Werbe-Kampagne der Atheisten

Aphorismus

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Fast jeden Tag begegnen mir religiöse Botschaften. Von Aufforderungen an christliche Stiftungen zu spenden im Briefkasten über den Hare Krishna-Fritzen am Alex, der immer einen laut plärrenden Mini-Verstärker mit dem ewig gleichen Chant "Hare Krishna, Hare Krishna, Krishna, Krishna, Hare, Hare, Hare Rama, Hare Rama, Rama, Rama, Hare, Hare" (und wieder von vorne wortwörtlich ad infinitum, nämlich Nirvana, wiederholt), bis hin zu grundlos wütenden, christlich-fundamentalischen Pommesverkäuferinnen, deren gesamte Bude mit PBC-Plakaten dichtgebombt ist. Ich nehme bewusst Kopftücher, Kruzifixe und Turbane zur Kenntnis, die von den Menschen um mich herum als Zeichen ihres Glaubens getragen werden. Ich stehe im Stau hinter Autos, auf denen ein Fisch-Aufkleber wahlweise die Zugehörigkeit der Inhaber zum Christentum oder die religiöse Ahnungslosigkeit eines nichtsahnenden, konfessionslosen Angelfreundes anzeigt. Ich sehe die Spendentöpfe in Restaurants, beim indischen Restaurant für einen Ganesha-Tempel und beim Döner-Laden für eine neue Moschee. Ich lese Zeitungen, die jedes halbe Jahr erneut auf Seite 17 von "schockierenden" Kindesmisshandungen innerhalb der katholischen Kirche berichten und auf Seite 1 feiern, dass wir - offenbar bin auch ich gemeint - nun Papst sind. Aha.

Jetzt kommen ein paar Leute und verbreiten die Botschaft, dass es "wahrscheinlich keinen Gott gibt" und man "das Leben genießen" soll. Und das ist hier und gesamtgesellschaftlich Grund genug für eine so lange Debatte. Ulkig, oder?
 

Malakim

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Aphorismus schrieb:
Jetzt kommen ein paar Leute und verbreiten die Botschaft, dass es "wahrscheinlich keinen Gott gibt" und man "das Leben genießen" soll. Und das ist hier und gesamtgesellschaftlich Grund genug für eine so lange Debatte. Ulkig, oder?

Mir wärs lieber die Leute würden mich insgesamt mit Ihren Gottes Bildern oder Nichtbildern in Ruhe lassen. So ist das für mich eben nur noch eine Gruppierung die mir was erzählen will.

BTW ich kann Dir auch sagen warum es mich aufregt, das hat persönliche Gründe.
Ich fühlte mich der Gruppe der Atheisten mal am ehesten Zugehörig, bis ich auf dogmatische, engstirnige Religionshasser stieß die meinten sie seien Atheisten. Nun wird unter dieser Überschrtift auch noch geprädigt ... das nervt mich einfach, warum kann nicht einer mal die schnauze halten und nicht mit einer Heilsbotschaft durch die Lande ziehen.
 

NoToM

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Aphorismus schrieb:
Jetzt kommen ein paar Leute und verbreiten die Botschaft, dass es "wahrscheinlich keinen Gott gibt" und man "das Leben genießen" soll. Und das ist hier und gesamtgesellschaftlich Grund genug für eine so lange Debatte. Ulkig, oder?

Es ist einfach nur wichtig, dass man glaubt, es spielt gar keine so grosse rolle, was genau. Jeder fremde Glauben unterstützt, trägt und rechtfertigt den eigenen Glauben ebenfalls, denn im Kern sind die meisten Religionen recht ähnlich. Nicht zu glauben hingegen, und das ist definitiv KEIN Glaube, stellt den Glauben als solches in Frage. Vielleicht desshalb die ganze Aufregung?
 

Gammel

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Malakim schrieb:
Mir wärs lieber die Leute würden mich insgesamt mit Ihren Gottes Bildern oder Nichtbildern in Ruhe lassen. So ist das für mich eben nur noch eine Gruppierung die mir was erzählen will.

Woher kommt diese so negative Einstellung?

