Krieg gegen unliebsame Netzbewohner

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Ein Blogger, dem jemand etwas geleakt hat, dürfte "seine" brisanten Daten also einzig Beamten oder Pressevertretern zeigen, nicht aber IT-Fachleuten oder Rechtsanwälten. Die Weitergabe solcher Daten ist in diesen Fällen dann auch für den Whistleblower selbst strafbar.
Whistleblower dürfen nicht zum Anwalt - Verfassungsbeschwerde gegen undurchdachten § 202d StGB

Schulz fordert EU-weites Gesetz gegen Fake News

DIE LINKE: Fake-News: Bekommen wir bald ein Wahrheitsministerium?
 

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"Mit Blick auf die Bundestagswahl sollte sehr schnell gehandelt werden", schreiben die Beamten von Minister de Maizière in einem aktuellen Vermerk, der dem SPIEGEL vorliegt.

Innenministerium will Abwehrzentrum gegen Falschmeldungen einrichten

In der Debatte über Falschmeldungen im Internet prescht das Innenministerium vor: Nach SPIEGEL-Informationen will man eine Einrichtung im Kanzleramt aufbauen, die Desinformationskampagnen bekämpft.


Offenbar bekommen wir wohl bis zur Wahl doch kein ausgewachsenes Wahrheitsministerium, sondern lediglich ein kleines Wahrheitszentrum im Kanzleramt. Naja, man kann wohl nicht alles haben...

Sehr interessant auch dieser Satz im Artikel, der mögliche Kritik noch vor ihrer Veröffentlichung antizipiert und sogar lokalisieren kann:

Außerdem dürfte der Regierung insbesondere von Rechtspopulisten der Vorwurf gemacht werden, sie wolle missliebige Informationen und Meinungen unterdrücken.
 

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On December 8, 2016, the Countering Foreign Propaganda and Disinformation Act passed a vote in the U.S. Senate by a wide margin.[9] It was included together with the National Defense Authorization Act (NDAA) Conference Report for fiscal year 2017, which passed in the U.S. Senate with a final tally of 92 to 7. [...]

In the version of the bill incorporated into the 2017 National Defense Authorization Act, the U.S. Congress would ask the United States Secretary of State to collaborate with the United States Secretary of Defense and other relevant Federal agencies to create a Global Engagement Center to fight against propaganda from foreign governments, and publicize the nature of ongoing foreign propaganda and disinformation operations against the U.S. and other countries.[10] The bill said this inter-agency effort should: "counter foreign propaganda and disinformation directed against United States national security interests and proactively advance fact-based narratives that support United States allies and interests."[7]

On December 24, 2016, President Obama signed the 2017 National Defense Authorization Act into law.[11]
Countering Foreign Propaganda and Disinformation Act

Einige ältere Berichte dazu aus den US-Medien:

Effort to combat foreign propaganda advances in Congress

Should journalists be worried about the Countering Disinformation and Propaganda Act?
 

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Herr Utlu - aufgrund welcher türkeikritischen Inhalte hat Facebook Sie in der Vergangenheit gesperrt?
Ali Utlu: Meistens waren es Beiträge, die die Menschenrechtssituation in der Türkei beschreiben, aber auch den Wandel der Türkei in eine Diktatur mit islamistischer Ausprägung. Besonders gerne löschte Facebook die Beiträge, in denen ein Zusammenhang zwischen der AKP-Regierung und den so genannten Islamischen Staat aufgezeigt wurde - speziell die aufgedeckten Waffenlieferungen in LKWs an den IS.
Aber auch Themen wie Morde an Transsexuellen in Istanbul wurden gelöscht. Auffällig ist, dass ich schon über die Gezi-Proteste in Istanbul live berichtete, auf Facebook - mit Hunderten Kommentaren und Bildern, auch mit massiver Kritik am Regime. Doch 2013 löschte Facebook nicht einen dieser Inhalte. Es ist ein neues Phänomen.
"Ein neues Phänomen"
 

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FakeNews - gerade bei Facebook - sind schon jetzt eine der großen Bedrohungen unserer Gesellschaft. Das ist klar. Und wir befürchten, dass diese Bedrohungen in den kommenden Monaten noch massiver werden. Sei es bei der NRW-Wahl oder bei der Wahl zum nächsten Bundestag im Herbst.

