Lhasa schrieb:
Also mir geht's nicht schlecht. Allerdings bin ich auch ein Mensch der nur ein Dach über'm Kopf, was zum essen, einen Fußball und den Strand brauche. Und da frage ich mich doch wofür wir die ganzen Berufe brauchen. Also im Grunde würden doch Berufe aus der Landwirtschaft, ein paar Ärzte und die Bauarbeiter gebraucht.
Dach überm Kopf
Dafür brauchst Du Dachdecker, aber was sollen die Decken, wenn niemand Häuser bauen kann, also brauchst Du noch Bauarbeiter, Zimmermänner (oder halt HOlzarbeiter, was weiß ich wie die im jetzt heissen), Maler, Architekten, Statiker uswusf.
Bauarbeiter brauchen Arbeitsmaterial, also brauchst Du noch herstellendes und rohstoffgewinnendes Gewerbe, damit wäre der zweite Sektor geboren, nachdem die Bauern (erster Sektor) schon bestehen. Um den Rohstoffgewinnungsprozess zu optimieren, brauchst Du BWLer und VWLer, die ausrechnen, welche Maschinen der Betrieb (Betriebsrat, Organisation usw.) anschaffen sollte und welche Ressourcen er wie nutzen sollte. DAvor musst Du aber noch Mathematiker haben, die das dafür nötige wissenschaftliche Grundgerüst der Mathematik erfinden, entdecken, ausweiten. Ohne wissenschaftliche Förderung wird das aber kaum einer freiwillig machen, also brauchst Du staatliche Einrichtungen, die durch öffentliche Mittel finanziert werden. Dazu ist wieder ein Organisationsapparat notwendig, der Geld kostet. Damit wäre der Anfang für den dritten und ein wenig später auch den vierten Sektor gemacht. Ach so, weil niemand mehr Bock hat mit Muscheln und Steinen für Kartoffeln und Coputerchips zu bezahlen, musst Du Geld drucken, dafür brauchst Du auch wieder entsprechende Leute, die das können und auch gelernt haben. Dann brauchst Du Sicherungsverfahren, die garantieren, dass niemand sein eigenes Geld drucken kann, bzw. die Wahrscheinlichkeit vermindern, dass jemand jemanls die Möglichkeit dazu bekommen könnte oder sich das Wissen unberechtigterweise aneignen könnte. Diese Leute sind dann alle mittlerweile so spezialisiert, dass sie schon lange nicht mehr autark handeln können, also auf die Dienstleistungen anderer angewiesen sind, was wiederum verschiedene Marktlücken schafft, je nachdem, was die Leute nicht mehr selbst machen können. Um diesen Vorgang wiederum zu optimieren, organisieren sich die Dienstleister sowie die Bauern und Handwerker usw in Betrieben und Unternehmen und schaffen neue Formen dafür, um rechtlich besser dazustehen und mehr Möglichkeiten zu haben. Ach ja, RECHT, damit auch alles mit rechten Dingen zugeht, brauchst Du natürlich auch Richter, die entscheiden, was richtig und was falsch ist und was jemand tun oder unterlassen muss, wenn er falsch gehandelt hat. Das Recht musst Du natürlich zuerst definieren und es auch durchsetzten können, da es immer andere geben wird, die vielleicht nicht am Entscheidungsprozess beteiligt waren, denen das von Dir bestimmte oder entwickelte Recht nicht passt, worauf sie Gegenmaßnahmen ergreifen werden, welche sie wieder zu optimieren versuchen werden. Um von ihnen nicht überrannt zu werden, musst Du Verteidigungsanlagen erfinden, bauen, besetzen, ob militärischer Art oder finanzieller oder diplomatischer Art, ganz egal. Das kostet wieder Leute und Geld und setzt Bildung voraus.
............ und so weiter und so weiter...... alles nur weil Du ein Dach über dem Kopf willst!
Soll ich jetzt noch ausführen, was alles nötig ist, damit Du einen Fussball bekommst?
Ich denke, dass die Entwicklung immer so aussehen wird, wie ich sie gerade nur an anfänglichsten Ansätzen geschildert habe, liegt daran, dass - auch wenn Dir vielleicht nur ein paar Dinge zum Leben genügen würden, es anderen Leuten vielleicht nicht reichen würde, was sie dazu veranlasst, ihre Lage aus ihrer Sicht zu verbessern. Und wenn sie ihre Lage verbessern werden andere es nicht einsehen, warum sie schlechter gestellt sein sollen und werden das gleiche tun....
Vielleicht ist es dem einen oder anderen aufgefallen, das hier war nichts anderes als die Kurzversion (wenn auch sehr unvollständig und lückenhaft) der wirtschafltichen Menschheitsgeschichte, sie beruht zwar sehr stark auf der Annahme eines Homo ökonomikus, aber die Tatsache, dass die Entwicklung sich so zugetragen hat, zeigt, dass die Mehrzahl der Menschen wirklich zu der Art des Homo ökonomikus gehören (die umständliche Schreibweise, weil ich nicht weiss wie der Plural von homo ökonomikus ist
)
Daher meine Antwort auf Deine Frage:
Jeder Beruf ist notwendig, wenn auch nur eine Person seine Leistungen nachfragt, egal für wie sinnvoll oder wie wichtig DU persönlich diese Leistungen ansiehst.