Finanzkrise - und was lernen wir daraus? (Teil 2)

Giacomo_S

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agentP schrieb:
Meines Wissens wurde das früher unter "soziale Marktwirtschaft" und später unter dem Terminus "mixed economy" verkauft.

Mittlerweile ist es wohl eher so: Gibt es was zu verdienen, wird es von den Unternehmen mitgenommen, das ist dann der Markt. Machen sie Verluste, dann bezahlen wir das alle, und das ist dann sozial.
 

Telepathetic

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Giacomo_S schrieb:
Mittlerweile ist es wohl eher so: Gibt es was zu verdienen, wird es von den Unternehmen mitgenommen, das ist dann der Markt. Machen sie Verluste, dann bezahlen wir das alle, und das ist dann sozial.
Dazu passend aus einem Leserkommentar zum aktuellen BVerfG-Urteil mit der Überschrift "Netter Anblick: nackte Rettungs-Politiker und nackte Richter":
Nix ist „unantastbar“ und – wenn Eile es gebietet – wird es natürlich auch weitere Ermächtigungen („carte blanche“) geben. Das Urteil rüttelt an den Grundfesten der sozialen Ordnung, weil es billigt, daß der Fiskus in die Regie der Großbanken und Finanz-Investoren übergeht. Deren Eigenschaften sind – wie ein Vorkommentator bemerkte – ganz einfach Eile und Überrumpelung. Im übrigen ein außerordentlich feiges Urteil, weil es der sachlichen Grundfrage komplett ausgewichen ist: Ob die Gesetze im parlamentarischen Verfahren einwandfrei zustande gekommen sind.
 

agentP

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Mittlerweile ist es wohl eher so:

Mittlerweile ist es jedenfalls immer noch so, dass es eine gesetzliche Krankenversicherung, Rentenversicherung, Arbeitslosenversicherung, Pflegeversicherung, Sozialhilfe gibt und in der Regel die Schulausbildung an vorwiegend staatlichen Schulen nix kostet, wir haben eine Bundesnetzagentur und der Staat hält die Mehrheit am grössten Anbieter im öffentlichen Nahverkehr usw., usw.
Ich wüsste also nach wie vor nicht, was ernsthaft dagegen spricht dieses System als eine Mischform zu bezeichnen. Von einem rein marktwirtschaftlichen System gar in Form eines Nachtwächterstaates sind wir meilenweit entfernt.
 

Telepathetic

Großmeister
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In der FAZ vom 14.09.2011 hat Ehrhardt Bödecker, Bankier a.D., eine ganzseitige Anzeige drucken lassen, ein offener Brief an Frau Merkel und Herrn Schäuble. Herr Bödecker lässt Zitate von König Friedrich Wilhelm I. in Preußen, König Friedrich II. (der Große) von Preußen und Wirtschaftsminister Ludwig Erhard sprechen.

Kurz zusammengefasst: eine gute Regierung macht keine Schulden, spart für schlechte Zeiten und lässt den Menschen den größten Teil des selbst Erwirtschafteten.

Herr Bödecker weist auf fehlenden "Sparwillen" der Politiktreibenden hin und auf ein ungenutztes "Sparpotential" in der Verwaltung.

Er endet mit dem Appell: "Denken Sie endlich einmal an unsere Kinder und nicht nur an sich selbst."

Die Augsburger Allgemeine hat sich dem Thema gewidmet und zitiert aus der Anzeige:
Mit preußischen Tugenden.
 

haruc

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AgentP schrieb:
„Ich beginne zu glauben, dass die Linke recht hat“
Im bürgerlichen Lager werden die Zweifel immer größer, ob man richtig gelegen hat, ein ganzes Leben lang. Gerade zeigt sich in Echtzeit, dass die Annahmen der größten Gegner zuzutreffen scheinen.

