Verrohtes Russland

streicher

Ehrenmitglied
Registriert
15. April 2002
Beiträge
4.865
Brutalität regiert die russische Gesellschaft. In den Kasernen sterben Rekruten, aus Tschetschenien kehren Soldaten als gefühllose Monster zurück und terrorisieren ihre Familien. Auftragsmorde sind an der Tagesordnung. Szenen eines gnadenlosen Alltags
sind die einleitenden Worte eines ZEIT-Artikels von Johannes Voswinkel. Die Bevölkerung ist gewalttätiger und die Sicherheitskräfte sind es auch. Ein Statistikvergleich zwischen russischem Heer und der Bundeswehr kann beeindrucken: kamen in der Bundeswehr ausserhalb von Kriegshandlung im Jahre 2003 eine Person durch Mord/Totschlag um, so waren es im russischen Heer 216 (!). Die Anzahl von Mord/Mordversuch/Totschlag ist in Russland sieben Mal höher als in der BRD pro 100.000 Einwohner.
Weiterer Auszug:
Menschenrechtler haben im Lauf der letzten Jahre klassische Verhörmethoden russischer Polizisten dokumentiert. Dem Beschuldigten wird im Schneidersitz der Kopf zu den Füßen heruntergedrückt. Dann stellt einer der Beamten einen Stuhl auf seinen Rücken und setzt sich für eine bis zwei Stunden drauf. Andere Verhaftete werden bis zur Ohnmacht gewürgt oder scheinexekutiert. Beliebt ist die Drohung, wie bei den »Tschechi«, den Tschetschenen, zu foltern. Polizisten setzen dem Opfer eine Gasmaske auf und drehen die Luftzufuhr ab oder klemmen für Elektroschocks Elektroden an die Ohrläppchen. »Anruf für Putin« nennen sie das.
Beeindruckend.

_________________
Den Link zur Quelle hatte ich nicht gesetzt - Artikel vom 14.10.2004
Das verrohte Land
 

JimmyBond

Ehrenmitglied
Registriert
7. Mai 2003
Beiträge
4.057
ehrlich gesagt, ist das einzige was mich wirklich stoert. das die soldaten ihre qualen an ihren familien auslassen
 

Calileo

Meister
Registriert
20. März 2004
Beiträge
213
beängstigend.
Wäre ein solches Land bereit, einen Rachekrieg gegen den Westen zu führen? Unzufriedene Untergebene, unberechenbare Generäle und ein Ex-Agent als Präsident. Noch scheint Russland keine Bedrohung zu sein für uns. Aber es gibt viele Anzeichen für die Entstehung einer Geheimdienst-Diktatur.
Meine Nachbarn machen gerade eine Weltreise und so ging es auch durch Russland. War offenbar der reinste Horror, ich rate also allen davon ab, den Sibirien-Express nach China zu nehmen. Soll nicht besonders schön sein!
 

JimmyBond

Ehrenmitglied
Registriert
7. Mai 2003
Beiträge
4.057
Wäre ein solches Land bereit, einen Rachekrieg gegen den Westen zu führen?

wieso denn rache?

die russen sind mittlerweile unsere verbuendeten und zu einem 2ten kalten krieg wird es so bald nicht kommen, solange der anti-terror-krieg nicht vorbei ist
 

streicher

Ehrenmitglied
Registriert
15. April 2002
Beiträge
4.865
Calileo schrieb:
beängstigend.
Wäre ein solches Land bereit, einen Rachekrieg gegen den Westen zu führen? Unzufriedene Untergebene, unberechenbare Generäle und ein Ex-Agent als Präsident. Noch scheint Russland keine Bedrohung zu sein für uns. Aber es gibt viele Anzeichen für die Entstehung einer Geheimdienst-Diktatur.
Meine Nachbarn machen gerade eine Weltreise und so ging es auch durch Russland. War offenbar der reinste Horror, ich rate also allen davon ab, den Sibirien-Express nach China zu nehmen. Soll nicht besonders schön sein!
Die Machtkonzentration spricht natürlich für sich. Es wundert einen eigentlich, dass man im Kreml nicht bemüht ist, tatsächlich "Ordnung" z.B. in das Heer zu bringen. So viel Gewalt im Heer: das schadet dem Heer doch selbst.
Es ist zwar nur ein kleines Beispiel der Rohheit, der Ex-Chef von yukos, Chodorkowskij , wurde im Gerichtssaal in einem Käfig eingesperrt. Rechnete man damit, dass eine Verschwörung ihn befreien könnte?
Zu den Reisen: es gab Reiseberichte auf Spiegel oder auf Focus zu lesen. Die Korrespondenten mussten sich immer wieder mit Grobheit konfrontieren.
Jedoch: warum sollte Russland für uns bedrohlich werden, läuft doch das Händeschütteln derzeit bestens? Und wenn es kriseln sollte, dann könnte Russland am Ölhahn drehen, denn 30 Prozent der Ölimporte für die BRD kommen aus Russland. Und das will man sich nicht verscherzen. Russland will den Handel mit der BRD vertiefen.
 

