Deutschland völkerrechtlich gesehen noch im Krieg???

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Mr. Anderson

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MW schrieb:
Ich bezweifel das hier einer Internationale Beziehungen studiert hat
Na Du wirst lachen, ich bin zwar nicht der Super-Experte, habe aber in diesem Semester die Vorlesung "Vergleichende Politikwissenschaft und Internationale Beziehungen" bei Prof. Michael Kreile besucht.
Außerdem hatte ich das Seminar "Bewaffnete Konflikte in der Weltgesellschaft" besucht sowie die Vorlesung "Deutschland von der Teilung bis zur Einheit" vom Prof.Gert-Joachim Glaeßner,
und absolut nichts von dem, was ich überall dort gehört habe, deutet darauf hin, daß Deutschland sich völkerrechtlich gesehen noch im 2. Weltkrieg befindet.

Ich laß mich jedoch gern eines Besseren belehren; ich bin ja erst im Grundstudium (bzw. dabei es abzuschließen), wobei Politikwissenschaft außerdem nur mein Diplom-Nebenfach ist.

Artikel existiert noch... das reicht zum Wiedersprechen...
Na schön, sei mir doch mal bei einer Sache behilflich: Ich bin ziemlich sicher, daß die Feindstaatenklausel in einer UN-Generalversammlung für obsolet erklärt worden ist, Mitte der 90er. Nicht ganz sicher wo.
 

Mr. Anderson

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Die "Feindstaatenklauseln" stehen zwar immer noch in der Charta, weil sich eine Revision der "UN-Verfassung" mangels Mehrheit bis heute nicht durchsetzen ließ. Das Problem löste sich schließlich durch einen diplomatischen Kniff: Die 50. Generalversammlung im Jahr 1995 verabschiedete eine Resolution zu Charta-Fragen, in der die "Feindstaatenklauseln", die übrigens nie angewendet worden waren, als obsolet bezeichnet wurden.
Klick: Quell-Link
 

GreenMonster

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_Dark_ schrieb:
GreenMonster schrieb:
Nun Du schriebst, daß uns der Golfkrieg unter anderem billiges Öl gebracht hat. Und ich schrieb, der 2.WK hätte ja auch was bringen können. Ich glaube, das kann kein Argument für oder gegen Krieg sein. So oder so nicht.
ich denke, dass das das einzige argument für krieg ist.
ich finde bei sowas sollte man schon bei der realität bleiben, und nicht sagen: was wäre wenn hitler den krieg gewonnen hätte?? ich denke das das sowieso absurd ist, weshalb man da nicht drüber nachdenken braucht. und dass billiges öl was anderes ist millionen von slawischen sklaven ist, sollte man auch mal sehen...

Also ob billige Sklaven oder billiges Öl - erklär mal ner Mutter, die ihren Sohn im Krieg verloren hat, oder jemandem, dessen ganzer Familie durch ne nicht ganz so intelligente Waffe ausgelöscht wurde, daß man sich nicht grämen muß - dafür ist der Sprit billiger.
Ehrlich: Es gibt KEIN rationellen Grund für einen Krieg. Es sei denn, man wird überfallen und verteidigt sich. Übrigens ist das Führen eines Angriffkrieges in unserem StGB als Verbrechen markiert. Mit anderen Worten: Bush und Blair sind nach deutschem Recht Kriegsverbrecher.
 

Mr. Anderson

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... :gruebel: ...

...


Hurra! :D Ich hab's gefunden! Trallalla!

:-%:

General Assembly Distr. GENERAL 11 December 1995 ORIGINAL: ENGLISH A/RES/50/52 87th plenary meeting 11 December 1995 schrieb:
(...)
Taking note of the recommendation of the Special Committee on the most
appropriate legal action to be taken on the question of the deletion of the
"enemy State" clauses from Articles 53, 77 and 107 of the Charter of the
United Nations,

Recognizing that, having regard to the substantial changes that have
taken place in the world, the "enemy State" clauses in Articles 53, 77 and 107
of the Charter of the United Nations have become obsolete,
(...)

(...) 3. Expresses its intention to initiate the procedure set out in
Article 108 of the Charter of the United Nations to amend the Charter, with
prospective effect, by the deletion of the "enemy State" clauses from Articles
53, 77 and 107 at its earliest appropriate future session;
(...)
klick: Quell-Link
:mrgreen:

Also: Nervt niemanden mehr wegen der Feindstaatenklauseln! :-/
Sonst setzt es was! :motz:
 

OTO

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Nunja aber nicht jeder Staat hält sich an die Vorgaben der UN.

