Unsere Rente ist sicher?

jones

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nach dem x. male fällt mir noch ein haken an der monitor rechnung auf: dort werden äpfel mit birnen gleichgesetzt. für die "sichere rente" wird immer von 40 beitragsjahren ausgegangen, deshalb dürfen wir ja in zukunft auch bis 67 arbeiten..
und monitor rechnet mit 32 beitragsjahren...
was soll denn das?
wer fängt denn erst mit 35 mit dem arbeiten an?
 

Giacomo_S

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Zum Thema Rente & Ausland:

Habe gerade mal ein wenig recherchiert: Seine Rente im Ausland in voller Höhe beziehen zu können - das ist keineswegs überall der Fall !

Außerhalb der EU muss ein zwischenstaatliches Abkommen bestehen, damit die Rente überhaupt ins Ausland gezahlt wird. Generell werden in diesem Fall ohnehin nur die in Deutschland geleisteten Beträge angerechnet.
In manchen Ländern kann man nur Teilbeträge erhalten (z.B. 70%), in anderen Ländern entfällt sie ganz.
Nicht davon erfasst ist die gesetzliche Krankenversicherung. Zieht z.B. ein Rentner nach Marokko (mit dem ein Abkommen besteht), fällt er aus der gesetzlichen Krankenversicherung (und hat so ziemlich keine Chance ggf. wieder hinein zu kommen).

Versucht man sich darum herum zu mogeln (z.B. durch Konto in Deutschland), gilt das als Verstoß gegen Informationspflichten und das wird entsprechend geahndet.
 

Komplize

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jones schrieb:
und monitor rechnet mit 32 beitragsjahren...
was soll denn das?
also ich verstehe das so: wer bei dem heutigen Lohnniveau "nur" oder weniger als 32 Jahre in die Rentenversicherung einzahlt, wird als Rentner eine gesetzliche Rente bekommen, die unter dem Betrag liegen wird, die durch die "Grundsicherung im Alter" (quasi Sozialhilfe für Senioren) garantiert ist. Dieser Betrag liegt so um die 800 euro und setzt sich zusammen aus den 347 euro für den monatlichen Lebensbedarf und die Kosten für die Unterkunft. Im Durchschnitt liegt der tatsächliche Bedarf aber nur bei 614 euro, die von den Betroffenen insgesamt benötigt werden. Und da meist eine geringe rente zur Verfügung steht, muss der Staat letztlich pro Person 381 euro zuschießen.
http://www.tagesspiegel.de/zeitung/Fragen-des-Tages;art693,2454712

Als Durchschnittsverdiener kannst Du 32 jahre in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen und wirst im Ruhestand nur gerade den Rentenbetrag ausbezahlt bekommen, auf den Du heute in Form der Grundsicherung Anspruch hast, ohne vorher eingezahlt zu haben.

Heute hat man im Radio von einem ehemaligen Arbeitslosen (52 jahre) berichtet, der in seinem Job einen Führungsposten inne hatte (auch im Ausland) und u.a. den Internetauftritt seiner Firma organisiert hatte, bevor er betriebsbedingt gekündigt wurde. Vom Jobcenter bekam er kein einziges Stellenangebot und nur eine Fortbildung zum Thema "wie gehe ich ins Internet". Wohlgemerkt er hatte die Onlineseite seines früheren Arbeitgebers zusammengestellt. Jetzt hat er wieder Arbeit gefunden, auf eigene Intiative, ohne Arbeitsagentur.

Ich glaube, die Arbeitsagenturen wollen und SOLLEN (nach Roland Berger, der die Handlungsanweisungen für Jobcenter schreibt) die Kunden gar nicht in qualifizierte Jobs vermitteln. Die Wirtschaft braucht die Arbeitslosen, um 1. die Noch-Arbeitsplatzbesitzer unter Druck zu setzen und 2. die Arbeitslosen dank Arbeitspflicht (sonst Sanktion) für Billiglöhne dank Leiharbeit just-in-time geliefert zu bekommen und 3. um die HartzIV-Berechtigten in der Bildzeitung als Prügelknabe für die Staatsverschuldung an den Pranger zu stellen.

