I can't relax in Deutschland

struppo_gong

Erleuchteter
Registriert
27. September 2002
Beiträge
1.166
Vielleicht habt ihr auch schon von dieser Aktion gehört.
Sie wurde von verschiedenen Kulturschaffenden, vor allem aus dem Musikbereich ins leben gerufen( z.B.Tocotronic). Sie will Aufmerksam machen auf eine subtil wahrnehmbare Zunahme an nationalen Tendenzen vor allem im linken Mainstream.
Hier Genaueres;
http://de.wikipedia.org/wiki/I_Can´t_Relax_In_Deutschland
http://www.laut.de/vorlaut/news/2005/08/29/13020/index.htm
http://jetzt.sueddeutsche.de/f/jetzt/dranbleiben/redaktionsblog/index.php?show=1125228303&skip=0
http://www.3sat.de/kulturzeit/themen/79534/
http://no-racism.net/article/1270/

So, am besten ihr lest etwas von dem selbst. Der Standpunkt ist nämlich nicht ganz so leicht zu fassen und meine Zusammenfassung sicherlich nicht die Beste.
Als Beispiele für diese neuen Nationalen Tendenzen werden unter anderem Musiker wie Mia, Heppner (und Van Dyke)oder auch Fler genannt. Aber auch Musiker, die sich im letzten Jahr für eine Deutschquote im Musikbiz aussprachen (wie jan eiseldt, catterfeld uvm.)
Aber auch politische Aktionen stehen in der Kritik (Du bist Deutschland von Springer, 1.FC Deutschland ) und die allgemeine gesellschaftliche Tendenz eine neuartige deutsche Identität, innerhalb eines virtuellen Medien- Diskurses zu konstruieren.
Die Position von ICRID ist im gegensatz dazu universalistisch geprägt.

Als Grund für die gesellschaftliche Entwicklung wird unter anderem genannt, dass sich seit Rot-Grün 98 auch Linke wieder leichter mit dem Staat identifizieren konnten als zu Kohls Zeiten. Ausserdem wird die wirtschaftliche Situation in Deutschland als Mit- Ursache genannt.

Wenn das allerdings zu so unreflekierten lobeshymnen an die hippe Berliner Republik führt, wie Mia das machen, oder irgendso ein Hip hop Dödel wie Fler meint er müsse einen virtuellen Gesellschaftsdiskurs über deutsche Identiät mit Macho-Posen ad absurdum führen, dann muss ich zugeben, dass ich persönlich das auch nicht gutheissen kann.

Was ist eure Meinung dazu. könnt ihr die Positionen von ICRID nachvollziehen oder konkretisieren?
 

struppo_gong

Erleuchteter
Registriert
27. September 2002
Beiträge
1.166
Nö nicht unbedingt. Ich dachte Medien ist ein guter Kompromiss zwischen "Musik" und "Politik und Zeitgeschehen".
Es geht ja irgendwie auch um den Hype ums neue deutsche Selbstbewusstsein. Filme spielen hier z.B.ja auch eine Rolle (Good bye Lenin usw.)
Aber wenn ihr über Musikbeispiele reden wollt - nur zu!
 

struppo_gong

Erleuchteter
Registriert
27. September 2002
Beiträge
1.166
hier noch ein Zitat von http://www.free.de/Zope/terminal/txt/161103 :
Der popkulturelle Aussetzer der Elektropunk-Band Mia ist daher kein Einzelfall und steht gewissermassen exemplarisch für eine stete Entwicklung, die sich mittlerweile leider auch dadurch kennzeichnet, dass die Kritikerinnen und Kritiker von einst über soviel Blödheit im tiefen Tal der Verzweiflung verschwunden sind. Konnte man sich vor Jahren, dank der schlauen Köpfe der 80er- und 90er-Hardcore- und Poplinken noch halbwegs sicher sein, dass kein erstzunehmender Künstler es ungestraft versuchen sollte, irgendeinen positiven Bezug zu Deutschland herzustellen, gehört es heute fast zum guten Ton, die nationale Semantik zu bedienen. Das Neue dieser Entwicklung ist die unverhohlene Kreation einer vermeintlich besseren deutschen Identität, die genug aus der Geschichte gelernt hat und nun - zumal ja eine andere Generation - unbeschwert in die Zukunft eines ganz und gar gebesserten Kollektives zu schauen vermag. Nicht mehr die nationalökonomische Prämisse des Popstandorts steht im Scheinwerferlicht, sondern die kruden Insignien einer deutschen Normalität bilden den Rahmen. Endlich soll der Status der schuldbeladenen "Verlierernation" abgelegt sein, endlich - und dabei werden bis zum Erbrechen die durch das Ressentiment gegen Amerika bestimmten Demonstrationen gegen den Irak-Krieg angeführt - "kann das deutsche Kollektiv sich wieder auf die Schulter klopfen."
(...)
Statt dessen entdecken junge "coole Deutsche", mögen sie Mia, Sönke Wortmann oder eben Jan Eissfeldt heissen, aus Berlin-Mitte oder Hamburg kommen, spielerisch oder ganz direkt das deutsche Kollektiv als positive Bezugsgrösse.
(...) Im damals publizierten Papier "Geschissen auf Deutschland - Pop ist universell - nicht national" stellten wir dezidiert klar, dass Pop für uns kein Toleranz- sondern ein Abgrenzungsmodell ist; dass wir einer nationalen Abtretung der Definitionsmacht des Pop einen universalistischen und westlich geprägten Popbegriff entgegensetzen und warnten so bereits damals vor einer Infrontstellung gegen die "anglo-amerikanische Kulturinvasion", die "sich die bedrohliche Übermächtigkeit der Massenkultur aus eben jenen Breitengraden herbeihalluziniert".
 