[...]

In dieser Phase fließt kein Geld für das FactChecking. Auch hier müssen wir langfristig sehen, welche Finanzierungsformen es gibt. Es wird schwer werden, das Geld unserer Spender dafür auszugeben, Facebook zu heilen.
Correctiv


Sie sagen, Fake-News können die Demokratie in Gefahr bringen. Aber ist es in einer offenen Gesellschaft der richtige Weg, sie zu markieren oder gar zu löschen? Muss man von mündigen Bürgern nicht erwarten können, dass sie Fälschungen selbst erkennen?

Das ist ja nur einer von mehreren Wegen. Natürlich reicht es nicht aus, Fake-News allein bei Facebook aufzuspüren. Ich glaube schon, dass die gesellschaftliche Aufklärung am Ende so weit gehen sollte, dass jeder ertüchtigt wird, Quatsch als Quatsch zu erkennen. Aber das ist eine andere, größere Aufgabe. Das Wissen zu vermitteln, wie suche ich nach guten Nachrichten? Wie bewerte ich Nachrichten? Was ist eine sichere Quelle? Ich glaube, dass da zum Beispiel die Volkshochschulen eine gute Möglichkeit wären.
Um Fake News zu erkennen, hat Facebook sich das Recherchezentrum Correctiv als Partner ausgesucht. Dessen Geschäftsführer David Schraven erklärt, wie eine kleine Redaktion all der Falschmeldungen Herr werden soll.

Wir fangen also am besten direkt mal an zu zensieren, auch wenn wir wissen, dass das am eigentlichen Problem der fehlenden Medienkompetenz vorbeigeht, denn das werden wir ja ganz sicher irgendwann später lösen. Irgendwie mit Volkshochschulen. Oder so.
 

InsularMind

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Ich weiß zwar nicht, welche Leute Volkshochschulkurse über die Abklärung von medialen Inhalten und ihrer Authentifikation besuchen, aber flächendeckend wird das wohl nicht funktionieren.

Bei dem ganzen Gedanken werde ich das Gefühl nicht los, dass die Bewertung von verbreiteten Inhalten hin zu Fake-News als Instrument zur Meinungsmache und Förderung bestimmter Meinungen, oder auch der Nuancierung politischer Interessen genutzt werden wird.

Wohl werden dann auch reale News bei Bedarf verändert, um zu Fake-News gemacht zu werden, und wer nicht persönlich vor Ort nachschaut, was Sache ist, kann keinem Medium mehr trauen. Manipulation steckte in Berichterstattung in gewisser Weise lange schon drin. Lenkung des News-Empfängers vorgesehen.

Als Fake-News kann man aber auch schon Angaben der Arbeitslosenzahlen oder Ähnliches sehen, wo Leute in Maßnahmen oder kurzfristigen Niedriglohnverhältnissen u.Ä. herausgerechnet wurden.
Je nachdem, ob man nur komplett konfabulierte Inhalte meint, oder abgeänderte, prozentual mehr oder weniger Frisierte.
 

Simple Man

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Übermedien (Stefan Niggemeier): "'Fake News' und der blinde Fleck der Medien
Wenn die etablierten Medien diesen Kampf nicht als einen Kampf gegen Desinformationen aller Art führen, sondern als einen Kampf Wir gegen Die; wenn sie den Eindruck erwecken, dass sich Kollegen untereinander nicht wehtun, aber keine Hemmungen gegenüber dubiosen amerikanischen Seiten, Anti-Mainstream-Medien und Einzelpersonen im Netz haben; wenn es scheint, als sei das Haupt-Problem von „Fake News“ womöglich gar nicht der Inhalt, sondern der Absender – dann haben sie keine Chance, diesen Kampf zu gewinnen.
 

