Vorsichtig damit umzugehen bedeutet in erster Linie, überhaupt logisch zu erklären, warum es selbstverständlich ist, dass Abermillionen von Menschen von Investoren und Bankiers moralisches Verhalten fordern, das über ihre gesetzlichen Verpflichtungen hinaus gehen soll, während sich niemand darüber aufregt, ja es gemeinhin als nebensächlich und unproblematisch gilt, dass es für den vielzitierten, ach so geschundenen "kleinen Mann" gängige Praxis ist, nicht einfach nur unmoralisch im Rahmen des Gesetzes, sondern illegal zu handeln und seine Mitbürger zu bescheißen. Ich sehe da einen Widerspruch. Und das ist keineswegs fatalistisch, sondern eine realistische Betrachtungsweise. Moralische Appelle sind in Geldgeschäften grundsätzlich sicher gut gemeint, aber in ihrer Naivität geradezu putzig. Und wirklichkeitsfremd*. Anstatt sich eine rosarote Welt mit bunten Blümchen und kleinen goldenen Glöckchen auszumalen, sollte angestrebt werden, dass bestehende Gesetze eingehalten werden - von großen wie von kleinen Männern. Wenn das irgendwann vollständig erreicht würde, könnte man anfangen, über Moral im Kommerz zu reden. Aber das wird ein Konjunktiv bleiben.
*Edit: Diesen Punkt sollte ich vielleicht etwas einschränken. Ich habe mich selbst dagegen ausgesprochen, als der Verkauf von Panzern an Saudi Arabien im Gespräch war und würde es wieder tun. So wie ich auch gegen jegliche Zusammenarbeit mit Regimen wie dem iranischen bin. Offensichtlich halte ich in diesen Punkten einen moralischen Appell bei Geldgeschäften doch nicht für völlig abwegig. Ob er realistisch ist, ist eine andere Frage, da die Realität nun einmal weiterhin die ist, dass diese Geschäfte stattfinden.