Hartz 4 der Zweite

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samhain

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@Booth

Aber wenn Du in Deiner unendlichen Polemik nachfragst, ob (Weiter-)Bildung wirklichen Chancen auf dem Arbeitsmarkt (abgesehen von dem allgemeinen Wohlbefinden) erhöht, dann sollten wir es echt mit der Diskussion sein lassen.

wieso werde ich polemisch?
ich habe lediglich gefragt "wie kommst du darauf, das die berufschancen erhöht werden?" und dann darauf hingewiesen, das es entgegen der offiziellen propaganda überhaupt kein anrecht auf fort- oder weiterbildung gibt (kann-bestimmungen) und das schon über eine halbe million, also alle die jetzt aus der leistung geflogen sind, gar nicht mehr gefördert werden. liest du dir überhaupt durch was ich schreibe und siehst meine äußerungen im jeweiligen kontext, oder möchtest du mich absichtlich missverstehen und suchst nur einen grund wie eine rakete abzugehen?

ob endlose fort- und weiterbildungen das persönliche wohlbefinden fördern, lasse ich mal dahingestellt. wer mehrere weiterbildungen hinter sich hat, und davon gibt es eine ganze menge, aber immer noch auf keinen grünen zweig kommt, der fühlt sich irgendwann frustriert oder schlicht verarscht.

Nein, sondern weil Märchenonkel Booth das sagt. Aber vielleicht sollte sich Märchenonkel Booth wieder in seine Märchenwelt zurückziehen, und Märchenonkel samhain das Feld der Märchenerzählerei überlassen - denn darin ist er wirklich ungekrönter König.

ach was? im gegensatz zu dir, der sich ständig auf das offizielle wunschdenken bezieht und alles, was dieses wunschdenken trüben könnte im sinne von "das kann ich mir nicht vorstellen" bzw. "so schlimm wird es schon nicht werden" kommentierst, versuche ich meine sicht der dinge mit fakten zu untermauern. das einzige was du hier zu bieten hast, ist deine persönliche sichtweise. wenn jetzt schon etliche aus der krankenversicherung fallen, wenn die ersten zwangsumzüge drohen, wenn studierende/auszubildende keine/weniger beihilfen kriegen etc., dann sind das fakten, verstehst du?
wenn du das alles nicht so schlimm findest- dein bier.
ich finde es schlimm.

Es ist wieder soweit. Dein permanent aggressives Geschwafel gegenüber Deinen Mitdiskutanten, voll von dem Glauben, Du hättest die Weisheit der Welt gepachtet, nimmt mir wieder jegliche Lust, mich weiter mit Dir auseinanderzusetzen... viel Spass dabei, die anderen mit Deiner Polemik unterzubuttern. Ihr könnt dann so weitermachen, wie 40 Seiten im 48 Seiten starken ersten Thread. Gegenseitige Selbstbeweihräucherung verschränkt mit Selbstbemitleidbekundungen, wie böse und schlecht die Welt ist, und wie sehr wir armen Deutschen in übelster und unmenschlichster Sklaverei vor uns hinvegetieren. Und daß natürlich alles "bald den Bach runter geht", oder daß dann bald "Schluß mit lustig" ist, etc etc...

oh ja, der böse, polemische samhain, der dem lieben Booth mal wieder jegliche lust nimmt. hatten wir alles schonmal. wenn ich hier bei jeder zweiten seite das gefühl habe, wieder bei null zu beginnen, wenn ich ständig auf ignoranz stoße, dann sei mir etwas polemik vergönnt...ich könnte natürlich auf teufel komm raus die fassade wahren, immer gute miene zum bescheuerten wiederholungsspiel machen und mir ein krebsgeschwür oder so einhandeln...aber da ist mir die eigene, geistige gesundheit doch näher. das scheint dich zu nerven, aber glaube mir, dieses "ewig grüßt das murmeltier"-spielchen hier geht mir auch ziemlich auf den keks.

Ich schaue mich gerade in meiner 320€ teuren 37qm-Bude um, die bereits viel zu groß ist, und könnte mir auch wieder vorstellen, einige weitere Jahre (wie bis vor 3 Jahren) in einer 18qm-Bude mit Gemeinschafts-Toilette/Bad auf dem Flur zu leben, und zwar für sehr lange.

deine devote haltung in allen ehren- nur sehe ich überhaupt keinen grund dafür gegeben, sich angesichts immer höherer gewinne der konzerne, die hier gleichzeitig lohndumping, entlassungswellen etc. vorantreiben und sehr wenig bzw. gar keine steuern mehr zahlen, den ganzen polit-ärschen, die ihre gesetzesvorgaben von der wirtschaft beziehen, zu deren handlangern verkommen sind, die den hals nicht vollkriegen und die (angeblich für sozialleistungen nicht vorhandenen) gelder sonstwo reinpumpen, hier einen auf masochist zu machen.


@SL


Mir geht es gegen den Strich, dass sich in deiner argumentation des öfteren Punkte befinden, die Veränderungen und Verschlechterungen durch Hartz 4 bemängeln, die eigentlich gar nicht so sind.

könntest du da mal etwas konkreter werden?

Das mit dem Kindergeld ist so ein Punkt.
Ich habe nicht kleinkinder gemeint.
Eine Familie die Sozialhilfe bekommt und ein Kind geht studieren ...

ah ja, ein beispiel- ich warte auf die anderen.
nun ja, ich habe hier öfter das gefühl, ich rede chinesisch.
nochmal: ich habe nicht von familien gesprochen die sozialhilfe bekommen, also deren lebensunterhalt durch diese finanziert wird,

es geht hier nicht um leute die bis dato sozialhilfe bezogen haben, sondern es geht um die, die studieren bzw. eine ausbildung machen (also bafög bekommen, was aber meistens nicht zur deckung der lebenshaltungskosten ausreicht) und denen unter Hartz IV, ihr studium erschwert bzw. unmöglich gemacht wird, weil sie zukünftig den "nicht ausbildungsbedingten" unterhalt nicht mehr bekommen. weiterhin wird das kindergeld nun als einkommen des kindes angesehen, was folglich dessen anspruch mindert.

ich meine- ist das wirklich so schwer zu verstehen?

warum erzählst du hier ständig was von sozialhilfeempfängern?
das sind keine sozialhilfeempfänger, sondern erwachsenene bafög bezieher, die lediglich beihilfen erhalten. diese leute stehen aufgrund der neuen regelungen wesentlich schlechter da.
du gehst von sozialhilfebeziehern aus, deren kinder studieren oder so, aber davon ist hier nie die rede gewesen.

nochmal der entsprechende ausschnitt: klappe- die dritte

Bis Ende 2004 waren laut Bundessozialhilfegesetz (BSHG) Auszubildende und Studierende noch anspruchsberechtigt, sofern die BAföG-Zuwendungen aufgrund von Notsituationen zum Leben nicht ausgereicht haben und der Mehrbedarf nicht »unmittelbar mit der Ausbildung zusammenhängt«. Entsprechende Zuschüsse, etwa für Unterkunft, Heizung und Bekleidung, für Krankenkasse und Pflegeversicherung, sollen laut Durchführungsverordnungen zu »Hartz IV« nun komplett gestrichen, massiv gekürzt oder lediglich als Darlehen und nicht länger als Beihilfe bewilligt werden.

ist jetzt klar, das du dich die ganze zeit auf dem falschen dampfer befunden hast...und das wir infolgedessen komplett aneinander vorbeireden?

@Rupert

ich gehe jetzt mal nur auf das von deinem posting ein, was mich mal wieder...ähh...herausfordert?...sorry, mir fehlen gerade die worte...

