Weniger Plastik Wagen oder wie man Müll wirklich los wird

gaia

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Giacomo_S schrieb:
Der Templerorden betreibt hier in München-Untergiesing eine Speisung für sozial Bedürftige. Kommen darf aber ausdrücklich jeder. Eine Kontrolle irgendwelcher "Sozialausweise" findet auch nicht statt, denn es würde zu viele ausgrenzen, die nicht einmal dazu in der Lage wären, obwohl sie bedürftig sind. Einmal in der Woche am Donnerstag werden Lebensmittel verteilt. Auch hier gilt dasselbe.
Das klingt schon toll- ich weiß gar nicht ob es etwas ähnliches hier gibt, wo man Lebensmittel, dazu noch vorbereitete geschenkt bekommt.
Vor alllen erscheint es mir vernünftiger, als der Weg sich durch Tonnen zu wühlen um sie dann umsonst anzubieten. Einfach, weil da jemand drüber schaut und zusieht, dass auch verteiltwird, was eben geht.
Allein die schiere Menge kann einen schon erschlagen. Teilweise werden von den Templern Lebensmittel noch zu anderen Stellen gefahren, meist andere Klöster. Andererseits bekommen wir schon mal Lebensmittel von anderen kirchlichen Stellen.
Hm...ich kanns mir nur ein bisschen vorstellen, weil mir der lockere Umgang mit Lebensmitteln gelegentlich auffällt. Beziehunsweise ich durch die beschriebene ältere Dame., einen anderen Blickwinkel vermittelt bekam.
Freilich, das ganze Zeug was ich eingekocht habe, hätte sie nie wegbekommen, weil ständig was Neues dazu kam. In ihrem Bekanntenkreis konnten die Leute also ihr schlechtes Gewissen bez weggeworfener Lebensmittel beruhigen, weil sie das übrige Obst ihr gegeben haben.
Freunde von ihr." Ich habe noch Äpfel, magst Du die mitnehmen?" ( Wir innerlich: Nein, bitte nicht! :don:) Sie" Ohja, danke.....!"
Daher stimme ich absolut zu, was das Abwägen und die Heiligkeit von Lebensmitteln angeht.
Gestern habe ich z.B. 30 kg Rote Grütze gekocht - ausschließlich aus frischen Früchten, davon allein 17 kg Himbeeren! Der Rest bestand aus Süßkirschen und Johannisbeeren.
Was Himbeeren angeht, da hättest Du einen dankbaren Abnehmer bei mir. Natürlich nicht kiloweise....Ich bin ja viel zu träge um in die Himmberen (oder gar Blaubeeren) zu gehen.
Die rote Grütze könnte man bestimmt auch prima für Jogurteis verwenden :) .......
Allerdings: Die Ware ist reif, ich muss sie praktisch sofort verarbeiten, denn sonst habe ich keine Chance.....
5kg Jogurt, sind tatsächlich eine heftige Menge, da hilft wohl nur so vorzugehen, wie Du es vorhast. ( oder Du machst Eis :) )

Ein grundsätzliches Problem: Das man auch essen muss, was man da so mühsam konserviert.
Ein Problem im Übrigen, dem sich auch der Templerorden letztlich gegenüber sah. Man kochte Marmelade wie die Weltmeister, nur aß sie keiner. Nach Jahren ... 15 Jahren! ... warf man sie dann weg, und in diesem Prozess fand man Marmelade, die noch älter war.
Als mein Onkel gestorben ist haben wir in seinem Keller auch uraltes eingemachtes Zeug gefunden. Anno dazumal- Zwetschgen. Inhalt lecker braun.
Wir haben unsrer Regal schon leer gegessen, manches, wie eingemachte Pflaumen, war aber eine echte Qual.
Ich denke eben auch, das man vieles so günstig bekommt, das Marmelade kochen eher Luxus für Liebhaber ist. Da kann man dann Marmelade durch Zusatzzutaten auch aufwerten und ein nettes Mitbringsel draus machen....
Mein Publikum ist zumindest in Teilen ... einfach Pöbel. Es ist keine Ausnahme, dass manche in der wöchentlichen Verteilung zwar gierig alles mitnehmen, dann aber auf dem Weg nach Hause Teile einfach in die Vorgärten werfen.
Da hätte ich jetzt auch keine Lust irgendwas aufwendig aufzubessern...
Hast Du denn trotzdem Spaß bei der Arbeit?

Man kann das ganze Jahr frisches Obst kaufen und oft auch noch ziemlich preiswert.
Ja das meine ich. Es ginge also eher um den Spaß als (teilweise)Selbstversorger.
Sicher- Erdbeeren auf ein Backblech legen, sid keine große Herausforderung, aber für meinen Geschack viel besser als die bei der Marmeladegewinnung tot zu zuckern. Selbst wenn man Stevia nehmen würde.
 

Giacomo_S

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gaia schrieb:
Da hätte ich jetzt auch keine Lust irgendwas aufwendig aufzubessern...
Hast Du denn trotzdem Spaß bei der Arbeit?

Ja, denn es gibt ja die anderen auch, im Grunde die Mehrheit: Menschen hart am unteren sozialen Ende, die sich aber dennoch wacker halten, sich pflegen, ordentliche Kleidung tragen usw. usf.

Schwieriger wird es mit den absoluten Pennern. Unlängst musste ich jemanden bereits am Tor abweisen, die anderen Gäste hatten sich bereits draußen beschwert (und das sind ja auch nicht gerade parfümierte Dressmen). Da stank jemand so unerträglich - an der frischen Luft schon - dass ich den nicht mehr in den Speiseraum platzieren konnte.
Klamotten total versifft und zerrissen ... wie jemand sich so gehen lassen kann, ist mir ein Rätsel, zumal der nicht einmal sonderlich nach Alkohol aussah.

