Hartz 4 - Wahlversprechen?

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sillyLilly

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@nic

Wäre interessant zu wissen, wie die Arbeitslosenzahlen im nächsten Jahr gerechnet werden.
Ob AGI empfänger und AG II empfänger in der gleichen statistik auftauchen ... oder ob es getrennt erfasst wird.

@force
Ich habe mir noch gedanken gemacht über das allgemeine Gefühl das es uns immer schlechter geht in Deutschland und das wir keine Wahl haben.

Noch nie haben Bundesbürger so wenig für Lebensmittel bezahlt wie heute: Seit 1962 haben sich die Ausgaben für Essen gegenüber 1998 von 37 auf 14 % des Haushaltsbudgets mehr als halbiert. Der Anteil für den privaten Verbrauch ist ebenso wie das durchschnittliche Einkommen in den letzten 40 Jahren auf das Sechsfache (nicht inflationsbereinigt) gestiegen. Dagegen erhöhten sich die Ausgaben für Nahrungsmittel, Getränke und Tabakwaren lediglich auf das Doppelte. Seit 1960 sind manche Lebensmittel wie Butter, Kaffee und Zucker kaum teurer geworden, andere Lebensmittel kosten (nur) zweimal so viel. Umgekehrt ist in diesem Zeitraum die reale Kaufkraft stark angestiegen. So brauchen wir für Lebensmittel heute nur noch einen Bruchteil der früheren Arbeitszeit zu investieren.
Ich sehe Ausgaben für Lebensmittel als existenziell an.
Wenn in Deutschland immer weniger des Einkommens für Lebensmittel ausgegeben wird, interpretiere ich daraus, dass es eigentlich eher die "Luxusgüter" sind für die das meiste Geld ausgegeben wird. Und wenn wir es uns leisten können, prozentual gesehen weniger vom Einkommen für Lebensmittel auszugeben ... sehe ich das schon als eher wohlhabend an.

Manchmal habe ich das Gefühl, dass das Gerede in den Medien und allgemein dieses Bild schafft das es uns schlechter geht. Wir fühlen uns viel ärmer als wir sind.
Denn wenn ich real vergleiche, wie es in meiner Kindheit (nicht nur bei mir sondern auch allgemein bei anderen Kindern) aussah ...
(Mit der Elterngeneration die in der Kindheit die Nachkriegszeit mitgemacht haben darf man das gar nicht vergleichen.)
Dann geht es der Generation von Kindern in Deutschland heute materiell gesehen sehr sehr gut.

:gruebel:
Ok ein Gedankengang von mir:
Wir sind es von Generation zu Generation gewohnt ... das es uns materiell besser geht. Eine Stagnation, dieses stetig steigenden Lebensstandards ist für uns schon ein Rückschritt und eine Verarmung.
Der Ärger und das allgemein gegenwärtige "verschlechterungs-gerede" ist eine Manipulation um uns in Angst zu halten.
Diese Angst läßt sich politisch besser nutzen, als eine zufriedene "Gemeinde"

Namaste
Lilly
 

forcemagick

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also ich weiß nicht... meine elter konnten sich bzw. können sich eine wohnung leisten, haben sogar zwei autos und sind regelmäßig in den urlaub gefahren... irgendwie konnten das von vielen die ich damals kannte die eltern tun und das alles ohne die knete von den eltern...heute kenne ich in meinem alter kaum noch einen, der all das ohne fremde hilfe könnte... die leute die ich kenne haben eine wohnung... oft genug kein auto und urlaub gibts nur auf dem balkon...

ich denke schon, dass wir real ärmer geworden sind...
 

samhain

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@MirEgal

Bezüglich Thread... es ist interessant, in der Zeitung lese ich gerade mal von 50.000 Leuten bei den Demonstrationen, während es in der Indymedia 150.000 bis 200.000 sind.

die trickserei mit zahlen läuft nicht nur in diesem fall auf höchsttouren:

...F: Wie kommt das Innenministerium dazu, von sinkenden Teilnehmerzahlen zu sprechen?