Jawoll, einmal den kanadischen Rundumschlag ausgeführt und schon ist die Welt wieder in Ordnung. Früher hat man weniger verdient als das, was heute so eine Hartz IV-Familie heimbringt, und man ist durchgekommen. Kommt allerdings auch drauf an, wie man seine Prioritäten steckt. Muss ich für 2000 Euro in den Urlaub? Muss ich jede Woche "shoppen" gehen? Muss ich meinem Kind jeden Mist kaufen, weil es meint, man brauche das heutzutage, oder sollte ich ihm vielleicht doch beibringen, dass Mami und Papi es herzlich wenig interessiert, was man heute brauche, da man das in spätestens einem Jahr nicht mehr tue? Aber ich vergaß ja - dann wird das Kind zum Außenseiter ! Aber natürlich. Das arme Kind, nun, eher die armen Eltern, wenn sie ihre Erziehung nicht darauf ausrichten konnten, dass das Kind seine Stärken außerhalb der materiellen Werte zeigen kann.

es wurde schon erwähnt: früher lagen die lebenshaltungskosten, auch die mieten, wesentlich niedriger- also kein wunder. ziemlich unpassender vergleich, findest du nicht?
für 2000,-€ in den urlaub bin ich in meinem leben noch nicht gefahren und ich glaube nicht, dass das unbedingt der casus knacktus ist. was den rest deiner aufzählungen angeht bin ich mir sicher, das es den meisten betroffenen in der kritik an ihrer lage nicht darum geht, das sie ihren gören nicht mehr die neueste playstation, die "tollen" nike-klamotten o.ä. mehr kaufen können. es geht um wesentlich fundamentalere sachen, die nun wesentlich erschwerter oder gar nicht mehr finanziert werden können.
ich verweise hier auf die berechnungen weiter vorne in diesem thread, was jedem einzelnen unter Hartz IV zur verfügung steht und was davon bitteschön noch für irgendwelche kurse, die kinder, ihren talenten entsprechend, nun mal gerne machen, übrigbleiben soll. fällt das unter luxus?
es geht mir ziemlich auf die nerven, das in diesem zusammenhang immer superlativen aufgefahren werden, um die es bei den meisten gar nicht geht.

Aber wie weit muss Solidarität gehen? Muss ich mit meinen Steuergeldern den Urlaub eines Arbeitslosen bezahlen, wenn ich mir selbst keinen nehme? Ist das Gerechtigkeit? Muss ich wirklich dafür sorgen, dass der Arbeitssuchende "Lebensstandard" genießt, oder ist es meine Aufgabe, ihm das Überleben zu sichern?

seltsamerweise- und ich wiederhole mich hier wieder- habe leute wie du so überhaupt keine probleme damit, den letzten müll mitzufinanzieren, zuzugucken wie sich die üblichen verdächtigen die taschen immer unverschämter vollstopfen.
"haltet den dieb!" ist die offizielle parole, die von den wirklichen dieben, die wenn schon, ganz groß absahnen, ablenken soll- und (fast) alle stimmen mitein.
ich finde das einfach nur dämlich.

Lang lebe Genosse Lenin?

was soll das jetzt suggerieren- alles weltfremde kommunisten?
die kritiker mal wieder in eine der ausgelutschten schubladen schieben?

Es kommt immer drauf an, was man aus sich macht. Joschka Fischer wäre heute vielleicht auch ein Hartz IV-Fall, aber da er was aus seinen Überzeugungen gemacht hat und eine Partei mitbegründete, stellt er nun unseren Außenminister; mit einer abgebrochenen Buchhändlerlehre.

schlimm genug. mir wäre lieber dieser heuchler, dieser um 180 grad gewendete, dieses riesengroße arschloch...würde noch taxi fahren...

Damit drückt dieser nette Herr vornehm aus, alle Arbeitslosen würden zu Pennern. Sicherlich ist so ein Wohnblock, der allein dem Ziel dient, sozial schwache Gesellschaftsmitglieder aufzufangen, keine Schönheit. Aber die Bewohner eines solchen Wohnblocks könnten ja eine draus machen. Wenn sie schon arbeitslos sind und die Hoffnung aufgegeben haben, eine Arbeit zu finden, wie man hier öfter propagiert, könnten sie ja ihr Viertel verschönern. Ich höre schon das Klappern der Tastaturen, das sei doch vollkommen realitätsfern, die BFA solle sich lieber um Arbeit kümmern und so weiter. Aber wenn immer von "Gettoisierung" die Rede ist, frage ich mich schon, wie sich mancher "Verbandschef" das Leben eines Arbeitslosen vorstellt.

ich habe da gerade so eine vision:
Rupert, aus welchen gründen auch immer, hat seinen job verloren und ist mit seinem alter einfach nicht mehr up to date, ergo einer der vielen langzeitarbeitslosen, die trotz fortbildung und sonstigem trallala keinen regulären job mehr kriegen.
Rupert hat eine zu große/zu teure wohnung.
er muss leider in ein viertel ziehen, das schon voll von losern wie er ist (wer keinen regulären job mehr an land zieht, ist nach der immer mehr um sich greifenden vorstellung zwangsläufig ein loser), aber Rupert macht was draus. er ist weder frustriert noch deprimiert- er startet durch!
sein motto: wir verschönern unser ghetto. also wird pinsel und farbe geschwungen, nebenbei gibt es bunte abende für alleinerziehende und an ihnen interessierte, auf das sie endlich den partner fürs leben finden, was sie doch endlich an das ideal der familie wie sie sein sollte, heranführt.

mmhh...natürlich, wenn es soweit kommt, sollte man das beste daraus machen- aber muss es soweit kommen?
muss es ghettos geben, müssen menschen an den rand gedrängt werden, wegen einer entwicklung an der sie überhaupt keine schuld tragen?

was ich jetzt schreibe, richte ich nicht explizit an dich, sondern an alle, die dieser entwicklung seelenruhig zusehen bzw. sie gutheissen:

wisst ihr was mich am meisten erschreckt?
es ist nicht die tatsache, das diese dinge passieren, das es haufenweise hilfeempfänger gibt, das die multis mit politischer unterstützung so richtig auf unser aller kosten die sau rauslassen- ich habe etwas in der art erwartet. was ich indem maße nicht erwartet habe, ist die verblendung die damit einher geht. es ist wirklich ziemlich egal wo die leute herkommen, ob sie sich nun als christen, humanisten, ökos, alternativ oder sonstwie begreifen- sie steigen drauf ein. sie sehen zu, wie immer mehr menschen an den rand gedrängt werden, sie sehen des kaisers neue kleider, wo gar keine kleider sind, sie propagieren von ihren vermeintlich sicheren plätzen aus den verzicht, sie lassen zu, das neue feindbilder, neue parias geschaffen werden.
ja leute, es sind immer die anderen und was kümmert es mich, solange ich nicht selbst davon betroffen bin, es für mich auch gar nicht möglich halte? angeblich gute ratschläge machen da die runde, verallgemeinerungen, klischees, vorurteile werden wunderbar bedient.
was kümmert es mich, wenn jemand keine krankenversicherung mehr hat? was kümmert es mich, wenn andere kaum mehr über die runden kommen. what the hell hat das alles mit mir zu tun?
sind wahrscheinlich nur einzelfälle hat sich nicht genug gekümmert undsoweiterundsofort....
immer schön verflachen, bloß keine tendenz darin sehen wollen- könnte ja irgendwie angst machen, könnte ja irgendwie klar machen, das jeder jederzeit davon betroffen sein könnte, könnte ja deutlich machen wohin wir uns wirklich bewegen- in eine gesellschaft, in der immer mehr, weil sie nicht am erwirtschafteten reichtum partizipieren dürfen, überflüssig werden.

mir macht nicht in erster linie das angst was passiert, sondern solche statements wie hier zu lesen- die machen mir angst!
ihr fühlt euch wahrscheinlich ziemlich aufgeklärt und auch ziemlich menschlich, mit eurem christlich/humanitären/bio-öko hintergrund.

ihr seid nichts davon.
ihr seid nur teil einer aufgeputschten, gelenkten masse, die durch ihr wegkucken bzw. schönreden dessen was läuft, diese entwicklung erst legitimiert.
ihr werdet vielleicht irgendwann mal sagen, das ihr das nicht gewollt oder gewusst habt...und- entspricht das der wahrheit?
nein, ihr wisst genug oder könntet genug wissen, wenn ihr mal den blick über euren tellerrand schweifen lassen würdet, wenn ihr eure persönlichen ressentiments und neidgefühle (den ganzen tag auf der "faulen" haut liegen) mal fallenlassen, wenn ihr anteil an dem schicksal anderer nehmen würdet, anstatt sie mit euren klischees zu überfrachten.

da braucht man nicht mal polemisch zu werden, das ist einfach nur zum heulen.
 

