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Der Titel lässt wohl den ein oder anderen aufhorchen, da die steuerrechtlichen Gemeinplätze der Neoliberalen eine ziemliche Verbreitung erfahren haben.
Zur Einleitung einige Zitate aus einem Spiegel- Artikel der vergangenen Woche:
Es folgen zwei Beispiele:
Die Deutsche Bank gab 2002 ihren Aktionären gegenüber den Steueraufwand mit 3,2 Millionen Euro an, was eine Steuerquote von 88 Prozent ergeben würde. Tatsächlich sind in diesen Angaben zukünftige und kalkulatorische Abführungen enthalten und es wurden lediglich 400 Millionen überwiesen, was einer Steuerquote von 11 Prozent entspricht.
Bei Daimler-Chrysler beträgt im Schnitt der Jahre 1997 bis 2002 das Verhältnis der gezahlten Steuern zu den für Aktionäre angegebenen Steuern lediglich 9 Prozent.
Auch zwei sehr interessante Grafiken sind zu sehen, die ich kurz beschreiben will: dargestellt sind Unternehmensgewinne und Vermögenserträge sowie die daraus resultierenden Steuereinnahmen in Milliarden Euro im Verlauf der letzten Jahre. Während die Unternehmensgewinne von 1995 bis 2003 von etwa 360 Milliarden auf 440 Milliarden Euro kontinuierlich steigen (nicht linear, aber ohne zurückzugehen), finden sich die daraus resultierenden Steuereinnahmen sowohl im Jahr 1995 als auch von 2001 bis 2003 (nach einem kleinen Anstieg zwischen 1997 und 2000 und einem folgenden Absturz) zwischen 80 und 90 Milliarden Euro.
Als weiteres Argument für das „Steuerparadies Deutschland“ wird die rechtlich gesicherte Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland aufgeführt, innerhalb deren Rahmen viele Ausgaben noch dazu steuerlich absetzbar sind.
Alle bisherigen Zitate aus dem Spiegel, Ausgabe 46/2004, „Im Wolkenkuckucksheim“ von Wolfgang Reuter.
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,326697,00.html
Vielfach zitiert wird im aufgeführten Artikel der Wirtschaftswissenschaftler Lorenz Jarass:
http://www.jarass.com
Der engagierte Professor setzt sich übrigens unter anderem auch für eine sozial gerechte Vermögenssteuer ein:
hr-online
(edit: die zahlreichen kurzfristigen Edits resultieren aus meinen Tipfehlern ; )
Zur Einleitung einige Zitate aus einem Spiegel- Artikel der vergangenen Woche:
Die Flickschusterei geht also weiter, dabei würde sich eine genaue Analyse der Steuergesetzgebung in Deutschland lohnen. Zum Beispiel ein Blick in die Statistiken der europäischen Union:
So hat die EU- Kommission in einer aktuellen Studie festgestellt, dass die effektive Steuerbelastung der Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen in einer sehr engen Bandbreite zwischen 28 und 32 Prozent schwankt. Nur in Deutschland liegt die Quote deutlich darunter – nämlich bei nur 21 Prozent.
Deutschland war zudem das einzige Land, das zwischen 1995 und 2002 die effektive Steuerbelastung des Faktors Kapital gesenkt hat.
Zwar vergeht kein Tag, an dem die Unternehmen und Konzerne nicht über die hohen Steuersätze klagen – die sind auf dem papier tatsächlich auch die höchsten in Europa. Die Diskrepanz kommt zu Stande, weil es nirgends so viele gestaltungsmöglichkeiten gibt, mit deren Hilfe die Gesellschaften ihre Steuern senken können.
Es folgen zwei Beispiele:
Die Deutsche Bank gab 2002 ihren Aktionären gegenüber den Steueraufwand mit 3,2 Millionen Euro an, was eine Steuerquote von 88 Prozent ergeben würde. Tatsächlich sind in diesen Angaben zukünftige und kalkulatorische Abführungen enthalten und es wurden lediglich 400 Millionen überwiesen, was einer Steuerquote von 11 Prozent entspricht.
Bei Daimler-Chrysler beträgt im Schnitt der Jahre 1997 bis 2002 das Verhältnis der gezahlten Steuern zu den für Aktionäre angegebenen Steuern lediglich 9 Prozent.
