Verloren

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Verloren


Der alte Mann sitzt auf der Klippe,
wie damit verwachsen,
die alten Augen blicken aufs Meer hinaus,
in die unendlichen Weiten.

Sie blicken ohne zu sehen,
der Blick ist nach Innen gerichtet,
auf die Gedanken und Erinnerungen,
Gedanken an verlorene Liebe.

Eine Träne rollt langsam über seine faltige Wange,
verloren und einsam bahnt sie sich den Weg.
Genauso einsam wie er.

Er sitzt seit langer Zeit dort,
wie lange weiß er selbst nicht mehr.
Nebel zieht auf,
kommt vom Meer herauf,
durchquert seinen Geist.

Trübt den Blick auf die Erinnerungen,
Gedanken, kaum zu erfassen,
haben die Farben des Alters angenommen.
Verblichen wie alte Fotos.

Dann kommen sie,
holen ihn,
bringen ihn in das weiße Licht.

Als der Nebel geht
ist nichts mehr zu sehen von ihm,
da auf dieser Klippe.
Nur der Abdruck auf dem Stein,
auf dem er immer saß.



12.12.00
 

Kieran

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Schlimm... ganz schlimm. Aber so schön! Ich geh jetzt n bißchen weinen... :cry:
 

Visitor

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Danke, ich hoffe du musst nicht zuviel weinen ;)

Ich habe da noch eins, zu deiner wiederherstellung ;)


Danach


Kerzen brennen,
dort ein Bett,
davor Kleidung,
in Eile ausgezogen,
bildet einen zerknüllten Haufen.

Auf dem Bett,
-Zwei Körper-
In inniger Umarmung,
als wären sie eins.
Geruch nach Schweiß liegt in der luft.

Alles in Gold gehüllt
Vom schein der Kerzen.
-Zerwühltes Laken.

Darauf liegen sie,
ein Mann,
eine Frau.

Sagen kein Wort,
sind sprachlos
angesichts des Geschehenen,
sehen zufrieden aus.

Und doch,
Ihr rinnt eine Träne
aus dem Augenwinkel.

Eine Träne des Glücks,
sie bahnt sich ihren Weg
durch die winzigen Härchen,
und versickert
langsam im Kissen,
wie schon so viele vor ihr.


Olaf Pfeifenberger 20/04/2002
 

Kieran

Geselle
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Ich fühle mich durch diesen Text außerordentlich gut "wiederhergestellt"! Danke! :wink:
 

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