Dabei hinterziehen Unternehmer etwa genauso viel Geld jährlich durch Karussellgeschäfte, wie die Arbeitsagentur für ALG2 bezahlt, aber schreibt Bild genauso oft über diese kriminellen Selbständigen wie über die sogenannten Hartz IV-Abzocker? ^^
Das Problem ist nämlich, pro Jahr Arbeitslosigkeit erwirbt der Betreffende nur einen Rentenanspruch von 2,19 euro. Und alle Arbeitsgelegenheiten mit ihrer 1 euro-Vergütung gehen in die Berechnung der Rentenhöhe für die Allgemeinheit ein und drücken zusätzlich das Rentenniveau. Hartz IV wird die Altersarmut in den nächsten 20/30 Jahren für Viele zur Regel machen. Aber den Politikern ist das egal, sie bekommen ja schon nach einem Jahr Parlamentszugehörigkeit einen Anspruch auf ihre Politikerpension.
 

Booth

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Die Alternative zur staatlichen Rente:

Private Rentenfonds. Mein Kommentar dazu:

Man steckt als "kleiner Angestellter" sein Geld in irgendein Fonds, und irgendwelche Fondsmanager stecken die eingesammelten riesigen Summen in börsennotierte AGs, und üben dann soviel Druck auf die AG-Manager aus, daß die Belegschaft drangsaliert wird, ohne Ende, um den Gewinn zu maximieren, damit dem folgend der Aktienwert möglichst stark ansteigt. Im Zweifelsfalls sorgt der kleine Angestellte also dafür, gefeuert zu werden, oder schlechtere Arbeitsbedingungen hinnehmen zu müssen.

Ich finde die staatliche Rente nach Adenauer-System auch nicht wirklich sinnvoll, zumal viele sich aus diesem System raushalten können.

Eine wirklich runde Lösung wird alles andere als einfach, aber aus meiner Sicht ist das auch eine gesellschaftliche Aufgabe, nicht nur eine private.

gruß
Booth
 

Ein_Liberaler

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Ich halte private Rentenfonds auch für eine miserable Alternative und jede Mark, die zusätzlich in den Kasinokapitalismus gesteckt wird, für extrem schädlich.

Der klassische Sparstrumpf ist leider keine Alternative mehr. Heute, wo die Währungen durch fortwährende Inflation entwertet werden, ist gespartes Geld verlorenes Geld. Goldgedecktes Geld konnte man ohne Wertverlust füs Alter sparen, es ergab sich sogar ein gewisser Wertzuwachs, weil die Wirtschaft schneller wuchs als die Goldmenge.

Heute ist jedermann gezwungen, zu spekulieren, sei es auf die staatliche Rentenversicherung, sei es auf die Börsenkurse, sei es auf den Wiederverkaufswert des eigenen Hauses. Selbst Lebensversicherungen sind nur die Inkaufnahme eines Teilverlustes, um das Risiko eines Totalverlustes auszuschließen. Dabei ist Spekulation nichts für uns kleine Leute. Wie sagt Kostolany? Wer viel Geld hat, kann spekulieren, wer wenig Geld hat, darf nicht spekulieren und wer kein Geld hat, muß spekulieren. Heute müssen Leute, die wenig Geld haben, spekulieren, wenn sie es nicht nach und nach verlieren wollen. Das ist pervers.
 

Zerch

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man kann es eigentlich nicht sagen......es gibt keine Sicherheit und Geld ist so ziemlich das Unsicherste.
-kann sogar sein dass wir in ne Zeit rutschen , in welcher Besitz ganz schön hinderlich oder gar gefährlich sein kann .......z.B. könnte gutes Schuhwerk "wertvoller" als Gold sein......Wertschätzung ansich ist ziemlich situationsabhängig.
 

Ein_Liberaler

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Gold und Silber sind sicher. Seit 5.000 Jahren. In Afrika zahlt man heute noch mit Mariatheresientalern.

