Sind Verschwörungstheoretiker dümmer als Ameisen?

Zerch

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Die werden einfach gut bezahlt , was glaubst du denn ? Es wird geschmiert und es läuft.

Wieso sollte sonst für so einen Schwachsinn Geld ausgegeben werden , wenn Verschwörungen doch nichts als reine Theorie sind ?
 

hives

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Meine Güte, selbst Winston zitiert, dass es um die Wirkung situativer Bedingungen und nicht um Eigenschaften, Persönlichkeitszüge o.ä. geht.
Den Wissenschaftlern zu unterstellen, sie würden sich auf Eigenschaften beziehen und somit etwas über "den Verschwörungstheoretiker" sagen, ist einfach falsch - und dass Winston voll einsteigt macht es nicht besser.

Siehe auch:
Nun könnte man auch annehmen, dass es sich bei den eher zu Aberglauben und Verschwörung neigenden Personen generell um eher ängstliche bzw. verunsicherte Menschen handelt, die unabhängig vom Kontext ordnende Strukturen suchen. Um das auszuschließen, baten Whitson und Galinsky diese Gruppe, sich an Situationen zu erinnern, in denen sie den Ablauf bestimmen konnten. Das Ergebnis: Ihre Testergebnisse unterschieden sich nicht mehr von jenen der Versuchspersonen, die vom Gefühl des Kontrollverlusts unbeeinflusst geblieben waren.
http://sciencev1.orf.at/science/news/152763

Also nochmal zum allgemeinen Verständnis: es geht offensichtlich um SITUATIVE ASPEKTE, nicht um Persönlichkeitseigenschaften.


Zum Rest: Wissenschafts-Bashing ist genauso emotionsgesteuert und irrational wie Winstons grundsätzliche Ablehnung jeglicher Vorstellung von Käuflichkeit...

Wissenschaftler sind ebenso wenig objektiv und unbeeinflussbar wie andere Menschen, aber es gibt einige soziale Aspekte, die den wissenschaftlichen Prozess vergleichsweise erfolgreich machen, in erster Linie gegenseitige Kontrolle und drohender Reputationsverlust bei Manipulation.
Der Angst vor Reputationsverlust kann zwar bspw. finanziell entgegengewirkt werden, wird jedoch ein solches Angebot angenommen, leidet die Reputation, wodurch sich die Wissenschaft selbst vor derartigen Einflüssen recht gut schützt - was jedoch nicht bedeutet, dass dies auch für die Öffentlichkeit gilt.

In der Wissenschaft geht es nicht zuletzt um die Transparenz von eingesetzten Methoden und die Überprüfung von Ergebnissen. Das Ganze ist ein Prozess, der von gegenseitiger Kritik und der ständigen Weiterentwicklung von Theorien und Methoden geprägt ist.
Man kann an wissenschaftlichen Studien vieles kritisieren, von der Fragestellung an sich über Sprache und Stil, Theorien, Methoden, verwendeten Klassifikationen, Datengrundlage und Auswertungen bis hin zur Interpretation der Ergebnisse. Wenn dies konkret und sachgemäß geschieht, ist das eine tolle Sache - was auch täglich wissenschaftsintern passiert. Auch Beziehungen zwischen Auftraggeber und Gutachter oder Forscher und Interessengruppe sind nicht grundsätzlich uninteressant oder nonexistent, aber sie sollten erstens belegt werden und können zweitens eine Kritik an einer Studie nur unterstreichen (bzw. eine mögliche Erklärung für Manipulationen liefern), aber nie wirklich überzeugend begründen.

Zentral für die Gesellschaft ist, was durch Medien und Politik von der Wissenschaft in die Öffentlichkeit getragen wird, und da existieren sicher Probleme, die zum Einen durch das Unverständnis gegenüber den Theorienstreitigkeiten und Unklarheiten der einzelnen Fachbereiche, aber auch durch tendenziöse Darstellungen und Manipulationen u.a. durch Medien und Politik verursacht werden.

Siehe auch in diesem Thread: "Situative Umstände..." (Wissenschaftler) -> "Verschwörungstheoretiker sind..." (Zerch & Winston)

Noch besser natürlich in einigen Medien:
Whitson in Science: Loss of Control Behind Superstitions, Rituals, Conspiracy Theories
Da wird tatsächlich suggeriert, Whitson würde Kontrollverlust als Grund für die Existenz von Verschwörungstheorien ansehen, was natürlich vollkommener Unfug ist, aber eine nette Schlagzeile macht.
Also: "Situative Umstände..." (Wissenschaftler) -> "Verschwörungstheorien sind..." (Medien)
So funktioniert Wissenschaftsjournalismus.

