Guttenberg will zurücktreten

haruc

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Dass sich ein gewisser "Setzer Pahl" in der Druckerei die Freiheit herausgenommen hat hier und da die Arbeit seiner Ansicht nach zu "korrigieren". So hab ich das zunächst interpretiert. Ist natürlich vollkommen abwegig.

Das mit dem Ghostwriter ist schon eher denkbar. Oder zumindest weniger abwegig als das von mir ausgedachte Szenario.
 

Goatboy

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antimagnet schrieb:
ich kann mir grade nicht vorstellen, dass guttenberg plagiiert hat. also, so plump halt.
Da könntest du recht haben. Eigentlich arbeitet man eher so schlampig, wenn man es nicht für sich selbst tut.
 

Themis

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Jetzt muss der Guttenberg sich nur noch überlegen, was ihm weniger peinlich ist:
eine copy&paste-Dissertation oder chinesische Schreiber im Keller für 1,35€ die Stunde.

In jedem Fall wird für ihn eine Kanzlerkandidatur nun unmöglich.
 

vonderOder

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wintrow schrieb:
Hat das hier jemand behauptet? Ich halte ihn zwar nicht für besonders kompetent, aber das nicht aufgrund seiner Doktorarbeit.
Von den Plagiatsvorwürfen mal abgesehn. Was hat er denn falsch gemacht das er nicht sehr kompetent wirkt?
ja jones so wird es wohl sein. Karl Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg warf keine Steine auf die Bullen, war nicht in eine Visa-Affäre verwickelt, sympatisierte nicht mit Terroristen, war beim Militär und hat vermutlich auch sonst keinen Dreck am Stecken. Fazit: er scheint Leuten nicht zu passen, die die Gefahr sehen: er könnte einmal mehr werden, in diesem Deutschland, als nur Verteidigungsminister.

Wenn er das getan was ihm vorgeworfen wird, ist es natürlich nicht richtig, dass es es getan hat und er wird Konsequenzen ziehen müssen. welche weiß ich nicht. und eine Ziege die das Gras wegfrißt, dass über diese Sache mal gewachsen sein wird, wenn überhaupt, die wird es dann bestimmt auch geben.
 

wintrow

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In jedem Fall wird für ihn eine Kanzlerkandidatur nun unmöglich.
Sagt wer? Du? Lol. Wenn er einen guten Job macht als Minister könnte ich ihn mir auch als Kanzler vorstellen. Mir doch egal ob er da ein paar Passagen in einer Doktorarbeit kopiert hat. Ist irgendwo auch menschlich.
 

Simple Man

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Guter Job als Minister? Zum Beispiel die Suspendierung eines Offiziers, weil die BILD das gefordert hat, nachdem er vorher vor dem Parlament noch meinte, dass abgewartet werden muss, was die Ermittlungen ergeben? Der Mann vermittelt hin und wieder schon den Eindruck einer Medien- bzw. BILD-Hure, was ihn nicht gerade als kompetent erscheinen lässt ... komischerweise scheint er aktuell die Medien ja meiden zu müssen ... ^^
 

haruc

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Ist irgendwo auch menschlich.

Naja man sollte bei seiner Doktorarbeit doch ein bisschen mehr aufpassen. Ich finde, wenn man sauber arbeitet (zb. ein Heft führt in das man reinschreibt, welche Quelle man wo Zitiert hat usw) dann sollte das einfach nicht passieren.

Natürlich passierts dennoch hier und da. Da kann man nichts dran machen.

Viel wichtiger ist halt, dass die Sache mit der Dissertation rein garnichts mit seiner Arbeit als Politiker zu tun hat. Von vergessenen Fußnoten auf eine Uneignung als Politiker zu schließen wäre ein logischer Fehler. Und gefährlich. Denn mit Mittelmäßigkeit kann man allenfalls mittelmäßige Politik machen.
 

Themis

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Na toll, jetzt wird Betrug schon mit menschlicher Neigung gerechtfertigt.
Im Jammerthread der Erste sein, wenn es darum geht, den Untergang Deutschlands zu betrauern, aber nichts dagegen haben, von Jemandem regiert zu werden, der allem Anschein nach gerne den bequemen und einfachen Weg geht.
 

