Managergehälter

Sind die Managergehälter in Deutschland zu hoch?

  • Ja.

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  • Nein.

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  • Ist mir egal.

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  • Umfrageteilnehmer
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holo

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Quakle schrieb:
Sichilla hat meiner Meinung nach definitiv recht, ich persönlich Leite auch ein Unternehmen und um ehrlich zu sein, hat man als Unternehmer immer ein großes Risiko zu tragen.
Und wenn die Verantwortung sich nicht im Gewinn wiederspiegeln würde, würde ich meinen Vertrieb direkt dicht machen und mir auch einen ach so tollen Job suchen...
Ich weiß, wie das ist - vom Einkommen abgesehen ;-)

Liegt das eigentliche Problem nicht dort, wo eine Aktiengesellschaft - geführt von Gewinnstrebenden - dem Grundgesetz ein Bisschen widerspricht?
Deutschland soll ein sozialer Rechtsstaat sein - eine Aktiengesellschaft passt da offenbar nicht so wirklich in das Konzept.

Gruß
Holo
 

antimagnet

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och, einen 16-stunden-tag und kinder, die man kaum sieht, haben auch andere, die in diesem fall z.b. nur 5,37€ am tag bekommen... und welches risiko tragen denn (angestellte) manager?
 

_Dark_

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@holo


das mit der aktiengesellschaft ist jetzt ironie oder??

@Anti

die sache ist: die ag ist eine eigentlich eine absolut revolutionäre sache gewesen.. nur durch die sind großprojekte möglich geworden, vorher gab es nur, aus heutiger sicht, größere mittelständler.. großprojekte wie staudämme oder kanäle wurden erst durch die ag möglich.. da es dann aber mit wachsender größe unmöglich wurde, dass ein einziger eigentümer das ding leitet, hat man eben manager angestellt, die das deswegen gemacht haben, weil sie den krassen durchblick hatten und eben im "unternehmenleiten" sehr viel besser waren als andere, aber eben nicht die kohle hatten, was eigenes aufzumachen.. die trennung von eigentum und management ist eigentlich ein wahnsinnig wichtiger schritt gewesen.. und wenn du dir mal eine rangliste der größten unternehmen der welt ankuckst, wirst du da keine nicht-ag's finden.. wenn es schafft, ein solches unternehmen gut zu führen, dann kann er angsesichts der milliarden gewinne, die ja hauptsächlich durch seine entscheidungen (!), wir reden jetzt nicht von seinen "physischen" handlungen, entstehen, auch eine anteilige beteiligung, z.b. von 10% verlangen.. das was wir momentan erleben ist eigentlich nichts anderes..

soviel mal meine meinung.. nichts wissenschaftliches oder so, aber das habe ich mir grade mal so überlegt.. wäre echt mal eine untersuchung wert
 

IMplo

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@quakle:

Was Du schreibst, ist grundsätzlich mal einfach realistisch: kaum jemand reißt sich darum, ein Risiko einzugehen und einen 14-16 Stundentag zu haben. Ist ja auch gut so, denn wo würde man sonst seine Arbeitnehmer herbekommen? ^^

Von mir aus darf ein Manager verdienen, soviel er will. Solange er nicht bei Mißerfolg noch 30 Mios hinterhergeworfen bekommt. Diese Negativbelohnungen sind das nicht nachvollziehbare und ungerechte. Ich glaube, da gibst auch Du mir recht.

Es ist nach meiner Erfahrung speziell im Mittelstand eine viel intensivere Bindung an das Personal und auch eine wesentlich höhere Solidarität aller Beteiligten vom Lagerist bis zum Chef da.

Die AGs und Behörden sind es, die den Markt "versauen". Erst treiben sie Verdrängungswettbewerb, dann nutzen sie Lohngefälle sehr stark aus, kriechen auf Kosten von Arbeitsplätzen auch gerne den Aktionären wohin, etc etc. Es sind insbesondere diese Unternehmen, die besonders skrupelos handeln. Sicherlich kündige ich jemanden leichter, den ich überhaupt nie persönlich gesehen habe....

