WUT!

Eskapismus

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Das gab es in der Geschichte der Menscheit nocht nie.

und ob. Seit es Imperien gibt, seit es Handelsrouten gibt.


Obwohl ich mit einem Punkt in deinem Eingangsposting einverstanden bin - dem mangel an Wut - bin ich nicht damit einverstanden, dass wir grundsätzlich schlechtere Perspektiven haben als früher:

Du brauchst eine Portion Optimismus:

schau dir mal diesen Talk an: Zitat - "Never before in human history have so many people been raised out of such great poverty".
http://www.ted.com/talks/lang/eng/alex_tabarrok_foresees_economic_growth.html

auch Hans Rosling darf hier natürlich nicht fehlen:
http://www.ted.com/talks/lang/eng/hans_rosling_shows_the_best_stats_you_ve_ever_seen.html
 

Malakim

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Meiner Meinung nach besteht eines der Probleme darin, das zu wenig Menschen die Freiheit erkennen in der wir leben. Alles genannte wird uns nicht aufgezwungen sondern nur aufgeschwatzt. Man muß dem Konsumrausch nicht folgen, man muß nicht den Abend am Fernseher verbringen, man muß seine Kinder nicht zu all diesen Dingen erziehen, man muß nichtmal von 8:00 bis 18:00 Uhr Arbeiten.

Man muß das eben nur erkennen und sein Leben konsequent so ausrichten das man es so leben kann wie man möchte! Das geht durchaus.
 

agentP

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DU betrachtest die Situation ausschließlich aus DEINER bequemen, wohlgenährten Perspektive. Ich denke, die Kinder, die in Zentralafrika in einer Diamantmine schuften bis sie tot umfallen, würden den 30-jährigen Krieg vielleicht garnicht als so unangenehm empfinden.

Ich sag ja nicht, dass wir es nicht besser könnten, aber Sklaverei, Hungersnöte, Krieg, usw. das gab es zu allen Zeiten und ein Urteil darüber, ob es heute schlimmer ist als zu frühreren Zeiten würde ich nicht wagen.
Vor 200 Jahren hätte in deinen Kinderarbeitern vermutlich niemand überhaupt nur ein Problem gesehen. Heute wird zumindest schon mal darüber diskutiert und zum Teil auch gehandelt.
Du solltest eines nicht vergessen: Heute erfahren wir was in Darfur los ist, darüber was in Zentralafrika vor 500 Jahren los war haben wir überhaupt keine Kenntnis. Was ich damit sagen will: Heute ist das Leid präsent, früher wuste kaum einer, was auch nur im nächsten Dorf los war.
Dazu kommt noch, dass ich deine Meinung nicht so ganz teile: Zig Krankheiten, die früher halbe Kontinente leergefegt haben, haben wir heute im Griff, Kriege sind zumindest in den letzten 50 Jahren vergleichsweise lokal begranzt. Kein Tschingis Kahn mehr, der mal eben mordend und plündernd durch einen ganzen Kontinent wütet, usw., usw. Kein Atztekenreich mehr, dass spasseshalber Kriege um Material für Menschenopferfeste führt usw.
Wir sind noch weit davon entfernt in einer "perfekten" Welt zu leben, aber ich bezweifle, dass wir jemals näher dran waren. Scheidewege gibt es natürlich immer noch an denen man falsch abbiegen kann, aber deinen Pessimismus kann ich wirklich nicht teilen.


man muß nichtmal von 8:00 bis 18:00 Uhr Arbeiten.
Und nur 5 x 8:00 bis 18:00Uhr ist vermutlich im historischen Vergleich schon purer Luxus.
 

Winston_Smith

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Bis zu welcher Epoche sollen wir denn das Rat der Zeit zurück drehen, weil es "damals" den Menschen besser ging als heute?

ws
 

saschay2k

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Winston_Smith schrieb:
Bis zu welcher Epoche sollen wir denn das Rat der Zeit zurück drehen, weil es "damals" den Menschen besser ging als heute?

