Über den Umgang mit Menschen

dkR

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Hab ich mal wieder was verpasst? :gruebel:

Wer zum Geier soll das sein, wieso wisst ihr sowas und wieso soll das Relevant sein? :O_O:
 

Giacomo_S

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gaia schrieb:
Eine blöde Bemerkung bei Twitter( von der man gar nicht genau sagen kann, wie sie nun gemeint war- ich pers. hab sie einfach als- ähm darf ich jetzt schwarz sagen?- verstanden) und aus kann es sein, mit dem Job.
Ganz zu schweigen von Hassreaktionen Wildfremder. Scheinbar Morddrohungen....

Als PR-Frau sollte sich Fr. Sacco natürlich darüber klar sein, dass sie mit öffenlichen Statements, ob privat oder nicht, vorsichtiger sein muss als andere. Andererseits ist es doch mal wieder typisch, solcherart Scherze gleich als Rassismus auszulegen, während der anschließende "Shitstorm" mit teils durchaus handfester strafrechtlicher Relevanz dann als okay durchgeht.

Sie gleich zu kündigen - das halte ich für überreagiert. Eine Gespräch mit dem Boss, eine öffentliche Klarstellung oder Entschuldigung wären ausreichend gewesen. Zumal es ja der Realität entspricht, dass es in Schwarzafrika hohe HIV-Raten gibt.
 

Zerch

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Recht zu haben und Recht bekommen sind bekanntlich zweierlei.
Unbewusstes Lieblingshobby der Menschen ist nunmal sich in gleichgeschalteter Massendynamik zu verlieren , und Minderheiten fertig zu machen.
 

gaia

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dkR schrieb:
Hab ich mal wieder was verpasst? :gruebel:

Wer zum Geier soll das sein, wieso wisst ihr sowas und wieso soll das Relevant sein? :O_O:
Hallo drk,
nein hast nichts verpasst- nicht die Frau an sich ist wichtig- sondern der Umgang mit einem Menschen der eine vermeintlich rassistische Bemerkung twittert...( also mit jemand, den man gar nicht kennt)
Was ich meine geht in Richtung Giacomo- ja es ist heutzutage typisch, dass es völlig ok zu sein scheint sich auf jemanden zu stürzen, den man gar nicht kennt.
Das ist ganz allgemein der Trend- also dieses Massenabklatschen, sich- wie wohl in dem Fall- die Gründe zurecht zu legen.
Jemand der blöd ist, unüberlegt oder "blond" hat ganz sicher nicht verdient die Hassattacken Wildfremder um die Ohren zu bekommen ( und genau- dagegen wurde scheinbar nichts gemacht)
Genauso wie es niemand verdient hat Mobbingopfer zu werden.
Es fehlt eben hinten und vorne an Rücksicht...
 

dkR

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gaia schrieb:
dkR schrieb:
Hab ich mal wieder was verpasst? :gruebel:

Wer zum Geier soll das sein, wieso wisst ihr sowas und wieso soll das Relevant sein? :O_O:
Hallo drk,
nein hast nichts verpasst- nicht die Frau an sich ist wichtig- sondern der Umgang mit einem Menschen der eine vermeintlich rassistische Bemerkung twittert...( also mit jemand, den man gar nicht kennt)
Was ich meine geht in Richtung Giacomo- ja es ist heutzutage typisch, dass es völlig ok zu sein scheint sich auf jemanden zu stürzen, den man gar nicht kennt.
Das ist ganz allgemein der Trend- also dieses Massenabklatschen, sich- wie wohl in dem Fall- die Gründe zurecht zu legen.
...
Es fehlt eben hinten und vorne an Rücksicht...
Ich denke, das ist mal wieder das Phaenomen "Internet". Ein paar Dutzend Leute ohne Manieren weltweit reichen inzwischen um einen internationalen "Skandal" zu simulieren.
Das hat IMO wenig mit fehlender Ruecksicht oder Verrohung der Sitten zu tun, eher damit dass das Internet eine oeffentlich wahrgenommene Plattform fuer auch noch das letzte Hascherl ohne Kinderstube ist.
 

gaia

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So gesehen hängt aber schlechte Kinderstube mit fehlender Rücksicht zusammen, oder?
Klar, das Internet erleichtert das. Ich bin auch ziemlich sicher, dass manch einer niemanden real ins Gesicht sagen würde, was er im Internet rauslässt.
Ich stimme dir also in gewisser Weise zu. *g*
Aber was da Giacomo in seiner Kneipe passiert, hängt ja auch damit zusammen. Daher ja das Thread- Thema.
Da fehlt die Rücksicht auf die armen Schweine die den Müll dann wegräumen dürfen( oder dafür zahlen können) ... aber der Trend dahin, dass es einem total wurscht ist was man durch sein handeln auslöst, scheint vorhanden zu sein und wird durch das I- Net wohl verstärkt.
 