Zum Thema Leiharbeiter möchte ich nur folgendes aus eigener Erfahrung berichten:

Ich habe bei einer Zeitarbeitsfirma den Vertriebsleiter gemacht, etwa 1 Jahr lang.

Folgende Lohnschere existierte dabei schon Mitte der Neunziger:

Kaufhof zahlt Lagerist/Stunde: 49DM
Zeitarbeitgeber zahlt davon an den MA brutto: 17DM/h

Ob das noch gerecht ist, entscheide ein jeder selbst!

Greetz!
IMplo
 

Ein_Liberaler

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Hat die Zeitarbeitsfirma dem Angestellten vielleicht sein Gehalt weitergezahlt, wenn ihn gerade keiner haben wollte?
 

Booth

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_Dark_ schrieb:
wenn es schafft, [ein manager] ein solches unternehmen gut zu führen, dann kann er angsesichts der milliarden gewinne, die ja hauptsächlich durch seine entscheidungen (!) [...] entstehen
Diese Annahme halte ich für falsch. Die Entscheidungen des obersten Managements betreffen oft maximal nur gewisse Groß-Produkte/Projekte... und diese Entscheidungen stellen letztlich zumeist eine gewisse Auswahl in Vorschlägen dar (die andere zuvor erarbeitet haben)... und sind maximal die hauptsächliche Voraussetzung dafür, daß gute Produkte von der Entwicklung, dem Betrieb und dem Vertrieb mit hohen Gewinnen erwirtschaftet werden können.

Ein haufen Manager allein ist nichts und bewegt nichts. Sie sind fundamental von allen anderen in einer Firma abhängig. Umgekehrt sicher auch. Aber wenn ich mir oberste Manager diverser AGs anschaue... dann wissen die oft nichtmal ansatzweise über technische Details diverser Produkte Bescheid. Die Steve Jobs dieser Welt sind relativ selten geworden.

Von daher bereitet das leitende Management meines Erachtens oftmals vor allem die Voraussetzung, ob die dann verantwortlichen Projektleiter gute Produkte abliefern und die dann verantwortliche Marketing-Abteilung gemeinsam mit denen das Produkt gut am Markt positioniert.
_Dark_ schrieb:
die arbeitnehmer bekommen für eine fest ausgemachte leistung geld.. sie tragen dafür kein risiko
Diese Aussage ist insbesondere bei den AGs schlicht falsch. Die Angestellten haben ein mindestens so hohes Risiko gekündigt zu werden, wie leitende Manager. Nur daß die Manager oft dermaßen hohe Gehälter und anschließende Abfindungen erhalten, daß sie definitiv keinerlei finanzielle Probleme mehr haben... von daher ist so gesehen sogar das Risiko der "normalen" Angestellten weit höher, da sie sehr viel eher in eine finanziell bedrohliche Situation geraten können.
Aphorismus schrieb:
Dass letztgenannte Tätigkeit ["Manager" im Vergleich zu "Facharbeiter"] höher bezahlt wird, finde ich richtiggehend beruhigend
Höher ist ein dermassen unpräzise Aussage. Mein "Manager" (also direkter Vorgesetzter) erhält auch ein höheres Gehalt - womit ich kein Problem habe. Es ist ja auch nicht das 20-200-fache. Interessanterweise weiss man das als normaler Angestellter auch nie - das heisst, ein Vergleich kann nur vom Manager vorgenommen werden... der Angestellte kann diesen Vergleich nie umsetzen, weil ihm schlicht die Informationen fehlen.

Ganz allgemen ist meine Aussage: Ich stelle hier insbesondere die Relationen, die Umsetzung (fehlende Vergleichsmöglichkeiten "von unten") und natürlich die üblichen Begründungen in Frage.
Aphorismus schrieb:
Mit "weniger anspruchsvoll" meine ich intelektuell anspruchsvoll, gedanklich anspruchsvoll
Oha - jetzt kommen wir der Sache etwas näher.

