@ holo:
Verantwortung und die Crips... Hmmm, wo anfangen?
Ich habe selber einen Bekannten, der Mitglied der Crips ist und gerade drei Monate im New Yorker Gefängnis saß. Dem zu Folge sind die Crips nicht
nur eine Gang, die sich um Rauschgiftdeals, Prostitution und Waffengeschäfte kümmert, sondern darüber hinaus eine Art von sozialer Instanz - zumindest in machen Kreisen. Da kriegt man als Rapper auch schonmal etwas leichter einen Plattenvertrag.
Die Frage ist aber doch: Wie konnten die Bloods und die Crips so reich und mächtig werden?
Das ganze beginnt in Nikaragua, wo die linken Sandinisten 1979 an die Regierung gekommen sind. Da um jeden Preis verhindert werden muss, dass das Land kommunistisch wird, hat - laut der Washingtonj Post - der damalige Chef des CIA William Casey dem Präsidenten Reagan vorgeschlagen, eine Geheim-Operation zum Sturze der Regierung durchzuführen. Das Budget: 19 Millionen US-Dollar.
Als 1983 das 'Boland Amendement' verabschiedet wurde, in dem den USA ausdrücklich untersagt wurde, die Gegner der Sandinisten - die sogenannten Contras - mit öffentlichen Geldern "zu trainieren, zu bewaffnen und Leute, die keine regulären Mitglieder der Armee sind und die Regierung Nikaraguas stürzen wollen, zu unterstützen", musste natürlich umgedacht werden.
Es bedurfte neuer Finanzierungsmöglichkeiten und die wurden vom amerikanischen Journalisten und Pulitzer-Preisträger Gary Webb, der bei den Mercury News arbeitete, aufgedeckt.
Los ging es damit, dass ein wohlhabender Exil-Nikaraguaner namens Danilo Blandon, der geflohen war nachdem die Sandinisten seine Familie weitestgehend enteignet hatten, sich mit dem vom CIA bezahlten Chef der Contras Bermudez und einem bereits damals von der amerikanischen Drogenbehörde DEA gesuchten Drogenhändler namens Norwin Meneses auf Honduras getroffen hat, um den Sturz der Sandinisten zu planen.
Da die Versuche in den USA Geld für den Sturz der Sandinisten zu sammeln nur sehr langsam von statten ging, wurde nun damit begonnen hunderte Tonnen Kokain (sic!) aus Nikaragua in die USA zu schmuggeln.
Meneses brachte das Koks in die USA, wobei die DEA und CIA ohne Zweifel ein oder sogar zwei Augen zugedrückt haben dürften. Jedenfalls gab es zu dieser Zeit keinerlei Interventionen seitens der Bundesbehörden. Blandon schickte das Kokain, das er von Meneses aus Miami in 200 oder 400 kg-Sendungen zu sich nach San Francisco geschickt bekam, gleich an einen anderen Kollegen, der in LA ansäßig war, weiter: Ricky Ross.
Ricky Ross war schon bevor Crack 1983 "auf den Markt kam" der mit Abstand wohlhabenste farbige Drogenhändler der USA - nach dem Einsetzen der Crack-Epidimie stieg sein Reichtum bei Tageseinnahmen von 2-3 Millionen US-Dollar ins Unermessliche. Und dies nicht zuletzt, weil er es schaffte die Gangs mit seinem Crack zu versorgen und sie auf diese Art zu instrumentalisieren. Ross war nichts ohne die Gangs, die seinen "Crack Houses" die Sicherheit garantierten und so fiel von den Irrsinnssummen, die er mit Crack verdiente auch eine ganz erkleckliche Summe für die Gangs ab.
Nach dem Auffliegen dieser ganzen Geschichte wurde Danilo Blandon DEA-Informant und ging somit straffrei aus. Der Drogen-Baron Meneles wurde - obwohl er noch lange bevor er nach Nikaragua zurückzog in den USA wohnte - niemals vor Gericht gezogen. Der einzige, der immer noch hinter Gittern sitzt, ist Ricky Ross. Der in dieser Geschichte inherente Rassismus mag meiner Meinung nach durchaus dazu beigetragen haben, dass das CIA ein Auge zugedrückt hat. Es ging ja "nur um die Schwarzen".
Wenn also irgendjemand Verantwortung für die Taten der Crips zu übernehmen hat, dann das CIA! Der ehemalige Bandechef mag für noch so viel Gewalt in den Straßen "verantwortlich" sein, für IHN als Gang-Leader, wie er als Institution dasteht, sind aber ganz andere verantwortlich. Chef des CIA war damals übrigens George Bush Sen.
Und - bisschen das Offtopic vertiefen - sag mal, holo, ist nicht dieser Mann das beste Argument gegen die Todesstrafe?
Das ist der Box-Promoter Don King. Der hat zwei Menschen umgebracht! 1954 hat er jemanden aus Selbstverteidigung
in den Rücken geschossen, der eines seiner Wettbüros ausrauben wollte; 12 Jahre später hat er einen Angestellten, der ihm 600 Dollar schuldete, zu Tode geprügelt. Die lebenslange Haftstrafe wurde jedoch nach einer dubiosen Absprache zwischen Kings Anwalt und dem Richter umgewandelt. (By the way: mir ist schon klar, dass das kein ernst zu nehmendes Argument gegen die Todesstrafe ist. Für mich ist die Frage, ob die Todesstrafe weiterhin abgeschafft bleiben soll, so eindeutig mit 'Ja!' zu beantworten, dass ich es zu anstrengend finden würde, ernsthafte Gründe anzuführen. Jemandem erklären zu sollen, wieso man keine Menschen umbringen darf hat für mich etwas negativ-tautologisches. Es deprimiert mich, dass darüber überhaupt immer wieder geredet werden muss, was ja offensichtlich der Fall ist.)