Das ist eine geschickte Strategie. Im Innenministerium wurde wegen der Demonstrationen ein Lagezentrum gebildet, das »zu erwartende Teilnehmerzahlen« herausgab...

...F: Ist das eine Behördenpanne oder steckt eine Strategie dahinter?

Das ist gewollt. Auch im Bundespresseamt wurde ein Lagezentrum eingerichtet, um binnen zwei Stunden auf alles reagieren zu können, was im Zusammenhang mit Protesten gegen den Sozialabbau geschieht. In NRW hat es das Innenministerium gemacht – wahrscheinlich gibt es ähnliche Lagezentren auch in anderen Bundesländern. Ziel ist offenbar, die Proteste kleinzureden und zu spalten.

...F: Welche Behörden sind im Lagezentrum vertreten?

Wir hatten in Düsseldorf immer eine Abstimmung zwischen Polizei und Veranstaltern über die Zahl der Demo-Teilnehmer. Seit letzter Woche zählt hier aber nicht mehr die Einsatzleitung der Polizei, sondern der polizeiliche Staatsschutz. Der ist natürlich im Lagezentrum vertreten, ebenso der Verfassungsschutz und Spitzenbeamte aus dem Innenministerium.

http://www.jungewelt.de/2004/09-06/018.php

@Lilly

Ab nächstes Jahr werden alle die AG II bekommen auch als Arbeitslose geführt. Insofern werden die Arbeitslosenzahlen wohl eher nach oben gehen.

ich habs ja schon geschrieben: aufgrund der 1,-€ jobs, der sippen- u. lebensgemeinschaftshaftung usw., werden viele aus der statistik fallen.

irgendwo hier im thread ist auch der link, das wir nicht um die 4 millionen, sondern in wirklichkeit über 8 millionen arbeitlose haben. also werden jetzt schon über 4 millionen irgendwo geparkt und tauchen nicht mehr in der offiziellen statistik auf.
 

antimagnet

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es wäre schön, wenn die welt endlich einsähe, dass wir 40 mio arbeitslose haben. 40 mio gehen arbeiten und die anderen 40 mio nicht. da sind natürlich auch kinder und greise dabei. aber im endeffekt müssen die 40 mio, die arbeiten, die gesamte bevölkerung versorgen. alle anderen quoten halte ich für augenwischerei.
 

nicolecarina

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@ force
die Beobachtung mit den Urlauben etc. teile ich mit Dir

@sL
die Behauptung, dass wir so wenig wie nie für Lebensmittel bezahlen halte ich für Humbug, denn nie hab ich so viel bezahlt außer ich gehe zu Penny & Co., die erstens nicht alles haben, zweitens vom "Rothschild"-Lidl verdrängt werden und drittens in Sachen gesunder Ernährung unter ferner liefen rangieren bzw. vor allem "Füllmittel" statt wirklicher Nahrung anbieten. Und wenn die Nahrungsmittel billich sind, dann enthalten sie meist soviel Kruscht oder eben gar nix, dass ich ein Vollkornbrot mit Butter vorziehe. Also von daher macht trocken Brot dann doch die Wangen rot. Aber das ist eine andere Diskussion :?

@antimagnet
denke auch, dass die Diskussion vor genau diesem Hintergrund geführt werden sollte, will man das Problem in seiner ganzen Dimension erfassen
 

Elbee

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antimagnet schrieb:
es wäre schön, wenn die welt endlich einsähe, dass wir 40 mio arbeitslose haben. 40 mio gehen arbeiten und die anderen 40 mio nicht. da sind natürlich auch kinder und greise dabei. aber im endeffekt müssen die 40 mio, die arbeiten, die gesamte bevölkerung versorgen. alle anderen quoten halte ich für augenwischerei.

Treffer, versenkt.