Es geht Dir scheinbar um eine Wertung der Denkleistungen, oder?! Ich selber finde die Aussage, daß die eine Aufgabe eine höhere Denkleistung erfordere als eine andere insbesondere von einem lernenden Philosophen ziemlich... ungewöhnlich und irritierend. Willst Du im Ernst nun "Denkleistungen" untereinander vergleichen, obwohl die Aufgaben völlig unterschiedlich sind?! Schach erfordert eine höhere Denkleistung als Mathematik?! Ein SAP-Modul zu implementieren eine höhere Leistung, als ein Team zu leiten?! Betriebswirtschaftliche Kennzeichen im Job anzuwenden, eine höhere Denkleistung als ingenieur-wissenschaftliche Kennzeichen?!

Das ist scheinbar Dein Kerngedanke. Nur... dann bin ich gespannt, von Dir Links zu dieser Wertung zu erhalten... denn es muss ja dann definitiv eine ganze Wissenschaft für diese Einteilung von Denkleistungen geben. Die Bewertung der gesamten Dienstleistungs-Wirtschaft beruht ja scheinbar darauf.

gruß
Booth
 

Ein_Liberaler

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Ich finde es normal, jemandem, der eine Maschinenhalle führt, mehr zu zahlen als einem, der nur eine der Maschinen bedient, und dem Direktor der ganzen Fabrik noch mehr.

Natürlich läßt der sich zuarbeiten. Davon, ob er das gut macht oder nicht, hängt der Erfolg des Ganzen ab.

Die Sichtweise von General Hammerstein paßt auch für die zivile Wirtschaft:

„Machen Sie sich frei von Kleinarbeit. Dazu halten Sie sich einige wenige kluge Leute. Lassen Sie sich aber viel Zeit, sich Gedanken zu machen und sich vor sich selbst ganz klar zu werden. Sorgen Sie dafür, dass Ihre Gedanken ausgeführt werden. Nur so können Sie richtig führen.“
 

Winston_Smith

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Die Angestellten haben ein mindestens so hohes Risiko gekündigt zu werden, wie leitende Manager.

Ich denke es ging um das Risiko was persönlich zu tragen ist bzw. die Tragweite der "Fehler". Wenn ein Fließbandarbeiter bei Osram ne Gühbirne fallen lässt, ist sie kaputt und er nimmt ne neue. Zack, aus, fertig.

Wenn ein Manager einen Fehler macht, geht es nicht einfach so weiter.

Die Steve Jobs dieser Welt sind relativ selten geworden.

Verdient er denn zu recht so viel Geld bzw ist zu recht so reich?

ws
 

Booth

Erleuchteter
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Ein_Liberaler schrieb:
Ich finde es normal, jemandem, der eine Maschinenhalle führt, mehr zu zahlen als einem, der nur eine der Maschinen bedient, und dem Direktor der ganzen Fabrik noch mehr.

Natürlich läßt der sich zuarbeiten. Davon, ob er das gut macht oder nicht, hängt der Erfolg des Ganzen ab.

Die Sichtweise von General Hammerstein paßt auch für die zivile Wirtschaft:

„Machen Sie sich frei von Kleinarbeit. Dazu halten Sie sich einige wenige kluge Leute. Lassen Sie sich aber viel Zeit, sich Gedanken zu machen und sich vor sich selbst ganz klar zu werden. Sorgen Sie dafür, dass Ihre Gedanken ausgeführt werden. Nur so können Sie richtig führen.“

In der Produktion werden Menschen an Maschinen ja auch meist zu roboterähnlichen Funktionen degradiert. Wenn ich mir die Entwicklung eines Betriebssystems anschaue. Da kann das mangelhafte Design einer bestimmten Technik das ganze Produkt versauen... (tut es übrigens auch real *g*) - oder der Vor-Ort-Techniker am Standort der Geschäftsleitung einer Kundenfirma kann im Extremfall dafür sorgen, daß die Geschäftsleitung sich lieber nach einem anderen Dienstleister umguckt. Und wenn das ein Key Account ist, der für einen erheblichen Umsatz sorgt... tja... gute Nacht.

