Templer Ballade

deLaval

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Vorweg kurz: Es hat mich einige Zeit gekostet dies zu schreiben, um so mehr würde ich mich also über Kommentare freuen (nein, nicht diese,...ja, hast du fein gemacht...Sprüche)
Also bis dann


Der Scheiterhaufen

In raschem Trabe nähert sich das Pferd dem Schlosse
Ein Mädchen sitzt dem Ritter zitternd vor dem Bauch
Die Sporen eilig gibt der Reiter seinem Rosse
Sein rauer Atem friert im kalten Morgenhauch
Doch nicht die Kälte lässt das junge Weib erbeben
Viel tiefer dringt die Furcht um Unschuld, Leib und Leben
Ihr Räuber ist er und ihr Kerkermeister auch

Wie Blut im Schnee, erstrahlt der Rock auf seinem Leibe
Im Arme sicher hält er, was er sich geraubt
Die schöne Jüdin, die er auserkor zum Weibe
Wenn auch sein Orden ihm die Liebe nicht erlaubt
Über starken Mauern hat die Sonne sich erhoben
Tatzenkreuze wehen stolz, in Banner eingewoben
Eine Feste, wo er sich geborgen glaubt.

Doch als sie im Kreis der alten Mauern stehen
Zweifelnd schauen da die Männer an der Wacht
Niemals haben sie schon solch ein Weib gesehen
Hat sie mit Magie des Ritters Herz entfacht
So befiehlt denn ein Sergeant der Tempelherren
Das Judenweib als Hexe vor Gericht zu zerren
Noch am Tage wird ihr der Prozess gemacht

Nicht allein mit Deiner Lieblichkeit und Jugend,
Schallt des Richters Klagewort zu ihr herab,
Brachtest du den Templer ab von seiner Tugend
Hexe, schwöre Deinem Ketzergotte ab.
Meines Volkes Gott und Glauben zu verraten
Weint sie, soll ich ewig in der Hölle braten
Eher stiege ich in Euer Flammengrab

Sag, Weib, willst Du das Gericht erzürnen
Drohend hebt der Ordensmeister seine Hand,
Du bist wahrlich eine von des Teufels Dirnen
Widerrufe, Hexe, sonst wirst Du verbrannt.
Da tritt vor der Recke, welcher sie gebracht
Ein Urteil, spricht er, lieget nicht in unserer Macht
Des Herrn Gesetz und Recht ist allen hier bekannt

Kein Sterblicher soll richten über ihr Verbrechen
Nicht an diesem noch an irgend einem Tag
Es ist an Gott das Richterwort für sie zu sprechen
Wenn ein Recke aufrecht für sie streiten mag
So sei es, lässt der Ratsherr laut sein Wort erschallen,
Die Entscheidung soll im Gottesurteil fallen
Zu Mittag in sechs Tagen auf den Glockenschlag

Ich will zum Streiter für den Orden Euch ernennen
Spricht der Ratsherr dann dem Ritter zugewandt
Wenn Ihr siegt, dann soll die Ketzerin verbrennen
Und der Fluch vergeht, mit dem sie Euch gebannt
Doch wenn wir Euch auf dem Felde fallen sehen
Soll die ketzerische Jüdin ledig gehen
Ich lege Gottes Schwert in Eure rechte Hand

Von dem Spruche scheint der Ritter schwer berührt
Komm Geliebte, las uns heut von hier entfliehen
Spricht er, als er sie zu ihrer Zelle führt
Liebe, heißt das gegen mich das Schwert zu ziehen
Doch er entgegnet, für Dich, Liebste, wollt’ ich streiten
Es wurd’ verwehrt, nur bleibt uns nachts davon zu reiten
Koste es mich Ehr’ und Rang, die mir verliehen

Als eines Templers, welcher seinen Eid gebrochen,
Hure will ich nicht in dieser Welt verweilen.
Da sagt er, solch ein Schwur ist viel zu leicht gesprochen
Gehst Du nicht mit mir fort, wird Dich der Tod ereilen
Welcher Ausweg ist Dir sonst denn noch verblieben
Könnte ich Dich doch nur zwingen mich zu lieben.
Lieber tot, klagt sie, als mich mit Dir zu teilen

Nur all zu schnell vorbei sah sie sechs Tage ziehen
Vom Henkersknecht wird sie aufs Feld hinaus geleitet
Zwei Pferde steh’n bereit für uns zu fliehen
Raunt ihr der Ritter zu, als sie vorüberschreitet
Lass diesen Wahnsinn uns doch hier und jetzt beenden
Noch immer, aber will sie sich zu ihm nicht wenden
Auch wenn der Scheiterhaufen längst für sie bereitet

