Plünderung irakischen Kulturguts-Absicht?

samhain

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der folgende artikel wirft ein etwas anderes licht auf die plünderungen irakischer museen.
auch die tatsache, das die kataloge mit der auflistung 100 000er archäologischer fundstücke verschwunden sind, somit nie mehr genau nachgeprüft werden kann, was denn nun alles verschwunden ist, läßt auch auf professionelle plünderer schließen.

auch interessant in diesem zusammenhang, was es mit der "American Council for Cultural Policy (ACCP)" auf sich hat, eine "Vereinigung reicher Sammler und einflussreicher Anwälte mit Sitz in New York, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, endlich wieder Schwung in den weltweiten Handel mit Antiquitäten zu bringen, die sich an das Pentagon als Herr der künftigen Militärverwaltung wandte, mit der Bitte, die Ausfuhrbestimmungen für das kulturelle Erbe im Falle des Irak zu lockern."


Die Zerstörung der Kulturen

Die Plünderung eines so bedeutenden Museums dürfte historisch tatsächlich einmalig sein: Das Nationalmuseum in Bagdad wurde vom Pentagon ohne jeglichen Schutz gegen seine erwartbare Plünderung gelassen. Mit ihrer Verantwortungslosigkeit schreiben die alliierten Truppen unrühmlich Geschichte

"...Eine Plünderung und Zerstörung von solchen Ausmaßen in einem derart bedeutenden Museum dürfte historisch einmalig sein. Die alliierten Kämpfer für Freiheit und Demokratie schreiben damit unrühmlich Geschichte. Sie waren nicht ahnungslos, auch wenn sie den Furor und den Selbstzerstörungswillen der irakischen Bevölkerung unterschätzt haben mögen. Doch die Tatsache, dass jeglicher Schutz verweigert wurde, deutet auf Absicht hin. Ein bisschen Plünderung, die - wie Herr Rumsfeld meint - eben zum Krieg gehört, war offensichtlich gewollt. Wohl durchaus in dem Sinne, in dem der Sunday Herald letzte Woche titelte: "Die Vereinigten Staaten planen Plünderung irakischer Antiquitäten".

ganzer artikel hier:

http://www.taz.de/pt/2003/04/15/a0131.nf/text
 

dkR

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Die Arroganz und Selbstgerechtigkeit der USA macht mich wirklich sprachlos...

Weil ihre "Kultur" geklaut und nichtmal 300 Jahre alt ist, klauen sie halt bei anderen oder wie?
 
G

Guest

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Vielleicht war das der Kriegsgrund ?

In dem Museum lagerten die ältesten fundstücke der Menschheit.

Momentan treffen sich die Oposition in der Stadt UR !
 

hives

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psst schrieb:
Vielleicht war das der Kriegsgrund ?

Ein globaler Kapitalismus, der sich nicht nur auf Ökonomie begründen will, MUSS die verschiedenen Kulturen letztendlich entwurzeln.
Das Primat des globalen, neo"liberalen" Marktes, seine Implikationen (Abstimmung von Konsum & Realität) wird durch die (sich wiedersprechenden Traditionen der Völker konterkariert :twisted:
 

forcemagick

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naja das ist nun aber schon etwas weit hergeholt...

andererseits der interessante nebeneffekt könnte tatsächlich sein, dass symbole die eine gemeinsame kultur impliziert haben jetzt halt einfach weg sind....

vielleicht sogar ein angenehmer nebeneffekt aus der sichtweise der eroberer.. aber sicherlich nicht ein wirkliches kriegsziel.
 

tsuribito

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Mhmm wenn Religiose Fanatiker aus den USA eventuell an einigen Stücken im Museum interesse hatten?
Klingt bei dem Präsidenten fast plausibler als das ÖL (obwohl nur das Erdölministerium bewacht wurde *gg*)
 

hives

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forcemagick schrieb:
naja das ist nun aber schon etwas weit hergeholt...
:wink: klar, geht in die Richtung Orwell/Huxley-artiger Systeme, aber mal ehrlich: Bist du dir sicher, dass Bücherverbrennungen, Verbote anderer Religionen und ähliche Dinge, die zweifelsfrei unzählige Male in der Geshcichte nahcgewiesen werden können, und die in diesem und anderen threads * angesprochenen zustände uns nicht nur deshalb vor allem grundvershcieden vorkommen, da sie eben der jeweiligen Zeit (und den Moralvorstellungen) entsprechend angepasst durchgeführt werden müssen?

* http://www.weltverschwoerung.de/modules.php?name=Forums&file=viewtopic&t=5636

forcemagick schrieb:
andererseits der interessante nebeneffekt könnte tatsächlich sein, dass symbole die eine gemeinsame kultur impliziert haben jetzt halt einfach weg sind....

vielleicht sogar ein angenehmer nebeneffekt aus der sichtweise der eroberer.. aber sicherlich nicht ein wirkliches kriegsziel.
mindestens ein angenehmer Nebeneffekt, so isses :lol:

peace
 

TheUnknown

Großmeister
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Für mich steht fest das der Krieg gegen den Terror ein Krieg gegen diejenigen ist, die das versuchen den Westen und seine Werte mit allen Mitteln vom Islam fernzuhalten.