In der komplexen Welt kann zuweilen auch ein angeblich "kleines" Rädchen für einen großen Impact sorgen. Soll das nun der Punkt sein?! Nur wieso wird nirgendwo in der Wirtschaft danach Ausschau gehalten und dann natürlich auch danach bezahlt?!

Für alle Begründungen, die hier für die hohen Manager-Gehälter genannt werden, finde ich in der Wirtschaft ne Menge Beispiele, die dem entgegensprechen.

Sehe das wirklich nur ich so?!

@Winston
Ich weiss nicht, ob irgendjemand "zu Recht" wieviel Geld auch immer verdient. Ich stelle hier grundsätzlich die Relationen in Frage... und grundsätzlich die Begründungen, die mir alle nicht logisch vorkommen.

Aber - um meine Meinung klar zu äussern: Ich persönlich glaube nicht, daß irgendein Mensch "zu Recht" soviel Reichtum besitzen kann, wie die tausendfache Lebensleistung von vielen zuweilen guten und auch studierten Menschen ausmacht. Das hat für mich auch nichts mit "Gerechtigkeit" zu tun, sondern eher mit Vernunft.
edit: Aber für mich ist das auch keine Rechtfrage... also... "zu Recht" ist das nach dem juristischen Standpunkt ganz sicher. Der moralische Standpunkt interessiert mich im Prinzip sogar kaum. Ich sehe auch die Ursachen und die Mechanismen, die dazu führen, und weiss, daß diese Mechanismen in dieser jetzigen Gesellschaft nunmal so sind, und früher andere Mechanismen zu ähnlichen Ergebnissen führten. Vernünftig finde ich das alles dennoch nicht :)

gruß
Booth
 

Ein_Liberaler

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Ich halte es für vernünftig, wenn der Systementwickler weniger verdient als sein Vorgesetzter, der mehrere Systementwickler und sicher noch ein paar Controller, oder wie die auch heißen mögen, koordiniert und dafür sorgt, daß die motiviert, gut versorgt und fleißig ein funktionierendes Betriebssystem entwickeln und daß Fehler entdeckt und ausgebügelt werden.

Ich meine nicht, daß sich das Gehalt nach dem Schaden bemessen solte, den jemand schlimmstenfalls anrichten kann.

Recht... Was einer hat, und hat es nicht gestohlen und geraubt, hat er zu Recht.
 

Komplize

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Ein_Liberaler schrieb:
Äh... Wo kann ich das mit den 17 % Umsatzrendite nachlesen?
Im Jahr 2003 betrug die Umsatzrendite im Konzernbereich "BRIEF" 17 Prozent

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Im Jahr 2006 betrug die Umsatzrendite im Konzernbereich "BRIEF" 15,5 Prozent
siehe hier
Im Jahr 2006 hat der Bereich "BRIEF" 129.922 Mitarbeiter beschäftigt und bei einem Umsatz von rund 13,3 Milliarden euro ein EBIT von gut 2 Milliarden euro erwirtschaftet. Das macht "Pro Kopf" einen Gewinn von rund 15.000 euro. Also diesen "Mehrwert" erläuft ein Briefdienstmitarbeiter im Jahr für das Unternehmen ZUSÄTZLICH zu dem, was er schon für seinen Lohn erwirtschaftet hat.

Deshalb ist es eine Frechheit von Herrn Sinn zu behaupten, die sogenannten Geringqualifizierten würden keinen Gewinn erwirtschaften. Wenn bei PIN Mail ein Verlust zusammengekommen ist, dann wegen fehlerhafter Logistik und die effizient zu koordinieren ist Sache der hochqualifizierten :roll: Manager.
 

