@booth
man könnte es auch umkehren:
ein teil der gesellschaft (ob es der großteil ist, ist hier die frage) verhält sich nicht besser als die mächtigen.
du wirst ja wohl nicht abstreiten können, das die immer mehr ans licht kommenden vorfälle von klüngel, korruption usw. aus großteilen von politik und wirtschaft, die ja eigentlich eine POSITIVE vorbildfunktion haben sollten, eben im negativen ihre spuren in der gesellschaft hinterlassen.
im übrigen finde ich es fatal, daraus ein "so sind die menschen nun mal, sie sind nicht bereit für eine andere form der gesellschaft" zu kreieren.
anstatt hier gegenzusteuern (und vor allen dingen mit gutem beispiel voranzugehen), was bedeutet, soziales und solidarisches verhalten eindeutig zu fördern (und dafür auch die finanziellen mittel zur verfügung zu stellen) und unsoziales zu stigmatisieren, fährt der zug genau in die andere richtung.
die demontage der sozialen marktwirtschaft und der sozialen sicherungssysteme, das reine orientieren an gewinnmaximierung und der auf seine reine "verwertbarkeit" reduzierte mensch, führt uns geradezu in eine krisengesellschaft, in der sich jeder der nächste ist, die auf ausgrenzung derer beruht, sie sich nicht gut genug verkaufen können und das werden aufgrund zunehmender arbeitslosigkeit immer mehr.
aus der folgenden aussage entnehme ich, das es sich um die endfassung handelt. ich habe aber auch kontakt aufgenommen und hoffe vom verfasser noch eine antwort zu bekommen.
im übrigen muss man sich eigentlich nur die einzelnen paragraphen vornehmen, und sie mit den offiziellen angaben des arbeitsamtes vergleichen.
ich habe mich gestern in die texte eingelesen und bis jetzt keine abweichungen festgestellt.
nur dass das dann auf millionen weitere leistungsempfänger ausgeweitet wird, mit allen daraus folgenden konsequenzen.
ach ja, die private vorsorge...im mund geführt wenns passt, ad absurdum geführt wenn nicht.
die situation sieht doch so aus, das viele menschen gar nicht genug verdienen, um eine private vorsorge zu finanzieren.
wer es kann, der sieht dann aber auch leicht, wie im nachfolgenden fall beschrieben, blöd aus:
http://www.fr-aktuell.de/_inc/_glob...=/ressorts/nachrichten_und_politik/rundschau/
übrigens ist "dicke wohnung" relativ.
bei mietpreisen, die für eine einfache 1-zimmerwohnung in den großstädten schon größtenteils 300-400,-€ oder mehr betragen, ist nicht die wohnung "dick" sondern nur der marktübliche preis.
tja, was ist nun "angemessen"? ich habe da schon mal eine zahl gelesen, die sich für einen einzelnen an 260,-€ orientiert. alles was darüber liegt ( und das ist mehr als wahrscheinlich), ist eben "pech".
schon brutalo koch schlug vor zwei jahren vor, arbeitslose doch in sogenannten "billigunterkünften" unterzubringen.
das unter "selber schuld" abzuhaken und den bock mal wieder zum gärtner zu machen, empfinde ich mehr als zynisch.
wovon?
ich frage dich nochmals, wie das rein praktisch bei immer niedriger werdenden löhnen bzw. gar keiner arbeit funktionieren soll.
kuckst du hier:
gegen diese zukünftigen bedingungen, die einen dem jeweiligen sachbearbeiter völlig ausliefern, kann man dann noch nicht mal effizient vorgehen:
keine aufschiebende wirkung heißt auf deutsch, die entscheidung wird erstmal durchgesetzt.
es bleibt ja dann der klageweg, der sich aber hinziehen kann und wahrscheinlich auch kostenaufwendig ist, und so lange steht man dann eben ohne geld da.
da die arbeitsämter zum "sparen" angehalten sind, was dann ganz praktisch bedeutet, arbeitslose durch was für faule tricks auch immer aus dem leistungsbezug und somit aus der statistik zu drängen, wird hier der willkür der sachbearbeiter tür und tor geöffnet, ja diese willkür wird sogar gefordert.