Und mal ehrlich, Zerch, als ob dir folgender Gedanke als VTler auch nur ansatzweise unlogisch erscheint:
Es klingt wie das Rezept für einen erfolgreichen Wahlkampf: zuerst viel Verwirrung stiften, drohendes Unheil beschreiben und den Menschen das Gefühl geben, dass sie dem Bevorstehenden hilflos ausgeliefert sind; und dann scheinbare Ordnung im Chaos anbieten, indem einfache Zusammenhänge suggeriert und Lösungen angeboten werden.
http://sciencev1.orf.at/science/news/152763
Wenn ich mich richtig erinnere hat das so gut wie jeder VT-Autor irgendwo ähnlich formuliert. Jeder VTler sollte sich freuen, ernsthaft!
Problem-reaction-solution, hier ist die theoretische und empirische Grundlage...

Zerch schrieb:
Wieso sollte sonst für so einen Schwachsinn Geld ausgegeben werden , wenn Verschwörungen doch nichts als reine Theorie sind ?
Denkst du so ("Geld für Schwachsinn ausgeben") über die gesamte Wissenschaft oder nur über Psychologie, Soziologie und Co.?

Schau dir mal ein paar Publikationen von Whitson und/oder Galinsky an - fast alles zu Themen, deren Erforschung auch das Verständnis von Machtstrukturen und Verschwörungen verbessern kann, falls man denn an so einem Schwachsinn interessiert ist...

Aber nein, alles ein Werk der Mächte, die da sind...
 

Zerch

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Ja wie ist denn die situative Bedingung ? Es scheint für alle anderen ja kein Problem , was die Situation auf der Erde angeht , von Machtstrukturen und deren psychologischen Kriegsführung auszugehen , nur für die Verschwörungstheoretiker , und die sind ja dümmer als Ameisen und können die Situation sowieso nicht einschätzen.
 

hives

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Die Forscher haben nicht untersucht, was Verschwörungstheoretiker gegenüber anderen Menschen auszeichnet, sondern nur, wie ein gefühlter Kontrollverlust bzw. eine Verunsicherung (situative Bedingung) sich kurzfristig auf die Annahme von einfachen Erklärungen (kognitives Phänomen) für komplexe Phänomene auswirkt. Dabei waren Verschwörungstheorien nur ein Beispiel für einfache Erkärungen, nicht mehr und nicht weniger. Es ging nicht um Verschwörungstheorien an sich und ebenso wenig um Verschwörungstheoretiker an sich.
Zudem wurden nur ad hoc-VTs aufgestellt ohne jeden politischen Bezug:

Danach lasen die verunsicherten und die selbstsicheren Menschen eine Kurzgeschichte, in der etwa von einer erfolgreichen Besprechung in der Arbeit erzählt wurde. Vor dem Meeting wurde ein scheinbar nicht zusammenhängendes Detail erwähnt, etwa dass der erfolgreiche Teilnehmer dreimal mit dem Fuß aufgestampft habe.

Die verunsicherten Versuchspersonen stellten zwischen diesem Detail und dem Erfolg der Besprechung sofort einen abergläubischen Zusammenhang her: "Dreimal aufstampfen bedeutet erfolgreiches Meeting."

In eine Geschichte von einem Mitarbeiter, der nicht befördert wurde, interpretierten sie Verschwörungen verschiedenster Art, etwa, dass der Chef wohl mit dem Beförderten essen war.
http://sciencev1.orf.at/science/news/152763

Dass du dich zu erkennen weigerst, dass derartige Forschung viele verschwörungstheoretische Vorstellungen eher stützt als widerlegt, ist bemerkenswert.

Nochmal, weil es wichtig ist:
Es klingt wie das Rezept für einen erfolgreichen Wahlkampf: zuerst viel Verwirrung stiften, drohendes Unheil beschreiben und den Menschen das Gefühl geben, dass sie dem Bevorstehenden hilflos ausgeliefert sind; und dann scheinbare Ordnung im Chaos anbieten, indem einfache Zusammenhänge suggeriert und Lösungen angeboten werden.
http://sciencev1.orf.at/science/news/152763
Wenn ich mich richtig erinnere hat das so gut wie jeder VT-Autor irgendwo ähnlich formuliert. Jeder VTler sollte sich freuen, ernsthaft!
Problem-reaction-solution, hier ist die theoretische und empirische Grundlage...

Auch viele offizielle Versionen von Ereignissen haben verschwörungstheoretischen Charakter - und Leute glaube sie bereitwilliger, wenn sie zuvor massiv verunsichert wurden. Sollte eigentlich jedem VTler einleuchten.
 