Vor allem: Es gibt hier in München mehr als eine Stelle, wo man kostenlos duschen kann, allein ich kenne mindestens zwei. Kleidung bekommt man an vielen Stellen kostenlos. Schlimmstenfalls kann man - denken wir an die hochsommerlichen Temperaturen der letzten Wochen - sich in der Isar waschen und Kleidung aus dem Altkleidercontainer ziehen.

Hereinlassen aber kann ich so einen nicht mehr, die Grenze ist überschritten - auch wegen der anderen und um eine gewisse Disziplin aufrecht zu erhalten. Jemand, der so verdreckt und abgerissen hat, dem ist im Grunde kaum noch zu helfen. Er wird auch an anderen Stellen, dort, wo es Dusche und Kleidung gibt, mutmaßlich abgewiesen oder erhält Hausverbot. Kein Mitarbeiter kann und will sich um so jemanden kümmern und in den Waschräumen gibt das Mord und Totschlag mit den anderen. Vor allem: Durch einmal heiß duschen wird's kaum besser. Die Haut stinkt als solche, so jemand muss eine Woche lang jeden Tag 2x duschen, damit sich eine Normalität einstellt.

Die Schwierigkeit besteht für mich darin, einerseits über der Not solcher Menschen nicht zu einem kalten Zyniker zu werden, andererseits das Elend der Leute auch nicht zu nah an mich heran zu lassen. Eine Gratwanderung, die eigentliche Herausforderung dieses Jobs.

gaia schrieb:
5kg Jogurt, sind tatsächlich eine heftige Menge, da hilft wohl nur so vorzugehen, wie Du es vorhast. ( oder Du machst Eis Smile )

5 kg Joghurt sind da eigentlich ein Witz, denn das sind ja nur 25 Portionen - je nach Zeitpunkt im Monat nicht einmal die Hälfte dessen, was ich täglich brauche. :wink:

Eis auszugeben: Das kann schon in der Gastronomie schwierig sein. Denn das klappt eigentlich immer nur dann vernünftig, wenn der Kellner auf den Eisbecher wartet.
Unter unseren Bedingungen Eis auszugeben ist praktisch unmöglich, es lässt sich nicht handeln (obwohl wir manchmal sogar Eisdosen aus dem Handel bekommen - aber das essen wir selbst).
 

gaia

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Das ist sehr traurig.
Scheint irgendwie ein Zeichen dafür zu sein, dass sich jemand kein Stück mehr zugehörig fühlt. Jemand der sich selbst egal ist.
Dass Du versuchen musst all sowas nicht zu sehr an Dich ran zu lassen, ist auch sehr wichtig.
Ist in meinem Job ja auch so. Man kriegt das schon während der Ausbildung vermittelt.( Nähe/ Distanz) Man muss auch nach Hause gehen können und sollte dabei die Arbeit nicht auf eine Weise mitbringen, die einen dann belastet.
Verwahrloste alte Menschen hatte ich in meiner stationären Zeit immer mal. Kann mich an eine Dame erinnern, die sich zum Arzt geschleppt hatte und gesagt hat, das sie nicht mehr kann.
Ich schätze, da gibts viele so traurige Fälle von denen keiner etwas ahnt und oft stellt sich das erst nach deren Tod heraus.
Ist aber klar, dass Du so jemanden eher mit Abstand zu den anderen versorgen musst. Und ich schätze er weiß auch wo er Hilfe bekommen kann :why?:
Nagut. 5 Kg sind dann eher wenig, wenn man Massen von Leuten damit versorgen muss.
Also kein Eis :cry:
 

streicher

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gaia schrieb:
Selbtversorger zu sein ist so ein Traum meines Sohnes. ich selbst...naja mir it schon klar, dass das jede Menge Arbeit ist.
Also man bräuchte zum einen das Geld um Haus und Garten zu bezahlen, ein kleies Startguthaben um anständig anbauen zu können und einen Nebenjob für die Miete und die Fahrtwege.
Von daher ist so ein Geossenschafts oder Gemeinschaftsgarten sicher eine gute Idee.
Später könnte man ja weiter sehen.
Ein Freund von mir hatte mal die Idee, nicht ernst gemeint, geäussert, dass man doch mit den eigenen Freunden eine Gemeinschaft bilden sollte, eine Art kleines Dorf mit den Leuten, mit denen man sich eh gut versteht. Ich weiss nicht mehr, ob er die Eigenversorgung schon im Sinn hatte.
Aber die Gründung eines Dorfes, dass sich so weit es geht versorgt, ist in jüngster Zeit an verschiedenen Orten auch umgesetzt worden, wie zum Beispiel der Ort Sieben Linden, oder besteht als Vision (ReGen Villages).
Bekannte von uns habe sich mit anderen zusammengetan, um einen Hof umzugestalten und auch dort zu wohnen - einer allein hätte es wohl nicht stemmen können. Alle sind aber sonst im Beruf geblieben, haben so aber, mit Abstrichen, ein Leben auf dem Land verwirklicht. Man muss aber dann wirklich gut miteinander auskommen.
 

gaia

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Im Dorf Sieben Linden kann man auch nicht einfachzuziehen, las ich eben.
Man fängt wohl mit Freiwilligen Arbeit an und dann wird geschaut obs passt.
Dann kämen Seminare und 1 Jahr Probezeit.
Es wäre jetzt echt interessant was Leute zu sagen hätten, die diese nicht bestanden haben. Und ob man wohl aus dem Dorf geschmissen werden kann? wenns zB nach 5 Jahren nicht mehr passt?
:?!?:
Also...ich weiß nicht, an sowas haftet für mich immer ewas sektenhaftes und zwanghaftes( also ich frage mich ob es zB gut ankommt, wenn man nicht an den Gruppenprogrammen teilnimmt...)
Obwohl sich das nach Idylle liest.