in einem fernsehbericht zu diesem thema (kannst ja mal googeln: die faulen tricks der arbeitsämter- lief in report mainz) kam das ganz deutlich zutage. der einzelne sachbearbeiter soll sich zum erfüllungsgehilfen machen, der druck ist enorm, könnte er doch, weil er nicht "effizient" genug umsetzt, seinen aufstieg verbauen, versetzt werden, oder sich vielleicht bald selbst ins heer der arbeitslosen einreihen müssen.
auch in der "süddeutschen" gab es vor kurzem einen artikel (titel: Vermitteln oder vergraulen)
ich zitiere:
jaja, die statistik über alles...
ob die leute nun aus ihrem leistungsanspruch gedrängt werden, massenhaft in billig-jobs oder ich- AGs landen, ohne aussicht damit über die runden zu kommen-egal, hauptsache es lässt sich gut nach aussen verkaufen.
@newknow
wozu sich bei einzelschicksalen aufhalten (was eh augenwischerei ist, sind doch millionen davon betroffen- tendenz steigend), warum über die konsequenzen des ganzen reden- könnte ja dazu führen, das sich die ganzen arbeitsmarkt"reformen als das entpuppen was sie sind:
ein druckmittel, das in reinste schikane ausufert, um sich vor der erkenntnis zu drücken, das der arbeitsgesellschaft die arbeit ausgeht.
renommierte zukunftsforscher und geisteswissenschaftler haben das im unterschied zur politik längst erkannt:
aus: Monitor: "Arbeitsgesellschaft: Das Ende der Vollbeschäftigung" 29.1.04
Zitat samhain:
und der verweis auf "normale" abzocker zieht irgendwie nicht so richtig, weil diese zwar in ihrer engeren umgebung für terror sorgen, aber nicht die macht und den einfluss haben wie macht- und geldgeile wirtschaftsführer, deren entscheidungen ganz andere auswirkungen haben.
booth:
Du hast völlig recht, daß sie keine Macht und keinen Einfluss wie andere haben - aber HÄTTEN sie diesen, würden sie ganz genauso handeln. Deshalb rede ich in viel grundsätzlicheren (tatsächlich philosophischen) Diskussionen auch davon, daß die Menschheit für einen andere Form der Gesellschaft NOCH nicht bereit ist, da viel zu viele Menschen noch extrem egoistisch handeln (was nicht negativ wertend gemeint ist, da starker Egoismus für mich eine natürliche Notwendigkeit des Überlebens darstellt). Ich wollte damit nur aufzeigen, daß sich "die Mächtigen" nicht anders verhalten, als der Großteil der restlichen Gesellschaft.
man könnte es auch umkehren:
ein teil der gesellschaft (ob es der großteil ist, ist hier die frage) verhält sich nicht besser als die mächtigen.
du wirst ja wohl nicht abstreiten können, das die immer mehr ans licht kommenden vorfälle von klüngel, korruption usw. aus großteilen von politik und wirtschaft, die ja eigentlich eine POSITIVE vorbildfunktion haben sollten, eben im negativen ihre spuren in der gesellschaft hinterlassen.
im übrigen finde ich es fatal, daraus ein "so sind die menschen nun mal, sie sind nicht bereit für eine andere form der gesellschaft" zu kreieren.
anstatt hier gegenzusteuern (und vor allen dingen mit gutem beispiel voranzugehen), was bedeutet, soziales und solidarisches verhalten eindeutig zu fördern (und dafür auch die finanziellen mittel zur verfügung zu stellen) und unsoziales zu stigmatisieren, fährt der zug genau in die andere richtung.
die demontage der sozialen marktwirtschaft und der sozialen sicherungssysteme, das reine orientieren an gewinnmaximierung und der auf seine reine "verwertbarkeit" reduzierte mensch, führt uns geradezu in eine krisengesellschaft, in der sich jeder der nächste ist, die auf ausgrenzung derer beruht, sie sich nicht gut genug verkaufen können und das werden aufgrund zunehmender arbeitslosigkeit immer mehr.
Zu dem Link ist zunächst mal negativ anzumerken, daß mit keinem Wort darauf eingegangen wird, daß das Gesetz geändert wurde - bespricht der Autor den aktuellen oder den ursprünglichen Gesetzestext
aus der folgenden aussage entnehme ich, das es sich um die endfassung handelt. ich habe aber auch kontakt aufgenommen und hoffe vom verfasser noch eine antwort zu bekommen.
im übrigen muss man sich eigentlich nur die einzelnen paragraphen vornehmen, und sie mit den offiziellen angaben des arbeitsamtes vergleichen.
ich habe mich gestern in die texte eingelesen und bis jetzt keine abweichungen festgestellt.
