Giacomo_S
Ehrenmitglied
- Registriert
- 13. August 2003
- Beiträge
- 2.835
Wie sicher einige von euch hier wissen, bin ich Koch. Sei es aus z.T. beruflichem Anlass, sei es weil das Thema vegane Ernährung in letzter Zeit in den Medien sehr präsent war (und deshalb poste ich es jetzt auch hier unter "Zeitgeschehen"), habe ich versucht, mich mit diesem Thema einmal mehr auseinander zu setzen.
Zwar verfüge ich über ein fundiertes ernährungswissenschaftliches Grundlagenwissen, meine Kenntnisse veganer Küche sind - aber wie wohl bei den meisten Köchen - eher bescheiden. Sicher kann ich Gemüse kochen, aber das allein würde ich jetzt noch nicht als vegane Küche bezeichnen.
Da das Internet oft eine zweifelhafte Informationsquelle ist und ich im Moment über wenig Geld verfügte, führte mich mein erster Weg in die Stadtbücherei, immerhin die Zentralbibliothek Münchens. die hatten bis vor kurzem zwar praktisch keine Literatur zum Thema Veganismus, haben aber nun - wohl aufgrund des gesteigerten Interesses - rund 30 Publikationen zum Thema angeschafft.
Leider konnte ich jedoch bislang nur eine einzige - wertlose - davon einsehen, denn die anderen waren entweder noch im Anschaffungsmodus oder ausgeleihen oder bereits ewig vorbestellt. Offenbar war ich nicht der einzige Interessierte.
Also blieb das Internet und schon bald darauf hatte ich mich einem vegetarisch/veganen Forum angeschlossen. Konkret erhoffte ich mir direkt wie indirekt Informationen wie etwa:
1. Vegane Grundrezepte, wie Brühen, Fonds, Saucen, Sülzen etc.
2.Tipps für die Umgehung tierischer Grundzutaten, wie Ei, Sahne, Käse
3.Anregungen für Hauptgänge
4.Tipps für ernährungsphysiologische Grundproblematiken wie z.B. Proteindeckung
Meine Konzept ging zunächst von dem Gedanken aus, pflanzliche Ersatzprodukte für tierische Zutaten zu finden, die von ihrer inhaltlichen Zusammensetzung ihren tierischen Pendants zumindest nahe kommen. Das hätte den Vorteil, das man die große Basis konventioneller Rezepte “veganisieren” könnte, was nicht nur rein technisch von Vorteil wäre, sondern auch die fraglos enthaltenen wertvollen Inhaltstoffe von Ei, Milch & Co. zumindest in abgespeckter und veganer Form dem Gast zugute kämen.
zu 1. Aus meiner Erfahrung weiss ich, das einen reine Gemüsebrühen irgendwie ratlos zurücklassen: Sie schmecken flach. Das führe ich auf den mangelnden Fett- und Eiweißgehalt zurück. Fett lässt sich natürlich zusetzen, mit den Proteinen sieht es aber anders aus. Pflanzliche Lebensmittel sind bei Proteinen schwach besetzt, nur Hülsenfrüchte, Nüsse und auch Weizen enthalten in nennenswertem Umfang pflanzliche Proteine. Kollagene Eiweiße (die wasserlöslich sind) sind ohnehin nur rein tierischen Ursprungs. Möglicherweise könnten hier Sojaprotein, Miso o.ä. Abhilfe schaffen. Das habe ich noch nicht probiert und halte es als Option mir zumindest noch offen.
Gute Tipps hatten die Veganer jedenfalls keine. Die ritten nur auf ihren langweiligen Gemüsebrühen herum … und das in einer aggressiven, völlig unangemessenen Art und Weise.
zu 2. Dies erwies sich schnell als undurchführbar, aus verschiedenen Gründen:
Entweder hätte das bedeutet, in einem gewissen Maß deklarationspflichtige Zusatzstoffe einzusetzen, z.B. Sojalezithin. Das kann man tolerieren, schließlich enthält das Eigelb auch Lezithin. In diesem Fall ist es eben ein pflanzliches Lezithin, leider muss man es deklarieren. Andererseits: Wer auf einer Speisekarte etwas deklarieren muss, hat schon verloren.