Wenn, dann würde ich es am Liebsten wie Deine Bekannten machen, und eben nur halb selbst versorgt leben.
Oder alleine( mit Sohn und dessen möglicher Freundin). Die beiden könnten sich dann hauptsächlich( sozusagen beruflich) um den Anbau kümmern. Man bräuchte nur ein groß genuges Haus.
Witzigerweise wäre das in meinem Job theoretisch möglich, ich arbeite ja in der 1:1 Pflege. Ich müsste also zu einem Klienten gehen, bei dem man 24 Std ist und nach dem arbeiten irgendwo, wo die Erdscheibe fast zu Ende ist, Haus mit Riesen Garten bewirtschaften.......
 

streicher

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Über das Dorf "Sieben Linden" habe ich zuerst eine Doku gesehen. Wenn ich die Bewohner und Protagonisten richtig verstanden habe, versuchen sie neben Öko auch eine Art Basisdemokratie zu leben, in welcher jeder zu Wort kommen kann und jede Stimme Gewicht hat. Das hat zum Beispiel zur Folge, dass nicht nur mit Mehrheitsentscheid entschieden wird, sondern auch probiert wird zu messen, wie hoch eventuell der Widerstand gegen eine Lösungsmöglichkeit ist. Vielleicht dauert die Entscheidungsfindung länger, dafür sind die Leute zufriedener, ich weiss es nicht.
Mir kam es auch "zu viel" vor, es wirkte für mich wie eine "Gemeinde", nur dass sie nicht im klassischen Sinne "religiös" ist. Irgendwie haben die Bewohner als Gemeinschaft so eine Art "höhere Ziele" und einen Drang, nach Außen zu gehen.
Vielleicht funktioniert die Gemeinschaft recht gut, weil die Leute die Gemeinschaft ausprobieren können. Es ist ja auch eine saftige Entscheidung mit vielen Verpflichtungen.

Was die eigene individuelle Lösung angeht: Arbeiten und Wohnen an getrennten Orten ist sogar gar nicht so ungewöhnlich. Da kenne ich mittlerweile auch schon einige Personen, die das machen, werktags arbeiten und wohnen sie in der Stadt, am Wochenende wohnen sie auf dem Land (Wohnort und Arbeitsort liegen in etwa eine Stunde auseinander). Unzufrieden wirken sie nicht. Mich würde es allerdings nicht wundern, wenn sie noch ihre Arbeitszeit reduzieren bzw. ihr Leben irgendwann ganz aufs Land verlagern. Ob das vielleicht auch ein neuer Trend ist?
 

Giacomo_S

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Die Idee der Selbstversorgung ist eine romantische Vorstellung, die sich mit der Realität - oder genauer gesagt, mit der Realität, in der wir leben wollen - nur schwierig in Einklang bringen lässt.

Die Idee einer Kommune mal außen vor lassend (habe selbst mal vor rund 25 Jahren für kurze Zeit in einer gelebt und gearbeitet), stellt der Alltag eine Reihe von zu lösenden Problemen. Und die Lösungen für diese Probleme, zumindest die klassischen, sind dann nicht immer die, die einem auch gefallen.

Vor ganz ähnlichen Aufgaben stehe ich derzeit jeden Tag in der Ordensküche:

- Die Nahrungsmittel fallen dann an, wenn sie Saison haben - dafür dann aber in Mengen, die man nicht verzehren kann und oft genug nicht einmal zur Konservierung verarbeiten. Aktuell sch.... sie mich mit Beerenobst (Himbeeren, Brombeeren, Erdbeeren, Heidelbeeren), Steinobst (Kirschen, Pfirsiche, Aprikosen, Pflaumen) und anderem Obst (Birnen, Melonen) zu. Trotz einer Küche mit professioneller Ausstattung und meinem Ehrgeiz und Leistungsbereitschaft kann ich diesen Wahnsinn nicht stemmen. Zwar koche ich in blinder Wut Rote Grütze, verfüge aber bei Weitem nicht über genug Arbeitskräfte, all das Obst zu verarbeiten. Schon mal 10 kg Kirschen entsteint, mit einer "Maschine"?

- Selbst mit derzeit etwa 70 Gästen täglich kann das Problem entstehen: Das muss auch jemand essen. Kommen die Waren in die wöchentliche Verteilung, dann kann's mir wurscht sein: Wie es herein kommt, so wird es verteilt. Bringe ich aber verarbeitete Ware nicht unter die Leute, dann nervt das, denn man hat schließlich mühsam Arbeit, Energie und Material in das Produkt gesteckt.

- Die klassische Lösung, dem Herr zu werden: Konservierung.
Nur: Will man das überhaupt essen? Die Marmelade, das Kompott, das Mus? Das Backobst, die Trockenpflaumen, Latwerge? Beherrscht man die alten Lagerungstechniken überhaupt noch und wer kennt sich damit noch aus? Die Kartoffelkiste, die Sandschütte, das Apfellagerregal? Um dann festzustellen, dass der Lagerkeller gar nicht mehr kalt genug ist, weil nebenan die Zentralheizung steht?
Entfernte Bekannte von mir mit eigenen Obstbäumen geben sich mit dem Wahnsinn gar nicht mehr ab. Sie brennen nur noch Schnaps daraus, was natürlich auch etwas für sich hat, allerdings bekommt der Begriff Selbstversorgung damit eine ganz eigene Note.