Perspektivenwechsel: Die Situation ist an Absurdität kaum noch zu übertreffen. Ich kenne hochqualifizierte Leute, die trotz extremer Flexibilität (Umzug und geringeres Gehalt in Kauf nehmen) einfach keine freie Stelle finden und gleichzeitig Firmen, die seit Monaten vakante Stellen anbieten und keinen passenden Kandidaten finden. Ich selber muss 7 Tage die Woche arbeiten und kann mir meine Bürohilfe nicht mehr leisten, weil die Projektbudgets bei doppeltem Zeitaufwand nur die Hälfte an Umsatz bringen. Dass ich ohne Widerspruchsmöglichkeit den höchsten Satz Pflegeversicherung zahlen muss und die KV pro Monat ohne Rücksicht auf Verluste EUR 400,-- per Lastschrift einzieht, damit will ich erst gar nicht jemanden behelligen. Wie man sich damit fühlt, obwohl seit 8 Jahren nicht krank, auch darüber kein Jammern meinerseits.

Ein Kollege kann keinen Außendienstmann einstellen, obwohl er dringend einen braucht, weil so eine Kraft gesetzlich garantierte Sozialansprüche hat, die nicht refinanziert werden können. Meinen Umsatz mache ich zu 80% mit Auslandsfirmen. Nicht weil meine Produktionen schlecht wären und in D nicht gefragt wären, sondern in meiner Branche melden die deutschen Firmen eine nach der anderen Insolvenz an oder haben eben keine Budgets. Und Forderungsausfälle in Größenordnungen möchte ich gar nicht groß erwähnen. Und wenn mal eine Company der Insolvenz entronnen ist und einen neuen Kapitalgeber gefunden hat, dann müssen die sich für jedes neue Produkt von der überkritischen Kundschaft, denen es ja eigentlich an Kaufkraft fehlt, auch noch eins auf die Mütze geben lassen mit selbstberufener Nörgelei, weil die Company ja noch nicht Probleme genug hat.

Bei Betroffenen aus dem Angestelltenbereich ohne Arbeit hat sich mittlerweile eine Mentalität der Rentabilität der eigenen Existenz per Amtsentscheid eingebürgert. Eine Kollegin aus einer schlecht strukturierten norddeutschen Region denkt die Hälfte ihres Tagesablaufs nur noch daran, wie sie die Reglementierungen des Arbeitsamtes einhalten kann, anstatt sich auf ihre Möglichkeiten konzentrieren zu können, sich um wie auch immer bezahlte Jobs zu kümmern. Den Stress des permanenten Beamten in ihrem Leben präsent zu haben, den nimmt ihr auch keiner ab.
 

Mother_Shabubu

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indi-ffo schrieb:
grad auf Tele-Text von Sat-1 seite 113 entdeckt:

Flüge für 1 Millionen €uro im Monat

Das kommt die Steuerzahler teuer zu stehen: Fünf Jahre nach dem Umzug von Regierung und Parlament
nach Berlin fliegen monatlich immer noch 5.500 Ministerialbeamte zwischen Bonn und der Hauptstadt hin und her,
meldet der "Spiegel".
Die rund 11.000 Flüge belasten die Staatskasse mit knapp einer Millionen €uro - jeden Monat.
Ich habe hier noch eine Schreckenszahl: Die Sozialhilfeempfänger kosten den Staat sogar über 2,8 Mio. €, aber nicht monatlich oder täglich, sondern stündlich. (Quelle: www.destatis.de)
Das heißt jetzt nicht, daß der Sinn dieser Flüge nicht geprüft werden sollte, mehr als symbolisch können die Einsparungen aber nicht sein. Mir fällt nämlich auf, daß häufig solche Fälle mit dem Hintergedanken angeprangert werden, daß man ja nur dort einsparen müsste und schon wäre der Sozialstaat gerettet. Dabei wird aber meist vergessen, daß es beim Sozialstaat um Milliarden geht und das Beenden von Verschwendungen im Millionenbereich zwar ein Zeichen setzen, die Probleme aber alleine nicht lösen kann.
sillyLilly schrieb:
Ok ein Gedankengang von mir:
Wir sind es von Generation zu Generation gewohnt ... das es uns materiell besser geht. Eine Stagnation, dieses stetig steigenden Lebensstandards ist für uns schon ein Rückschritt und eine Verarmung.
Der Ärger und das allgemein gegenwärtige "verschlechterungs-gerede" ist eine Manipulation um uns in Angst zu halten.
Diese Angst läßt sich politisch besser nutzen, als eine zufriedene "Gemeinde"
Das liegt wahrscheinlich daran, daß wir mittlerweile die Grenze erreicht haben, was die Steigerung des Lebensstandards betrifft.
Deine Gedanken von Manipulation teile ich allerdings nicht, denn ein zufriedenes Volk wäre doch viel ruhiger und beherrschbarer als ein verunsichertes. Die einzigen, die von der Angst etwas haben, sind die Populisten und Extremisten, aber nur, solange sie keine Verantwortung übernehmen müssen. Dann müssten sie nämlich Farbe bekennen und es gäbe keinen mehr "da oben", denen sie die Schuld für die Lage in die Schuhe schieben könnten.

