ich hab den blog ja nicht ohne grund eröffnet - so solls also gleich mal losgehen:
[url=http://onnachrichten.t-online.de/c/85/95/03/8595036.html schrieb:
on-Nachrichten von t-online[/url]]Deutsche lassen an keiner Partei ein gutes Haar
Die Deutschen sind nicht nur mit der Arbeit der großen Koalition unzufrieden, sondern auch mit der Opposition. Wie aus einer neuen Forsa-Umfrage für den "Stern" hervorgeht, glauben 71 Prozent der Deutschen, dass es auch eine andere Regierung nicht besser machen würde. Neun Prozent halten eine schwarz-gelbe Koalition für die bessere Alternative, drei Prozent meinen, Rot-Grün würde besser regieren.
wie unzufrieden die deutschen mit der großen koalition sind, wird unterstellt (wahrscheinlich auch zu recht), aber nicht mit zahlen untermauert. später werden allerdings zahlen genannt:
Leichtes Plus für die SPD
Bei der wöchentlichen "Sonntagsfrage" konnte die SPD leicht zulegen. Wäre diesen Sonntag Bundestagswahl gewesen hätten die Sozialdemokraten 29 Prozent der Stimmen bekommen - einen Punkt mehr als in der Vorwoche. Die Grünen sanken von zehn auf neun Prozent. Die Werte der übrigen Bundestagparteien blieben unverändert: CDU/CSU 33 Prozent, FDP 14 Prozent und Linkspartei zehn Prozent.
unzufriedenheit lässt sich allerdings auch hier nicht herauslesen. der eine prozentpunkt plus für die spd lässt sich nicht als pluspunkt interpretieren, ebenso das minus für die grünen.
solche prozentangaben von umfragen sind immer mit unschärfe belegt - und die ist in der regel größer als ein prozentpunkt. insgesamt kann man nur festhalten, dass wohl so ziemlich alles gleich geblieben ist...
doch auch die süddeutsche geht von unzufriedenheit mit der regierung aus:
[url=http://www.sueddeutsche.de/deutschland/artikel/450/81369/ schrieb:
süddeutsche[/url]]Schwarz-Rot, das kleinste Übel
Trotz aller Unzufriedenheit über die Arbeit der Bundesregierung: Nicht einmal jeder zehnte Deutsche glaubt, dass Koalitionen aus Union und FDP oder SPD und Grünen es besser machen könnten.
Wie eine Forsa-Umfrage für den Stern ergab, sind die Bundesbürger auch mit der Opposition sehr unzufrieden.
Obwohl die Arbeit der großen Koalition von den Bürgern zunehmend kritisch bewertet wird, glauben 71 Prozent der Deutschen, dass eine andere Regierung es auch nicht besser machen würde. 9 Prozent halten eine schwarz-gelbe Koalition für die bessere Alternative, 3 Prozent meinen, Rot-Grün würde besser regieren.
aus der unzufriedenheit mit der oppositiion lässt sich keine unzufriedenheit mit der regierung rauslesen. die studie sagt uns, wie unzufrieden die deutschen mit der opposition sind - ich könnte da genau so gut reintinterpretieren, dass sie demnach mit der regierung recht zufrieden sein müssten. 71% sind der meinung, dass es die anderen nur schlechter machen würden... für die zunehmende unzufriedenheit mit der regierung gibt es keinen beleg.
wohlgemerkt, ich kritisiere den fehlenden beleg, ich will nicht sagen, dass die deutschen mit der regierung zufrieden seien.
der stern bleibt zunächst auf dem teppich und hält sich - zunächst - an die ergebnisse der studie:
[url=http://www.stern.de/presse/vorab/:%0A%09%09%3Ci%3Estern%3C-i%3E-Umfrage%0A%09%09%09-B%FCrger-Opposition-Noten-Westerwelle-Oppositionsf%FChrer-SPD-W%E4hlergunst/566393.html schrieb:
stern[/url]]Bürger geben Opposition schlechte Noten - Westerwelle gilt als wichtigster Oppositionsführer - SPD legt in Wählergunst leicht zu
Die Deutschen sind nach einer Umfrage für das Hamburger Magazin stern sehr unzufrieden mit der Arbeit der Opposition im Bundestag. Die vergleichsweise besten Noten der drei Oppositionsparteien erhält noch die FDP: Mit den Liberalen sind derzeit 33 Prozent der Bürger zufrieden. Die Arbeit der Grünen bewerten nur 29 Prozent als zufriedenstellend. Von der Linkspartei sagen das lediglich 16 Prozent.
doch später auch hier:
Obwohl die Arbeit der Großen Koalition von den Bürgern zunehmend kritisch bewertet wird, glauben 71 Prozent der Deutschen, dass eine andere Regierung es auch nicht besser machen würde.
die obwohl-komponente ist nicht im geringsten belegt - im gegenteil: die gleichbleibenden parteipräferenzen legen eher den schluss nahe, dass sich mit der zufriedenheit/unzufriedenheit mit der regierung nicht viel geändert hat.
was mich allerdings umgehauen hat, war das hier:
Datenbasis für Oppositionsumfrage: 1002 repräsentativ ausgewählte Bundesbürger am 18. und 19. Juli. Statistische Fehlertoleranz: +/- 3 Prozentpunkte, Auftraggeber: stern. Datenbasis für Parteipräferenz: 2501 repräsentativ ausgewählte Bundesbürger vom 17. bis 21. Juli. Statistische Fehlertoleranz: +/- 2,5 Prozentpunkte, Auftraggeber: stern und RTL. Quelle jeweils: Forsa.