Ein Fanfarenstoß, es trabt heran ein Reiter
Schwert und Lanze führt er kampfbereit und gut
Freudig blickt die Jüdin zu dem jungen Streiter
Eisig starrt der Templer, denn er brennt vor Wut
Der verliebte Glanz in deinen schönen Augen
Wird zur Ehe mit dem Ritter dort nicht taugen
Der wählt seine Braut sich nicht aus Judenbrut

Er wird niemals dich in seinen Armen wiegen
Erspare dir und mir doch diese Höllenqual
Auch kann mich dieser Jüngling nicht im Streit besiegen
Verdammt, ruft er, ich bitte dich zum letzten Mal
Doch als sie standhaft ihre Weigerung behält
Da reitet bitter er zum Kampfe raus aufs Feld
Und grimmig greift er nach des Blutwerks kaltem Stahl

Beide Recken heben ihre Schild’ und Lanzen
Jeder seines Gegners Stärk’ und Schwäch’ abwägt
Schnaubend stürzen sich die Rosse in die Schanzen
Jedes seinen Reiter wild zum Kampfe trägt
Da, des Templers Lanze knarrt und kreischt erbittert
Als sie wuchtig an des Feindes Schild zersplittert
Und den Gegner kraftvoll aus dem Sattel schlägt

Entschlossen steigt der Tempelherr von seinem Ross
in seiner Faust blitzt zornig auf das blanke Schwert
Der Widersacher wankt noch von dem starken Stoß
Von Schmerzen und von Furcht ist sein Gesicht verzerrt
Harte schnelle Hiebe regnen immer wieder
Hämmernd auf des jungen Ritters Rüstung nieder
Der verzweifelt sich dem Schwerthagel erwehrt

Schwer getroffen kniet schon bald der Jüngling nieder
Seine Klinge hebt der Templer an zum letzten Streich
Da erblickt er seiner Liebsten Antlitz wieder,
Auf dem Scheiterhaufen, ängstlich fahl und bleich
Meine Liebe soll im Feuer nicht verbrennen
Gott, spricht er, ich will mich nun zu ihr bekennen
Und bebend senkt er dann das Schwert so gleich

Sein Blick hält sich verloren am geliebten Weib
Er lässt die Klinge fallen, breitet aus die Arme
Da dringt des Jünglings Schwert ihm tief in seinen Leib
Als er zum Himmel fleht, dass der sich ihr erbarme
So betend, kraftlos blutend, fällt der Templer nieder
Ein letzter Atemzug, dann schließt er seine Lider
Und das von Lieb’ und Schmerz gebroch’ne Herz erlahme
 

Woppadaq

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ähm.....ja, hast du fein gemacht... :D

(Was soll ich denn sonst sagen ? Zuviel Blut ? Zuviel vorhersehbare Tote ? Zuwenig Sex ? Zuwenig....äh....Gefühl ? Aber sonst ist es gut !)
 

deLaval

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Woppadaq schrieb:
(Was soll ich denn sonst sagen ? Zuviel Blut ? Zuviel vorhersehbare Tote ? Zuwenig Sex ? Zuwenig....äh....Gefühl ? Aber sonst ist es gut !)

ja, an sowas dachte ich. :wink:

Du kannst natürlich mit sowas kommen wie... in der 3. Strophe erscheint mir der Wechsel von Jambus und Trochäus nicht nachvollziehbar... :wink: oder so.

An welcher Stelle genau hätte ich denn mehr Sex einbauen sollen :p

Es ist recht schwierig die Wirkung auf Leser, welche die Hintergründe nicht kennen, auf welchen ich das aufgebaut habe abzuschätzen, daher die Fragerei. Wie wirken die Charaktere? Ist die Handlung (zu) Vorhersehbar? Ist die Literarische Vorlage (Sir Walter Scotts Ivanhoe) erkennbar? hat der Handlungsstrang Logikfehler, weil irgendwelche Details fehlen, was mir, weil ich die Story halt kenne, nicht aufgefallen ist?

adfag
 

Woppadaq

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An welcher Stelle genau hätte ich denn mehr Sex einbauen sollen :p

Also wenn ich lese von einem "Judenweib", dann möcht ich halt noch ein bißchen mehr Beschreibung......halt soviel, daß einen entweder das Wasser im Munde zusammenläuft oder aber man Feuer und Flamme ist oder es mit der Angst zu tun bekommt und so halbwegs die lieben Scheiterhaufentempelritter in ihren Ansichten nachvollziehen kann....

Wie wirken die Charaktere?

Austauschbar, unpersönlich, gesichtslos.

Ist die Handlung (zu) Vorhersehbar?

Daß am Ende alle tot oder todunglücklich sein werden, ist leider ausgesprochen vorhersehbar. Leider dreht sich auch der gesamte Text nur darum, was ihn - von der Handlung her - ausgesprochen langweilig macht.

