Religion in der Schule

NoToM

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Hallo Zusammen....

Mein Ältester kommt nach den Sommerferien in die erste Klasse. (Wahnsinn wie die Zeit verfliegt...)

Vor einigen Tagen lag auch schon der erste Entwurf des Stundenplans in unserem Briefkasten. Natürlich war ich gespannt, was sich gegenüber meiner Schulzeit so alles geändert hat. Was z.B ist 2 Lektionen TT pro Woche? Aaaah....Teamteaching . :wink: Ok, klingt, äh, spannend.

Was mir allerdings auch in Auge gefallen ist, war eine Lektion "Religion interkonfessionell" pro Woche. Ich war und bin noch nie ein grosser Fan von Religionen im allgemeinen gewesen, was sich auch desöfteren in gewissen Beiträgen hier wiederspiegelt und dieser Eintrag in Stundenplan hat mich dementsprechend Stutzig gemacht.

Möchte/Soll/Muss/Darf ich mein Kind in diese Stunde schicken?

Nach einem kurzen Anruf bei seiner neuen Lehrerin war klar, dass ich mein Kind problemlos für die Religionsstunde abmelden kann (obwohl, die Kinder liieben diese Stunde über alles laut der Lehrerin) und es wärend dieser Zeit andersweitig betreut wird. So weit so gut.

Trotzdem befinde ich mich nun in einem Dilemma. Grundsätzlich möchte ich nicht, dass mein Kind auf diese Art mit dem Thema Religion in Kontakt kommt, andererseits wäre ein gewisses Allgemeinwissen zum Thema sicherlich nicht verkehrt, da man diesem thema unmöglich komplett aus dem Weg gehen kann. Doch interkonfessionell heisst ja nicht interreligiös, also wird hier nicht Allgemeinwissen zum Thema Religion weitergegeben, sondern sehr speziefisches, christliches Gedankengut (ein)gepflegt.

Trotzdem möchte ich auch nicht, dass mein Kind als einziger nicht teilnimmt und als Aussenseiter gilt. (Ich weiss nicht, ob und wie viele Kinder diesem Unterricht fernbleiben werden.)

Ich werde sicherlich auch noch das Gespräch mit der Religionslehrerin suchen, da ich wissen will, was da genau den Kindern erzählt wird und zu welchem Zweck, mal sehen, was sie mir erzählen kann.

Wie halten es die anderen Atheisten, Religion- oder Konfessionslosen hier im Forum mit diesem Thema? Kinder rausnehmen? Drinlassen?
 

gaia

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Hi,
also erstmal- ich war vor 8 Jahren auch etwas erstaunt über diverse seltsame Abkürzungen, habe mich aber daran gewöhnt :mrgreen:

Also- ich habe meinen Sohn nicht an irgendeinem Religionsunterricht teilnehmen lassen. Das Ersatzfach war Ethik und an dem Fach nimmt er bis heute teil.

"Religion interkonfessionell" hört sich jetzt schon danach an, als ob sowas wie Glauben vermittelt werden soll.
In Ethik wurden unter anderem die bekanntesten Glaubensrichtungen besprochen....und das auf neutrale Weise. Es ging da eben auch darum sich gegenseitig tolerieren zu lernen.
Ich würde mir an deiner Stelle den Lehrplan zeigen lassen und danach entscheiden. Eventuell ist das Fach ja das Gleiche wie Ethik- nur eben auch für Kinder gläubiger Eltern.
Wenn das so wäre, fände ich das eigentlich eine gute Idee.
 

Semiramis

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Hey, interessante Frage!

