Lage in Nordkorea

Goatboy

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Du meinst, weil die Völker so verfeindet sind? Möglich. Aber selbst wenn es nicht zu einer Wiedervereinigung kommen könnte, wäre eine Befreiung Nordkoreas auf andere Weise doch nicht völlig undenkbar, wenn auch, nach allem bisher Genannten, äußerst heikel, das ist klar. Ich meine, das Land ist doch ein einziger Gulag!
 

Ein_Liberaler

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Ich nehme an, daß die Kulturen sich weit stärker auseinanderentwickelt haben, von Feindschaft rede ich nicht. Die Bundesrepublik war eine pazifizierte Fortsetzung nicht nur der Weimarer Republik, sondern auch des Kaiserreiches, Südkorea hat sich evtl. viel weiter von den gemeinsamen Wurzeln entfernt. Deutschland war vierzig Jahre geteilt, Korea ist es jetzt beinahe sechzig Jahre. Wahrscheinlich sind viel mehr Traditionsstränge abgerissen. Was wissen die Nordkoreaner überhaupt von Demokratie, Freiheit und Marktwirtschaft? Südkoreanisches Fernsehen haben sie jedenfalls nicht empfangen. Südkorea hat nur doppelt so viele Einwohner wie der Norden und nicht mehr als dreieinhalbmal so viele, das Wohlstandsgefälle ist wahrscheinlich größer. Die koreanische Wiedervereinigung wird ein hartes Stück Arbeit.

Natürlich muß Nordkorea befreit werden. Fragt sich nur, wie.
 

Goatboy

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So wie Deutschland von den Nazis? Uns wurde die Demokratie ja auch nicht höflich angeboten, sondern mit Gewalt in die Schädel gehämmert. Friss oder stirb! Wir haben gefressen und es hat geschmeckt.

Natürlich hatte es in Deutschland zu dem Zeitpunkt allerdings seit rund einem Jahrhundert gewisse Bestrebungen zur Demokratie gegeben, so dass die grundsätzliche Bereitschaft vorhanden war. In Nordkorea ist das anders.
 

Mr. Anderson

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Ich glaube in Nordkorea gibt es, ähnlich wie in der DDR, eine halbherzige Demokratiesimulation mit Parlament, Parteien und Koalition. Ich denke, wenn die Leute an soetwas gewöhnt sind, werden sie sich vielleicht auch an eine authentischere Version gewöhnen können.

Der Vergleich mit Nazi-Deutschland wurde, besonders in den letzten 10 Jahren, sehr häufig mit anderen Ländern gezogen, insb. Irak und Afghanistan, was aber nie gepasst hat, denn Deutschland war bereits vor 1933 ein demokratisches Industrieland der Ersten Welt, und das Dritte Reich dauerte auch "nur" 12 Jahre. Auf Nordkorea trifft das freilich nicht zu; ich glaube aber, dass die bloße Demokratisierung nicht das Hauptproblem sein wird.
Eine Wiedervereinigung à la Deutschland halte ich aber auch überhaupt nicht für notwendig; da gibt es etliche alternative Zwischenstufen. Man kann sich ja auch schrittweise immer weiter herantasten und dann jeweils sehen, ob man noch mehr will.
 

tweety

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Ich glaube dem Norkoreaner an sich ist Demokratie oder Wiedervereinigung sowas von schnuppe. Die haben echt andere Sorgen. Für die geht es vorrangig ums nackte Überleben. Nicht mehr und nicht weniger.
 

vonderOder

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tweety schrieb:
Ich glaube dem Norkoreaner an sich ist Demokratie oder Wiedervereinigung sowas von schnuppe. Die haben echt andere Sorgen. Für die geht es vorrangig ums nackte Überleben. Nicht mehr und nicht weniger.
ich kenne die Situation in Nord-Korea auch nur vom Hörensagen. am Besten wäre wohl man fährt mal hin.

http://www.koreakonsult.com/gruppresor 2011_ger.html

da fällt mir doch glatt ein Lied von GEIER STURZFLUG ein. in abgewandelter Songzeile: BESUCHEN SIE (Nord)KOREA (SOLANGE ES NOCH STEHT).
 

Themis

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Nicht schlecht. Man kann da sogar an den Feierlichkeiten zu Kim Jong Ils und Kim Il Sungs Geburtstagen teilnehmen.
Ob ich da bei der Einreise Ärger mit meinem permanent US Visa im Pass kriegen würde?

Mr. Anderson schrieb:
Ich glaube in Nordkorea gibt es, ähnlich wie in der DDR, eine halbherzige Demokratiesimulation mit Parlament, Parteien und Koalition. Ich denke, wenn die Leute an soetwas gewöhnt sind, werden sie sich vielleicht auch an eine authentischere Version gewöhnen können.
Ich glaube, bei vielen Nordkoreanern ist die Definition der Demokratie eine, die dem Verständnis von Demokratie im westlichen Sinne nicht entspricht.
Und desweiteren erscheint mir die nordkoreanische Gesellschaft um einiges militaristischer zu sein, als es in der DDR der Fall war. Vielleicht erklärt das ja auch die nordkoreanische Wahl der Methoden, um seine Verhandlungspartner wieder an den Tisch zu bekommen.
 

dkR

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Die DDR hatte immerhin den Anspruch eine zu sein. Wie siehts da mit Nordkorea aus?
 

dkR

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Goatboy schrieb:
Mit der Demokratischen Volksrepublik Nordkorea?
Was? Die sind auch demokratisch? Ist das eine Form von umgekehrter Psychologie? Das was im Namen steht ist garantiert nicht drin?
 