@nicolecarina: Führst Du ein Haushaltsbuch, in dem Du alle Ausgaben einträgst, also nicht nur die Barausgaben, sondern z. B. auch Versicherungen oder Telefonrechnungen. Dein Gefühl allein ist nämlich ein sehr schlechter Indikator, da Lebensmittel meist bar bezahlt werden und deshalb sofort zu spüren sind. Dagegen bemerkt man Überweisungen erst auf dem Kontoauszug und da sind es nur ein paar Zahlen.
 

nicolecarina

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nein ich führe kein Haushaltsbuch, weil ich eh fast immer das selbe kaufe, denke aber, dass jeder, der auf die Preisschilder guckt, auch merkt, dass mit dem Euro - von Ausnahmen abgesehen - alles teurer geworden ist. Beim Brot fällt es am meisten auf finde ich.

Musst es ja nicht glauben... :? 8)
 

samhain

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@Lilly

Wir sind es von Generation zu Generation gewohnt ... das es uns materiell besser geht. Eine Stagnation, dieses stetig steigenden Lebensstandards ist für uns schon ein Rückschritt und eine Verarmung.
Der Ärger und das allgemein gegenwärtige "verschlechterungs-gerede" ist eine Manipulation um uns in Angst zu halten.

interessant- du nennst also konkrete rückschritte stagnation?
bei deiner argumentation habe ich manchmal das gefühl, du hälst die ganze sache für einen plan zur rettung der welt, angedacht dazu, das jeder ein gütliches auskommen hat. stattdessen kommt hier was, das sich anhört wie "gefühlte armut", die mit der realität nichts zu tun hätte. das dem nicht so ist und das dahinter weitreichende pläne stecken, zeigen diverse links (z.b. Auf dem Weg zur Sonderwirtschaftszone-Die Dienstleistungsrichtlinie der EU--->http://www.blue21.de/Fritz-vs-Bolkestein.pdf), aber das scheint bei dir nicht anzukommen.

wenn es darum gehen würde, das sich ALLE etwas mehr bescheiden müssten, weil uns dieses ewige wachstum, dieser ewige konsum das wasser abgräbt- ich bin schon längst dabei!

nur darum geht es hier nicht!

es geht weiterhin um wachstum, es geht weiterhin um konsum (nur eben vermehrt woanders...bis sich die katze irgendwann in den schwanz beißt), es geht weiterhin darum gewinne einzusacken (die immer weniger in das gemeinwohl fließen), für deren erzielung aber immer weniger "humankapital" notwendig ist.
statt also diese unsummen die erwirtschaftet werden gerechter zu verteilen, lässt man die schere immer mehr auseinanderklaffen- und das ganz bewusst.


ich hatte dir übrigens eine seite vorher eine frage gestellt, die ich wirklich gerne, ganz ohne abstraktionen beantwortet hätte:

wenn es dir nichts ausmacht, zukünftig staatlich kontrolliert und ohne das du etwas dagegen in der hand hast, für ein euro die stunde von hier nach da geschoben zu werden, das ich der staat in deine privatesten angelegenheiten reinhängt (ich weiß ja nicht was du jetzt machst, aber würdest du gerne tauschen? vom geld her ist es doch vielleicht egal für dich, ob du den job nun ganz regulär oder über 1,-€ basis machst. wenn nein, warum nicht? hat vielleicht was mit selbstbestimmung zu tun?)
 

sillyLilly

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bei deiner argumentation habe ich manchmal das gefühl, du hälst die ganze sache für einen plan zur rettung der welt, angedacht dazu, das jeder ein gütliches auskommen hat.
Nein .... der Versuch vom Sozialsystem /der Arbeitslosenversicherung überhaupt noch was zu retten.