Talpa

Großmeister
Registriert
15. März 2004
Beiträge
822
Nationale Tendenzen in DE?

Ich lach' mich fast tod!


Anlehnend an Gilga: aber für jeden klar verständlich:


Jede und Jeder ist herzlich willkommen. nur nicht die mörderischen zionisten.


Zionismus hat nix mit volk und/oder religion zu tun!!!

(natürlich für die Hirn-Gefickten schon...)


Zionismus ist der letze -Ismus der 00er -Jahre...

Ihr könnt mich alle mal: aber Rassismus werd' ich nie unterstützen!!!

...leider sind wir mittlerweile schon so weit, dass Beschimpfungen à la (du drecks XXX) als pure Bestätigung/Relativierung empfunden werden!

Heil
Diskordia!!!
 

Shiraffa

Großmeister
Registriert
16. September 2002
Beiträge
961
Ich glaube, ich verstehe, was Du meinst. Aber irgendwie finde ich es unsinnig.

Was ist schlimm daran?

In welche braune Apokalypse werden uns Mia, Ramstein und Heppner ft. van Dyke führen?
 

dkR

Forenlegende
Registriert
10. April 2002
Beiträge
6.523
struppo_gong schrieb:
hier noch ein Zitat von http://www.free.de/Zope/terminal/txt/161103 :
Das Neue dieser Entwicklung ist die unverhohlene Kreation einer vermeintlich besseren deutschen Identität, die genug aus der Geschichte gelernt hat und nun - zumal ja eine andere Generation - unbeschwert in die Zukunft eines ganz und gar gebesserten Kollektives zu schauen vermag.

Endlich soll der Status der schuldbeladenen "Verlierernation" abgelegt sein, endlich - und dabei werden bis zum Erbrechen die durch das Ressentiment gegen Amerika bestimmten Demonstrationen gegen den Irak-Krieg angeführt - "kann das deutsche Kollektiv sich wieder auf die Schulter klopfen."
Ich finde das durchaus Begrüßenswert. Der Krieg ist seit über 60 Jahren vorbei und die momentanen Jugendlichen sind 2-3 Generationen davon entfernt. Andere Nationen haben auch ne menge Dreck am Stecken oder Kriege verloren und schämen sich nicht Jahrzente lang öffentlich dafür.
Da ich Kultur als Spiegel der Gesellschaft ansehe, scheint mir, dass die Deutschen endlich mit diesem Kapitel abgeschlossen haben :daumenhoch:

Anders ausgedrückt: Wo ist jetzt das problem?
 

DrJones

Ehrenmitglied
Registriert
21. Mai 2002
Beiträge
2.172
Ich hab den vollen Umfang dieser Aktion noch nicht
begriffen und bisher auch noch nichts davon gehört.

Wehret den Anfängen oder was soll das sein?
Ansich ne Gute Idee. Ich bin zwar kein großer Fan
von all diesen neuen deutschen Popbands, aber ne Gefahr
hab ich darin bisher nicht gesehen.
Außerdem gabs in den 80ern auch schonmal ne Deutsche Welle
(Völlig losgelöst, von der Erde... ihr erinnert euch), und die
hat sich gott sei dank ziemlich schnell totgelaufen.

Und die Texte von damals und heute sind nicht wirklich nationalistischer
geworden.Mal abgesehen von so Leuten wie Fler die das wohl
nur als Provokation einsetzen. Rammstein gibts ja schon ewig,
und die sind in den USA ja fast schon beliebter als bei uns.

