Gesundheitspolitik und ihre Lobbypartei

Goatboy

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Dann zeig mir bitte mal die Stelle, an der ich mich über andere lustig gemacht oder sie beleidigt habe!

Ist jetzt schwer, einzusehen, dass man unrecht hatte, oder, Simple?
 

Themis

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Um mal diesen Strang wieder etwas besonnener fortzuführen...



dkR schrieb:
wintrow schrieb:
Leute ich glaube hier wird an den falschen Baum gerüttelt. Von mir aus können die Ärzte soviel verdienen wie sie wollen, solange sie gute Arbeit machen. Mich interessiert viel eher wie man die klammen Krankenkassen in Zukunft finanzieren will. Hier liegt doch das Problem.
Garnicht. Nicht wenn man für jeden die technologisch bestmögliche Versorgung anbietet. Früher oder später wird man die Leistung von bestmöglich auf ausreichend reduzieren müssen.

Die palliative Versorgung in England gilt als weltspitze. Das Fachgebiet ist übrigens nicht ohne Grund im Vereinigten Königreich ins Leben gerufen worden.
Da die Briten verhältnismäßig wenig Geld in ihr Gesundheitssystem stecken, musste man sich Mitte des letzten Jahrhunderts überlegen, wie man mit schwerstkranken Menschen verfährt. Das war die Geburtsstunde des Teilgebiets "Palliativmedizin".

Dazu passend:
"In vielen hochentwickelten Ländern ist die medizinische Versorgung oft zu stark darauf gepolt, den Tod zu verhindern, als Menschen beim Sterben ohne Schmerzen, Beschwerden und Stress zu helfen", heißt es in der Studie. Häufig seien Tod und Sterben Tabuthemen, über die in der Öffentlichkeit nicht geredet werde. Hospiz-Pflege sei oft als "Aufgeben" verpönt.

"Wir sind das Epizentrum der Technologien, die uns erlauben, Menschen 60 Tage länger am Leben zu erhalten, ohne dass sich ihr Zustand bessert, aber mit deutlich höheren Kosten", sagte Paul Keckley von der US-Beratungsfirma Deloitte Center for Health Solutions.
link:
Stiftung untersucht "Sterbequalität" weltweit


In Deutschland ist das Thema (vermutlich auch aufgrund der Geschichte) bisher sehr behutsam behandelt worden. Dabei ist der Tod so wie die Geburt Teil unseres Lebens. Man muss halt abwägen, ob eine intensivere (kurative) medizinische Versorgung dem einzelnen mehr Lebensqualität bringt oder nicht. Und falls nicht, kann man den Menschen helfen, nicht zu leiden.
Und das hat nichts mit aktiver Sterbehilfe zu tun.


Ich denke auch, dass in Zukunft unnötige lebensverlängernde Maßnahmen selten durchgeführt werden.
Deswegen war die Diskussion um die Patientenverfügung vor ein paar Jahren ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.
Davor hatte sich jeder Arzt strafbar gemacht, der sich weigerte, jeden 98 jährigen chronisch kranken - z.B. bei einem Lungenödem - an die Beatmungsmaschine anzuschliessen.
 

Goatboy

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Ja, die Palliativmedizin ist eine der sinnvollsten und fortschrittlichsten Entwicklungen der modernen Medizin. In Deutschland wird sie leider noch zu wenig gefördert, aber zumindest war in den letzten Jahren Besserung zu beobachten. Wer weiß, vielleicht wird es irgendwann soweit kommen, dass die Allgemeinheit den Tod als Teil des Lebens akzeptiert. Nur wird das, fürchte ich, noch niemand von uns erleben.
 

vonderOder

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Goatboy schrieb:
Ja, die Palliativmedizin ist eine der sinnvollsten und fortschrittlichsten Entwicklungen der modernen Medizin.
also ganz ehrlich, ich möchte nicht in irgend einem Bett, und sei es bei mir zu hause, dahinsichen, mir mehrmals am Tag die Windeln wechseln lassen und noch alles mit bekommen was um mich herum passiert. das erlebte ich mal im Krankenhaus. der Mann bettelte das man ihm 'ne Spritze oder irgendwelche Tabletten geben solle, die seinem Leben ein Ende bereiten. sein Wunsch durfte ja nicht erfüllt werden.
mir tat der Mann einfach nur leid.
 

Themis

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Der hatte dann aber auch keine Palliativbehandlung gekriegt.
Es gibt die Möglichkeit, todkranken Menschen Medikamente zu verabreichen, die sie "benebeln" und in gewisser weise das Ganze distanzierter und erträglicher erscheinen lassen. Z.B. mittels Morphin oder diversen Benzodiazepinen.