streicher

Ehrenmitglied
Registriert
15. April 2002
Beiträge
4.865
Über das russische Militär kann man nur Klagelieder anstimmen.
Keine Rechte

„Zu Beginn ihres Dienstes haben die Rekruten keine Rechte, weder darauf zu essen noch sich zu waschen, sich zu erholen, zu schlafen oder krank zu sein, nicht einmal auf ein Zeitgefühl“, heißt es darin.
Dementsprechend wird für die Frischrekruten das erste Jahr zur Qual oder gar zu einem Höllentrip. Die Selbstmordrate ist hoch:
„Die Dedowschina hat verheerende und dauerhafte Konsequenzen für den physischen und psychischen Zustand der Rekruten. Zehntausende junger Wehrpflichtiger versuchen deshalb jedes Jahr, aus ihren Einheiten zu fliehen.

Manche sind bereit, sich selbst und andere zu töten, wenn sie aufgegriffen werden“, berichtet Human Rights Watch. Nach offiziellen Angaben sind in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 25 Rekruten durch Quälereien gestorben, im gleichen Zeitraum sollen 109 Soldaten Selbstmord begangen haben.

Human Rights Watch hält diese Zahlen für viel zu niedrig
Grausame Großväter

Darüber sollte doch ein Präsident besorgt sein. Aber nein, der Präsident braucht ja Kampfmaschinen, deren Hemmschwellen möglichst weit unten liegen.
 

HassanISabbah

Meister
Registriert
11. Oktober 2004
Beiträge
232
Hier noch ein Artikel über die Menschenrechtsverletzungen im russischen Militär.

In unserer Armee tragen die Menschenrechtsverletzungen massenhaften Charakter, weil alle vom Präsidenten bis zum Beamten und einfachen Soldaten das Gesetz verletzen.

Die größte Zahl der Gesetzesbrüche steht im Zusammenhang mit der ungesetzlichen Einberufung von jungen Männern, die das Recht auf Zurückstellung haben oder aus gesundheitlichen Gründen untauglich sind. 1997-1998 hat man die Praxis fortgesetzt, untaugliche junge Männer einzuberufen, darunter auch einige mit Nervenkrankheiten. Die Organisation besitzt Daten über die Einberufung von Personen, die an Schizophrenie und Epilepsie erkrankt sind, von AIDS-Kranken, und über die massenweise Verbreitung von Hepatitis und Krätze in der Armee.

Nach den Ergebnissen medizinischer Untersuchungen, die die Organisation sammelt, entspricht die Mehrheit der Wehrpflichtigen im Alter von 18 Jahren in ihrer körperlichen Verfassung nicht den Anforderungen, die für den Armeedienst gestellt werden.

Der Dienst in der russischen Armee erweckt im Menschen das Bewußtsein einer völligen Rechtlosigkeit der Person. Das überträgt sich auf das zivile Leben. Die Menschenrechtsverletzungen in der Armee, vor allem die Angriffe auf Gesundheit und körperliche Unversehrtheit, tragen massenhaften Charakter. Denjenigen, denen die Situation in der russischen Armee nicht bekannt sind, muß es schwerfallen, sich vorzustellen, daß so etwas heutzutage in staatlichen Strukturen möglich ist. Vielleicht sind Ihnen einige Fälle bekannt, die während der Glasnost-Politik öffentlich gemacht worden sind, insbesondere Erschießungen von Kameraden durch bis an die Grenze menschlicher Möglichkeiten getriebene Opfer von Erniedrigungen, Folter und Gewalt. Laut in der Presse veröffentlichten Daten sind allein von April 1995 bis Mai 1998 in den Streitkräften Rußlands 83 Menschen erschossen und 22 verwundet worden.