- Aber auch neue Konservierungsmethoden können ihre Tücken haben. Gemüse kann man nicht einfach so einfrieren und selbst bei korrekter Methodik stellt sich die Frage, ob laufende Energiekosten eines Gefrierschranks ökonomisch Sinn ergeben.

- Im Winter isst man dann dafür über Wochen und Monate dasselbe langweilige Einerlei, getoppt mit der eingelegten Matsche aus Gläsern. Das muss man auch tun, denn sonst wäre die ganze Arbeit im Sommer ja völlig umsonst gewesen. Und schließlich ist man ja Selbstversorger und auch das muss ja irgendwann gegessen werden ...
Dafür blickt man dann mit verschämten Neid auf Lehrerehepaar aus der Nachbarschaft und ihre Frischwaren aus dem Supermarkt.
 

Giacomo_S

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streicher schrieb:
Über das Dorf "Sieben Linden" habe ich zuerst eine Doku gesehen. Wenn ich die Bewohner und Protagonisten richtig verstanden habe, versuchen sie neben Öko auch eine Art Basisdemokratie zu leben, in welcher jeder zu Wort kommen kann und jede Stimme Gewicht hat. Das hat zum Beispiel zur Folge, dass nicht nur mit Mehrheitsentscheid entschieden wird, sondern auch probiert wird zu messen, wie hoch eventuell der Widerstand gegen eine Lösungsmöglichkeit ist. Vielleicht dauert die Entscheidungsfindung länger, dafür sind die Leute zufriedener, ich weiss es nicht.

In einer ähnlichen Kommune habe ich - zwei Monate etwa - Anfang der 90er gelebt und gearbeitet. Konsensentscheidung, so lief das damals auch da. Damit gab es erstaunlich wenig Probleme, allerdings hatten die Mitglieder ihre Zeiten von Grundsatzdiskussionen auch schon hinter sich gelassen. Es gab eigentlich eher nur sporadisch Diskussionen - und wenn, dann waren sie meist der Anlass, an der vorgeschlagenen Lösung nachzubessern.

Andererseits stellte ich auch fest, dass die "Gleichheit" der Mitglieder bei näherer Betrachtung auch nur eine formale war. Denn auch dort gab es "Führungskräfte" und "Mitarbeiter", auch wenn sich diese möglicherweise aus Gründen der Persönlichkeit und Neigung herausgebildet hatten.

streicher schrieb:
Mir kam es auch "zu viel" vor, es wirkte für mich wie eine "Gemeinde", nur dass sie nicht im klassischen Sinne "religiös" ist. Irgendwie haben die Bewohner als Gemeinschaft so eine Art "höhere Ziele" und einen Drang, nach Außen zu gehen.

Man landet unweigerlich in einem solchen Gefüge, es lässt sich nicht vermeiden. Die Kommune in der ich war, hatte erstaunlich wenig Probleme (sprich: gar keine) mit materiellen Aspekten. Im Speiseraum stand eine Kasse mit Geld: Du brauchst Geld? Nimm Dir welches, wie viel, bleibt Dir überlassen. War die Kasse leer, wurde sie neu gefüllt ...
Mit Kommunenmitgliedern ging ich in ein Restaurant, jemand bezahlte einfach die Rechnung. Für alle, denn schließlich war es ja unser Geld. Dann gingen wir in ein Konzert, wieder wurden die Tickets bezahlt, einfach so. Jemand holte Bier, ich passte auf die Klamotten auf ...

Warum bedient sich nicht jemand schamlos am Geld, kleidet sich mit neuen Markenklamotten ein, frischt seine CD-Sammlung um 20 neue Exemplare auf?
Die Antworten auf den erfrischend problemlosen Umgang mit Geld sind einfach: Einerseits bleibt ein solches Verhalten natürlich nicht unbemerkt, was jeder weiß und sich denken kann. Das wagt dann einfach keiner. Eine andere Sache ist: Mit der Zeit entdeckt man, wie unbedeutend diese materiellen Objekte sind.

Denn man stellt fest: Viele Dinge haben wir nur und schaffen sie an, weil sich unser Status gegenüber anderen damit verbessern lässt (oder wir das glauben). In einer Gemeinschaft, in der es für Dein Ansehen unerheblich (oder sogar negativ) ist, ob Du nun Nike-Turnschuh trägst oder nicht, brauchst Du sie auch nicht. Sie bedeuten Dir dann nichts mehr.
Im Laufe der Zeit stellte ich fest, das mein bisheriges Leben eine einzige Täuschung gewesen sein musste. Wie oft hatte ich mir eingeredet, ein anderer sei ein Fatzke, weil er sich dies und jenes leiste oder dies und jenes tat. Dinge, die mit Geld zu tun hatten ...

Mit der Zeit veränderte ich mich. Ich stellte fest, dass ich viele Dinge nicht mehr brauchte, sei es, weil sie in der einen oder anderen Form auf dem Hof sowieso vorhanden waren, sei es, weil sie niemanden interessierten, mit dem ich sie hätte teilen können, sei es, weil ich sie für meine Frustbewältigung nicht mehr brauchte, weil es den Frust nicht mehr gab.
Die Arbeit - auch dort arbeitete ich in der Küche - verschaffte mir zeitweise eine bisher ungekannte Befriedigung. Ich musste mich nicht mehr mit gekauften Dingen belohnen, um dem Unmut kommerzieller Arbeit zu kompensieren, denn der er entstand gar nicht erst.

