Amoklauf in Winnenden - Der Wahnsin geht weiter

Giacomo_S

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shechinah schrieb:
Giacomo_S schrieb:
.. an Morden, Totschlag und Tötung auf Verlangen:

in Deutschland: 2.347 Fälle
in den USA: 16.929 Fälle
(

Und bei wie vielen dieser Fälle waren Schusswaffen im Spiel?

In den USA, je nach Bundesstaat, deutlich >50%, teils bis über 75%.
In Deutschland 7%.

shechinah schrieb:
Und in wie vielen dieser Fälle (vor allem der amerikanischen) hat jemand einen Verbrecher erschossen um sich und seine Familie zu schützen?

In keinem, denn dann war es per Definition Notwehr und fiel somit nicht in die Rubrik "Mord, Totschlag, Tötung auf Verlangen".

Allerdings gibt es Unterschiede in der Definition, was unter Notwehr zu verstehen ist. Es gibt Staaten der USA, in den das unbefugte Betreten von Privatgelände bereits Notwehr rechtfertigt, im Extremfall reicht eine gefühlte Gefahr aus.
In Deutschland gilt für Notwehr die Verhältnismäßigkeit, es ist das mildeste Mittel zu wählen. Es ist nicht verhältnismäßig, jemanden zu erschiessen, weil er einen Obstdiebstahl begeht.

Ich kann mich an einen Fall vor ein paar Jahren in den USA erinnern, wo ein Ex-Polizist einen unbewaffneten Nachbarn erschoss, der ein Problem wegen der Mülltonnen klären wollte. Der Ex-Polizist schoss durch die eigene geschlossene Haustür, das Opfer (in Boxershorts) starb.
Der Ex-Polizist wurde (aufgrund der erst vor wenigen Jahren liberalisierten Gesetzgebung für "Notwehr") freigesprochen.

In Deutschland wäre das Totschlag, zumindest aber vorsätzliche Körperverletzung mit Todesfolge gewesen.
 

Angel of Seven

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Winston_Smith schrieb:
Immerhin sind Counterstrike und seine Ableger harmlos und setzten die Hemmschwelle nicht herab.

ws

Das sieht die CSU aber anders:

[...]

Auch der innenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Hans-Peter Uhl (CSU), forderte ein Komplettverbot von Killerspielen. "Wir brauchen das Herstellungs- und Verbreitungsverbot von Killerspielen. Und zwar nicht vom Alter abhängig, sondern generell", sagte Uhl der "Thüringer Allgemeinen". Offensichtlich hätten Killerspiele bei dem Amokschützen von Winnenden eine große Rolle gespielt.....

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,613050,00.html


LG


AoS
 

Gammel

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Ein_Liberaler schrieb:
Die meisten Waffen haben einen anderen Zweck, als damit Amok zu laufen. Alle, eigentlich. Und die einzigen Waffen, die ausdrücklich zum Töten von Menschen gedacht sind, sind in Staatsbesitz. Zu morden, bedeutet eine Waffe zu mißbrauchen.

Welchen anderen Zweck hat z.b. eine Pistole, als damit entweder einen Menschen zu toeten oder es ihm anzudrohen?

Eine Pistole eignet sich wohl nicht besonders gut zur Jagt.

Als Sportgeraet? Wenn ich auf ein paar Meter eine Zielscheibe markieren
will, brauch ich doch kein Geraet was in der Lage ist auf dieselbe Entfernung meinen Schaedel zu durchschlagen?

Eine Pistole ist ausdruecklich fuers toeten (sehr schwer verletzen) gebaut oder um dieses anzudrohen.

Das ist eben nicht mit einem Auto vergleichbar.
 

Winston_Smith

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Das sieht die CSU aber anders:

Im Gegensatz zu vielen Kommentatoren hier und auf ähnlichen Plattformen.

Mir ging es um folgendes: Wenn diese Spiele wirklich zu harmlos sind und die Hemmschwelle der User nicht herab setzt, warum nutzt denn die US-Army ähnliche Programme zur Ausbildung?

Sicherlich macht Couterstrike o.ä. nicht gleich aus jedem Spieler einen Massenmörder. Wer gegenteiliges behauptet, hat keine Ahnung. Aber es stumpft auf jeden Fall ab.

Ginge es den Usern wirklich nur um "Taktik", könnten sie auch Schach oder 4-Gewinnt spielen. Und Teamplay lernt man auch bei FIFA2009.

ws
 

Ein_Liberaler

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Für die Nachsuche, insbesondere auf Schwarzwild, ist eine Pistole sehr zu empfehlen, am besten ein großkalibriger Revolver. Natürlich wurden Pistolen ursprünglich für den Krieg entwickelt. Nur bestimmte Modelle waren von Anfang an für die Jagd bestimmt, beispielsweise als Zweitwaffe für die sehr gefährliche Tigerjagd.

