Lebensmittelskandale

Ein_Liberaler

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Ich persönlich finde es ja mit dem Leitbild des ehrbaren Kaufmanns schwer vereinbar, den Kunden Produkte unterzujubeln, die ihnen eher schaden. Des Menschen Wille ist sein Himmelreich, und wer seinen Tee als gesättigte Zuckerlösung trinken will, soll das tun, aber stark gezuckerte Produkte als besonders gesund oder besonders geeignet für Kinder anzupreisen, ist imho unredlich. Sosehr ich Organisationen wie Foodwatch ablehne - wenn sie es schaffen, Kundenveralberungen wie die Milchschnitte bloßzustellen und ins Bewußtsein der Öffentlichkeit zu rücken, kann ich das nur begrüßen.
 

agentP

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Die Informationen sind vorhanden, man muß sie sich halt holen, heutzutage ist das einfacher denn je. Gibts garantiert ne App für.

Informationen sind das eine, in der Lage sein, die Informationen zu bewerten eine andere.

Wenn foodwatch und co. schaffen die Leute zu sensibilisieren und so Druck auf die Hersteller auszuüben, dann ist mir das sicher lieber als eine gesetzliche Regelung.
 

Goatboy

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Ein_Liberaler schrieb:
Ich persönlich finde es ja mit dem Leitbild des ehrbaren Kaufmanns schwer vereinbar, den Kunden Produkte unterzujubeln, die ihnen eher schaden. Des Menschen Wille ist sein Himmelreich, und wer seinen Tee als gesättigte Zuckerlösung trinken will, soll das tun, aber stark gezuckerte Produkte als besonders gesund oder besonders geeignet für Kinder anzupreisen, ist imho unredlich. Sosehr ich Organisationen wie Foodwatch ablehne - wenn sie es schaffen, Kundenveralberungen wie die Milchschnitte bloßzustellen und ins Bewußtsein der Öffentlichkeit zu rücken, kann ich das nur begrüßen.
Darf ich an E10 erinnern, auch wenn es kein Lebensmittel ist (jedenfalls zu 90% nicht...)? Da ist genau das passiert, was du forderst, nur eben mit anderen Mitteln: sowohl die Regierung als auch die Mineralölkonzerne haben versucht, den Kunden ein faules Paket unterzujubeln. Es gab umfangreiche Informationskampagnen über die Schädlichkeit oder Unschädlichkeit der Mischung, große Anpreisung des Produktes und dennoch sind die Kunden nicht darauf hereingefallen, weil sie die Plörre einfach nicht tanken wollten, und das selbst obwohl die Preise für E5 absichtlich nach oben korrigiert wurden. 'Ne ziemich eigenverantwortliche Entscheidung, oder? Wenn es ums Auto geht, fängt der Deutsche eben an, kritisch zu denken. Anscheinend sogar die ach so Benachteiligten.
 

agentP

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'Ne ziemich eigenverantwortliche Entscheidung, oder? Wenn es ums Auto geht, fängt der Deutsche eben an, kritisch zu denken. Anscheinend sogar die ach so Benachteiligten.

In dem Fall wurde man auch von allen Seiten mit Infos zugeschüttet, ob man wollte oder nicht und musste nicht mit Lupe und Chemie-Lexikon auf die Jagd nach Inhaltsstoffen gehen.
Und die eigenverantwortliche Entscheidung bestand vermutlich in erster Linie darin verwirrt zu sein und sich aus der Verwirrung heraus konservativ zu verhalten und die Veränderung abzulehnen.
 

Ein_Liberaler

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:egal: Wahrscheinlich würden die Verbraucher auch durchdrehen, wenn der Gesetzgeber Getränke mit zehn Prozent Zuckergehalt zwingend vorschreiben würde, oder?
 

Goatboy

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Ein_Liberaler schrieb:
:egal: Wahrscheinlich würden die Verbraucher auch durchdrehen, wenn der Gesetzgeber Getränke mit zehn Prozent Zuckergehalt zwingend vorschreiben würde, oder?
Aber Moment, das würde doch voraussetzen, dass irgendwo die Erkenntnis angekommen sein muss, dass Unmengen an Zucker nicht nur gute Wirkungen haben!?
 

Ein_Liberaler

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Mein Fehler. Ich ändere das schnell: Wahrscheinlich würde der Verbraucher auch durchdrehen, wenn der Gesetzgeber zehn Prozent Süßstoff im Zucker vorschriebe, oder?
 

Goatboy

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Was ist deine Aussage? Dass verbindliche Vorschriften seitens des Gesetzgebers bei den Bürgern grundsätzlich schlecht ankommen? Oder meinst du etwas anderes? Ich finde deine Formulierungen bisweilen etwas vage.
 

Ein_Liberaler

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Genau das. Immerhin war mal vorgesehen, E5 relativ schnell weitestgehend abzuschaffen und nur noch in geringen Mengen anzubieten (da ja einige wenige Fahrzeuge es definitiv nicht vertragen).

Drei Cent Sonderabgabe werden dagegen hingenommen, wie auch eine Zuckersteuer oder eine Gesundheitsampel hingenommen werden würden. Auch gegen eine Sondersteuer auf Raucherkneipen hätte es wahrscheinlich keinen Potest gegeben.
 

Goatboy

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Aber wenn Widerstand gegen Vorschriften bestehen sollte, wie würde sich das denn mit der Forderung nach einem Verbot bestimmter Merkmale von Produktverpackungen vertragen?
 