Überhaupt, Glücksgefühle ... Die ganze Zeit hatte ich ziemliche Höhenflüge, ich erlebte psychische Glücksgefühle - im Alltag - von bislang nicht gekanntem Ausmaß. Endlich tat ich etwas, was Sinn ergab, für alle, und nicht für einen, der mit mir sein Geld verdiente.
Die Schattenseiten gab es aber eben auch. Wer hoch fliegt, kann auch tief fallen. Man stellt fest: Mit dem, mit der kann ich einfach nicht und sie nicht mit mir.

Im normalen Leben hat man das natürlich auch. Das Problem dort aber: Im normalen Leben sagt man sich: Das ist ein Arsch, ein Schnösel, ein reicher Fatzke, der geht über Leichen und was auch immer.
Da aber verfangen so einfache Modelle nicht mehr. Denn jeder dort hat ein soziales Bewusstsein, sonst wäre er nicht da. Er ist eben kein Arsch, er lebte sonst nicht dort. Er ist nicht reicher oder ärmer als ich und er besitzt auch keine Dinge, um die ich ihn beneiden müsste.

Es gibt also keine scheinbaren Gründe - und trotzdem kann ich mit dem einfach nicht.
Das muss man erst einmal verdauen und das ist schwierig. Man fällt dann in eine Art Loch, und zwar aus Wolke sieben.
Tatsächlich passiert einem dieses Wechselbad der Gefühle ständig, und zwar manchmal mehrmals an einem einzigen Tag. Jeden Tag.

Warum bin ich nicht dort geblieben?
Eines Tages bin ich abgereist und nie wieder hingefahren (obwohl man mich gern behalten hätte). Irgendwo muss noch ein Koffer dort von mir liegen und eines Tages schrieb mir jemand einen Brief, den ich nicht beantwortete.
Zum Einen war ich damals noch zu jung und zu sehr Koch, um dort zu bleiben. Als Koch hätte ich mich dort nicht weiterentwickeln können. Der wesentliche Grund war aber wohl das Wechselbad der Gefühle, dem ich mich ausgesetzt sah. Dem sah ich mich auf Dauer nicht gewachsen. Nicht einmal reden konnte ich darüber - vielleicht hätte mir ein Kommunenmitglied auch gesagt: Da mussten wir alle durch, das legt sich aber mit der Zeit.

Aber es gab auch formale Gründe. Ein damals ungelöstes Problem war das einer "mitnehmbaren Altersversorgung", obwohl es diskutiert wurde und man nach Lösungen dafür suchte. Was, wenn ich mich eines Tages entschied, wieder ein normales Leben zu führen? Vielleicht nach Jahren?
Nach Berlin zurück gekehrt, war ich bald wieder im alten Trott.
 

gaia

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Ich habe mich ja hauptsächlich durch die Webseite des Dorfes geklickt und dabei dann auch noch festgestellt, dass man ganz schön viel Geld mitbringen müsste.
Ihr müsst euch mal durchlesen, was das alles kosten würde(Zuzug ins Dorf)- allein eine 5 stellige Zahl Genossenschaftsanteil, damit man zuziehen kann. Mindestens 700 Euro monatlicher Aufwand für Lebensunterhalt , Strom usw kommt dann auch dazu.
Die Grundseminare die man absolvieren muss, kosten natürlich auch etwas ( Verpflegung und Übernachtung wird extra berechnet)
Ich finde das alles schon sehr kommerziell.
Ich habe dann bei Yt einen Eintrag über das Dorf gefunden, mich aber bisher nur schnell durchgeklickt.
So sah ich einmal eine Frau die ein Feld mit Pferd und Pflug bearbeitet hat und dann einen Mann, der Strohballen mit einer elektrischen Säge barbeitet hat. Offensichtlich kann man wählen wie intensiv man sein Leben leben möchte... :?!?: , denn ich sah auch eine Frau, die ein Püriergerät benutzt hat, in einer recht schicken Küche.
Bei dem Dorf ist bei mir so wie Streicher schreibt, mir ist das zuviel. Und zu nah an einem Unternehmen bei dem es um Geld geht....Gruppenunternehmungen, Kaffeerunden ( oder so ähnlich). Die haben sogar ein Mediationshaus( geplant).
Kommunen....das kommunenähnlichste was ich gelebt habe, war mal ne WG mit einer Freundin , das war aber gegen Ende nicht so toll.
In meiner Vorstellung ist man da aber lockerer und freier.
Ich habe aber gerade heute einen Artikel gefunden. Der Autor hat verschiedene Kommunen besucht und vertritt die Meinung, dass die Kommunen erwachsen geworden sind...bzw echte Kommunen
:?!?: fast ausgestorben sind.
Was Du erzählst Giacomo hört sich aber schon nach einer sehr schönen Zeit an.
Das Apfelregal im Keller war mir immer am Liebsten, nur auch schnellsten leer gegessen. Das war schon ne andere Zeit und wir waren da glaube ich schon unter den letzten die noch einen Vorratskeller hatten...mein Vater hat da dann auch bald seine Werkstatt drauß gemacht...
Und eben, diese widerlichen Pflaumen zu denen es dann auch noch Grießbrei gab.....
Arbeiten und Wohnen kommt ja auch häufiger vor, wenn es um einen sehr interessanten Beruf geht.
Ein Freund meines Ex hat zb in Nürnberg gewohnt und ist tgl nach München gependelt. Da hatte ich einen Zweitwohnsitz fast sinnvoller gefunden.
Wenn man sich jetzt wirklich ein Haus in der Pampa suchen würde, könnte man sich das kürzer treten am Ende sogar leisten.

