Religiöse Absonderlichkeiten

[Aphorismus]

Die Kirchen regen sich über das Fernsehprogramm an Ostern auf.

OSTERPROGRAMM IM PRIVAT-TV
Politiker und Bischöfe empört über "Brutal-TV" - Sender wehren sich

Wieder mal herrlich weltfremder Bullshit, den die obersten Moralwächter da wieder ablassen. Kotzproben:

Bräuer sagte, der Film "Stirb langsam" sei genauso unpassend wie der dazugehörige Trailer mit einem schmelzenden Osterhasen.

Kritik am Osterprogramm der Privaten kam auch aus der Politik. So sagte der baden-württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU): "Es wäre wünschenswert, dass auch die privaten Medien auf die religiösen Gefühle der Mehrzahl der Bürgerinnen und Bürger Rücksicht nehmen. An diesem Osterfest ist dies nicht gelungen." Den Programmgestaltern komme zu den Feiertagen eine besondere Verantwortung zu.

Realitätscheck. Den allermeisten Deutschen, meine Wenigkeit eingeschlossen, geht Ostern im Grunde völlig am A**** vorbei. Ein paar freie Tage, Osterhasen aus Schokolade und bunte Eier - das war's. Jesus' Auferstehung - wen interessiert das? Mich jedenfalls nicht. Ich glaube nicht an diesem Mumpitz, und offenbar geht das der Mehrheit in Deutschland, wenn man von unter Gruppenzwang zustande gekommenen Lippenbekenntnissen mal absieht, genau so. Ich bin nicht religiös - so wie die Mehrheit in diesem Land.

Es wäre schön, wenn das die Großkopferten auch zur Kenntnis nehmen würden. Die Mehrheit der Deutschen geht nicht in die Kirche an Ostern. Die Mehrheit der Deutschen liest an Ostern nicht aus der Bibel vor. Sicher - wer das gerne machen will, der soll das tun. Aber um Himmels Willen, das hat doch nichts mit dem Fernsehprogramm zu tun.

Selbst der besinnlichste Christ wird nach einem Tag voller Leviticus-Lektüre und Kirchengerenne eventuell Lust auf einen spannenden Film haben. Wieso man diese armen, treuen Seelen dann auch noch Abends mit Charlton Heston-Moses-Monumentalfilmen malträtieren sollte, könnten die Damen und Herren der religiösen Lobby auch mal erklären. Wir ungläubige Kollateralschäden können auf "Die Passion Christi" (die ja dieses Ostern durchaus auf Pro7 lief) und den ganzen restlichen Schmonzes jedenfalls dankend verzichten.

Und wo ihr gerade dabei seid, liebe Privatsender, diesen religiösen Bullshit rauszuschmeißen - macht euch am besten gleich 'ne Notiz irgendwo, und lasst dieses Jahr auch das ganze Glockengebimmel, mit dem man ab spätestens Anfang November genervt wird, gleich mit weg. Wer weiß, vielleicht werden wir so in zwanzig, dreißig Jahren doch noch zu einer halbwegs vernünftigen Gesellschaft. Daumen hoch, RTL & Co.!

 

[Ein_Liberaler]

Merke: Wenn zwei dasselbe tun, ist es nicht dasselbe.

 

[Aphorismus]

Ich weiß zwar nicht genau, was du damit sagen willst, aber wahrscheinlich ist es falsch.

 

[Ein_Liberaler]

Diese Selbstironie ist jedenfalls mal sympathisch.

 

[NormaJean]

also ich für meine Teil finde "Die Hard" für einen Karfreitag auch total unpassend - das ist ein Weihnachtsfilm! :k_schuettel:

"Now I have a machine gun - ho ho ho"

 

[Aphorismus]

Diese Selbstironie ist jedenfalls mal sympathisch.

Freut mich.

Generell mag gelten, dass in der Kürze die Würze liegt, aber zwischen der Länge deiner Posts und meinem Verständnis selbiger scheint ein umgekehrt proportionales Verhältnis zu bestehen. Ich kann mir daher nur ungefähr denken, was du wohl sagen wolltest, mehr nicht.

Jedenfalls besteht ein erheblicher Unterschied dazwischen ob Pfaffen, Priester und Politiker meinen, sie müssten der Gesamtgesellschaft ein weltfremdes Ideal aufoktroieren, was mir an Ostern das TV-Programm versaut, oder ich zu diesem Käse meinen Senf abgebe. Weiter müssen wir das imho auch gar nicht vertiefen, denn dass wir da nicht auf einen Nenner kommen, steht denke ich fest.