Das sind aber Extremfälle. Nicht jeder Mensch endet als pflegebedürftiger Intensivpatient.
 

Goatboy

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Genau das zu verhindern, vonderOder, ist das Ziel der Palliativmedizin.
 
G

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Da gab´s mal ein ganz irres Hörspiel im Radio,(ist bestimmt 15 oder 20 Jahre her), so in der Art wie diese Soylent Green Geschichte.

Ein Wissenschaftler hat ein Mittel erfunden daß es Rentnern ermöglicht, sozusagen auf Probe zu sterben um zu sehen wie das so ist.

Als die wieder aufwachten waren sie so von der Nummer begeistert, daß sie einwilligten mit einer größeren Dosis "sozialverträglich abzuleben".

Kennt das jemand?
 

vonderOder

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Goatboy schrieb:
Genau das zu verhindern, vonderOder, ist das Ziel der Palliativmedizin.
Genau.

shechinah schrieb:
Da gab´s mal ein ganz irres Hörspiel im Radio,(ist bestimmt 15 oder 20 Jahre her), so in der Art wie diese Soylent Green Geschichte.
Ein Wissenschaftler hat ein Mittel erfunden daß es Rentnern ermöglicht, sozusagen auf Probe zu sterben um zu sehen wie das so ist.
Als die wieder aufwachten waren sie so von der Nummer begeistert, daß sie einwilligten mit einer größeren Dosis "sozialverträglich abzuleben".
Kennt das jemand?
geile Sache. würd ich machen.

kenne sowas ähnliches aus dem Film "Soylent Green".
 

agentP

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Erinnert mich an noch was ganz anderes:

Marco Polo berichtet über Hasan-i Sabbah, dass er junge Männer mit Opium betäubte und dann in eine an die Burg Alamut angeschlossene Gartenanlage brachte. Dort, bei guter Bewirtung und Betreuung durch Frauen, erging es ihnen wie im vom Propheten Mohammed versprochenen Paradies. Schließlich wurden sie wiederum betäubt und zum Burgherrn Sabbah gebracht, der sie zu Fida'i ausbilden ließ. Nur durch ihren heldenhaften Tod, so die Erzählung, sollten sie zurück ins Paradies kommen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Assassinen
 
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Die Universität zu Köln sperrt sich beharrlich gegen die Veröffentlichung einer Kooperationsabkommens mit der Bayer HealthCare AG
Seit über anderthalb Jahren streiten Kritiker eines Kooperationsabkommens zwischen der Universität zu Köln und der Bayer HealthCare AG um die Veröffentlichung des Vertrages. Der Anfang 2008 unterzeichnete Kontrakt über eine öffentlich-private Zusammenarbeit bei pharmakologischer Forschung drohe von wirtschaftlichen Interessen zuungunsten von Lehre und Pharmakontrolle beeinflusst zu werden. Obgleich die Landesbeauftragte für Datenschutz den Befürwortern einer Veröffentlichung mehrfach Recht gab, mauert die Hochschule. Nun erwägen die Kritiker eine Klage.

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33011/1.html
 

sabdra

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Das stimmt wirklich. In Deutschland wird die Palliativmedizin eher kritisch gesehen. Dabei ist Palliativmedizin eine wirklich sinnvolle und fortschrittliche moderne Medizin. Aber in Deutschland ist das Gesundheitssystem insgesamt eher kritisch zu beurteilen. Wenn man zum Beispiel keine private Zusatzversicherung hat, dann sind viele Leistungen eher mangelhaft.Man bekommt daher auch non-stop E-Mails und Anrufe von Versicherungsgesellschaften zu Rentenversicherungen wie der sehr kritisch zu beurteilenden fondsgebundenen Rentenversicherung. Von dieser würde ich trotz aller Schwächen in der gesetzlichen Rentenversicherung dringend abraten!!!
 

bilgi

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Es ist leider so, dass in Deutschland aber auch anderen Ländern die Lobbygruppen eine große Macht haben.
 

hives

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Malakim schrieb:
bilgi schrieb:
Es ist leider so, dass in Deutschland aber auch anderen Ländern die Lobbygruppen eine große Macht haben.

Warum ist das im allgemeinen schlecht?

Gute Frage. Vielleicht, weil die Gefahr besteht, dass unsere Demokratie auf der Ebene tatsächlicher Entscheidungen zu einer großen Aktiengesellschaft wird?

At a time when lawmakers are facing tough choices in a quest to slash the national debt, the Institute for Policy Studies, a left-leaning group, said it also found many of the companies spent more on lobbying than they did on taxes.
http://old.news.yahoo.com/s/nm/20110831/ts_nm/us_usa_tax_ceopay

:read:
 
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