Ich habe schonmal einen großen Eimer Sauerkirschen geschenkt bekommen. Allesamt zu Marmelade verarbeitet. Also mit der "Maschine" entsteint.....Also nein, das würde ich nicht ständig machen wollen. (Eine Kirsche, die nächste Kirsche, noch eine Kirsche.....)
(Aber Sauerkirschmarmelade mit Mandelblättchen schmeckt direkt ganz schön lecker, die habe ich sogar gerne gegessen)

Den link hatte ich vergessen:
https://www.vice.com/de/article/nn5...-durch-die-kommunen-der-welt-gelernt-habe-303
 

Giacomo_S

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gaia schrieb:
Ich habe aber gerade heute einen Artikel gefunden. Der Autor hat verschiedene Kommunen besucht und vertritt die Meinung, dass die Kommunen erwachsen geworden sind...bzw echte Kommunen
:?!?: fast ausgestorben sind.

Was sind "echte Kommunen" und was sind "erwachsene Kommunen"? Die Kommune, in der ich damals lebte, war keine Kommune im Sinne einer "Hippie-Kommune". Eine Kommune waren sie "nur" im Sinne einer gemeinschaftlichen Lebensweise, darüber hinaus waren sie ganz normale Leute. Sie standen mit beiden Beinen auf dem Boden, ich empfand sie nicht als sonderlich spirituell oder experimentell in sozialen Fragen. Die meisten lebten auch in ganz gewöhnlichen Partnerschaftsbeziehungen.

Den verlinkten Vice-Artikel finde ich kindisch. Was hat sich der Autor erwartet? Gruppensex im Rausch der Sinne? Ob die Kommunen der 60er immer so waren, wie uns die BLÖD-Zeitung das damals dargestellt hat, mag man auch bezweifeln. Vielleicht waren sie eher mehr das, was man heute eine ganz normale WG nennen würde.

Anders kann das ja auch auf Dauer niemand leben. Es entsteht dann dauern eine Atmosphäre nicht beherrschter Gefühle, Missgunst und Enttäuschungen, niemand kann das.
 

gaia

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Ich weiß natürlich schon gar nicht was nun eine echte Kommune sein soll und wie eine richtige zu funktionieren hätte.
Eventuell wollte der Autor über romantische Vorstellungen des Miteinanderlebens in Harmonie berichten, ganz abseits von finanziellen Hintergründen. ( so dass ihn die Urlaubsangebote gestört haben)
Aber wie gesagt, ich habe damit keine wirklichen Erfahrungen gemacht.
Ich bin recht bürgerlich aufgewachsen( um nicht zu sagen spießig) daher kann ich mich nur über andere informieren :)
 

streicher

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Giacomo_S: Vor ganz ähnlichen Aufgaben stehe ich derzeit jeden Tag in der Ordensküche:

- Die Nahrungsmittel fallen dann an, wenn sie Saison haben - dafür dann aber in Mengen, die man nicht verzehren kann und oft genug nicht einmal zur Konservierung verarbeiten. Aktuell sch.... sie mich mit Beerenobst (Himbeeren, Brombeeren, Erdbeeren, Heidelbeeren), Steinobst (Kirschen, Pfirsiche, Aprikosen, Pflaumen) und anderem Obst (Birnen, Melonen) zu. Trotz einer Küche mit professioneller Ausstattung und meinem Ehrgeiz und Leistungsbereitschaft kann ich diesen Wahnsinn nicht stemmen. Zwar koche ich in blinder Wut Rote Grütze, verfüge aber bei Weitem nicht über genug Arbeitskräfte, all das Obst zu verarbeiten. Schon mal 10 kg Kirschen entsteint, mit einer "Maschine"?
10 kg Kirschen entsteint - nein. Wie hast du es gelöst?
Mir war das Einkochen der Quitten (ca. 15 kg) schon viel Arbeit. Die sind nicht ganz so handzahm wie Äpfel und man muss im Inneren noch ziemlich viel herausschneiden.
Die Saisonalität ist wirklich so eine Sache und kaum bis gar nicht zu lösen - will man frische Dinge selber anbauen und ernten. Bei Äpfeln müsste man zum Beispiel verschiedene Sorten haben, die man zu verschiedenen Jahreszeiten ernten kann, wie zum Beispiel im Sommer "Piros" oder "Gravensteiner" (Juli), im Herbstäpfel den "Cox", usw. und im Winter zum Beispiel den "Winterrambour" oder den "Winterglockenapfel". Die wenigsten werden diese Sorten wohl noch kennen - bei Winteräpfel steige ich zum Beispiel komplett aus...
Mit manchen Dingen könnte man sich wohl eindecken, wenn man nur sammeln wollte: Haselnüsse zum Beispiel, oder Bucheckern zum Beispiel. Man muss nur wissen, wo sie stehen (und sichergehen, dass es erlaubt ist zu ernten; und freilich den Tieren was übrig lassen...). Sich wirklich selbst versorgen: das scheint mir beinahe auch unmachbar. Deswegen sind wir auch in einer Genossenschaft, die vor Ort anbaut, und man weiss, dass es professionell gemacht wird.