Für mich ging es nur darum, zu zeigen, dass dieses Heulsusengehabe der Moslems offenbar Schule macht und jetzt auch Pfaffen, Priester und Unionspolitiker auf den Geschmack gekommen sind. Siehe auch das verwendete Zitat aus dem SPON-Artikel.

 

[Ein_Liberaler]

:egal: Natürlich kommen wir nicht auf einen Nenner. Den einen stören Meinungsäußerungen und den anderen Handlungen, etwa, daß am Ostersonntag in NRW sogar Bäckerein und Blumengeschäfte geschlossen bleiben müssen, und in Bayern am Gründonnerstag (einem Werktag) beispielsweise Spielhallen.

Ich bin ja der Ansicht, daß es zu einem Thema mehrere legitime und sogar begründbare Ansichten geben kann, aber mit dieser Haltung dringe ich ja regelmäßig nicht durch. :egal:

 

[Booth]

Und wo ihr gerade dabei seid, liebe Privatsender, diesen religiösen Bullshit rauszuschmeißen - macht euch am besten gleich 'ne Notiz irgendwo, und lasst dieses Jahr auch das ganze Glockengebimmel, mit dem man ab spätestens Anfang November genervt wird, gleich mit weg. Wer weiß, vielleicht werden wir so in zwanzig, dreißig Jahren doch noch zu einer halbwegs vernünftigen Gesellschaft. Daumen hoch, RTL & Co.!

Hihi - die privaten Sender, die für eine "vernünftige" Gesellschaft sorgen. Lustiger Gedanke... und die Banker und Analysten sorgen für fairen Wettbewerb?!

gruß
Booth

 

[Ein_Liberaler]

Manchmal funktionierts. RTL hat dem Uri-Geller-Schwachsinn der Konkurrenz eine Welt der Wunder - Folge mit James Randi entgegengesetzt.

 

[erdal5]

he! nix gegen charlton-heston filme! ich liebe diese alten sandalenfilme und habe mich daran gewöhnt, das sie ständig laufen; genauso wie dieser chevy chase film, der jedes jahr von rtl2 vor weihnachten gezeigt wird.
ach übrigens glauben angeblich 52% aller deutschen an die karfreitags-geschichte. also erstaunlich, erstaunlich...

 

[Mr. Anderson]

CSU-Generalsekretärin Christine Haderthauer rügte das Programm der Privaten: "Die Ostertage haben in unserem Land eine zentrale Bedeutung: Sie sollen Tage des Friedens und des Miteinanderseins sein, da ist Brutal-TV fehl am Platz"

Vielleicht stellt sie sich ja vor, dass man die Tage des Friedens und des Miteinanders vor dem Fernseher verbringt; nein, sogar verbringen muss, insbesondere ab 22 Uhr, und dann nur(!) auf Sat.1, wo "Stirb langsam" läuft.

 

[Aphorismus]

CSU-Generalsekretärin Christine Haderthauer rügte das Programm der Privaten: "Die Ostertage haben in unserem Land eine zentrale Bedeutung: Sie sollen Tage des Friedens und des Miteinanderseins sein, da ist Brutal-TV fehl am Platz"

Vielleicht stellt sie sich ja vor, dass man die Tage des Friedens und des Miteinanders vor dem Fernseher verbringt; nein, sogar verbringen muss, insbesondere ab 22 Uhr, und dann nur(!) auf Sat.1, wo "Stirb langsam" läuft.

:top:

So habe ich das noch gar nicht gesehen, aber du triffst den Nagel imho auf den Kopf.

:egal: Natürlich kommen wir nicht auf einen Nenner. Den einen stören Meinungsäußerungen und den anderen Handlungen, etwa, daß am Ostersonntag in NRW sogar Bäckerein und Blumengeschäfte geschlossen bleiben müssen, und in Bayern am Gründonnerstag (einem Werktag) beispielsweise Spielhallen.

Just for the record - Handlungen, wie etwa das Kirchglockengebimmel, das Real-Life-Spamming von Haustür zu Haustür (oder wahlweise in der Innenstadt) und der arbeitsfreien Sonntag stören mich ebenfalls. Würde ich da jetzt länger drüber nachdenken, würden mir mit Sicherheit auch noch mehr Sachen einfallen, die mich stören. Daher ist die Trennung, wie du sie oben formuliert hast, unsinnig.