Ist die Literarische Vorlage (Sir Walter Scotts Ivanhoe) erkennbar?

Nunja, ich kenne diese Vorlage leider nicht, aber irgendwie erahnt man, daß ein heutiger Familienpapa, wie du einer bist, nicht einfach so aus heiteren Himmel ohne Inspiration von außen einfach so anfängt, eine blutrünstige Mittelaltergeschichte mit mittelalterlichen Versbau dahinzuschreiben. Ich meine, wenn das vollkommen und einzig und allein von dir käme, hieße das, daß du ein Mensch bist, der sich geistig noch in diesem Mittelalter befindet und mit dem man kaum vernünftige Worte wechseln kann....da beruhigt es zu wissen, daß dich wenigstens teilweise jemand anderes beeinflußt hat.

hat der Handlungsstrang Logikfehler, weil irgendwelche Details fehlen, was mir, weil ich die Story halt kenne, nicht aufgefallen ist?

Ich verstehe einfach nicht, wieso der gute Templerritter mit ihr in den Tempel flieht, wo ihn doch klar sein muß, was ihn bzw ihr dort blüht, wenn ihn die Gesetze seines Ordens halbwegs klar sind......naja, aber es muss halt Tote geben, also auf ins Schloss !

Aber trotzdem: hast du gut gemacht... :D
 

deLaval

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@Woppadaq

Also wenn ich lese von einem "Judenweib", dann möcht ich halt noch ein bißchen mehr Beschreibung

Hmmm... Ist ein Punkt.
Wie hast du sie dir denn Vorgestellt?

Austauschbar, unpersönlich, gesichtslos.

Ist eigentlich klar. Ohne mich jetzt rechtfertigen zu wollen, aber ich habe eigentlich auch garnicht über die Tiefe der Charaktere nachgedacht.
(Hatte halt ein klares Bild vor Augen)
Davon ab, habe ich mal über Figuren aus anderen Balladen nachgedacht (nachträglich) und festgestellt, daß da selten eine genaue Charakterisierung stattfindet, da die Figuren einfach bestimmte Eigenschaften verkörpern. Ich habe also eigentlich die Frage falsch gestellt.

Daß am Ende alle tot oder todunglücklich sein werden, ist leider ausgesprochen vorhersehbar.
8O Tot ist nur einer, und ob andere Figuren nachher glücklich oder unglücklich sind, hab ich offen gelassen, dachte ich.
Ok, daß es kein Happyend in einer "tragischen Heldenballade" gibt ist abzusehen. Aber hast du wirklich vorher gesehen, daß der Templer sich am Ende opfert?

Nunja, ich kenne diese Vorlage leider nicht, aber irgendwie erahnt man, daß ein heutiger Familienpapa, wie du einer bist, nicht einfach so aus heiteren Himmel ohne Inspiration von außen einfach so anfängt, eine blutrünstige Mittelaltergeschichte mit mittelalterlichen Versbau dahinzuschreiben. Ich meine, wenn das vollkommen und einzig und allein von dir käme, hieße das, daß du ein Mensch bist, der sich geistig noch in diesem Mittelalter befindet und mit dem man kaum vernünftige Worte wechseln kann....da beruhigt es zu wissen, daß dich wenigstens teilweise jemand anderes beeinflußt hat.

Tatsächlich habe ich eine Weile abgewägt, ob ich (wie es dann geschehen ist) Sir Brian de Boisgilbert aus Ivanhoe, oder eine Anleihe an die Artussage und Mordret zu Hauptfigur (freilich wäre die Handlung dann eine andere gewesen) mache, oder aber ob ich mir selbst eine ausdenke. Von letzterem habe ich aus Rücksicht auf den Leser abgesehen. :wink:
Der Roman ist übrigens (mindestens) 2x verfilmt worden. Sehr bekannt ist die alte 50er Jahre Version mit Robert und Liz Taylor.
Die andere (Fernseh) Version mit Sam Neil und John Rhys Davis ist bedeutend näher am Buch. (weinerlicher und luschiger hätten sie die Memme Ivanhoe nicht besetzen können)
Im Buch stirbt der Templer übrigens an nem Schlaganfall, was ich echt scheiße fand :twisted:


Ich verstehe einfach nicht, wieso der gute Templerritter mit ihr in den Tempel flieht, wo ihn doch klar sein muß, was ihn bzw ihr dort blüht, wenn ihn die Gesetze seines Ordens halbwegs klar sind......
Woher weißt du denn, daß er flieht?
Davon abgesehen, warum nicht? Wie in allen Kirchlichen Instituten waren Mätressen auch bei den Templern gang und gebe...

adfag
 
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