Was spricht denn dagegen wenn die Leute ein bisschen zu dem finden
was sie ihre nationalen Identität nennen?
Ewig Status Quo,Ewiges Büsen, immer den Kopf hängen lassen.
Muss Deutschland so sein, ist es das was Deutschland ausmacht?

Mich berührt das ganze Thema eigentlich weniger,und
gehöre jedenfalls nicht zu denen die jetzt neuerdings (Dank Rot Grün)
aufrecht, entschlossenen Blickes, die rechte Hand auf der
stolzgeschwollenen Brust, im teutschen Wald den Kukuk.... ach
lassen wir das...

Die Künstler die sich auf dieser I can't relax in Deutschland CD
verewigt haben sagen mir größtenteils nix.
Vielleicht n paar beleidigte Künstler die nicht auf der neuen
deutschen Welle surfen und jetzt so versuchen sich wichtig zu machen.

Im großen und ganzen ziemlich viel heiße Luft um nix.
 

Laokoon

Erleuchteter
Registriert
11. August 2004
Beiträge
1.486
Ich schliesse mich dkR an. Jahrelang standen wir unter dem schwer lastenden Schatten des Krieges, und schon davor hatte eine "Teutsche Nation", sofern überhaupt vorhanden, nur ein begrenztes Nationalgefühl.

Es wird Zeit, dass wir wieder Stolz auf unser Land, unsere Kultur und uns selbst werden! Schiller, Barbarossa, Bach, '48er Revolution (wenn auch gescheitert), seid doch stolz auf solch eine bewegte Geschichte, auf deutsche Dichtkunst, deutsches Essen und was es nicht alles gibt.

Kein radikaler Nationalismus, sondern Selbstbewusstsein und Identifikation mit diesem Land fehlen uns schon lange.

Bei manchen Personen kann man sich zwar darüber streiten, wie sie deutsches Nationalgefühl auslegen, doch warum schreit jeder immer gleich "NAZI!" wenn man mal was positives über Deutschland sagt?!?

Das ehrlich gesagt, kotzt (pardon) mich wirklich an, denn ich sehe, wenn ich durch die Straßen gehe, Gleichaltrige, die kein Ziel vor Augen haben, die sagen "Scheiss auf Deutschland" oder "Deutschland?! - Mein Block zählt allein, meine homies" UND ICH BETRAUERE DAS ZUTIEFST, DENN ES BEEINFLUSST UNSERE GANZE MENTALITÄT, DIESES VERLORENE NATIONALGEFÜHL. ALLE MECKERN ÜBER DEUTSCHLAND, DEUTSCHE WIRTSCHAFT, DEUTSCHE POLITIK, ABER NIEMAND WILL SELBER MITHELFEN DIESES LAND ZU VERÄNDERN.

ALSO SOLL SICH AUCH KEINER BESCHWEREN, WENN ES UNS IMMER DRECKIGER GEHT!
 

struppo_gong

Erleuchteter
Registriert
27. September 2002
Beiträge
1.166
Erstmal glaube ich, dass einige hier noch n ziemlich grobes Bild davon haben, wofür ICRID steht. Also lest euch erstmal die Links durch. Subtile Tendenzen sind nicht unbedingt leicht in ihrem vollem Spektrum zu erfassen.

Laokoon schrieb:
Es wird Zeit, dass wir wieder Stolz auf unser Land, unsere Kultur und uns selbst werden! Schiller, Barbarossa, Bach, '48er Revolution (wenn auch gescheitert), seid doch stolz auf solch eine bewegte Geschichte, auf deutsche Dichtkunst, deutsches Essen und was es nicht alles gibt.
Kein radikaler Nationalismus, sondern Selbstbewusstsein und Identifikation mit diesem Land fehlen uns schon lange.
Was haben denn bitte unreflektierte Texte über NAtionalidentiät mit Schiller bach usw zu tun? Ich rede hier von einem Hype auf dem Niveau von Promiumfragen in TV-Boulevardmagazinen. Ehrlich gesagt laokoon denke ich wir reden aneinander vorbei. Wir reden hier von einem Nationalgefühl, das durch Popkultur transportiert wird.
(Aber vielleicht hast du ja im Tv gesehen wie eisfeldt und yvonne catterfeld über schiller diskutieren :p )

