Religiöse Absonderlichkeiten

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Satanisten werden ja gerne verteufelt.
In den USA haben sie interessante Wege gefunden, sich ins rechte Licht zu kämpfen.
Trump hat einen mächtigen Gegner herausgefordert: den Teufel persönlich. Seit er regiert, sind die Satanisten im Aufwind – handeln aber oft barmherziger als ihre christlichen Gegner.
Wie Satanisten für die Religionsfreiheit kämpfen

Zum Beispiel wollen sie ebenfalls Kinderprogramme an Schulen durchführen können, die für Christen selbstverständlich sind.
Die satanische Bewegung hat jedenfalls Genehmigungen für Kinderprogramme in Grundschulen von Seattle, Atlanta, Detroit und einem halben Dutzend anderer Großstädte beantragt. Die Teufelsanhänger wollen dort unter anderem Blasphemie lehren, als ganz bewusste Gegenbewegung »zum religiösen Eifer, der im ganzen Land völlig außer Kontrolle geraten ist«, wie die Gründerin des Satanischen Tempels von Seattle, Lilith Starr, findet. Die Schulen tun sich schwer, diese Anträge abzulehnen, denn die Satanisten berufen sich auf die Religionsfreiheit und können gegen die Ausgrenzung klagen.

Wer ist barmherzig? Wer hilft seinen Nächsten? Wer wendet sich gegen Gewalt?
Sogar der Teufel ist also nicht mehr der, der er einmal war: Diese Satanisten sammeln Socken für Obdachlose, engagieren sich gegen die medizinischen Falschinformationen in christlichen Schwangerschaftsberatungen, wo Schwangeren (entgegen aller medizinischen Beweise) eingeredet wird, Abtreibungen führten zu Brustkrebs und Unfruchtbarkeit, und kämpfen gegen körperliche Züchtigung in der Schule. »Wussten Sie, dass es in 19 Bundesstaaten legal ist, Kinder zu schlagen?« empört sich Lucien Greaves. »Mehr als 110000 Kinder werden jedes Jahr in amerikanischen Schulen geschlagen.« Die Satanisten stellten deshalb mitten im konservativen Texas eine riesige Anzeigentafel auf (»Lass dich nie wieder in der Schule schlagen! Mache von deinen religiösen Rechten Gebrauch!«), die prompt innerhalb von 24 Stunden niedergerissen wurde.
Die Aktionen zwischen Christen und Satanisten in den USA treiben bemerkenswerte Blüten.
 

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Christliche US-Schule schließt Schwangere von Zeugnisvergabe aus
Die Schwangerschaft der 18-Jährigen sei aber nicht der Grund für den Ausschluss, teilte Direktor David R. Hobbs auf der Homepage seiner Schule mit. Vielmehr sei es ihr "unmoralisches Verhalten".
Die Maßnahme sei als Ausdruck von Liebe zu verstehen. Heftig finde ich auch, dass der Direktor diese Maßnahme 'welt'öffentlich macht. Was für ein Schlag ins Gesicht für die Schülerin.
Aber braucht man sich da wundern? In 27 Bundesstaaten von "God's own country" ist noch die Kinderehe erlaubt.
 

Giacomo_S

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streicher schrieb:
Die Schwangerschaft der 18-Jährigen sei aber nicht der Grund für den Ausschluss, teilte Direktor David R. Hobbs auf der Homepage seiner Schule mit. Vielmehr sei es ihr "unmoralisches Verhalten".
Die Maßnahme sei als Ausdruck von Liebe zu verstehen. Heftig finde ich auch, dass der Direktor diese Maßnahme 'welt'öffentlich macht. Was für ein Schlag ins Gesicht für die Schülerin.

Was für ein scheinheiliges Ar...!
Und unchristlich noch dazu. Man sollte ihn öffentlich fragen: Wie hätte sich Jesus Christus in dieser Situation verhalten? Denn er ist der Maßstab und auf ihn berufen Sie sich!
Der Schülerin dagegen sei empfohlen, eine für die USA üblichen Millionenklagen einzureichen ...
 

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Da hast du so sehr recht: Der Rektor hat auf jeden Fall den ersten Stein geworfen. Auf der Homepage der Schule steht übrigens noch seine Stellungnahme: Statement from Principal Hobbs.
Zu lesen:
Let me clarify some facts. Maddi is being disciplined, not because she’s pregnant, but because she was immoral. The Student Pledge which every student from 5th grade through 12th grade signs states that this application of Philippians 4:8 “extends to my actions, such as protecting my body by abstaining from sexual immorality and from the use of alcohol, tobacco, and illegal drugs”. Heritage is also pleased that she has chosen to not abort her son. However, her immorality is the original choice she made that began this situation. Secondly, she will receive her diploma that she has earned.