Deutsche seid wachsam, vielleicht steht morgen der Feind vor der tür. 8O
 

Pfeifenkopf

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@Seine_Neutralität: Dein Link ist falsch. Hier ist der Richtige und hier findet sich das Dokument auf deutsch.

Die entscheidende Passage lautet auf deutsch:
bringt ihre Absicht zum Ausdruck, auf ihrer nächsten dafür geeigneten Tagung das in Artikel 108 der Charta der Vereinten Nationen vorgesehene Verfahren für eine Änderung der Charta, mit in die Zukunft gerichteter Wirkung, durch Streichung der "Feindstaaten"-Klauseln in den Artikeln 53, 77 und 107 einzuleiten
Und auf diese Tagung warten wir bis heute? Schon seltsam. Eine Resolution ist ja kein Gesetzgebungsverfahren und die Charta ist die Rechtsgrundlage der VN.

Bei diesem diplomatischen Dickicht ist es jedenfalls kein Wunder, dass die wildesten Geschichten gedeihen. Ich halte mich da lieber raus, folge euch aber interessiert.
 

Mr. Anderson

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uups, peinlich, der Link war bis eben wirklich noch falsch. Danke für den Hinweis.

Besonders hervorzuheben ist aber folgendes:
in der Erwägung, daß die "Feindstaaten"-Klauseln in den Artikeln 53, 77 und 107 der Charta in Anbetracht der weitreichenden Veränderungen, die in der Welt eingetreten sind, hinfällig geworden sind,

... und dabei ist "Erwägung" wohl noch das schwächere Wort; "Recognizing" heißt "erkennen", "anerkennen".
 

Ein_Liberaler

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Übrigens nehmen die Feindstaatenklauseln nicht ausdrücklich Deutschland, Japan usw. vom Aggressionsverbot aus, sondern alle Staaten, die mit einem Unterzeichnerstaat während des Zweiten Weltkriegs im Kriegszustand waren. Da wir inzwischen zu den Unterzeichnerstaaten zählen, hätten wir, Fortgeltung der Klauseln angenommen, das Recht, in einer ganzen Reihe Staaten einzumarschieren, vielleicht zunächst mal, zur Übung, in Haiti.
 

Pfeifenkopf

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@Seine_Neutralität: In der Erwägung, dass der erste Satz sowie der erste Teil des zweiten Satzes meines obigen Postings hinfällig geworden sind, bringe ich meine Absicht zum Ausdruck, das vorgesehene Verfahren zur Editierung eines Postings bei geeigneter Gelegenheit einzuleiten. 8)

@Ein_Liberaler: Interessanter Kniff! Darüberhinaus steht in Artikel 107:
Maßnahmen, welche die hierfür verantwortlichen Regierungen als Folge des Zweiten Weltkriegs in bezug auf einen Staat ergreifen oder genehmigen, der während dieses Krieges Feind eines Unterzeichnerstaats dieser Charta war, werden durch diese Charta weder außer Kraft gesetzt noch untersagt.
Eine Begründung kriegerischer Handlungen als Folge des zweiten Weltkrieges dürfte wohl heutzutage auch nicht mehr ganz so einfach sein.
 

MW

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gaaaaaaaaanz ruhig... Internetqulle sucken immer...

hab zwar meine eigene Charta grade ausgeliehen aber hab heuer Dampf gemacht das ich sie morgen wieder in Händen halte... also ich hoff das ich morgen mehr zum Thema sagen kann...

aber wie gesagt... das der Artikel noch existiert weiss ich... ob es einen Neuen gibt muss ich erst nachlesen... darum is es noch net sicher ob er schon veraltet ist... ;-}

@ Pfeifenkopf thx* für deine hilfe...


@ Seine_Neutralitaet

ich komm jetzt ins 7. Semester Politikwissenschaft Magister Hauptfach... un ich meinte den Studiengawng Internationale Beziehungen... das sin bei uns hier die Hardcore-Studenten... da kann ich noch net mal im Ansatz mithalten... drum sagte ich auch das ich net sooo viel Ahnung von Völkerrecht habe... un wenn ich das schon net habe ist es für mich schwer zu glauben das es ein 17-18jähriger vor dem Abbi haben soll... :-][ net über nehmen... is aber sooo... darum gibt es ja Fachidioten...
 

