue Welt zu entwerfen, Möglichkeiten zur Nutzung von Psi-Potential zu verbessern und durch diese eher technisch anmutenden Hilfen den Menschen global die Möglichkeit zu geben, körperlich und geistig gesund zu sein, um so genug Zeit einzusparen (die sonst durch Sorgen, Probleme und deren Behandlungen verloren) und den deart gewonnenen Luxus der "Eigen-Zeit" für sich selbst und seine persönliche Entwicklung nutzen zu können (weshalb diesem Typen die vorangegangenen, besonders wenn sie berufstätig sind, dankbar sein werden ) ist erklärtes Ziel dieser Gruppe.
Vorteile: Gespräche mit dem ganzheitlich-ökologisch-wirtschaftlich-wissenschaftlich denkenden Spirituellen können so oder so ausfallen. Im besten Falle hat er direkte und konkrete Ratschläge zur Verbesserung der eigenen Situation anzubieten, wobei es sich um die Anschaffung eines Zhi-Zhu-Energiespenders, die Nutzung von tachiyonisierten produkten gegen Migräne oder den Bau eines schadstoffreien Hauses handeln kann. In so einem neuen Wissenschaftler steckt neben einem "Öko" auch immer das Wissen/Forschen um geistig-seelische Zusammenhänge.
Eventuelle Nachteile bei der Ausseinandersetzung mit solch einem "esoterischen Forscher" lassen sich in der Regel durch gute Vorbereitung auf das Gespräch vermeiden. Sonst kann es nämlich passieren, dass einem die Energiequanten und Quarks didaktisch nur so um die Ohren gehauen werden, die Nennung des "Ganzfeld-Effektes" beim Zuhörer nur noch mentales weisses Rauschen auslöst und man am Ende zwar viel theoretisches gehört aber nur wenig begriffen hat :shock:
Als letzes zu nennen bleibt mir noch der "ungebundene Spirituelle"
der Spiritualität weder auf Esoterik-Messen, noch in Kirchen, Studierzimmern oder Laboratorien sucht. Er sieht bereits den Alltag als spirituelles Happening erster Güte an und wünscht sich auch nicht mehr, als mit der Natur in Einklang leben zu können und so die seiner Meinung nach direkteste Form geistig-seelischen Erlebens erfahren zu können.
Unter den Anhängern dieser "Bewegung" finden sich demzufolge auch viele Neo-Heiden, die sich nicht als religiöse Gruppe begreifen wie es bei einigen Wicca-Coven der Fall ist und auch manch Anhänger der "schwarzen Romantik" mag sich in diesem "Kurzprofil" wiederfinden.
Methoden/Ziel: Der Weg entsteht beim gehen, der Weg ist das Ziel, also immer schön auf die kleinen Dinge im Alltag achten und bewusst durchs Leben gehen, mehr braucht es nicht
Und außer mal einen Baum zu umarmen oder sich in einen erfrischenden Regenschauer zu stellen braucht es auch keine Rituale, Geräte oder ähnliches.
Vorteil:Die "Unabhängigen" sind meist sehr weltoffen, lernen freudig und lassen sich viel erzählen, sie sind mehr noch als die "Erlebnisorientierten" (die meist selbst etwas berichten wollen) sehr gute Zuhörer. Er kritisiert selten die Meinung Anderer und ist oft sehr hilfsbereit (ohne das gleich medienwirksam "tätige Nächstenliebe" zu nennen)
Nachteil: Allerdings können auch die Unabhängigen dogmatisch sein. Wenn man etwa nicht sichtbar etwas für die Natur übrig hat, sondern ("Gott bewahre") absolut immun gegen die spirituellen Eindrücke und Energien von Landschaftspanoramen ist, dann könnte das zu einem heftigen Disput wegen der "unspirituellen Einstellung" zu Alltag und Natur geben. Manchmal mag ihre emotionale Verzückung etwa angesichts eines Gänseblümchens für den begleitenden Betrachter auch einfach nur nervig sein
So nun hoffe ich genug zum Nachdenken und zur spirituellen Erbauung beigetragen zu haben, euer spirituellest Selbstbild, sei es nun in den Profilen fixiert oder nicht, würde sicherlich auch die anderen Boardnutzer interessieren. Ich wünsche viel Freude bei Reflexion und Diskussion,
verbleibe mit freundlichen Grüßen und sage
<gassho>
Hona Sainara
Tenshin