Much has been said about grace. I believe that there are two kinds of grace: saving grace and living grace. One is concerning spiritual birth “once and for all” (Hebrews 9:12, 10:10) which demanded no effort on my part, because my Savior Jesus, finished this on His cross and from His empty tomb. The other kind of grace is spiritual growth that does demand my effort (2 Peter 3:18). It also includes discipline (Hebrews 12:5-11). A wise man told me that discipline is not the absence of love, but the application of love. We love Maddi Runkles. The best way to love her right now is to hold her accountable for her immorality that began this situation.


Schon oben habe ich als Konstrastpunkt dazu auf die Kinderehe hingewiesen. Dort wird eine Schülerin wegen ihrer "Unmoral" öffentlich an den Pranger gestellt. Auf der anderen Seite wird durch die Kinderehe (eine Verheiratung einer unter 14-Jährigen ist selbst in den USA kein Tabu) sogar die Vertuschung von schweren Verbrechen erleichtert. Statistik führt unchained at last.
Some children were wed at an age, or with a spousal age difference, that constitutes statutory rape under their state's laws.
Drastischer Fall: Da haben die Eltern entscheidend mitgespielt.
 

haruc

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Hmmm... ich kann die Schule schon irgendwo nachvollziehen, auf einer kategorischen Ebene, auch wenn ich die Regelungen in diesem konkreten Fall blödsinnig finde.

Wenn sich ein Schüler an seiner Schule zu bestimmten Verhaltensweisen verpflichtet, dann hat sich der Schüler zwecks Erfüllung des Vertrags daran zu halten. Was soll denn die Schule machen? - "Schwamm drüber, passiert jedem Mal"?

Eine Regel, die einmal gebrochen wurde ohne dass eine Sanktion erfolgt wäre, gilt in den Augen derer, die sie befolgen müssen, nicht mehr uneingeschränkt bzw kann prinzipiell infrage gestellt werden.

Die Folgen für die Disziplin an der Schule sind katastrophal, das habe ich selbst schon mal miterlebt.

Insofern: Unabhängig davon ob man die Regel gut findet oder nicht, der Schule bleibt gar nichts anderes übrig, als auf den Regelbruch zu reagieren. Ausschluss von schulischen Veranstaltungen ist auch bei uns ein ganz normales Mittel für mittelschwere Vergehen bzw wiederholte leichtere Regelbrüche.

@ What would Jesus do?

"Christliche Lösungen", also bagatellisieren und unter den Tisch fallen lassen, funktionieren in der Pädagogik nicht. Damit untergräbt man nur die eigene Autorität und Glaubwürdigkeit.
 

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haruc schrieb:
Insofern: Unabhängig davon ob man die Regel gut findet oder nicht, der Schule bleibt gar nichts anderes übrig, als auf den Regelbruch zu reagieren. Ausschluss von schulischen Veranstaltungen ist auch bei uns ein ganz normales Mittel für mittelschwere Vergehen bzw wiederholte leichtere Regelbrüche.
Nur: wo und wann geschieht der Regelbruch? Und von welcher Art ist er? Wenn ein Schüler/eine Schülerin durch Fehlverhalten mehrmals auffällt (z. B. Mitnahme von leichten Drogen in die Schule, Disziplinprobleme, etc.) und diese Person von einer Fahrt ausgeschlossen wird, erscheint es mir nachvollziehbar. Aber dabei handelt es sich um Dinge, die in der Schule, während der Schulzeit, vorgefallen sind.

Ich weiss es nicht, wie es in einer (fundamental) christlichen Schule abläuft: verpflichten sich die Schüler und Eltern für die Schule (auch außerhalb) der Schule per Vertrag zu einem Leben nach biblischen Vorgaben? Ist die Erziehung außerhalb der Schule nicht Aufgabe der Eltern? Ich finde, dass die Heritage-Academy über eine rote Linie hinausschießt. Sie hätte übrigens in ihrem Biologieunterricht Verhütung thematisieren können: das wird in der Schule sicher nicht getan. Häufiger als hier werden übrigens in den USA Teenager schwanger, und nicht selten in ganz strenggläubigen Kreisen.

Und wenn jemand mit den Schuljahren etwas freidenkerisch wird und hier und da seine Zweifel anbringt - wird der dann abgestraft? Von der Schule ausgeschlossen? An der oben genannten Schule kann ich mir das durchaus vorstellen.

Wenn die Schülerin alles verschwiegen hätte und insgeheim die Abtreibung gewählt hätte, dann hätte sie an der Zeugnisvergabe teilnehmen können. Wie interpretiert/versteht die Schülerin die Strafe? Sie hatte sich zuvor recht einwandfrei verhalten, war stets engagiert, und hat sich für das Leben des Kindes entschieden.