Frank Schirrmacher im linken Kampfblatt FAZ

Ich hab den Artikel gelesen, als ich in England war und hab mich schrecklich drüber aufgeregt. Weil: warum haben wir denn gegenwärtig diverse Staaten, die finanziell im Rollstuhl sitzen? Wegen exterm hoher Ausgaben, die durch die Einnahmen nicht gedeckt werden konnten. Wegen einer luxoriösen Sozialpolitik, die über alle Maßstäbe hinaus ging, wegen Milliarden von Staatsgeldern, die in irgendwelche dem Untergang geweihten Unternehmen gepumpt wurden. Das alles sind doch linke Ideen. Ebenso wie man die staatliche Subventionierung von gefährdeten Privatunternehmen - in diesem Falle Banken - auch als urlinke Idee bezeichnen könnte. Wärs ein Stahlwerk, würd jeder nach Subventionen rufen.
Ich verstehe nicht, warum eine Krise, deren Ursachen einerseits die Überschuldung diverser Staaten aufgrund unpassender Sozialausgaben sowie die Einmischung von Staaten in wirtschaftliche Angelegenheiten andererseits sind, ein Beweis für die Richtigkeit linker Ideen sein soll??
Vielmehr beweist die Krise doch, wie gefährlich dauerhafte Verschuldung und Subventionierung eigentlich ist.

Denn der Kurs der seit 30 Jahren gefahren wird, weist nur eine Tendenz auf: Die nach unten. Immer weniger Erwerbstätige finanzieren immer mehr nicht-erwärbstätige oder nichterwerbsfähige. Das System kippt und früher oder später wird es scheitern, wenn sich nichts ändert.
Im Interesse Aller muss der Staat als handlungsfähige Institution erhalten bleiben. (Ja ich weiß bei der jetzigen Truppe klingt das komisch - und schau ich mir die Opposition an, hab ich wenig Hoffnung, dass sich da in den nächsten Jahren auch nur ansatzweise irgendwas zum Guten wandeln wird...)

Die Mär, dass Staaten nicht pleite gehen können, wurde ja von Griechenland widerlegt. (wenn auch die offizielle Nomenklatur andere Vokabeln benutzt) Der Staat muss sich aus dem Würgegriff der Verschuldung befreien, dann muss er sich auch nicht mehr um kränkelnde Banken kümmern.

Langfristig muss man sich wohl mit der Reduktion der staatlichen Leistungen abfinden. Wir müssen halt erkennen, dass der gegenwärtig stattfindende Raubbau an den finanziellen Ressourcen der Nation so nicht weiter gehen kann. Ebenso wie sich ein ökologisches Bewusstsein entwickelt hat - zum Leidweisen einiger, aber zum Nutzen vieler - muss sich nun ein neues finanz-, wirtschafts- und sozialpolitisches Bewusstsein entwickeln, in dem das langfristig verträgliche den Rahmen des realisierbaren vorgibt, nicht die ideologischen Fieberphantasien der Grünen und ihrer Brüder im Geiste. Wohlmöglich ebenfalls zum Leidwesen einiger; letztendlich aber zum Wohl aller.
 

wintrow

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Tja müssten wir nicht Milliarden nach Griechenland zahlen hätten wir genug Steuergelder zum Abbau eigener Schulden, dann müsste auch keine Reduktion von Staatlicher Leistung vorgenommen werden. Aber stattdessen unterstützt der einfaceh Arbeitnehmer mit seinen 1700 Brutto den griechischen staatlich angestellten Lokfürer, so das der weiter seine 3500 Brutto bekommt. Ein Witz.

Aber wir können es auch so machen wie die Tea Party in der USA. Untere Einkommen zahlen mehr Steuern als die Reichen. Börse kann weiter ungehemmt spekulieren, das Risiko tragen ja die einfachen Menschen, Sozial und Krankenversicherung wieder abschaffen und Gott anstatt Wissenschaft in der Bildung verankern. Dann wirds ein toller Staat. :don:
 

sillyLilly

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Willst du damit sagen, dass der Lohndurchschnitt in Griechenland höher ist, als in Deutschland? Und das du das auch als ein Teil des Problems von Griechenland anssiehst, dass die einfach zu hohe Löhne haben?
 

Ein_Liberaler

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Die griechischen Reallöhne sind seit dem Euro-Beitritt gestiegen, entsprechend sind die Produktivität und Konkurrenzfähigkeit gesunken. Deshalb geister immer wieder der Vorschlag durch die Welt, zur Drachme zurückzukehren, abzuwerten und so die Reallöhne zu senken...

Die deutschen Reallöhne stagnieren eher. Ist auch besser so. Ihr wollt alle nicht, daß es hier so wird wie in Griechenland.
 