Zerch

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Mir leuchtet das zwar durchaus ein , jedoch empfinde ich die Resonanz dieser Arbeit als ein willkommenes Werkzeug um VTler zu entschärfen.
 

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Klar, in Medien und Öffentlichkeit wird vieles fehlinterpretiert, selektiv gefiltert und verzerrt, und viele Medien sind eben eher VT-skeptisch.
Man muss sich oft die Studien konkret anschauen, um zu verstehen, welche medialen Beschreibungen und Kommentare halbwegs passend und welche volkommener Unfug sind. Blind gegen die Forscher zu wettern ist unfair und unsinnig.
 

Zerch

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Hier wird auch sehr viel fehlinterpretiert , wobei ich mich ja nichtmal auschliessen kann.
-Ich schaue die Medien aber gar nicht unkonkret an , und wettere auch nicht blind gegen Forscher.

Was hat es mit der heutigen Forschung auf sich ? In welchem Sinne wird seit der industriellen Machtergreifung vor über hundert Jahren geforscht , bzw. wer hat finanzielle Mittel um Forschung zu betreiben ?

Kaum ein angehender Wissenschaftler hat nach seinem Studium das Kapital ein eigenes Labor einzurichten , um nach seinen eigenen Vorstellungen Forschung betreiben , und auch davon leben zu können.Forschung kann sowieso jahrelang nur Gelder verschlingen , während Ergebnisse ausbleiben.
Daher werden die Meisten bei irgendwelchen Projekten irgendwelcher finanzkräftiger Konzerne unterkommen , welche alles Benötigte zu Verfügung stellen , jedoch an nur an dem geforscht werden darf , was dem Interesse des jeweiligen Konzerns , und somit auch dem Geldgeber entspricht.

Die Wissenschaft mag in gewisser Weise zwar immer noch frei sein , aber für maßgebliche Forschung im eigenen Interesse , und damit nicht im Interesse irgendwelcher Geldgeber , fehlt einfach das Kapital.

Und in die Unis wandern die berufserfahrenen Industriespezialisten und Profs von gestern um die Nachkommenschaft für die Industrie vorzubereiten.

Menschen interessieren sich für Geld an den Interessen anderer Menschen , und bezeichnen diese allzuoft als ihre eigenen Interessen - eine kanalisierte Lachnummer hohen IQs.
 

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Zerch schrieb:
Die Wissenschaft mag in gewisser Weise zwar immer noch frei sein , aber für maßgebliche Forschung im eigenen Interesse , und damit nicht im Interesse irgendwelcher Geldgeber , fehlt einfach das Kapital.

Es fehlt nicht nur das Kapital, sondern auch die Zeit ;)
Die Punkte, die du ansprichst, sind nicht von der Hand zu weisen, auch wenn es natürlich eine sehr einseitige Darstellung ist.
Die Abhängigkeit von finanziellen Mitteln wird auch innerhalb der Wissenschaft bzw. in den verschiedenen Fachrichtungen diskutiert. Im Kontext der Wirtschaftswissenschaften ist es bspw. so, dass sowohl eher arbeitnehmer- als auch eher arbeitgebernahe Institute existieren, was sich teilweise auch in den Ergebnissen von Studien widerspiegelt - worüber wiederum Artikel verfasst werden.

Es gibt andererseits sicher Forschungsansätze und Theorien, die keine finanzkräftigen Befürworter finden und somit ignoriert werden, wenn sie nicht aus reinem Interesse aufgegriffen werden. Das lässt sich nur schwer vermeiden, es sei denn, man pumpt wesentlich mehr Geld in die Wissenschaft und verteilt es freigiebig an jeden, der irgendeine Idee hat, was viele Steuerzahler wohl weniger freuen würde.
Der zentrale Punkt ist m.E. jedoch die wissenschaftliche Vorgehensweise. Andere Fachleute können erkennen, was falsch gemacht bzw. problematisch interpretiert wurde und in ihren eigenen Schriften darauf hinweisen. Methodische Fehler und Fehlinterpretationen zu entdecken ist eine wichtige Aufgabe, was i.d.R. auch den Studenten immer wieder eingetrichtert und mit ihnen trainiert wird. Gegenseitige Überprüfung, Auffinden von Fehlern, kritisches Denken etc. sind essentieller Bestandteil des wissenschaftlichen Diskurses. Das System ist relativ erfolgreich und führt zu sehr innovativen Theorien und kritischen Untersuchungen, wie eine tiefergehende Auseinandersetzung mit einzelnen Fachbereichen i.d.R. auch illustriert.
 

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