Meiner Meinung hätte die Schule auch anders reagieren können als sie öffentlich zu brandmarken: den Babybauch sieht man so oder so. Sie wird zu Hause und wahrscheinlich auch in ihrer freichristlichen Gemeinde schon einige schwierige Gespräche hinter sich haben.
 

Giacomo_S

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haruc schrieb:
Wenn sich ein Schüler an seiner Schule zu bestimmten Verhaltensweisen verpflichtet, dann hat sich der Schüler zwecks Erfüllung des Vertrags daran zu halten. Was soll denn die Schule machen? - "Schwamm drüber, passiert jedem Mal"?

Mit großer Wahrscheinlichkeit ist es nicht während der Schulzeit zu der Empfängnis gekommen, und wenn, dann war es ein Versagen der Lehrkörper.
Der Schüler hat sich i.d.R. nicht selbst zu den vorgegebenen Verhaltensweisen verpflichtet; seine Eltern haben es bestimmt. Und wenn man ihn, wie offenbar der Fall, für unmündig erklärt, dann kann man ihn auch nicht für sein Fehlverhalten verantwortlich machen.

Genauso ist es auch ein Versagen der Schule: Denn vielleicht kann man Jungfräulichkeit vor der Ehe einfordern, eine Privatsache bleibt es aber dennoch. Ungewollte Schwangerschaft ist kein Schicksal. Hätte man die Jugendlichen ordentlich in Sexualkunde aufgeklärt und über Verhütungsmittel belehrt, dann wäre es erst gar nicht so weit gekommen. Es ist richtig, dass eine Frau auch mit Verwendung von Verhütungsmitteln schwanger werden kann. Sonderlich wahrscheinlich ist es aber nicht.

Eine ungewollte Schwangerschaft einer jungen Frau ist schon zu allen Zeiten vorgekommen. Der erhobene Zeigerfinger ändert nichts, aber auch gar nichts an solchen Vorfällen und hat auch noch nie etwas daran geändert. Die Sexualität ist ein Bedürfnis wie Essen und Trinken. Man kann an ihrem Verlauf etwas bewirken, nicht aber an ihr selbst. Kommt es aber zu dem genannten "GAU", dann stellen sich Schule, Direktor und Christenmenschen hinter die Schülerin, denn es geht noch immer um den Menschen - und der hat immer Vorrang. Nicht zuletzt auch deshalb, weil das Kind letztlich auch aus einem Akt der Liebe entstand.

Eine solche Ablehnung aber auch noch öffentlich auf's Podest zu stellen ist unter aller Sau und an Selbstherrlichkeit kaum zu überbieten. Kennte ich die Schülerin, so würde ich ihr raten: Geh trotzdem zur Abschlussfeier und trage einen Streifenpulli, damit alle Deinen Bau noch deutlicher sehen können! Was werden sie denn tun können? Die Ordner, die Polizei rufen, damit sie Dich - als Schwangere! - abführen lassen? DAS sollen sie erst einmal wagen!

Nachtrag:
Sich auf den Hebräerbrief zu beziehen, ist ohnehin schwach, zumal keineswegs klar ist, ob es sich überhaupt um einen Paulusbrief handelt. Dem setze ich dieses Zitat entgegen:

"Wie kannst du zu deinem Bruder sagen: 'Halt still, ich will dir den Splitter aus dem Auge ziehen!' - siehst aber den Balken in deinem eigenen Auge nicht? Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge! Dann wirst du klar sehen und den Splitter aus dem Auge deines Bruders ziehen können."
Lukas 6, 42
 

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Giacomo_S schrieb:
Nachtrag:
Sich auf den Hebräerbrief zu beziehen, ist ohnehin schwach, zumal keineswegs klar ist, ob es sich überhaupt um einen Paulusbrief handelt.
Es ist schon überhaupt eigenartig, mit der "Liebe" zu argumentieren. Das gehört doch nicht in die erzieherische Pädagogik einer Schule. Der Rektor führt damit auch vor Augen, wie dehnbar der Begriff "Liebe" in der christlichen Lehre im Gebrauch ist.

Was den Paulus und die Briefe betrifft: mich erstaunt es immer wieder, wie wichtig diese Briefe im Nachhinein geachtet werden, sind sie doch Zeugnis davon, dass über die christliche Lehre noch intensiv gestritten wurde. Und in der Hinsicht gibt Paulus/Saulus, finde ich, in vieler Hinsicht ein sehr negatives Bild ab.
14 Denn, Brüder, ihr seid Nachahmer der Gemeinden Gottes geworden, die in Judäa sind in Christus Jesus, weil auch ihr dasselbe von den eigenen Landsleuten erlitten habt wie auch sie von den Juden,
15 die sowohl den Herrn Jesus als auch die Propheten getötet und uns verfolgt haben und Gott nicht gefallen und allen Menschen feindlich sind,
16 indem sie - um ihr Sündenmaß stets voll zu machen - uns wehren, zu den Nationen zu reden, damit die gerettet werden; aber der Zorn ist endgültig über sie gekommen.
Die Kollektivschuld an Jesu Tod trägt er den Juden zu, spricht ihnen das Wohlgefallen Gottes ab und die Feindlichkeit gegenüber allen Menschen zu, ein schriftliches Verbrechen! Da lesen wir also von offenem Antisemitismus bei den ersten Christen, die sich in Konkurrenz zum Judentum sahen. Und die Verse stellen eine Steilvorlage für Antijudaismus in den nächsten zwanzig Jahrhunderten dar.
 