eine recht ausführliche methodenbeschreibung - da will ich der journaille doch mal anerkennend auf die schulter klopfen. aber letzlich torpedieren sie sich damit selber:
In der wöchentlichen Politumfrage von stern und RTL kann die SPD leicht zulegen. Sie stieg im Vergleich zur Vorwoche um 1 Punkt auf 29 Prozent. Die Grünen sanken von 10 auf 9 Prozent.
wie kann man unterschiede von einem prozentpunkt als zugewinn oder abnahme interpretieren, wenn die fehlertoleranz bei +/- 3 prozentpunkten liegt? es könnte genau so gut für die spd um 2 prozentpunkte bergab gegangen sein, während die grünen 2 prozentpunkte zulegen...
ich hab mir mal die mühe gemacht und aus den
sonntagsfragen von forsa eine grafik erstellt:
für die cdu scheint es tatsächlich leicht bergab zu gehen - allerdings wurde hier gemessen, ob man die partei wählen würde, nicht ob man unzufrieden mit ihr ist. das kann ein unterschied sein, schließlich kann man auch eine partei wählen, mit der man unzufrieden ist. das ist sogar gut vorstellbar. man muss ja nur mit den anderen noch unzufriedener sein. ebenso kann man eine partei nicht wählen, auch wenn man mit ihr recht zufrieden ist - man muss nur mit einer anderen zufriedener sein...
dass letzteres der fall ist, belegt auch die studie: 33% seien mit der fdp zufrieden, aber nur 14% wollen sie auch wählen. liegt letztlich einfach daran, dass man sich bei der sonntagsfrage für eine partei entscheiden muss, während sich die zufriedenheitsfrage auf alle parteien bezieht.
für die anderen parteien kann man nur festhalten, dass sich wohl kaum etwas geändert hat. zumindest konnte man kaum eine änderung festellen. innerhalb der fehlertoleranz sind alle bewegungen möglich - man kann die unterschiede eben nur nicht feststellen. dazu müsste man die stichprobengröße erhöhen - allerdings um das vierfache, um den fehlerbeich zu halbieren. und weg geht der fehlerbereich nie, es werden nur die kosten für die umfrage größer. und da muss man die kosten und den informationsnutzen gut abwägen.
im übrigen ist es streng genommen falsch, dass die fehlertoleranz bei allen werten gleich sei (bei meiner grafik ist allerdings ein solch konstanter fehlerbereich eingetragen). bei prozentwerten um die 50% ist sie größer als bei kleinen oder ganz großen prozentwerten. die +/- 3 prozentpunkte sind ein zugeständnis an den leser, der sich nicht genauer mit konfidenzintervallen auseinandersetzen will. in wirklichkeit hat jeder prozentwert sein eigenes fehlerintervall.
wer es
genauer wissen will (ich zitiere aus dem stern):
Mit den Liberalen sind derzeit 33 Prozent der Bürger zufrieden.
= mit 95%iger sicherheit zwischen 30,1 und 35,9%.
Die Arbeit der Grünen bewerten nur 29 Prozent als zufriedenstellend.
= mit 95%iger sicherheit zwischen 26,2 und 31,8%.
Von der Linkspartei sagen das lediglich 16 Prozent.
= mit 95%iger sicherheit zwischen 13,7 und 18,3%.
Obwohl die Arbeit der Großen Koalition von den Bürgern zunehmend kritisch bewertet wird, glauben 71 Prozent der Deutschen, dass eine andere Regierung es auch nicht besser machen würde.
= mit 95%iger sicherheit zwischen 68,2 und 73,8%.
In der wöchentlichen Politumfrage von stern und RTL kann die SPD leicht zulegen. Sie stieg im Vergleich zur Vorwoche um 1 Punkt auf 29 Prozent.
= mit 95%iger sicherheit zwischen 27,2 und 30,8%.
d.h. wenn sie letzte woche tatsächlich auf 28% gewesen sein sollte (in wahrheit dürfte das zwischen 26,2% und 29,8% liegen), können sie genau so gut auch gefallen sein. innerhalb des konfidenzintervalls sind alle werte gleich wahrscheinlich richtig. es ist also genau so gut möglich, dass die spd von 26,2% auf 30,8% gestiegen ist, und es ist genau so gut möglich, dass die spd von 29,8% auf 27,2% gesunken ist. wir wissen es einfach nicht.
Die Grünen sanken von 10 auf 9 Prozent.
oder von 8,8%-11,2% auf 7,9%-10,1%. ob gesunken oder gestiegen, niemand weiß es.
ich belasse es mal dabei. soviel statistik brauchts aber noch:
diese 95%ige sicherheit bedeutet, dass jedes 20. ergebnis von solchen wahlumfragen auch komplett falsch sein kann, und in wirklichkeit noch nicht mal in den grenzen der fehlertoleranz zu finden ist. zufallsstichproben können halt auch mal zufällig ziemlich verzerrt sein.
möchte man die sicherheit erhöhen, muss man entweder mehr leute befragen - und zwar viel mehr, so dass es viel mehr kostet und man nur etwas mehr sicherheit hat. bei gleich vielen befragten, wird einfach das intervall größer, wenn man höhere sicherheit haben will.
übertrieben gesagt: man kann mit 100%iger sicherheit davon ausgehen, dass partei x in wirklichkeit zwischen 0 und 100% hat.
das ist übrigens eine logische und keine statistische aussage. exakt 0% und 100% kennen wir statistiker eigentlich gar nicht...