Eine Identifikation mit einem Konstrukt, wie einer Nation beeinhaltet auch die Schattenseiten und nicht so einen Boo Boo Kiddiefuck, wie dieses wir sind jung deutsch und die Bösen sind/waren die anderen.
Schon damals hat mich während des Irakkriegs dieses Gefühl beschlichen, dass dieses Antikriegs und Antiamerika Getue, doch genauso von eigenen Unzurechnungfähigkeiten ablenkt und somit Heuchelei sei. Warum sollte man sich besser fühlen, nur weil jemand anderes schlecht ist?
Und das Selbstbild, von dem wir sprechen, das über die Deutschen von dieser Pop Elite "verhängt" wird, hat so ziemlich gar nix mit dem zu tun was ich für die positiven Eigenschaften Deutschlands halte. Die Wälder, die Felder, die Sprache und was man mit ihr ausdrücken kann, Meinetwegen irgendwelche künstlerischen und sonstigen Hochleistungen die auf dieser Basis ihre Muse fanden.
Und verdammt nochmal ich bin auch stolz darauf, dass unser Land für die ganze Welt und hoffentlich auch für die Nachwelt ein Paradebeispie ist, für die Schattenseite und die Verfehlungen des Menschengeschlechts und der Massenkultur(!). Schon in Religionen wie im Christentum wird dem Menschen so eine Art Erbschuld gegeben. und auch wenn ich absolut kein Christ bin denke ich, dass es einfach wahr ist, dass jeder Mensch das Potenzial zu jeder Art von Grauen in sich trägt. Oder wie Billy Corgan sagte;"the killer in me is the killer in you"
Mir ist es scheissegal ob franzosen amis und alle anderen Nationen, der Welt ein unreflektiertes, selektiv die Unschönheiten ausblendendes Selbstbild haben. Nur weil sie das haben, heisst das nicht das wir das auch brauchen. Aber wenn all deine Freunde von der Brücke springen springt man halt auch. Ganz zu schweigen von der Ironie, dass wir uns über das Nationalgefühl der Amerikaner aufregen und daraus unser eigenes schöpfen.

Von all den dunklen Seiten höre ich in diesem neuen Deutschsein eigentlich nichts. Und falls doch, dann mit diesem seltsamen Schwamm drüber - "wir sind die Neuen"- Vibe.

Schon Adorno sagte "nach ausschwitz dürfe kein gedicht mehr geschrieben werden" (Wobei mit "nach" nicht zeitlich gemeint ist)
Insgesamt kommt mir die Kritik von ICRID auch recht adornoesk vor. und ich denke, dass es im Grunde auch genau um diese Art der Kulturkritik geht. Gegen die Gleichgültigkeit.

Die Kunst verfügt einfach nicht über die Mittel um das Grauen von Ausschwitz zu verdeutlichen. Und wer das Grauen aus seinem Selbstbild löscht ist ein Heuchler.
Aber eigentlich wollte ich garnicht über Ausschwitz reden, weil dann hier bestimmt irgendwer meint, dass hier jemand mit der Antisemitismuskeule guten Deutschen das Wohlfühlen verbieten wolle
Ich denke, dass all die Leute, die jetzt so denken, nicht wirklich ne Ahnung von den gesellschaftlichen Vorgängen haben, die zu systematischen Ungerechtigkeiten führen.
Der Typ Mensch sozusagen, der nicht rafft, das es nur der Gleichgültigkeit des Guten bedarf um dem Bösen zu helfen.


Vermutlich ist es sogar psychologisch gesund einen gleichgültigen unreflektierten Stolz auf sich zu entwickeln. Aber es ist einfach nicht die Kollateralschäden wert.
 

Kendrior

Erleuchteter
Registriert
25. Februar 2003
Beiträge
1.152
Mir sind drei Tendenzen aufgefallen, was "Deutschsein" angeht.

1. Tendenz: Gezwungen.

Bemerke ich besonders in den Medien- Du bist Deutschland, Wir sind Papst, etc.; der drollige Versuch, eine Art Stolz auf Deutschland zu wecken. Naja.
Sehe ich als Versuch, eine Art "Normalität" hier zu entwickeln; vielleicht fällt das auch nur in Deutschland so auf, vielleicht ist ein solches "Wir"-Gefühl in anderen Ländern normal.


2. Tendenz: Verklärt.

Menschen, die blind und taub der Geschichte gegenüber sind, außer die Fakten gefallen ihnen oder können verdreht werden. Deutschland ist ja so arm dran, wir sind verarscht worden, wir sind Opfer, et cetera, et cetera.
Oder: Ostalgie. Das gleiche in Rot.