Booth

Erleuchteter
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samhain schrieb:
wieso werde ich polemisch?
Willst Du ernsthaft, daß ich in Zukunft all Deine Polemiken rausschreibe?
wenn du das alles nicht so schlimm findest- dein bier.
ich finde es schlimm.
Ja - manche oder auch viele Dinge schlimm zu finden ist OK
Viel zu oft zu behaupten, daß es so schlimm ist, daß es nicht mehr erträglich wäre, daß bald "Schluß mit lustig" wäre, das finde ICH schlimm, wenn ich sehe, daß es bei uns in Deutschland um 55 oder 60qm Wohnungen für diejenigen geht, die leider keinen Job haben.
wenn ich hier bei jeder zweiten seite das gefühl habe, wieder bei null zu beginnen, wenn ich ständig auf ignoranz stoße, dann sei mir etwas polemik vergönnt...
Das ist der Kern Deiner Diskussionsmentalität. Wenn andere Leute versuchen ihre Meinung darzustellen, die von Deiner abweicht, und nicht selten Argumente bringen, ist das für Dich "Ignoranz". Ich bringe Dir nicht selten Verständnis gegenüber auf - schreibe viel zu oft die Unterschiede in unseren Wahrnehmungen... das einzige was von Dir kommt, ist daß ich "ignorant" wäre, einem "offiziellen Wunschdenken" anhänge, etc etc... Du verunglimpsft ständig die Leute, die mit Dir konträr diskutieren wollen (hatte Silly mal vor x Seiten in diesem Thread auch schon angemerkt, und zeitweise die Lust verloren). Keine Ahnung, woher Deine Wut, Dein Zorn und Deine enorme Aggressivität kommen - aber daß Du dies permanent an den Leuten auslässt, die nicht Deiner Meinung sind, nimmt jegliche Lust am diskutieren.
ich könnte natürlich auf teufel komm raus die fassade wahren, immer gute miene zum bescheuerten wiederholungsspiel machen und mir ein krebsgeschwür oder so einhandeln...aber da ist mir die eigene, geistige gesundheit doch näher. das scheint dich zu nerven, aber glaube mir, dieses "ewig grüßt das murmeltier"-spielchen hier geht mir auch ziemlich auf den keks.
Ein wenig Höflichkeit und Respekt gegenüber Deinen Mitdiskutanten wäre ausreichend - gerade dann, wenn sie anderer Meinung sind. Manchmal muss man auch akzeptieren, daß andere Menschen anderer Meinung sind, obwohl man glaubt, die besseren oder gar die einzigen Argumente zu haben. Nennt sich Meinungsfreiheit. Wenn dies natürlich bei Dir zur Ungesundheit führt... egal... den Satz kannst Du vielleicht besser für Dich selber beenden.
deine devote haltung in allen ehren-
Aha - auf Luxus zu verzichten ist in Deinen Augen also Devotheit. Devotheit ist ein anderes Wort für Unterwürfigkeit. Wem unterwerfe ich mich denn durch die Einschränkung des Luxus? Könnte man vielleicht umgekehrt behaupten, daß all die vielen Menschen, die den Luxus für soooo wichtig halten, daß ohne desselben bald "Schluß mit lustig" wäre, viel eher Unterwürfig sind? Aber egal... Dein Diskussionsstil, zunächst ohne gezielter Ansprache den Mitdiskutanten vorzuwerfen man würde sich in seinen "gossen und teuren Wohnungn" ängstlich umschauen, und dann auf die Antwort, daß einer der Diskutanten sich überhaupt nicht für Luxus interessiert, diesem dann "Devotheit" zu unterstellen, ist letztlich typisch. Du versuchst permanent herabzusetzen, solange man nicht Deine Meinung und Sichtweise annimmt.
nur sehe ich überhaupt keinen grund dafür gegeben, sich angesichts immer höherer gewinne der konzerne, die hier gleichzeitig lohndumping, entlassungswellen etc. vorantreiben und sehr wenig bzw. gar keine steuern mehr zahlen, den ganzen polit-ärschen, die ihre gesetzesvorgaben von der wirtschaft beziehen, zu deren handlangern verkommen sind, die den hals nicht vollkriegen und die (angeblich für sozialleistungen nicht vorhandenen) gelder sonstwo reinpumpen, hier einen auf masochist zu machen.
Tja - wenn Du keinen Grund dafür siehst, daß die Menschen sich essentiell in ihrem Verhalten und ihren Werten ändern, OBWOHL es viele andere Menschen nicht tun - dann verstehe ich nun vielleicht noch mehr als zuvor, wie sehr Du Anhänger der Marxistischen Theorie bist, daß das Sein das Bewusstsein beeinflusst, aber auf keinen Fall umgekehrt. Du scheinst es für völlig unmöglich zu halten, daß sich die Menschen ändern, ohne das sich zuvor die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ändern. Du scheinst es für notwendig, ja für unumgänglich zu halten, daß man zunächst die äussere Form ändert. Und all diejenigen, die bis dahin sich trotzdem ändern sind dann anscheinend Masochisten.
da braucht man nicht mal polemisch zu werden, das ist einfach nur zum heulen.
Ich fürchte mit Deiner Einstellung ist das völlig logisch. Und ich fürchte, mit Deiner Einstellung wird das immer so bleiben.
Um mal frei ins Blaue zu schiessen:
Ich schätze, meine Einforderung nach mehr Höflichkeit und Respekt gegenüber Deinen Mitdiskutanten bleibt bei Dir völlig ungehört. Solange das "System" so ist, wie es ist, muss man draufknüppeln, ohne Rücksicht auf Verluste, da es ja am "System" liegt, nicht an den Menschen. Und die Menschen im "System" sind vernachlässigbar... entweder sind sie ja diejenigen, die das "System" stützen, und damit Feinde, oder sie sind "Masochisten", wenn sie das "System" zwar für veränderungwürdig halten, aber nicht aktiv dagegen ankämpfen. Nur ein Kämpfer gegen das System verdient den Respekt...

So - ich hoffe jetzt wirklich, daß ich auf bei einer folgenden Antwort höchstens via PN antworte, und mich aus dem Thread raushalte.
Post ist eh im Prinzip Offtpoic - kann also gerne vom Mod gelöscht werden.

gruß
Booth
 

Rupert

Meister
Registriert
9. September 2004
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241
samhain, wenn ich irgendwann ein eigenes Magazin gründe, stelle ich dich als Redakteur ein. ;)

samhain schrieb:
es wurde schon erwähnt: früher lagen die lebenshaltungskosten, auch die mieten, wesentlich niedriger- also kein wunder. ziemlich unpassender vergleich, findest du nicht?

Früher lagen auch die Löhne wesentlich niedriger als heute. Außerdem gab es noch viel häufiger Lohnausfälle als heute - meine Großmutter beispielsweise arbeitete in einer Kleiderfabrik, teilweise wurde ihr der Lohn nur in Stücken ausbezahlt, teilweise musste sie lange drauf warten. Dazu kommt noch, dass damals in ihrem Haushalt kein Auto vorhanden war und sie dementsprechend öffentliche Vekehrsmittel nutzen musste - verglichen mit den damaligen Benzinpreisen war das natürlich viel teurer.

Aber wie schaffte man es damals bloß, trotz häufiger Lohnausfälle über die Runden zu kommen? Zaubertrank? Weniger. Solidargemeinschaft im Kleinen heißt das Stichwort. Damals gehörten eben der Nachbar und das Dorf noch zur Solidargemeinschaft hinzu, man half sich gegenseitig aus, seien es ein paar Eier, ein wenig Gemüse oder Obst. Natürlich blieb es dieser Solidargemeinschaft überlassen, wen sie aufnahm und wen nicht; hieß also, wer sonntags nicht in der Kirche zu sehen war, hatte schon schlechte Karten. Da musste sich eben angepasst werden - und nichts anderes verlangt Hartz IV.

Diese Reform fördert und fordert, auch wenn das einige hier nicht sehen wollen. Die Berater beim Arbeitsamt werden, nachdem die Antragsflut abgewickelt ist, viel mehr Zeit für Betreuung haben und somit die Arbeitslosen geschickter vermitteln können. Fortbildungskurse und Praktika wären weitere Beispiele für Förderung. Gefordert werden die Arbeitslosen, indem sie das und vor allem auch reguläre Beschäftigungsverhältnisse annehmen müssen - es kann nicht angehen, dass jemand, der arbeitslos geworden ist, ein Beschäftigungsverhältnis mit der Begründung ablehnt, das sei unter seinem Niveau. Wer keine Arbeit hat, muss mit jeder Beschäftigung zufrieden sein - alles andere ist paradox und hat nichts mehr mit wahrer Not zu tun, sondern mit persönlicher Eitelkeit. Die ach so faulen Ausländer machen schließlich auch ohne Widerwillen die Drecksarbeit, wenn man es ihnen anbietet - die freuen sich über eine Beschäftigung. Der stramme NPD-Wähler, der diesen dann die Schuld für seine Arbeitslosigkeit gibt, wohl eher weniger.


samhain schrieb:
und was davon bitteschön noch für irgendwelche kurse, die kinder, ihren talenten entsprechend, nun mal gerne machen, übrigbleiben soll. fällt das unter luxus?