Ein_Liberaler

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Das macht "Pro Kopf" einen Gewinn von rund 15.000 euro. Also diesen "Mehrwert" erläuft ein Briefdienstmitarbeiter im Jahr für das Unternehmen ZUSÄTZLICH zu dem, was er schon für seinen Lohn erwirtschaftet hat.

Das eine ergibt sich nicht aus dem anderen. Du kannst nicht aus Aggregaten auf den Sonder- oder Einzelfall schließen.

Daß die Briefpost die Cashcow des Konzerns ist, die die anderen Unternehmensteile subventioniert, ist allgemein bekannt. Das ist möglich aufgrund der Monopolstellung, die der Post erlaubt, hohes Porto zu verlangen.

Wie sollen andere Firmen überhaupt zur Post in Konkurrenz treten, wenn nicht über die Preise?

Wenn ein Arbeitsloser und PIN sich über eine Lohnsumme einige werden, mit welchem Recht mischen sich dann die Post und der Staat ein?

Zu Sinn: Bezog der sich überhaupt speziell auf die Post?

Ist ein einheitlicher Mindestlohn in München und im Erzgebirge sinnvoll?

Kann ein zu hoher Mindestlohn Deiner Ansicht nach überhaupt zu Entlassungen führen?
 

Aphorismus

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Booth schrieb:
Ganz allgemen ist meine Aussage: Ich stelle hier insbesondere die Relationen, die Umsetzung (fehlende Vergleichsmöglichkeiten "von unten") und natürlich die üblichen Begründungen in Frage.

Wie die einzelnen Verhältnismäßigkeiten sind, müsste man sich von Fall zu Fall angucken. Dass gerade die Abfindungen im Falle von Misswirtschaft zu hoch sind, denke ich auch, aber ich halte es für einen Fehler, den die Unternehmen ohne äußeren Zwang machen und bei dem sie sich nur selbst schaden. Daraus leite ich ab, dass der Staat keinerlei (moralisches) Recht besitzt, einzugreifen. Die juristische Seite maße ich mir nicht an zu beurteilen.

Booth schrieb:
Aphorismus schrieb:
Mit "weniger anspruchsvoll" meine ich intelektuell anspruchsvoll, gedanklich anspruchsvoll
Oha - jetzt kommen wir der Sache etwas näher.

Es geht Dir scheinbar um eine Wertung der Denkleistungen, oder?! Ich selber finde die Aussage, daß die eine Aufgabe eine höhere Denkleistung erfordere als eine andere insbesondere von einem lernenden Philosophen ziemlich... ungewöhnlich und irritierend. Willst Du im Ernst nun "Denkleistungen" untereinander vergleichen, obwohl die Aufgaben völlig unterschiedlich sind?! Schach erfordert eine höhere Denkleistung als Mathematik?! Ein SAP-Modul zu implementieren eine höhere Leistung, als ein Team zu leiten?! Betriebswirtschaftliche Kennzeichen im Job anzuwenden, eine höhere Denkleistung als ingenieur-wissenschaftliche Kennzeichen?!

Das hat was mit der Abstraktionsebene der zur Ausübung des jeweiligen Berufes nötigen Leistung zu tun. Ein Facharbeiter muss sich nicht in jeden einzelnen Mitarbeiter des Unternehmens hineinversetzen und dabei gleichzeitig die wirtschaftliche Gesamtsituation erfassen können. Es reicht, wenn er seinen Job gut macht. Ein guter Manager tut etwas sehr viel allgemeineres und weniger leicht greifbares, als einfach nur ein Rädchen im Getriebe zu sein. Stattdessen strukturiert und verwaltet er das Gesamtgetriebe. Das ist sicherlich anspruchsvoller als eine Einzelaufgabe, egal wie komplex, zu bewerkstelligen, und genau deshalb wird es auch besser bezahlt. Um das zu verstehen, bedarf es keinerlei Untersuchungen.
 