Quelle: http://www.friedenskooperative.de/ff/ff98/4-17.htm
 

Eskapismus

Ehrenmitglied
Registriert
19. Juli 2002
Beiträge
2.151
streicher schrieb:
Auftragsmorde sind an der Tagesordnung. Szenen eines gnadenlosen Alltags
sind die einleitenden Worte eines ZEIT-Artikels von Johannes Voswinkel.

Es ist schon richtig, dass sich Russland und deren Gesellschaft in einem aus westlischer Sicht schlechten Zustand befindet aber war es jemals anders?

@all um was geht es hier eigentlich? Gesellschaft, Reisen oder Militär in Russland?


Es gibt Auftragsmorde aber im Artikel heisst es, dass diese zugenommen hätten. Es gibt aber sicher weniger Auftragsmorde als in den ersten Jahren nach 1991. Damals war so ziemlich jeder bewaffnet und Schiessereien auf der Strasse waren alltäglich. Heutzutage ist es zumindest in Moskau ziemlich still verglichen zu damals.

streicher schrieb:
Die Bevölkerung ist gewalttätiger

???

als was? als wann?

Auch hier fehlen mir gewisse Bezugspunkte. Hast du dazu persönliche Erfahrungen vorzuweisen? Im Artikel steht soweit ich mich erinnere nichts dazu.

streicher schrieb:
und die Sicherheitskräfte sind es auch

Keine Frage die Sicherheitskräfte sind der reinste Horror aber auch hier fragt man sich ob es währen dem Kommunismus besser war. Ich will hiermit keinesfalls Vergewaltigungen, Folter, Erpressung und Mord durch die Milizia verleugnen aber es braucht halt alles seine Zeit.

Die Zeit schrieb:
Verprügeln, Essensentzug und Hausverbot gehören zum Strafrepertoire fast jeder zweiten Familie. Kinder laufen weg vor den Schlägen der Eltern, vor dem Hunger, wenn sich im heimischen Kühlschrank nur noch Wodka findet, und vor dem Vater, der sie zwingen will mitzutrinken.

Ich hab ich noch selten eine Gesellschaft kennen gelernt, welche ihren Nachwuchs dermassen verwöhnt und verhätschelt. Ich habe nur persönliche Erfahrungen aber dass jedes zweite Kind in Russland übermässige Gewalt erfährt kann ich einfach nicht glauben.

Ein Statistikvergleich zwischen russischem Heer und der Bundeswehr kann beeindrucken:

Nein. Ein Statistikvergleich zwischen russischem Heer und deutscher Bundeswehr sagt ziemlich wenig aus. Es sind zwei verschiedene Welten.


PS: Also ich bin von diesem Artikel nicht so wahnsinnig beeindruckt aber der folgende Auszug ist wirklich sehr typisch für Russen.

»Als Folge des sowjetischen totalitären Systems nehmen die meisten eine Position der Distanz und Passivität ein. Es gibt so gut wie kein gesellschaftliches Engagement.«


Russen sind nicht ungebildet und wissen Bescheid was läuft in der Welt. Sie sind aber sehr obrigkeitsgläubig und haben ein ziemlich anderes Demokratieverständnis als wir. Sie lassen sich vom Staat fast alles bieten. Diese "geht mir am Arsch vorbei mich fragt ja eh niemand" Meinung geht durch die ganze Bevölkerung von jung bis alt und ich denke dort muss die russische Gesellschaft wachsen. Leider ist das mit den russischen Medien nicht einfach aber das ist ein anderes Thema.
 

streicher

Ehrenmitglied
Registriert
15. April 2002
Beiträge
4.865
Eskapismus: @all um was geht es hier eigentlich? Gesellschaft, Reisen oder Militär in Russland?
Wir können "Gesellschaft" und "Militär" getrennt abhandeln. Der Artikel, auf dem sich auch mein erster Beitrag bezog, hat den Titel sehr allgemein gewählt und als wesentlichen Punkt das Militär betrachtet.


streicher: Die Bevölkerung ist gewalttätiger

Eskapismus: ???

als was? als wann?