Um die Talente der Kinder zu erkennen, müssen sie erst einmal die Schule besuchen. An unseren lokalen Schulen wird es so gehandhabt, dass finanziell schwächere Familien Unterstützung erhalten, wenn sie beispielsweise einen Ausflug nicht bezahlen können. Dazu müssen sie sich natürlich beim Elternbeirat melden - wer sich zu schön ist, um als arm zu gelten, kriegt nichts. Tja, genauso funktioniert das bei Hartz IV.

Der Hartz IV-Antrag zielt darauf ab, denjenigen, die wirklich Unterstützung benötigen, zu helfen und diejenigen, die genug Vermögen für schlechte Zeiten angespart haben, erst später mit Gemeinschaftshilfe zu versehen. Ich habe bei vielen festgestellt, dass auf diesen Punkt sehr allergisch reagiert wird. "Aber das hab ich mir doch fürs Alter angespart, wenn ich 'mal nicht mehr so viel habe !" In der Arbeitslosigkeit habe ich allerdings noch weniger zur Verfügung, weswegen ich die Reserven eben nun schon aufbrauchen muss. Geld spare ich immer für schlechte Zeiten, warum wird Arbeitslosigkeit nicht als Notsituation gesehen? Warum kann man als Arbeitsloser vermögend sein und Hilfe verlangen, wenn man sich doch eigentlich selbst helfen könnte? Das ist gegen das Solidaritätsprinzip ! Keiner würde einem Bettler Geld schenken, wenn er offensichtlicherweise einen Schinken neben sich liegen hätte. Wer Hilfe braucht, der bekommt sie auch; alles andere deutet schlicht auf Ausnutzung hin.


samhain schrieb:
seltsamerweise- und ich wiederhole mich hier wieder- habe leute wie du so überhaupt keine probleme damit, den letzten müll mitzufinanzieren, zuzugucken wie sich die üblichen verdächtigen die taschen immer unverschämter vollstopfen.

Es geht in diesem Thread um Hartz IV, nicht um Politiker- und Managergehälter. Dass diese oft vollkommen übertrieben angesetzt sind, steht fest; allerdings lenkt das nicht davon ab, dass auch im Sozialwesen viel Schindluder getrieben wird/wurde und auch dagegen muss vorgegangen werden, wenn wir in einer wirklich fairen Solidargemeinschaft leben wollen.

Siehst du, samhain, und genau hier liegt unser Problem. Du zeigst mit dem Finger gerne auf die Reichen und lenkst davon ab, dass nicht jeder Arme wirklich so arm ist, wie er sich gibt. Sicherlich brauchen wir eine Erhöhung der Vemögenssteuer und eine Erhöhung der Gewerbesteuern für Großkonzerne, aber damit allein kann es nicht getan sein. Missbrauch muss im Großen wie im Kleinen verhindert werden; wir denken zwar beide an dasselbe, nur in anderen Verhältnissen.


samhain schrieb:
was soll das jetzt suggerieren- alles weltfremde kommunisten?

In der DDR brauchte man meines Wissens keine Fortbildungen; da war man lebenslang Traktorist, Rübenstecker, Diplomkuhmelker, was auch immer. Wenn sich Kritiker darauf berufen, dass die Weiterbildungen ohnehin nichts brächten und man mehr Arbeitsplätze braucht, dann vermischen sie Wahrheit mit kommunistischer Rhetorik. Das Prinzip der Gleichheit im Kommunismus mag zwar sehr schön sein, aber auf lange Sicht nicht zu erfüllen; nicht umsonst ist die UDSSR zusammengebrochen.


samhain schrieb:
mmhh...natürlich, wenn es soweit kommt, sollte man das beste daraus machen- aber muss es soweit kommen?
muss es ghettos geben, müssen menschen an den rand gedrängt werden, wegen einer entwicklung an der sie überhaupt keine schuld tragen?

Genau hier liegt dein Denkfehler, wenn ich dir das unterstellen darf. Die bösen Großkonzerne, die uns arme Deutsche ausbeuten, sind nach deiner Logik an allem Schuld. Jedoch sollten wir uns mit dem Anfang der Kette beschäftigen. Der Anfang einer jeden Massenentlassung ist entweder die Insolvenz oder, was viel häufiger vorkommt, die Aktiengesellschaft. So gut wie jedes Großunternehmen aus Deutschland hat sich in den letzten 10-20 Jahren zur Aktiengesellschaft gewandelt. Die "shareholders" müssen befriedigt, Gewinne müssen auf Gedeih und Verderb eingefahren werden, es müssen ständig neue Märkte erschlossen werden, um den "shareholder" zufriedenzustellen ... diese ganze Shareholderscheiße, und mehr ist sie meines Erachtens nicht, führt zu völlig unklugen und auf langfristige Sicht gravierend schlechten Entscheidungen, da man ständig in der Furcht ist, das Unternehmen könne aufgekauft werden. DAS hat die amerikanischen Verhältnisse bei uns eingeführt und DAS ist Schuld an der Wirtschatfsmisere - aber wer hat die Aktien gekauft? Waren das die so oft erwähnten "oberen 20%", die sich einen Spaß aus dem Brokerdasein machen?

Nein, es war das gewöhnliche Volk. Der Berg ruft und alle kraxeln drauf los. Ich erinnere mich noch, als 1998/99 die Märkte zu explodieren begannen, so viel Kapital wurde auf einen Schlag reingepumpt. Die Leute holten ihr Erspartes von der Bank und warfen es in den vermeintlich sicheren Aktienmarkt, in der Gewissheit, später mehr rauszukriegen als sie auf der Bank bekamen. Dann kam der Börsencrash und viele wurden um ihr Geld betrogen, viele Unternehmen standen am Rande der Insolvenz. Die Blase war geplatzt, der GAU eingetreten. Ich hatte mich immer aus diesen zwielichtigen Tauschhandlungen rausgehalten und das wurde mir wohl auch gelohnt. Allerdings herrscht seitdem eine dermaßen instabile und beinahe schon amerikanische Marktlage, dass ich das nicht einmal mehr müde belächeln kann. Der Hype um Aktien und schnelle Gewinne macht unser ganzes, im Übrigen vollkommen funktionsfähiges und nicht rückschrittliches, Wirtschaftssystem kaputt, nur wollen es diejenigen, die richtig dick dran verdienen, nicht zugeben. Die Lüge um die Börse wird stillschweigend hingenommen, denn schließlich trifft es immer nur die anderen, nicht einen selbst. Das Volk belügt sich selbst und entzieht sich immer mehr seine feste Grundlage, indem es auf fiktive Aktienwerte statt auf reale Gewinne vertraut. Solange sich daran nichts ändert, wird auch die Wirtschaft nicht anspringen.


samhain schrieb:
sie sehen zu, wie immer mehr menschen an den rand gedrängt werden, sie sehen des kaisers neue kleider, wo gar keine kleider sind, sie propagieren von ihren vermeintlich sicheren plätzen aus den verzicht, sie lassen zu, das neue feindbilder, neue parias geschaffen werden

Dem sehe ich nicht zu, sondern verfolge es aufmerksam. Booth hat es in diesem Thread schon angemerkt; wie wäre es, wenn eine Großdemonstration unter dem Motto "Wir haben unseren Teil getan, nun seid ihr dran !" gestartet würde? Wie wäre es, wenn das Proletariat die Solidarität mit den Reichen sucht und genau so den guten Willen zeigt, von dem immer die Rede ist, wenn es um Gewinnsteigerung und Massenentlassungen geht? Dann stünden die Multis und Politiker ganz schön blöde da, denn so würden sie genau das ablehnen, was sie von anderen erwarten. Das Problem ist, dass keiner auf sie zugeht und sie sich derweil fein raushalten werden. Das, was vom Pöbel erwartet wird, nämlich Parolen wie "Schluss mit lustig" oder "Wir sind das Volk", bringt er herbei, doch ernsthafte Vorschläge, die die Großen in Bedrängnis geraten lassen könnten, fehlen. Die Gewerkschaften pumpen Propaganda hinterher, obwohl sie schon längst nur das praktizieren, was IWF und Wirtschaft wünschen, nämlich den Sturheitsprotest, der sich in den Reden der Multis als "steife Marktlage" wiederfindet. Solange die Vermögenden nicht öffentlich nicht zur Kasse gebeten werden, sondern ein verzweifelter Stellungskrieg um Rechte geführt wird, werden sie auch weiterhin mit ihrer steifen Marktlage auf hörige Ohren stoßen; aber den Schritt, den die Arbeiterschaft machen muss, nämlich auf Solidarität miteinander zu pochen, fürchten sie. Wie weiter oben schon erwähnt, wären dann nämlich sie im Licht der Öffentlichkeit und nicht die bösen Sozialschmarotzer auf Seite 2 der BILD-Zeitung.

