"Forscher haben herausgefunden"

hives

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antimagnet schrieb:
neinnein, überprüfen, obs methodisch korrekt ablief, kann nur wer ahnung von den methoden hat.
Prinzipiell ist das auch m.E. richtig - es bedarf jedoch keiner wissenschaftlichen Ausbildung. Mir war nicht klar, dass es dir in erster Linie um die Methodik ging, Kynokrates habe ich allgemeiner aufgefasst.


um einer studie, die einen eindeutig kommerziellen hintergrund hat, keinen glauben zu schenken, muss man nicht studiert haben. so ne studie braucht man aber auch gar nicht methodisch kritisieren, da ist ganz einfach die komplette glaubwürdigkeit im eimer.

Du schreibst von einem "eindeutig kommerziellen Hintergrund" - aber der ist eben nciht immer eindeutig... und vor allem weiß der Nicht-Wissenschaftler (und auch der Wissenschaftler) nicht, ob diese Studie jetzt einen kommerziellen hintegrund hatte (der ja wiederum beurteilt werden müsste)...

Weiter oben hast du geschrieben, dass es ein cleverer Umgang mit Information ist, Wissenschaftlern zu glauben... gilt das also nur, wenn die Studien keinen kommerziellen Hintergrund haben?
Dann braucht es wohl einen Wissenschaftler, der den kommerziellen Hintergrund von Studien für die nichtwissenschaftler untersucht.... ;)


kommt immer drauf an, was man kritisiert. da sollt man halt ahnung von haben, oder?
Wie definierst du denn "Ahnung haben"? ;)

Man sollte nicht vollkommen planlos draufloskritisieren, das ist sicher richtig, aber letztendlich sollte es m.E. auf den Inhalt der Kritik ankommen, und weniger auf die Position des Kritikers.
Kritik wird gerne abqualifiziert, weil der kritiker angeblich die Sache nciht ganz verstanden hat - manchmal trifft das selbstverständlich auch zu, in vielen Fällen jedoch nicht.
Das kann auch als eine Form der Titel- und Autoritätshörigkeit auftreten ;)
 

Kynokrates

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Points taken, Hives.

"Die meisten sind wohl weder das eine noch das andere Extrem in Reinform, sondern versuchen, ihren eigenen Weg zwischen Manipulationen, Profit und Moral - also ihren eigenen Vorstellungen und der wissenschaftlichen Realpolitik - zu finden..."

Richtig, zwischen schwarz und weiß gibt es immer mannigfaltige Abstufungen oder Schattierungen. Ich sagte daher auch "grob betrachtet" und wollte auf zwei grundsätzliche Herangehenstendenzen hinweisen. Selbst wenn beide sich aufgrund der Mannigfaltigkeit bei wohl jedem hin und wieder zwangsläufig vermischen (meine Wenigkeit nicht ausgeschlossen) , muss man wohl sehen, dass eine von beiden in letzter Instanz dominant ist, und zwar leider meistens, wie ich aus eigener Erfahrung weiß, die "unmoralische" Tendenz.

Und eben diesen Zustand halte ich für überwindbar.

Ein Beispiel aus einem anderen Sektor: ein Schallplattensammler, der nach Jahren experimenteller Beschäftigung mit seiner Materie endlich den Dreh gefunden hat, direkt zu diggen, welche Stücke tatsächlich Meilensteincharakter haben, also psychedelisch und nicht egodelisch im psychedelischen Gewande sind, wird von da ab präzise darauf achten, sein Geld in Zukunft nur noch für diese Stücke auszugeben. Aus einer solchen empirischen Erkenntnisepoche entwickelt sich naturgemäß eine gewisse Rigorosität, die von ungeübten Betrachtern durchaus als "undifferenziertes" Schwarz-Weiß-Denken missinterpretiert werden könnte. Doch gibt es eben neben diesem undifferenzierten Schwarz-Weiß-Denken auch noch ein differenziertes Schwarz-Weiß-Denken, aus welchem heraus man sich bewusst darüber ist, dass man unter keinen Umständen "Crap" mit "Good Stuff" vermischen darf, sofern man die gesammelten Stücke (in reality nuthin but "peaces of information") in einem der Allgemeinheit dienenden "therapeutischen Ansatz" einsetzen möchte.