Auch hier fehlen mir gewisse Bezugspunkte. Hast du dazu persönliche Erfahrungen vorzuweisen? Im Artikel steht soweit ich mich erinnere nichts dazu.

Nachfolgende Sätze. Es bezog sich auf den statistischen Vergleich zwischen BRD und Russland.
streicher: kamen in der Bundeswehr ausserhalb von Kriegshandlung im Jahre 2003 eine Person durch Mord/Totschlag um, so waren es im russischen Heer 216 (!). Die Anzahl von Mord/Mordversuch/Totschlag ist in Russland sieben Mal höher als in der BRD pro 100.000 Einwohner.
"Die Bereitschaft zu Mord/Totschlag ist in Russland deutlich höher als in der BRD" hätte ich besser schreiben sollen.



Eskapismus: Nein. Ein Statistikvergleich zwischen russischem Heer und deutscher Bundeswehr sagt ziemlich wenig aus. Es sind zwei verschiedene Welten.
Wie meinst du das? Natürlich muss man nach den Gründen fragen, warum die Statistiken so unterschiedlich ausfallen. Das mag einen gewichtigen Grund darin haben, dass in den beiden Heeren nach unterschiedlichen Massstäben geführt wird.


Eskapismus: Ich hab ich noch selten eine Gesellschaft kennen gelernt, welche ihren Nachwuchs dermassen verwöhnt und verhätschelt. Ich habe nur persönliche Erfahrungen aber dass jedes zweite Kind in Russland übermässige Gewalt erfährt kann ich einfach nicht glauben.
Wäre natürlich hilfreich gewesen, wo der Autor diese Zahl her hat. Er könnte mit Absicht übertrieben haben: das wäre unschön.
 

Valexus

Neuling
Registriert
27. März 2004
Beiträge
1
Eskapismus:

Die Zeit hat folgendes geschrieben::

Verprügeln, Essensentzug und Hausverbot gehören zum Strafrepertoire fast jeder zweiten Familie. Kinder laufen weg vor den Schlägen der Eltern, vor dem Hunger, wenn sich im heimischen Kühlschrank nur noch Wodka findet, und vor dem Vater, der sie zwingen will mitzutrinken.

Ich hab ich noch selten eine Gesellschaft kennen gelernt, welche ihren Nachwuchs dermassen verwöhnt und verhätschelt. Ich habe nur persönliche Erfahrungen aber dass jedes zweite Kind in Russland übermässige Gewalt erfährt kann ich einfach nicht glauben.

Dazu möchte ich erwähnen, dass ich auch nicht glaube, dass jedes zweite Kind das erfährt. Doch auf jedenfall viele.

Die heutigen Erwachsenen waren in Kriegszeiten kleine Kinder.

Es wurde wissenschaftlich bewiesen, dass die ersten Jahre im Leben eines Menschen den Menschen für immer prägen.

Wie waren die ersten Lebensahre dieser Personen? Krieg. Angst. Gewalt.

Dies wirkt sich natürlich auf die Gesellschaft aus, welche jetzt mit den Eindrücken im Unterbewusstein nicht klarkommt. Aus dem Grund leiden noch viele unter den Folgen, erstrecht die heutigen Kinder. Wir können nur hoffen, dass diese schlechten Erfahrungen abnehmen, sodass sich die Gesellschaft normalisiert.
 

kaka

Großmeister
Registriert
25. Oktober 2004
Beiträge
517
tja...russland wird faktisch von einem diktator beherrscht, der die staaten aber bei der stange hält. er weitet seinen "anti-terror-kampf" in tschetschenien immer weiter aus und das ganze nimmt immer brutalere züge an.
aber russland ist unser hauptlieferant in punkto öl und gas und deshalb hält sich deutschland fein heraus dem herrn putin die meinung zu sagen oder den geldhahn abzudrehen.

seltsam, dass sich alle über die bösen amis aufregen, aber die russen eigentlich niemanden interessieren...
 

streicher

Ehrenmitglied
Registriert
15. April 2002
Beiträge
4.865
Dass der russische Staat willkürlich handelt, wird ihm immer wieder unterstellt. Auf den Straßen aber lässt sich das leicht nachweisen. Dort drückt die Polizei selbst bei schweren Verkehrssündern gerne mal ein Augen zu, nämlich dann, wenn sie in schwarzer Edelkarosse, mit Regierungskennzeichen und Blaulicht daherkommen. Das haben die meisten "normalen" Autofahrer bisher ertragen.
Autofahren gegen Blaulicht und Willkür
So viel zur Rechtsstaatlichkeit in Russland, der lupenreinen Demokratie.
 