Ich frage mich lediglich, warum das keiner der Hartz IV-Gegner sehen möchte und lieber weiter einen verzweifelten Kampf um Rechte führt, deren Erhalt durch eine öffentliche Solidaritätsbekundung im großen Stil so gut wie gesichert wäre.


samhain schrieb:
ihr fühlt euch wahrscheinlich ziemlich aufgeklärt und auch ziemlich menschlich, mit eurem christlich/humanitären/bio-öko hintergrund.

Ich weiß nicht, warum du immer wieder diese Attribute herbeiziehst, wenn du in deinen leidenschaftlichen Predigten gegen Gott und die Welt wetterst. Booth sieht sich als human, Lilly mag Ökonahrung, ich verbreite die christliche Lehre, wie ich sie auslege, und was weiter? Im Gegensatz zu dir sehen wir durchaus Möglichkeiten, wie man aus der Lage rauskommen könnte, während du nur wie der Endzeitprophet auf dem Berg stehst und den Weltuntergang ausrufst.

Deine Artikel sind geprägt von einem Hass auf die Vermögenden, wurden geschrieben, um eine Überspitzung der Lage hervorzurufen, gar ein zweites Weimar. Die Artikel beruhen alle auf der Überzeugung, die eigene politische Meinung allein könne die Situation verbessern; und anstatt auf diejenigen, die genug hätten, zuzugehen, wird Hass geschürt und es werden Feindbilder geschaffen, was du hier so freizügig kritisierst. Booth versucht wenigstens, einen Silberstreif am Horizont zu entdecken, während du die Augen feste zudrückst und darauf pochst, dass es immer noch dunkel sein wird, wenn du sie wieder aufmachst, weswegen es ja eigentlich gar keinen Grund zum Öffnen gibt - so kann man es natürlich auch machen, aber dann sollte man sich bitte nicht darüber wundern, wenn insgesamt keine Besserungen eintreten.

Kein einziger deiner Posts wurde der Zusammenarbeit zwischen Bedürfitgen und Besitzenden gewidmet, in keinem Artikel hört man etwas über Nachbarschaftshilfen oder über Bürgerrechtsgruppen, die sich der kommunalen Probleme annehmen - nichts, nur Fälle, die durchs Raster gefallen sind, nur gefälschte Unternehmensbilanzen, nur der verzweifelte Ruf einer politischen Richtung, die sich ihrer eigenen Nichtigkeit und Vergänglichkeit bewusst wird und deswegen auf den Zug mitaufspringt, der den einfachsten Weg fährt, nämlich den des puren Hasses und Neides auf diejenigen, mit denen der Schulterschluss zu suchen wäre. Anstatt dass kooperiert wird, werden Feindbilder eingeführt, es wird gefordert, die Bonzen in die Luft zu sprengen (WIZO), es wird gerade von denen, die das bemängeln, eine Zweiklassengesellschaft heraufbeschworen. Die guten Armen - und die bösen Reichen. Dass auf diese Weise keine, aber auch wirklich gar keine Veränderung eintreten kann, dürfte dir hoffentlich klar sein - auf deinem Platz, der eine vermeintlich gute Sicht auf die Geschehnisse bietet.
 

forcemagick

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Rupert schrieb:
Aber wie schaffte man es damals bloß, trotz häufiger Lohnausfälle über die Runden zu kommen? Zaubertrank? Weniger. Solidargemeinschaft im Kleinen heißt das Stichwort. Damals gehörten eben der Nachbar und das Dorf noch zur Solidargemeinschaft hinzu, man half sich gegenseitig aus, seien es ein paar Eier, ein wenig Gemüse oder Obst. Natürlich blieb es dieser Solidargemeinschaft überlassen, wen sie aufnahm und wen nicht; hieß also, wer sonntags nicht in der Kirche zu sehen war, hatte schon schlechte Karten. Da musste sich eben angepasst werden - und nichts anderes verlangt Hartz IV.

da verlangt hartzIV aber ganz schön an der realität vorbei ;)

ich meine wir leben heute in einer gesellschaft in der du blutend wie ein schwein durch einen deutsche innenstadt humpeln kannst und alles was die leute tun ist einen bogen um dich machen... in deutschland kann vor augen aller ein mensch angegriffen werden und niemand ruft auch nur die polizei (beides durch experimente belegt, die wohl schon oft genug über den bildschirm flimmerte... der ein oder andere wird sich vielleicht daran erinnern )... in deutschland leben die leute nebeneinander und kennen sich nicht einmal... da leiht mir keiner was wenn es mal knapp wird...

ich denke man kann nicht einfach ein gesetz erlassen und sagen "ja dann müssen die leute halt wieder zur solidargemeinschaft im kleinen zurückfinden " ... man muss die realitäten sehen.
auch wenn ich natürlich auch sage, dass dieser mangel an solidarität ein ganz wesentliches krankheitssymptom unserer gesellschaft ist ....
 

sillyLilly

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samhain schrieb:
wieso werde ich polemisch?
Das würde ich auch gerne mal wissen. Deine Beiträge triefen vor Polemik.



oh ja, der böse, polemische samhain, der dem lieben Booth mal wieder jegliche lust nimmt. hatten wir alles schonmal. wenn ich hier bei jeder zweiten seite das gefühl habe, wieder bei null zu beginnen, wenn ich ständig auf ignoranz stoße, dann sei mir etwas polemik vergönnt...
sicher sei es dir vergönnt, aber es sei auch jemandem anders vergönnt dich darauf aufmerksam zu machen, dass es keinen Spaß macht mit jemandem zu diskutieren, der meint die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben und alle die anderer meinung sind seien einfach nur blind, begriffsstutzig oder in irgendeiner art und weise minderbemittelt, dass sie das nicht genauso sehen wie du.
könntest du da mal etwas konkreter werden?
ich habe doch das mit dem Kindergeld ganz konkret erklärt.

ah ja, ein beispiel- ich warte auf die anderen.
nun ja, ich habe hier öfter das gefühl, ich rede chinesisch.
nochmal: ich habe nicht von familien gesprochen die sozialhilfe bekommen, also deren lebensunterhalt durch diese finanziert wird,
Ein anderes Beispiel wäre das mit den 1-EuroJobber in Konzernen.
Es gibt keine Konzerne die 1-Eurojobber beschäftigen dürfen und du hast schon mehrfach so geschrieben, als wäre es bereits so.

es geht hier nicht um leute die bis dato sozialhilfe bezogen haben, sondern es geht um die, die studieren bzw. eine ausbildung machen (also bafög bekommen, was aber meistens nicht zur deckung der lebenshaltungskosten ausreicht) und denen unter Hartz IV, ihr studium erschwert bzw. unmöglich gemacht wird, weil sie zukünftig den "nicht ausbildungsbedingten" unterhalt nicht mehr bekommen. weiterhin wird das kindergeld nun als einkommen des kindes angesehen, was folglich dessen anspruch mindert.
Das Kindergeld wurde bei Sozialhilfe auch als Einkommen gerechnet. Das versuche ich dir ja zu erzählen. Der Unterschied ist das es vorher bei den Eltern als einkommen gerechnet wurde und jetzt bei den Kindern.
ich meine- ist das wirklich so schwer zu verstehen?
Ich denke dass ich schon verstanden habe, worum es geht.
warum erzählst du hier ständig was von sozialhilfeempfängern?
Weil es unter anderem darum ging. Leute die vorher Leistungen vom Sozialamt bekommen haben und jetzt neuen Regelungen gegenüberstehen.
du gehst von sozialhilfebeziehern aus, deren kinder studieren oder so, aber davon ist hier nie die rede gewesen.
darf ich aus deinem post zitieren, auf den ich mich bezogen habe:
Eine weitere gravierende Änderung ist die Frage der Anrechnung des
Kindergeldes. Im BSHG galt durch gefestigte Rechtsprechung die Regel, dass Kindergeld zunächst immer Einkommen des Kindergeldberechtigten ist, insofern dieser seinen sozialhilferechtlichen Bedarf nicht mit eigenen Mitteln decken kann.