Zwischen dem, was in der Öffentlichkeit über dieses sogenannte Reformpaket geschrieben und gesagt wurde, und den Realitäten des Gesetzestextes, besteht ein erheblicher Unterschied. Auch nach den "Glättungen", aus Anlass der "Proteste" der sogenannten "Linken" in der SPD, hat sich daran nicht viel geändert. Die meisten Änderungen waren schlicht Korrekturen handwerklicher Fehler im Gesetzentwurf, tatsächliche Änderungen waren die Ausnahme und wurden im Vermittlungsausschuss wieder kassiert.
Das ist zum deutlichen Teil bereits heute so. Wenn man in der Familie einen Pflegefall hat, so ist es "natürlich", daß man unter das "Joch des Fürsorgerechts" gerät....
nur dass das dann auf millionen weitere leistungsempfänger ausgeweitet wird, mit allen daraus folgenden konsequenzen.
Und der ganze Arbeitslosenversicherungskram ist reine Privatsache. Wer sich nicht versichert - ne dicke Wohnung leistet, und arbeitslos wird, und von der Mindeststütze diese Wohnung (und das Auto, und und und) nicht mehr finanzieren kann, hat Pech gehabt.
ach ja, die private vorsorge...im mund geführt wenns passt, ad absurdum geführt wenn nicht.
die situation sieht doch so aus, das viele menschen gar nicht genug verdienen, um eine private vorsorge zu finanzieren.
wer es kann, der sieht dann aber auch leicht, wie im nachfolgenden fall beschrieben, blöd aus:
Umsonst gespart
Im Alter verarmen Arbeitslose, die ihre Lebensversicherungen verkaufen müssen
http://www.fr-aktuell.de/_inc/_glob...=/ressorts/nachrichten_und_politik/rundschau/
übrigens ist "dicke wohnung" relativ.
bei mietpreisen, die für eine einfache 1-zimmerwohnung in den großstädten schon größtenteils 300-400,-€ oder mehr betragen, ist nicht die wohnung "dick" sondern nur der marktübliche preis.
Unterkunftskosten und Heizkosten werden, soweit sie angemessen sind, in Höhe der tatsächlichen
Aufwendungen übernommen.
aus: Offizelles Informationsblatt über die wesentlichen Inhalte des
Vierten Gesetzes für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt
(Arbeitslosengeld II)
Stand: Januar 2004
tja, was ist nun "angemessen"? ich habe da schon mal eine zahl gelesen, die sich für einen einzelnen an 260,-€ orientiert. alles was darüber liegt ( und das ist mehr als wahrscheinlich), ist eben "pech".
schon brutalo koch schlug vor zwei jahren vor, arbeitslose doch in sogenannten "billigunterkünften" unterzubringen.
das unter "selber schuld" abzuhaken und den bock mal wieder zum gärtner zu machen, empfinde ich mehr als zynisch.
Menschen müssen selber in der Lage sein, vorzusorgen (bzw selbstständig für sich entscheiden, welche Vorsorgeform sie nutzen wollen).
wovon?
ich frage dich nochmals, wie das rein praktisch bei immer niedriger werdenden löhnen bzw. gar keiner arbeit funktionieren soll.
Daß ein Wohnungswechsel begründet werden soll, wäre in der Tat ein starkes Stück - zumal die deutschen Ämter nun wahrlich nicht ein Hort von funktionierender Effizienz sind, geschweige denn für solche allgemeinen Gesetze eindeutige, klare Richtlinien existieren. Oftmals ist man bei Ämtern sehr dem persönlichen "Berater" völlig ausgeliefert (habe ich selber auch erlebt). Bzgl Wohnwechsel habe ich aber auch noch nicht soweit die Gesetzestexte durch, um zu wissen, ob es nur geplant war, oder auch wirklich kommt - und wenn es kommt, in welchen Umfang.
kuckst du hier:
Paragraph 22 (2)
Vor Abschluss eines Vertrages über eine neue Unterkunft soll der erwerbsfähige Hillfsbedürftige die Zusicherung des kommunalen Trägers zu den Aufwendungen für die neue Unterkunft einholen. Der kommunale Träger ist nur zur Zusicherung verpflichtet, wenn der Umzug erforderlich ist und die Aufwendungen für die neue Unterkunft angemessen sind.
