Was ist (eure) Spiritualität ?

racingrudi

Großmeister
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spiritualität ist. alles ist. manchmal denke ich, was treiben wir hier auf dieser unserer erde eigentlich für wirre spielchen. ist es nicht fast schon arrogant zu behaupten, wir wären zu irgendwas berufen und müssten uns auf die suche nach irgendwas höherem begeben, wenn man sich mal die unfassbare weite des universums vorstellt? warum sollte irgendwas gerade uns dafür auserkoren haben? die erde, ja unser sonnensystem ist da nur ein verschwindend kleiner krümel, der mich befürchten lässt, dass sich das ganze ohne den menschen trotzdem drehen würde. schließlich war der mensch ja nicht immer da. manchmal kommt mir der gedanke, dass alles, was wir als spirituell bezeichnen und praktizieren in letzter konsequenz ein streich unseres wabernden hirns darstellt. womöglich können wir durch keine der aufgezählten spirituellen formen das erreichen, was wir erhoffen, weil es schlichtweg unmöglich sein könnte - vom system nicht vorgesehen. könnte es sein, dass wir menschen und alles, was hier auf erden kreucht und fleucht eine art schicksalsgemeinschaft darstellen, die irgendwie ausgeliefert ist? es besteht die möglichkeit, dass wir im grunde auf einer stufe stehen mit der ameise - irgendwann zertreten vom großen huf des lebens. für sie wie für uns ist danach das spiel zuende. hm, irgendwie trostlos, oder? ist dann spiritualität nichts anderes, als das klammern an die hoffnung, doch irgendwo irgendwie einen sinn in dem ganzen treiben hier zu finden? und doch stoßen wir in schöner regelmäßigkeit an die grenzen unseres verstands. entweder er geht uns verloren oder wir kommen zurück auf das ursprüngliche, das das irdische hier und jetzt ausmacht: ernährung, fortpflanzung, erhaltung der spezies.

das ist ein ansatz. der materialistische.
und doch muss es etwas übergeordnetes geben - eben das, was für das ganze hier verantwortlich ist. irgendwann muss mal irgendwas losgetreten worden sein. und irgendwas verhindert, begriffe wie nichts oder ewigkeit verarbeiten zu können. nicht von der hand zu weisen sind begebenheiten, die beweisen, dass sich etwas einmischt und uns ungläubig dastehen lässt. nur zu viele unerklärliche dinge passieren. könnte es doch so sein, dass die obige darstellung nur der missglückte versuch darstellt, sich damit auseinanderzusetzen? viele schriften der vergangenheit deuten darauf hin, dass es doch möglich sein könnte, einen weg zu dieser "schöpferkraft" zu finden. ist es der weg, der zur erkenntnis führt? oder ist es erst der "schlusspfiff"? der tritt auf die ameise? gibt es nur einen weg? dürfen wir diesen weg überhaupt gehen? was, wenn wir für diesen weg unser diesseits aufgeben? in letzter konsequenz hätte vollkommene suche nach dem weg zufolge, dass wir uns nicht mehr ausreichend der erhaltung der gattung widmen könnten. ist das die letzte konsequenz?

hm, schwierig.
:O_O:

............. (nein, ich nehm keine drogen) :wink:

jau, vielleicht sollte ich mich mehr mit spiritualität auseinandersetzen, um zumindest mal den wegzeiger zu erkennen (der philosophische ansatz ist jedenfalls vorhanden). schaunmermal.

zu den eingangs angesprochenen formen der spiritualität: die grenzen sind wohl fließend, viele praktiken ähneln sich, der effekt ist sehr oft derselbe, nur wird er eben unter anderem "deckmäntelchen" erzielt. an sich kann es nur "eine wahre spiritualität" geben, oder sehe ich das falsch?

nichts für ungut,
best wishes,
rg
 

Lyle

Großmeister
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an sich kann es nur "eine wahre spiritualität" geben, oder sehe ich das falsch?
Die Antwort davon ab, wen Du fragst. Wenn ich z.B. mal Tarvoc aus einem anderen Thema zitieren darf
Tarvoc schrieb:
Da sind keine zwei Dinge in der Welt, die gleich sind.
Ich hingegen unterscheide zwei Kategorien: Die eine führt Dich zu Gott, die andere nicht
 

Gestreift

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gloeckle schrieb:
Du sprichst über sehr viel.
Bist du im Besitz der objektiven, allgemeinen Wahrheit?

Hallo gloeckle! Ganz schön freche Frage, finde ich. :wink:

Wenn ich Tarvocs Beiträge lese, dann muss ich immer an Markoff Chaney denken. Ich will Tarvoc nicht in eine Schublade packen, ich möchte nur sagen, dass er mich an Markoff Chaney erinnert. Kennst Du Markoff Chaney?