Was mich an den Meinungsäußerungen gestört hat, ist mehreres: Erstens der vorgegebene Anspruch, mit solchen Forderungen die Mehrheit zu vertreten -- während die unzwefelhaft anders denkt -- und zweitens seine religiöse Borniertheit genau dann auszupacken, wenn es ums Fernsehen geht. Es wird imho einfach Zeit, dass diese Leute verstehen, dass sie NICHT die Mehrheit vertreten, dass sie NICHT ins gleiche Horn wie die Moslems stoßen und die beleidigte Leberwurst spielen sollten und vor allen Dingen, dass Religion NICHTS, aber auch rein GAR NICHTS als von Politikern und Priestern aufoktroierte Größe in privaten, freien Wirtschaftsunternehmen wie den privaten Fernsehsendern zu suchen hat. Zumindest was den letzten Punkt angeht, hätte ich eigentlich erwartet, dass du das ähnlich siehst.

Ich bin ja der Ansicht, daß es zu einem Thema mehrere legitime und sogar begründbare Ansichten geben kann, aber mit dieser Haltung dringe ich ja regelmäßig nicht durch. :egal:

Natürlich kann es zu einem Thema mehrere legitime und begründbare Ansichten geben - ich wüßte nicht, wer dem widersprechen würde. Vielleicht erinnere ich dich einfach das nächste Mal, wenn es um die Diskussion von Wirtschaftsfragen geht, an diese Wahrheit.

 

[agentP]

Es wird imho einfach Zeit, dass diese Leute verstehen, dass sie NICHT die Mehrheit vertreten,

Der Einzige, der in dem Artikel behauptet eine Mehrheit zu vertreten, ist ein von einer Mehrheit ins Amt gewählter, christlich-demokratischer Ministerpräsident eine Landes, dessen Bevölkerung tatsächlich als besonders konservativ christlich gilt. So gesehen darf er sich natürlich irgendwie auf die Mehrheit berufen, denn die wählt ihn ja vermutlich auch für solche Aussagen.

 

[Aphorismus]

Ich glaube zwar nicht, dass wir uns da missverstehen, aber dennoch vorweg: Dürfen darf er das natürlich sowieso. Und wenn die Leute ihn deshalb wählen, war's aus seiner Sicht richtig. Nicht mein Ding, aber alles selbstredend vollkommen legitim.

Ein bisschen Erbsenzählerei mag ich mir dennoch nicht verkneifen:

"Es wäre wünschenswert, dass auch die privaten Medien auf die religiösen Gefühle der Mehrzahl der Bürgerinnen und Bürger Rücksicht nehmen. An diesem Osterfest ist dies nicht gelungen."

Oettinger bezieht sich hier vermutlich auf die Mehrheit der Bundesbürger - denn schließlich ist das angeprangerte Privatfernsehen bundesweit zu empfangen - nicht auf die Mehrheit, die ihn zum Ministerpräsidenten gemacht hat. Gerade weil Religiösität im Süden verbeiteter ist, denke ich, dass Herr Oettinger kein realistisches Bild davon hat, wo in Deutschland die Mitte anzusiedeln ist. Dass er die Mitte etwas weiter rechts vermutet, als die meisten Menschen das tun würden, dürfte ja inzwischen bekannt sein.

 

[Angel of Seven]

und der arbeitsfreien Sonntag stören mich ebenfalls. .....

Hmmm.. arbeitsfreie Sonntage finde ich äußerst angenehm, und von mir aus könnten die noch ein paar Feiertage hinterherschieben an denen ich frei habe. Ich kenne viele Krankenschwestern und die gehen aufgrund ihrer vielen Schichten am Wochendende und die Feiertage durch, regelrecht am Stock. Soll das jetzt etwa für die gesamte Bevölkerung gelten?
Ähh.. wann hast du persönlich das letzte mal eigentlich zwölf Arbeitstage ohne Pause durchgeschackert wenn ich mal fragen darf...?
In der Uni sitzen und sich ein Vortrag anhören zählt nicht, ich meine so mit 5 Uhr aufstehen und erst Abends nach Hause kommen und so weiter.. 8)

Den einen stören Meinungsäußerungen und den anderen Handlungen, etwa, daß am Ostersonntag in NRW sogar Bäckerein und Blumengeschäfte geschlossen bleiben müssen

Ostersonntag hatte unser Bäcker offen... und Blumen kaufe ich Sonntags am Kiosk oder Tankstelle wenn es sein muss... whats the problem? :egal:


LG

AoS

 

[Ein_Liberaler]

In NRW? (Ergänzung: Dann könnte der Bäcker Probleme bekommen. Vielleicht macht aber auch nur der Regierungsbezirk Düsseldorf sowas.) Das Problem mit den Blumen sehe ich aus der Warte des Blumenhändlers - wieso muß er zumachen, wenn die Tankstelle dasselbe Produkt verkaufen darf?