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Simple Man schrieb:
Übermedien (Stefan Niggemeier): "'Fake News' und der blinde Fleck der Medien
Wenn die etablierten Medien diesen Kampf nicht als einen Kampf gegen Desinformationen aller Art führen, sondern als einen Kampf Wir gegen Die; wenn sie den Eindruck erwecken, dass sich Kollegen untereinander nicht wehtun, aber keine Hemmungen gegenüber dubiosen amerikanischen Seiten, Anti-Mainstream-Medien und Einzelpersonen im Netz haben; wenn es scheint, als sei das Haupt-Problem von „Fake News“ womöglich gar nicht der Inhalt, sondern der Absender – dann haben sie keine Chance, diesen Kampf zu gewinnen.

Passend dazu:

Würdet Ihr also auch Meldungen von etablierten Medien, wie beispielsweise Bild, SZ oder Zeit, bei Facebook als Fake-News kennzeichnen, wenn diese nach den Poynter-Regeln Falschmeldungen sind?

Gute Frage. Ich glaube, das muss man sehen, wenn es soweit ist. Grundsätzlich kann alles geprüft werden. Gerade bei den klassischen Pressemedien haben wir aber schon eine ziemlich gut wirkende Selbstkontrolle. Da gibt es den Presserat, in den einzelnen Häusern gibt es Ombudsmänner, Leser-Beiräte und sonstige Sachen. Jeder macht mal einen Fehler. Da würde ich grundsätzlich darauf vertrauen, dass diese erprobten Instrumente der Selbstkontrolle funktionieren. Deswegen kann man sich die Arbeit an dieser Stelle wohl sparen. Wenn da einer großen Mist baut, landet das in der Regel beim Presserat.
Meedia: Correctiv-Chef David Schraven: „Wir sind kein Dienstleister. Wir arbeiten nicht für, sondern auf Facebook“


Telepolis: Facebook-"Wahrheitsprüfer" Correctiv verstrickt sich in Widersprüche

Telepolis: Trump und die "Fake News"
 

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"China behält eine gewisse Kontrolle darüber, welche Nachrichten ihr Land penetrieren. Das brauchen auch wir, um sicherzustellen, dass nicht das Betriebssystem unseres Landes gestört wird", sagte Yogeshwar der "Welt".

Es gehe um die Anwendung europäischen Rechts bei den digitalen Medien. "Europa muss bei den Massenmedien eine gewisse Souveränität behalten."
TV-Moderator Yogeshwar nennt China bei Internet-Kontrolle als Vorbild

Jetzt also nicht nur Hass und Fake-News auf Facebook, sondern ausländische Medien. Ja, das wäre wohl tatsächlich recht effektiv und zudem abschreckend. Ich hätte wirklich nicht erwartet, dass es nun so schnell geht mit den sich überschlagenden Zensurforderungen.
Auf den vollständigen Originalartikel kann ich jedoch leider nicht zugreifen - hat hier jemand WELT.de-Vollzugriff und kann bestätigen, dass das so gesagt wurde?
https://www.welt.de/wissenschaft/article161548265/So-will-Ranga-Yogeshwar-die-Demokratie-retten.html
Ich hoffe ernsthaft dass es sich hierbei um Fake-News bzw. alternative Fakten handelt...
 

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Auf welt.de habe ich keinen Vollzugriff. Epochtimes zitiert Yogeshwar auch und bezieht sich ebenfalls auf die Aussagen von Y. gegenüber der WELT... Obiges Zitat wird auf epochtimes auch zitiert.

Außerdem habe er gesagt:
„Medien sind ein zentraler Teil des Betriebssystems von Staaten. Wenn wir von immer mehr Fake News überschwemmt werden und keinerlei Möglichkeit haben, Dinge zu sanktionieren und zu unterbinden, wird das für unsere Demokratie gefährlich. Behauptungen aller Art stehen dann einfach im Raum und der gemeinsame gesellschaftliche Prozess erlahmt. Das kann zu Entgleisungen des Systems führen, die wir uns gar nicht ausmalen wollen.“

WDR-Moderator Yogeshwar empfiehlt Europa: Nehmt Euch Chinas Internet-Zensur als Vorbild
 