Wo genau behaupte ich eigentlich, dass es den Menschen irgenwann besser ging als heute? Aber was bedeutet eigentlich: mir geht es gut? Reicht es aus satt und gesund zu sein? Was ist mit der Seele?

Wenn ich von einer menschenfeindlichen Zeit rede, dann nehmen wir mal den Affen im Zoo als Beispiel: Der Affe im Zoo genießt optimale Ernährung und eine optimale medizinische Versorgung, aber lebt er deswegen in einer für ihn optimalen Umgebung?

... und jetzt übertrag das mal auf uns Menschen in der westlichen Welt. In unseren Städten sind wir physisch optimal versorgt, aber was ist mit unserer Psyche? Ich denke, dass die Großstadt und die zu erwartenden Megacities für uns Menschen nicht das optimale Umfeld zum Leben bieten.

... und das übertragt jetzt mal auf eine globale gesellschaftlich-ökonomische Sichtweise - auch diese empfinde ich unter diesem Aspekt als wenig "artgerecht" für den Homo Sapiens.

Deswegen spreche ich von Menschenfeindlich.

Ich bin der Meinung unsere heutige Gesellschaft ist unter einem psychosozialem Aspekt die menschenfeindlichste, die es je gab!
 

Malakim

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Warum nur aber machen wir uns unsere Welt so wie sie ist?

Warum wollen dann so viele in der Stadt leben, warum wollen viele nicht selber kochen?

Ist doch alles Hausgemacht und kann jederzeit von dem einzelnen anders gemacht werden.
 

agentP

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... und jetzt übertrag das mal auf uns Menschen in der westlichen Welt. In unseren Städten sind wir physisch optimal versorgt, aber was ist mit unserer Psyche? Ich denke, dass die Großstadt und die zu erwartenden Megacities für uns Menschen nicht das optimale Umfeld zum Leben bieten.

Was wäre denn da "optimale" Umfeld? Unsere Körper samt Gehirnen haben sich vermutlich irgendwo in der afrikanischen Steppe entwickelt um mit Stöckchen Maden und Termiten aus Baumstämmen zu puhlen und ab und zu von einem Kadaver zu nagen, was Löwen und Hyänen übriggelassen haben. Dafür sind wir ursprünglich gemacht. Mit dem ersten Lagerfeuerchen und der ersten Erdhöhle die wir gegraben haben, haben wir uns davon wegbewegt.
Gerade unsere Psyche ist doch unglaublich anpassungsfähig. Überleg mal was für Organisationsmodelle von der Familiengruppe bis zur Großstadt wir schon ausprobiert und praktiziert haben. Warum sollte unsere Psyche ausgerechnet jetzt einknicken? Es gibt doch heute schn Menschen, die sich in New York oder Berlin 100mal wohler fühlen als in Poughkeepsie oder Raubling.
 

saschay2k

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OK! Dann sag mir mal, welchen sozialen Skills wir seit unserer Zeit in der Afrikanischen Steppe hinzugelernt haben!

Denken wir wirklich global. Ganz früher waren wir mit 10-20 Leuten innerhalb einer Sippschaft direkt vernetzt. Unser Handeln hatte nur auf diese Leute direkten Einfluss. Wir handelten zuerst zum Wohle der Sippschaft und damit letztendlich zu unserem eigene Wohl, weil die Sippschaft uns Schutz bot - also vernüftig.

Heute haben wir in unserem direkten Familien- und Freundeskreis vielleicht auch nur 10-20 Leute, die wir bei unseren persönlichen Entscheidung und deren Konsequenzen berücksichtigen - das Problem ist nur: unser Handeln hat Konsequenzen auf globalem Niveau (die billige Hose für die du dich bei Kik entscheidest fördert Kinderarbeit in Kambodscha). Aber wer ist in der Lage jede Entscheidung unter dem Aspekt zu treffen, welche Auswirkungen sie auf einen uns vollkommen fremden Menschen hat, der tausende von Kilometern entfernt in irgendeinem Slum dahinvegetiert - das ist viel zu abstrakt. Von diesem globalen Sippendenken sind wir ganz weit entfernt. Es wäre in unserer globalen gesellschaft aber BITTER nötig.