Auch zwei sehr interessante Grafiken sind zu sehen, die ich kurz beschreiben will: dargestellt sind Unternehmensgewinne und Vermögenserträge sowie die daraus resultierenden Steuereinnahmen in Milliarden Euro im Verlauf der letzten Jahre. Während die Unternehmensgewinne von 1995 bis 2003 von etwa 360 Milliarden auf 440 Milliarden Euro kontinuierlich steigen (nicht linear, aber ohne zurückzugehen), finden sich die daraus resultierenden Steuereinnahmen sowohl im Jahr 1995 als auch von 2001 bis 2003 (nach einem kleinen Anstieg zwischen 1997 und 2000 und einem folgenden Absturz) zwischen 80 und 90 Milliarden Euro.
Auf der Grundlage von offiziellen Zahlen hat Jarass berechnet, dass die effektive Belastung der Kapitalgesellschaften im angeblichen Hochsteuerland Deutschland seit 2001 nur noch rund zehn Prozent beträgt.
Als weiteres Argument für das „Steuerparadies Deutschland“ wird die rechtlich gesicherte Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland aufgeführt, innerhalb deren Rahmen viele Ausgaben noch dazu steuerlich absetzbar sind.
Von den Gewinnen, die abtrünnige Firmen dagegen aus ihren teils nagelneuen Auslandstöchtern nach Deutschland transferieren, verlangt der Fiskus lediglich zwei Prozent.
Alle bisherigen Zitate aus dem Spiegel, Ausgabe 46/2004, „Im Wolkenkuckucksheim“ von Wolfgang Reuter.
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,326697,00.html
Vielfach zitiert wird im aufgeführten Artikel der Wirtschaftswissenschaftler Lorenz Jarass:
Prof. Dr. JARASS (geb. 1951 in Deggendorf/Bayern) ist Dipl. Kaufmann (Universität Regensburg) und Dipl. Ing. (M.S., Stanford University, School of Engineering, Cal./USA), Promotion (summa cum laude) über Windenergie, unter besonderer Berücksichtigung von Energiepreisen und Steuern.
[...]
Seit 1986 Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Fachhochschule Wiesbaden. 1988-1991 Prodekan, 1991-1993 Dekan des Fachbereichs. Veröffentlichung von 8 Büchern (auch in Englisch und Russisch) und mehr als 50 Aufsätzen (zum Inhalt siehe Liste der Publikationen). Über 25 Projekte zu Energieversorgung; Neue Informationstechnologien; Steuern & Abgaben im internationalen Vergleich sowie deren Auswirkungen auf Investitionen und Arbeitsplätze. Auftraggeber u.a. Kommission der Europäischen Gemeinschaften, Deutsche Bundesregierung, Landesregierungen, Kommunen und Privatunternehmen.
[...]
1998 - 2000 Mitglied der Kommission zur Reform der Unternehmensbesteuerung, die die Grundlagen für die deutsche Steuerreform im Zeitraum 2001 - 2005 legte.
2002 - 2003 Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Kommission zur Reform der Gemeindefinanzen.
http://www.jarass.com
Der engagierte Professor setzt sich übrigens unter anderem auch für eine sozial gerechte Vermögenssteuer ein:
Eine höhere Mehrwertsteuer vernichtet Arbeitsplätze, Schulden auf Kosten der Kinder geht gar nicht und Subventionen kürzen - bitte nicht zu Lasten der kleinen Leute! Was also tun? Professor Jarass sagt: Die Vermögensteuer wieder einführen. Aber sozial gerecht. "Die Oma mit dem Sparstrumpf hätte einen Freibetrag von 50.000 Euro. Aber darüberhinaus könnte man Vermögen, wie in den Niederlanden vor einigen Jahren beschlossen, zum Beispiel mit 1,2 Prozent des Marktwerts besteueren", schlägt Steuerexperte Lorenz Jarass vor. Großes Vermögen, großer Effekt. Bei einer Immobilie im Wert von 10 Millionen Euro würden 120.000 Euro fällig. So kämen deutlich mehr als 20 Milliarden Euro in die Kasse - jedes Jahr, rechnet Jarass vor. Vermögensteuer - eine gute Idee? MEX fragt wieder die Wiesbadener: "Auf jeden Fall. Leute, die Vermögen Erben, haben auch das Geld die Steuern zu bezahlen." - "Vermögensteuer auf jeden Fall, Erbschaftssteuer, Luxussteuer." - "Ja, das wäre ein Weg, aber ich glaube, da gibt es eine große Lobby, die das verhindert." Vielleicht findet die Vermögensteuer doch noch mehr Anhänger. Die Grünen liebäugeln schon mal damit.
hr-online
(edit: die zahlreichen kurzfristigen Edits resultieren aus meinen Tipfehlern ; )