Und genauso verhält es sich auch mit angesammelten Wissens-Memen (ebenfalls nichts weiter als "peaces of information"), von denen einige der richtigen Wurzel entspringen, andere jedoch dieser fraglos entgegenwirken und solange man sich nicht darüber sicher ist, welcher Baum nun gegossen wird ("der Baum der tatsächlichen Wahrheitsfindung" oder der "Baum der Lüge"), sollte man diese zumindest im eigenen Foyer offen halten, da ansonsten diese gefährliche Art der Vermischung von de facto unvereinbaren Gegensätzen Überhand nimmt und kaum kontrollierbare Konsequenzen, nicht nur für einen selbst, an den Tag legt.

Es gibt also einen klaren Unterschied zwischen dem, was gemeinhin als Fundamentalismus (undifferenziertes Schwarz-Weiß-Denken) bezeichnet und kritisiert wird und Präzision (differenziertes Schwarz-Weiß-Denken), wobei Präzision im Endeffekt dasselbe ist wie Fundamentalismus im eigentlichen Wortsinne.

Aber zur Erforschung von inhaltsverfälschten Wortwahrnehmungsentwicklungen müsste man wohl einen neuen sprachphilosophischen Thread eröffnen, da dies hier den Rahmen sprengen würde, wenngleich es in eine ähnliche Richtung weist.

:wink:
 

the_midget

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Kynokrates schrieb:
Mehr wollte ich eigentlich gar nicht sagen, dennoch wird es natürlich tatsächlich darauf ankommen, die eigentliche Wurzel dieser undifferenzierten Hörigkeit herauszufinden.

Das was du da beschreibst finde ich auch interessant und ich würde da gern drüber diskutieren. Allerdings hab ich da einen etwas bescheideneren Ansatz als du. Ich würde das nicht "undifferenzierte Hörigkeit" nennen. Für mich ist das höchstens ein undifferenzierter, unkritischer Umgang mit den Medien.

Nur, wo wird sie liegen, diese Wurzel? Meine These dazu, natürlich da, wo alles angefangen hat, in der Familie. Möglicherweise schlichtweg ein Resultat einer zu undifferenzierten Erziehung, die wiederum eine Folge unharmonischer Elternbeziehungen ist, wie es sie ja heutzutage ZU HAUF gibt.

Du scheinst gerne nach dem Muster: "Jedermann weiss doch, daß der Mond aus Käse ist!" zu argumentieren. Die Art der Mediennutzung hat natürlich etwas mit der Familie und der Erziehung zu tun. Ob es etwas mit unharmonischen Elternbeziehungen zu tun hat, darüber kann man diskutieren. Rein empirisch ist aber auch der Faktor Bildung zu berücksichtigen.

Das Kind, das Ergebnis dieser Verbindung muss leiden, ganz einfach, weil es den ungelösten Konflikt der Beziehung naturgemäß wiederspiegelt. Und in diesen Spiegel wollen die verfeindeten Elternteile natürlich nicht gerne hineinschauen. So ergeben sich dann zwangsläufig verzerrte Erziehungsmuster, die dann im ungünstigsten, jedoch heutzutage leider häufigsten Fall in einer Art "Ersatzvatersyndrom" münden, was sich dann eben in konkreto u.a. in der undifferenzierten Hörigkeit gegenüber dem von Medien und Lobby gepushten Lexem "Wissenschaftler" ausdrückt.
*schmunzel* Und wie ist das mit Kindern die nur ein Elternteil haben?
Abgesehen davon: Diese "Hörigkeit" resultiert einfach da raus, daß viele es nicht besser wissen. Und den meisten kann man noch nichtmal vorwerfen, daß sie es nicht tun. Man kann ihnen aber versuchen beizubringen sich bewusst zu sein, daß sie es nicht wissen. Trotzdem möchte ich in diesem Thread mal die Behauptung aufstellen, daß Dinge die mit "wissenschaftler haben herausgefunden..:" beginnen in der Regel relativ glaubwürdig sind.
Was nicht heisst, daß sie für immer wahr sind.