Ein_Liberaler

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Zu den Abfindungen: Ist es nicht so, daß Vorstände Fünfjahresverträge haben, und diese fünf Jahresgehälter eben auch bekommen, wenn sie am zweiten Tag entlassen werden?

Der Nachteil, den sie von einer Entlassung haben, ist das entgangene Gehalt der nächsten Amtszeit - insofern werden sie behandelt wie Politiker.

Im Radio habe ich heute die Meinung gehört, ein Manager, der von einer guten Stelle abgeworben wird, müßte verrückt sein, von seinem neuen Arbeitgeber nicht entweder ein exorbitantes Gehalt zu verlangen (die amerikanische Variante) oder eben einige Jahre Beschäftigungssicherheit (die deutsche Variante), denn ein Zurück wird es ja wohl nicht geben.
 

dkR

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Wieso immer dieser alberne Vergleich mit dem Facharbeiter?
Facharbeiter werden ist relativ simpel, nen Großkonzern führen nicht. Ergo: Mehr Geld für den stressigeren Job, den weniger Leute machen können.
 

Booth

Erleuchteter
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Aphorismus schrieb:
Dass gerade die Abfindungen im Falle von Misswirtschaft zu hoch sind, denke ich auch, aber ich halte es für einen Fehler, den die Unternehmen ohne äußeren Zwang machen und bei dem sie sich nur selbst schaden.
Du implizierst hier unausgesprochen, daß diejenigen, die jene Entscheidungen treffen grundsätzlich unternehmerisch denken. Das halte ich schlicht für falsch. Ein Manager hat wie jeder Angestellte grundsätzlich auch die eigene Karriere und das eigene Konto im Blickfeld. Und logischerweise ist den meisten Managern (wie den meisten sonstigen Angestellten) das Hemd näher als die Hose... also der eigene Erfolg wichtiger, als der des Unternehmens.

Ich bestreite die Behauptung, daß dies im Falle der Manager immer identisch sein muss.

Das hat was mit der Abstraktionsebene der zur Ausübung des jeweiligen Berufes nötigen Leistung zu tun. Ein Facharbeiter muss sich nicht in jeden einzelnen Mitarbeiter des Unternehmens hineinversetzen und dabei gleichzeitig die wirtschaftliche Gesamtsituation erfassen können.
Natürlich nicht. Ein Manager genauso wenig. Manager versetzen sich oftmals sogar noch weniger in ihre Mitarbeiter als "normale" Kollegen... zumindest vom menschlichen Standpunkt aus.
Ein guter Manager tut etwas sehr viel allgemeineres und weniger leicht greifbares, als einfach nur ein Rädchen im Getriebe zu sein.
Das sehe ich deutlich nüchterner. Auch er macht "nur" einen Job - wenn auch einen anderen.
Stattdessen strukturiert und verwaltet er das Gesamtgetriebe. Das ist sicherlich anspruchsvoller als eine Einzelaufgabe, egal wie komplex, zu bewerkstelligen, und genau deshalb wird es auch besser bezahlt. Um das zu verstehen, bedarf es keinerlei Untersuchungen.
Ach herrje... gerade im Dienstleistungsbereich "strukturieren" diverse Leute reichlich in anderen Bereichen. Ich komme nun in einen Jobbereich rein, wo Techniker (oft studierte, aber beileibe nicht immer) Konzepte erstellen, die eine Struktur einer Firma auf den Kopf stellen - und durchaus auch Konzerne. Und?! Verdienen die nun Millionen-Gagen?! No way.