Nun würde ich mich selbst allerdings weder als a-religiös, noch als un-konfessionell bezeichnen, vielleicht kann ich aber trotzdem auch meine Meinung beitragen.
Den großen Vorteil, den irgendeine Art von Religions- oder Ethikunterricht imho bietet, ist das Nachdenken über moralische und ethische Werte und Fragen, die sonst eher selten Thema sind in der Schule - zumindest zu meiner Zeit war das so ;-) Ich denke, es ist für Kinder fast wichtiger als mit irgendwelchen Daten und Fakten vollgestopft zu werden, dass sie über solche Dinge nachdenken, um ihren Platz in der Welt zu finden, und ihre werdende Persönlichkeit zu reflektieren. Mir selbst hat Religionsunterricht dabei geholfen, finde ich, indem man sich unter Anleitung und Hilfe mit Fragen des Miteinanders von Menschen auseinandersetzen kann.
Das hängt natürlich alles stark von der Art des Religionsunterrichtes selbst ab. Ich habe allerdings den Eindruck, dass die indoktrinären Spielarten, religiöse Überzeugungen zu verbreiten, mehr und mehr verschwinden - zumindest nach dem geurteilt, was ich aus dem Gespräch mit einem Freund erfahren habe, der Religionslehrer wird. Zu meiner Zeit hieß es bei der Behandlung von z.B. Buddhismus noch: "Was denkt das Christentum über Buddhismus", offensichtlich hat sich da aber doch mittlerweile einiges geändert.
Und unabhängig davon, Auseinandersetzen mit Religionen und mehr darüber wissen ist sicherlich nicht verkehrt. Auch der Punkt, ob das Kind in der Klassengemeinschaft bleibt oder für diese Stunde einer der ist, die da nicht dazugehören, ist wichtig - unabhängig von allem anderen würde ich schon allein deswegen das Kind zu der Stunde schicken.

So ganz generell und in meiner eigenen Meinung, sehe ich das Problem nicht, warum man einem Kind nicht eine Religion anbieten soll, in dem es sich Zuhause fühlt - aber hier kommt wahrscheinlich mein gegenüber Religion offener Standpunkt ins Spiel, an dem wir uns wahrscheinlich fundamental unterscheiden - oder nicht? Aus Deiner Frage entnehme ich, dass ihr das Kind nicht mit Religion in Kontakt gebracht habt, bisher? Ich für meinen Teil sähe es unproblematisch und vielleicht sogar gut, wenn ein Kind ersteinmal in einer Religion aufwächst (aus der es später, wenn es mag, immer noch ausbrechen kann...) Ein reflektierter und vernuftbeherrschter Umgang mit Religion ist etwas, was vielleicht aus den Menschen im Laufe ihres Älterwerdens selbst kommen muss, wenn überhaupt - wo ich mich allerdings frage, ob man ein Kind damit nicht überfordert: In dem Sinne, dass es vor allem sieht, die anderen haben etwas, das ich nicht habe: Trost bei einer Höheren Macht. Aber das sind wahrscheinlich zu weit führende Gedanken für die konkrete Frage hier.

Gruß,
Semis
 

haruc

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Hallo,

prinzipiell wird wegen einer Stunde Religionsunterricht niemand zum fundamentalistischen Fanatiker. Zumindest nicht, wenn er nicht ohnehin schon eine Disposition zu solchen Extremen aufweist.

Ich selbst hatte von der ersten bis zur 13. Klasse durchgehend katholischen Religionsunterricht, war auf einem Dominikanergymnasium - und seit dem Abschlussgottesdienst war ich vielleicht 2-3 Mal in der Kirche... eher so aus sozialen Zwängen heraus, statt aus Überzeugung.

Aber unterm Strich möchte ich den Religionsunterricht doch nicht missen, denn es war so ein Unterricht, wo man nach der Stunde das Gefühl hatte, neue Einsichten gewonnen zu haben. Insbesondere empfand ich den Unterricht des Herrn B. (zugleich auch Mathematiker und Biologe) ganz hervorragend, weil wir da eigentlich eher Wissenschaftsphilosophie, statt katholischer Bibelstunden gemacht hatten.

Bloß weil "Religionsunterricht" drauf steht, heißt das noch nicht, dass das Kind mental ins 12. Jahrhundert zurückkatapultiert wird. Es hängt auch sehr viel vom Lehrer ab. Aber da die Schule scheinbar auch moderne Pädagogische KOnzepte (Teamteaching) umsetzt, scheint es mir eine recht progressive Schule zu sein. Da kann ich mir nicht vorstellen, dass da im Religionsunterricht Indoktrination stattfindet. Das gab's sogar bei mir an der konservativen Klosterschule nicht.