Giacomo_S

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streicher schrieb:
Was den Paulus und die Briefe betrifft: mich erstaunt es immer wieder, wie wichtig diese Briefe im Nachhinein geachtet werden, sind sie doch Zeugnis davon, dass über die christliche Lehre noch intensiv gestritten wurde.

Das Christentum beruft sich im Grunde mehr auf Paulus und Augustinus, als auf den Religionsgründer selbst, Jesus Christus.
Eine Religion ist eben oft mehr das, was die Erben aus ihr gemacht haben, als das, was die Religionsgründer gewollt haben.
 

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Im November wurde die umstrittene salafistische Koranverteilaktion "Lies!" verboten. Nun ist ein neues Projekt in München und damit erstmals in Bayern aufgetaucht: "We love Muhammad" mit dem Prediger Pierre Vogel als Werbegesicht. Die Sicherheitsbehörden sind alarmiert. Aber wie gefährlich und extrem ist die Aktion wirklich? Ein Austausch mit den Machern wirft viele Fragen auf.
Sicherheitsbehörden beobachten "We love Muhammad"
Und jetzt schon wieder so ein Müll. Bizarr finde ich, was für einen Personenkult die Salafisten betreiben, Werbegesicht der Vogel, Prophetenfigur Mohammed. Beiden kann ich generell nichts Positives abgewinnen. Beide haben sie im Laufe der Zeit ihre Strategie geändert (Vogel hat sich recht spät öffentlich vom IS distanziert, die "Lies!"-Kampagne wurde verboten.). Mohammed hatte seine Strategie geändert, als er Macht angesammelt hatte. Gerade in der medinensischen Periode hat sich Mohammed als kriegerischer Stratege erwiesen und viel Blut fließen lassen. Da ist aber noch etwas, was sehr negativ aufstößt: Die Heirat von Aischa bint Abi Bakr im Alter von sechs oder sieben Jahren, Ehevollzug nach islamischer Literatur bei neun Jahren. Da hält man schon die Taten der Taliban für verabscheuenswert, die Kinderverheiratung an ältere Männer, aber sie haben dabei ein altes prominentes Vorbild. Kultur, mag manch einer argumentieren, Frühreife, ein anderer als absonderliches Argument vorbringen. Kann man auch in Internetforen lesen.

Nun, da der Salafismus Ungleichwertigkeit propagiert (historisches Vorbild...) und Feindbilder schafft, wird auch diese Aktion vom Verfassungsschutz beobachtet.
 

Giacomo_S

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Ach, Pierre Vogel macht sich wieder wichtig. Den Typen hatte ich schon vor rund 15 Jahren auf dem Schirm (und einmal haben eine damalige Internetgruppe und ich eine seiner Veranstaltungen erfolgreich sabotiert ... :p ).

Der Mann ist ein Selbstdarsteller und Wichtigtuer von Vielen. Das Traurige ist weniger die Tatsache, dass es solche Egozentriker gibt, als vielmehr der Aspekt, dass sie wahrgenommen und hochgehalten werden.

Mohammeds Kinderhochzeit mit Aisha ist ein alter Hut, es gibt viele Erklärungs- und Rechtfertigungskonzepte von muslimischer Position dafür. Aber auch hier stellt sich die Frage, wozu Menschen "Heilige", "Propheten" oder andere Galionsfiguren brauchen, um eine wie auch immer geartete Spiritualität mit ihnen zu verbinden. Und zwar sogar soweit, dass auch Maßnahmen dieser sakrosankt sind, die sie an jedem anderen oder der eigenen Familie ablehnen würden.
 

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Giacomo_S schrieb:
Ach, Pierre Vogel macht sich wieder wichtig. Den Typen hatte ich schon vor rund 15 Jahren auf dem Schirm (und einmal haben eine damalige Internetgruppe und ich eine seiner Veranstaltungen erfolgreich sabotiert ... :p ).
Giacomo, der Saboteur... :D :cheers:
Was hatte er den vor und wie habt ihr das gemacht? Magst mal erzählen?

