Internet stärker wie Zeitungen gibt es noch ein Gegengewich

Eigentum

Neuling
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Hallo,

ich habe mir bei der IVW die Auflagenzahlen der diversen Zeitungen angeschaut bis auf die Bild scheinen alle Zeitungen groß an Auflage zu verlieren (seit Jahren).
Daher muss vermutlich nun am "Inhalt" gespart werden. Welche Gegengewichte gibt es?
 

haruc

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Gute Frage.

Man darf aber nicht vergessen, dass die reine Auflagenzahl noch nichts über den Inhalt an sich und seine Reichweite verrät.

Zeit Online ist beispielsweise eines der beliebtesten Nachrichtenportale in Deutschland. Auch wenn die Druckauflage sinkt, erreicht Zeit heute wohl mehr Menschen, als vor 20 Jahren noch.
Praktisch alle großen Zeitungen haben auch entsprechend gute Online-Angebote und die sind imho gut aufgestellt.

Denn letztlich geht es ja um Inhalt, nicht um das Medium. Dass die Papierzeitung gegenüber der (günstigeren und bequemeren) E-Zeitung an Bedeutung verliert ist ein Problem des Mediums "bedrucktes Papier".

Ich sehe daher für die klassische Zeitung (gemeint nicht das Medium sondern die Organisation) keine große Gefahr, auch in der Zukunft nicht. Allerdings gibt es auch "alternative" Nachrichtenseiten, die ihre Alternativität bisweilen so weit treiben, dass sie sogar eine alternative Realität erfinden. Wenn der Anteil der Leute, die sich ausschließlich über ein solche Quellen informieren zu hoch wird, dann wird's problematisch.
Aber auch hier kann man Positives sehen: Dadurch geraten die Etablierten unter Druck, Qualität und Seriosität zu erhöhen. Das hatte ja in den letzten Jahren doch erheblich gelitten, weil die großen Zeitungen noch immer der Ansicht waren, dass sie die Platzhirsche seien.
Aber auch auf dem Gebiet ändert sich vieles zum Guten.

Antwort auf die Frage: Es bedarf keiner Gegengewichte.
 

hives

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Was Gegengewichte angeht, gibt es da für mich verschiedene Optionen, teils abhängig vom konkreten Thema:
- Massenmedien anderer Länder (bspw. The Intercept, wobei es sich hierbei imho nicht um ein klassisches Massenmedium handelt; aber es wurden, ich sag mal ganz unkritisch und auch mit gewisser Überzeugung, seriöse bzw. bekannte Redakteure übernommen), und je nach Thema u.U. auch anderer Kulturkreise (bspw. Al Jazeera): da interessieren natürlich oft die meisten rein nationalen Themen wenig bis überhaupt nicht, aber in anderen Fällen, also vor allem bei Themen mit einer gewissen internationalen Relevanz, kann das durchaus interessant sein (manchmal reicht dafür schon eine kurze Meldung, in der ein nationales Thema ganz anders bewertet wird)
- alternative Medien: Wie haruc imho korrekt beschreibt gibt es bei vielen alternativen Seiten in noch viel größerem Umfang problematische, falsche und irreführende Darstellungen als bei gängigen Massenmedien. Dennoch füllen die alternativen Medien für mich eine sehr wichtige Funktion aus. In D bspw. Telepolis, was imho relativ moderat, pluralistisch und teilweise auch nicht allzu schlecht ist und zudem nicht immer den gerade gängigen Themen- und Prioritätensetzungen hinterherhechelt.
- Kommentarsektionen und auch Diskussionsforen: hier finden sich mitunter interessante Links zu internationalen Massenmedien oder auch alternativen Seiten, die man nicht auf dem Schirm hat, die aber zu bestimmten Themen u.U. auch Interessantes berichten können...

Die größte Gefahr besteht imho darin, nur solche Medien zu konsumieren, die einem politisch oder weltanschaulich in den Kram passen, relativ unabhängig von der Frage, wie sich diese qualitativ darstellen. Zumindest bei Themen, die mich wirklich interessieren, ist mir eine ideologische und bestenfalls auch kulturelle Mischung der rezipierten Darstellungen teils wichtiger, als etwas zu finden, dem ich besonders tiefes Vertrauen entgegenbringen würde - und auch gerade im letztgenannten Fall sollte man sich generell ein paar Gegenmeinungen einholen. Hohe subjektiv empfundene Glaubwürdigkeit und natürlich auch langfristige Bindung erhöhen imho die Gefahr, dass man die Darstellung mit der Realität verwechselt.
 

Eigentum

Neuling
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Hallo,

mit Print ist noch Geld zu verdienen. Hier gibt es auch Geld aus zu geben für intensive Recherche. Online ist zwar schnell aber zum großteil auch "Oberflächlich".
Viele Onlinemedien arbeiten offenbar eher mit "hauptsache online" statt "hauptsache qualität". DW auf Englisch finde ich ganz gut, zusammen mit Euronews zumindest vielschichtig. Aber das ist nur TV was ist mit online...
 

hives

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Eigentum schrieb:
Hallo,

mit Print ist noch Geld zu verdienen. Hier gibt es auch Geld aus zu geben für intensive Recherche. Online ist zwar schnell aber zum großteil auch "Oberflächlich".
Viele Onlinemedien arbeiten offenbar eher mit "hauptsache online" statt "hauptsache qualität". DW auf Englisch finde ich ganz gut, zusammen mit Euronews zumindest vielschichtig. Aber das ist nur TV was ist mit online...