Oder es gibt überhaupt kein ideales pflanzliches Ersatzprodukt. Das ist dann (meiner Meinung nach) bei Geliermitteln der Fall. Das sind dann entweder Alginate wie Xanthan oder Agar-Agar oder reine quellfähige Ballaststoffe, wie Flohsamenschalen. Alles übrigens gleichermaßen unverdaulich, ohne Nährwert und wird auch genau so wieder ausgeschieden. Wie man so etwas essen kann - und es wird fleißig eingesetzt und propagiert - ist mir ein Rätsel.
zu 3. Fehlanzeige
zu 4. Da wird vieles an den Haaren herbeigezogen oder durch “Erfahrungsberichte” versucht, zu legitimieren - die Basis ist aber dürftig.
Je länger ich mich dann mit dem Thema beschäftigte, umso mehr fand ich heraus, dass Vieles, was die vegane Fraktion da von sich gibt, entweder unreflektiert ist, selbst eingebildete Ernährungsmythen sind oder gleich ganz Propaganda. Wagt man es, dass mal ganz sachlich zu kommentieren - und dabei geht es nicht um die Frage ob tierische Produkte überhaupt oder nicht - dann wird gleich ein völlig aggressiver Ton angeschlagen. Es hat mehr den Anschein einer Religion, als denn einer Ernährungsform.
Viele Rezepte sind in meinen Augen … mindestens gewöhnungsbedürftig. Es werden oft obskure, teils nur in Apotheken oder Spezialhandel erhältliche Zutaten eingesetzt, die von zweifelhaftem (Nähr-)wert sind. Nur, um überhaupt das gewünschte Produkt einigermaßen hinzukriegen, Hauptsache vegan, koste es, was es wolle. Da sind dann völlige Fehlbezeichnungen, Etikettenschwindel dann nur noch ein selbstverständliches Kavaliersdelikt.
Ursprünglich habe ich mich dem Thema Vegan ganz unvoreingenommen nähern wollen. Mittlerweile habe ich mich durch einige unterschiedliche Quellen gelesen und bin zu der Meinung gelangt: Meistens Fehl-, Mangelernährung, oft ein ziemlicher Trash, den ich nicht essen würde, und das auch noch fanatisiert, borniert und aggressiv propagiert.
Ich könnte jetzt noch einiges dazu schreiben, will aber erst Euch zu Wort kommen lassen …
Was haltet ihr von veganer Ernährung, Veganismus, Veganern? Sind hier Veganer?
Gruß
Giacomo
Zwar verfüge ich über ein fundiertes ernährungswissenschaftliches Grundlagenwissen, meine Kenntnisse veganer Küche sind - aber wie wohl bei den meisten Köchen - eher bescheiden. Sicher kann ich Gemüse kochen, aber das allein würde ich jetzt noch nicht als vegane Küche bezeichnen.
Da das Internet oft eine zweifelhafte Informationsquelle ist und ich im Moment über wenig Geld verfügte, führte mich mein erster Weg in die Stadtbücherei, immerhin die Zentralbibliothek Münchens. die hatten bis vor kurzem zwar praktisch keine Literatur zum Thema Veganismus, haben aber nun - wohl aufgrund des gesteigerten Interesses - rund 30 Publikationen zum Thema angeschafft.
Leider konnte ich jedoch bislang nur eine einzige - wertlose - davon einsehen, denn die anderen waren entweder noch im Anschaffungsmodus oder ausgeleihen oder bereits ewig vorbestellt. Offenbar war ich nicht der einzige Interessierte.
Also blieb das Internet und schon bald darauf hatte ich mich einem vegetarisch/veganen Forum angeschlossen. Konkret erhoffte ich mir direkt wie indirekt Informationen wie etwa:
1. Vegane Grundrezepte, wie Brühen, Fonds, Saucen, Sülzen etc.
2.Tipps für die Umgehung tierischer Grundzutaten, wie Ei, Sahne, Käse
3.Anregungen für Hauptgänge
4.Tipps für ernährungsphysiologische Grundproblematiken wie z.B. Proteindeckung
Meine Konzept ging zunächst von dem Gedanken aus, pflanzliche Ersatzprodukte für tierische Zutaten zu finden, die von ihrer inhaltlichen Zusammensetzung ihren tierischen Pendants zumindest nahe kommen. Das hätte den Vorteil, das man die große Basis konventioneller Rezepte “veganisieren” könnte, was nicht nur rein technisch von Vorteil wäre, sondern auch die fraglos enthaltenen wertvollen Inhaltstoffe von Ei, Milch & Co. zumindest in abgespeckter und veganer Form dem Gast zugute kämen.