Ich an Deiner Stelle würde den Sohnemann unvoreingenommen daran teilnehmen lassen... Allein schon aus sozialen Gründen (Ausschluss von der Gruppe, Außenseiterstatus usw) sowie der Tatsache, dass anstelle des "Interkonfessionellen Religionsunterrichtes" anscheinend kein alternativer Unterricht stattfinden kann (begrenzte Ressourcen ?).

Wenn die Alternative zum Religionsunterricht Leerlauf wäre, also verschenkte Zeit, dann wäre das ein weiterer Grund, der dafür spräche, den Bub an dem Unterricht teilnehmen zu lassen. Denn Zeit ist eigentlich zu kostbar, um sie mit warten zu verbringen.
 

Telepathetic

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NoToM, ich finde die Frage wichtig, was Dein Sohn möchte. Möchte er den Religionsunterricht besuchen oder möchte er nicht?

So oder so wird die endgültige Entscheidung Konsequenzen haben. Aber man wird doch nicht gleich zum Außenseiter und ausgestoßen, weil man an einem Fach, das eine Stunde pro Woche Zeit verbaucht, nicht teilnimmt.
Trost lässt sich auch ohne den Glauben an eine höhere Macht finden. Dein Sohn stammt ja nun aus einer nicht-religiösen Familie und gewiß hat er schon Situationen erlebt, die Trost erfordert haben. Meine eigene Mutter hat mich getröstet, ohne vom lieben Gott zu erzählen.
Leerlauf würde ja bereits durch die Betreuung durch andere Lehrer aufgefangen.
Geborgenheit in einem Glauben an eine höhere Macht finden: da drängt sich mir die Frage auf, warum nicht Geborgenheit in der Familie und im Freundeskreis finden?
Da ich keine gute Antwort darauf finden kann, warum das Märchen vom lieben Gott der Würdigung der Realität, wie sie nunmal ist, vorzuziehen sei, kann ich auch nicht sagen, dass es besser sei vom Glauben zum Nicht.Glauben zu wechseln. Bleibt eigentlich nur noch Religion als Moralschule. Aber auch hier wieder die Frage: warum sollte moralisches Verhalten auf der Annahme beruhen, dass da ein Gott ist, der über dieses Verhalten höchstpersönlich wacht und richtet und mit einem persönliche Gespräche führt?

Außerdem halte ich fehlenden Religionsunterricht für keinen Fehler, da Dein Sohn doch gewiß bereits alles Wichtige über ein gelingendes Sozialleben von seinen Eltern gelernt hat. Und falls er sich mit religiösen Geschichten beschäftigen möchte, so könnte er dies in seiner Freizeit tun.
 

Semiramis

Großmeister
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Das wird jetzt ein bißchen on- und ein bißchen offtopic, aber ich versuche beim Thema zu bleiben.

Letztlich sind sich ja hier alle bei zwei Dingen in vollkommener Übereinstimmung: Der Fokus, was für das Kind besser ist, und das Ziel, dass es durch optimale Voraussetzungen ein guter Mensch wird. Nur über die konkrete Methode besteht Uneinigkeit: Bei der Frage, ob es mit oder ohne Religon (ganz allgemein im Leben, und dann natürlich im konkreten Falle auch die einzelne Unterrichtsstunde) besser ist, weiß ich auch keine Antwort, und ich fürchte da gibt es auch erst mal keine: Religiöse Menschen sind durchschnittlich auch keine besseren oder schlechteren Menschen als andere.

Grundsätzlich stehen hier zwei Meinungen und Lebensentwürfe sich gegenüber, und da lässt es sich schwer diskutieren, weil das meiste eine Sache unbegründbarer Überzeugung ist - und zwar auf beiden Seiten. Ich spreche mich schwer dafür aus, gar nicht erst zu versuchen, welcher Entwurf, der "richtigere" sein könnte, das kann man imho nicht sagen.