TryHarder5

Geselle
Registriert
11. Februar 2006
Beiträge
61
Und die hier gelisteten Probleme sind nicht die einzigen. Das Land befindet sich in völligem Zerfall. Die alten U-Boot und Zerstörer-Flottilen, die hauptsächlich durch Atomkraft betrieben werden, sind tickende Zeitbomben, die langsam verrotten.

Zudem erschien im Handelsblatt ein Artikel über "schlechte Ernährung, Alkoholmissbrauch und hohe Kindersterblichkeit in Russland".

Handelsblatt schrieb:
MOSKAU. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres hat sich die Zahl der Russen um 425 400 auf 145,1 Millionen Menschen verringert. Nach einer offiziellen Prognose des Wirtschaftsministeriums wird die Einwohnerzahl Russlands binnen 50 Jahren um 52 Millionen auf 94 Millionen sinken. Präsident Wladimir Putin warnt bereits: "Wir drohen ein aussterbendes Land zu werden."

Ursachen für den Bevölkerungsrückgang sind das seit dem Ende des Sozialismus immer schlechter werdende Gesundheitswesen, der wachsende Alkoholismus und die mangelhafte Ernährung. Hinzu kommt, dass viele Rentner sich die inzwischen kostenpflichtigen Medikamente nicht mehr leisten können. Und wer eine Operation überleben will, so heißt es, müsse Ärzte und Pflegepersonal "schmieren".

Quelle: Handelsblatt Nr. 215 vom 07.11.00 Seite 64

Bis denne

Tim
 

TryHarder5

Geselle
Registriert
11. Februar 2006
Beiträge
61
Aber wohl eher in einer stark abgeschwächten Form. Es stimmt zwar, dass die Gesellschaft immer älter wird, aber in Russland sind auch der maßlose Alkoholismus und die vollkommen verarmten Menschen Gründe für den rapiden Bevölkerungsverlust.

Gott sei Dank geht es uns in dieser Hinsicht besser.
 

struppo_gong

Erleuchteter
Registriert
27. September 2002
Beiträge
1.166
Handelsblatt schrieb:
MOSKAU. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres hat sich die Zahl der Russen um 425 400 auf 145,1 Millionen Menschen verringert. .......
Präsident Wladimir Putin warnt bereits: "Wir drohen ein aussterbendes Land zu werden."
Quelle: Handelsblatt Nr. 215 vom 07.11.00 Seite 64


ich frag mich in welchem zusammenhang putin diesen spruch gebracht hat...
ansonsten ist mir neu, dass russland "nur" ein 145 millionen menschen land ist. aber irgendwie beruhigend. wenn man diesen flecken auf der weltkarte sieht denkt man es wären mehr.

vorkurzem war bei spiegel online auch ein bericht über einen jüngeren russischen rekruten, der von seinen älteren armeekollegen so sehr gequält und missbraucht wurde, dass er ihm einiges amputiert werden musste. (der artikel war so eklig ich such das jetzt nicht nochmal)
auf jeden fall ist es in der russischen armee so, dass ein strenges recht des älteren gilt- ein sehr hierarchisches dumpfes system des etablierten.

was mich erschreckt ist, dass es in der us amerikanischen armee zwar die physische unversehrtheit im wesentlich gewahrt wird. allerdings fiel mir als ich vorkurzem jarhead sah auf, dass es eigentlich doch ziemlich prollig machohaft zugeht.
wäre mal eine interessante fragestellung, ob eine "in sich humanistische" armee möglich wäre.
vielleicht wäre ein sehr einfacher ansatz die geschlechter in der armee mehr zu mischen und ähnliche zahlen an männlichen und weiblichen soldaten einzustellen.
wie sieht das eigentlich bei den israelis aus?
(aber eigentlich ist das off topic- falls interesse am eigenen thread besteht...)
 