Simple Man

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mental_floss:"15 Historical Complaints About Young People Ruining Everything"
Nothing is certain in this life but death, taxes, and the existence in every generation of fuddy-duddies who carp about things not being what they used to be. This centuries-spanning collection of gripes seems to suggest that the golden era of stability and contentment these geezers long to return to may never have existed in the first place. Still, the sheer similarity of their views ought to console them—some things never change.
 

Giacomo_S

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Zwei Erfahrungen der letzten Tage bestätigen mir, dass ungehobeltes Benehmen offenbar kein Generationenproblem ist. Zur Erklärung vorab: Ich arbeite in einer "Pizza-Lounge", die von Gästen besucht wird. Sie bestellen die Pizza selbst und holen sie auch selbst ab. Am Wochenende gibt es auch Stückchen, Salami oder Mageritha. Der Umgangston ist locker, aber von uns aus höflich.

Vorfall 1: Wie sagte einst der Lehrer: "Im ganzen Satz, bitte !"

Zwei Gäste betreten die Pizza-Lounge, ein Mann (ca. 40+, vielleicht angeheitert, aber nicht betrunken) und eine Frau (Mitte 20).

Ich: "Servus !"
Mann: "Salamistückchen !"
Ich: "Im Moment habe ich leider keine Stückchen. Aber ich backe gerade welche. In ca. 15 Minuten gibt es wieder Stückchen."
Mann: "Salamistückchen !"
Ich: "Wie ich bereits sagte: Im Moment habe ich leider keine Stückchen, ich backe habe gerade welche. Kommt in 15 Minuten, dann könnt ihr Stückchen kaufen."
Mann: "Salamistückchen !"
Ich (zerknirscht): "Kommt bitte in 15 Minuten ... "
Mann: "Salamistückchen !"
Frau: "Er meint, Sie sollen zuerst die Salamistückchen backen."

Vorfall 2: Wie sagte einst der Lehrer: "Im ganzen Satz, bitte !"

Unlängst erzählte mir ein junger Kollege (Mitte 20) von der Bar von sich aus, wie ungehobelt sich die Gäste benähmen und dass es "von Jahr zu Jahr schlimmer" würde. Er sei es leid, dass die Gäste "kein Bitte, kein Danke" mehr zustande brächten, ja nicht einmal einen kompletten Satz. Stattdessen dürfe er sich Wortfetzen wie "Bier !" an den Kopf werfen lassen.
 

NormaJean

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Giacomo_S schrieb:
Vorfall 1: Wie sagte einst der Lehrer: "Im ganzen Satz, bitte !"

Zwei Gäste betreten die Pizza-Lounge, ein Mann (ca. 40+, vielleicht angeheitert, aber nicht betrunken) und eine Frau (Mitte 20).

Ich: "Servus !"
Mann: "Salamistückchen !"
Ich: "Im Moment habe ich leider keine Stückchen. Aber ich backe gerade welche. In ca. 15 Minuten gibt es wieder Stückchen."
Mann: "Salamistückchen !"
Ich: "Wie ich bereits sagte: Im Moment habe ich leider keine Stückchen, ich backe habe gerade welche. Kommt in 15 Minuten, dann könnt ihr Stückchen kaufen."
Mann: "Salamistückchen !"
Ich (zerknirscht): "Kommt bitte in 15 Minuten ... "
Mann: "Salamistückchen !"
Frau: "Er meint, Sie sollen zuerst die Salamistückchen backen."
Der erste Gedanke, der mir kam ist: das war möglicherweise ein Mann mir seiner Betreuerin. Du sagst, er schien vllt. angeheitert aber nicht betrunken. Wäre es möglich, dass der Mann so auf dich wirkte, weil er bspw. eine (leichte) geistige Behinderung hatte oder vllt. ein genesender Schlaganfallpatient o.ä. war und deshalb so auf diesem einen Wort beharrte, das seinen derzeitigen vorrangigen Wunsch beinhaltete? Nur so eine Idee, denn es scheint mir sehr seltsam, dass dann nicht als nächstes gedrängelt oder zumindest Mißfallen über die Wartezeit geäußert wurde. Und sie "übersetzt" quasi für ihn, weil er sich nicht selbst entsprechend mitteilen kann und diese Situation üben soll?
 