Telepathetic schrieb:
Trost lässt sich auch ohne den Glauben an eine höhere Macht finden.
Das stimmt. Und doch zeigt es den Unterschied der areligiösen und der religiösen Ansicht sehr hübsch: Ein areligiöser Mensch findet Trost in anderen Menschen, ein religiöser in anderen Menschen und in Gott. Es ist eher eine Frage des Weltbildes, dass man annimmt, dass in einer gottdurchwirkten Welt auch Gott "seine Hände mit im Spiel hat". Das Religiöse hat hier eine zweite Ebene, die die andere Sichtweise nicht hat: Das die Welt, wie sie uns scheint, einerseits so besteht, wie wir sie sehen, und dass ihr andererseits noch etwas Heiligeres innewohnt, etwas das die Existenz der Welt und der einzelnen Menschen in einen größeren Zusammenhang einordnet. Wie gesagt, ich will hier nur beschreiben, aber nicht urtheilen, welches richtiger oder besser ist, das kann man nicht sagen.

@Telepathetic (und ein bissl offtopic)
Insgesamt verstehe ich Deine Argumentationslinie, auch wenn ich anderer Ansicht bin. Nur in einem Fall hast Du Dich hinreißen lassen, möchte ich anmerken:
Telepathetic schrieb:
Da ich keine gute Antwort darauf finden kann, warum das Märchen vom lieben Gott der Würdigung der Realität, wie sie nunmal ist, vorzuziehen sei
Lass es uns dabei belassen, keine Ansicht über die andere zu stellen. Dass die Überlegung eines Gottes ein Märchen und die Realität, die Dir realer vorkommt, wirklich realer ist, kann man nicht wissen. Das sind beides Annahmen, beides Glaubensfragen, sowohl das Weltbild mit als auch das ohne Gott (oder jede andere Art von Überzeugung dieser Art), beides kann man nicht mit Sicherheit wissen. (Im Grunde ein agnostischer Ansatz ;-) ).

ZUr Ausgangsfrage zurück: Das Weltbild der Eltern und des Kindes, in dem es bislang aufgewachsen ist, sind sicherlich wesentliche Komponenten für die Entscheidung ob Religinsunterricht oder nicht. Man kann noch ins Feld führen, dass es vielleicht nicht schaden kann, auch religiöse Sichtweisen der Welt kennenzulernen, unabhängig davon, ob man sie teilt oder nicht. -Nur ein Gedanke: Würde man mit der gleichen Überlegung kommen, wenn es darum geht, andere Weltkonzepte (vielleicht politischer Natur) im Unterricht zu behandeln, die man vielleicht ebensowenig teilt?
Unter den gegebenen Voraussetzungen wäre das wahrscheinlich mein Hauptargument: Dass mehr wissen nie schaden kann.

Gruß,
Semis
 

NoToM

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Erstmal vielen Dank für Euren Input.

Ich würde mir sehr wünschen, dass mein Kind die Wahl zwischen Ethik und Religion hätte, dann würde mir die Entscheidung sehr einfach fallen. Leider jedoch wird er, falls er nicht teilnimmt, "nur" betreut, aber nicht in Form einer bestimmten Erstzstunde zu einem bestimmten Thema. Es ist noch nicht klar, was die Schüler in dieser Stunde tun werden. (Ressourcenfrage)

Mein Kind nach seiner Meinung zu diesem Thema zu Fragen, halte ich nicht für hilfreich, er ist erst 6 Jahre alt und hat keine Vorstellung von Religion. Kinder in diesem Alter übernehmen im normalfall die vorlieben und preferenzen der Eltern.