Mr. Anderson

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Ich fasse also zusammen:

Der neutrale Präsident,

unter Hinweis auf die Postings vom 27.Juli, 20:42, 21:24, 21:48 und 22:22 Uhr,

im Bewußtsein über seinen Link-Adress-Kopierfehler von 20:42 Uhr,

mit Dank Kenntnis nehmend von dem 21:24 Uhr erfolgten berichtigenden Hinweis seitens Pfeiffenkopf des 20:42 unzutreffend verlinkten Dokuments,

nichtsdestoweniger davon überzeugt, den Fehler 21:44 Uhr berichtigt und um 21:48 Uhr korrekt darauf hingewiesen zu haben,

mit der Genugtuung über die um 22:22 Uhr durch Pfeifenkopf zum Ausdruck gebrachte Absicht, das vorgesehene Verfahren zur Editierung seines Postings von 21:24 Uhr bei geeigneter Gelegenheit einzuleiten,

1. lenkt die Aufmerksamkeit der Obrigkeitsschicht auf die Möglichkeit, mit Smilies trotz gegenteiliger Board-Regeln nicht sparsam umzugehen

2. dankt Pfeiffenkopf für seine Sorgfalt und die Verlinkung des fraglichen Dokuments in deutscher Sprache

3. bittet auch OTO, die Links in Zukunft selbst aufzurufen und nachzuprüfen

4. fordert alle Weltverschwörer auf, den Zweiten Weltkrieg als beendet zu erwägen

5. begrüßt lebhaft die jüngsten Fortschritte, welche die Weltverschwörer im aktuellen Thread erzielt haben

6. legt allen Diskussionsteilnehmern nahe, aufsehenerregende Thesen nur auf der Basis von Fakten zu verbreiten

7. spricht Aleister seine Anerkennung dafür aus, kein Geld für Bücher zweifelhaften Inhalts ausgegeben zu haben

8. beschließt, den Punkt "sorgfältige Prüfung der Links" in die Vorläufige Tagesordnung seiner nächsten Postings aufzunehmen.
 

Artaxerxes

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@ Seine_Neutralitaet,

Ups, post is weg! - Also nochmal

Deutsch-Dänischer Krieg war 1864

danke für den Hinweis - war ein Dreher

Zu 1870/71 meine ich mich erinnern zu können, dass die Preussen zuerst die Grenze überschritten haben und der Grund für die französische Kriegserklärung in der "Emser Depesche" zu suchen ist - auch wenn die Franzosen später vielleicht aus Eigeninitiative angegriffen hätten.

Liege ich da richtig?


So long Artaxerxes
 

Gestreift

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GreenMonster schrieb:
...
Also ob billige Sklaven oder billiges Öl - erklär mal ner Mutter, die ihren Sohn im Krieg verloren hat, oder jemandem, dessen ganzer Familie durch ne nicht ganz so intelligente Waffe ausgelöscht wurde, daß man sich nicht grämen muß - dafür ist der Sprit billiger.
Ehrlich: Es gibt KEIN rationellen Grund für einen Krieg. Es sei denn, man wird überfallen und verteidigt sich. Übrigens ist das Führen eines Angriffkrieges in unserem StGB als Verbrechen markiert. Mit anderen Worten: Bush und Blair sind nach deutschem Recht Kriegsverbrecher....

Sehr schöne Antwort GreenMonster. Ich habe ganz schön mit den Ohren geschlackert, als ich den Beitrag von _Dark_ gelesen habe. Als ob es irgendeinen Grund für Krieg gäbe. Im Übrigen war dein Hinweis mit Hitler nicht verkehrt. Er war schon gar nicht absurd.

Die Wehrmacht ist bestimmt nicht auf den Kaukasus zumarschiert, weil denen der dortige Joghurt so gut gefiel. Die wollten die dortigen Erölreserven anzapfen, damit sie kurzfristig ihren Krieg weiterführen konnten. Langfristig betrachtet hatte Hiltlerdeutschland nicht nur ein Interesse daran, die slawischen Völker zu versklaven, sondern wollte natürlich auch die Bodenschätze ausbeuten, die in der damaligen Sowjetunion zu finden waren.