Giacomo_S schrieb:
Mohammeds Kinderhochzeit mit Aisha ist ein alter Hut, es gibt viele Erklärungs- und Rechtfertigungskonzepte von muslimischer Position dafür. Aber auch hier stellt sich die Frage, wozu Menschen "Heilige", "Propheten" oder andere Galionsfiguren brauchen, um eine wie auch immer geartete Spiritualität mit ihnen zu verbinden. Und zwar sogar soweit, dass auch Maßnahmen dieser sakrosankt sind, die sie an jedem anderen oder der eigenen Familie ablehnen würden.
Wie kann man das erklären? Genetisch? Sind wir Menschen einfach Herdentiere, die Herdenführer brauchen (die dann sogar nach ihrem Tod noch "Herdenführer" sind)? Die Herdenführer haben sich nach oben gebissen und in dem Fall für eine "Ordnung" bzw. "Rangordnung" nach ihrem Tod gesorgt.

Da wäre noch die Mehrehe: vier Frauen sind erlaubt, Mohammed heiratete neun. Die prophetische Ausnahme.
Sure 33, 50: O Prophet, Wir haben dir (zu heiraten) erlaubt: deine Gattinnen, denen du ihren Lohn gegeben hast, das, was deine rechte Hand (an Sklavinnen) besitzt von dem, was Allah dir als Beute zugeteilt hat, die Töchter deiner Onkel väterlicherseits und die Töchter deiner Tanten väterlicherseits, die Töchter deiner Onkel mütterlicherseits und die Töchter deiner Tanten mütterlicherseits, die mit dir ausgewandert sind; auch eine (jede) gläubige Frau, wenn sie sich dem Propheten (ohne Gegenforderung) schenkt und falls der Prophet sie heiraten will: Dies ist dir vorbehalten unter Ausschluß der (übrigen) Gläubigen (...)

Sure 33, 51: Du darfst zurückstellen, wen von ihnen du willst, und du darfst bei dir aufnehmen, wen du willst. Und wenn du doch eine von denjenigen begehrst, die du abgewiesen hast, dann ist das für dich keine Sünde. (...)

Sure 33, 52: Darüber hinaus ist dir weder erlaubt, Frauen zu heiraten noch sie gegen (andere) Gattinnen einzutauschen, auch wenn ihre Schönheit dir gefallen sollte, mit Ausnahme dessen, was deine rechte Hand (an Sklavinnen) besitzt. Und Allah ist Wächter über alles.
Sure 33
Schon ein wenig absonderlich , wenn man bedenkt, wer die Suren "empfangen" haben soll. Da hat sich jemand einen Freibrief ausgestellt.
Mir kommt beim Lesen der Sure noch eine Frage: Wer ist eigentlich "Wir"?
 

Giacomo_S

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streicher schrieb:
Giacomo, der Saboteur... :D :cheers:
Was hatte er den vor und wie habt ihr das gemacht? Magst mal erzählen?

Klar, das war keine große Sache ...
Pierre Vogel wollte reden, in der bayerischen Provinz, aber sein Name war schon zu - negativ - bekannt. Daher hatte ein "islamischer Kulturverein" bei einem Gastwirt einen Saal gemietet, Buffet inklusive.
Das stieß vielen Leuten übel auf, einem Islam-Skeptiker-Forum (wo ich Mitglied war), aber auch der NGO "Terre des Femmes". Die Akteure taten verschiedene Dinge: Ich schloss mich mit Terre des Femmes zusammen und schrieb per email höfliche, aber bestimmte mails an den Gastronomen. Andere riefen den Gastwirt an und klärten ihn darüber auf, was für eine Laus er sich da in den Pelz setzen würde.
Das ende vom Lied: Aufgrund öffentlicher Proteste kündigte er dem Kulturverein und die Veranstaltung fand nicht statt. Pierre Vogel konnte nicht reden.

streicher schrieb:
Da wäre noch die Mehrehe: vier Frauen sind erlaubt, Mohammed heiratete neun. Die prophetische Ausnahme.

Tja, die Mehrehe.
Im Grunde immer nur möglich dann, wenn viele Kriege geführt werden. Denn das Verhältnis von Männern zu Frauen ist 50 : 50, eher noch gibt es weniger Frauen, aufgrund von Tod bei Geburten.
Anders ist das in einer Kriegergesellschaft: Denn da sterben viele junge Männer in Schlachten, sind sie siegreich, dann verschleppen sie Frauen aus den eroberten Ländern. Die am Ende übrig gebliebenen Veteranen erhalten die materielle Beute und die Frauen.
 

