Finanzkrise - und was lernen wir daraus? (Teil 2)

vonderOder

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dkR schrieb:
vonderOder schrieb:
und auch diese Meldung:
Jenseits der Euro-Krise will die CDU ihr soziales Profil schärfen: Der Bundesparteitag soll eine Lohnuntergrenze beschließen - aber keinen gesetzlichen Mindestlohn. Die SPD ist gesprächsbereit.
:gruebel: Wo ist der Unterschied?
im Namen den das Kind der CDU bekommen soll.
Letztendes ist es aber egal was für einen Namen diese Mindeslohnuntergrenze trägt.
 

Simple Man

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Tagesschau.de: "HRE-Bad-Bank verrechnet sich um 55 Milliarden"
Buchungsfehler der Bilanzexperten bei der Bad Bank der verstaatlichten Hypo Real Estate (HRE) haben Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble eine unerwartete Absenkung der deutschen Staatsschuldenquote beschert. Sein Ministerium bestätigte entsprechende Informationen von "stern.de". Damit falle die deutsche Schuldenquote für 2010 mit 83,2 Prozent um einen Punkt niedriger aus als noch im September der EU-Kommission übermittelt. Und für 2011 sei nun mit einem gesamtstaatlichen Schuldenstand von 81,1 Prozent zu rechnen - 2,6 Punkte weniger als in der letzten Maastricht-Mitteilung an Brüssel erwartet.

So viel zur Verstaatlichung von Banken. Oder dazu, dass Deutschland den Griechen was von sauberen Bilanzen erzählen will ... :honk:
 

Simple Man

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NZZOnline: "Griechen sollen über Schuldenschnitt abstimmen"
In Griechenland soll das Volk entscheiden, ob es die an einem Euro-Gipfel zur Entschuldung Griechenlands gefassten Beschlüsse akzeptieren will. Ministerpräsident Papandreou hat das erste Referendum seit 1974 angekündigt. Zugleich will er sich einem Misstrauensvotum stellen.

Financial Times Deutschland: "Starkes Signal aus Athen"
Die Griechen werden in einer Volksabstimmung über das Sparpaket abstimmen - ein höchst riskantes Unterfangen. Dennoch ist es richtig: Die Abstimmung könnte den Durchbruch in der Schuldenkrise bringen.
 

Telepathetic

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Da die Notstandsregierung von unabhängigen Experten gestellt werden soll und nicht von Politikern, sehen Internet-Kommentarschreiber (in dem Fall Leser der FAZ) einen weiteren Schritt Richtung Euro-Diktatur.

Ich weiß langsam echt nicht mehr, was ich glauben soll. All der Ärger entsteht meiner Meinung nach nicht wegen des politischen Systems, sondern weil es den Vielen nicht mehr so gut geht wie vor zwanzig bis dreißig Jahren. Daran sind wohl auch politische Entscheidungen schuld, ohne Frage, aber was hat das mit dem System an sich zu tun?
 

Simple Man

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Ach naja, und wenn es Politiker wären, würden Leute meckern, weil diese Politiker angeblich keine Ahnung haben oder weil die Politiker in Griechenland das ganze Problem ja verursacht hätten ... man kann es den Leuten eh nie recht machen ... :egal:
 

Giacomo_S

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Telepathetic schrieb:
All der Ärger entsteht meiner Meinung nach nicht wegen des politischen Systems, sondern weil es den Vielen nicht mehr so gut geht wie vor zwanzig bis dreißig Jahren. Daran sind wohl auch politische Entscheidungen schuld, ohne Frage, aber was hat das mit dem System an sich zu tun?

Man hat schon oft Broker mit Zockern verglichen. Der Vergleich hinkt.

Ein in einem Spielcasino stehender Rouletttisch ist nur näherungsweise eine Zufallsmaschine. Bedingt durch Abweichungen in der Mechanik, aber auch dem individuellen Einwurf des jeweiligen Croupiers lassen sich - entsprechenden Aufwand vorausgesetzt - Häufungen ermitteln, durch die sich die persönlichen Gewinnchancen beträchtlich steigern lassen.

Bekommt allerdings die Casinoleitung dergleichen mit ... erhält der Spieler Hausverbot. Denn u.a. gefährdet derlei Verhalten den Erhalt des Systems Roulette an sich.

Unsere Finanzsysteme lassen es zu, dass Finanzjongleure Gelder verdienen, die jeglicher Realität entbehren. Mit Methoden, bei denen nicht auf den Erfolg von Firmen gesetzt wird, sondern auf deren Misserfolg. Auf Pump, auf virtuelle Werte. Und wenn die geballte Kraft der Broker und ihre Softwares das System an den Rand des Ruins gebracht haben, dann soll der Steuerzahler dafür haften.