Im SGB II ist nun eindeutig geregelt, dass Kindergeld von minderjährigen
Kindern zunächst immer Einkommen des jeweiligen Kindes ist, insofern
dessen SGB II - Bedarf nicht mit eigenen Mitteln gedeckt werden kann (§ 11 Abs. 1, S. 2 + 3 SGB II).

Diese Änderung hat gravierende Folgen: Sie bedeutet, dass in einer Vielzahl von finanzschwachen Haushalten Studierender (allein erziehende Studenten, Bedarfsgemeinschaften mit Studierenden und Kindern, usw .) das Kindergeld nicht mehr zur Deckung des Existenzminimums der
kindergeldberechtigten Eltern einzusetzen ist. Es ist nur noch dem Kinde
anzurechnen und senkt folglich den Sozialleistungsanspruch des Kindes um den Betrag des Kindergeldes.

ist jetzt klar, das du dich die ganze zeit auf dem falschen dampfer befunden hast...und das wir infolgedessen komplett aneinander vorbeireden?
Ich habe mich auf den Beitrag mit dem Kindergeld bezogen. Hinterher habe ich es in einem posting noch mal erklärt.
Der Gedanke "Falscher Dampfer" kommt für dich nur für andere in Frage?
was ich jetzt schreibe, richte ich nicht explizit an dich, sondern an alle, die dieser entwicklung seelenruhig zusehen bzw. sie gutheissen:

wisst ihr was mich am meisten erschreckt?
es ist nicht die tatsache, das diese dinge passieren, das es haufenweise hilfeempfänger gibt, das die multis mit politischer unterstützung so richtig auf unser aller kosten die sau rauslassen- ich habe etwas in der art erwartet. was ich indem maße nicht erwartet habe, ist die verblendung die damit einher geht. es ist wirklich ziemlich egal wo die leute herkommen, ob sie sich nun als christen, humanisten, ökos, alternativ oder sonstwie begreifen- sie steigen drauf ein. sie sehen zu, wie immer mehr menschen an den rand gedrängt werden, sie sehen des kaisers neue kleider, wo gar keine kleider sind, sie propagieren von ihren vermeintlich sicheren plätzen aus den verzicht, sie lassen zu, das neue feindbilder, neue parias geschaffen werden.
ja leute, es sind immer die anderen und was kümmert es mich, solange ich nicht selbst davon betroffen bin, es für mich auch gar nicht möglich halte? angeblich gute ratschläge machen da die runde, verallgemeinerungen, klischees, vorurteile werden wunderbar bedient.
was kümmert es mich, wenn jemand keine krankenversicherung mehr hat? was kümmert es mich, wenn andere kaum mehr über die runden kommen. what the hell hat das alles mit mir zu tun?
sind wahrscheinlich nur einzelfälle hat sich nicht genug gekümmert undsoweiterundsofort....
immer schön verflachen, bloß keine tendenz darin sehen wollen- könnte ja irgendwie angst machen, könnte ja irgendwie klar machen, das jeder jederzeit davon betroffen sein könnte, könnte ja deutlich machen wohin wir uns wirklich bewegen- in eine gesellschaft, in der immer mehr, weil sie nicht am erwirtschafteten reichtum partizipieren dürfen, überflüssig werden.

mir macht nicht in erster linie das angst was passiert, sondern solche statements wie hier zu lesen- die machen mir angst!
ihr fühlt euch wahrscheinlich ziemlich aufgeklärt und auch ziemlich menschlich, mit eurem christlich/humanitären/bio-öko hintergrund.

ihr seid nichts davon.
ihr seid nur teil einer aufgeputschten, gelenkten masse, die durch ihr wegkucken bzw. schönreden dessen was läuft, diese entwicklung erst legitimiert.
ihr werdet vielleicht irgendwann mal sagen, das ihr das nicht gewollt oder gewusst habt...und- entspricht das der wahrheit?
nein, ihr wisst genug oder könntet genug wissen, wenn ihr mal den blick über euren tellerrand schweifen lassen würdet, wenn ihr eure persönlichen ressentiments und neidgefühle (den ganzen tag auf der "faulen" haut liegen) mal fallenlassen, wenn ihr anteil an dem schicksal anderer nehmen würdet, anstatt sie mit euren klischees zu überfrachten.

da braucht man nicht mal polemisch zu werden, das ist einfach nur zum heulen.

Wenn du jegliche Meinungsäußerungen die nicht mit dir konform geht, so interpretierst ... diejenigen die diese anderen Meinungen haben sowieso als verblendet ansiehst, frage ich dich : "Ziehst du eigentlich auch mal in Betracht, dass du nicht in allen deinen Gedanken und Meinungen richtig liegst?"

Manchmal habe ich das Gefühl, dass du jeden bedauerst, der nicht deine Meinung vertritt, weil der arme Mensch ja so verblendet ist.

Kannst du dir vorstellen, dass ich deine Meinung in einigen Punkten genauso verblendet und erschreckend finde wie du meine? Das ich in einigen Punkten der Ansicht bin, dass so eine Meinung und ein Verhalten, wie von dir, viel mehr zu immer schlimmeren Zuständen führt? DAs so ein Umgang mit anderen Meinungen, wie du ihn hier tätigst genau ein Grundübel ist, welches zu einigen Problem, die wir in der Gesellschaft haben und die du anprangerst, führt.
Meiner Meinung nach siehst du die Problem immer außerhalb von dir und deinem Machtbereich.
Der eigentlich wesentliche Unterschied in unseren Meinungen ist, dass ich der Meinung bin, dass es nicht ausreicht, gegen etwas zu sein ... sondern das man auch sein Verhalten darauf abstimmen sollte -> Bei sich selber anfangen indem ich meine Solidarität und mein Kosumverhalten überdenke und ändere.
Du machst es dir meiner Meinung nach zu einfach. Du hast noch nicht mal mitbekommen, dass ich einiges an Hartz 4 schlecht finde ..... sondern bist in deinem Konfrontationswahn immer einfach auf mich losgeschossen, als wäre ich ein Teil der Kraft die sowas vorantreibt und hast mir unterstellt ich wäre naiv oder verblendet und würde es einfach nur gutheißen. Auf seite was-weiss-ich meinst du das mein Beitrag zum Kindergeld einfach nur ein Argument wäre um gegen dich zu diskutieren.
Ist dir nicht aufgefallen, dass dies gar nicht meine Intention war?

Wenn ich mit dir diskutiere, dann brauchst du mich nicht mit deiner Weisheit erleuchten ... du brauchst dich auch nicht überzeugen lassen
-> Es wäre aber um ein vielfaches angenehmer, wenn du einfach respektvoller damit umgehen würdest und nicht immer so gleich ein Feindbild daraus stricken würdest.

Namaste
Lilly
 

forcemagick

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sillyLilly schrieb:
Ein anderes Beispiel wäre das mit den 1-EuroJobber in Konzernen.
Es gibt keine Konzerne die 1-Eurojobber beschäftigen dürfen und du hast schon mehrfach so geschrieben, als wäre es bereits so.

wenn wir mit der kritik an diesen massiven plänen ( meldungen aus diversen medien bestätigen das ja ) warten bis das per gesetz zementiert ist, dann wird es zu spät sein.

ich denke um den umstand, dass dies gefordert und gewollt ist kommen wir nicht wirklich herum.

von daher halte ich es für richtig hier schon mal in stellung gegen solche vorhaben zu gehen.

inzwischen arbeiten eineurojobber durchaus in kommerziellen bereichen und verdrängen defacto schon jetzt stellen auch wenn es in krankenhäusern, pflegeheimen et. stattfindet.

ich weiß dass leute, die ausscheiden ersetzt werden durch eineurojobber.. ich weiß, dass so manche stelle nicht mehr als normale stelle ausgeschrieben wird, weil man ja einen eineurojobber bekommen kann... auch wenn diese stellen mehr oder weniger im sozialen bereich zu finden sind... es sind jobs, die einst einigermaßen gut bezahlt wurden... der nächste schritt hin zum kostenlosen industriearbeiter ist nur ein ganz kleiner.
 

antimagnet

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@booth:

So - ich hoffe jetzt wirklich, daß ich auf bei einer folgenden Antwort höchstens via PN antworte, und mich aus dem Thread raushalte.
Post ist eh im Prinzip Offtpoic - kann also gerne vom Mod gelöscht werden.

bitte nicht. auch wenn es mal off-topic wird, les ich deine beiträge sehr gerne.