Ein_Liberaler

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Eher umgekehrt. Das:

Aber stattdessen unterstützt der einfache Arbeitnehmer mit seinen 1700 Brutto den griechischen staatlich angestellten Lokfürer, so das der weiter seine 3500 Brutto bekommt.

stellt nur beispielhaft zwei frei erfundene Einzefälle einander gegenüber, nicht den Durchschnitt. Abgesehen davon, daß es Stammtischgeschwätz ist. Worin die Unterstützung bestehen soll, soll mir mal jemand erklären...
 

sillyLilly

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Danke, Liberaler. Ja Stammtischgerede, aber wie kommt man auf sowas, das wir armen deutschen so wenig verdienen und die Griechen sich jeden Monat fette Gehälter einstreichen können?
Das mit der Unterstützung und warum wir mehr Geld hätten, wenn die Griechen weniger verdienen würden, wäre meine nächste Frage an denjenigen der das mal so locker in den Thread geworfen hat.
 

POW

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Stammtischparole??? Naja...:

(..."Die Ursache der Euro-Krise liegt auch nicht in einer Irrationalität der Finanzmärkte, sondern darin, dass manche Staaten über ihre Verhältnisse gelebt haben. Ein griechischer Lokführer verdient 5000 Euro netto im Monat, spanische Fluglotsen kommen auf 300 000 Euro im Jahr. Wollen Sie den deutschen Arbeitnehmern, die seit langem Schlusslichter bei der Lohnentwicklung sind, wirklich zumuten, derartige Einkommen mit noch höheren Steuern zu finanzieren?" ...)

Quelle: http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,735669,00.html
 

haruc

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Winston schrieb:
Tja müssten wir nicht Milliarden nach Griechenland zahlen hätten wir genug Steuergelder zum Abbau eigener Schulden, dann müsste auch keine Reduktion von Staatlicher Leistung vorgenommen werden.

Äh, wir hatten auch schon vor der Griechenlandkrise nicht genug Geld um unsere Sozialpolitk gescheit zu finanzieren oder Schulden abzubauen.
 

sillyLilly

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POW schrieb:
Stammtischparole??? Naja...:

(..."Die Ursache der Euro-Krise liegt auch nicht in einer Irrationalität der Finanzmärkte, sondern darin, dass manche Staaten über ihre Verhältnisse gelebt haben. Ein griechischer Lokführer verdient 5000 Euro netto im Monat, spanische Fluglotsen kommen auf 300 000 Euro im Jahr. Wollen Sie den deutschen Arbeitnehmern, die seit langem Schlusslichter bei der Lohnentwicklung sind, wirklich zumuten, derartige Einkommen mit noch höheren Steuern zu finanzieren?" ...)

Quelle: http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,735669,00.html

Ja Stammtische werden von solchen Infos gefüttert und das wurde ja nicht recherchiert sondern in einem Interview gesagt.
Sorry, aber nur weil das da so in den Raum geworfen wird, muss es doch nicht wahr sein. Denn der lohndurchschnitt in Griechenland ist meines Wissens nach niedriger als in D.
Ich werd mal schauen, wird sich doch bestimmt rausfinden lassen.
 

Ein_Liberaler

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Knapp an harucs Aussage vorbei argumentiert, Simple... Daß die Sozialausgaben stetig stiegen, hat er ja gar nicht geschrieben. Sie verharren auch schlicht auf zu hohem Niveau. Die Veranderthalbfachung der Sozialausgaben in den Siebzigern, die der ZEIT-Artikel ganz richtig beschreibt, ist exakt das, was uns das fiskalische Genick bricht und korrigiert werden muß.
 

wintrow

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Reale Gehaltssteigerung: noch Plus für Griechenland