Ich lauf hier schon seid so einiger Zeit in Deutschland so durchs Leben, ohne dass ich mich jemals von Leuten bedraengt gefuellt habe, dass sie mir ihr Gottesbild aufdruecken wollen. Es gibt sicherlich einige Bewegungen, wie z.B. den Kreationismus, die ich argwoehnisch bis feindlich betrachte, aber in meinem persoenlichen Umfeld ist davon noch nichts angekommen.

Sind dein Lebensumfeld so anders aus oder bist du nur dafuer 'Religion' auch im weiterem Sinne aus dem oeffentlichen Raum zu entfernen?
 

Malakim

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Gammel schrieb:
Woher kommt diese so negative Einstellung?

Aus Diksussionen in Internetforen.

P.s.:
Wenn der Satz: "Es gibt keinen Gott" kein Glaube ist, was ist das dann? Fakt? ??

Ich weiß das in der Werbekampagne ein wahrscheinlich vorkommt, darauf beziehe ich mich nicht.
 

NoToM

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Malakim schrieb:
P.s.:
Wenn der Satz: "Es gibt keinen Gott" kein Glaube ist, was ist das dann? Fakt? ??

Ist etwas nicht zu glauben auch ein glaube? Mann kann natürlich auch sagen, alles ist nur glauben, du glaubst zB. nur, dass es dich gibt, aber an diesem Punkt nimmt eine Diskussion sehr abstrakte Formen an...
 

antimagnet

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notom, es ist ein unterschied ob du sagst "ich bin überzeugt, dass es gott nicht gibt" und "ich bin nicht überzeugt, dass es gott gibt". ersteres ist ein glaube.
 

Malakim

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NoToM schrieb:
Malakim schrieb:
P.s.:
Wenn der Satz: "Es gibt keinen Gott" kein Glaube ist, was ist das dann? Fakt? ??

Ist etwas nicht zu glauben auch ein glaube? Mann kann natürlich auch sagen, alles ist nur glauben, du glaubst zB. nur, dass es dich gibt, aber an diesem Punkt nimmt eine Diskussion sehr abstrakte Formen an...

Nein, etwas nicht zu glauben ist kein Glaube, das ist aber nicht das was Atheisten tun.
Mir hat jemand gerade sehr gut dargelegt: wo da der Unterschied ist (Danke!!):
Atheisten sagen "Ich glaube das es keinen Gott gibt"
Theisten sagen "Ich glaube das es (einen) Gott gibt"
Agnostiker sagen "Ich glaube nicht das es Gott gibt"

Der Unterschied ist gigantisch wenn man genau darüber nachdenkt. Die logische Verneinung im letzten Fall liegt beim Glauben und nicht bei Gott.
Die Sätze:
"Ich glaube nicht das es Gott gibt" und "Ich glaube nicht das es keinen Gott gibt" stehen nicht im logischen widerspruch.

Das sagt aber ein Atheist nicht sondern der Atheist (nach der Definition) verneint die Existenz Gottes und das ist nunmal ein Glaube.
 

NoToM

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Ich habe mir erlaubt, auch mal auf Wiki nach zu lesen¨:

Glauben:
( http://de.wikipedia.org/wiki/Glauben )
Glauben besteht darin, dass ein Sachverhalt für wahr gehalten wird. In diesem Sinn ist der mit Abstand größte Teil unseres Wissens Glaubenswissen. Im Gegensatz zum Glauben im Allgemeinen beruht der religiöse Glaube jedoch stets auf dem Willen zum Glauben oder auf einer Suggestion.


Nichtreligiöse Sichtweisen zu "Gott":
( http://de.wikipedia.org/wiki/Gott )

Atheistische Sicht
Anhänger eines schwachen Atheismus glauben nicht an Götter, Anhänger der starken Ausprägung sind von deren Nichtexistenz überzeugt. Begründet werden atheistische Standpunkte häufig mit naturwissenschaftlichen oder allgemein-logischen Argumenten (siehe beispielsweise Theodizee und Ockhams Rasiermesser).

und

Agnostische Sicht
Agnostiker halten die Existenz höherer Wesen für unbekannt, grundsätzlich nicht erkennbar oder für das tägliche Leben irrelevant. Hierbei kann unterschieden werden, ob die Frage nach der Existenz als nur gegenwärtig oder grundsätzlich unentscheidbar angesehen wird.
Häufig wird diese Weltanschauung als Form des schwachen Atheismus betrachtet, mit dem starken Atheismus ist sie allerdings unvereinbar.

