Z schrieb:
Klingt in sofern einleuchtend, nur daß es die Voraussetzung benötigt, daß dieser Fanatiker stärker von Geheimdiensten wahrgenommen würde, als Tausend andere Fanatiker. Mir fällt schwer einen Grund darin zu sehen, wieso ausgerechnte Atta stärker von Geheimdiensten wahrgenommen würde, als Tausend andere.
Oder... die Geheimdienste "kümmern" sich um Tausende von Fanatikern. Wobei dies dann ganz sicher keine Angelegenheit einer US-Regierung wäre, sondern eine Angelegenheit von quasi jeder Regierung. Sie finanzieren und unterstützen auch Feinde, um halt überhaupt Feinde zu haben. Was aber insofern eh bekannt ist, als daß die USA nunmal in den 80ern z.b. Saddam Hussein und die Taliban stark unterstützt haben. Ist dann die Frage, ob sie das in den letzten 10 Jahren getan haben, überhaupt noch von großem Belang?
Die Frage ist natürlich auch, ob Atta in seinen Anschlagsideen wirklich von Geheimdienstlern "instruiert" wäre, wie Du behauptest. Wieso soll ein durchschnittlicher Ingenieur mit ein paar Kumpels nicht selber auf diese Idee kommen können, zumal es ja sogar eine Romanvorlage gab? Wieso soll er das nicht lieber mit Gleichgesinnten durchgesprochen haben, als mit Geheimdienstlern?
Bei dieser Theorie waren Atta und die anderen "echte" Fanatiker und sind wirklich in die Türme geflogen. Diese Theorie würde allerdings nicht den westlichen und sehr auffälligen Lebensstil in den Tagen vor den Anschlägen erklären und auch nicht, dass alle so schlecht fliegen konnten, ebensowenig, dass Atta noch am Vortag 10.000 USD vom ISI überiwesen wurden
Wobei ich für diese Punkte "einfachere" Theorien hätte, als bei vielen anderen Fragen. Schlecht fliegen reicht definitiv aus, um einen Turm zu erwischen. Einen anderen Lebensstil nochmal kurz vorm Einzug ins Paradies, wo er eh in Saus und Braus leben wird... wieso nicht? Das ist ja der lustige Widerspruch, daß das Paradies der islamischen Märtyrer für mich mehr nach westlichen Lotterleben klingt, als nach allem anderen. Zum letzten Punkt kann ich allerdings nichts sagen.
Theorie b)
Atta wird irgendwann mal von einem Geheimdienst rekrutiert um einen Anschlag zu inszenieren. Er tut für sein Umfeld und die spätere Öffentlichkeit so, als sei er plötzlich ziemlich fanatisch.
Den letzten Punkt halte ich für äusserst schwierig. Es geht ja hier nicht um Tage oder Wochen, sondern um viele, viele Jahre. Jahrelang nur so zu tun, als wäre man sehr fanatisch, und das letztlich 24 Stunden am Tag... das klingt für mich aus psychologischer Sicht extrem schwierig.
In der Vorbereitungsphase nimmt er Alibi-Flugstunden und hinterlässt bewusst Spuren von seiner Person in Amerika, betont auffällig oft, dass er Flugzeugpilot sei, immer im Hinterkopf, dass alles nur inszeniert ist.
Aber die Vorbereitungsphase müsste doch wohl eher die Zeit der "Einschleusung" sein - also der Beginn des angeblichen Fundamentalismus im Leben als Student. Und das begann doch weit vor den vorbereitenden Tätigkeiten auf 9/11, oder?
Weil er das alles nur spielt und nicht wirklich ein fanatischer Moslem ist, trinkt er und spielt und verhält sich ganz und garnicht unauffällig (-> er weiss ja, dass man ihn gewähren lässt und ihm nofalls Rückendekcung gibt).
Äh - aber das ist doch nur für die Tage vor dem Anschlag nachgewiesen. Für die langen Jahre davor eben nicht - im Gegenteil, oder?! Ist die Frage, was die kompliziertere Theorie ist. Ein Fanatiker, der sich seines Todes und Paradieaufenthalt sicher ist, und nochmal vorher kurz die Sau rauslässt, oder ein Maulwurf, der jahrelang eisern und diszipliniert ist, aber weniger Tage vor Auftragsende plötzlich nicht mehr durchhält, obwohl er in ein paar Tagen doch alles von seinen Auftraggebern bekommen würde - inkl einer neuen Identität?!