Zwei m.E. vergleichsweise lesenswerte Online-Medien habe ich ja bereits weiter oben genannt. Ich empfehle insbesondere:
https://theintercept.com

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streicher

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Die Netzeitung war bis 2009 mal eine reine online-Zeitung, dann wurde sie eingestellt. Von der SZ wurde sie als "Urgestein" bezeichnet. Sie war der tragische Beweis dafür, dass es als Zeitung äusserst schwer ist, sich lediglich online zu halten. Snapshot aus archive.org.
 

unplugger

Lehrling
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Mir geht es so, dass einfach die Zeit fehlt zu recherchieren oder sich umfangreich zu informieren. Die zunehmende Komplexität der Themen verlangt nach professioneller Aufbereitung.

Als Manning Unmengen von Dokumenten an Wiki Leaks übergab - welche Einzelperson kann das schon bewältigen?

Journalisten übernehmen diese Recherchearbeit und "präsentieren" das dann in Form eines Artikels bzw. in aussagekräftigen Schlagzeilen, die mehr oder weniger sogar in den allgemeinen Sprachgebrauch oder als Gemeinschaftsgefühl ("Wir sind Papst") übernommen werden. Ergo eine, meiner Meinung nach, sehr "wertvolle" Arbeit für die interessierten Menschen.

Artikel (Print oder Online) sind kleine "konsumierbare" Einheiten, für die ich dann wieder Zeit zum Lesen finde - diese Zeitersparnis sollte dann auch einen Wert darstellen, entgegen der "Umsonstmentalität" im Netz.

Gleichzeitig ist das Presseerzeugnis Konsumartikel, im Wettbewerb stehend, abhängig von Werbekunden usw., redaktionell und von der Rechtsabteilung überprüft, um sich an vorgegebene Regeln zu halten, um nicht jeden "Müll" in die Welt zu posten wie das der "private Onlinejournalist" tun könnte und vielfach heutzutage auch so praktiziert wird.

Eine auch (finanziell) unabhängige Presse wünsche ich mir. Es tragen einige Presseerzeugnisse das Label "unabhängig". Das sehe ich kritisch, es sind ja die entsprechenden Parteien hinter den entsprechenden Zeitungen bekannt, nur steht das nicht so in der Form auch aufgedruckt. Welche andere Intention haben wohl crossmediale Beiträge (unter dem Deckmantel des Kundenservice) als noch mehr "Umsatz" zu generieren?

Der Markt um Einschaltquoten, Auflage, Konkurrenz, da ist die Idee des gebührenfinanzierten öffentlichen Rundfunk eine tolle Idee, inklusive Korrespondenten an den "wichtigsten Orten" der Welt. Warum so etwas nicht auch für Print? Noch nicht in Sicht?

So muss ich immer im Kontext lesen, überprüfen welche Intention der Autor verfolgt, welche Abhängigkeiten bestehen und daher kritisch mehrere Artikel bzw. Quellen zu einem Thema lesen. Dann ist es wieder "streßig" viel Recherche. Meine Idee der "Vereinfachung" ist ad absurdum geführt.

Letztendlich bin ich dann wieder ganz am Anfang: mir fehlt die Zeit und irgendwann fehlt dann auch die Lust sich das immer und immer wieder "anzutun" und zwar fernab jedes "Lügenpresse"-Verschwörungs-Irrsinns. Ich rede lieber mit den Menschen in meinem direkten Umfeld, da habe ich "mehr davon".
 

streicher

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Wenn man sich mit komplexen Themen befasst, braucht man sicherlich viel Zeit - und über einen großen Zeitwohlstand verfügen die meisten wohl nicht. Allerdings würde ich komplexe Themen nicht mehr nur bei den Medien + Onlinemedien recherchieren, sondern auch zu direkten Quellen greifen. Warum sollte man immer auf die Medien zurückgreifen, wenn man sich Informationen auch mal direkt von einer Institution holen kann, wie zum Beispiel vom Bundestag? Der bietet zum Beispiel auch ein webarchiv an, auf denen er snapshots zur Verfügung stellt: Beispiel. Und da trifft man auch behandelte Themen an, die bei den Medien durch den Sieb fallen.

Was die weniger aufwendigen Themen betrifft, also insbesondere die Meldungen angeht: die Anzahl der Nachrichtenagenturen sind eng begrenzt, besonders die der großen. Aber auf deren Pool an Nachrichten wird entscheidend zurückgegriffen.

Je nach Interesse, kann man auf ganz andere Medien zurückgreifen. Zum Beispiel lohnt es sich, wenn man sich für Entwicklungen in Afrika interessiert, einen Blick auf allAfrica.com zu werfen.
 

hives

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Am Rande des Themas, auch da ich weiter oben explizit Leserkommentare bei Online-Medien angesprochen habe:

Einige Leitmedien haben bei Berichten zum Konflikt zwischen der Nato und Russland jüngst kaum noch Leserforen freigeschaltet. Nun äußern sich gegenüber Telepolis erstmals die Chefredakteure von Spiegel Online, FAZ.net und Süddeutsche.de zu den Hintergründen aus ihrer Sicht
Telepolis: Der Kampf um die Leserforen
 

Telepathetic

Großmeister
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Ich möchte ScienceFiles | Kritische Wissenschaft empfehlen.

Aus dem Grundsatzprogramm:
Tatsächlich sind die beiden Merkmale, die den „Geist“ dieses blogs ausmachen:

-kritisches Denken und
-methodisches Arbeiten,

die gemeinsam „Wissenschaft“ ausmachen oder ausmachen sollten – zumindest nach dem Verständnis der blog-Betreiber.

Dabei verstehen wir unter „Wissenschaft“

einen systematischen und kontrollierten Forschungsprozess, der darauf abzielt, folgerichtig aufgebaute Hypothesen über Zusammenhänge auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu prüfen, um auf diese Weise zu (relativ bzw. vorerst) gesichertem Wissen zu kommen.
 

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