Mir war nicht klar, dass du auf deine rethorische Frage auch eine Antwort willst.
Aber wenn du möchtest ... bitte ... auch wenn ich nicht ganz verstehe, was dir die Beantwortung meinerseits bringt.

Nein ich möchte nicht tauschen. Ich war lange Jahre Sozialhilfeempfängerin und kenne es deswegen sehr gut.


Namaste
Lilly
 

samhain

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@Lilly

Nein .... der Versuch vom Sozialsystem /der Arbeitslosenversicherung überhaupt noch was zu retten.

rettung durch zerschlagung? rettung durch schikane?

genau das ist das ziel.
ich habe heute morgen im deutschlandfunk ein interview mit BDI-präsident Rogowski gehört. erstmal wurde schröder hochgelobt, aber dann ging es um weitergehende maßnahmen- hartz IV ist erst der anfang. er fordert einen massiven ausbau des billiglohnsektors (damit noch weniger von ihrem lohn leben können, damit noch mehr reguläre arbeitsstellen in 400,-€ jobs umgewandelt werden), die streichung des kündigungsschutzes, "flexibilität" auch bei den löhnen, was bedeutet, man kann nicht mehr im voraus planen, weil man nicht weiß, wieviel man in den nächsten monaten in der tasche hat. das bedeutet einrichten auf niedrigstem niveau- die laufenden lebenshaltungskosten müssen ja trotzdem bezahlt werden.

die ausweitung der sogenannten minijobs hat jetzt schon dazu geführt, daß hunderttausende von sozialversicherungspflichtigen arbeitsplätzen im einzelhandel, bei pflegediensten und in der gastronomie umgewandelt wurden. das laut regierung dahinterstehende ziel zusätzliche arbeitsplätze zu schaffen, ist nicht erreicht worden. stattdessen hat man jetzt mehr minijobs, von denen niemand existieren kann. laut experten ist die chance, einen regulären arbeitsplatz zu finden dadurch eher gesunken.

die weiteren folgen sind, das die minijobber keine nennenswerten rentenansprüche erwerben, was zu einem massiven anstieg älterer sozialhilfeempfänger führt. auf der anderen seite fließen durch die umwandlung von regulären stellen in minijobs immer weniger beiträge in die sozialversicherung.

aber das ist ja nicht das problem von Rogowski, Hundt und ihren politischen handlangern- die sind bestens abgesichert.

Nein ich möchte nicht tauschen. Ich war lange Jahre Sozialhilfeempfängerin und kenne es deswegen sehr gut.

na also...etwas abgewandelt: was du nicht wünscht das man dir tu, das mute auch keinem anderen zu.

@all

interview zu 1,-€ jobs:

Ein-Euro-Jobs für Kinderbetreuung: Pädagogik zum Billiglohn?

http://www.jungewelt.de/2004/09-09/017.php

und sehr treffend, weil die absurdität des ganzen unternehmens deutlich machend:

Hartz IV

Wir fegen die Straße, wenn das Haus brennt

...Es ist richtig, wenn Menschen gegen Hartz IV auf die Straße gehen; ich finde es wichtig, die Schieflage nicht des Sozialstaates, sondern der Idee bloßzulegen. Das Kapital selbst weiß mit Outsourcing, Rationalisierung, Automatisierung und der "Flexibilisierung der Arbeitswelt" längst, was Sache ist. SPD-Politiker tun so, als ob die Arbeitsmarktsituation mit individueller Tüchtigkeit oder Moral zu tun hätte. Die Produktionskräfte haben ein Niveau erreicht, in dem wenige Spezialkräfte Arbeit steuern können, für die vor Jahrzehnten noch die Hände vieler nötig waren. Daran wird sich nichts ändern - im Gegenteil. Ärmel hochkrempeln und in die Hände spucken beim Ebay-Einkauf? Jedes Unternehmen, das auf den neuen Märkten bestehen will, wird die Zahl der Mitarbeiter minimieren. Wenige, mal wieder sozialdemokratische Politiker behaupten oder glauben, daß es für die Unternehmensstruktur eine Rolle spielt, ob der erwerbslose Binnenschiffer Manfred aus Magdeburg am Bahnhof sitzt und Schnaps trinkt oder im Stadtpark Laub harkt. Hartz IV und Ich-AG verbreiten die Illusion, daß diejenigen eine Chance hätten, die keine haben. Die Dead Zones in Sachsen oder Mecklenburg- Vorpommern verwahren diese Menschen, von denen eine Schlagzeilen macht, weil sie als Pornostar in San Francisco angekommen ist. Wer in den Vorstädten von Paris oder den Barrios in Lateinamerika war, kennt diese Dead Zones. Eine Ökonomie, die die "Unqualifizierten" nicht braucht, weckt den Traum durch harte Arbeit aus der Schattenwelt zu entkommen. Die Kapitalströme fließen global, Mobilität und Schnelligkeit sind die Zauberworte des virtuellen Kapitalismus, der kaum etwas außer sich selbst reproduziert. Und während dieses scheue Reh Kapital mal hierhin, mal dorthin flieht, ist sich die Babyglatze aus Usedom sicher, daß an der sozialen Misere diejenigen schuld sind, die nicht genug angepackt haben...

http://sopos.org/aufsaetze/413f47f092fd0/1.phtml
 

woelffchen

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DIE da oben begreifen es einfach nicht.
Die meisten arbeitslosen WOLLEN ja arbeiten, aber es GIBT keine Arbeit in Deutschland.
Ich blättere immer so aus Interesse die Internet-Seite vom Arbeitsamt durch – im Umkreis von 100 KM würde es für mich keine Arbeit geben, für die ich qualifiziert bin. Was hilft es mir, wenn sie einen Maurer oder CNC-Fräßer suchen ? Wenn ich das nicht kann, würde mich diese Firma auch nicht einstellen.

Und noch was aus der FTD von heute:
VW will 30.000 + Arbeitsplätze streichen, wenn die Arbeiter (!!!) nicht den verzicht üben.

http://www.ftd.de/ub/in/1094280032585.html?nv=hptn

Das diese 30.000 dann keinen VW mehr kaufen können, daran denken die Schlauberger wohl nicht.
Und für mich wäre es dann auch egal, warum soll ich mir einen VW kaufen, wenn dieser sowiso in Kroatien produziert wird ? (Bora, glaub´ ich) Dann kann ich mir gleich einen Japaner kaufen.

Man könnte die ganzen überflüssigen Arbeitslosen mit Knüppeln und Messern bewaffnen und in den Irak in den Krieg schicken. Schon hätten sich viele Probleme erledigt. Und für jeden Toten kriegen wir ein Faß Öl.....
:evil:
 

MirEgal

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Wieviele Leute arbeiten eigentlich bei den Konzernen, die man mit derartigen Boni im Land behalten will?
 

Mother_Shabubu

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@nicolecarina: Jetzt verwechselst Du aber die Preisentwicklung seit 1962 mit der Entwicklung seit 2002. Die Preise können sich nämlich innerhalb des längeren Zeitraums anders entwickelt haben als innerhalb des kürzeren, ohne daß deshalb ein Widerspruch entstehen müßte.