Giacomo_S

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NormaJean schrieb:
Der erste Gedanke, der mir kam ist: das war möglicherweise ein Mann mir seiner Betreuerin. Du sagst, er schien vllt. angeheitert aber nicht betrunken. Wäre es möglich, dass der Mann so auf dich wirkte, weil er bspw. eine (leichte) geistige Behinderung hatte oder vllt. ein genesender Schlaganfallpatient o.ä. war und deshalb so auf diesem einen Wort beharrte, das seinen derzeitigen vorrangigen Wunsch beinhaltete? Nur so eine Idee, denn es scheint mir sehr seltsam, dass dann nicht als nächstes gedrängelt oder zumindest Mißfallen über die Wartezeit geäußert wurde. Und sie "übersetzt" quasi für ihn, weil er sich nicht selbst entsprechend mitteilen kann und diese Situation üben soll?

Schon möglich. Aber wenn ich meinen jungen Kollegen von der Bar ernst nehme ("Bier !") dann sind wohl ziemlich viele unserer Gäste geistig behindert und brauchen Betreuung ... :-_-:
 

NormaJean

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Es gibt aber ja schon einen Unterschied zwischen der (leider wohl) alltäglichen Unhöflichkeit der Gäste und dieser speziellen Situation. Eine gute Kinderstube täte dem ein oder anderen sicher Not.
Auf der anderen Seite weiß ich ja nicht, wie laut es bei euch da abends ab und an zugeht - ich habe auch schon aufgrund des Geräuschpegels Nachbestellungen getätigt, indem ich auf mein leeres Glas gezeigt habe und einen Finger gehoben habe, einfach um ein Rumbrüllen "Nochmal dasselbe!" vermeiden zu müssen. Da steckte keine böse Absicht dahinter und ich hoffe, dass ein freundliches Lächeln dieses untermauert hat.
 

Giacomo_S

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NormaJean schrieb:
Auf der anderen Seite weiß ich ja nicht, wie laut es bei euch da abends ab und an zugeht - ich habe auch schon aufgrund des Geräuschpegels Nachbestellungen getätigt, indem ich auf mein leeres Glas gezeigt habe und einen Finger gehoben habe, einfach um ein Rumbrüllen "Nochmal dasselbe!" vermeiden zu müssen. Da steckte keine böse Absicht dahinter und ich hoffe, dass ein freundliches Lächeln dieses untermauert hat.

Auf eine Flasche zeigen ("nochmal dasselbe!") ist nicht nur okay, sogar erwünscht.

Manches scheint gar nicht mehr zu funktionieren. Auf einem Platz am Tresen, auch wenn durch ein Getränk + Zeitung + Lesebrille als "besetzt" markiert sitzt einfach ein anderer, wenn man nach Verlassen des Platzes zurückkommt.
 

InsularMind

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Mir kam zu Vorfall 1 eine Erinnerung an eine Folge der Sesamstraße. Das Krümelmonster ... Kekse! Der Bäcker: Die müssen erst fertig gebacken werden. Krümelmonster: Kekse! ...

Aber sogar das Krümelmonster hätte das nach spätestens der zweiten Wiederholung begriffen, und ich nehme mal an, auch viele betreute Personen.