Am Tag vor den Anschlägen bekommt er seine 10.000 USD überwiesen. Am 11. September steigt er in Maryland die Boeing, die allerdings nicht nach Boston fliegt, sondern irgendwo anders landet. Falsche, vermutlich ferngesteuerte Flugzeuge steuern in die Türme. Die Leute, die angeblich umgekommen sind, also die Terroristen, die Crew und die Bordinsassen, waren gekauft oder Agenten und haben nun Tarnidentitäten und ausreichend Geld oder sind im Nachhinein erschossen worden (-> Operation Northwoods).
Also muss man Tausenden von Leuten ausreichend Geld zukommen lassen. Daß diese alle erschoßen worden wären... naja... das klingt schwer glaubhaft. Denn das müssten dann ja wieder hunderte von Militärs durchführen, die wiederum ein Sicherheitsproblem wären oder teuer erkauft werden müssten - oder werden die danach auch alle erschossen?! Nur dann brauchste ja wieder Leute, die die Erschießer erschießen?!
Hinzu kommt das Problem der Anwerbung. Jeden, den Du konkret anwirbst, der dann aber sagt "och neeee - ich will doch nicht bei diesem gefaketen Terroranschlag mitmachen - danke fürs Angebot" musst Du dann ja auch erschießen. Und diejenigen, die dann dabei sind, können sich doch ausrechnen, was ihnen blüht - sie würden Absicherungsmaßnahmen durchführen. Wohl nicht alle - aber einige. Das klingt so, als würdest Du glauben, diejenigen, die son Projekt managen sind perfekte (und vollkommen skrupellose) Planer, und die Mitarbeiter alle doof, wie Dosenbrot
Diese Inszenierung wäre zugegebenermaßen nicht so leicht durchführbar, aber sie würde einige (oder sogar alle) widersprüchlichen Gegebenheiten erklären und in einen logischen Zusammenhang bringen.
Dafür aber ja andere Widersprüchlichkeiten hervorbringen. Und diese Widersprüchlichkeiten sind nicht minder schwierig zu erklären - meines Erachtens sogar noch schwieriger zu erklären. Insbesondere die Zig-Tausend-Mann-Geheimhaltungs-Aktion. Als Mitarbeiter einer "zig-Tausend-Mann-Firma" ist es für mich nahezu unglaublich, daß so ein gewaltiges Projekt (also der Anschlag als solches) ohne erhebliche Mängel funktionieren kann. Die anschließende jahrelange Geheimhaltung ist noch unglaublicher. Meine Erfahrung: Je mehr Leute an einem Projekt beteiligt sind, desto schwieriger wird die Kommunikation. Und da gibt es schon riesige Unterschiede, wenn Dein Team 20 statt 5 Leute beinhaltet. Bei 1.000 statt 20... oje...
denn nicht jeder hat von den Fähigkeiten und der Reichweite bestimmter militärisch-industrieller und geheimdienstlicher Strukturen dieselben Vorstellungen wie ich.
Tja - ich finde jedenfalls Deinen Ansatz sehr irritierend, daß Du glaubst, daß bei militärischen Operationen von hunderten oder gar Tausenden Leuten alles dermaßen glatt laufen kann, wenn nunmal auch Zivilisten, Geheimdienstler oder eben nicht erfahrene Militärs dabei sind.
Im nichtmilitärisch-industriellen, also zivilen Sektor habe ich nämlich nicht nur Vorstellungen, sondern inzwischen fast ein Jahrzehnt Erfahrungen - insbesondere im großindustriellen Bereich. Und da wäre allein nur die Idee eines solchen Projekts mit Tausenden von Personen und exakten, minutiösen Abstimmungen geradezu lächerlich - ganz gleich, wieviel Geld Du den Beteiligten auch bietest. Das Militär bietet sicher den Vorteil, daß viele Soldaten einfach auf "Befehl" funktionieren. Aber bei einer solchen Verschwörung hättest Du ja offenbar viele Zivilisten dabei. Und die haben nie gelernt, Befehlen zu folgen.
Letztlich stellt sich die Frage, wie "simpel" eine solche Operation durchgeführt werden kann, und vor allem ohne Zivilisten (die funktionieren gar nicht), ohne unerfahrene Militärs (die funktionieren nur teilweise - siehe aktuelle Kriege) und mit nur sehr wenigen Geheimdienstlern (die machen alles kompliziert). Wenn eine solche rein militärische Operation mal dargestellt würde... dann würde ich vielleicht wenigstens die Chance zur Durchführung sehen.
Und gerade dieser Punkt ist für mich ein Hauptkritikpunkt, der bisher eigentlich immer so von den VT-Befürwortern beantwortet wird: Ach was - die kriegen das schon irgendwie hin.
Das ist mir einfach viel zu dünn.
gruß
Booth