Simple Man

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Von vergessenen Fußnoten auf eine Uneignung als Politiker zu schließen wäre ein logischer Fehler.
Finde ich nicht ... wer so dreist plagiiert, ist entweder reichlich doof oder weltfremd arrogant ... nicht unbedingt Charaktereigenschaften, die ich bei einem Kanzler sehen möchte ...
 

Goatboy

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Das ist ja alles richtig, und doch möchte ich noch einmal ein Argument von vorhin hervorholen. Dass wir vor einigen Jahren eine Regierung hatten, die gefühlt größtenteils aus ehemaligen radikalen Steinewerfern und RAF-Anwälten bestand, welche zum Teil Wochen vor der Deutschen Einheit selbige als Hirngespinst gesehen hatten, hat niemanden sonderlich gestört. Im Verhältnis dazu ist die Aufregung um die Abschreiberei bei der Doktorarbeit unseres jetzigen Verteidigungsministers jetzt schon größer. Wie passt das zusammen?
 

Themis

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Ich verstehe Deinen Vergleich nicht.
Soll Unrecht mit Unrecht gemessen werden?
Was ändert denn Joschka Fischer an der aktuellen Schlagzeile oder der zukünftigen deutschen Politik?
 

haruc

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Ist die Aufregung denn größer?

zwei Dekaden lang hats niemanden gestört, dass einer, der aus politischen Motiven menschen evtl. lebensgefährlich verletzt hat MdB und Minister ist.

verglichen dazu gibts seit etwa einem Jahr keinen Monat, in dem nicht in der taz oder sonst einem Käseblatt mindestens ein ziemlich niveauloser Artikel über Guttenberg erscheint, der zudem weit unter die Gürtellinie geht. (zb wurde vor etwa 3 Monaten in der taz online darüber phantasiert, wie Guttenbergs Kinder ihre Eltern mit Maschinenpistolen ermorden - natürlich mit dem obligatorischen Gejubel des Autors über seinen vermeintlich geistreichen Scherz)

Und warum das alles? Weil Guttenberg alleine mehr Potential hat, als das komplette linke Lager im Bundestag. Und die Linken wissen das. Deswegen haben sie Angst. Und deswegen wird auch jeder erbärmliche Krümel Dreck tausendfach vergrößert und als Skandal hingestellt.

Dass dabei das eigene Lager zur Hälfte aus Mordbrennern und Kommunisten besteht ist egal - das ist ja gut. Aber wehe einer schreibt ab!



Soll Unrecht mit Unrecht gemessen werden?

Du willst doch nicht allen Ernstes behaupten, dass Schummeln in der Dissertation so schlimm ist wie das Werfen von Steinen auf Polizisten? Das Erste schadet nur einem, nämlich dem Betrüger selber, das andere schadet aber andere Menschen.

Muss jeder mit sich selbst ausmachen, was denn nun moralisch gewichtiger ist. Ich persönlich glaube ja noch an sowas wie das Recht auf körperliche Unversehrtheit...


Was ändert denn Joschka Fischer an der aktuellen Schlagzeile oder der zukünftigen deutschen Politik?

Gottlob is der weg vom Fenster. Aber er muss als Maßstab eben herhalten. Den Fall Guttenberg absolut zu beurteilen wäre ziemlich albern. Ich find einfach dass in einem System, in dem Steinwerfer, Terroristensympathisanten, Antidemokraten, Volksverhetzer und Blender akzeptiert werden einer, der in seiner Diss. abschreibt nicht aus diesem Grund abgesägt werden kann.

Bestünde unsere Politik nur aus Heiligen, dann sähe die Sache anders aus. Wie wir alle wissen, ist dies aber nicht der Fall.

edit:

ist mir gerade unter die Finger gekommen:

Parteichefin Gesine Lötzsch sagte dem Fernsehsender N24: "Wem der Doktortitel aberkannt wird, der ist auch als Minister nicht mehr haltbar."
http://www.rp-online.de/politik/deutschland/Guttenberg-zu-Gespraech-im-Kanzleramt_aid_966211.html

Das sagt die gleiche Tante, die vor einem Monat noch darüber phantasiert hat, wie man in Deutschland den Kommunismus einführen könne. Aber das hat sie ja nicht so gemeint. Und überhaupt hat das ein Ghostwriter geschrieben... alles nur halb so wild.