Tatsache ist aber, daß Sportschützen normalerweise wirklich nur Sport treiben wollen und ihre Waffen ausschließlich dazu anschaffen.
 

Mr. Anderson

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Winston_Smith schrieb:
Wenn diese Spiele wirklich zu harmlos sind und die Hemmschwelle der User nicht herab setzt, warum nutzt denn die US-Army ähnliche Programme zur Ausbildung?
Wahrscheinlich weil diese nicht einfach nur Spiele sind, sondern speziell als Teil einer systematischen Ausbildung konstruiert wurden.
Und: selbstverständlich trainiert man mit Schieß-Spielen auch die Hand-Augen-Koordination.
 

Gammel

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Ok, aber soviele Tiger gibt es in Deutschland dann doch nicht. ;)
Lassen wir aber mal den Jaegern ihre Fangpistole.
Tatsache ist aber, daß Sportschützen normalerweise wirklich nur Sport treiben wollen und ihre Waffen ausschließlich dazu anschaffen.

Glaub ich nicht. Um es ueberspitzt auszudruecken, glaube ich, dass die Sportschuetzen, die sich eine echte Waffe anschaffen und diese dann nach Hause nehmen, nur Sportschuetzen geworden sind, um dieses tun zu koennen.

Gibt es keine extra Sportpistolen ?
Besteht bedarf beim Sportschiessen Waende oder Wildschweinschaedel durchdringen zu koennen.
Brauch ich fuerst Sportschiessen ein Magazin von 10 oder mehr Patronen die automatisch nachgeladen werden ?
Und wenn die Antwort Ja ist, kann es dann sein das solche Displizinen nur erfunden wurden, um mit echten Waffen schiessen zu koennen.

Ich kann den Leuten zur Not auch nur ein Stock mit Visiereinrichtung geben und und dann ueber Laser+Computer den Treffer bestimmen.
Um es stilecht zu machen, kann dann ein Lautsprecher auch noch bumm machen, wenn sie abdruecken.

Ich kann jetzt doch nicht auch einen Granatenwurfverein oder ein Boden-Bodenraketen-Sportverein gruenden, und dann nimmt mir jeder ab, dass ich das nur aus rein sportlichem Intresse tue ?
 

Ein_Liberaler

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Und zur Simulation des Rückstoßes schlägt die Schießbahnaufsicht mit einem Gummihammer auf die Mündung. Ansonsten finde ich die Argumentation makellos.
 

Winston_Smith

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Wahrscheinlich weil diese nicht einfach nur Spiele sind, sondern speziell als Teil einer systematischen Ausbildung konstruiert wurden.
Und: selbstverständlich trainiert man mit Schieß-Spielen auch die Hand-Augen-Koordination.

@Mr Anderson
Sicherlich sind die Army-"Spiele" noch etwas anderes. Aber das Prinzip ist gleich.

Hand-Augen-Koordination kann man auch durch Jonglage lernen.

Zur Richtigstellung:
Ich halte diese ganze Diskussion, dass Ballerspiele an allem Schuld sind auch für absolut blödsinnig. Auf der anderen Seite muß man halt aber auch bedenken, dass Spiele dieser Art abstumpfen.

Wenn ein Politiker nun vom Verbot aller "Killerspiele" redet, hat er genauso Unrecht, wie Gamer die standhaft an der völligen Ungefährlichkeit dieser Spiele festhalten. (Dazu noch die bekannten "Ausreden" wie Teamplay, Taktik etc.)

Ich wünsche mir Realismus bei den Politikern und Selbstkritik bei den Gamern.

ws
 

Mr. Anderson

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Das mit der Hand-Augen-Koordination meinte ich eher bezogen auf den Ausbildungseffekt bei der Armee.

Und: ja, selbstverständlich kannst Du für einzelne Elemente des Spiels Alternativen aufzählen, wie Schach (Strategie), Vier Gewinnt (?), FIFA (Teamplay) und Jonglieren (Hand-Augen-Koordination). Aber das macht die Nennung dieser Elemente doch nicht zur "Ausrede".

Wenn es den CS-Spielern primär um Gewalt ginge, dann gäbe es keinen Grund, warum sie, neben dem Element des Scharf Schießens die ganzen anderen Herausforderungen auf sich nehmen würden. Dann gäbe es nämlich noch ganz andere Spiele, vor allem in der Kategorie "Flash", bei denen man sich an realistischen Gewaltdarstellungen ergötzen kann.

CS spielen imho vor allem Leute, die Spaß am Konzept "Cowboy und Indianer" haben, bzw. hier in etwas modernerer Form, etwa: GSG9 gegen Al Kaida u.ä.
 

Giacomo_S

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Was - mal wieder - in dieser ganzen Diskussion, Killerspiele hin oder her übersehen (überspielt ?) wird:

Es ist immer einfach, nach neuen Gesetzen zu rufen.
Es wird sich aber nichts ändern, wenn man den Gesetzübertritt nicht verfolgt, oder besser nichts dafür tut, das die Menschen die Gesetze befolgen.