Würde man an dieser Stelle "weiterboothen", müsste man sich fragen, worin liegt wiederum die Ursache der fraglos vorhandenen Disharmonien in den Elternbeziehungen? Eine Frage, die allerdings in einem anderen Thread am ähnlichen Ort bereits durchleuchtet wird, somit hier nicht ganz on-topic.

Den Thread hab ich irgendwie verpasst, wo issen der?


gruß

the midget
 

Kynokrates

Geselle
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the_midget schrieb:
Das was du da beschreibst finde ich auch interessant und ich würde da gern drüber diskutieren. Allerdings hab ich da einen etwas bescheideneren Ansatz als du. Ich würde das nicht "undifferenzierte Hörigkeit" nennen. Für mich ist das höchstens ein undifferenzierter, unkritischer Umgang mit den Medien.
Ok, man könnte es auch subtiler ausdrücken, andererseits kann man auch Freude an "reißerischen" Sprachformen entwickeln, sofern sie "inhaltlich distanziert" sind. Das ist inzwischen beinahe meine Ansicht, die Bildzeitung mit richtigem Inhalt wäre möglicherweise meine Gazette :wink:



the_midget schrieb:
Du scheinst gerne nach dem Muster: "Jedermann weiss doch, daß der Mond aus Käse ist!" zu argumentieren.
:lol:


the_midget schrieb:
Die Art der Mediennutzung hat natürlich etwas mit der Familie und der Erziehung zu tun. Ob es etwas mit unharmonischen Elternbeziehungen zu tun hat, darüber kann man diskutieren. Rein empirisch ist aber auch der Faktor Bildung zu berücksichtigen.
Das ist er wohl, doch andererseits, was ist Bildung? Das, was man in der Schule gelernt hat? Zugegeben, ein Teil davon ist sicherlich brauchbar. Doch ein großer Prozentsatz auch wieder nicht. Vieles, was wirklich zur Gesamtbildung gehört, findet gar keinen Raum im "heutigen" Schulsystem. Als Beispiel nur eine Anekdote aus früherer Zeit: habe mal mit einer interessanten Konstellation von Gestalten an einem Ort zusammengearbeitet. Vier davon waren Frauen, die von einem sogenannten Elitegymnasium kamen, der andere war jemand, den man gemeinhin als "Kernasi" einstufen würde. Ich selbst war auch früher auf dieser "Eliteschule", habe sie aber aufgrund definitiv dekadenter Zustände dort in der 9. Klasse abgebrochen. Während der Arbeitszeit ergab sich ein Konflikt zwischen diesen beiden Gruppen (A.d.R.: der "Kernasi" bekam öfters Besuch von anderen "Kernasis"). Ich stand dabei quasi in der Mitte, der irgendwie mit beiden Gruppen klarkommen musste. Doch obwohl ich selbst mal auf derselben Schule war wie die eine Gruppe, ich also einen ähnlichen "Bildungsgrad" hatte, musste ich schnell feststellen, dass mir die andere Gruppe wesentlich sympathischer war. Der Konflikt uferte während der zehntagigen Zeit der "Zusammenarbeit" schließlich so dermaßen aus, dass die "Kernasis" als völlig berechtigte Reaktion auf definitiv-dämlich-überhebliche Ignoranz seitens der Rudelsführerin der anderen Gruppe, eine pubertäre Zimtzicke, wie sie "im Buche steht", beschlossen, den Minicooper, den sie fuhr, mal eben auf die am selben Ort befindliche Müllhalde zu befördern, ohne natürlich diesen dabei zu beschädigen, versteht sich. Dies geschah, während sie und ihre Lakaien sich gerade nicht am Ort befanden und ich muss zugeben, dass ich doch eine gewisse Genugtuung empfand, als ich mich "dazu überreden ließ", beim Tragen zu helfen. Denn nichts anderes hatte diese ach so gebildete Zimtzicke verdient. Und ihre Reaktion zum Zeitpunkt des Zurückkommens bestätigte dieses "niedere" Gefühl der Genugtuung in einer Absolution, die in meiner Biographie weiterhin ihres gleichen sucht ("Bäh, ihr Sackratten, ich hol sofort die Polizei, schrepp, schrepp, schrepp uswusf!!!"), was sie dann auch sofort tat, während die "Kernasis" und ich den wahrscheinlich größten Lachkrampf unseres Lebens zelebrierten, und das völlig nüchtern. Was ich damit sagen wollte, die "Kernasis" besaßen fraglos massiv mehr emotionale Intelligenz oder auch Groove-Verständnis als die Schreppweiber von sogenannten Eliteschulen und das, obwohl sie vom allgemeinen Standpunkt her betrachtet wohl eher als "ungebildet" klassifiziert werden, denn in einer solchen Situation "ganz einfach und völlig berechtigt" den Minicooper auf die Müllhalde zu katapultieren, dass ist neutral betrachtet: omni-genialer Simplizismus ("damn funky", as the hip hopper would catagorize it :wink: ), wozu sogenannte Gebildete wahrscheinlich niemals in der Lage wären. So muss man da ganz klar konstatieren, dass Groove-Verständnis und Trash-Humor zwei Aspekte sind, die definitive Fundamente holistischer Bildung darstellen, die allerdings in der allgemeinen Definition des Wortes "Bildung" überhaupt keine Zuneigung finden. Und diese allgemeine Definition des Wortes "Bildung" entspricht haargenau der allgemeinen Definition des Wortes "Wissenschaft", eine Erkenntnis, die überhaupt die Grundlage dieses Threads darstellt.