3. Tendenz: Selbstbewusst.

Ungefähre Botschaft: Wir sind Deutsche. Ja und? Was solls? Ich hab Bock Musik zu machen, ich kann halt nur auf Deutsch gut singen, und lustig sind die Texte auch, also aufi gehts.
Mit anderen Worten: Einfach nicht darauf achten, ob man deutsch ist, einfach losrocken.
 

struppo_gong

Erleuchteter
Registriert
27. September 2002
Beiträge
1.166
Oh da fällt mir grad noch ein besonders schlimmes Paradebeispiel dümmlicher Kollektivbeschwörung im (Hi)-)Pop ein.
Azad und Kool Savas - ALL for One :p :p :p
(Und um dem Ganzen die pathetische Krone aufzusetzen haben sie auch noch einen Kinderchor engagiert.)
Zitat:
[Kinderchor]: Chorus
Es ist Zeit, dass sich einiges ändert hier
denn ihr habt leider wenig bewegt
Lass uns kämpfen, dass hier einigs besser wird
ansonsten ist es für uns alle zuspät
Jetzt sind wir da und machen das Ding für euch
denn die Zukunft liegt in unserer Hand
Hebt die Faust hoch, wir stehn hinter euch
Einer für alle und all 4 ONE
(ganzer text: http://66.249.93.104/search?q=cache...e-27619.html+"all+for+one+"azad++lyrics&hl=de
Mann mann mann, kool savas, my man.
hört sich an wie ein Motivationslied für den CDU Parteitag.
Wie schön wenn sich scheinbar konstruktive Kritik hinter so grossen Worten verstecken kann, dass man nicht mal mehr ins Detail zu gehen braucht.
Die Welt retten wird auch von Tag zu Tag leichter.
 

Kendrior

Erleuchteter
Registriert
25. Februar 2003
Beiträge
1.152
@Struppo_Gong

Naja... Ganz ehrlich gesagt, ist mir das lieber als
a) Rechtsradikaler Gesang ( mit Kinderchor wiederum absurd lustig.)
b) Nichts tun.

Dass sich was ändern muss, ist klar. Es weiß aber keiner was sich ändern muss, also deutet das darauf hin, dass sich das Denken ändern muss. Das ist schwer, und kann kaum bewusst geschehen.
Also abwarten, einfach versuchen das Beste zu geben ( und zwar nicht das Beste FÜR DEIN LAND oder so ein Schwachsinn, sondern einfach... das Richtige zu tun.)
 

struppo_gong

Erleuchteter
Registriert
27. September 2002
Beiträge
1.166
Ich weiß nicht.
Trotzdem wird hier ein Kollektiv heraufbeschworen. Und neben dem Geist des Aufbrechens ins ungewisse, denke ich das vor allem die Art der Sprache, die in diesem Text verwendet wird so gewählt ist, das der Inhalt relativ beliebig ausgetauscht werden kann.
Und immer wenn jemand in großen Worten eine Stimmung des Aufbruchs und des Gemeingeistes beschreibt, ohne Inhalte zu benennen, denke ich findet man diese Inhalte dann noch am ehsten, wenn man die Personen an sich betrachtet. Also wofür stehen Azad und Kool Savas? Eine vergessene sich selbst Überlassene Generation der Jugend? hm vielleicht. Zumindest ist das vermutlich, was die Beiden aussagen wollen. inwieweit besteht da ein zusammenhang mit einem Nationalbewusstsein?

Jede Form des subjektiven Nationalbewustseins beruft sich auch in einigen Aspekten auf das persönliche subkulturelle Selbstbewusstsein.
In diesem Fall verlorene Opfergeneration und Hip hop poser.
Ok es geht also nicht wirklich um eine Nation, auch wenn die Sprache stark daran errinnert.
Allerdings denke ich, dass einem schon die starke Analogie auffällt einerseits in der Wahl der Sprache, andererseits eine selbst stilisierte Opferrolle, die überwunden werden soll. Und irgendwelche Poser die das promoten unter der Vorgabe endlich einmal zuzupacken. Und das alles ohne einen genauen Blick auf die historischen (biografischen) Ursachen Kommt einem doch irgendwo bekannt vor...
 

antimagnet

Forenlegende
Registriert
10. April 2002
Beiträge
9.676
struppo_gong schrieb:
Insgesamt kommt mir die Kritik von ICRID auch recht adornoesk vor.

adornoesk - das passt.

wollen die herren und damen kulturkritiker den künstlern und dem publikum mal wieder vorschreiben, was sie zu tun zu lassen haben?