Nach der gültigen Gesetzeslage darf ein Jugendlicher ein Killerspiel erst gar nicht haben:

"Indizierte Medien dürfen Kindern und Jugendlichen weder verkauft noch überlassen oder anderweitig zugänglich gemacht werden. Sie dürfen nicht mehr beworben werden und nicht im Versandhandel vertrieben werden, es sei denn, es werden Vorkehrungen getroffen, um sicherzustellen, dass der Kunde mindestens 18 Jahre alt ist."
Quelle: Wikipedia

Und das ein Killerspiel indiziert ist, davon kann man wohl ausgehen.

Das aber Jugendliche Killerspiele haben, daran wird auch ein Verbot nichts ändern, solange es nicht durchgesetzt wird oder werden kann.
 

Mr. Anderson

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Giacomo_S schrieb:
Und das ein Killerspiel indiziert ist, davon kann man wohl ausgehen.
Das kommt drauf an, was Du unter "Killerspiel" verstehst. In der Debatte versteht man darunter offenbar so ziemlich alle Ego-Shooter überhaupt, inklusive derer, die nicht indiziert sind.
Und wo wir schon beim Thema Index sind: abgesehen von Deutschland gibt es m. W. weltweit kaum ein Land, das überhaupt noch einen "Index" hat. Für Deutschland müssen die Produzenten extra entschärfte Versionen von Filmen und Spielen herstellen. Warum passieren die Amokläufe trotzdem ausgerechnet hier?
 

Gilgamesh

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Was ich bei diesen Amokläufennicht verstehe ist, warum diese armen Kinder der westlichen Welt, ja sogar einer deutsch-leitkultivierten Welt so kriminell werden können. Haben hier westliche Prägung, Deutsche-Leitkultur, die Eltern oder die Kirchen alle versagt?

Zudem fordere ich alle Schüler und Eltern auf, ihre kriminellen Elemente zu melden, damit sowas nie wieder vorkommt.

Schlimm, schlimm...
In anderen Kulturen kommt sowas nie vor.
 

Winston_Smith

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In anderen Kulturen kommt sowas nie vor.

Wo man schon fürs Radiohören Stockschläge erhält, hat man halt wenig Chancen auf Computer-Daddelei.

Abgesehen davon kann man doch so herrlich die eigene Frau verprügeln oder Schwester abstechen. Sogar vom "heiligen Buch" erlaubt. Wer geht da noch aus dem Haus um gewalttätig zu sein?

ws


Hach, dass ich mich auch immer zu solchen Antworten hinreissen lassen muß...
 

hives

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Was ich bisher so gelesen habe, geht in die Richtung, dass zwar die Datenlage für viele Länder und Zeiten schwierig ist, aber die bisherigen Daten darauf hindeuten, dass Amokläufe durchaus in allen Kulturen und Epochen vorkommen.

siehe auch bspw.:

März 1997: Ein Mann richtet in zwei Schulen in Sanaa im Jemen sein Sturmgewehr auf hunderte Schüler. Er tötet sechs Kinder und zwei weitere Personen. Am nächsten Tag wird er zum Tode verurteilt.
 

Gilgamesh

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Mag ja alles sein, dass in Jemen auch mal einer Amok gelaufen ist und ein Afgane gerne seine Schwester absticht, aber die sind ja auch nicht vollkommen deutsch-leitkultiviert und christlich geprägt schon gar nicht.

Aber ist schon ne enorme Korrelation, dass immer stets westliche Schüler auf ihre Mitmenschen losgehen..., nicht zu vergessen die Väter, die gleich die ganze Familie abschlachten.

Warum schaft es die westliche Kultur nicht diese Menschen zu bändigen? Wieso kommt sowas überhaupt und so häufig in der westlich-christlichen kultur vor?

Und die wichtigste Frage bleibt: Warum meldet kein Deutscher solche eigenen Kriminellen unter sich nicht???
 

hives

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Gilgamesh schrieb:
Und die wichtigste Frage bleibt: Warum meldet kein Deutscher solche eigenen Kriminellen unter sich nicht???

lol gilga, bei aller sympathie für deinen versuch, die typischen forderungen nach terroranschlägen auf amokläufe umzumünzen, und sympathie mein ich da ganz ehrlich - die analogie passt nicht, da "depressionen haben, die einen vielleicht irgendwann in verbindung mit anderen umständen zum amoklauf verleiten könnten" eben im gegensatz zu "mitgliedschaft in einer terroristischen vereinigung" o.ä. keine straftat ist ;)
aber man könnte m.E. viele berechtigte fragen stellen, die doch irgendwie ähnlich klingen, wie z.b., ob es sinnvoll ist, einen depressiven jugendlichen ständig mit waffen in berührung kommen zu lassen...
 

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