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Am Rande der Thematik:
Demnach fänden heute 40 Prozent der Deutschen, dass man den Medien in wichtigen Fragen eher oder voll und ganz vertrauen könne. 2008 hatte der Aussage nur knapp jeder Dritte zugestimmt.
Die Forscher widersprechen damit nicht zwangsläufig anderen Studien, die eine Abnahme des Medienvertrauens festgestellt hatten. Denn den Mainzer Wissenschaftlern zufolge gibt es zwar mehr Menschen, die Medien vertrauten, aber gleichzeitig auch mehr, die das nicht täten. Laut ihrer Studie sagt etwa jeder vierte Deutsche, dass man den Medien in wichtigen Fragen eher nicht oder überhaupt nicht vertrauen könne. 2008 waren das noch neun Prozent.
http://www.zeit.de/kultur/2017-01/medienvertrauen-studie-berichterstattung-anstieg

Wenn ich das richtig verstehe:

Das Vertrauen steigt von ca. 33 auf 40 %: Wachstum von ca. 21 % bzw. 7 Prozentpunkten.

Das Misstrauen steigt von 9 auf ca. 25 %: Wachstum von ca. 175 % bzw. 16 Prozentpunkten.


Was titelt die Zeit?

Vertrauen in Medien steigt -- Niemand glaubt mehr Journalisten? Entgegen dieser verbreiteten Annahme steigt das Vertrauen in Zeitungen und TV seit Jahren, erläutern Kommunikationsforscher in der ZEIT.

Wie soll man sowas nennen? Ist das schon Fake-News? Oder nur eine kreative Interpretation?

Nach den (nicht gerade ausführlichen) Infos würde ich eher folgendes feststellen:
- die Polarisierung der Gesellschaft nimmt massiv zu. Waren zuvor offenbar noch ca. 58 % nicht entschieden misstrauend oder vertrauend, so sind das bei der jüngsten Befragung nur noch ca. 35 %
- die Gruppe der Misstrauenden nimmt deutlich stärker zu als die Gruppe der Vertrauenden (ca. 175 % bzw. 16 Prozentpunkte versus ca. 21 % bzw. 7 Prozentpunkte)
- die Gruppe der Vertrauenden ist nach wie vor deutlich größer, aber der Abstand schrumpft (ca. 24 versus ca. 15 Prozentpunkte Unterschied)


[edit]
Danke @streicher!
 

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Simple Man schrieb:

Danke für den Link! Durchaus interessant:

In summary, our data suggest that social media were not the most important source of election news, and even the most widely circulated fake news stories were seen by only a small fraction of Americans. For fake news to have changed the outcome of the election, a single fake news story would need to have convinced about 0.7 percent of Clinton voters and non-voters who saw it to shift their votes to Trump, a persuasion rate equivalent to seeing 36 television campaign ads.
 

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Ein Artikel über Fake News aus einer anderen Ecke, eine Plattform, die (vielleicht) etabliert wird: Erfolgsmodell "Fake-News".

Der Autor Albrecht Ude kommt zu folgendem Schluss:
Das Problem sind nicht die einzelnen Faker, sondern die Plattformen, die sie erst ermöglichen. Warum gibt es Google und Facebook überhaupt? Warum kann es sein, dass eine Suchmachine in Deutschland (bei der normalen Websuche) einen Marktanteil von 96% hat? Und damit nicht nur ein Monopol hat, sondern auch normativ wird, also Standards setzt? Wie kann es sein, dass die US-Aktengesellschaft weltweit 1,8 Milliarden Nutzer hat, davon rund 26 Millionen in Deutschland, ohne dass es eine effektive Kontrolle gibt? Das ist nicht digitale Marktwirtschaft, das ist Marktversagen!

Die Politik sollte nicht nur gegen "Fake News" vorgehen, sondern gegen den Boden, auf dem sie wachsen. Alles andere wird der Kampf gegen Windmühlen.
 

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Da stellt mal wieder einer Kausalzusammenhänge her...