:twisted:


irgendwie werd ich mit der frankfurter schule nicht warm. das kommt mir schon wie zwangslinks vor. nuja, von mir aus sollen se rumstänkern. und von mir aus soll witt wagner covern, mia schwarz-rot-blonde haare haben und rammstein... moment, rammstein nationalistisch?

egal - die art der diskussion ist mir zu akademisch, muss ich zugeben, und die inhalte zu elitär. die kulturkritiker sehen ein armes passives publikum der gewalt der medien ausgesetzt - zum glück sind sie selbst ja immun... :roll:


auf deutschtümelei kann ich in der tat verzichten - aber deutschfeindlichkeit zieh ich mir dann doch lieber als satire rein...
 

forcemagick

Forenlegende
Registriert
12. Mai 2002
Beiträge
6.038
die tendenz die deutsche sprache auf deibel komm raus zu verdengeln und die gesellschaft zunehmend zu amerikanisieren geht mir ebenso auf den keks wie die albernen versuche den deutschen einzureden, dass sie doch nur ein "wir"-gefühl entwickeln müssten um glücklich mit der derzeitigen situation zu sein und den karren aus dem dreck zu bekommen.... mit stolz geschwellter brust in die billiglöhnerei und armut? wunderbar.

ganz ehrlich... ich bekomm einen hals wenn ich inzwischen die scheiss glotze einschalte und jedes zweite wort ist englisch.. ich könnt kotzen wenn man mir mit floating homes kommt, die in berlin entstehen sollen und wenn mir einer was von cashflow oder wellnes erzählen will ich finde es albern wandern als "nordic walking" zu bezeichnen und lächerliche stöckchen zu benutzen und ich find die meetings und briefings und was weiss ich für "-"-ings einfach endlos fad.... ich hab die nase voll von importierten amerikanischen feiertagen, die auf die eigenen aufgepfropft werden und überhaupt... und gleichzeitig wird mir erzählt, dass ich teil deutschlands bin, dass ich doch bitte meinen arsch hochbekommen soll ( als wenn es an mir läge ) um das frohe bunte treiben zu fördern, zu unterstützen... ja was eigentlich.. zu finanzieren?

ich fühl mich in diesem land nicht aufgehoben und eingebettet und ich habe nicht das gefühl hier in meiner heimat zu sein....

deutschland existiert doch quasi kaum noch.... bestenfalls noch germany :D

hier heisst es also
http://de.wikipedia.org/wiki/I_Can´t_Relax_In_Deutschland

Die Initiative ließ verlauten, dass es kein konkretes Ereignis gab, welches sie zum Aufnehmen der Arbeit bewogen hat. Vielmehr sei es eine „allgemein wahrnehmbare Stimmung“ gewesen, welche in der herausgegebenen Buch-CD I Can’t Relax In Deutschland als „neue nationale Selbstfindung“ bzw. „neuer Nationalismus“ bezeichnet wurde.

ich frag mich warum die cd nicht einfach einen deutschen titel haben kann... aber was frag ich mich.... deutsch ist ja unanständig... so habe ich auch eher den eindruck, dass hier ein immer noch völlig angeknackstes selbstwertgefühl am werk ist.. "ich bin deutscher und schäme mich dafür?"

In einem auf der Buch-CD enthaltenen Essay des Sozialwissenschaftlers Roger Behrens heißt es, dass dieser neue Nationalismus durch den Paradigmenwechsel in der deutschen Bevölkerung geprägt sei, eingeleitet im Laufe der rot-grünen Regierung. Seine wesentlichen Merkmale seien die Debatte um den Schlussstrich mit der deutschen Vergangenheit auf der einen, die Bemühungen um die Relativierung der deutschen Vergangenheit und die Verklärung deutscher Soldaten zu Opfern auf der anderen Seite.

ich denke ganz klar sollte mal ein schlussstrich gezogen werden... entschuldigen sich die briten noch für ihr empire und die dort vollbrachten verbrechen?
irgendwann muss doch mal schluss sein ... mein grossvater war im krieg...
mein vater war schon zu jung für die hj
und ich soll jetzt immer noch in der schandecke rumstehen weil ich deutscher bin?
also bitte..
da fehlt mir doch das verständnis..