Zum Topic:

Moin Tenshin! :D

Ich musste erstmal lange in mich gehen und prüfen, was ich hier schreiben könnte. Der Zweck den Du u. a. verfolgst, ist imho ein beachtlicher. Ich habe dich so verstanden, dass man sich mitteilt, damit die anderen, wenn sie den Beitrag lesen, ein besseres Verständnis für so manches, was man von sich gibt, haben.

Interessante Überlegungen, die Du da mit deinen Kategorien aufgestellt hast. Ich möchte mich in keine der vorhandenen einordnen, sondern überlasse die Zuordnung dem geneigten Leser.

Da stehe ich nun ich armer Tor und soll referieren über das, worüber man nicht reden kann.

Eine meiner ersten tiefen spirituellen Erfahrungen, war die, das ich alleine bin. Nicht im Sinne von Einsamkeit, sondern im Sinne von:

Ich werde alleine sterben, niemand anderes wird für mich sterben.

Ich denke, dieser Satz macht eventuell deutlich, was ich meine.

Wandere alleine; trage das Licht und deinen Stab.
Und sei ein Licht von solchem Glanz, daß kein Mensch dich erkenne.
Sei nicht durch irgend etwas bewegt, außen oder innen:
bewahre Schweigen auf allen Wegen.
Quelle: Das Buch Thoth, Aleister Crowley

Und ich ging meinen Weg weiter.

Mit der Zeit kam ich zu der Erkenntnis, dass es nichts gibt, was ich wirklich wissen kann, da ich die Realität nur gefiltert wahrnehme. Selbst die Wahrnehmung meiner Selbst, kann nur Illusion sein. Ich erkannte, dass ich trotz meiner Kenntnisse nichts wusste.

Wisse nichts!
Für die Unschuld sind alle Wege erlaubt!
Reine Torheit ist der Schlüssel zur Einweihung!
Schweigen dringt in die Verzückung ein!
Sei weder Mann noch Frau, sei beides in einem!
Sei still, kleines Kind im blauen Ei, auf dass Du wachsen mögest, um die Lanze und den Gral zu tragen!
Wandere allein, und singe! Im Palast des Königs erwartet dich seine Tochter.
Quelle: Das Buch Thoth, Aleister Crowley

Und ich ging meinen Weg weiter.

Ich kam zu der Erkenntnis, dass ich durch meine katholische Erziehung soweit konditioniert war, dass ich zunächst eine Dekonditierung durchführen musste, um von diesem unendlichen Leid und der Sklavenmoral, die der katholische Glaube impliziert, wegzukommen.
Nachdem ich diesen Prozess durchlaufen hatte, stelle ich mir seitdem die Frage nicht mehr, ob es einen allmächtigen Gott gibt oder nicht. Seitdem weiß ich auch, dass es an mir liegt, ob ich Leide oder nicht. Nicht das Dasein erzeugt das Leiden, sondern die Sicht auf selbiges.

Gleiche jeden Gedanken durch seinen genauen Gegensatz aus.
Denn die Vermählung dieser beiden ist die vernichtung der Illusion.
Quelle: Das Buch Thoth, Aleister Crowley

Wer da sagt: Schön / schafft zugleich: Unschön.
Wer da sagt: Gut / schafft zugleich: Ungut.
Bestehen bedingt Nichtbestehen.
Verworren bedingt Einfach.
Hoch bedingt Nieder.
Laut bedingt Leise.
Bedingt bedingt Unbedingt.
Jetzt bedingt Einst.
Also der Erwachte:
Er wirkt / ohne zu werken.
Er sagt / ohne zu reden.
Er trägt alle Dinge in sich zur Einheit beschlossen.
Er erzeugt / doch besitzt nicht.
Er vollendet Leben / beansprucht nicht Erfolg.
Weil er nicht beansprucht /erleidet er nie Verlust.
Quelle: Tao Te King, nach der Übersetzung von Walter Jerven

Und ich ging meinen Weg weiter.

Eine weitere spirituelle Erfahrung war, das ich erkannte, dass es mein innerer Widerstand war, der mich daran hinderte, mich zu befreien und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Ich war starr wie Fels. Das war nicht gut. Ich musste so werden, wie Wasser. Ich erkannte zudem, dass so vieles, was ich tue fremdbestimmt ist. Ich schätze mal, das 95 % dessen, was ich tue fremdbestimmt ist. Das fängt damit an, dass ich auf die Toilette gehe und hört damit auf, was ich denke. Bin denn Ich es, der auf Toilette muss? Nein, es ist mein Körper, der danach verlangt. Bin ich denn die Gedanken, die mir tagsüber durch den Kopf gehen? Nein, sie kommen und gehen, ohne, dass ich es wirklich wollte.