Wer sich Griechenlands Gehaltsentwicklung anschaut, findet eine erstaunliche Tendenz. Während hierzulande Inflation und Steuersystem nahezu jede Gehaltserhöhung auffrisst (Stichwort kalte Progression), stiegen die griechischen Löhne in den vergangenen Jahren unaufhaltsam. Allein von 2003 bis 2008 um jährlich fünf Prozent. Kein anderes Euro-Land bot derart paradiesische Entwicklungen. Da konnte den Griechen auch die Inflation von drei Prozent egal sein. Das dürfte sich fortan ändern.
Mindestlöhne: unentschieden
In Deutschland ein ewiges Streitthema zwischen Rot und Schwarz und nur vereinzelt eingeführt, in Griechenland sind Mindestlöhne seit Jahrzehnten etabliert. Und sie steigen Jahr für Jahr – das ist für ein Land, das nur wenig produziert, fatal. Vor zehn Jahr musste ein Beschäftigter in Athen oder auf den Inseln mindestens 522 Euro im Monat verdienen – brutto. 2010 liegt der Mindestlohn fast ein Drittel höher: bei knapp 863 Euro.

Dabei bekommen die Griechen – bislang – mehr ausgezahlt: Arbeitslose in Athen und Tessaloniki erhalten als Basis zwar nur maximal die Hälfte ihres Netto-Monatsgehalts. Das gilt für Angestellte. Arbeiter bekommen nur 40 Prozent ihres Tageslohns. Doch es gibt Aufschläge: zum Beispiel zehn Prozent für Familienangehörige. Auf diese Weise kann ein griechischer Arbeitsloser bis zu 70 Prozent seiner bisherigen Bezüge bekommen. Hinzu kommt das – auch bei Staatsdienern und Pensionären übliche – 13. und 14. Arbeitslosengeld für Weihnachten und Ostern. Ob dieser Teil auch der EU-Streichliste zum Opfer gefallen ist, ist noch unklar.

Ein solch hohes Versorgungsniveau erreichen die Deutschen nicht, haben aber eine höhere Ausgangsbasis: Kinderlose Arbeitslose erhalten 60 Prozent, arbeitslose Eltern 67 Prozent des durchschnittlichen Nettoeinkommens.

Rente: Griechenland nach wie vor vorne

Trotz des am Sonntag verordneten Sparprogramms werden Griechenlands Rentner besser da stehen als deutsche. Während das Rentenniveau hierzulande zwischen 50 und 60 Prozent liegt, freuen sich griechische Alterskollegen auf weit mehr: 80 Prozent können alle Hellenen erreichen, wenn sie 40 Jahre lang eingezahlt haben. Zum Vergleich: Die derzeitige Höchstrente liegt hierzulande laut Rentenversicherung Bund bei 2200 Euro, die Durchschnittsrente bei 1224 (West) bzw. 1085 (Ost). Eine Mindestrente gibt es in Deutschland nicht.

In Griechenland gibt es mindestens 495,75 Euro im Monat (für alle, die seit 1993 in die staatliche Rentenkasse einzahlen, sonst 486,84 Euro). Die Höchstrente weist Eurostat zwischen 2373 und 2773 Euro im Monat aus. Dazu kommen Familienzuschläge und – derzeit noch – Feiertagsboni für Weihnachten und Ostern. Diese Boni werden durch das Sparprogramm für Renten über 2500 Euro gestrichen.
Quelle:http://www.focus.de/finanzen/news/s...ilegierte-griechische-rentner_aid_504541.html

Soviel zum Thema Stammtischparolen.

Sieht man noch den Fakt das die griechische Wirtschaft strukturierte schwächen hat die eine Konkurrenzfähigkeit untergraben und das die Griechen dank gefälschter Bilanzen in die EU gekommen sind, fragt man sich als deutscher Steuerzahler schon warum mit unseren Steuergeldern dieser Moloch unterstützt werden soll.

Nachtrag:
Die Ursache der Euro-Krise liegt auch nicht in einer Irrationalität der Finanzmärkte, sondern darin, dass manche Staaten über ihre Verhältnisse gelebt haben. Ein griechischer Lokführer verdient 5000 Euro netto im Monat, spanische Fluglotsen kommen auf 300 000 Euro im Jahr
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,735669,00.html
 

wintrow

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Sorry, aber nur weil das da so in den Raum geworfen wird, muss es doch nicht wahr sein. Denn der lohndurchschnitt in Griechenland ist meines Wissens nach niedriger als in D
Achso aber für Milliardenzahlungen an Griechenland zu rechtfertigen reichen es deine vagen Behauptungen? Frage mcih wer hier am Stammtisch sitzt.
 

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