Ein_Liberaler
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willi schrieb:Also ich kenne bisher keinen Krieg der nicht gegen Zivilisten geführt wurde.
Erstens mußt Du unterscheiden zwischen "gegen Zivilisten geführt" und "ohne Rücksicht auf Zivilisten geführt". Die Kabinettskriege des 18. Jahrhunderts waren ziemlich vorbildlich, auch die von 1864, 1866 und 1870/71. Napoleon hat natürlich viel verdorben mit seinem Leben aus dem Lande, und seit den englischen Konzentrationslagern im Burenkrieg und ihren Strategien der Blockade und des Moral Bombing ist der Krieg natürlich auf einem absoluten moralischen Tiefpunkt angelangt. Von Kriegen gegen die Zivilbevölkerung, wie sie Hitler geführt hat, nicht zu reden.
Es ist aber, denke ich, unzweifelhaft, daß seit dem Zweiten Weltkrieg mit seinen Atombomben und dem Vietnamkrieg ein Umdenken einsetzt. Die israelische Armee beispielsweise vermeidet es möglichst, unterschiedslos gegen Zivilisten vorzugehen, und es ist zur Strategie ihrer Gegner geworden, sie möglichst doch dazu zu zwingen.
Und ja, es muss dem Soldaten zur Last gelegt werden, wenn sein Land und damit er, unrecht handelt!
Damit verlangst Du meiner Ansicht nach zuviel. Als letztes Jahr die drei Israelis in Gefangenschaft gerieten und Israel seine Befreiungsaktion/Strafexpedition startete, sollte jeder Gefreite selbst überlegen, ob das gerechtfertigt wäre? Wie lange hätte er denn dafür Zeit haben sollen? Aufgrund welcher Informationen sollte er seine Entscheidung treffen? So läßt sich kein Krieg mehr führen, und zwar auch kein Verteidigungskrieg.
Hypothetisch angenommen, die Bundesregierung hätte damals beschlossen, beim Völkermord in Ruanda einzugreifen. Hätten wir da wirklich noch Diskussionsrunden mit unseren Soldaten abhalten sollen, ob sie auch alle einverstanden sind?
Der Soldat muß sich, wenn er nicht einem offensichtlich kriminellen Regime dient, darauf verlassen können, daß er nicht strafrechtlich für die Ausübung seines Dienstes verantwortlich gemacht wird. Sondern nur für individuelle Kriegsverbrechen.
Dennoch, meine Sympathien liegen in den Ideen dieser Zeit,
Welchen Ideen? Unterschiedliche Menschen hatten damals sehr widersprüchliche Ideen - die Studenten, die Terroristen, die Politiker. Hegst Du Sympathie für die Ideen der RAF: Kommunismus, Revolution, Mord?
und wenn an dieser Stelle von Meinungsfreiheit geschrieben wird, wäre die in dieser Form ohne diese Zeit nicht möglich. Ich rieche gerade noch den Staub von damals.
Das ist geradezu empörend. Meinungs- und Pressefreiheit war vom ersten Tag an im Grundgesetz verbrieft. Hast Du eine Ahnung, wie es in Staaten zugeht, wo das nicht so ist?
Ich habe einen Bekannten, der in der DDR für das Kleben eines staatsfeindlichen Plakates fünf Jahre abgesessen hat. Wann hätte es das in der BRD je gegeben?
Was meinst Du wohl, wie lange es in der DDR einen "Studentenkurier" hätte geben können, der von FDP und BND mitfinanziert wurde?
Umgekehrt war das selbstverständlich möglich. In Westdeutschlang herrschte Meinungsfreiheit.
Gudrun Ensslin schrieb:Dieser faschistische Staat ist darauf aus, uns alle zu töten. Wir müssen Widerstand organisieren. Gewalt kann nur mit Gewalt beantwortet werden. Dies ist die Generation von Auschwitz – mit denen kann man nicht argumentieren!
Das, nachdem ein Demonstrant erschossen worden war. Diese Leute hatten jeglichen Maßstab verloren. Wie hatte noch gleich die DDR auf die Demonstartionen vom 17. Juni reagiert?
Die Bundesrepublik ließ sich jegliche Kritik, auch kommunistische, auf die Abschaffung des demokratischen Rechtsstaates gerichtete Agitation, gefallen.
Es wurde gegn den Vietnam Krieg protestiert, auf die Strasse gegangen! Und heute? Irak, Darfur, Jugoslawien, wo ist das Volk? Die liegen in der Sonne und reden über Gucci Klamotten. Die einzige Freiheit ist ob man die blaue oder die rote Zahnpaste nimmt.
Du weißt ja gar nicht, was Unfreiheit ist, Du Witzbold!
shechinah schrieb:Wenn die Bundeswehr Hüter des Rechtes und der Freiheit des deutschen Volkes sind, warum wurde die Regierung dann noch nicht mittels eine Militärputsches gestürzt und interniert?
Oder anders herum was muss noch geschehen, daß ih euch dazu aufrafft?
Was wirklich schlimmes. Für niedrigere Steuersätze riskier ich mein Leben nicht.
Der einfache Soldat befindet sich im Kampf quasi permanent in einer Lebensbedrohlichen Ausnahmesituation - daß da zwischen Uniformierten und Zivilisten (von Befehlsdruck mal ganz zu schweigen) nicht viel des Federlesens gemacht wird ist zwar tragisch aber ich kann das bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen.
Ich nicht. Verbrechen beibt Verbrechen. Die Führung hat den Soldaten nicht in Situationen zu bringen, in denen er nicht mehr sauber kämpfen kann. Um nicht evakuierte Ortschaften wird nicht gekämpft, Punkt. Die US-Army hat sich in Bagdad in eine Situation treiben lassen, in der sie nicht sauber bleiben kann, das allein ist schon eine Niederlage.
Daß der Soldat nicht erkennt, daß seine Führung Mist baut stimmt jedoch nicht - nur kann er herzlich wenig dagegen tun.
In Deutschland kann er seine (auch sehr indirekte) Mitwirkung am Irakkrieg bekanntlich verweigern. Auch einige Amerikaner haben den Dienst im Irak verweigert.