POW

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Das Gespräch mit Valentin Thurn

Der Film "Taste the Waste"

Die Hälfte aller Lebensmittel in Europa werden weggeworfen. Das meiste davon endet im Müll, bevor es überhaupt den Verbraucher erreicht. Und fast niemand kennt das Ausmaß der Verschwendung. Gleichzeitig verhungern täglich tausende Menschen. Vier Jahre lang hat der Filmemacher und Buchautor Valentin Thurn die globale Lebensmittelverschwendung untersucht. Sein Film "Taste The Waste" dokumentiert diesen Wahnsinn.

http://www.3sat.de/mediathek/mediathek.php?obj=26591&mode=play
 

Ein_Liberaler

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Hattest Du darauf nicht schon einmal verlinkt? Und nun?

Worin siehst Du die Ursachen, ist das okay oder nicht, vermeidbar oder unvermeidlich, was sollte Deiner Ansicht nach unternommen werden, wenn überhaupt etwas?
 

Helika

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Ein_Liberaler schrieb:
Ich persönlich finde es ja mit dem Leitbild des ehrbaren Kaufmanns schwer vereinbar, den Kunden Produkte unterzujubeln, die ihnen eher schaden. Des Menschen Wille ist sein Himmelreich, und wer seinen Tee als gesättigte Zuckerlösung trinken will, soll das tun, aber stark gezuckerte Produkte als besonders gesund oder besonders geeignet für Kinder anzupreisen, ist imho unredlich. Sosehr ich Organisationen wie Foodwatch ablehne - wenn sie es schaffen, Kundenveralberungen wie die Milchschnitte bloßzustellen und ins Bewußtsein der Öffentlichkeit zu rücken, kann ich das nur begrüßen.

Gute Ansage, da kann ich nur zustimmen!


Wobei ich das Problem mit Foodwatch verstehen, welchen Haken hat die Sache? Soweit ich sehe, informieren sie nachdrücklich über Betrügereien in der Lebensmittelbranche. Wenn da noch eine andere Intention dahinter steckt, würde ich mich über diesbezügliche Infos freuen.
 

Ein_Liberaler

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Thilo Bode hat das Schüren von Angst und Panik zum Geschäft gemacht, das finde ich ebenso abstoßend wie das hohe moralische Roß, auf das er sich setzt. Ach, wie überhaupt das ganze System des virtuellen Lynchmobs...
 

POW

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Ein_Liberaler schrieb:
Hattest Du darauf nicht schon einmal verlinkt? Und nun?

Worin siehst Du die Ursachen, ist das okay oder nicht, vermeidbar oder unvermeidlich, was sollte Deiner Ansicht nach unternommen werden, wenn überhaupt etwas?

Ich will die Leser nur sensibilisieren. Augen aufmachen und sich nicht durch die Werbebotschaften das Gehirn weiter weichklopfen lassen. Die meisten Konsumenten sind nämlich NICHT in der Lage, sich ein Bild darüber zu machen, ob dieses oder jenes Werbeversprechen gut oder schlecht für sie ist. Darauf habe ich in diesem Thread schon x-mal hingewiesen. Außerdem halte ich es schon für sinnvoll, sich mal Gedanken darüber zu machen, ob es wirklich in Ordnung ist, dass wir gedankenlos soviel Essen einfach wegschmeißen, während gleichzeitig ungefähr 1 Milliarde Menschen auf diesem Planeten Hunger haben, jeden Tag schätzungsweise 35.000 Menschen an Hunger verrecken und die Menschen in den Industrienationen krank von zuvielem und schlechtem Essen werden.
 

POW

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Helika schrieb:
Das fängt schon mit dem Hipp-Fencheltee mit Zucker an - und Kleinkind freut sich dann, wenn ihm mit 3o Jahren vom Zahnarzt alle Zähne gezogen werden müssen!

Ähhh...Das geht nicht erst mit 30 Jahren los. Wir behandeln regelmäßig Kleinkinder mit von Karies zerstörten Milchzähnen...Die nicht erhaltungswürdigen Zähne sind dabei das kleinste Problem. Sie haben Infektionen im Mund-Rachenraum, Schmerzen und weiterreichende Erkrankungen, die im Zusammenhang mit den zerstörten Zähnen stehen.
 

agentP

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Außerdem halte ich es schon für sinnvoll, sich mal Gedanken darüber zu machen, ob es wirklich in Ordnung ist, dass wir gedankenlos soviel Essen einfach wegschmeißen, während gleichzeitig ungefähr 1 Milliarde Menschen auf diesem Planeten Hunger haben, jeden Tag schätzungsweise 35.000 Menschen an Hunger verrecken und die Menschen in den Industrienationen krank von zuvielem und schlechtem Essen werden.

Mal ganz abgesehen davon, dass sich natürlich eine moralische Frage auftut, wenn wir Essen wegschmeißen und irgendwo Menschen verhungern:
Wie könnte man denn in der Praxis die 35000 Menschen davon profitieren lassen, wenn wir uns einschränken? Die Weißwürste vom Vortag können wir ja schlecht nach Afrika schicken.
 

Goatboy

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POW schrieb:
Die meisten Konsumenten sind nämlich NICHT in der Lage, sich ein Bild darüber zu machen, ob dieses oder jenes Werbeversprechen gut oder schlecht für sie ist.
Jetzt ist es also nicht mehr nur der soziale Bodensatz, der bemuttert werden muss, sondern es sind die meisten Konsumenten, zu deren Beschützer du dich aufschwingst? Du willst mir ernsthaft erzählen, dass von 100 erwachsenen Menschen, die durch die Einkaufszone laufen, mehr als 50 zu blöd sind zu kapieren, dass zuviel Zucker Karies begünstigt?
 

Ein_Liberaler

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Mehr als eine moralische Frage ist es auch nicht. Ich werfe kein Essen weg, das nicht schlecht geworden wäre, und das ist äußerst wenig, aber davon haben die hungernden Somalier und Äthiopier gar nichts.
 
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