Von Hausverboten für Broker ist mir nichts bekannt.
 

agentP

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Von Hausverboten für Broker ist mir nichts bekannt.

Im Casino wird mit Sicherheit auch der Sicherheitschef entlassen, wenn er das regelmässig nicht mitkriegt. In der Finanzkrise wird dann vom wütenden Steuerzahler stattdessen als Lösung gefordert, den unfähigen Sicherheitschef zum Chef des Casinos zu machen.
Der ist natürlich dann erst recht überfordert, wie neulich im HRE Casino.
 

haruc

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Rivale-Von-Nogar schrieb:
Denn wir haben immer nur die Politiker gewählt, die dafür gesorgt haben, dass es uns kurz- und mittelfristig gut geht. Die auf Pump dafür gesorgt haben, dass wir über unsere Verhältnisse leben können.

Wir haben nie die gewählt, die sich bemüht hätten, die in ganz Europa anwachsenden Schulden zu beseitigen.

Nun scheinen die Tage gekommen zu sein, an dem das Ungeheuer nicht mehr zu bändigen ist.

Die Alternative wäre gewesen, die Staatsausgaben (und der Länder und Kommunen...) auf das Niveau der Einnahmen zu senken. Die Folge: Praktisches Ende für den Sozialstaat wie wir ihn kennen. Das hätte keine Partei durchsetzen können. Also entweder wir betreiben weiterhin Raubbau an der Zukunft und überlassen unseren Kindern und Enkeln einen Staat auf dem eine Hypothek lastet, der die Versailler Reparationen bei weitem Übersteigt. Oder Bluten wir jetzt damits irgendwann mal wieder vorwärts gehen kann. Ich glaub, die meisten Leute sind für letzteres nicht zu haben. Also: als weiter Richtung Eisberg, wird schon nichts passieren.
 

Simple Man

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Ja nun, du meckerst doch dauernd über Umweltschützer und Umweltschutzparteien . Warum ist dir die Zukunft da egal, wenn es aber um den Sozialstaat geht nicht? Wäre ich bösartig, könnte ich vermuten, dass es dir gar nicht um eine ominöse zukünftige Generation, sondern um deine Brieftasche geht - schließlich musst du für den Sozialstaat Sozialabgaben und Steuern zahlen ... ;-)
 

haruc

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Simple Man schrieb:
Ja nun, du meckerst doch dauernd über Umweltschützer und Umweltschutzparteien . Warum ist dir die Zukunft da egal, wenn es aber um den Sozialstaat geht nicht?

Ja ich mecker gelegentlich über Umweltschützer und deren Parteien, aber ich bestreite nie, dass Umweltschutz eine sinnvolle und notwendige Maßnahme ist, für die durchaus auch nicht unerhebliche Anstrengungen aufgebracht werden müssen, sofern das einen Sinn ergibt. Warum ich mich über gewisse Personengruppe und Parteien gerne mal in polemischster Weise auslasse habe ich vor einigen Wochen im Chat erklärt ;)

Wäre ich bösartig, könnte ich vermuten, dass es dir gar nicht um eine ominöse zukünftige Generation, sondern um deine Brieftasche geht - schließlich musst du für den Sozialstaat Sozialabgaben und Steuern zahlen ...

Ja wärst Du, denn ich zahle überhaupt gar keine Steuern (außer Mwst) oder Sozialabgaben. Abgesehen davon würde die Anpassung der Ausgaben von Bund, Ländern und KOmmunen an deren Finanzielle Möglichkeiten keinesfalls bedeuten, dass der Steuerzahler auch nur einen Cent weniger Steuern zahlen müsste.
Und ich habe auch kein Problem damit, Steuern und Abgaben zur Finanzierung eines Sozialsystems zu zahlen. Womit ich allerdings ein Problem habe ist, wenn wir uns ein Sozialsystem "leisten" (wir können es uns ja eigentlich gar nicht leisten), das früher oder später zum Kollaps führen wird, genau wie in Griechenland. Nur dann ist niemand mehr da, der uns retten wird. Und dass die Kreise, die dieser Zusammenbruch ziehen wird, erheblich größer sein werden, als die der Pleite Griechenlands. Jeder Euro an Schulden, der in der Gegenwart aufgenommen wird, engt den zukünftigen Handlungsspielraum auf Jahre hinweg ein.