@woelffchen: Die Forderung von VW, bei Neueinstellungen nicht mehr den Haustarif zu zahlen, kann ich schon irgendwie nachvollziehen. Der Haustarif wurde schließlich eingeführt, damit die Arbeiter auch etwas davon hatten, als es VW noch besser ging. Wenn es VW jetzt wieder schlechter geht, ist die Rückkehr zum Flächentarif nur konsequent. Außerdem kaufen nicht nur VW-Arbeiter VWs, aber die Autos sind für alle billiger, wenn weniger für die Arbeitslöhne gezahlt werden muß.
 

woelffchen

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@ Mother_Shabubu
ich finde es nur beschämend, wie die Firmen mit den Menschen umgehen.
„....wenn ihr nicht spurt, verlagern wir ins Ausland und ihr könnt unter der Brücke schlafen....“
So ist doch der Tenor, und darunter verstehe ich keine gerechte Unternehmenskultur.
Irgendwo weiter vorne steht, wieviel die Vorstände von VW verdienen. Warum wird nicht auch deren Gehalt an die Gewinnentwicklung angepaßt ? Vor allem, was die in einem Jahr verdienen, so lang kann keiner, der am Band bei VW steht, leben und arbeiten.

es sind ja nicht nur die VW, Opel oder Mercedesarbeiter, die ganzen Zulieferer, Spediteure usw.
Warum kann sich im Kongo keiner ein Auto oder einen PC kaufen ? Weil sie keine Arbeit haben und das bisschen Geld, das sie haben/verdienen, für das Lebensnotwendige brauchen.

Was passiert, wenn wir jetzt alle auf ein Monatsgehalt verzichten ? Ich glaube nicht, dass es den Firmen deswegen besser geht. Das Geld, dass die Menschen nicht bekommen, können sie auch nicht ausgeben.

Es gibt natürlich noch die Möglichkeit, daß wir uns alle (naja, das Gesocks halt) einschränken.
Dann reicht es auch:
brauchen wir wirklich ein Handy, ein 130-PS-Auto, die neueste Mode, den besten PC und 2 x im Jahr Urlaub ?
Das neue Snowboard – muß das wirklich sein ? Auch der DVD-Player und der große Fernseher sind nicht nötig, es reicht doch die Sparversion mit 32-cm-Röhre um die Nachrichten zu sehen. Alle 4 Wochen zum Haareschneiden ? also bitte, die 80iger kommen wieder !!!
Jeden Tag Fleisch, Wurst und Käse ? Unnötig, ein Sack Kartoffeln reicht für mind. 2 Wochen, und hat auch alle notwenden Nährstoffe. Wenn wir uns alle einschränken, können wir doch locker 400 Euro im Monat verdienen.

Und den Firmen geht’s wieder gut, die Aktienkurse steigen, die Gehälter der Vorstände.... neue Firmen siedeln sich in Deutschland an (ausser es werden Rechtsradikale Parteien gewählt, wie letztens gesagt) es herrscht Vollbeschäftigung und alles wird gut......
 

nicolecarina

Erleuchteter
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VW will 30.000 + Arbeitsplätze streichen, wenn die Arbeiter (!!!) nicht den verzicht üben.

Hartz halt 8)

@mother Shabubu

Und selbst wenn ich was verwechsel: falls Du glaubst, Du kaufst heute billiger ein denn je, dann sind wir einfach schlichtweg anderer Meinung :)
 

sillyLilly

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forcemagick schrieb:
also ich weiß nicht... meine elter konnten sich bzw. können sich eine wohnung leisten, haben sogar zwei autos und sind regelmäßig in den urlaub gefahren... irgendwie konnten das von vielen die ich damals kannte die eltern tun und das alles ohne die knete von den eltern...heute kenne ich in meinem alter kaum noch einen, der all das ohne fremde hilfe könnte... die leute die ich kenne haben eine wohnung... oft genug kein auto und urlaub gibts nur auf dem balkon...

ich denke schon, dass wir real ärmer geworden sind...

ja ich kenne auch in meiner Generation einige, die ohne Finanzspritze der Eltern nicht in Urlaub fahren könnten.
Aber liegt es wirklich daran, dass sie ärmer sind oder am Lebensstil den unsere Generation gewohnt ist und nicht bereit ist aufzugeben.

