Trestone
Großmeister
- Registriert
- 12. April 2002
- Beiträge
- 887
Weil mir die Vorstellung nicht gefällt, ich könnte nur jeweils aus endlich vielen Gedanken/Gefühlen auswählen, sei angenommen, dass es unendlich viele verschiedene gibt.
Will ich einen solchen Gedanken (wie hier) in Form einer (Text-)Mail ausdrücken, so führt deren Begrenztheit auf ein Problem:
Bei festem Alphabet (bzw fester Tastatur mit 100 Tasten) und begrenzter Länge (z.B. auf 10 000 Zeichen) gibt es insgesamt "nur" 10 hoch 20 000 verschiedene Mails. Das ist zwar (über-)astronomisch viel, aber endlich.
Dies hat 1) zur Folge, dass unendlich viele verschiedene Gedanken durch die selbe Mail ausgedrückt werden müssen.
Und es gilt 2), dass die potentiell unendliche Tiefe eines Gedankens sich in einer endlichen Zeichenkette ausdrücken muss.
Beides hat zur Folge, dass Kommunikation via Mail eigentlich unmöglich sein müsste, denn der Empfänger einer Botschaft über diesen endlichen Kanal erfährt so gut wie nichts über die Absicht des Senders.
Nun gibt es in der Praxis zwar viele Mißverständnisse bei der Kommunikation, aber ganz so verheerend scheint die Lage zwischen Menschen nicht zu sein.
Wie lässt sich das erklären, ohne die Grundannahme unendlicher Gedanken zu verwerfen?
These 1: Unsere Gedanken sind ähnlich, v.a. ähnlich strukturiert.
Diese Strukturen sind angeboren (vielleicht auch z.T. anerzogen).Beispiel: Die meisten haben eine Farbwahrnehmung für "Gelb" und bezeichnen die gleichen Gegenstände als "gelb". Das ist die gemeinsame Struktur. Die innere Erfahrung eines jeden bei "Gelb" kann unterschiedlich sein.
These 2: Wir besitzen neben dem endlichen Schriftkanal noch andere Kommunikationskanäle, darunter mindestens (zeitweise) einen unendlichen Kanal.
Diese These ist schon etwas metaphysischer. Sie legt nahe, dass die eigentliche Kommunikation auf einer anderen (Geistes-)Ebene stattfindet.
Beide Thesen fordern etwas unendliches, aber das steckt ja auch in der Grundannahme.
Interessant ist auch die Überlegung, wie Kommunikationsirrtümer bei endlichem Kanal überhaupt bemerkt werden können:
Da wir den endlichen Worten stets "unseren" unendlichen Sinn geben stoßen wir auf Widersprüche erst, wenn sie unserer Struktur/Erwartungen widersprechen (zB "blaue Zitrone").
Das gelingt umso leichter, je konkreter die Begriffe sind. Abstrakt (zB. metaphysisch-philosophisch) kann man wohl ziemlich leicht und lang aneinander vorbeireden...
Trotzdem will ich es gern versuchen, denn statt "worüber wir nicht reden können darüber müssen wir schweigen" setze ich "darüber wollen wir nachdenken und reden lernen".
Will ich einen solchen Gedanken (wie hier) in Form einer (Text-)Mail ausdrücken, so führt deren Begrenztheit auf ein Problem:
Bei festem Alphabet (bzw fester Tastatur mit 100 Tasten) und begrenzter Länge (z.B. auf 10 000 Zeichen) gibt es insgesamt "nur" 10 hoch 20 000 verschiedene Mails. Das ist zwar (über-)astronomisch viel, aber endlich.
Dies hat 1) zur Folge, dass unendlich viele verschiedene Gedanken durch die selbe Mail ausgedrückt werden müssen.
Und es gilt 2), dass die potentiell unendliche Tiefe eines Gedankens sich in einer endlichen Zeichenkette ausdrücken muss.
Beides hat zur Folge, dass Kommunikation via Mail eigentlich unmöglich sein müsste, denn der Empfänger einer Botschaft über diesen endlichen Kanal erfährt so gut wie nichts über die Absicht des Senders.
Nun gibt es in der Praxis zwar viele Mißverständnisse bei der Kommunikation, aber ganz so verheerend scheint die Lage zwischen Menschen nicht zu sein.
Wie lässt sich das erklären, ohne die Grundannahme unendlicher Gedanken zu verwerfen?
These 1: Unsere Gedanken sind ähnlich, v.a. ähnlich strukturiert.
Diese Strukturen sind angeboren (vielleicht auch z.T. anerzogen).Beispiel: Die meisten haben eine Farbwahrnehmung für "Gelb" und bezeichnen die gleichen Gegenstände als "gelb". Das ist die gemeinsame Struktur. Die innere Erfahrung eines jeden bei "Gelb" kann unterschiedlich sein.
These 2: Wir besitzen neben dem endlichen Schriftkanal noch andere Kommunikationskanäle, darunter mindestens (zeitweise) einen unendlichen Kanal.
Diese These ist schon etwas metaphysischer. Sie legt nahe, dass die eigentliche Kommunikation auf einer anderen (Geistes-)Ebene stattfindet.
Beide Thesen fordern etwas unendliches, aber das steckt ja auch in der Grundannahme.
Interessant ist auch die Überlegung, wie Kommunikationsirrtümer bei endlichem Kanal überhaupt bemerkt werden können:
Da wir den endlichen Worten stets "unseren" unendlichen Sinn geben stoßen wir auf Widersprüche erst, wenn sie unserer Struktur/Erwartungen widersprechen (zB "blaue Zitrone").
Das gelingt umso leichter, je konkreter die Begriffe sind. Abstrakt (zB. metaphysisch-philosophisch) kann man wohl ziemlich leicht und lang aneinander vorbeireden...
Trotzdem will ich es gern versuchen, denn statt "worüber wir nicht reden können darüber müssen wir schweigen" setze ich "darüber wollen wir nachdenken und reden lernen".