Ich denke, das Gespräch mit der Religionslehrerin wird mir bei der Entscheidung helfen.
Falls in dieser Stunde die Geschichten der verschiedenen wesentlichen Religionen, deren Ursprung, Motivation und Ziele im Kontext des geschichtlichen Hintergrund neutral präsentiert werden und auch Aufgezeigt wird, dass Menschen an verschiedene Dinge Glauben oder eben nicht Glauben, dann werde ich mein Kind mit Freude in diese Stunde schicken. Ich befürchte jedoch, dass dies nicht der Fall sein wird denn laut der Beschreibung dieser Stunde wird ganz klar ein Christlicher Lehrauftrag verfolgt und dieser Art von Unterricht halte ich für kontraproduktiv für das Kindliche denken, selbst wenn die Kinder in dieser Stunde viel Spass haben.
Hier habe ich Infos zum Thema gefunden:
http://www.fakaru-sg.ch/downloads/1231_weisungen_ru.pdf

Trotzdem, ich denke, meine Entscheidung wird stark von den Telefonat abhängen.
 

haruc

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Bin sehr gespannt was die Religionslehrerin so sagt, welche Ziele sie mit ihrem Unterricht verfolgt, welche Mittel sie einzusetzen gedenkt, und wie das auf dich wirkt.

Wäre schön, wenn Du uns daran teilhaben lassen könntest.

Du hast schon recht, den Bub zu fragen, was er davon hält, ist in Anbetracht seines Alters eher wenig sinnvoll - er weiß ja im Endeffekt gar nicht, worüber er zu entscheiden hat.

Auch das ist eine Facette der Erziehung: Als Erziehender trifft man Entscheidungen für andere Individuen, die noch nicht in der Lage sind, Entscheidungen für sich selbst angemessen zu treffen. Auch das muss man ja erstmal lernen. Antiautoritäre Erziehungsstile, also solche, in denen man dem Zögling komplette Freiheit bezüglich seiner Entscheidungen gibt, überfordern in der Regel und sind wenig hilfreich bis kontraproduktiv.

Im Endeffekt macht ein Kind in dem Alter ja nichts anderes, als das Leben und den Umgang mit sich selbst und Anderen zu erlernen.

Sofern kein alternativer Ethikunterricht angeboten wird, würde ich dennoch dem Bub diese Bildungschance nicht versagen. Vielleicht ist er ja ganz froh damit? Oder er findet den Unterricht doof, dann kann kann er aber wenigstens seine Position bei der Entscheidungsfindung einbringen, weil er jetzt eine Ahnung hat, worum es geht.

Gruß
Haruc
 

Simple Man

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Spricht denn was dagegen, dass du dich mit deinem Kind hinsetzt und den Unterrichtsinhalt mit ihm zusammen reflektierst?
 

NoToM

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Nein, dagegen spricht nichts, das werde ich auch machen, nicht nur die Religionsstunde betreffend.

Allerdings ist es nicht ganz einfach mit einen 6 Jährigen über eine Unterrichtsstunde zu reflektieren an der ich selbst nicht teilgenommen habe... :wink:
 

Simple Man

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Gut, ich habe mich falsch ausgedrückt. Nicht die Unterrichtsstunde reflektieren, sondern die Eindrücke und Ansichten, die dein Kind aus dieser Unterrichtsstunde mitgenommen hat ... ;-)

Dass das einfach wäre, hat ja keiner gesagt. Aber dir liegt das Thema ja am Herzen und du kennst dich durchaus damit aus, wenn ich mich recht entsinne ... und so eine Auseinandersetzung fände ich zumindest sinnvoller, als dein Kind aus dem Unterricht rauszunehmen (und ihm evtl. nur deine Ansichten und die seiner Mutter nahe zu bringen) ...
 

gaia

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Also...
was das Reflektieren angeht, so hatte mein Sohn sehr oft nur wenig Böcke mir zu erzählen was so in der Schule stattgefunden hat. Anfangs vielleicht, dass hart aber schnell nachgelassen*g*

Ist aber gut möglich, dass das bei deinem Sohn ganz anders ist.