Wir sind nicht vernünftig oder reif genug für eine globale Gesellschaft. Weil wir immer noch innerhalb der sozialen Dimensionen von Höhlenbewohnern denken und Handeln.

Ich schließe mich das selber nicht aus. Aber langsam wird mir bewusst, welche Konsequenzen meine Entscheidungen auf globalem Niveau haben und das macht mich langsam aber sicher fertig - und wütend. Aber wütend ist ja nicht mehr politisch korrekt!

Was kann man also tun, um unsere sozialen Skills an ein globales Niveau anzupassen?

Deswegen menschenfeindlich.
 

Winston_Smith

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Aber wütend ist ja nicht mehr politisch korrekt!

Mir wäre es übrigens ganz recht, wenn Wut noch mehr geächtet werden würde. Denn auch aufgrund von "Wut" brennen in Kreuzberg täglich Bonzenautos oder werden Asylbewerberheime angezündet.

Wer seiner Wut freien Lauf lässt, stellt sich an den Rand der Gesellschaft, die eher auf Konsens aus ist. Im Grunde ist das ausleben der eigenen Wut sogar ziemlich egoistisch.

ws
 

Malakim

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Ich verstehe nicht so ganz woraus Du hinaus möchtest.

Liegt denn nicht sehr viel an DIR und hast Du denn nicht die Möglichkeit sehr viel von dem was Dich stört zu ändern?

@Winston
Gefühle zu unterdrücken ist eine ganz schlechte Idee. Denn genau dann passieren solche Auswüchse. Man DARF und MUß wütend sein, nur sollte das eben auf keinen Fall dazu führen das man Autos anzündet.

Kanalisieren, nicht unterdrücken.
 

saschay2k

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Man sollte Wut nicht mit Aggression verwechseln.

@ Malakim:
In dem Moment in dem man beginnt sein Verhalten zu ändern, bemerkt man besonders schmerzlich, dass man rein statistisch ziemlich alleine da steht.

Ich denke viele haben damit begonnen, globale Belange in ihr Verhalten und ihre Entscheidungen einfliessen zu lassen - aber es sind eben doch noch sehr viel mehr, deren Verhalten so offensichtlich von einem totalen Unverständnis unserer Gesamtsituation zeugt, dass man schnell zu dem Schluss kommen kann, das die eigenen Bemühungen vollkommen für die Katz sind.

... und jetzt kommt meine WUT!

Ich mach trotzdem weiter!

Und deswegen glaube ich, das Wut vielleicht der Schlüssel sein könnte.

Wut und Trotz darüber, dass es scheinbar allen Egal ist, dass wir den Bach runtergehen. Die Wut hilft mir, da weiterzumachen, wo ich mich so fürchterlich alleine auf weiter Flur des globalen Denken und Handelns sehe.

Ohne Wut wäre mir alles warscheinlich genauso egal, wie den meisten anderen. Wir brauchen Wut, damit wir auch dann weitermachen, wenns scheinbar keinen Sinn mehr macht!
 

Malakim

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Wie man an Usern wie HunabKu hier sehr gut sehen kann, richtet sich die Wut sehr oft gegen "die da oben" die dafür verantwortlich sind das man in genau der Lebenssituation steckt in der man steckt. Dabei ist man es zuerst mal selber der daran die Schuld trägt.
Man kann in diesem ganzen System eigentlich nur an einem Stellrädchen drehen und das ist man selber. Man muß den ganzen Affentanz nicht mitmachen.
Man kann auch ganz aussteigen.
Man kann den Zirkus soweit mitmachen wie es einem Spaß macht und sein Leben so gestalten innerhalb der Gegebenheiten das es eben Sinn macht.
Man kann das groß Spiel mitspielen und versuchen an den großen Rädchen mitzudrehen.

