Was lest Ihr grade?

hives

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"Geschichte der religiösen Ideen" von Mircea Eliade lese ich zur Zeit quer. Die vier Bände sind sehr zu empfehlen - auch wenn bei diesem Umfang einige inhaltliche Mängel wohl nicht zu vermeiden waren, sind viele Ein- und Ansichten von Eliade und anderen beteiligten Wissenschaftlern sehr interessant. Mein Philoprof ist von Eliade übrigens regelrecht begeistert.
Einzig das Stichwortverzeichnis lässt imho (wie so oft) stark zu wünschen übrig...



Und noch ein Buch, das ich allen ans Herz legen möchte, die ein Interesse an Philosophie haben:

"Homo sacer" von Giorgio Agamben

Agamben geht es um Biopolitik und Souveränität, Norm und Gewalt - und speziell um das "nackte Leben":

Das Leben, das nicht geopfert werden kann und dennoch getötet werden darf, ist das heilige Leben.

Auszugsweise:

Die Ausnahme ist eine Art der Ausschließung. Sie ist ein Einzelfall, der aus der generellen Norm ausgeschlossen ist. Doch was die Ausnahme eigentlich kennzeichnet, ist der Umstand, daß das, was ausgeschlossen wird, deswegen nicht völlig ohne Beziehung zur Norm ist; sie bleibt im Gegenteil mit ihr in der Form der Aufhebung verbunden. Die Norm wendet sich auf die Ausnahme an, indem sie sich von ihre abwendet, sich von ihr zurückzieht. Der Ausnahmezustand ist also nicht das der Ordnung vorausgehende Chaos, sondern die Situation, die aus ihrer Aufhebung hervorgeht. [...]
Daß die juridisch-politische Ordnung die Struktur einer Einschließung dessen hat, was zugleich ausgeschlossen ist, ist oft bemerkt worden. [...]
Es ist nicht die Ausnahme, die sich der Regel entzieht, es ist die Regel, die, indem sie sich aufhebt, der Ausnahme stattgibt; und die Regel setzt sich als Regel, indem sie mit der Ausnahme in Beziehung bleibt.

Demnächst vielleicht noch mehr Agamben- Zitate in meiner Signatur ;)


Aus dem Kommentar des Verlags:

Ausgehend von Carl Schmitts Souveränitätsprinzip und im Umweg über historische Situationen der politischen Kulturgeschichte kommt Agamben zu einer Analyse des Konzentrationslagers als "nómos der Moderne", wo Recht und Tat, Regel und Ausnahme, Leben und Tod ununterscheidbar werden. In den zwischen Leben und Tod siechenden Häftlingen, aber auch in den Flüchtlingen von heute sieht er massenhaft realgewordenen Verkörperungen des homo sacer und des nackten Lebens. Die philosophische Bergündung dessen, daß diese Möglichkeit keineswegs nur historisch ist, hat eine Diskussion entfacht, die weit über Italien und Europa hinausreicht.

Alles in allem sehr zu empfehlen.


------------------


Tigerspucke schrieb:
und als letztes und aktuelle Lektüre ist das " House of Gods"! In dem über die "scheinbare" Allmacht und dem Können der Götter in Weiß ( Mediziner) auf äusserst erschreckende, schamlose und saukomische Weise hergezogen wird, so ziemlich das beste was ich in letzter Zeit an Literatur der trivialen Art in die Finger bekommen habe.

Meinst du "The House of God" von Samuel Shem? Dieses Buch hat auch mich selbst fasziniert und bewegt.
Empfohlen wurde es mir während meines Zivildienstes durch einen Arzt meiner Krankenhaus-Station. Mir bleibt nur übrig, es weiterempfehlen.


wünsche angenehmes Lesen :D
 

Agarthe

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Stimmt, "House of God" war definitiv gut, ebenso wie die Bücher von Matt Ruff (*Gestreift-weiter-oben-zustimm*).

@JimmyBond: Dein Buchtip ist irgendwie etwas....nichtssagend. :wink:

Werde mir nach den Klausuren mal Orwells "1984" vornehmen, ich komme mir hier so ungebildet vor... :D
 

Tarvoc

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Ich lese gerade - zum zweiten Mal - "Die Masken der Illuminaten" von Wilson.

Der Typ ist ein Genie...
 

Tyler-Durden

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Das letzte was ich las, nannte sich "Herr Lehmann" und hat meine Vorurteile gegenüber deutscher Autoren wieder komplett bestätigt.