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Giacomo_S schrieb:
Tja, die Mehrehe.
Im Grunde immer nur möglich dann, wenn viele Kriege geführt werden. Denn das Verhältnis von Männern zu Frauen ist 50 : 50, eher noch gibt es weniger Frauen, aufgrund von Tod bei Geburten.
Anders ist das in einer Kriegergesellschaft: Denn da sterben viele junge Männer in Schlachten, sind sie siegreich, dann verschleppen sie Frauen aus den eroberten Ländern. Die am Ende übrig gebliebenen Veteranen erhalten die materielle Beute und die Frauen.
Ist "Kriegergesellschaft" dafür der Begriff? Ich finde allerdings, dass der Krieg nicht alles erklärt: Frauen galten und gelten nicht als Versorger, und die Gesellschaften (nicht nur im Islam) sahen die Männer als diejenigen vor, die für die materielle Versorgung aufkommen sollten - kein Wunder also, dass Frauen in solchen Gesellschaften quasi in eine "Ehe gezwungen" waren oder der Absturz bevorstand. So wird auch im Islam in der Polygamie eine schlaue Lösung gesehen, und außerdem habe doch der Mann ja auch seinen Drang... Gründe, aus denen der Islam Polygamie erlaubt
Nur: die Gleichberechtigung der Frau macht diese Argumentationen absonderlicher als sie schon sind.

Die Gleichberechtigung der Frau lebt die Ibn-Rushd-Goethe-Moschee in Berlin vor. Die Reaktionen aus allerwelt waren prompt - eine Fatwa gab es auch. Schnell wurde kommentiert, dass dort nicht die Religion des Propheten gelebt werde. Andererseits: was war denn seine Religion? Und woher kam er? Elemente des Islam kommen ja auch aus verschiedenen Religionen, Allah zum Beispiel war eine Hauptgottheit in älteren Traditionen - hier - Altarabische Religionen und Gottheiten - kurz angeschnitten. Religionen entwickeln sich und wurden zu Beginn, wie soll man das beschreiben - "zusammenreformiert" und mit neuen Aspekten versehen.
Über den Lauf der Zeit trennen sie sich aus dem Selbstverständnis heraus weiter von anderen Religionen ab: das hat bei dem Christentum wirklich einige Zeit gedauert. In den USA findet man übrigens ganz vereinzelt wiederum fast eine gegenteilige Entwicklung vor: dort gibt es anscheinend auch Versammlungen, in denen Juden und Christen zusammenkommen und zusammen religiöse Feiern abhalten und sogar Gläubige, die in christlichen Gemeinden und Synagogen zugleich Mitglieder sind.
 

Giacomo_S

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streicher schrieb:
"Kriegergesellschaft" dafür der Begriff? Ich finde allerdings, dass der Krieg nicht alles erklärt: Frauen galten und gelten nicht als Versorger, und die Gesellschaften (nicht nur im Islam) sahen die Männer als diejenigen vor, die für die materielle Versorgung aufkommen sollten - kein Wunder also, dass Frauen in solchen Gesellschaften quasi in eine "Ehe gezwungen" waren oder der Absturz bevorstand.

Der Krieg erklärt aber vieles.
In archaischen Gesellschaften gibt es - ohne den Krieg - meistens mehr Männer als Frauen, da Frauen bei Geburten sterben.
Einen Frauenüberschuss gibt es nur durch Kriege. Die verbleibenden Veteranen, durch Kriegsbeute entsprechend wohlhabend, erhalten dann mehrere Frauen, u.a. zur sozialen Versorgung letzterer.

In Gesellschaften ohne Kriege führen Mehrehen - z.B. illegalerweise in einer Splittersekte in den USA - zu einer ganzen Reihe von sozialen Problemen:

- Ausstoß ganzer Gruppen von jungen Männern aus der Gemeinschaft
- Größer werdender Altersunterschied der Mehrehen: Junge Frau, älterer Mann.
- Verheiratung von Minderjährigen und Zwangsehen.
- Schleichender Inzest durch Verwandtenehen und daraus resultierende genetische Verarmung und - Krankheiten.

streicher schrieb:

Solcher Art "Argumente" - die man im Übrigen auch zu vielen anderen Themen des Islams im Internet lesen kann - sind im Grunde nur moderne Rechtfertigungen für archaische Sozialsysteme und/oder Regierungsformen.
Der Islam erweist sich als äußerst reformunwillig, stattdessen beruft er sich auf "goldene Zeiten" die es so nie gab und "eherne, göttliche Gesetze", die auch zu historischen Zeiten nicht immer so sittenstreng ausgelegt wurden wie heutige Eiferer das gerne hätten.
 