Ich habe eine Seite mit einem vergleich gefunden. Dieser nutzt dir zwar insofern nichts, als das Ethik nunmal nicht angeboten wird- aber immerhin steht das was zum Lehrinhalt des Faches . Hab's erstmal nur überflogen, aber scheinbar ist das Fach sehr christlich geprägt.

http://www.docstoc.com/docs/18991653/Themenvergleich_lehrplaene-_NW

Achja, da dein Sohn ganz sicher nicht der Einzige sein dürfte der an diesem fach nicht teilnimmt, denke ich auch nicht, dass er dadurch zum Außenseiter wird.

und: kommen an der Schule ingesamt nicht genug Schüler zusammen um Ethik anbieten zu können? Ich kenne das Fach als gemischte Klasse - also von 1-4, die dann zusammen die Themen behandelt haben. Vielleicht klappts ja af die Weise, wenn du das ansprichst?
 

Telepathetic

Großmeister
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NoToM, haruc, wieso geht ihr eigentlich davon aus, dass NoToM's überfordert wäre mit der Frage, OHNE es auszuprobieren?
 

NoToM

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Ich möchte kurz berichten, wie ich mich Entschieden habe.
Am ersten Schultag gab es einige Infos für die Eltern, unter anderen auch zum Thema Religionsstunde. (Zu vor hatte ich vergeblich versucht, die Religionslehrerin zu erreichen.) Die Klassenlehrerin verteilte diverse Formulare, unter anderem die Dispens für genannte Stunde. (Wer will, Hand hoch) In diesem Moment haben zwei Mütter so wehement den Kopf geschüttelt (Nein, welcher normale Mensch braucht den schon so eine Dispens), dass meine Hand irgendwie Reflexartig nach oben geschnellt ist...hmmm
Danach folgten noch 4 oder 5 Paare die ebenfalls ihre Kinder vom Religionsunterricht dispesieren wollten. (aus welchen Gründen auch immer)
Leider kann ich nicht viel mehr dazu sagen, aber ich hatte und habe auch jetzt noch das Gefühl, das richtige getan zu haben.
Ich werde mein Kind selber mit den Thema vertraut machen und dabei versuchen, so objektiv und neutral wie möglich zu sein...
 

erik

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Sry, aber ich glaube du hast aus Protest und Fundamentalopposition heraus das Falsche getan.

Wenn du es in den ersten 6 Lebensjahre noch nicht geschafft hast, dass dein Kind mal mit dem Thema "Religion und Glauben" in Berührung kommt, wirst du das jetzt nicht auf einmal nachholen, du hast einfach keine Lust, das zu tun, weil es offenbar in deinem Leben keine Rolle spielt.
Deinem Kind jetzt die Chance zu nehmen, sich damit auseinander zu setzen, den reichen Geschichtenschatz der Bibel kennenzulernen ist quasi eine Bildungsmöglichkeit, die du ihm verwehrst.
Dein Sohn wird sich eh interesieren, was in dieser Stunde passiert, weil er mit Freunden drüber sprechen wird, und vielleicht is er sogar so neugierig, was er verpaßt, dass er sich drüber ärgert.
Auf alle Fälle entgehen im jetzt wichtige Grundlage der Literatur- und auch Kunstgeschichte der abendländischen Kultur und das alles nur, weil du offenbar Angst davor hast, man könnte dein armes Kind in 45 Minuten pro Woche irgendwie "indoktrinieren"
Was für ein Armutszeugnis.

Wenn die Weltanschuung die du ihm vorlebst sos chwach ist, dass man die mit ein bißchen Religionsunterricht hinwegfegen kann... dann muss das ja ein tolles Weltbild sein.
Ganz abgesehen davon, dass dein Sohn jetzt ein Außenseiter in der Klassengesmeinschaft ist... herzlichen Glückwunsch...

Ich frag mich echt auf welcher Seite hier die Betonköpfe sitzen..
 

Semiramis

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Tja... so hart wie Erik würde ich es jetzt nicht ausdrücken, aber so im Ansatz quälen mich ähnliche Zweifel.
- Je länger ich über das Thema nachdenke, desto weniger verstehe ich, wo genau das Problem liegt (lag) - darin, dass das Kind mit anderen Weltvorstellungen konfrontiert wird als denen, in denen es bisher aufgewachsen ist? Aber mit anderen Vorstellungen wird doch jeder immer wieder mal konfrontiert, warum diese nicht kennenlernen und damit auseinandersetzen..
Aber ich bin mir in dieser Thematik unsicher, eine feste Meinung zu finden, weil mir das hier vorgestellte Grundproblem so völlig unnachvollziehbar geblieben ist, bislang.