16-Stunden-Tage quer in der ganzen Republik haben die übrigens auch... üblicherweise immer (wie sagte meine neue Chefin letzthin?! in den vergangenen Jahren haben ihre Leute 24x7-Jobs ... und ich Idiot habe "ja" zu dem Job gesagt *gg*)

Übrigens... sehe ich bestimmte "Kollateralschäden" von diesem Sonder-Vergütungs-System für Manager, die ich für ziemlich fragwürdig halte. Diese "Strukturierung" der verantworteten Bereiche stimmt. Aber die kommt ja nicht aus dem Nichts. Diese Unternehmen gibts ja... also kommt son Manager in eine bestehende Umgebung neu rein. Was machen also zahlreiche Manager zunächst?! Sie strukturieren um. Ob die vorherige Struktur wirklich schlecht war, oder die neue besser... das wird oftmals gar nicht herausgefunden. Teilweise werden alle Namen der Abteilungen geändert... totaler Kokolores - aber die Manager haben halt was "geleistet". Sowas erlebe ich nun seit ca. 9 Jahren in dieser großen Firma in regelmäßigen Abständen.

Auch glaube ich erkannt zu haben, daß diese Manager-Posten oftmals Leute unbedingt wahrnehmen wollen, auch wenn sie keine besonders hohen Talente dafür haben, Menschen zu führen. Gerade das hat ja der Liberale behauptet:
ich halte es für vernünftig, wenn der Systementwickler weniger verdient als sein Vorgesetzter, der mehrere Systementwickler und sicher noch ein paar Controller, oder wie die auch heißen mögen, koordiniert und dafür sorgt, daß die motiviert, gut versorgt und fleißig ein funktionierendes Betriebssystem entwickeln und daß Fehler entdeckt und ausgebügelt werden.
Der Witz an der Sache ist, daß oftmals eben nicht die Leute Manager werden, die andere besonders gut motivieren und koordinieren können. Ein absolviertes Studium besagt noch lange nicht, daß jemand darin besonders gut ist. Bereit sein, 16 Stunden zu arbeiten, auch nicht.

Aber natürlich sind alle Leute mit großen Ehrgeiz sehr interessiert daran, einen solchen Posten anzustreben, da es dort am meisten Anerkennung in Form von Bezahlung gibt. Meines Erachtens bedeutet dies, daß nicht nur oftmals Leute reinwachsen wollen, die anderweitig einen besseren Job ausüben könnten, sondern teilweise auch Leute in Abteilungen abgezogen werden, obwohl sie dort extrem wertvoll sind - aber "Karriere" insbesondere in geldtechnischer Hinsicht bedeutet nunmal zu versuchen, in eine "koordinierende" Rolle reinzukommen. Ist das wirklich sinnvoll für die Produkte und Dienstleistungen?!

Mir fehlt nach wie vor ein Grund, den ich wirklich als so besonders wahrnehme, daß Manager dermassen hohe Gehälter kassieren sollen. Alle genannten Gründe sehe ich auch bei anderen Berufsgruppen mal hier und da... und diese Leute verdienen erheblich bis enorm weniger.

edit:
dkr schrieb:
Wieso immer dieser alberne Vergleich mit dem Facharbeiter?
Facharbeiter werden ist relativ simpel, nen Großkonzern führen nicht. Ergo: Mehr Geld für den stressigeren Job, den weniger Leute machen können.
Weil es auch Facharbeiter gibt, die einen ähnlich stressigen Job machen, den ebenfalls nicht allzu viele Leute machen können, bzw für den man zig Jahre Erfahrung in einem ganz bestimmten Bereich benötigt. Und Dein "mehr Geld" ist so ungenau, wie überall. Gegen "mehr Geld" hat niemand was. Ein Euro mehr ist mehr Geld... 2 Millionen Euro mehr sind auch mehr Geld...

gruß
Booth
 

Ein_Liberaler

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Booth schrieb:
Auch glaube ich erkannt zu haben, daß diese Manager-Posten oftmals Leute unbedingt wahrnehmen wollen, auch wenn sie keine besonders hohen Talente dafür haben, Menschen zu führen. Gerade das hat ja der Liberale behauptet:

Komm, was soll der Quatsch? Ich habe von den Aufgaben eines Managers geschrieben, und Du lenkst ab und willst darüber reden, wie viel von ihnen sie auch erfüllen und ob nicht viele Manager werden wollen, ohne dafür geeignet zu sein.