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Giacomo_S schrieb:
Solcher Art "Argumente" - die man im Übrigen auch zu vielen anderen Themen des Islams im Internet lesen kann - sind im Grunde nur moderne Rechtfertigungen für archaische Sozialsysteme und/oder Regierungsformen.
Der Islam erweist sich als äußerst reformunwillig, stattdessen beruft er sich auf "goldene Zeiten" die es so nie gab und "eherne, göttliche Gesetze", die auch zu historischen Zeiten nicht immer so sittenstreng ausgelegt wurden wie heutige Eiferer das gerne hätten.
Seine Denker hat der Islam durchaus gehabt, wie z.B. Ibn Chaldun, Averroes, Mohammed Abduh, aber auf die wurde im Laufe der Geschichte nur wenig gehört.
Mich hat es ja zuerst sehr überrascht, als in einer Nachhilfegruppe kurz das Thema "Evolution" angeschnitten wurde und herauskam, dass unter Muslimen die "Adam-und-Eva-Variante" der Schöpfung durchaus weit verbreitet auf (wortwörtlichen) Glauben trifft. Dabei ist Darwin nicht der erste gewesen, der eine allmähliche Entwicklung der Arten vermutet hat, auch nicht der erste, der eine Abstammung des Menschen von dem Affen postulierte (siehe: Darwins islamische Vorfahren).
Es gibt durchaus die These im Islam, dass die Evolution der Schöpfung nicht zuwiderläuft: Was sagt der Islam zur Evolution?. Zitiert:
Der Begründer der Soziologie Ibn Khaldun (gest. 1406) sagte wörtlich: “Die Menschen haben sich von den Affen fortentwickelt”. (vgl. Mukaddime, Band 1 S. 231)

Dann irritiert es, dass die Türkei zum Beispiel die Evolutionstheorie aus den Lehrbüchern streichen will, immerhin kann der Islam hier seine Vordenker vorweisen (und zwar tatsächlich: wäre das kein Grund zum Stolz?).
Jedoch müssen die Interpreten manchmal wohl mit der Zange an die Suren, um die Plausibilität und den Einklang des Islams mit der Evolution zu erklären, zum Beispiel wenn es um Personen wie Adam und Eva geht: dann wird die Erklärung schwierig.
Oder es wird zu dem AT abgegrenzt, nicht bedenkend, dass es sich bei der Schöpfungsgeschichte ohnehin um eine immer wieder veränderte Erzählung handelt, die letztendlich ganz andere Ursprünge hat (da haben wir ja einen eigenen Thread dafür: Baum des Lebens und der Erkenntnis).
 

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Bei fundamentalen Christen ist mal wieder ein Buch stark gefragt, das zu rechtswidriger Pädagogik aufruft.
Besonders zu beachten: Das Kind müsse den Schmerz spüren, wenn Mutter oder Vater zur Rute greift. Der Erziehungsberater rät deshalb dazu, das Kind auszuziehen. "Es hilft nichts, wenn Windeln oder andere Kleidungsstücke das Disziplinieren zur Streicheleinheit machen."
Dabei beruft sich der Autor (und in Predigten geschieht das auch...) auf Bibelstellen wie
"Züchtige deinen Sohn, so wird er dich erquicken und dir Freude machen" (Sprüche 29,17) oder "Entziehe dem Knaben die Züchtigung nicht! Wenn du ihn mit der Rute schlägst, wird er nicht sterben" (Sprüche 23,13).
Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien hatte sich schon mit dem Vorgänger dieses Buches befasst:
Als besonders gravierend empfanden die Prüfer der Bundesstelle Passagen, in denen das Schlagen von kleineren Kindern - vom Säugling bis zum Vorschulalter - eher gefordert wird als für ältere Kinder; schließlich könne man mit letzteren ja schon reden. Als Beispiel nennen die Prüfer: "In Lehrmethoden gesprochen: Du brauchst beide Vorgehensweisen, die Gott verordnet hat, die ,Rute' und die Kommunikation. Da du mit kleinen Kindern zu tun hast, liegt der Schwerpunkt auf der spürbaren Erfahrung körperlicher Züchtigung."

Autor und der Verleger scheinen von Kinderrechten und bestehendem Recht nichts zu halten:
Auch Walter Penner, dessen Verlag "Voice of Hope" von Reichshof-Mittelagger aus das Buch vertreibt, sagt: "Wenn ich das, was in der Bibel steht, nicht umsetzen darf, gilt für die Menschheit und das Land Alarmstufe Rot."

Autor und Verlag sind sich der rechtswidrigen Buchinhalte bewusst und geben den Lesern Tipps, wie sie sich vor Strafverfolgung schützen können. In einem Serviceteil raten sie beim Punkt "Ich habe Angst, angezeigt zu werden", nach Hause zu gehen, damit niemand beim Prügeln zusehen kann: "Disziplinierung sollte keine öffentliche Angelegenheit sein, sondern eine Sache des privaten, vertrauten Rahmens der Eltern-Kind-Beziehung." Es folgt ein Sieben-Punkte-Plan für die Reihenfolge des Vorgehens. Anfangs müsse dem Kind das Strafmaß mitgeteilt werden. Und am Ende: "Wenn du dein Kind diszipliniert hast, nimm es auf deinen Schoß und umarme es. Sag ihm, wie sehr du es liebst und wie sehr es dich schmerzt, dass du es disziplinieren musstest."
Prügel im Namen des Vaters
 