Nichts auf der Welt ist weicher und schwächer als Wasser
und dennoch zermürbt es das härteste und stärkste Gestein
- weil es ausdauernd ist.
Daß Schwaches über Starkes siegt und das Flexible das Starre bezwingt,
weiß jeder.
Quelle: Tao Te King, nach der Übersetzung von Matthias Claus

Nun stehe ich hier!
Es gäbe vielleicht noch ein zwei Dinge, über die ich berichten könnte, aber ich denke, es ist manchmal besser zu wissen, zu wagen, zu wollen und zu schweigen.

Habe übrigens alle anderen Beiträge mit großem Interesse gelesen. Habt Dank ihr alle, die ihr euch offenbart habt.
 

Tarvoc

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Gestreift schrieb:
Wenn ich Tarvocs Beiträge lese, dann muss ich immer an Markoff Chaney denken.

Wow! Danke für das Kompliment! :D

Übrigends danke für die Beschreibung deines Weges. Sie hilft mir sehr weiter. :D
 

Tenshin

Großmeister
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Konnichiwa gestreift-san :D

Gestreift schrieb:
Moin Tenshin! :D
Ich musste erstmal lange in mich gehen und prüfen, was ich hier schreiben könnte. Der Zweck den Du u. a. verfolgst, ist imho ein beachtlicher. Ich habe dich so verstanden, dass man sich mitteilt, damit die anderen, wenn sie den Beitrag lesen, ein besseres Verständnis für so manches, was man von sich gibt, haben.

Nunja ich dachte einfach, es wäre interessant zu erfahren, wie in etwa das "spirituelle Selbstbild" der werten Mituser aussieht, ob sie sich in einem der von mir genannten Typen direkt wiederfindet, als Synthese oder Gegenteil von ihnen...manchem mag der Beitrag ja sogar völlig missfallen, was ebenfalls nicht seinem Sinn entgegenstünde. :wink:

In diesem Sinne bedanke ich mich für die "Blumen"

mache

<gassho>

und sage

Hona Sainara

Tenshin
 

Gestreift

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Tarvoc schrieb:
Wow! Danke für das Kompliment!

Nicht dafür. :mrgreen:
Ich habe zu danken, für deine Beiträge. :D

Tarvoc schrieb:
Übrigends danke für die Beschreibung deines Weges. Sie hilft mir sehr weiter.

Das ist natürlich in gewisser Hinsicht erfreulich. Auch wenn ich mir bei dir diesen Hinweis wahrscheinlich sparen kann, möchte ich dich trotzdem bitten, immer skeptisch zu sein, auch gegenüber dem, was ich schreibe.

Danke.
 

Tarvoc

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Gestreift schrieb:
Ich habe zu danken, für deine Beiträge. :D

Auch gut.
Danken wir uns gegenseitig.

Gestreift schrieb:
Auch wenn ich mir bei dir diesen Hinweis wahrscheinlich sparen kann, möchte ich dich trotzdem bitten, immer skeptisch zu sein, auch gegenüber dem, was ich schreibe.

Natürlich! Aber immer daran denken:

Da ist nur ein Weg und das ist Dein Weg.
Da ist nur ein Weg und das ist Mein Weg.

Und wie du diese zwei Sätze interpretierst, bleibt dir überlassen... ;)
 

Choronzon

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:) Spiritualität ist eben Universal. Gott ist allsein.Aber du weisst dies sicher längst,lieber Ten.Ich hoffe ,dir geht es gut.

Cho
 

Tarvoc

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Choronzon schrieb:
Du bist eben noch nicht soweit.

Siehst du, du sagst es hier ja selbst:
Der Gott der Welt heißt "Unterschied". ;) :lol:

Wenn du glaubst, dass es Leute gibt, die noch nicht "soweit" sind,
dann bist du wohl noch nicht "soweit". ;)


Der Zen-Tempelpriester

Jefferson hatte die Tiefen des Lebens bis zu einem Punkt erlebt, an dem er ein neues Leben zu führen begann. Er behandelte nun seinen Körper und Geist als Einheit, statt sie wie früher getrennt zu betrachten. Als er erfuhr, dass sich in seiner Nähe ein Zen-Tempel befand, ging er hin und ersuchte um Aufnahme als Schüler. Der Tempelpriester schickte ihn jedoch heim mit der Begründung, der Aufnahmetermin für neue Schüler sei vorbei. Er erklärte dazu: "Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt."
Da Jefferson aber wusstem dass jetzt der einzig richtige Zeitpunkt ist, begriff er, dass der Tempelpriester noch nicht bereit war.

(Camden Benares, "Zen ohne Zenmeister")

Tja - wir müssen wohl beide noch viel lernen. ;) :lol:
 

Choronzon

Erleuchteter
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Das scheint mir ziemlich engstirnig gefasst zu sein.
Bist du Mathematiker?Mein Beileid.
Gedanken sind viel mehr als nur Formeln.
 

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