Auf popkulturellem Sektor vertritt ICRID die These, dass keine kulturelle Sparte (Pop-Musik, Punk, Hip-Hop etc.) vor Ressentiments geschützt ist. Auch die politisch linke Einstellung (Argument der Popband MIA. 2004) ist kein Schutzsiegel davor. Außerdem ist Popkultur kein aus den gesellschaftlichen Verhältnissen herausgelöster Bereich, weshalb die Kritik auch als Kritik an der deutschen Gesellschaft zu verstehen ist.

ja und jetzt sollen dieleute alle schön aufhören mal texte auf deutsch zu präsentieren und fröhlich englisch trällern...

was ist an unserer sprache so verkehrt?
 

struppo_gong

Erleuchteter
Registriert
27. September 2002
Beiträge
1.166
antimagnet schrieb:
adornoesk - das passt.
wollen die herren und damen kulturkritiker den künstlern und dem publikum mal wieder vorschreiben, was sie zu tun zu lassen haben?
In diesem Falle nehmen die Herren und Damen Kulturkritiker ja die Position gegen eine Quote ein.
Ehrlich gesagt seh auch im Allgemeinen nicht, inwiefern das Kritisieren dümmlicher Inhalte als Konsumvorschrift uminterpretiert werden kann.


antimagnet schrieb:
irgendwie werd ich mit der frankfurter schule nicht warm. das kommt mir schon wie zwangslinks vor
Zwangs links?? Zwangs links wäre wenn jemand rein deduktiv versucht sein links sein zu rechtfertigen und sich dabei an jeden Strohhalm klammert. Aber du provozierst ja eh nur, weil dus ned raffst.
Meiner Meinung sind vielleicht Antifa-leute Zwangslinks oder meinetwegen auch die Spd aus historischen gründen.
Ich denke deine Ressentiments rühren einfach daher, dass Vertreter der kritischen Theorie einfach oft mit komplexen Systemzusammenhängen in längst entschieden geglaubten Diskursen da ansetzen, wo der normale Zuhörer einfach nicht mehr ins Detail gehen und sich Zusammenhänge erarbeiten will.

Ich persönlich finde aber auch nicht, dass Rammstein künstlich unreflektiert national anghaucht wären. Zumindest nicht inhaltlich.
Ganz im Gegenteil. Die ironische Distanz zu den Inhalten und deren Darbietung ist einfach zu stark. Links zwo, 3, 4 ist meiner Meinung sogar ein Lied und auch Musikvideo, das sich kritisch mit Nationalisierungstendenzen auseinandersetzt. Obwohl die These vielleicht auf wackligen Füssen steht, weil sie sich in der ironischen Distanz begründet.
 

struppo_gong

Erleuchteter
Registriert
27. September 2002
Beiträge
1.166
forcemagick schrieb:
ja und jetzt sollen dieleute alle schön aufhören mal texte auf deutsch zu präsentieren und fröhlich englisch trällern...

was ist an unserer sprache so verkehrt?
Dude, es geht doch nicht um die Sprache. Fast alle Musiker die hinter ICRID stehen, machen doch deutschsprachige Musik.
Im Grunde haben doch sogar diese Künstler- die Hamburger Schule das Selbstverständniss für deutsche Texte die nicht schlagermässig daherkommen geprägt und damit erst Bands wie Silbermond oder wir sind helden usw. ermöglicht.
ICRID richtet sich zudem ja auch nicht direkt gegen Musiker wie Silbermond oder Juli.(und nicht jeder der kritisiert wird, wird im gleichen maße oder überhaupt verteufelt) Es kommt halt auch darauf an in welchem Kontext Künstler sich in den Medien präsentieren.
Die Durchschnittstypen aus der Pop-Klasse U-2005 sind die heimatlichen Handwerk-hat-goldenen-Boden-Gegenmodelle zum vergänglichen, spekulativen, weniger »seriösen« Star-Versprechen der rasend rotierenden Castingshows des digitalen & globalen Spätkapitalismus. Quasi die legitimen Enkel des »rheinischen Kapitalismus«. Und der, mit seiner soliden Ohne-Fleiß-kein-Preis-Ethik, brachte den Deutschen schließlich ihr Wirtschaftswunder.

So gesehen, aus nationaler Perspektive, muss Max Mutzke gar nicht «gewinnen» gegen Marvin Gaye, müssen Juli gar nicht interessanter sein als die Cranberries. Sie können zufrieden sein mit ihrer begrenzten Popularität im deutschsprachigen Raum, schließlich sind sie Spitzenkräfte der «nationalen Popkultur».

Das Projekt «nationale Popkultur» wird nicht nur von den Verfechtern der Radio-Quote verfolgt. Ein wichtiger Schritt dorthin fand am 12.Februar in Oberhausen statt: Der Bundesvision Song Contest, Stefan Raabs Projekt, das kommerzielle Potential des Eurovision Song Contest für Deutschland nutzbar zu machen. Bereinigt von, so Raab, «osteuropäischen und orientalischen» Elementen - die vielen Kleinstaaten zwischen Balkan und Taiga hätten sich schliesslich am Grand Prix die Punkte gegenseitig zugeschanzt, so dass die Deutschen keine Chance hatten -, traten Vertreter der 16 Bundesländer gegeneinander an. Am Ende war Hessen vorn, mit Juli und «Geile Zeit».