zu 1. Aus meiner Erfahrung weiss ich, das einen reine Gemüsebrühen irgendwie ratlos zurücklassen: Sie schmecken flach. Das führe ich auf den mangelnden Fett- und Eiweißgehalt zurück. Fett lässt sich natürlich zusetzen, mit den Proteinen sieht es aber anders aus. Pflanzliche Lebensmittel sind bei Proteinen schwach besetzt, nur Hülsenfrüchte, Nüsse und auch Weizen enthalten in nennenswertem Umfang pflanzliche Proteine. Kollagene Eiweiße (die wasserlöslich sind) sind ohnehin nur rein tierischen Ursprungs. Möglicherweise könnten hier Sojaprotein, Miso o.ä. Abhilfe schaffen. Das habe ich noch nicht probiert und halte es als Option mir zumindest noch offen.
Gute Tipps hatten die Veganer jedenfalls keine. Die ritten nur auf ihren langweiligen Gemüsebrühen herum … und das in einer aggressiven, völlig unangemessenen Art und Weise.
zu 2. Dies erwies sich schnell als undurchführbar, aus verschiedenen Gründen:
Entweder hätte das bedeutet, in einem gewissen Maß deklarationspflichtige Zusatzstoffe einzusetzen, z.B. Sojalezithin. Das kann man tolerieren, schließlich enthält das Eigelb auch Lezithin. In diesem Fall ist es eben ein pflanzliches Lezithin, leider muss man es deklarieren. Andererseits: Wer auf einer Speisekarte etwas deklarieren muss, hat schon verloren.
Oder es gibt überhaupt kein ideales pflanzliches Ersatzprodukt. Das ist dann (meiner Meinung nach) bei Geliermitteln der Fall. Das sind dann entweder Alginate wie Xanthan oder Agar-Agar oder reine quellfähige Ballaststoffe, wie Flohsamenschalen. Alles übrigens gleichermaßen unverdaulich, ohne Nährwert und wird auch genau so wieder ausgeschieden. Wie man so etwas essen kann - und es wird fleißig eingesetzt und propagiert - ist mir ein Rätsel.
zu 3. Fehlanzeige
zu 4. Da wird vieles an den Haaren herbeigezogen oder durch “Erfahrungsberichte” versucht, zu legitimieren - die Basis ist aber dürftig.
Je länger ich mich dann mit dem Thema beschäftigte, umso mehr fand ich heraus, dass Vieles, was die vegane Fraktion da von sich gibt, entweder unreflektiert ist, selbst eingebildete Ernährungsmythen sind oder gleich ganz Propaganda. Wagt man es, dass mal ganz sachlich zu kommentieren - und dabei geht es nicht um die Frage ob tierische Produkte überhaupt oder nicht - dann wird gleich ein völlig aggressiver Ton angeschlagen. Es hat mehr den Anschein einer Religion, als denn einer Ernährungsform.
Viele Rezepte sind in meinen Augen … mindestens gewöhnungsbedürftig. Es werden oft obskure, teils nur in Apotheken oder Spezialhandel erhältliche Zutaten eingesetzt, die von zweifelhaftem (Nähr-)wert sind. Nur, um überhaupt das gewünschte Produkt einigermaßen hinzukriegen, Hauptsache vegan, koste es, was es wolle. Da sind dann völlige Fehlbezeichnungen, Etikettenschwindel dann nur noch ein selbstverständliches Kavaliersdelikt.
Ursprünglich habe ich mich dem Thema Vegan ganz unvoreingenommen nähern wollen. Mittlerweile habe ich mich durch einige unterschiedliche Quellen gelesen und bin zu der Meinung gelangt: Meistens Fehl-, Mangelernährung, oft ein ziemlicher Trash, den ich nicht essen würde, und das auch noch fanatisiert, borniert und aggressiv propagiert.
Ich könnte jetzt noch einiges dazu schreiben, will aber erst Euch zu Wort kommen lassen …
Was haltet ihr von veganer Ernährung, Veganismus, Veganern? Sind hier Veganer?
Gruß
Giacomo