Gute Schuhe sollte sowieso jeder haben, ich habe immer ein Paar Bundeswehrstiefel im Auto. Bei Schnee mit Ledersohlen einen Reifen zu wechseln ist nämlich nicht spaßig.

Wenn Du ernsthaft mit Krieg oder Unruhen rechnest, ist das Geld für ein Flugticket aber wahrscheinlich wichtiger...
 

Komplize

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Am Sonntag sendete die ARD eine interessante Doku zum Thema Rente/ Altersversorgung kapitalgedeckt oder umlagefinanziert. Natürlich wieder mitten in der Nacht, damit möglichst keiner zuguckt (genauso wie bei der guten Doku "Das Schweigen der Quandts"). Darin wurden auch die Verflechtungen der sogenannten Experten zur privaten Versicherungswirtschaft aufgezeigt, wie z.B. die von Meinhard Miegel. Und da die Sendung sich kritisch mit der politisch eingefädelten Schwächung des bisherigen Rentensystems auseinandersetzt, erscheint es fast wie eine trotzige Reaktion der Bildzeitung, dass sie heute dieses Thema anspricht mit der Feststellung "Die heutigen Ruheständler beuten die jüngeren Generationen aus!" und natürlich auch der Lobbyist Miegel seinen Senf dazugeben darf.
Dennoch sieht Fachmann Miegel Anzeichen, dass Ruheständler künftig stärker an den Lasten beteiligt werden: „Die Politik hat in den letzten Jahren mit Reformen reagiert, die Kaufkraft der Rentner sinkt zügig.“
Gut für Herrn Miegel, dass sein "Institut für Wirtschaft und Gesellschaft" genug Aufträge von der Finanzwirtschaft bekommen dürfte, um seine persönliche Alterssicherung zügig steigen zu lassen. :?

Übrigens warnte eine englische Soziologin davor, das deutsche Rentensystem zu Gunsten der versicherungsfreundlichen Kapitaldeckung umzubauen. In England ist die Altersarmut extrem verbreitet, weil viele Pensionskassen von Heuschrecken geplündert wurden oder pleite gegangen sind.
Als Schröder und Hombach in Anlehnung an den angeblichen dritten Weg eines Blair und Giddens ihre Politik der neuen Mitte in der SPD durchsetzten, war dieselbe in England eigentlich schon gescheitert. Wenn 40% der englischen Rentenempfänger Sozialhilfe (im deutschen Sinne) benötigen, weil die Rente nicht reicht, ist das der sattsam bekannte erste Weg der immer wieder neuen kapitalistischen Selbstbereicherug auf Kosten der Massen.
http://www.attac.de/archiv/0011werner_rente.php
 

Ein_Liberaler

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Das eine System ist Mist wie das andere.

Was funktioniert? Selbst vorsorgen. Entweder echtes Geld (Gold) zurücklegen, oder Kapital bilden. Kapital ist schwierig zu diversifizieren für kleine Leute...
 

agentP

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Übrigens warnte eine englische Soziologin davor, das deutsche Rentensystem zu Gunsten der versicherungsfreundlichen Kapitaldeckung umzubauen. In England ist die Altersarmut extrem verbreitet, weil viele Pensionskassen von Heuschrecken geplündert wurden oder pleite gegangen sind
Ich dachte zwar immer Soziologen wären eher geeignet die Verbreitung der Altersarmut festzustellen, während für die Analyse der Gründe womöglich eher Wirtschaftswissenschaftler zuständig sind, aber was solls.
Ich persönlich sehe keinen grossen Unterschied darin, ob meine kapitalgedeckte Rente von Heuschrecken aufgefressen oder meine umlagefinanzierte von Politikern verprasst wird. Rauskommen tut das gleiche. Wobei ich es mir grundsätzlich leichter vorstelle, Heuschrecken per Gesetz vom Rententopf fernzuhalten, als den Gesetzgeber. Ausserdem denke ich, die Inflation ist womöglich berechenbarer, als die demographische Entwicklung.
Aber wenn eine Soziologin meint umlagefinanziert ist besser, dann wird´s schon stimmen.
 

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