the_midget schrieb:
*schmunzel* Und wie ist das mit Kindern die nur ein Elternteil haben?
Abgesehen davon: Diese "Hörigkeit" resultiert einfach da raus, daß viele es nicht besser wissen. Und den meisten kann man noch nichtmal vorwerfen, daß sie es nicht tun. Man kann ihnen aber versuchen beizubringen sich bewusst zu sein, daß sie es nicht wissen. Trotzdem möchte ich in diesem Thread mal die Behauptung aufstellen, daß Dinge die mit "wissenschaftler haben herausgefunden..:" beginnen in der Regel relativ glaubwürdig sind.
Was nicht heisst, daß sie für immer wahr sind.

Ich selbst bin alleinerzogend aufgewachsen. Der Genitator hat sich verpisst, sich aus der Erziehung einfach rausgehalten. Einen Zustand, den ich bei vielen beobachtet habe, bei den meisten war der Genitator allerdings zumindest physisch anwesend. Es gibt natürlich Ausnahmesituationen, wo ein Elternteil frühzeitig verstorben ist, doch überträgt sich dabei meist das gleiche Prinzip auf die Ersatzväter und -Mütter, die in solchen Fällen eingesetzt werden. Abgesehen davon: von Vorwurf war hier gar keine Rede, sondern, wie du schon richtig sagst, ausschließlich von Aufmerksam-Machen auf gewisse Prinzipien. Und "relativ glaubwürdig" ist genau der richtige Ausdruck für die ganze Angelegenheit.




the_midget schrieb:
Den Thread hab ich irgendwie verpasst, wo issen der?

Wenn ich das wüsste :wink:
 

the_midget

Erleuchteter
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Kynokrates schrieb:
Ok, man könnte es auch subtiler ausdrücken, andererseits kann man auch Freude an "reißerischen" Sprachformen entwickeln, sofern sie "inhaltlich distanziert" sind. Das ist inzwischen beinahe meine Ansicht, die Bildzeitung mit richtigem Inhalt wäre möglicherweise meine Gazette :wink:

lol... das wäre dann Michael Moore für den Printbereich. Fänd ich eigentlich auch ganz nett, obwohl ja zum Beispiel die TAZ teiweise in so eine Richtung geht.

Das ist er wohl, doch andererseits, was ist Bildung? Das, was man in der Schule gelernt hat? Zugegeben, ein Teil davon ist sicherlich brauchbar. Doch ein großer Prozentsatz auch wieder nicht. Vieles, was wirklich zur Gesamtbildung gehört, findet gar keinen Raum im "heutigen" Schulsystem.