Wer wirklich einen Krieg befürwortet, der nur wegen irgendwelcher Rohstoffe geführt wird, disqualifiziert sich sich imho selber. Wer niemals das menschliche Leid miterlebt hat, das ein Krieg verursacht hat, kann natürlich so rumreden. Solange es Menschen wie _Dark_ gibt, wird es auf diesem Planeten keinen Frieden geben.
 

sillyLilly

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Wer wirklich einen Krieg befürwortet, der nur wegen irgendwelcher Rohstoffe geführt wird, disqualifiziert sich sich imho selber. Wer niemals das menschliche Leid miterlebt hat, das ein Krieg verursacht hat, kann natürlich so rumreden.

Hat er den Krieg befürwortet ?

Ich habe es nicht so verstanden, dass er ihn befürwortet hat, sondern dass er die Gründe und Folgen genannt hat. Seine persönliche Meinung ob er den Krieg richtig oder falsch fand habe ich daraus nicht ersehen können.

Solange es Menschen wie _Dark_ gibt, wird es auf diesem Planeten keinen Frieden geben.
Der Kommentar ist ja nu wirklich mehr als albern.
Kennst du Dark? Warum denn so persönlich werden?


Namaste
Lilly
 

Gestreift

Erleuchteter
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sillyLilly schrieb:
Hat er den Krieg befürwortet ?

Ja, hat er.

_Dark_ schrieb:
...genau sowas meine ich. bock auf krieg..
es geht nicht darum, ob man bock hat oder nicht, sondern darum, ob es uns was bringt oder nicht...
und der erste golfkrieg hat uns sehr wohl was gebracht, nämlich jahrelang billiges öl und stabilität in der region. außerdem jede menge aufträge für deutsche firmen im arabischen raum...
so sollte man denken finde ich und nicht ob man bock auf was hat oder nicht...

_dark_ schrieb:
ich denke, dass das das einzige argument für krieg ist


Wenn jemand so etwas schreibt, dann soll ich nicht denken, dass er für einen Krieg ist, der ihm wirtschaftliche Vorteile bringt?

Wenn man so denkt, dann finde ich das mehr als seltsam.

Im übrigen bleibe ich dabei, dass so ein Denken nicht dazu führen wird, dass wird auf diesem Planeten friedlich zusammenleben werden. Da _Dark_ so ein Denken empfiehlt, rechne ich ihn zu den Leuten hinzu, die imho dafür sorgen, dass es dazu nicht kommt.
 

Scipio

Geselle
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Gestreift schrieb:
Solange es Menschen wie _Dark_ gibt, wird es auf diesem Planeten keinen Frieden geben.

Solange es Menschen gibt wird es Krieg geben. Womit ich nicht sagen will "Weg mit dem Mensch" ...nur wird es wohl ewig Kriege geben. :(
 

OTO

Erleuchteter
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Solange der jetzige Mensch, nur Mensch bleibt wird es Kriege geben da er sich nur im Kreise dreht.
 

Mr. Anderson

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Danke für Eure Glückwünsche, oh Volk.
... aber die Pflicht ruft erneut:
Artaxerxes schrieb:
@ Seine_Neutralitaet,
Zu 1870/71 meine ich mich erinnern zu können, dass die Preussen zuerst die Grenze überschritten haben und der Grund für die französische Kriegserklärung in der "Emser Depesche" zu suchen ist - auch wenn die Franzosen später vielleicht aus Eigeninitiative angegriffen hätten.
Naaaaa schööööön, da die Materie eigentlich zu kompliziert ist um sie mit zwei Stichpunkten abzuhaken, gibt's eben noch eine langweilige Geschichtsstunde:

Die Ursachen für den Krieg waren vor allem der Streit um die Kandidatur für die spanische Thronfolge, durch Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen; und natürlich: das übliche Vormachtgerangel in Europa.
Napoleon III. , der nicht gerade der unaggressivste Mensch der Welt war, hatte vergeblich versucht, Kompensation für den preußischen Machtzuwachs (Gründung des Deutschen Bundes, Kriege 1864 und '66) zu erhalten, strebte Bündnisse mit Österreich und Italien an, und versuchte eine Einigung ganz Deutschlands zu verhindern.
Die Kandidatur des Erbprinzen Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen stieß also auf französische Proteste, da sich Frankreich von einer Verbindung zwischen Madrid und Berlin bedroht fühlte.