Irgendwie steh ich gerade auf dem Schlauch aber keine der Sichtweisen, auch nicht die Religiösen, wirken irgendwie auf mich zu Ende gedacht. Vielleicht müsste man dies einen einem eigenen Thread diskutieren, aber die Frage ist doch, welche Antworten, welchen Nutzen der religiöse oder nichtreligiöse Glauben bringt, warum es sie überhaupt gibt.
Keine der Fragen welche mich beschäftigen, kann die eine oder andere sicht wirklich beantworten und ich frage mich, warum sich so viele Menschen damit zufrieden geben. Ja, ist primär mein Problem, ich weiss.

Gott scheint eine praktische Universalantwort auf alle Fragen zu sein, auf die man sonst keine Antwort findet.

Wer hat das Universum erschaffen? Gott!
Warum? Weil Gott es so wollte.
Wer erschuf Gott? Gott gab es, gibt es und wird es immer geben.
Was ist der Sinn des Lebens? Gott.

Nun, vielleicht ist desshalb das Gottes-Konzept so wichtig, damit man bei gewissen Fragen irgendwo ein ende bei der Antwortsuche zu finden, ohne sich in der unendlichkeit zu verlieren.

Andere behaupten, die Antworten auf "wichtige" Fragen stehen noch aus und man muss weiter danach suchen, bis man sie gefunden hat und dazwischen gibt es so viele nuancen und unterschieliche Meinungen wi es Menschen gibt. Macht die Fähigkeit solche Fragen zu stellen wirklich den Menschen aus oder ist dies schlicht ein "Konstruktionsfehler" oder ein notwendiges übel, wenn man andere Vorteile geniessen möchte?

Denn....könnte es aber nicht einfach sein, dass die Fragen an und für sich einfach ein Denkfehler darstellen, einfach falsch sind? Wieso interessiert es uns so sehr, woher wir kommen, wenn wir schon da sind? Was würde eine allgemeingültige Antwort auf die Frage nach dem Sinn wirklich ändern. Warum ist die Frage nach einen Leben nach dem Tod so wichtig, solange eh jeder sterben muss? In meinen Augen wäre sie nur relevant, wenn wir nicht zwingend sterben müssten. So spielt es nun wirklich keine Rolle. Viele der "grossen" Fragen bringen uns im Endefekt, selbst wenn es wirklich die eine Antwort gäbe und wir sie tatsächlich finden würde, nichts.
Wieso stellen wir sie dann überhaupt, diese Fragen? Es ist ja nicht so, dass wir nicht anders könnten, oder irre ich mich da?
 

NoToM

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Wieder etwas mehr zum eigentlichen Thema:

Deutschland hat nun auch einen eingenen Ableger:
www.buskampagne.de

In der Schweiz weigert man sich inzwischen da und dort, diese Werbung zu Schalten:

http://religions-frei.ch/wp-content/uploads/2009/03/radio-munot-freidenker-vereinigung3.mp3

Oder:

Die VBZ (verkehrsbetriebe Zürich) haben die Ablehnung der Kampagne mit ihren AGBs begründet. Dort steht:

Werbung politischer Natur, für alkoholische Getränke, Raucherwaren oder mit Texten und Bildern, die in irgendeiner Form Anstoss erregen könnten oder diskriminierend wirken, ist ausgeschlossen.

....wärend man jedoch überhaupt kein Problem mit "religöser" Werbung hat:




Quelle: http://geniess-das-leben.ch/
 

hives

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Malakim schrieb:
Das sagt aber ein Atheist nicht sondern der Atheist (nach der Definition) verneint die Existenz Gottes und das ist nunmal ein Glaube.