Eigentlich hat man es selber in der Hand. Deine Wut richtet sich ja offensichtlich z.B. auch gegen die Mitmenschen die sich selber knechten und knechten lassen, die lieber den Ferseher anschalten als mal das Hirn usw. ... nun Deine Wut (so wie die von HunabKu) resultiert aus einer Erwartungshaltung. Erwarten kannst Du aber erstmal nur etwas von DIR nicht von anderen, nicht von "der Gesellschaft" nicht von "der Masse".

:roll:
 

agentP

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OK! Dann sag mir mal, welchen sozialen Skills wir seit unserer Zeit in der Afrikanischen Steppe hinzugelernt haben!

Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir damals weder Pflegeheime noch Sonderpädagogen, weder Ökoläden noch Krankenhäuser, weder Kranken- noch Rentenversicherungen, usw. usw. hatten. Insofern halte ich es für einen Fortschritt in unserem Sozialverhalten, dass wir unserer Eltern nicht mehr zur Sterben einfach zurücklassen, behinderte Kinder nicht mehr in den nächsten Fluß werfern usw. usw.
Ich glaube auch mit der Proklamation der Menschenrechte hätte man vermutlich damals eher noch deutlich mehr Gelächter und Häme geerntet als heute. :roll:
 

Winston_Smith

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@Malakim
Man DARF und MUß wütend sein

Natürlich ist jeder Mensch mal wütend. Keine Frage.

Ich bin aber weiterhin der Meinung, dass Wut über etwas ein schlechter Berater für bestimte Handlungen ist. Und ich bin froh, dass sich unsere Gesellschaft soweit entwickelt hat, dass Wut weitestgehend als Triebfeder für unser Handeln immer weniger Bedeutung hat.

ws
 

saschay2k

Großmeister
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agentP schrieb:
Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir damals weder Pflegeheime noch Sonderpädagogen, weder Ökoläden noch Krankenhäuser, weder Kranken- noch Rentenversicherungen, usw. usw. hatten. Insofern halte ich es für einen Fortschritt in unserem Sozialverhalten, dass wir unserer Eltern nicht mehr zur Sterben einfach zurücklassen, behinderte Kinder nicht mehr in den nächsten Fluß werfern usw. usw.
Ich glaube auch mit der Proklamation der Menschenrechte hätte man vermutlich damals eher noch deutlich mehr Gelächter und Häme geerntet als heute. :roll:

Na dann überleg dir mal, aus welcher Notwendigkeit heraus diese Einrichtungen geschaffen wurden.

Und was Menschenrechte angeht: JA! Die stehen auf dem Papier und sonst???

Schlimm ist das man Menschenrechte überhaupt proklamieren muß, wo sie doch selbstverständlich sein sollten - in unserer ach so zivilisierten Welt. Wo sind denn die proklamierten Menschenrechte von Kindersoldaten? Die Menscherechte chinesischer Wanderarbeiter? Die Menschenrechte von Mitgliedern ethnischer Minderheiten im ehemaligen Jugoslawien ... das mit den Menschrechten solltest du dir sparen, bis sie ÜBERALL Anwendung finden.

@ Winston:
Was ist denn unsere neue Triebfeder? Gier? Egoismus? Altruismus? Rücksicht? Hunger? Schmerz? Angst? Hass?

Übrigens Winston: wie war das 1984 noch mal mit der Gedankenpolizei und den Gefühlen?

Da gefällt mir Wut eigentlich ganz gut ... vielleicht keine blinde Wut - aber Wut!
 
G

Guest

Guest
Wie wärs mit:

"Ihr könnt mich alle am Arsch lecken, Ich lass mir das nicht mehr länger gefallen! " :motz:











Einer der wenigen Fälle, bei dem die deutsche Synchro besser ist als das Original. "Network" von 1976 - immer wieder faszinierend wie prophetisch das Drehbuch war.

http://www.youtube.com/watch?v=Hr-00j8caTE
 

saschay2k

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Winston_Smith schrieb:
Ich halte es eher hiermit:

Zorn und Wut machen den Menschen zum Tier.

ws

Ich denke Tiere funktionieren gar nicht innerhalb solcher Kategorien - weswegen Zorn und Wut alleine dem Menschen vorbehalten ist.
 
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