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Wenn man Atheismus unter Strafe stellt, macht man die eigene Position und die eigene Religion nicht glaubwürdiger:
"Atheismus muss unter Strafe gestellt werden, weil Atheisten keinen Glauben haben und weil sie die abrahamitischen Religionen beleidigen", sagt Hamroush. Mit seiner Vorlage reagiere er auf die angebliche Ausbreitung des Atheismus in der ägyptischen Gesellschaft. "Wenn jemand die Religion verlässt, an die er geglaubt hat, bedeutet das eine Verachtung aller Religionen", argumentiert der Politiker.
Ägypten erklärt Nichtgläubige zur Gefahr fürs Land
Das passt zu dem Land, in welchem das Leben für die Frauen ein einziger Spießrutenlauf ist.

_ _ _ _ _ _

In welchen Ländern werden und wurden eigentlich die meisten Religionen in den letzten zwei Jahrhunderten gegründet? Die USA würde ich dazu zählen...

Und dort wurde wieder ein absonderlicher Wurf gelandet: KI-Gott zum Anbeten: Ex-Google-Mitarbeiter gründet Religion
Die "Way of the Future" genannteReligion wird von Anthony Levandowski als CEO und Präsident geführt. Zuvor hat er bei Google und Uber selbstfahrende Autos entwickelt.
 

InsularMind

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Ach Du meine Güte. Jetzt gibt es schon zwei oder drei gute Gründe, weshalb Ägypten als Urlaubsziel garantiert nicht in Frage kommt.

Dann lieber Google und virtuelle Fahrten durch ein digitalisiertes Luxor. :)

Ob die Menschen jemals Religion hinter sich lassen können? :?!?:
Ich schätze, moderne Entwicklungen und Visionen über künstliche Intelligenz - vergleiche den Charakter "David" in Alien -Covenant bzw. Prometheus - sind wie geschaffen für Superstition reloaded. Irgendwann entwerfen sie Haktar. o_O
42 ist nicht weit. :p
 

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Ob die Menschen jemals Religion hinter sich lassen können? :?!?:
Aus den Landeskirchen auszutreten ist hier eine recht einfache Sache. Aber die Generation vor uns (und die davor) hatten es noch schwerer. Selbst in meiner Familie gab es noch ziemlich krasse Auseinandersetzungen, wenn Moralvorstellungen und Aktionen aufeinanderprallten. Scheidung zum Beispiel: das konnte das Zurückziehen einer ganzen Familienseite nach sich ziehen und den Versuch von Isolation und Brandmarkung.
Allerdings gibt es mittlerweile so viele Personen, die in keiner Religion mehr eine Heimat finden oder sich selbst ihr Weltbild machen - und natürlich die individuelle Freiheit und auch die Glaubensfreiheit, die hier garantiert ist. Viele Länder und Gesellschaften sind noch sehr weit weg davon. Trotzdem befreien sich dort Leute von der dort vorherrschenden Religion oder örtlichen Glaubensgemeinschaften. Teilweise tun sie das noch versteckt. In dem Sinne ist das Erkämpfen der Freiheit, dass man sich überhaupt von einer Religion lossagen darf, allein schon ein langer Prozess. Zudem laufen breit angelegte Offensiven gegen die Liberalisierung des Glaubens weltweit, wie zum Beispiel auch in der Türkei.

Was aber auch auffällig ist: der Austritt aus den Großkirchen geschieht nicht überall aus der Überzeugung, dass man sich dem Glauben abkehrt. Gerade in den südamerikanischen Ländern wenden sich viele Menschen dann noch strengeren und abstruseren Glaubensrichtungen zu. Und hierzulande sind zum Beispiel strenge, fundamentale Glaubensvorstellungen nicht gerade unpopulär. Über eine Million Mitglieder zählen Frei- und Pfingstkirchen, also fundamental ausgerichtete Kirchen, die zum Beispiel eine 6.000 Jahre alte Erde predigen, und Evolutionstheorie als "Glaube" und "Irrlehre" abtun. Dabei machen sie sich nicht einmal Gedanken darüber, dass es eine Theorie ist, die erklären soll und freilich ihre Grenzen hat.
Neulich hatte ich solche Vertreter, gleich zwei an der Zahl, wieder an unserer Haustür. Die bekamen von mir eine knapp gehaltene klare Absage. Ich kann mir den Mist nicht anhören. Und durch Geplapper und Diskussion kommt man kein Millimeter weiter.
Deswegen hoffe ich eben auch, dass insbesondere diesen strengen Gemeinschaften, welcher religiösen Couleur auch immer, zuerst die Leute wegrennen.
 

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