Wenn ich mir meine Eltern und die Generation anschaue, sind sie eher bereit Verzicht an kleinen Dingen zu üben, als ich .... und im Vergleich zur jetzigen Generation sowieso.
Heute erscheinen viele Dinge, als gehörten sie zum normalen Lebensstandard, die ich von früher (nicht nur in meiner Familie) nicht so kenne.
Ein paar Beispiele:
Keine Fertiggerichte sondern "normal" Essen kochen.
Kein Kneipenbummel ... Essen gehen, war früher auch nicht so selbstverständlich und alltäglich wie es heute von Jüngeren gemacht wird. (auch diese ganzen Snackereien unterwegs ... ne pommes oder einen Döner .. usw ... waren auch nicht an der Tagesordnung .. und sind es auch für Ältere meist nicht).
Zur Arbeit wurde etwas von zuhause mitgenommen, weil die Kantine über den Monat gerechnet um einige teurer ist.... Handyrechnungen für Kinder wurden eh nicht bezahlt .... und das Taschengeld war auch lange nicht so hoch. Spielzeug für Kinder wurde auch nicht in den Mengen gekauft wie heute. Es brauchte auch nicht jedes Kind einen Computer, Playstation und die dazugehörigen teuren Spiele und anderes technische Gerät.
Wenn ich mir heute anschaue, was kleine Kinder zu Weihnachten bekommen, ob die Eltern Geld haben oder nicht, das sind Unsummen! Zu Ostern oder auch mal so nebenbei bekommen Kinder mal eben 5 Playstationspiele, die jedes 30 Euro kosten. (nein ich rede hier nicht von reichen Leuten sondern von Ottonormalverdienern ... und auch bei Leuten die kein Geld haben geht man ins Kinderzimmer und staunt)
Socken wurden gestopft und Kleidung genäht wenn sie kaputt waren. (Ich komme mir gerade vor wie ne alte Oma *g*)
Ich könnte jetzt noch weitere alltäglichkeiten aufzählen .....
Es war früher völlig normal Klamotten von Geschwistern aufzutragen ... wenn man einen Bruder hatte, dann hatte man als Mädchen eben Pech :lol: Es gab auch für Kinder nicht verschiedene Schuhe die zu verschiedenen Klamotten paßten ... sondern im Sommer ein paar Schuhe und im Winter ein paar Schuhe ... außerdem Gummistiefel und Sandalen.

Naja ... ich lass die weitere Aufzählung ....

Die Generation meiner Eltern ... und vielleicht sind deine im ähnlichen Alter .. force .... hat diese Dinge anders gehandhabt und ist mit diesem Luxus nicht so selbstverständlich umgegangen. Meinst du nicht das es daran liegen kann, dass die sich ihren Urlaub selber finanzieren konnten?

Das sind alles Dinge die hier und heute so selbstverständlich sind, dass ich es schon fast gruselig finde. Fällt nur mir das auf? Oder bin ich schon so alt?

Namaste
Lilly
 

woelffchen

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@ forcemagick
@ sillyLilly
ich muß euch beiden Recht geben – wenn man sich anschaut, daß 3-jährige mit Diesel-Jeans rumlaufen ?
Wenn ich von mir ausgehen: Mein Vater war Alleinverdiener, (Schlosser) meine Mum Hausfrau, und wir hatten einen hohen Lebensstandart bzw. hat mein Vater viel verdient und wir konnten uns einiges leisten.
Bei mir schauts da schlechter aus, obwohl ich jeden Tag in die Arbeit gehe, keine Kneipentour mache,
mein Essen von daheim mitnehme. Ich frage mich oft, wie mein Dad das alles schaffen konnte. Auch frage ich mich, wie es geht, dass 18-jährige Bubis, die noch keinen Tag gearbeitet haben, mit nem 320 BMW
durch die Gegend fahren können.
Ich habe das Gefühl, daß mir weniger Geld übrig bleibt als von 15 Jahren – und jetzt verdiene ich das doppelte.
z. B. nur die KFZ-Steuer: 1998 zahlte ich 240,00 DEM – jetzt sind es 198,00 Euro.
Mein Auto ist BJ 1991 und ich könnte mir kein neues kaufen, weil irgendwie kein Geld übrig bleibt.
 
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