Die Definition ist jedoch etwas willkürlich. Was bei Wikipedia mit "schwacher Atheismus" bezeichnet wird, entspricht ungefähr dem von mir weiter oben eingeführten "agnostischen Atheismus".
Wenn du von "Atheismus" redest und moderatere Formen nicht miteinbeziehst, klammerst du zahlreiche Menschen aus, die sich selbst noch am ehesten als "Atheisten" bezeichnen würden - mich z.b. ;)

Historisch betrachtet wurde der Begriff doch in der Regel sehr umfassend verwendet - warum also dieser Drang, den Begriff so eng auszulegen? Ist ja nicht so, dass es eine institutionalisierte Gewalt gibt, die uns Atheisten vorschreibt, was wir zu denken und glauben hätten... ^ ^

"Agnostizismus" trifft es übrigens m.E. oft auch nicht - was soll denn auch bspw. ein Mensch, der sich keine klare Vorstellung darüber macht, ob es einen Gott gibt, Sinnvolles über die Existenz oder Nicht-Existenz von Menschen mit Gotteserfahrungen denken? Auch da es durchaus agnostische Theisten gibt, würde ich die drei Begriffe nicht so einfach als Alternativen nebeneinander stellen.
 

Malakim

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@hives
das ist mir alles klar. Über gemäßigte Menschen egal ob gläubig oder atheisten oder was auch immer gibt es keinen Grund sich aufzuregen. Für mich jedenfalls nicht.

Ich rege mich nur über die extremen Exemplare auf, ich dachte das sei deutlich geworden.
 

hives

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@ Malakim:
Mein Post bezog sich auch nur auf die von dir verwendete bzw. zitierte Definition:

Atheisten sagen "Ich glaube das es keinen Gott gibt"
Theisten sagen "Ich glaube das es (einen) Gott gibt"
Agnostiker sagen "Ich glaube nicht das es Gott gibt"

Meine Ansicht geht bspw. in die Richtung "Ich glaube nicht, dass es Gott / Götter gibt, aber ich glaube auch nicht, dass es keinen Gott / keine Götter gibt, auch wenn ich letztere Ansicht gegenwärtig für sehr wahrscheinlich halte. Dass andere Menschen wirkliche Gotteserfahrungen haben, kann und will ich jedoch nicht ausschließen."
Agnostizismus oder Atheismus? ;)
Früher habe ich mich immer relativ unreflektiert als "Agnostiker" bezeichnet, aber es geht bei diesem Begriff eben vor allem um die Erkennbarkeit bzw. Erfahrbarkeit Gottes, was für meine persönliche Beschäftigung mit Fragen nach der Möglichkeit Gottes relativ irrelevant ist. Deshalb würde ich mich inzwischen doch eher als "Atheisten" bezeichnen.
 

Mr. Anderson

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Agnostizismus ist doch eher eine Aussage darüber, was "kenntlich" sein kann, also im Sinne von "Ich weiß nicht, ob es einen Gott gibt", bzw. im stärkeren Sinne: "Man kann nicht wissen, ob es einen Gott gibt".
Das schließt sowohl Atheismus als auch Theismus nicht aus. Man kann sagen "Ich weiß es nicht, aber ich glaube es", ebenso: "Ich weiß es nicht, aber ich glaube es nicht".
Aber abgesehen davon muss die Behauptung "Es gibt keinen Gott" auch nicht unbedingt einem "Glauben" entsprechen; man kann dies ebenso als Nullhypothese auffassen, die man eben so lange aufrecht erhält, bis man ausreichend sichere Beweise für das Gegenteil hat.
 

hives

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@ Mr. Anderson:
Ja, ich würde das Wissen bzw. die Erkennbarkeit eben mit Erfahrbarkeit ergänzen, aber das kann man auch als Unterpunkt verstehen.
 

NoToM

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Nur so aus Neugier;
Zu welcher Fraktion gehöre ich, wenn ich denke, dass die Frage nach Gott ein Denkfehler ist?


...wer weiss es wer weiss es....
 

NoToM

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Edo schrieb:

Ja, das kenn ich, ich dachte aber an irgend eine Bezeichnung die irgendwie mit "*ismus" endet oder so....moment....das wäre ja dann Pastafarianismus.

Aber auch das ist falsch, es müsste ja etwas wie, "Diefragestelltsichgarnichtweilsiekeinensinnmacht-ismus" heissen oder so...

Edit: Nihilismus kommt da nahe ran oder irre ich mich?
 

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