Das hast du sicher recht. Bildung findet nicht nur in den Schulen statt, sondern geht darüber hinaus. Was deine Anekdote angeht:

Ich kann deine Position gut nachvollziehen. Ich bin in meiner Familie der einzige, der überhaupt ein Abitur hat, geschweige denn ein Studium abgeschlossen hat. Alle meine Bekannten und Freunde kommen aus Familien, wo das Abitur quasi zum guten Ton gehört. Viele haben auch Privatschulen und Internate besucht. Es ist sicherlich kein Zufall, daß diese Leute gleichermaßen aus Familien kommen, die ein weitaus höheres Einkommen haben als meine Familie.
Ich kenne auch so arrogante weltfremde Snobs wie Du sie beschreibst. Die meisten von denen, die ich zu meinem Bekanntenkreis zähle sind aber echt in Ordnung und sind sich auch bewusst darüber, wie privilegiert sie sind. Über ein paar Dinge bei Ihnen muss ich aber auch oft schmunzeln, und ab und zu mal wieder mit einem "normal ungebildeten" zu sprechen kann wirklich sehr wohltuend und inspirierend sein.

Jedenfalls fühl ich mich da auch manchmal "zwischen den Welten".

Weiss jetzt nur nicht was das mit dem Thread-Thema zu tun hat. Aber meiner Erfahrung nach, sind gerade die sogenannten "ungebildeten" diejenigen, die solchen Formulierungen wie "Forscher haben herausgefunden" mit einer gesunden Portion Skepsis gegenüberstehen, während die "ach so gebildeten" sich kaum Gedanken machen und solche Statements einfach so hinnehmen.

So muss man da ganz klar konstatieren, dass Groove-Verständnis und Trash-Humor zwei Aspekte sind, die definitive Fundamente holistischer Bildung darstellen, die allerdings in der allgemeinen Definition des Wortes "Bildung" überhaupt keine Zuneigung finden.

Das ist wirklich mal ein interessanter Aspekt von Bildung. Wird aber zumindest in der wissenschaftlichen Diskussion von Bildung zumindest etwas allgemeiner gefasst auch durch Begriffe wie Lebensstil, soziales Milieu oder Lebenstauglichkeit berücksichtigt. Es gibt zum Beispiel die sogenannten "Cultural Studies" die sich genau mit soetwas beschäftigen. Die gehen nicht von gebildeten einerseits und ungebildeten andererseits aus, sondern sprechen eher von verschiedenen Kulturen innerhalb der Gesellschaft, die ihre eigenen Bildungsansprüche entwickeln und verwirklichen.

Allerdings wirst du niemanden finden, der sich mit Bildung aus wissenschaftlicher Sicht beschäftigt, der unterschreiben würde, daß Bildung und Wissenschaft sich entsprechen.

Ich geb Dir aber recht, daß das im allgemeinen Bewusstsein nicht wirklich durchgedrungen ist. Besonders die Hochgebildeten können da sehr ignorant sein.

Eigentlich kann man das Thema aber auch noch ein bisschen anders fundieren (jetzt wirds theoretisch).

Ein sehr großer Teil des Denkens findet in Sprache statt und ist daher auf Begriffe angewiesen. Daraus ergibt sich die Möglichkeit, das öffentliche Denken beeinflußen zu können, wenn man die Begriffe bestimmt, die in die öffentliche Diskussion eingebracht werden. Gerade in medialer Berichterstattung haben sich dabei gewisse Formeln und Standardausdrücke etabliert, die dazu führen das Sachverhalte unangemessen verkürzt rüberkommen. Zu dem entwickelt sich glaub ich eine gewisse Gleichgültigkeit und Abstumpfung seitens der Konsumenten, da diese Begriffe immer wieder vorkommen. Seien es die Begriffe "Terrorismus", "innere Sicherheit" oder Floskeln wie "Forscher haben herausgefunden...", es stellt sich eine gewisse Gewöhnung ein, die dazu führt das man darüber nicht mehr wirklich nachdenkt.

Das betrifft aber meiner Meinung nach die meisten Menschen und ist eigentlich ein "natürlicher" Vorgang. Der allerdings dazu führt, daß die immanenten Ansprüche die jeder an sich und die Berichterstattung stellt längst nicht erfüllt werden.