Die neue Normalität konnte sich am Bundesvision Song Contest so «unverkrampft» präsentieren, wie das einst Bundespräsident Roman Herzog den Deutschen im Umgang mit ihrer Vergangenheit empfohlen hatte. Man war unter sich, ohne die aus dem Osten und dank der Abwesenheit der Anglo-Amerikaner frei von Minderwertigkeitsgefühlen. «Deutsches im eigenen Saft», kommentierte die Berliner «taz». So konstituiert sich schleichend eine geschlossene Gesellschaft und eine positiv besetzte Pop-Identität. Dass der Bundesvision Song Contest zwischen den 60. Jahrestagen der Befreiung von Auschwitz und der Bombardierung Dresdens über die Bühne ging, ist sicher nur ein Zufall. Allerdings wurde hier wie dort am deutschen Opfermythos gestrickt: Im Schlagerland waren die Deutschen Opfer der Balkanisierung des Ostens, in Dresden fiel das Wort vom «Bombenholocaust». Beide Diskurse taugen zur Revision der Geschichte und stärken die selbstbewusste Nation.
Quelle: http://www.icantrelaxin.de/texte/presse-zuerchertagesanzeiger.html



Was hatte es eigentlich mit Sigmar Gabriel als Popmusikbeauftragten der Spd auf sich?
Auch Wolfgang Frömberg von "Spex", dem Magazin für Popkultur, übt Kritik. Pop werde für nationale Zwecke instrumentalisiert. Frömberg glaubt, dass "es eine Tendenz gibt seit Ende der 90er, Pop seitens der Politik zu vereinnahmen. In Deutschland ist das vorgekommen, mit dem Vorbild Großbritannien 'Cool Brittania' diese Kampagne und den Popkulturbeauftragten der Bundesregierung Sigmar Gabriel gibt es auch nicht umsonst."
 

struppo_gong

Erleuchteter
Registriert
27. September 2002
Beiträge
1.166
forcemagick schrieb:
ich denke ganz klar sollte mal ein schlussstrich gezogen werden... entschuldigen sich die briten noch für ihr empire und die dort vollbrachten verbrechen?
irgendwann muss doch mal schluss sein ... mein grossvater war im krieg...
mein vater war schon zu jung für die hj
und ich soll jetzt immer noch in der schandecke rumstehen weil ich deutscher bin?
also bitte..
da fehlt mir doch das verständnis..
Mir allerdings auch. Ich hab mich in meinem Leben noch nie geschämt, dass ich Deutscher bin. Und wenn ich zwischen stolzen Amis sitze und ich gefragt werde nach meinem verhältnis zu meinem Land im Zusammenhang mit der Geschichte,dann ist es für mich keine Frage, dass ich persönlich keine direkte schuld am holocaust trage, ausser halt, dass ich halt wie jeder Nazi ein Mitglied der menschlichen Art bin und das Potential zum Bösen in mir trage. Und wenn ich dann gefragt werde ob wir denn nicht auch so etwas wie die "pledge of allegiance"(I pledge allegiance to the flag of the United States of America , and to the Republic for which it stands, one Nation under God, indivisible, with liberty and justice for all), hey dann weiss ich das es fortschritlicher ist kein Nationalbewusstsein künstlich zu hypen
Eben weil wir nicht auf irgendwelche dümmlichen Symbole stolz sind, die in irgendeinem Diskurs als schulterklopfenswert uminterpretiert wurden.
( 8O Geil ne Flagge, alter! voll der Fetisch)

Und schau doch mal den Stolz der Franzosen an. Die errinnern sich doch auch an ihre Revolution, und die liegt viel länger als der Holocaust zurück.
es ist doch eine Selbsttäuschung perse sein Selbstbild nur auf den positiven Errinerungen aufzubauen. Womit ich nicht sage das Selbsttäuschungen generell schlecht und nicht in manchen Situationen sogar notwendig für die psychische Gesundheit seien können. Aber es ist und bleibt eine Selbsttäuschung.
Und wenn die MENSCHLICHE GESCHICHTE sich langfristig zum positiven entwickeln will, muss langfristig auch jede Selbsttäuschung verschwinden. Ich finde Deutschland kann mit gutem Beispiel ohne unsachlichen Nationalstolz vorangehen und muss nicht für seine weniger gebildeten Bevölkerung eine künstliche Mainstream-Pop-Identität konstruieren.
 

Ähnliche Beiträge

Oben