Das Buch an sich war so ziemlich sinnlos und langweilig...von mir aus hätte es nach 60 Seiten schon zu Ende sein können, da wäre kein Unterschied gewesen. Was sucht so ein Buch in den Bestsellerlisten ? Ich werde nie wieder gegen mein Prinzip verstoßen und lasse ab sofort die Finger von allem was ein deutscher Autor geschrieben hat.
 

Tigerspucke

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Meinst du "The House of God" von Samuel Shem? Dieses Buch hat auch mich selbst fasziniert und bewegt.
Empfohlen wurde es mir während meines Zivildienstes durch einen Arzt meiner Krankenhaus-Station. Mir bleibt nur übrig, es weiterempfehlen.


Ja richtig von Samuel Shem.. und ich hoffe solchen Ärzten nicht eines Tages in die Hände zu fallen.
[/i][/b]
 

Zottelfritz

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Tyler-Durden schrieb:
Das letzte was ich las, nannte sich "Herr Lehmann" und hat meine Vorurteile gegenüber deutscher Autoren wieder komplett bestätigt.

Das Buch an sich war so ziemlich sinnlos und langweilig...von mir aus hätte es nach 60 Seiten schon zu Ende sein können, da wäre kein Unterschied gewesen. Was sucht so ein Buch in den Bestsellerlisten ? Ich werde nie wieder gegen mein Prinzip verstoßen und lasse ab sofort die Finger von allem was ein deutscher Autor geschrieben hat.

Whoah, hart!

Ich seh das Buch ganz genau aus dem entgegengesetzten Blickwinkel und finds total gut! Es spielt halt seine Stärken in den leisen Tönen aus, ich finds total realitätsnah und trotzdem auf eine gewisse, unaufdringliche Art poetisch.
 

Laokoon

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>>Maya - Gottkönige im Regenwald<<

Sehr informativ, gut strukturiert und viele schöne bunte Bilder ... :wink:

Kleine Frage: Kennt jemand ein, zwei gute Bücher über die Wikinger? Auch mit Bildern, und über deren Kunst, - handwerk etc...?
 

Spook

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Emily Bronte : Sturmhöhe

lässt sich gut lesen und der Anfang ist toll weil ungewöhnlich
hat dann aber mit dem weiteren Verlauf erstmal weniger zu tun , was das Ganze erstmal relativ unstrukturiert wirken lässt
entwickelt sich dann ( soweit bin ich grad ) zu ner Beziehungs-Sozial/Stände-Geschichte
 

Tyler-Durden

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@ Zottelfritz

Über Geschmack lässt sich streiten. Ich will dich auch gar nicht von deiner Meinung abbringen, es ist nur so das ich an "Herr Lehmann" überhaupt nichts fand was einen irgendwie in seinen Bann gezogen hat, die Geschichte war absolut nicht spannend oder fesselnd. Wenn man liest möchte man doch etwas gutes,schönes oder zumindest spannendes lesen. Man erwartet doch nur eine gute Geschichte, mehr nicht. Von Poesie konnte ich in der Geschichte eines angehenden Alkoholikers und seinen Kneipentouren überhaupt nichts erkennen. Mit den Charakteren wird man auch nicht so richtig warm, was vielleicht daran liegt das sie einfach langweilig und uninteressant sind.

Ich habe schon wirklich viele Bücher gelesen die nicht so besonders gut waren aber "Herr Lehmann"...lassen wir das. Du hast deine Meinung und ich hab meine. Jeder wie es ihm gefällt :wink:
 

Anemi

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Tyler-Durden schrieb:
@ Zottelfritz
.... Ich will dich auch gar nicht von deiner Meinung abbringen, es ist nur so das ich an "Herr Lehmann" überhaupt nichts fand was einen irgendwie in seinen Bann gezogen hat, die Geschichte war absolut nicht spannend oder fesselnd. ... Von Poesie konnte ich in der Geschichte eines angehenden Alkoholikers und seinen Kneipentouren überhaupt nichts erkennen. Mit den Charakteren wird man auch nicht so richtig warm, was vielleicht daran liegt das sie einfach langweilig und uninteressant sind.
@ Tyler Durden
Hört sich blöd an, aber vielleicht bist Du zu jung... (So wie ich für "Liegen Lernen von Frank Goosen zu alt bin)?
Und/Oder:
Hat man selbst einmal ähnliches erlebt, sieht man das ganz anders. Ich kenne z.B. jemanden, den das Buch total aufgewühlt hat, weil er sich in jedem Satz wiedergefunden hat. "Als ob Sven Regener mich kennen würde." Natürlich kennt Sven Regener meinen Freund nicht. Aber mein Freund hatte so ein ähnliches Leben wie "Herr Lehmann" (obwohl es in Thüringen war).
Hm.
Jedem, was ihm gefällt.
 