Leopold's Kandidatur wurde am 1.7. 1870 bekanntgegeben. :king:
Am 6.7. erklärte der französische Außenminister Agénor Duc de Gramont, daß Frankreich die Kandidatur nicht hinnehmen würde, weil die Annahme der spanischen Krone durch die Hohenzollern das Gleichgewicht in Europa zum Nachteil Frankreichs verändern würde.
Ab dem 9.7. bedrängte der französische Botschafter Vincent Graf Benedetti den König Wilhelm I., der sich zur Kur in Bad Ems befand, die Kandidatur zurückzuziehen :x

Bismarck schrieb:
"... empfing ich Telegramme, aus denen hervorging, daß der König nach den französischen Bedrohungen und Beleidigungen im Parlament und in der Presse mit Benedetti zu verhandeln fortfuhr, ohne ihn in kühler Zurückhaltung an seine Minister zu verweisen." :roll: (in seiner Autobiografie "Gedanken und Erinnerungen")

12.7.1870: Schließlich verzichtet Leopold's Vater Fürst Karl Anton von Hohenzollern-Sigmaringen im Namen seines Sohnes auf die Kandidatur. 8O

Das ist eigentlich ein unglaublich spannender Moment! :!:

Bismarck hat die Nachricht aus Bad Ems erhalten, wo Leopold auf den Thron verzichet. Damit hat er nicht gerechnet! :? :?!?:
Bismarck:
"Während des Essens, an dem Moltke und Roon teilnahmen, traf von der Botschaft in Paris die Meldung ein, daß der Prinz von Hohenzollern der Kandidatur entsagt habe, um den Krieg abzuwenden, mit dem uns Frankreich bedrohe. Mein erster Gedanke war, aus dem Dienste zu scheiden, weil ich nach allen beleidigenden Provokationen, die vorhergegangen waren, in diesem erpreßten Nachgeben eine Demütigung Deutschlands sah, die ich nicht amtlich verantworten wollte."
(Gedanken und Erinnerungen)
:why?: :don:
Bismarck lädt erneut zwecks eines Zusammentreffens den Kriegsminister Roon und den Oberbefehlshaber Moltke zum 13.7. zu sich ein;
"Ich glaubte nunmehr an Frieden; da ich aber die Haltung nicht vertreten wollte, durch welche dieser Friede erkauft gewesen wäre (...)" (Gedanken und Erinnerungen)
er hatte bis eben noch mit Krieg gerechnet, doch jetzt will er aufgrund der französischen "Ohrfeige" zurückzutreten. :(

13.7. 1870:
Bismarck, Roon und Moltke sitzen also zusammen beim Essen, und diskutieren ob ein Rücktritt des Ministerpräsidenten gerechtfertigt wäre. :|

Aber: Das Spiel ist noch nicht vorbei. Frankreich mochte sich mit dem Rückzug Prinz Leopolds nicht begnügen, sondern verlangte darüberhinaus eine Garantie, daß es auch in Zukunft keine Kandidatur eines Hohenzollern für den spanischen Thron geben werde.
Graf Benedetti (der frz. Botschafter) verhandelt weiter mit Wilhelm I. Aber dieser ist echt genervt! :-/
Wilhelm I. schreibt einen Vermerk an seinen Begleiter Heinrich Abeken:
"Graf Benedetti fing mich auf der Promenade ab, um auf zuletzt sehr zudringliche Art von mir zu verlangen, ich sollte ihn autorisieren, sofort zu telegraphieren, daß ich für alle Zukunft mich verpflichtete, niemals wieder meine Zustimmung zu geben, wenn die Hohenzollern auf ihre Kandidatur zurückkämen."
:roll:
Wilhelm I. hat zu diesem Zeitpunkt die amtliche Bestätigung des Thron-Verzichts noch nicht erhalten.
Er lehnt es schließlich ab, mit dem französischen Botschafter (der hingegen die Bestätigung schon aus Paris hat ) weiterzudiskutieren. :x
Als er sich also zurückzieht, und die Bestätigung schließlich erhält, hat der genervte Wilhelm auch keine Lust mehr, weiterzuverhandeln und läßt dem französischen Botschafter Benedetti ausrichten: er habe ihm nichts mehr zu sagen. :-/

Immernoch am 13.7. 1870:

Um kurz vor 16 Uhr telegrafiert der Begleiter Wilhelms I. , Heinrich Abeken , an Bismarck, was hier in Ems so vor sich geht. Und ob man die Zurückweisung des französischen Botschafters nicht der Presse mitteilen sollte? :tuschel:

Das Telegramm erreicht Berlin um 18:09: Bismarck sitzt immernoch mit seinen hohen Bonzen zusammen.
Er entdeckt etwas an der Mitteilung, was er ausnutzen kann. Nämlich daß Wilhelm den französischen Botschafter zurückgewiesen hat! Nun kann er es den Franzosen gewissermaßen heimzahlen; und die Mitteilung wie eine Zurechtweisung Frankreichs aussehen lassen. :p :rofl:
Zunächst jedoch stellt er General Moltke ein paar Fragen, militärische Dinge betreffend, und Moltke sagt, daß er
"von einem Aufschub des Krieges keinen Vorteil für uns erwarte" (Gedanken und Erinnerungen)
:read:
Bismarck macht sich nun an sein Werk, das als die Emser Depesche in die Geschichte eingeht. Er macht
"... von der mir durch Abeken übermittelten königlichen Ermächtigung Gebrauch, den Inhalt des Telegramms zu veröffentlichen und reduzierte in Gegenwart meiner beiden Tischgäste das Telegramm durch Streichungen, ohne ein Wort hinzuzusetzen oder zu ändern." (Gedanken und Erinnerungen)

:-%:
Emser Depesche schrieb:
Nachdem die Nachrichten von der Entsagung des Erbprinzen von Hohenzollern der kaiserlich französischen Regierung von der königlich spanischen amtlich mitgeteilt worden sind, hat der französische Botschafter in Ems an Seine Majestät den König noch die Forderung gestellt, ihn zu autorisieren, daß er nach Paris telegraphiere, daß Seine Majestät der König sich für alle Zukunft verpflichte, niemals wieder seine Zustimmung zu geben, wenn die Hohenzollern auf ihre Kandidatur wieder zurückkommen sollten. Seine Majestät der König hat es darauf abgelehnt, den französischen Botschafter nochmals zu empfangen, und demselben durch den Adjutanten vom Dienst sagen lassen, daß Seine Majestät dem Botschafter nichts weiter mitzuteilen habe.
:twisted:

Ich finde den Text eigentlich gar nicht so scharf. Aber man muß sich vielleicht in die genauen Zeitumstände hineinversetzen. Das 1949er "Teppichfoto" ist an sich auch nicht so spektakulär; erst der Kontext machte es berühmt. :idea:

Nun scheint die französische Regierung ihrerseits die Geduld verloren zu haben. In der Debatte der französischen Kammer geht es heiß her. :evil:
Der Leiter des Ministeriums, Émile Ollivier, sagt am 15.7.:
Man wollte uns demütigen und uns eine Schlappe beibringen, um sich für die Verzichtsleistung des Prinzen von Hohenzollern zu entschädigen. :motz:
Er war offenbar nicht der Meinung, daß sich der französische Botschafter Benedetti falsch verhalten hat:
Haben wir gedroht, beleidigt? Nein, wir unterhandelten weiter und zum Lohn für unsere Mäßigkeit werden die Unterredungen in hochmütiger Weise abgebrochen. :motz:
Das steht natürlich im Widerspruch zu Bismarck; ich zitiere nocheinmal:
... empfing ich Telegramme, aus denen hervorging, daß der König nach den französischen Bedrohungen und Beleidigungen im Parlament und in der Presse mit Benedetti zu verhandeln fortfuhr
Vielleicht kann unser Geschichtsstudent hier weiterhelfen? :gruebel:

Na jedenfalls gibt es zum Glück noch den Oppositionsführer Adolphe Thiers, der Ollivier widerspricht: :!:
"Sie würden im Recht gewesen sein, wenn man sich geweigert hätte, die Thronbewerbung des Prinzen zurückzuziehen. Ja, dann wäre im Lande, in ganz Europa, nur eine Stimme gewesen sein, Frankreich Recht zu geben. Alle Welt sagte noch vor drei Tagen, daß wenn man die Zurücknahme der Kandidatur verlange, so müsse man sich damit begnügen. Es ist augenscheinlich, daß, wenn man, nachdem man sie erlangt hat, Streit über Worte und Empfindlichkeiten erhebt, Krieg daraus entstehen wird. Der gewöhnliche gesunde Menschenverstand genügte, um vorauszusehen, daß, wenn nach einer Konzession des Königs von Preußen - "
Ollivier unterbricht: "Er hat keine gemacht!"
Thiers: "Wie? Vor der ganzen Welt zieht der König von Preußen die Kandidatur des Prinzen von Hohenzollern zurück, oder läßt sie zurückziehen, und das wäre keine Konzession? Können Sie das aufrechterhalten? Ich gehe noch weiter: nach den eben gelesenen Aktenenstücken hat der König von Preußen eingewilligt, durch die Organe seiner Regierung zu erklären, daß er um die Zurückziehung gewußt und sie gebilligt habe...
Möge ein jeder von uns die Bedeutung seines Votums vor Augen haben. Was mich betrifft, so werde ich aus Sorge für mein Andenken die Verantwortlichkeit für einen solchen Entschluß nicht übernehmen. Ich verlange angesichts des Landes, daß man uns die Depeschen mitteile, infolge deren man die Kriegserklärung beschlossen hat. Wäre ich am Ruder gewesen, so hätte ich es für meine Pflicht gehalten, dem Lande einige Augenblicke der Überlegung zu gönnen. Ich halte diesen Krieg für unklug; die Ereignisse von 1866 gingen mir mehr nahe als irgendwem, aber die Gelegenheit, das Übel wieder gutzumachen, ist kläglich gewählt. Man hat Ihnen eine Genugtuung zugestanden. Preußen war in seinem Unrecht und Europa vermag uns Genugtuung zu geben. Ich bin gewiß, daß Sie eines Tages diese Überstürzung bereuen werden. Beschimpfen Sie mich, ich werde doch meine Pflicht erfüllen. Die Gelegenheit zum Kriege ist schlecht gewählt, und dies wird sich rächen. Ich verlange nochmals die Mitteilung der Depeschen; möge dann die Kammer tun, was ihr gut scheint."

Naja, der Rest ist Geschichte:

19.7. Frankreich erklärt Deutschland den Krieg
In Deutschland löste die französische Kriegserklärung eine Welle der nationalen Begeisterung aus. Der Krieg wurde als deutscher Nationalkrieg verstanden. Die preußische Machtpolitik stand angesichts des äußeren Feindes im Einklang mit der nationalen deuschen Bewegung. Entgegen den französischen Erwartungen traten auch die süddeutschen Staaten an der Seite Preußens in den Krieg ein.

Die deutsche Heeresleitung unter Helmuth von Moltke geht mit 3 Armeen offensiv vor.
(das ist wohl was Du meintest: "sie überschreiten zuerst die Grenze")
Auf deutscher Seite stehen zu Beginn des Krieges 400 000 Soldaten; Frankreichs Heer hat zunächst eine Stärke 250 000 Mann.

Am 2.9.1870 erfolgt ein entscheidender Sieg bei Sedan. Napoleon III. wird gefangengenommen.
(Interessant: Daraufhin wird am 4.9. in Paris die Republik proklamiert!)

18. Januar 1871: König Wilhelm I. von Preußen wird in Versailles zum Deutschen Kaiser gekröhnt. :king:
die Deutschen Fürsten sind dabei, aber kein bürgerlicher Vertreter; Bismarck ist fortan Reichskanzler
28. Januar: Paris kapituliert
26. Februar: Kampfhandlungen beendet durch Vorfrieden von Versailles
16. April: Verfassung des Deutschen Reiches tritt in Kraft, nachdem die süddeutschen Staaten und der Norddeutsche Bund ihre Zustimmung gegeben haben
10. Mai: Frieden von Frankfurt: Frankreich tritt Elsaß-Lothringen ab und blecht 5 Milliarden Francs Kriegsentschädigung.

- - - - - - - - - -
:arrow:
Und die Moral von der Geschicht' : Der Krieg 1870/71 war von Bismarck einkalkuliert, jedoch ein deutscher Angriffskrieg nicht.

Und eine weitere Moral von der Geschicht': Adolphe Thiers wurde nach dem Krieg zum Präsidenten der französischen Republik gewählt nicht nicht. :2+3:

(Quelle: "Chronik der Deutschen" vom Chronik-Verlag, Einträge über die Jahre 1870 und 1871;
"Deutschland im 19.Jahrhundert", von Manfred Görtemaker, Seite 244-250)
 
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