Also so würd ich das erklären, ist aber leider überhaupt nicht reißerisch...


gruß

the mgt
 

Kynokrates

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the_midget schrieb:
lol... das wäre dann Michael Moore für den Printbereich. Fänd ich eigentlich auch ganz nett, obwohl ja zum Beispiel die TAZ teiweise in so eine Richtung geht.

Sofern Michael Moore sich ein wenig von seiner MTV-Ästhetik entfernen würde und mehr dem "tarantinoesken" Ansatz folgen würde, der besonders in "Kill Bill" zum Vorschein kam (sprich, die Mentalität des totalen Verzichts auf "zielgruppenhörige" digitalisierte Ansprüche [als Hinweis für jene, die diesen Film nicht kennen: um die Hommage zur Vollkommenheit zur bringen, ließ er den Flick hundertprozentig mit denjenigen methodischen Mitteln drehen, die in seinen Vorbildern verwendet wurden, Originalkameras der Shaw-Brother-Studios etc., "ein durchaus intelligentes Mittel, um tatsächliche Authenzität zu erzeugen" (Kynokrates zitiert Kynokrates in eben diesem Momente :mrgreen: )], würde ich dem zustimmen. Ich würde sogar behaupten, dass ein Film, der den inhaltlichen Ansatz von Michael Moore mit dem formellen Ansatz von Quentin Tarantino "in gesunder Weise" (K.z.K.o.a.mf.again :mrgreen: ) verbindet, möglicherweise zu einem der "dopesten" (Kynokrates zitiert eine ursprüngliche Subkultur) Filme der Neuzeit avancieren könnte, eventuell in genau der Produktionskonstellation aber wahrscheinlicher doch in einer anderen :wink:

Was die Taz angeht, kann ich mir jetzt kein Urteil erlauben, da ich sie bisher kaum gelesen habe, aber meine erste Freundin fand sie gut und ich fand meine erste Freundin gut :mrgreen:



the_midget schrieb:
Weiss jetzt nur nicht was das mit dem Thread-Thema zu tun hat. Aber meiner Erfahrung nach, sind gerade die sogenannten "ungebildeten" diejenigen, die solchen Formulierungen wie "Forscher haben herausgefunden" mit einer gesunden Portion Skepsis gegenüberstehen, während die "ach so gebildeten" sich kaum Gedanken machen und solche Statements einfach so hinnehmen.
Die Beobachtungsempirie dieses Phänomens ist wohl nicht in der Unterzahl, in gewissen Kreisen zumindest :wink:



the_midget schrieb:
Das ist wirklich mal ein interessanter Aspekt von Bildung. Wird aber zumindest in der wissenschaftlichen Diskussion von Bildung zumindest etwas allgemeiner gefasst auch durch Begriffe wie Lebensstil, soziales Milieu oder Lebenstauglichkeit berücksichtigt. Es gibt zum Beispiel die sogenannten "Cultural Studies" die sich genau mit soetwas beschäftigen. Die gehen nicht von gebildeten einerseits und ungebildeten andererseits aus, sondern sprechen eher von verschiedenen Kulturen innerhalb der Gesellschaft, die ihre eigenen Bildungsansprüche entwickeln und verwirklichen.



Die sogennanten "Cultural Studies" kratzen meiner Ansicht nach höchstens an der Oberfläche, da sie nämlich zumeist von Individuen durchgeführt wurden, die dem erweiterten Begriff des "Groove-Verständnis", dem "Ghetto-Verständnis", keinen tieferen Erkenntnisraum gestatten, so gut gemeint sie auch sein mögen. Dies wiederum liegt an der allgemeinen "Groovelosigkeit" des Bildungssystems und metaphysisch betrachtet auch an der historischen Unterdrückung der Schwarzen (note: bimbo-jokes are still on the run in many circles, though those circles profitated kinda MF lot from those sources, meanwhile :mrgreen:). "Ein Teufelskreis sondergleichen", würde wer weiß wer sagen in diesem Moment.



the_midget schrieb:
Allerdings wirst du niemanden finden, der sich mit Bildung aus wissenschaftlicher Sicht beschäftigt, der unterschreiben würde, daß Bildung und Wissenschaft sich entsprechen.