[/url]
 

hives

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Die Ghostwriter-Variante halte ich auch für möglich. So könnte man den Vorfall erklären, dass in einem Teil mehrere Absätze wortwörtlich aus der NZZ abgeschrieben wurden, aber mitten in diesem Teil an einer Stelle in einer Fußnote mit "vgl." doch tatsächlich auf den richtigen Artikel verwiesen wird. Da hat sich einfach jemand ein paar bösartige Scherze erlaubt.

haruc schrieb:
Natürlich passierts dennoch hier und da.
Z.B. im ersten Abschnitt der Einleitung. :)
 

Goatboy

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Simple & Themis:

Ich versuche zu verstehen, warum sich die Reaktionen dermaßen unterscheiden. Mir scheint jedenfalls, dass die Aufregung größer ist, aber vielleicht liegt das auch daran, dass es gerade aktuell ist. Und ich will nicht Unrecht an Unrecht messen, sondern um eine Verhältnismäßigkeit werben. Eine ernst gemeinte Frage: Ist Ströbele jemals nennenswert darüber gestolpert, dass er am Aufbau der RAF beteiligt gewesen war?
 

haruc

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hives schrieb:
Z.B. im ersten Abschnitt der Einleitung.

Nein, das meinte ich eher generell auf den Wissenschaftsbetrieb bezogen.

Dass Plagiate so gehäuft in einer Arbeit auftreten ist nicht zu entschuldigen. Dass dennoch immer wieder mal Plagiate vorkommen passiert halt eben. Muss ja nicht unbedingt ein böser Wille dahinter stecken. Zb. finden sich in wissenschaftlichen Publikationen auch immer wieder Tipp- und Satzbaufehler. Da kann auch mal _eine_ Fußnote untern Tisch fallen. Das war damit gemeint.
 

Semiramis

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Naja. Das ist eine Frage von Verhältnismäßigkeit und Grundsätzen.
Falsche Seitenzahlen, eine Zitatsangabe vergessen, ein paar wenige Sätze zitiert und Kennzeichnung als solche vergessen - ja, sowas kommt vor, passiert, ist menschlich.
Ganze Passagen einzelner Autoren oder auch nur einen wesentlichen Gedanken bei jemandem abkupfern ohne Kennzeichnung zeugt von mangelnder Achtung vor dem Schaffen anderer im allgemeinen Wissenschaftsprozess. Wissenschaft lebt davon, dass sich die einzelnen Autoren ihre Meinung bilden, begründen, ihre Ansichten vertreten, andere darauf eingehen und damit weitermachen. Das funktioniert nur mit gegenseitiger Achtung und wenn sich alle sicher sein können, dass sich alle an die Regeln, den Erfinder eines Theoriegebäudes nicht zu unterschlagen, halten. Alles andere wäre geistiger Diebstahl, und das ist in Wissenschaften, deren Hauptergebnis formulierte Thesen sind, das Schlimmste, was man überhaupt tun kann.

Im konkreten Falle bleibt für die dafür vorgesehenen Stellen zu prüfen, in welchem Ausmaße Verstöße gegen die Wissenschaftskonventionen in der besagten Arbeit vorliegen und was dahinter steht - von Schludrigkeit bis hin zu arglistiger Täuschung (sozusagen) ist alles möglich, können wir es von außen wenig beurteilen. Sollten die bislang durch die Medien gegangenen Meldungen von "erste Teile der Einleitung" und auch "im Fortgang des Textes größere Passagen" zutreffen, sieht es allerdings düster aus.

Gruß,
Semis
 

antimagnet

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ich schmeiß mal die glaskugel an. in zwei tagen meldet sich ein lektor, dass er's gewesen war. er hatte den auftrag, guttenbergs selbstverständlich gänzlich selbst geschriebenen text zu lektorieren. da kts text an einigen stellen nicht seinen ansprüchen genügte, hat er diese stellen der einfachheit halber durch fremde texte ersetzt.

guttenberg wurde also betrogen. bekommt dann zwar seinen doktortitel erstmal aberkannt, weil er schließlich die verantwortung für den abgegebenen text trägt. aber erstens braucht er den doktor eh nicht und zwotens verpasst ihm die uni die ehrendoktorwürde oder er darfs nachmachen mit einem bereinigten text bzw. besseren lektor.

so hat er sein "gesicht" gewahrt und gleichzeitig ordentlich profilier- & wahlkampfpotential gewonnen.

so wirds werden, da wett ich meiner oma ihr klein häuschen drauf. und die oma auch.

euer gilga.
 
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