Themis

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dkR schrieb:
Goatboy schrieb:
Mit der Demokratischen Volksrepublik Nordkorea?
Was? Die sind auch demokratisch? Ist das eine Form von umgekehrter Psychologie? Das was im Namen steht ist garantiert nicht drin?
Genau das meinte ich mit
Ich glaube, bei vielen Nordkoreanern ist die Definition der Demokratie eine, die dem Verständnis von Demokratie im westlichen Sinne nicht entspricht.
Ich habe wirklich keine Ahnung, wie in Nordkorea die offizielle, staatlich geförderte Definition von "Demokratie" lautet, allerdings denke ich, dass ein Nordkoreaner Dir sagen würde, das Nordkorea eine Demokratie ist, da die Gewalt vom Volke aus geht.
Eine Volksarmee und eine Volksversammlung, was will man mehr? :wink:

Übrigens ist Kim Il-sung, trotz seines Ablebens 1994, immer noch offizielles Staatsoberhaupt. Wie skurril.
 

Goatboy

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Aber Themis, das war doch in der DDR nicht wirklich anders. Der Staat behauptete einfach, er sei demokratisch, ob nun fürs Ausland oder für das Volk oder für sich selbst - weiß der Geier. Dort waren die Bürger mit der gebotenen "Demokratie" sicher nicht zufrieden, aber ob es in Nordkorea so ist, wie du vermutest, weiß keiner von uns. Ich bezweifle eigentlich, dass das Volk dort derart verblendet und blind ist, wie gerne behauptet wird. Gehirnwäsche und Personenkult hin oder her - die Menschen wissen, wann sie satt sind und wann sie Hunger haben. Es gibt jährlich 2000 Flüchtlinge aus Nordkorea.
 

Themis

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Ich verstehe jetzt nicht, inwiefern Du mir widersprichst.

Flüchtlinge, Regimegegner etc. sind ja immer in totalitären Staatssystemem vorhanden gewesen. Die gab es auch im 3.Reich, in der DDR, Vietnam und auch in Nordkorea.
Was ich allerdings schon denke, ist, dass der durchschnittliche Nordkoreaner sicherlich nicht die Gleiche Vorstellung von einer "Demokratie" hat wie meinetwegen ein Deutscher. Dafür fehlt den Nordkoreanern eine gewisse historische Entwicklung samt irgendwelchen vergleichbaren Bewegungen. Und sei es auch nur eine kritische Auseinandersetzung mit der Aufklärung des Verstands.

Und außerdem sagst Du ja selbst:
die Menschen wissen, wann sie satt sind und wann sie Hunger haben.

Woher wissen wir, dass das vordergründige Problem für die Menschen, die aus Nordkorea fliehen, nicht die wirtschaftliche Situation in dem Land ist?
 

Goatboy

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Themis

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Ja, v.a. der 2. link ist heftig.
Allerdings verstehe ich die Aussage des Soziologen Suh im vorletzten Absatz nicht. Das System in Nordkorea könne durch humanitäre Hilfen aufgeweicht werden?
Ich glaube eher, dass das dazu führt, dass sich das Regime länger an der Macht halten kann.
 

vonderOder

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Goatboy schrieb:
Wir wissen es nicht, wir können nur mutmaßen.
Je mehr ich über Nordkorea lese, desto stärker wird in mir die Überzeugung, dass dieses Volk unbedingt befreit werden muss, selbst wenn eine diplomatische Lösung des aktuellen Konfliktes möglich ist.
vielleicht den armen Menschen dort mit den gleichen Mitteln die Freiheit bringen, wie beim gescheiterten Versuch Anno Dazumal in Vietnam oder unter den selben Voraussetzungen wie man den Menschen in Irak Freiheit gebracht hat?
 

vonderOder

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Themis schrieb:
Zumal diesmal ganz klar Massenvernichtungswaffen auffindbar wären...
wenn's um diese ginge, dann müßte man wohl auch in Israel einmarschieren. denn Israel hat ja angeblich auch keine. es wird geschätzt, dass Israel über 75 bis 200 Atomwaffen, also Massenvernichtungswaffen, und über ein hochentwickeltes Trägersystem verfügt. die Führenden von Nord-Korea geben zu das sie solche Waffen besitzen.
 

haruc

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die Führenden von Nord-Korea geben zu das sie solche Waffen besitzen.

Dann ists ja schon zu Riskant. WMD sind ja eine schöne Rechtfertigung für einen Feldzug aber wehe der Gegner hat wirklich sowas.

Außerdem könnte man dort Demokratie und Freiheit herbeibomben. Damit hätten wir schon 2 von 2 Kriegsbegründungen der beiden letzten großen US-geführten Einsätze. Und anders als im Falle des Irak ist hier sogar ein beinah echter casus belli geschaffen: Die Beschießung des Hoheitsgebietes eines Verbündeten incl. Todesopfer unter der Zivilbevölkerung. Wenn das mal kein terroristischer Akt ist.
 

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