Aber die Diskussion könnte einen neuen Antrieb bekommen, denn das Hamburger Wochenblatt ist eine Plattform für jedermann. Jeder kann Neuigkeiten einstellen. Der Name erinnert freilich an eine Zeitung, denn es gibt zum Beispiel auch das Hamburger Abendblatt.

Und da fake news ein inflationiär gebrauchter Begriff darstellt, der reichlich Diskussionen nach sich zieht, darf eine neue fake news einiger AfD-Verbände nicht fehlen: Es gibt keine Reisewarnung
AfD verbreitet Fake News über Schweden
.
Das Auswärtige Amt reagierte umgehend. Die Netzwelt darf gelassen reagieren. Die "Falschnachricht" erinnert freilich an den blonden Präsidenten.
Trumps Fehlinformation zog im Internet zahlreiche Reaktionen nach sich, die bei Twitter unter #lastnightinSweden geschickt wurden. Der frühere schwedische Ministerpräsident Carl Bildt fragte mit Blick auf Trump: "Schweden? Terrorattacke? Was hat er geraucht?"

Ähnliche Kommentare fanden sich nun auch zu der Falschmeldung der AfD-Gruppen. Viele Nutzer fragten ironisch, ob die AfD inzwischen auch Satire-Meldungen publiziere.
Richtig Stellen kann eine Lösung sein.
 

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Es geht schon um ein verzweifeltes Rückzugsgefecht der klassischen Massenmedien, die erfahren müssen, dass immer mehr Menschen an ihrer Glaubwürdigkeit zweifeln. Hinzu kommt, dass sich viele Journalisten als Oberlehrer der Nation missverstehen - und das lassen sich viele Menschen nicht mehr bieten. Die Objektivität der Medien steht also nicht nur "erkenntnistheoretisch" zu Debatte. Man hat als Leser oder Zuschauer immer häufiger den schlechten Geschmack der Manipulation auf der Zunge.

Wirklichkeitskonstruktion ist ja nicht nur ein Problem der Medien. Es gibt keinen unmittelbaren Zugang zur Wirklichkeit. Wir alle gehen konstruktiv und präventiv an die Realität heran. In gewisser Weise sieht und erlebt jeder immer nur das, was er sehen und erleben will. Bei Massenmedien kommt allerdings die fast unentrinnbare Suggestion hinzu, sie würden tatsächlich objektiv zeigen, was ist. Aber im Grunde ist das unproblematisch, denn wir haben ja eine Vielzahl von Informationsquellen. Und ich würde empfehlen, keiner dieser Quellen eine besondere Autorität einzuräumen. Auch den wissenschaftlichen nicht!

Norbert Bolz (Professor für Medienwissenschaft an der TU Berlin) im Gespräch mit Telepolis.

"Es geht um ein verzweifeltes Rückzugsgefecht der klassischen Massenmedien"
 

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Mit dem Namen „Piet Smiet“ konnten die meisten bis zur vergangenen Woche sicherlich nicht viel anfangen. Wobei die Gruppe derer, die sich für „Let’s Play“-Videos erwärmen, sofort weiß, wer gemeint ist: eine kleine Spieler-Truppe, die sich durch das Gaming-Universum zockt, was das Zeug hält. [...]

Bei dem Kanal soll es sich um Rundfunk handeln, und für den braucht man bei uns eine Lizenz. Für eine solche sind bei privaten Veranstaltern die Landesmedienanstalten zuständig, die als Medienaufsicht ziemlich in Vergessenheit geraten sind, jetzt aber die Chance sehen, groß rauszukommen. Ihr habt ein Problem mit dem Internet, mit Hassrede und Fake News?, rufen sie der Politik zu, und: Wir haben die Lösung, wir sind die Lösung, verteilen Lizenzen und räumen auf. Kommt es so, haben wir es mit einem Paradigmenwechsel im Netz zu tun.

Rundfunklizenz für Youtuber - Erst die Gamer, dann das ganze Internet
Die Landesmedienanstalten wollen das Netz kontrollieren. An einem Youtube-Kanal machen sie die Probe aufs Exempel: Er soll Rundfunk sein. Kommen sie damit durch, hätte das weitreichende Konsequenzen.
 

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