woelffchen

Meister
Registriert
9. Dezember 2003
Beiträge
424
vorkurzem war bei spiegel online auch ein bericht über einen jüngeren russischen rekruten, der von seinen älteren armeekollegen so sehr gequält und missbraucht wurde, dass er ihm einiges amputiert werden musste.
Meines Wissens liegt er im Koma, seine Hoden bzw. der Penis mußte wohl amputiert werden. Das alles kam nur raus, weil die "Vereinigung der Soldatenmütter" keine Ruhe gegeben hat, was mit dem Jungen passiert ist, bzw. weil die Ärzte diesen Fall nicht (mehr) vertuschen wollten....


...aber in Russland sind auch der maßlose Alkoholismus und die vollkommen verarmten Menschen Gründe für...

vermutlich ist es so, daß den verarmten Menschen, für die keine Möglichkeit besteht, ihre Lebensumstände zu ändern (geringes Einkommen, Wohnungsnot usw.) nur der Alkohol bleibt. Erschreckend, dass ein so reiches Land wie Russland keine gerechtere Verteilung der Resourcen hinkriegt. Vor allem jetzt, wo der "Kalte Krieg" vorbei ist, sollte doch einiges an Geld übrig bleiben ?

Das mit der passivheit ist mir auch schon öfter aufgefallen.
Es war z. B. mal ein Bericht über die sibirische Eisenbahn da. Da waren sie dann in einem Dorf am Ende der Welt, und die Bewohner haben sich beschwert, dass der Staat keine Brücke über den Bach !!! (höchsten 3 Meter breit) baut. Es lag nur ein Brett drüber.
Da habe ich mir dann auch gedacht, ja Mensch, haut´s halt 5 Bäume im Wald um, dann links und recht ein Geländer und ihr habt ne Brücke......
 

Ein_Liberaler

Forenlegende
Registriert
14. September 2003
Beiträge
9.777
woelffchen schrieb:
Meines Wissens liegt er im Koma, seine Hoden bzw. der Penis mußte wohl amputiert werden.

Und beide Beine, nicht zu vergessen.

Erschreckend, dass ein so reiches Land wie Russland keine gerechtere Verteilung der Resourcen hinkriegt.

Ist die denn erwünscht? Als die Apparatschiks einsahen, daß es nicht weiterging wie gehabt, haben sie sich entschlossen, Rußland in den Kapitalismus zu führen - mit sich selbst als Großkapitalisten. Sie haben alles privatisiert, was vage nach Geld aussah und brauchen es jetzt auf. Ein werteschaffender Kapitalismus war nicht wirklich erwünscht und wird behindert. Unter anderem gibt es keine Rechtssicherheit und ein unmögliches Steuerrecht, gegen das jeder Unternehmer verstoßen muß, mit der Folge, daß er der Willkür der Behörden wehrlos ausgeliefert ist.

Reich wird ein Russe nach wie vor nicht, weil er arbeitet oder handelt, sondern weil er ein Lehen, eine Pfründe, ein Amt hat. Reichtum hängt nicht von Arbeit oder Unternehmertum ab, sondern vom Wohlwollen der Obrigkeit, wie unter dem Zaren. Die Russen sind es nicht anders gewöhnt. Der kleine Mann stiehlt. Früher beim Gutsherrn, dann beim Kombinat, jetzt beim Pseudokapitalisten. Hat er keine Arbeit, auf der er stehlen kann, ist er gelackmeiert.

Natürlich ist Rußland auch nicht wirklich reich. Bodenschätze in Sibirien sind so nützlich wie Bodenschätze auf dem Mond, wenn man nicht das nötige Kapital hat. Wenn man sie allerdings verteilen würde, den Bürgern das Recht gäbe, ihre Anteile an ausländische Investoren zu verkaufen und diesen Investoren Rechtssicherheit gewähren würde, dann, ja dann - dann wäre Rußland nicht mehr Rußland. Vergessen wir den Gedanken.

Vor allem jetzt, wo der "Kalte Krieg" vorbei ist, sollte doch einiges an Geld übrig bleiben ?

Wenn bisher was produziert worden wäre. Wenn bisher aber von der Substanz gelebt wurde?
 

Ähnliche Beiträge

Oben