@force:

ich meine wir leben heute in einer gesellschaft in der du blutend wie ein schwein durch einen deutsche innenstadt humpeln kannst und alles was die leute tun ist einen bogen um dich machen... in deutschland kann vor augen aller ein mensch angegriffen werden und niemand ruft auch nur die polizei (beides durch experimente belegt, die wohl schon oft genug über den bildschirm flimmerte... der ein oder andere wird sich vielleicht daran erinnern )... in deutschland leben die leute nebeneinander und kennen sich nicht einmal... da leiht mir keiner was wenn es mal knapp wird...

das ist nicht nur in deutschland so. das ist diffusion der verantwortung, die generell zunimmt, je größer die gruppe wird (das geht auch in amerika - kitty genovese ist da in trauriger weise sehr berühmt geworden):
www.goettingen.de/muttutgut/vortrag_1.html
 

sillyLilly

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ich weiß dass leute, die ausscheiden ersetzt werden durch eineurojobber.. ich weiß, dass so manche stelle nicht mehr als normale stelle ausgeschrieben wird, weil man ja einen eineurojobber bekommen kann... auch wenn diese stellen mehr oder weniger im sozialen bereich zu finden sind... es sind jobs, die einst einigermaßen gut bezahlt wurden

Woher weißt du davon?

Nach der momentan geltenden Rechtslage könnte soetwas angezeigt werden.
Sowohl von dem 1 Eurojobber als auch von der Firma die durch 1-Eurojobber Aufträge verloren hat.

Die jetzt geltende Rechtslage sollte nicht ausgebaut werden, so dass minijobs auch an konzerne vergeben werden. DA gehe ich völlig mit dir konform.

wenn wir mit der kritik an diesen massiven plänen ( meldungen aus diversen medien bestätigen das ja ) warten bis das per gesetz zementiert ist, dann wird es zu spät sein.
Ich denke das wir es nicht dadurch zemtieren sollten, indem wir es schon als gegeben sehen, als wenn es schon so sei.
Klagen gegen Fälle die jetzt gegen das lautenden Gesetz verstoßen und reguläre Jobs wegnehmen sehe ich als sinnvoller, als lamentieren, dass es eh schon zu spät sei.
Wenn du persönliche Fälle kennst, in denen das so ist, dann sollte man sich anhand des Falles überlegen wie vorzugehen ist.
Ich bin gerne bereit jemandem zu helfen Widerspruch einzulegen oder wenn es z.b. in Hamburg ist, mit dieser Person zusammen zur Behörde zu gehen.

Namaste
Lilly
 

forcemagick

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ich weiß einfach davon weil bekannte in eben jenen betrieben als zb. pfleger arbeiten ( da gehen definitiv mitarbeiter aus gesundheitlichen gründen und als ersatz kommt ein hartzer )... ich kenne jemanden, der arbeitet als eineurokraft als fulltimeverkäufer in einem laden für sozialhilfeempfänger ...

ich wüßte teils aber nicht inwiefern das "illegal" sein könnte, weil es ja im ermessen der träger liegt stellen neu zu belegen oder eben nicht... das wird halt als soziialverträglicher stellenabbau verkauft ... doch die stellen sind ja nicht fort.. der bedarf an arbeitskraft ist immer noch da und dieser bedarf wird auch ausgefüllt wenn auch anders organisiert....
 

samhain

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ich glaube hier treffen total unterschiedliche bewertungen der allgemeinen lage aufeinander. ihr habt eure sichtweise, ich habe meine. ihr seht einen silberstreif am horizont- ich sehe ihn nicht und kann auch nicht so tun als ob es ihn gäbe. es hat keinen sinn hier nebenkriegsschauplätze aufzumachen und hier sinnlos energie zu verschleudern. ich denke es gibt schlimmeres als meine polemik, die mir manchmal zu recht, oft aber auch zu unrecht angekreidet wird. denkt immer dran- ich muss euch auch aushalten.

@SL

Ein anderes Beispiel wäre das mit den 1-EuroJobber in Konzernen.
Es gibt keine Konzerne die 1-Eurojobber beschäftigen dürfen und du hast schon mehrfach so geschrieben, als wäre es bereits so.

wie soll man die meldungen in der presse interpretieren, wenn nicht genau so, das eben dieses vorbereitet wird?

Wirtschaft freut sich schon
Ein-Euro-Jobs für alle

Der für den Aufbau Ost zuständige Bundesminister Manfred Stolpe (SPD) hält die Nutzung der so genannten Ein-Euro-Jobs in der gewerblichen Wirtschaft der neuen Länder für möglich.

Stolpe sagte der "Berliner Zeitung" (Samstagausgabe): "Wenn sich Ein-Euro-Jobs als Sprungbrett in eine reguläre Stelle erweisen sollten, wäre das eine gute Sache." Es dürfe aber nicht sein, "dass man eine Entwicklung auslöst, die am Ende Arbeitsplätze vernichtet und damit kontraproduktiv wäre ".

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag hatte vorgeschlagen, die Ein-Euro- Jobs auch für Unternehmen zuzulassen, um Arbeitslosen eine Chance zu geben. Gewerkschaften und Sozialverbände fürchteten bei der Realisierung des DIHK- Vorschlags flächendeckendes Lohndumping.

http://www.n-tv.de/5477664.html

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Verlust der Wohnung droht


Studie des Diakonischen Werks Württemberg: Kosten einer einfachen Unterkunft durch ALG II nicht gedeckt








PFORZHEIM. Manche Empfänger von Arbeitslosengeld II werden in ihren vier

Wänden nicht bleiben können. Laut einer Studie zahlt das Sozialamt für deren Wohnungen weniger, als die ortsüblichen Kosten betragen.

Eine Untersuchung des Diakonischen Werks Württemberg in elf Stadt- und Landkreisen lässt Schlimmes ahnen: Zehn Prozent der Bezieher von Arbeitslosengeld (ALG) II werden sich im Laufe des nächsten Jahres eine günstigere Wohnung suchen müssen, weil sich Mietschulden anhäufen. In Pforzheim geht allein die Agentur für Arbeit von 5700 ALG-II-Anträgen für eine oder mehrere Personen aus. Wie viele Menschen von einem Wohnungswechsel betroffen sein werden, kann die Agentur für Arbeit aber frühestens im Februar statistisch auswerten.

Defizit bis zu 23 Prozent

Nach dem neuen Gesetz werden Mieten, Neben- und Heizkosten vom Sozialamt nur dann übernommen, wenn sie nach dessen Beurteilung angemessen sind. Beim Vergleich der so genannten Mietobergrenzen, die das kommunale Sozialamt als Höchstsatz berücksichtigt, mit einer ortsüblichen Miete hat sich herausgestellt: In Pforzheim und neun weiteren Kreisen sind durch die Mietobergrenze die Kosten einer einfachen Wohnung nicht gedeckt. Pforzheim schneidet bei den elf untersuchten Landkreisen am viertschlechtesten mit einem Defizit von bis zu 23 Prozent ab.

"Es existiert noch eine Übergangszeit von sechs Monaten, in der die Miete bezahlt wird. Dann wird sie auf den von der Kommune festgelegten Obersatz gekürzt", sagt Frieder Claus, Referent für Wohnungslosenhilfe der Württembergischen Diakonie. Kostet eine 45 Quadratmeter große Wohnung (Baujahr 1979) in Pforzheim laut Mietspiegel 265 Euro, zahlt das Sozialamt aber nur 210 Euro. Dadurch entstünden dem ALG-II-Bezieher zusätzliche Kosten, die er etwa von dem monatlichen Regelsatz eines allein Stehenden von 345 Euro begleichen muss.

Bei den Nebenkosten sehen die Defizite in manchen Kreise noch schlimmer aus. Noch gebe es für die Nebenkosten in Pforzheim keine Grenzen. "Das Bestreben der Landkreise ist es aber, möglichst viele Beschränkungen zu schaffen", sagt Claus. Er kritisiert das Verhalten der Stadt: "Die Festlegung der Mietobergrenzen sollte nicht nach der Haushaltslage erfolgen sondern nach der realen Marktsituation." Klar sei, dass die teuersten Folgekosten in der Obdachlosigkeit von Menschen bestünden.

Einzelfälle berücksichtigen

Rüdiger Staib, Chef des Amtes für soziale Sicherheit und Integration, geht davon aus, dass es keine einzige Räumungsklage aufgrund der Unterdeckung geben werde.

http://www.pz-news.de/pforzheim/63652/

und genau das sehe ich aus dem allgemein verordneten sparzwang heraus nicht gegeben.
 

sillyLilly

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Die Regelungen für die Minijobs sehen eine Befristung vor und haben genaue Regelungen.
Wenn diese falsch ausgenutzt werden dann sollte das angezeigt werden, da dies das Gesetz so wie es festgelegt wurde unterläuft.
Die Arbeiten müssen gemeinnützig und zusätzlich sein.... außerdem befristet und für die Person die Chance, in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt zu werden, verbessern.
Wenn diese Vorgaben nicht erfüllt werden, sollte Widerspruch eingelegt werden und die Rechtsmittel ausgenutzt werden um dem entgegen zu wirken.