Giacomo_S: In einer ähnlichen Kommune habe ich - zwei Monate etwa - Anfang der 90er gelebt und gearbeitet. Konsensentscheidung, so lief das damals auch da.
Das klingt wirklich wie eine sehr besondere Erfahrung. Meine Erfahrung geht bislang kaum über das WG-Leben hinaus. Die Vertrauensbasis kann in einer WG schon auch sehr groß werden, wenn zum Beispiel über Geld und Abrechnung, Putzen und Einkauf nicht mehr wirklich geredet werden muss und es einfach geschieht. Die Erfahrung hatte ich wirklich ein Jahr gelang gehabt und wir waren sehr eng zusammengewachsen. Es war toll. Dann braucht nur ein Nachmieter kommen und etwas ausscheren und die Sache wird schwierig. Ich bin damals dann ausgezogen, weil ich tatsächlich eine Wohnung in einer Genossenschaft gefunden habe, die billiger war als mein WG-Zimmer (!) und es in der WG nicht mehr so auf Vertrauensbasis klappte.

Eine sehr interessante Dorfgemeinschaft habe ich mal im bolivischen Urwald kennengelernt. Die nächstegrößere Ortschaft war nur über eine zwei Stunden lange Flußfahrt (flußabwärts) erreichbar. Die Versorgung und Fahrten liefen über sogenannte "Einbäume" (Boote aus einem Baum...). Land- und Viehwirtschaft hatten die Bewohner im eigenen Dorf, das Jagen wollte gelernt sein. So etwas kennt man hierzulande freilich nicht mehr. Die Regierung hatte jedoch geplant, das Dorf an eine Straße durch den Urwald anzuschließen. Es war wohl auch noch geplant, das Tal für einen Staudamm zu fluten. Zum Glück ist die Regierung danach von diesen irrsinnigen Ideen wieder abgekommen.
 

gaia

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Meine Mutter hat einen mechanischen Kirschkernentsteiner.
Der hat eine Vorichtung in die die Kirsche gelegt wird. Dann drückt man per Hand einen Stab nach unten der den Stein herausdrückt.
Danach legt man die Kirsche zur Seite( oder in eine Schale) :)
Denn hatte ich damals ausgeliehen.
 

Giacomo_S

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streicher schrieb:
10 kg Kirschen entsteint - nein. Wie hast du es gelöst?

Mit zwei Maschinen. Die eine habe ich mal auf einem Flohmarkt gekauft, sie lässt sich am Tisch festschrauben und ist vielleicht 20% schneller als so eine Handzange. Die andere heißt Michael und ist mein Kollege.
 

Giacomo_S

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Mein Problem ist eher, dass zur Zeit Saisonware wie Kirschen in ziemlichen Mengen ankommt, manchmal 10 Steigen und mehr.

Es gibt grob drei Bereiche der Lebensmittelverarbeitung:

1. Der Haushalt. Da ist es egal, wie effizient eine "Maschine" ist, Hauptsache, sie ist günstig. Die Verarbeitung von Kirschen ist eher Hobbysache, der Zeitfaktor egal.

2. Die Gastronomie, da verarbeitet man frische Kirschen erst gar nicht. Man hat die Mitarbeiter nicht und der Aufwand ist nicht bezahlbar. Man verwendet TK- oder Glasware. Auch die Frischware ist meist zu teuer.

3. Die Industrie. Die hat Maschinen im industriellen Format, auch wenn sie auf ihren Verpackungen zugeben müssen, dass "selbst bei sorgfältigster Verarbeitung nicht ganz ausgeschlossen werden kann, dass schon mal ein Kirschkern enthalten ist".

Das bedeutet aber auch: Für Mengen ab 2. und darüber hinaus gibt es keine Maschine. Jedenfalls keine, wo ich die Kirschen einfach oben einfüllen kann, meinetwegen dann in einem Dutzend Durchgängen. Niemand braucht sie und niemand würde sie kaufen.

Jenseits der Verarbeitung stellt sich dann aber auch die Frage: Nehmen wir an, ich könnte 10 Steigen Kirschen verarbeiten - was mache ich dann mit ca. 50 kg Kirschen? Wie bringe ich die an den Mann, die Frau?
In der Tat gibt es Maschinen am Markt für diese Aufgabe, Stundenleistung ca. 25 kg / h . Auf Nachfrage sagte man mir: Diesen Saisonwarenwahnsinn haben wir jedes Jahr. Man könnte also darüber nachdenken, eine solche Maschine zu kaufen (1.500,- € ca.), denn im nächsten Jahr stellt sich das Problem ja wieder.
Nur: Was nützt das alles, wenn ich die Kirschen gar nicht los bringe?
 

gaia

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Übrigens Kirschen....
Bilde ich mir das ein, oder waren jahrelang Kirschen nur schwer zu bekommen?
 

streicher

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gaia: Übrigens Kirschen....
Bilde ich mir das ein, oder waren jahrelang Kirschen nur schwer zu bekommen?
Gute Frage. Ich habe auch den Eindruck, dass es sie zumindest dieses Jahr nicht so viel gibt. Hängt es vielleicht mit dem Kälteeinbruch im Frühjahr zusammen, der einiges an Erträge gekostet hat?! Unser Haselnussbaum unten hat wohl dieses Jahr deutlich weniger Ertrag, beziehungsweise viele Nüsse sind fehlgebildet. Nur eine Theorie...
Allerdings hatten wir dieses Jahr zwischendurch auch Glück: auf dem Heimweg einer Fahrradtour sind wir noch an einem Fruchtstand vorbeigekommen. Der hatte Kirschen und Blaubeeren: wir haben sofort zugeschlagen. :)