Diese Sprach-Verkargung fällt mir auch häufig auf, und zunächst dachte ich, das hängt mit dem Daddel-Handy-Kommunikations-Defizit zusammen. Bei Leuten um die 40 kann das aber noch nicht ganz hinhauen. Die sind doch noch halbwegs in gängiger Sozialisierung aufgewachsen. Das kann auch eigentlich nicht irgendwelchen Modetrends in der Sprechweise folgen, oder den Verhaltensgewohnheiten bestimmter Gruppen nachgehen. Es sei denn, es gibt so etwas wie Schichten mit einer Art Verständigungsverlagerung. Ich meine damit, dass sich Gruppen vielleicht mehr über Handzeichen und Grimassen mitteilen, anstatt über das gesprochene Wort, und die Nutzung des Letzteren mit der Zeit verkümmert sein könnte. Vielleicht ruft unsere Zeit so etwas hervor, und die Anpassungsmechanismen sorgen dafür, dass auch die Älteren lernen, weniger zu reden, sich anders auszudrücken, oder sich der vereinfachten Sprechweise der Jüngeren anpassen.

Das Internet und die dort stattfindenden Kommentier-Lawinen fördern den merkwürdigen Umgang sehr. Auf einen Kommentar mit Genesungswünschen an Jemand erhielt ich eine Antwort mit einer aggressiven Nuance, die ich in dem Zusammenhang gar nicht mal nachvollziehen kann. Welcher Hohlkopf ist darüber denn anzusäuern, weil man einer Person baldige Rekonvaleszenz wünscht? Gut, ich kann für mich annehmen, dass die Person vielleicht 12 ist, oder da der Kakadu von jemand was reingetippt hat oder so. Äußert man sich darüber, oder fragt nach, was der andere in den falschen Hals bekommen hat, folgen häufig noch extremere Antworten. Vielleicht ist das so eine Art Shitstorm-Provokation oder ein Versuch zu mobben -- rein aus Spaß? Rein wegen Langeweile? Wegen rezidivierender Borderline-PS? Keine Ahnung... man verliert bald die Lust daran Teil zu nehmen.

Etwas, das Zerch weiter vorne über die Fußballspiele schrieb, meint auch ein Bekannter so ähnlich. Man könnte diese Gewalt sehr einfach eindämmen, indem einmal Auffällige nie wieder in Stadien gelassen werden. Man könnte so etwas wie Schleusen haben, durch die die Besucher gehen, und vom Normalo-Outfit in einen lustigen, taschenlosen Strampelanzug steigen können. Man könnte die Anreise der gewaltbereiten Fans unterbinden. Aber mein Bekannter meint, dass ein kontrolliertes Zulassen solcher Besucher eine Art Freiraum zum Toben ermöglicht, der, wenn ganz weggenommen, in anderen, gefährlicheren Aktivitäten gebündelt werden könnte. Also die Hooligans toben sich in dem Fall angeblich unkontrolliert an etwas anderem aus, wenn sie nicht länger beim Fußballspiel ihren Mist machen können. Also würde wohl das ganze riesige und teure Kontrollspektakel mit MEK-Polizisten und Bahn-Geleit und Kram deshalb genehmigt, damit die Krawallisten sich nicht in anderer Weise zusammenrotten sollen. ( Vielleicht bei politisch motivierten Krawallen ) De-Eskalations-Vorsorge oder so ähnlich. Ich habe nicht so ganz verstanden, wie der Bekannte das meinte, aber dass sich Fußballfans wohl nicht auf Live-Übertragung am Großbildschirm in fan-farbener Zwangsjacke einstellen wollen, kann ich mir auch denken.

Fehlende Rücksicht oder Befähigung / Fertigkeiten dafür, sehe ich auch als eine der Ursachen. Defizite im Sozialverhalten, wohl angelernt oder durch Vernachlässigung entstanden. Menschen, die ohne balancierte Zuwendung aufwachsen, die den Umgang unter Menschen nicht ausreichend oder fehlerhaft lernen, und denen die Gepflogenheiten des Umgangs nicht vermittelt worden sind.

Andere Möglichkeit : Es wird zum 'guten Ton', unfreundlich, knapp, ruppig, aggressionsgestimmt zu sein. Auch unsere Arbeitswelt und, wie gesagt, der Zeitverknappungsdrall, das "Overtasking" fordern das heraus.
Auf jeden Fall hat das auch damit zu tun, wie die Achtung vor anderen verwendet wird, oder ob sie das noch wird. Manchmal bekommt man ein Gefühl, als ist man im Ansehen so vieler kein Mensch mehr, sondern irgend etwas wie Schuhabtreter, Spucknapf und Misthaufen in einem. :|
 

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