"That's one of the world's greatest problems", würde MLK sagen, but it really doesn't matter with me now (Kynokrates gets kinda conservative right now, somehow :mrgreen:)
 

agentP

Forenlegende
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Sag mal, Kynokrates, hast du in letzter Zeit heimlich vom Diedrich Diedrichsen-Pulver genascht ? :lol:
 

Kynokrates

Geselle
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agentP schrieb:
Sag mal, Kynokrates, hast du in letzter Zeit heimlich vom Diedrich Diedrichsen-Pulver genascht ? :lol:


Leider nicht, aber wenn du ne Gratisprise übrig hast, dann lass es mich bitte wissen :wink:
 

phoenix

Großmeister
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Mir ist eigentlich der Satz, amerikanische Wissenschaftler haben entdeckt...
viel deutlicher als Phrase geläufig.

"Amerikanische Wissenschftler " gegugelt ergeben ca. 45.000 Einträge,
"Deutsche Wissenschaftler" dagegen nur 30.900.
:gruebel:

Amerikanische Wissenschaftler haben herausgefunden, daß amerikanische Wissenschaftler ganz oft gar nichts herausfinden. Das liege daran, daß sie schummeln, sagte die Health Partners Research Foundation (HPRF). Die haben laut Spiegel-Online nämlich 3247 US-Forscher befragt. Insgesamt 36 Prozent von ihnen haben zugegeben, schon mal geschwindelt zu haben.

Die Frage ist jetzt, ob die HPRF, vielleicht Daten verschwiegen, oder mitten in der laufenden Studie die Befragungsmethode geändert hat, um das Ergebnis zu ihren Gunsten zu beeinflussen.
http://www.fellowpassenger.de/archives/98
 

Kynokrates

Geselle
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phoenix schrieb:
Mir ist eigentlich der Satz, amerikanische Wissenschaftler haben entdeckt...
viel deutlicher als Phrase geläufig.

"Amerikanische Wissenschftler " gegugelt ergeben ca. 45.000 Einträge,
"Deutsche Wissenschaftler" dagegen nur 30.900.
:gruebel:

Amerikanische Wissenschaftler haben herausgefunden, daß amerikanische Wissenschaftler ganz oft gar nichts herausfinden. Das liege daran, daß sie schummeln, sagte die Health Partners Research Foundation (HPRF). Die haben laut Spiegel-Online nämlich 3247 US-Forscher befragt. Insgesamt 36 Prozent von ihnen haben zugegeben, schon mal geschwindelt zu haben.

Die Frage ist jetzt, ob die HPRF, vielleicht Daten verschwiegen, oder mitten in der laufenden Studie die Befragungsmethode geändert hat, um das Ergebnis zu ihren Gunsten zu beeinflussen.
http://www.fellowpassenger.de/archives/98


Wie schon richtig gesagt wurde, ist die Sentenz "Amerikanische Wissenschaftler haben herausgefunden" memetisch betrachtet die Steigerungsform von "Wissenschaftler haben herausgefunden", was allerdings wohl in der Natur der Sache oder aber an den Machtverhältnissen auf diesem Planeten liegt. Der europäische oder restweltliche "Amerikagehorsam" ist bekanntlich trotz aller ständig zu vernehmenden Kritik weiterhin inhärent oder auch dominant, in vielen Köpfen, die sich momentan auf dem hiesigen Himmelskörper aufhalten.

In diesem Fall muss dem entgegenwirkend wohl auf eine essentielle Erkenntnis eines Politikers, der aus offizieller Sicht gar keiner ist (weil er da eher durch Zufall reingerutscht ist), und damit wahrscheinlich einer der wenigen wirklichen Politiker ist, hingewiesen werden: Helmut Schmidt sagte (sinngemäß): Man darf Amerika nicht verteufeln, denn Amerika bedeutet Kraft. Zwar Kraft ohne Verstand, aber immerhin Kraft.

Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.

:wink:
 

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