aus: Viertes Gesetz für moderne Diensleistungen am Arbeitsmarkt (24.12.2003)
gegen diese zukünftigen bedingungen, die einen dem jeweiligen sachbearbeiter völlig ausliefern, kann man dann noch nicht mal effizient vorgehen:
§ 39
Anfechtung von Entscheidungen
Widerspruch und Klage gegen einen Verwaltungsakt, der
1. über Leistungen der Grundsicherung für Arbeitsuchende entscheidet oder
2. den Übergang eines Anspruchs bewirkt,
haben keine aufschiebende Wirkung.
keine aufschiebende wirkung heißt auf deutsch, die entscheidung wird erstmal durchgesetzt.
es bleibt ja dann der klageweg, der sich aber hinziehen kann und wahrscheinlich auch kostenaufwendig ist, und so lange steht man dann eben ohne geld da.
da die arbeitsämter zum "sparen" angehalten sind, was dann ganz praktisch bedeutet, arbeitslose durch was für faule tricks auch immer aus dem leistungsbezug und somit aus der statistik zu drängen, wird hier der willkür der sachbearbeiter tür und tor geöffnet, ja diese willkür wird sogar gefordert.
in einem fernsehbericht zu diesem thema (kannst ja mal googeln: die faulen tricks der arbeitsämter- lief in report mainz) kam das ganz deutlich zutage. der einzelne sachbearbeiter soll sich zum erfüllungsgehilfen machen, der druck ist enorm, könnte er doch, weil er nicht "effizient" genug umsetzt, seinen aufstieg verbauen, versetzt werden, oder sich vielleicht bald selbst ins heer der arbeitslosen einreihen müssen.
auch in der "süddeutschen" gab es vor kurzem einen artikel (titel: Vermitteln oder vergraulen)
ich zitiere:
Um ihre Zahlen zu verschönern, scheuen die Agenturen keine Schikane – und treiben Arbeitslose systematisch aus der offiziellen Statistik.
...In der Dienstanweisung sind so genannte „Ergebnisziele“ festgelegt. Diese sind für „Teams“ definiert, zu denen jeweils vier bis fünf Vermittler gehören. Jedes Team soll danach pro Monat „60 Fälle 1. MV“ und „7 Fälle 2. MV“ produzieren. „MV“ steht für „Meldeversäumnis“. Das heißt: Arbeitslose, die auf eine Vorladung vom Amt nicht reagieren, werden mit einer „Säumnisstrafe“ belegt: Leistungsbezieher erhalten dann eine Zeit lang kein Geld. Wer ein zweites Mal nicht zum Meldetermin kommt, fliegt auch aus der Arbeitslosenstatistik.
...Keiner der Zahlentricks ist so raffiniert wie der mit dem „Meldeversäumnis“. „Eigentlich sollten das nur Sanktionen im Einzelfall sein“, sagt der Vermittler von der Arbeitsagentur, der nicht namentlich genannt werden möchte. „Jetzt müssen wir aber die Strafen planmäßig und massenhaft produzieren.“ Insgesamt soll nach der Dienstanweisung allein in seinem Amt jedes Team 1200 so genannte Säumnistage pro Monat erzielen. Entsprechend lang würden dann bei Leistungsbeziehern auch fällige Zahlungen von der Arbeitsagentur eingespart. „Taktung und Häufigkeit der Einladungsaktionen pro Tag/Woche sind so zu planen, dass o. a. Ergebnisziele erreicht werden“, heißt es in dem amtlichen Papier. Und das bedeutet: „Wenn die Zahl der angestrebten Meldeversäumnisse nicht erreicht ist, müssen die Arbeitslosen eben nochmal eingeladen werden“, sagt der Mann vom Amt.