Gruß,
Semis
 

Goatboy

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Vielleicht stört NoToM ja der Sachverhalt, dass der Inhalt der Bibel im Schulunterricht üblicherweise nicht als Mythologie dargestellt wird, sondern als historische Tatsache. Wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke, so habe ich durchaus vom Religionsunterricht profitiert, allerdings erst im Abitur. Vorher waren es häufig eher merkwürdige Veranstaltungen, zum Teil nicht von Lehrern unterrichtet, sondern von Pfarrern.

Natürlich ist es jetzt nicht verwunderlich, dass sich gleich wieder Leute lauthals zu Worte melden, die besser als NoToM wissen, wie er sein Kind erziehen soll. Diese muss es geben, sonst geht morgen wahrscheinlich die Sonne nicht auf. Nur möge man mir erklären, warum das Wissen um Kunst und Literatur zwangsläufig leiden müsse, wenn man nicht regelmäßig Märchen aus der Bronzezeit hört, während sich niemand daran zu stören scheint, dass andere Mythologien wie die griechische, ägyptische oder germanische völlig vernachlässigt werden.
 

hives

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Eigentlich stimme ich Goatboy zu, dass mir der Religionsunterricht erst im Gymnasium wirklich etwas gebracht hat. Zumindest kann ich mich nur noch an sehr wenig aus dem Reli-Unterricht in der Grundschule erinnern, was jedoch natürlich nicht bedeutet, dass er wirklich keinen positiven oder auch negativen Einfluss hatte. Der Religionsunterricht im Gymnasium war jedoch für mich immer sehr interessant, da ich schon früher gerne kontroverse Diskussionen geführt habe, und die zahlreichen Themen, die häufig ethischer Natur waren, mich ebenso zum Streiten angeregt wie auch persönlich inspiriert haben.

Die Haltung von Semiramis und auch erik kann ich schon irgendwie nachvollziehen, auch da die Begründung der letztendlich offenbar recht spontanen Entscheidung von NoToM doch sehr trotzig und emotional wirkt. Ob sich das Ganze auf die Integration in die Klassengemeinschaft auswirken wird, halte ich für unmöglich vorauszusehen. Denkbar ist jedoch durchaus, dass bspw. gerade das gemeinsame Auseinandersetzen mit ethischen Fragen eine ganz andere Ebene der Beförderung von Gruppenidentität eröffnet, als es in anderen Fächern der Fall ist. Das gilt ja auch gerade dann, wenn man nicht irgendwelche Dogmen übernimmt, sondern wenn man diese hinterfragt, gemeinsam kritisch darüber diskutiert oder sich auch nur über die ein oder andere Geschichte amüsiert und humoristisch austauscht. Dass die mehr oder weniger erzwungene Auseinandersetzung mit entsprechenden Fragen auch für die persönliche Identitätsbildung förderlich sein kann, unabhängig davon, wie man konkret zum Unterrichtsstoff steht, halte ich auch für sehr plausibel. Bei dieser Diskussion hab ich mich natürlich auch selbst gefragt, was ich machen würde, und ich glaube, ich hätte keine Befreiung erwirkt, aber das Ganze sehr kritisch beäugt und begleitet. Gleichzeitig muss ich sagen, dass es auch für mich keine ganz einfache Entscheidung wäre.

Alles in allem ist und bleibt Erziehung in Deutschland zu einem bedeutenden Teil Elternsache - wie wir ja alle spätestens in der Beschneidungsdebatte gelernt haben - und vom kompletten Homeschooling ist die Befreiung vom Reli-Unterricht ja doch weit entfernt ;)
Die 45 Minuten pro Woche taugen wohl ebensowenig zu einer wirklichen Indoktrination wie im umgekehrten Fall auch nicht allzu viel durch ein Fernbleiben verpasst werden könnte, was nicht zu ersetzen wäre.
 

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