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Ist politisches Kabarett nicht mehr konsumentenkonform?
Gibt es einen Gegensatz zwischen politischem Kabarett und Stand-up- Comedy? Ist dieser gewollt, konstruiert?
Als Einstieg ein paar Informationen aus dem Umfeld des Scheibenwischers:
Hildebrandt nannte den Gegensatz "Comedy vs. politisches Kabarett?" einen "politischen Schachzug" im Hinblick auf die Entpolitiserung der Mainstream- Comedy. Im gleichen Interview konstatierte er bei Harald Schmidt eine "Verweigerung des eigentlichen Kabaretts" sowie "Sinnentleerung" und eine möglichst hohe "Pointendichte" auf Kosten des Anspruchs...
Das alles macht die folgenden Ereignisse umso interessanter:
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,327863,00.html
Letztendlich wurde der Scheibenwischer doch nicht verschoben, und Schmidt muss sich mit dem Scheibenwischer arrangieren. Hat Hildebrandt in diesem Fall mit seinen Äußerungen übertrieben? Oder war er zurecht verärgert über einen kleinen Aspekt der fortschreitenden Verdrängung politischer Comedy?
Mit Verdrängung und Abschaffung trotz Zuschauer hat Hildebrandt Erfahrung. Unter anderem wurde „Schimpf vor Zwölf“, ein recht niveauvolles Silvesterkabarett, urplötzlich abgeschafft:
Hildebrandt dazu in einem Interview:
Vor einigen Tagen dann die Abrechnung mit Hildebrandt durch Harald Martenstein in der ZEIT:
http://www.zeit.de/2005/03/SM-Hildebrandt
Auszugsweise:
So weit, so gut.
Dann der Hammer:
Die Demokratie funktioniert Martenstein zufolge offenbar inzwischen so klasse, das wir Leute wie den Hildebrandt gar nicht mehr benötigen. Und das stinkt dem Hildebrandt natürlich gewaltig, weshalb er sich auch über alles unnötigerweise öffentlich aufregt.
So einfach kann die Welt sein : die Demokratie ist gesichert, alles auf dem richtigen Weg, "macht euch keine Sorgen", Kabarett ala Hildebrandt braucht's auch nicht mehr...
Martensteins Fazit ist, das Hildebrandt mehr über Ferng Shui schreiben soll, weil er darüber noch nichts weiß...
Da scheint Sachverstand eher hinderlich...
Glaubt man den unliebsamen Zeitgenossen endlich erledigt?
Mehr Sprüche aus dem Scheibenwischer übrigens in der "Sammlung aktueller Zitate":
http://www.ask1.org/postt9913.html
Gibt es einen Gegensatz zwischen politischem Kabarett und Stand-up- Comedy? Ist dieser gewollt, konstruiert?
Als Einstieg ein paar Informationen aus dem Umfeld des Scheibenwischers:
Hildebrandt nannte den Gegensatz "Comedy vs. politisches Kabarett?" einen "politischen Schachzug" im Hinblick auf die Entpolitiserung der Mainstream- Comedy. Im gleichen Interview konstatierte er bei Harald Schmidt eine "Verweigerung des eigentlichen Kabaretts" sowie "Sinnentleerung" und eine möglichst hohe "Pointendichte" auf Kosten des Anspruchs...
Das alles macht die folgenden Ereignisse umso interessanter:
Ab 19. Januar macht sich Star-Kabarettist Harald Schmidt jeden Mittwoch und jeden Donnerstag in der ARD breit. Ärgerlich für die Kollegen vom "Scheibenwischer", die jetzt eine halbe Stunde später drankommen. Dieter Hildebrandt, graue Eminenz des "Scheibenwischer", würde da nicht mitmachen.
Berlin - Offiziell wisse er von der Verschiebung nichts, sagte Hildebrandt dem Berliner "Tagesspiegel". "Wüsste ich davon, würde ich es nicht mitmachen und direkt aussteigen."
Die Verlegung des Sendeplatzes auf 23.30 Uhr sei eine Provokation, sagte der Kabarettist weiter: "Sollte der 'Scheibenwischer' nach der Schmidt-Show laufen, so würde dies auf eine Deklassierung des Formats hinauslaufen." Hildebrandt hofft, dass die "Scheibenwischer"-Frontleute Bruno Jonas, Georg Schramm und Mathias Richling sofort aussteigen, falls die Verschiebung tatsächlich eintritt.
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,327863,00.html
Letztendlich wurde der Scheibenwischer doch nicht verschoben, und Schmidt muss sich mit dem Scheibenwischer arrangieren. Hat Hildebrandt in diesem Fall mit seinen Äußerungen übertrieben? Oder war er zurecht verärgert über einen kleinen Aspekt der fortschreitenden Verdrängung politischer Comedy?
Mit Verdrängung und Abschaffung trotz Zuschauer hat Hildebrandt Erfahrung. Unter anderem wurde „Schimpf vor Zwölf“, ein recht niveauvolles Silvesterkabarett, urplötzlich abgeschafft:
Hildebrandt dazu in einem Interview:
„Weil sich bei den Verantwortlichen für das ARD-Programm der Gedanke festgesetzt hat, dass man Kabarett nicht senden könne, weil es kein Programm für die Masse sei. Man glaubte, dass, wer am Silvesterabend dies Programm einschalte, intellektuell dem nicht gewachsen sei, was wir sagen. Eine ziemlich freche Unterschätzung des Publikums.“
Vor einigen Tagen dann die Abrechnung mit Hildebrandt durch Harald Martenstein in der ZEIT:
http://www.zeit.de/2005/03/SM-Hildebrandt
Auszugsweise:
Er geht auf die Achtzig zu, was treibt ihn an? These: Es ist Misstrauen. Die Demokratie? Nur eine dünne Tünche, die man über den Nazikram drübergestrichen hat. Man muss bloß kratzen, dann kommt bei fast jedem Deutschen der Nazi zum Vorschein. Die Demokratie muss täglich verteidigt werden, sonst ist sie futsch.
So weit, so gut.
Dann der Hammer:
Dieses Hildebrandt-Misstrauen war viele Jahre lang berechtigt oder notwendig oder unvermeidlich. Die Dinge in Deutschland haben sich im Laufe der Jahrzehnte allerdings demokratischer entwickelt, als Pessimisten befürchteten. Diese Entwicklung ist für die alarmistisch pessimistische Kunst des Kabarettisten Hildebrandt nicht hilfreich gewesen.
Die Demokratie funktioniert Martenstein zufolge offenbar inzwischen so klasse, das wir Leute wie den Hildebrandt gar nicht mehr benötigen. Und das stinkt dem Hildebrandt natürlich gewaltig, weshalb er sich auch über alles unnötigerweise öffentlich aufregt.
So einfach kann die Welt sein : die Demokratie ist gesichert, alles auf dem richtigen Weg, "macht euch keine Sorgen", Kabarett ala Hildebrandt braucht's auch nicht mehr...
Martensteins Fazit ist, das Hildebrandt mehr über Ferng Shui schreiben soll, weil er darüber noch nichts weiß...
Da scheint Sachverstand eher hinderlich...
Glaubt man den unliebsamen Zeitgenossen endlich erledigt?
Mehr Sprüche aus dem Scheibenwischer übrigens in der "Sammlung aktueller Zitate":
http://www.ask1.org/postt9913.html