Ein absolviertes Studium besagt noch lange nicht, daß jemand darin besonders gut ist. Bereit sein, 16 Stunden zu arbeiten, auch nicht.

Die einen steigen aus der Arbeiterschaft ins mittlere Management auf, andere fangen da an. Was ist dabei? Die hohen Posten, um die es geht, bekommt niemand, der außer einem Studium nichts vorzuweisen hat.

Heute ist es natürlich nicht mehr wie in der Wirtschaftswunderzeit... Die meisten, die sich für Führungsaufgaben eignen, bringen auch einen Studienabschluß mit, und wenn es nach der Regierung geht, wird der Anteil der Studierten noch steigen.

Meines Erachtens bedeutet dies, daß nicht nur oftmals Leute reinwachsen wollen, die anderweitig einen besseren Job ausüben könnten, sondern teilweise auch Leute in Abteilungen abgezogen werden, obwohl sie dort extrem wertvoll sind - aber "Karriere" insbesondere in geldtechnischer Hinsicht bedeutet nunmal zu versuchen, in eine "koordinierende" Rolle reinzukommen. Ist das wirklich sinnvoll für die Produkte und Dienstleistungen?!

Möglicherweise nicht. Auf höherer Ebene kann man beobachten, wie immer mehr Amerikaner Jura oder BWL studieren, während Ingenieure im Ausland eingekauft werden müssen.

Mir fehlt nach wie vor ein Grund, den ich wirklich als so besonders wahrnehme, daß Manager dermassen hohe Gehälter kassieren sollen. Alle genannten Gründe sehe ich auch bei anderen Berufsgruppen mal hier und da... und diese Leute verdienen erheblich bis enorm weniger.

Nur den Grund, den ich genannt habe, "entkräftest" Du dadurch, daß Du behauptest, Manager währen ihrer Aufgabe häufig nicht gewachsen. Das finde ich systematisch nicht so überzeugend.
 

dkR

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Booth schrieb:
dkr schrieb:
Wieso immer dieser alberne Vergleich mit dem Facharbeiter?
Facharbeiter werden ist relativ simpel, nen Großkonzern führen nicht. Ergo: Mehr Geld für den stressigeren Job, den weniger Leute machen können.
Weil es auch Facharbeiter gibt, die einen ähnlich stressigen Job machen, den ebenfalls nicht allzu viele Leute machen können, bzw für den man zig Jahre Erfahrung in einem ganz bestimmten Bereich benötigt. Und Dein "mehr Geld" ist so ungenau, wie überall. Gegen "mehr Geld" hat niemand was. Ein Euro mehr ist mehr Geld... 2 Millionen Euro mehr sind auch mehr Geld...

gruß
Booth
Den Rest regelt der Markt. International bekannter Topmanager sagt: "Unter 2 Millionen rühr ich keinen Finger". International bekannter Topmanager bekommt zwei Millionen, weil Firma das wert ist.
Facharbeiter sagt:"Unter 2 Millionen rühr ich keinen Finger". Firma antwortet:"Wir zahlen 50000, oder wir stellen jemand anderen ein."
Denke mal, Facharbeiter, und sei das Fach auch noch so exotisch, sind auf dem Markt eher verfügbar als die angesprochenen International bekannten Topmanager.
 

Ein_Liberaler

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Und, welchen zusätzlichen Ertrag bringt mir ein Facharbeiter mehr? Und, muß ich nicht all meinen Facharbeitern vergleichbare Löhne zahlen? Jesus, Gleichnis vom Weinberg. Als der Winzer am Abend noch schnell Leute einstellt, um mit der Lese fertig zu werden und ihnen einen vollen Tageslohn zahlen muß, machen die anderen ganz schön Stunk.
 
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