Giacomo_S: Jenseits der Verarbeitung stellt sich dann aber auch die Frage: Nehmen wir an, ich könnte 10 Steigen Kirschen verarbeiten - was mache ich dann mit ca. 50 kg Kirschen? Wie bringe ich die an den Mann, die Frau?
Viele haben Nutzbäume im Garten, pflücken vielleicht ein paar Früchte, und machen sich dann an die Beseitigung der vielen Früchte, die auf dem Boden liegen und verfaulen.
Schon ein Pflaumenbaum kann eine große Herausforderung sein: ein Haushalt kommt da nicht hinterher. Bei einem guten Ertrag liefert der Baum genug Pflaumen für viele Backbleche, frische Pflaumen zum Naschen und viele viele Kilo zum Einkochen. Da kann man die Familie oder Freunde zum Ernten und Verteilen heranziehen. Aber lass es mehrere Bäume sein. Da hast du schon recht: man muss sich dann echt etwas einfallen lassen.
Wir haben ja im letzten Jahr viele Kilo Quitten eingekocht. Woher hatten wir sie? Nur wenige Straßen weiter hat ein Haushalt einen Quittenbaum, der im letzten Jahr sehr großen Ertrag brachte. Sie haben einen riesengroßen Behälter mit rund einem Zentner Quitten zum Nehmen auf den Gehsteig gestellt. Jeder Passant durfte sich so viele Quitten nehmen wie der Bedarf gerade war. Nette Idee plus Geste und durchaus eine praktische Lösung...
 

gaia

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Hmm.....Naja, ich meinte in der Vergangenheit, dieses Jahr sehe ich sie in den Supermärkten überall und nicht nur ab und zu, allerdings sind die recht teuer, finde ich...
 

streicher

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gaia schrieb:
Hmm.....Naja, ich meinte in der Vergangenheit, dieses Jahr sehe ich sie in den Supermärkten überall und nicht nur ab und zu, allerdings sind die recht teuer, finde ich...
Was Kirschen betrifft, kann ich mich nicht erinnern, dass sie in der Vergangenheit schwerer zu bekommen waren.

Leider gibt es wohl dieses Jahr nicht so viele Haselnüsse, was wohl an den extremen Temperaturkapriolen im Frühling lag. Der späte Frost im Frühling wird wohl einiges an Ernte gekostet haben.


Noch etwas zum Theme Lebensmittel: ein Supermarkt bietet ausgemusterte Lebensmittel in aufgestellten Boxen selbst an. Ob das erfolgreich läuft und Schule macht?
 

Giacomo_S

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streicher schrieb:
Noch etwas zum Theme Lebensmittel: ein Supermarkt bietet ausgemusterte Lebensmittel in aufgestellten Boxen selbst an. Ob das erfolgreich läuft und Schule macht?

Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Eher vermute ich, dass der Supermarkt das Projekt nach einiger Zeit wieder einstellen wird. Vor allem, wenn man sich selbst etwas davon verspricht - Mitnahmeeffekte z.B. (Kunden, die kommen um etwas kostenlos mitzunehmen, kaufen ggf. auch etwas anderes).

Meine bisherigen und aktuellen Erfahrungen sagen mir:

1. Mitnahmeeffekte bleiben meist aus. Man lockt durch solche Angebote nur diejenigen an, die kostenlos etwas mitnehmen wollen. Gekauft wird von diesen "potentiellen Kunden" nichts.
2. Ausgemusterte Lebensmittel zu verschenken - das ist kein passiver Vorgang, bei dem man einfach die Lebensmittel in eine Ecke stellt. Er muss aktiv, von Mitarbeitern, gemanagt und kontrolliert werden. Verschiedene Probleme werden sich einstellen: Es wird Kunden geben, die alles anfassen und wieder hineinlegen, andere werden sich darüber beschweren. Kunden werden sich aus diesem und anderen Gründen streiten. Andere wiederum machen sich aus blanker Gier gleich mehrere Taschen voll.
3. Bei uns erleben wir immer wieder, dass sich Kunden mit größeren Mengen eindecken, um im Anschluss ordentliche Waren in den öffentlichen Mülleimern (oder schlimmer: den Gärten der Anwohner) wiederzufinden. Was nichts kostet, das ist im Zweifelsfall für viele auch nichts wert.
4. Selbst wenn es kostenlos ist: Ist wird trotzdem Kunden geben, die sich über die Qualität u.a. der Waren beschweren.
5. Man zieht ggf. ein Klientel an, das man gar nicht haben will. Es kann Probleme mit der Aufrechterhaltung des internen Friedens geben.
6. Manchmal werden Waren aussortiert, nicht weil sie überreif sind oder am MHD sind, sondern schlicht weil die Verpackung beschädigt ist (kauft dann keiner mehr). Es wird Kunden geben, die mutwillig eine Verpackung beschädigen, damit sie das Produkt morgen umsonst haben können.

Wir z.B. haben bei unseren wöchentlichen Verteilungen Helfer an den jeweiligen Stationen stehen, die die Kunden managen - in meinem Augen das Hauptproblem. Da kann - und muss - man jemanden auch mal sagen: Das und das und so und so viel kannst du Dir mitnehmen, der Rest bleibt hier, auch für andere.

So logisch und nachvollziehbar das Projekt auch sein mag - Menschen sind nicht logisch und nachvollziehbar. Und wenn's um's Essen geht und auch noch kostenlos: Da kommt dann oft genug ein irrationaler Futterneid zum Vorschein.
 

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