Rot Grün ist übrigens gegen die Zusatzjobs in Konzernen
http://www.netzeitung.de/wirtschaft/wirtschaftspolitik/320438.html

Namaste
Lilly
 

forcemagick

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die stellen sind freilich befristet... und dann kommt der nächste... das ist doch das schlimme an der sache... es wird genauso laufen wie es mit den praktikanten schon läuft....

und es wird genausowenig als mißbrauch anzeigbar sein... denn auch bei den praktikanten kann man von mißbrauch sprechen und auch hier gäbe es wohl gewisse rechtsmittel, die allerdings im sande verlaufen, da der reine augenschein wohl nicht ausreichen dürfte...
 

sillyLilly

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Also ich finde schon dass die REgierung da beim Wort genommen werden muss.
Die Zusatzjobs werden keine regulären Jobs verdrängen und nicht zu Lohndumping führen. Bedingung für die Schaffung von Zusatzjobs ist, dass sie im öffentlichen Interesse liegen, den Wettbewerb nicht verzerren und keine regulären Beschäftigungsverhältnisse verdrängen. Ziel ist, mit den Zusatzjobs bei Arbeitsuchenden die Beschäftigungsfähigkeit zu erhalten bzw. wieder herzustellen und damit ihre Chancen auf eine Integration in den regulären Arbeitsmarkt zu erhöhen. Arbeitslose können durch einen Zusatzjob ihr Einkommen erhöhen, da die dafür gezahlte Mehraufwandsentschädigung von ein bis zwei Euro je gearbeiteter Stunde nicht auf das Arbeitslosengeld II angerechnet wird. Viele Arbeitslose und Gemeinden haben bereits gute Erfahrungen mit Zusatzjobs gemacht.
http://www.bundesregierung.de/pressemitteilung-,413.729858/Arbeitsmarktreformen-foerdern-.htm

Als Ein Eurojobber ist man doch kein Rechtloses Wesen. Man kann Rechtsmittel nutzen und muss sich nicht außerhalb der Gesetze herumschubsen lassen, auch wenn es von manchen gerne mal so dargestellt wird.

Namaste
Lilly

Edit: Außerdem finde ich die Darstellung, die Leute würden nur für einen Euro arbeiten nicht ganz richtig.
Denn ein AG II Empfänger bekommt seine Regelleistung, die Miete und eventuelle Mehrbedarfszuschläge ja auch. Deswegen arbeitet er ja in dem Sinne nicht nur für ein Euro sondern bekommt je nach Bedarfslage, sein AG II plus die Mehrbedarfszuschläge.
Ich finde diese Stellen besser als Praktika, da es da überhaupt kein Geld gegeben hat.
Aber ich finde sie nur unter der voraussetzung gut, dass die Regelungen eingehalten werden.
 

forcemagick

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freilich wurde der praktikant bezahlt... auch er musste am leben erhalten werden... nur bezahlt halt wie beim eineurojobber der staat den praktikanten ( zwar nennt sich das beim praktikanten eher qualifizierung und nicht fördern und fordern, aber es läuft doch auf das gleiche hinaus... ob nun ein euro gezahlt wird oder nichts.. naja...das ist dann ja fst schon makulatur. )

gemeinden und sozaile träger haben natürlich schon gute erfahrungen gemacht weil sie anstatt teure kräfte einzustellen jetzt eben die supergünstigkräfte haben... ansonsten wäre die dienstleistung eben tatsächlich oder vermeintlich gestrichen worden...

als eineurojobber ist man wie als praktikant kein rechtloses wesen... aber wie effektiv kann man denn auf seine rechte pochen.... ich sage es nochmal... als praktikant haben die leute sich auch teils ausbeuten lassen müssen und sie konnten kaum effektiv widersprechen...
 

sillyLilly

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meinst du denn das man als 1 Eurojobber nicht auf das Gesetz pochen kann und mit Hinweis auf das Gesetz Widerspruch einlegen könnte, wenn der Zusatzjob nicht die kriterien hat, die er haben sollte?
Wenn du persönlich von Stellen weißt, wo diese Regeln nicht eingehalten werden dann finde ich es nicht richtig, dass einfach nur so hinzunehmen und resigniert hinzunehmen das alles scheiße ist.


Das ich meine Hilfe angeboten habe, meine ich ernst. Ich habe zwar kein Geld und bin kein Rechtsanwalt, aber ich bin gerne bereit z.b. jemanden beim formulieren eines Widerspruchs zu helfen, oder mit zur Behörde zu gehen, wenn es hier in Hamburg ist oder moralische Unterstützung zu leisten (was ja bei größerer Entfernung auch übers Telefon möglich wäre)

Namaste
Lilly
 

forcemagick

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naja ich meine, dass man das als eineurojobber durchaus tun kann, dass man aber wenig aussichten auf erfolg hat wie eben bei den praktikanten auch schon....

dass du deine hilfe angeboten hast weiß ich zu wuerdigen... ich werds an die leute vor ort auch mal so weiter geben... vielleicht komm ich da als mittler im zweifel noch mal auf dich zu...
 

sillyLilly

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dass du deine hilfe angeboten hast weiß ich zu wuerdigen... ich werds an die leute vor ort auch mal so weiter geben... vielleicht komm ich da als mittler im zweifel noch mal auf dich zu...

Gerne.
Da ich es als eine himmelschreiende Ungerechtigkeit empfinden würde, wenn diese Stellen missbraucht werden, wäre es auch für mich ein persönliches Anliegen, dagegen etwas zu tun. Insofern wäre es ja auch eigenützig von mir ;)


Übrigens habe ich bei www.beamte4u.de ein Forum gefunden in dem man sich rat holen kann. Ich weiß jetzt nicht, ob es in dem Thread schon mal aufgetaucht ist. Außerdem soll es auch Broschüren mit Hilfe zum Thema AG II dort geben.

Da dieser Thread schon wieder so lang geworden ist, frage ich mich ob es sinnvoll wäre noch mal wieder einen neuen aufzumachen, um dort weiterzu diskutieren. Was meint ihr dazu? Ist die Seitenzahl bei einer langsamen Internetverbindung nervig? Da ich DSL habe kann ich das nicht so ganz abschätzen.

Namaste
Lilly
 

forcemagick

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habe ebenfalls dsl...

aber eine weitere splittung wäre vielleicht nicht verkehrt.. allerdings wäre inzwischen vielleicht eine art overview im neuen thread nicht verkehrt..

sonst fangen wir wieder bei nollje an....
 

sensei

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aber eine weitere splittung wäre vielleicht nicht verkehrt.. allerdings wäre inzwischen vielleicht eine art overview im neuen thread nicht verkehrt..

"Hartz IV III, Hartz goes live".


Allein der Umfang der Diskussion hier zeigt doch wie brisant das Thema ist.
Ein Overview wäre in der Tat begrüßenswert, allerdings wie soll das genau ablaufen?
Ein zusammenstellen derwichtigsten Links und Thesen im Einganspost wäre zweckdienlich, wär aber doch einiges an Aufwand.
 

vonderOder

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ich weiß nicht ob es hier schon jemand reingesetzt hat, aber ich hab's grad gefunden.

taz schrieb:
Wirtschaft will 1-Euro-Jobs
HAMBURG ap Die Wirtschaft fordert weitere Arbeitsmarktreformen. Aus Sicht des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) sollten nicht nur Wohlfahrtsverbände und Kommunen, sondern auch Unternehmen Arbeitslose mit 1-Euro-Jobs einstellen dürfen. Erwerbslose könnten wie Zeitarbeiter an Betriebe ausgeliehen werden, meinte der DIHK am Wochenende. DIHK-Hauptgeschäftsführer Wansleben sagte der Bild am Sonntag, die Betriebe könnten für die Einstellung von Arbeitslosen mit 1-Euro-Jobs eine "individuell vereinbarte, marktgerechte Gebühr" von 3 oder 4 Euro pro Stunde an die Arbeitsagentur zahlen. Die Arbeitslosen würden 1 Euro pro Stunde zusätzlich zu ihrem Arbeitslosengeld II erhalten.

www.taz.de/pt/2005/01/10/a0075.nf/text
 
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