SentByGod

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Hab grad Illuminati ausgelesen und muss sagen, ein richig gutes Buch zum abtauchen und vertiefen in Dingen der Verschwörungstheorien.
 

Filewriter

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Hab grad "Kampf der Kulturen" - von Samuel P. Huntington gelesen. Für alle die sich für Weltpolitik interessieren unbedingt zu empfehlen, es ist zwar meiner Meinung nach langweilig geschrieben, aber es ist hochinteressant.

Nun lese ich Verschlusssache BND von Udo Ulfkotte, scheint auch ein äusserst gutes Buch zu sein, aber hab erst etwa 100 Seiten.

MfG
Filewriter
 

Zottelfritz

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Herr Lehmann

Anemi schrieb:
Tyler-Durden schrieb:
@ Zottelfritz
.... Ich will dich auch gar nicht von deiner Meinung abbringen, es ist nur so das ich an "Herr Lehmann" überhaupt nichts fand was einen irgendwie in seinen Bann gezogen hat, die Geschichte war absolut nicht spannend oder fesselnd. ... Von Poesie konnte ich in der Geschichte eines angehenden Alkoholikers und seinen Kneipentouren überhaupt nichts erkennen. Mit den Charakteren wird man auch nicht so richtig warm, was vielleicht daran liegt das sie einfach langweilig und uninteressant sind.
@ Tyler Durden
Hat man selbst einmal ähnliches erlebt, sieht man das ganz anders. Ich kenne z.B. jemanden, den das Buch total aufgewühlt hat, weil er sich in jedem Satz wiedergefunden hat. "Als ob Sven Regener mich kennen würde." Natürlich kennt Sven Regener meinen Freund nicht. Aber mein Freund hatte so ein ähnliches Leben wie "Herr Lehmann" (obwohl es in Thüringen war).

Ich seh weder die Figur Herr Lehmann noch mich selbst als angehende Alkoholiker, aber ich gebe Anemi in sofern recht, dass die Faszination des Buches für mich der Déjà-Vu-Effekt ausmacht. Ich fühle mich einfach wahnsinnig intensiv an einige Situationen oder Personen aus meinem eigenen Leben erinnert, und ich glaub das geht vielen so.
Sven Regener hat einfach das Lebensgefühl einer bestimmten Großstädter-Generation genial erfasst, eingefangen oder was auch immer. Er hats jedenfalls raus, dieses Gefühl rüberzubringen, und das macht das Buch einfach gut. Regeners Talent was das betrifft muss man einfach anerkennen, auch wenn einem persönlich die Geschichte nicht taugt.

@Tyler-Durden: Ohne die zu nahe treten zu wollen, würde es mich auch interessieren wie alt du bist. Nicht um dich als "Jungspund" zu degradieren sondern einfach weil ich auch denke dass das Lebensgefühl dieses Buches erst ab einem bestimmten Alter auftaucht, ganz ohne Wertung.
 

Gestreift

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Bin gerade mit Malpertuis von Jean Ray fertig geworden.
Eine kleine Perle der fantastischen Literatur.

Das ist aber wieder einmal als rein subjektive Äußerung zu betrachten. Ich stehe halt auf solche Themen.

Zum Inhalt möchte ich nicht allzuviel verraten. Es sei nur bemerkt, dass es schon erstaunlich ist, was aus Göttern manchmal werden kann.
 

samhain

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die 13 1/2 leben des käpt'n blaubär

gut zum abschalten:

ich kann nur wärmstens "die 13 1/2 leben des käpt'n blaubär" von walter moers empfehlen. überbordende fantasie, brillianter humor, skurrile gestalten und ebensolche weisheiten (es wird u.a. oft aus dem "lexikon der erklärungsbedürftigen wunder, daseinsformen und phänomene zamoniens und umgebung"-von prof. dr. abdul nachtigaller- zitiert), die einen wirklich abschalten, oft lachen und über soviel einfallsreichtum des autors begeistert sein lassen. eines der absonderlichsten und lustigsten bücher die ich je gelesen habe.
 

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