Wir die wir jetzt handeln stehen in der Verantwortung kommenden Generationen eine halbwegs intakte Umwelt, sei es in Form von Flora, Fauna und Klima, sei es in Form eines möglichst wenig verschuldeten Staates, zu hinterlassen. Aber es gibt ja noch andere Hypotheken: zb. Kriegsschuld und Kriegsverbrechen...

Die Leistungsfähigkeit der Solidaritätsgemeinschaft ist jetzt schon nicht mehr ausreichend, um den Anforderungen, die an sie gestellt werden, gerecht zu werden. Und wenn sich in der demographischen Entwicklung keine Änderung ergibt, dann wird sich das Problem in der Zukunft noch weiter verschärfen: Der Anteil der Leistungserbringer in der Solidaritätsgemeinschaft wird weiter abnehmen, der Anteil derer, die Leistungen beziehen wird sich erhöhen. Die Folge werden erhöhte Ausgaben bei verringerten Einnahmen sein.
 

DrJones

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Die Medien übertreffen sich ja gerne gegenseitig mit Schlagzeilen und angesichts der Abstumpfung der Leser, die jeden Tag neue Katastropenmeldungen präsentiert bekommen ist es schwer der überhaupt noch Beachtung zu finden.

Hier die WELT Staatsverschuldung - Die Krise greift von Italien auf Frankreich über

Soll mich das interessieren? Sollen wir Wetten abschließen wann der Euro impldodiert? Ist mein Erspartes sicher, oder soll ich mir noch schnell ein paar maßgefertigte Schuhe und Anzug anfertigen lassen, an denen ich auch noch in ein paar Jahren Freude habe??
 

haruc

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Nein, der Euro ist sicher. Da passiert nix. Weil das is ja der Euro. Und alles andere ist sowieso undenkbar. http://www.youtube.com/watch?v=-Vw2CrY9Igs

Was machen wir eigentlich, wenn das mit dem Euro wirklich schief gehen sollte? Ich find, wir sind an einem Punkt angelangt, wo man sich diese Frage ernsthaft stellen muss. Mir fällt nix realistisches ein.
 

Simple Man

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DrJones schrieb:
Die Medien übertreffen sich ja gerne gegenseitig mit Schlagzeilen und angesichts der Abstumpfung der Leser, die jeden Tag neue Katastropenmeldungen präsentiert bekommen ist es schwer der überhaupt noch Beachtung zu finden.
In diesem Zusammenhang ganz interessant, vor allem, weil mir zumindest die Medien bei der ganzen Euro-Krise am meisten auf den Senkel gehen:

ZEITmagazin (Online): "Es macht Spaß, mir vorzustellen, dass alles zusammenbricht"
Seit Monaten verfolge ich die Nachrichten über die Euro-Wirtschafts-Schuldenkrise. Ich lasse keine Talkshow aus. Ich lese jeden Artikel. Inzwischen ist mir klar, dass es mir Spaß macht. Es macht mir Spaß, mir vorzustellen, dass eine Monsterinflation kommt, dass alles zusammenbricht, dass wir vor einem Armageddon der Weltwirtschaft stehen. Ich war richtig enttäuscht, als die Staatschefs sich über den Schuldenschnitt für Griechenland geeinigt haben. Ich las: »Börsen feiern Happy End für den Euro.« Ich dachte: Irgendwie schade.

Cicero Online: "Jeden Tag ein Untergang"
In Zeitungen und Nachrichtensendungen spitzt sich die Eurokrise scheinbar täglich zu. Doch mit ihrer Panikmache befeuern die Journalisten die Entwicklungen nicht nur, sie übersehen auch das Wesentliche: dass die Krisen, bei Lichte betrachtet, gar nicht so schlimm sind

OttoBrennerStiftung: "Wirtschaftsjournalismus in der Krise"
Wenn die jetzige Finanzmarktkrise die größte seit 60 wahlweise 80 Jahren ist, wenn sie die erste ist, die das Finanz und Wirtschaftssystem der ganzen Welt an den Abgrund führte, dann will man doch genauer wissen, was die Massenmedien mit und aus dieser ‚Mutter aller Krisen‘ gemacht haben. Was haben die tagesaktuellen Leitmedien geleistet? Fünf Tageszeitungen, die Berichterstattung der ARD-„Tagesschau“ und -„Tagesthemen“ sowie die Meldungen der „Deutschen Presse-Agentur“ stehen im Mittelpunkt unserer Untersuchung. Fallstudien, eine Reihe von Interviews mit wichtigen Wirtschaftsjournalisten, ein Literaturbericht kommen hinzu. Was als Vorstudie geplant war, ist unter der Hand vielfältiger und vor allem ertragreicher geworden.
 

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