...Der Phantasie der Vermittler sind offenbar keine Grenzen gesetzt. Je mehr Arbeitslose nicht kommen, desto besser stehen die Teams da – statistisch gesehen. „Die Vorladungstermine kann man auch auf den Nachmittag oder – zwischen Feiertag und Wochenende – auf Brückentage verlegen“, weiß der Vermittler. „Da ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass Arbeitslose die Meldung versäumen.“
Damit die Produktion von Meldeversäumnissen planmäßig vonstatten geht, können – so empfiehlt es die Leitung der örtlichen Arbeitsagentur – „möglichst große Gruppen mit bis zu 200 Personen“ zusammengestellt werden. Für solche Massenvorladungen steht der Hörsaal des benachbarten Berufsinformationszentrums zur Verfügung. Diese Großgruppen- Veranstaltungen liefen unterschiedlich ab, erzählt der Vermittler. Zum Teil würde den Eingeladenen im Hörsaal noch etwas über ihre Rechte und Pflichten erzählt. „Zum Teil gehen die Leute aber auch auf der einen Seite in den Saal rein, auf der anderen Seite wieder raus“ – dort ist die Anwesenheitskontrolle. Das nütze zwar keinem Arbeitslosen und sei wegen der vielen Einladungen auch ziemlich aufwändig. Aber so würden durch Säumniszeiten einige tausend Euro gespart und zugleich werde die Statistik verschönert. „Und darum geht es ja“, sagt er.
jaja, die statistik über alles...
ob die leute nun aus ihrem leistungsanspruch gedrängt werden, massenhaft in billig-jobs oder ich- AGs landen, ohne aussicht damit über die runden zu kommen-egal, hauptsache es lässt sich gut nach aussen verkaufen.
@newknow
Warum wollen wir uns nicht über die Wirkung, die Konsequenzen für den
Einzelnden unterhalten, das macht mehr spass.
wozu sich bei einzelschicksalen aufhalten (was eh augenwischerei ist, sind doch millionen davon betroffen- tendenz steigend), warum über die konsequenzen des ganzen reden- könnte ja dazu führen, das sich die ganzen arbeitsmarkt"reformen als das entpuppen was sie sind:
ein druckmittel, das in reinste schikane ausufert, um sich vor der erkenntnis zu drücken, das der arbeitsgesellschaft die arbeit ausgeht.
renommierte zukunftsforscher und geisteswissenschaftler haben das im unterschied zur politik längst erkannt:
Prof. Ralf Dahrendorf, London School of Economics: "Wir sind in einer Epoche, in der
das, was man früher 'Beruf' nannte, und das, was manche also 'Normalarbeitsplätze' nennen,
in abnehmendem Maße nötig sind, um das zu produzieren und auch sogar unter die
Leute zu bringen, was wir wollen und was wir brauchen."
Prof. Ulrich Beck, Universität München: "Die Politik, die Parteien, gaukeln uns die Vorstellung
vor, man muss an ein paar Hebeln drehen, ein bisschen bittere Medizin, dieses oder jenes
schlucken, und das Paradies der Vollbeschäftigungsgesellschaft wird wieder entstehen.
Das finde ich fatal. Wir lügen uns alle in die Tasche! Es wird eine Transformation geben, und
das Zentrum, das Lebenszentrum, übrigens gerade in Deutschland – in anderen Ländern ist
das nicht im selben Maße der Fall – wird nicht mehr nur die Erwerbsarbeit sein können."
Prof. Ralf Dahrendorf, London School of Economics: "Eine Grundausstattung muss für
alle garantiert sein. Ein Fußboden muss da sein, unter den niemand kommt, durch den nie-mand
durchfällt, und das ist eine Aufgabe der Gemeinschaft als ganzer."
Prof. Ulrich Beck, Universität München: "Das Wichtigste ist, dass man sozusagen eine
Basissicherheit hat. Deswegen komme ich darauf immer wieder zurück. Und die muss erwartbar
sein, dann kann man auf dem Hintergrund große Unsicherheiten und alle möglichen
Flexibilitäten und Einbrüche sowohl biographisch wie auch in der Familie verkraften. Dann
wird es auch möglich, Kinder in die Welt zu setzen, weil man Arbeiten plötzlich miteinander
koordinieren kann."
Was bis heute meist Privatsache ist oder nur geringfügig entlohnt wird, wäre dann die "neue
Arbeit", über Bürgergeld finanziert. Also Elternarbeit, Krankenfürsorge, Nachbarschaftshilfe.
Frei gewählte Tätigkeit. Arbeitslosigkeit wäre ein Begriff von gestern.
aus: Monitor: "Arbeitsgesellschaft: Das Ende der Vollbeschäftigung" 29.1.04