Zumindest was den letzten Punkt angeht, hätte ich eigentlich erwartet, dass du das ähnlich siehst.

Die Priester und Politiker dürfen sagen, was sie wollen. Das ist Meinungsfreiheit. Die Privatsender dürfen senden, was sie wollen, das ist Pressefreiheit.

Daher ist die Trennung, wie du sie oben formuliert hast, unsinnig.

Fügen wir ein "nur" ein.

 

[Aphorismus]

@ AoS:

Mich stört, dass der Staat und nicht die Arbeitgeber entscheiden, welcher Tag der freie Tag ist. Freie Tage sind für sich genommen natürlich notwendig. Warum Sonntag und nicht Sabbat oder Freitag?

@ Ein_Liberaler:

Fügen wir ein "nur" ein.

Wie gesagt und ohne jede Häme: Deine kurzen Statements verstehe ich oft überhaupt nicht, so auch dieses.

 

[antimagnet]

es wird dich vielleicht von der socke hauen, aber die kirchenvertreter mischen ständig dabei mit, was die privat- (und auch die ö-r-)sender so alles bringen dürfen. und zwar nicht nur zu ostern, sondern per gesetz. z.b. hier das von nrw (s. 49).

vielleicht magst dir ja mal den spaß machen und die landesmediengesetze nach dem wörtchen "kirche" durchsuchen...

 

[Aphorismus]

Tja, ich sag's doch: Wir leben im Mittelalter und die Trennung von Kirche und Staat ist ein Ideal, das weit ab von der Realität in Deutschland ist.

 

[Angel of Seven]

In NRW? (Ergänzung: Dann könnte der Bäcker Probleme bekommen. Vielleicht macht aber auch nur der Regierungsbezirk Düsseldorf sowas.) Das Problem mit den Blumen sehe ich aus der Warte des Blumenhändlers - wieso muß er zumachen, wenn die Tankstelle dasselbe Produkt verkaufen darf?

Nun... es ist so: der Blumenhändler gibt seine Blumen vom Vortag dem Kioskeigentümer, er kann sich keine Angestellten leisten (die wirklich an der absoluten Einkommensuntergrenze liegen) die auch noch Sonntags zusätzlich arbeiten, am Sonntag hat er eh noch Schrott weil die Großmärkte gar nicht am Wochenende aufhaben. Natürlich könnte man die Großmärkte durchgehend aufmachen. Aber wer profitiert wirklich davon? Der Blumenhändler durch Mehrarbeit...? Werden dadurch mehr Blumen gekauft? Du weißt auf was ich hinauswill...? Wenn man im Blumenladen einkauft sollte es dort Qualität geben, am Kiosk und der Tankstelle gibts nur überteuerten Restmüll. Natürlich könnte man sich daran gewöhnen, daß es jedem beliebigen Tag nur noch Müll gibt.. Brötchen aus der Großbäckerei weil die immer durchproduzieren... mit ungelerneten Kräften... der lokale Bäcker der wenigstens noch ausbildet geht Pleite ...



@Apho

Ist schon klar.. aber wieso den Ruhetag ändern? Ob Samstag, Freitag... seit Jahrhunderten ist es der Sonntag und darauf haben wir uns alle eingepegelt.
Obwohl die Regel: "am siebenten Tage sollt ihr ruhen" an sich, hat ihre praktische Existensberechtigung die sich bewährt hat... warum sollte man das ändern..? Wem immer man auch die Erkenntnis eines Ruhetages in einer Siebentagewoche auch zuschreiben sollte...

es wird dich vielleicht von der socke hauen, aber die kirchenvertreter mischen ständig dabei mit, was die privat- (und auch die ö-r-)sender so alles bringen dürfen. und zwar nicht nur zu ostern, sondern per gesetz.

Na und... die politischen Parteien nicht vergessen.... sie mischen in diesen Gremien viel stärker mit... "Leben des Brian" war ursprünglich in Bayern dank der CSU verboten...


LG

AoS