Hallo Centauri,
centauri schrieb:
Aber es ist doch immer so das die meisten Menschen mit dem Strom schwimmen , was die breite Masse sagt wird gemacht , das ist dann eben so .
Und wenn der Freund oder Freundin Fern sieht , oder die Eltern dann wird man schon beinflusst , eine Art Gruppenzwang .
Oder dummes nachmachen
Du hast nicht ganz unrecht. Aber es hängt auch von der Perspektive ab. Ich versuch mal das ganze auf einer etwas grundlegenderen Ebene zu verdeutlichen:
Zunächst gibt es mal zwei Möglichkeiten: Entweder es bilden sich Massenphänomene weil die Masse durch die gleiche Sache beeinflusst wird. Ein wehrloser Zuschauer, der räumlich von anderen getrennt aber ungefähr zeitgleich einem Einfluss ausgesetzt wird. Das heisst also das Fernsehen wirkt auf eine Masse, und hat bei allen einen bestimmten Einfluss, der dann auch sichtbar wird.
Oder:
Massenphänomene treten auf, weil - ich drücke es mal salopp aus, weil mir im Moment keine andere Formulierung einfällt - (zufällig?) eine größere Zahl von Menschen das gleiche (sehen) Wollen.
Das heisst also alle gucken Big Brother. Erklärung Eins: Sie sehen es, weil sie durch massive Promotion dazu gedrängt werden oder Sie sehen es, weil viele das eben sehen wollen und das interessant finden (warum auch immer).
Ich denke es findet eine Mischung aus beidem statt. Es entsteht vermutlich so etwas wie ein Sog des Mainstreams: Das heisst je mehr eine Sendung sehen, desto mehr wird darüber im Alltag und den Medien geredet, desto mehr interessieren sich dafür usw.
Neuere Forschungsansätze und -konzepte der Medienforschung und Medienpädagogik gehen allerdings einhellig von einem aktiven, nach eigenen Bedürfnissen auswählenden Subjekt aus (Stichwort: Nutzen-und Belohungsansatz). Also nicht jemand der passiv der Wirkung des Fernsehens oder Werbung erliegt, sondern jemand, der mit dem was bei ihm ankommt individuell umgeht, und nach eigener Bedürfnis- und Interessenlage auswählt was er wieviel anschaut.
Der gleiche Werbespot kann bei jedem Menschen eine unterschiedliche Wirkung haben. Im Zusammenhang mit Werbung kann ich da jetzt aber leider keine Studie nennen (müsste ich mal recherchieren, bzw. in dem Link unten gibt es da einen Text zu). Es gab aber zum Beispiel eine Studie, die sich mit der Wirkung von Daily Talks auf Jugendliche beschäftigt hat, bzw. mit dem Umgang der Jugendlichen damit. Da wurden dann auch unterschiedliche Rezeptionsweisen gefunden, z.b. eine involvierte Rezeption gegen eine distanzierte Rezeption, naive gegen reflektierte und ähnliche. Die Gruppe, die du wahrscheinlich im Sinn hast ist die der naiv-involvierte Reflexionsweise. Das waren in der Studie (
http://www.lfm-nrw.de/downloads/kurzfassung-projekt-soaps.doc) 12-13 jährige Mädchen, die meist aus einem problembelasteten Elternhaus kamen. Die sind besonders "gefährdet". Die suchen dann nach Problemlösungen und Orientierung in den TalkSendungen und bauen eine starke emotionale Bindung zu den Moderatoren auf und sind dabei eben sehr unkritisch, d.h. sie durchschauen die Inszenierungen nicht und können (wahrscheinlich auch aufgrund fehlender Erfahrungen und weil sie sonst keinen zum Reden haben), die Positionen die in solchen Sendung vorgetragen werden, nicht richtig einordnen. Das Gegenbeispiel sind dann Jugendliche, die reflektiert, mal involviert mal distanziert mit Talkshows umgehen. Und das sind dann eher die, die ich im Sinn hab...
Ein kleines Zugeständnis muss ich dir aber schon machen, weil nämlich ein Zusammenhang mit Bildung vorliegt. Gymnasiasten mit stabilen sozialem Umfeld neigen viel eher zu letztgenannter Rezeptionsweise. Aber ich brech mal ab, das wird zu ausführlich..
Vielleicht noch soviel: Weniger gebildete sehen mehr Fern und sind weniger wählerisch in dem was sie sich ansehen. Ich denke aber nicht, daß sie "dumm" sind, weil sie soviel Fernsehen, sondern eher, daß sie viel Fernsehen, weil sie "dumm" sind.
Wenn du Dich weiter informieren möchtest, hier ein Link der bundeszentrale für politische Bildung:
http://www.medienpaedagogik-online.de. Dort gibt es viele Umfangreiche Texte zum Thema Medienforschung.
Du hast schon recht, man kann solchen Studien nicht blind folgen, und muss sich natürlich trotzdem eine eigene Meinung bilden. Solche Studien helfen aber schon dabei das Ganze ein wenig zu "erden".
na ja, schöne Grüße, und ich hoffe das Post ist nicht zu ausführlich und zu kompliziert...
the mgt