Allerdings ist das auch nur ein kleiner Aspekt in der Irak-frage.

Was sollte den Amerikanern daran liegen eine Kultur als die eigene (sofern man diese überhaupt so bezeichnen kann) zu verteidigen?
Schliesslich entwickelt sich der Konflickt mit den rebellischen Terroristen aus diesen grundlegenden Ansichtsunterschieden.

Der Krieg gegen den Terror ist ein Krieg gegen den Islam der verzweifelt versucht sich gegen den Einfluss der westlichen Welt zu wehren.

Ich bin weder Islamist noch Arabischer Herkunft.
Ich bin Amerikaner ... und ich sage das aus voller Überzeugung.
 

Rosskeule

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Hängt Euch nicht nur an einem Museum auf. Die Auslöschung von Kultur und Identität erscheint angesichts von Menschenleben immer etwas unbedeutender, hat aber auf die Überlebenden meist genauso - wenn nicht weitreichendere Folgen.

ZDF Archiv 14.4.03:

Erstmals haben amerikanische Soldaten Plünderer festgenommen. Allerdings haben die Truppen nicht verhindert, dass die Nationalbibliothek Bagdads in Brand gesteckt wurde.

http://www.heute.t-online.de/ZDFheute/artikel/25/0,1367,POL-0-2041817,00.html

Man stelle sich Paris ohne die Bibliotheque National oder London ohne die British Library vor. Gleiches gilt für das Kulturbewusstsein der Iraker für die wenn auch unbedeutendere Nationalbibliothek Bagdads. Und dann kann mir keiner erzählen, dass dies nicht kriegsbedeutend sein soll.
 

Gilgamesch

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Wenn erst mal die Geschichte ausgelöscht ist, dann kann eine neue geschrieben werden. Es werden neue Ausgrabungen sattfinden. Natürlich werden bestimmte Ausgrabungsorte anderen bevorzugt und siehe da, man stößt auf Ruinen jüdischer Wurzeln. So rein Zufällig, wie in den Jahren vor der Ausrufung der Staatsgründung Israels. Und somit wäre der Grundstein für die nächsten 100 Jahre gelegt. Die Ausdehung Israels bis zum Euphrat.

:arrow: Gilgamesch
 

Rosskeule

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Na ja, das nenn ich übertrieben. Letztlich kannst Du graben wo Du willst, wo es Juden gab, gibt es auch jüdische Geschichte zu finden.

Viel interessanter ist doch, wo landet das ganze irakische (!) Kulturgut künftig? Im Nationalmuseum Bagdad? Und was hat die Zerstörung der letzten Tage überlebt? Wo ist es? (Oder wo wird es hingebracht?)
 

samhain

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Amerikanische Armee verweigerte
Schutz für Nationalmuseum in Bagdad
20. Apr 10:33

Bereits kurz nach Beginn des Kriegs bat das US-Büro für Wiederaufbau in Irak laut einem Pressebericht die amerikanische Armee, das Nationalmuseum in Bagdad vor Plünderern zu schützen. Doch die Generäle lehnten dies ab

http://www.netzeitung.de/servlets/page?section=1110&item=235981


Die geplünderte Kulturnation
20. Apr 07:37

Die irakische Nationalbibliothek in Flammen, das archäologische Museum geplündert – und ein weinender Museumswächter, der es nicht fassen kann. Dabei wird das Land ohnehin seit Jahrzehnten von substanziellen Identitätsfragen erschüttert.

...Bange macht auch die Meldung der libanesischen Zeitung «Al-Nahar», das amerikanische Außenministerium habe bereits neue Schulbücher für den Unterricht nach dem Krieg in Auftrag gegeben: «Ein Auftrag im Wert von 65 Millionen Dollar wurde an das amerikanische Unternehmen 'Creative Associates International' vergeben, das bereits für Afghanistan einen Auftrag über 17 Millionen Dollar erhielt. Die Bücher, die an den irakischen Schulen und Universitäten verteilt werden, enthalten nichts über die Heimat, die Baath-Partei und über die Feindschaft mit Israel.

http://www.netzeitung.de/servlets/page?section=585&item=235782
 

streicher

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Gab es in den Museen irgendwelche Relikte, die das Weltbild eines christlichen Fundamentalismus, zu dem einige rechtskonservative Falken der USA zumindest mal offiziell zählen, in Frage stellen würde?

Spass beiseite: es wurmt, wenn Relikte verschwinden, die über vergangene Zeiten - mehr als 3.000 oder 4.000 Jahre zurück - etwas Aufschluss geben (könnten). Das ist wirklich ein unangenehmer Nebeneffekt. Nichts ist Zufall.
 

Schlappohr

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Die Plünderung und Auslagerung von Kulturgütern gehört leider zum Weltgeschehen.
Warum sonst sind z.B. die ägyptischen Artefakte nicht nur in Ägypten zu bestaunen sondern auch in ausländischen Museen?

Ich könnte mir schon vorstellen das gezielt geplündert wurde, "Liebhaber" tun einiges für ihre Sammelleidenschaft.
 

fumarat

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Es wurde auch das islamische Museum ausgeräumt. Das würde Gigameschs These unterstützen. Uralte Koranausgaben, Bücher, Kunst...alles gestohlen, oder doch ausgelöscht?

Auf der überaus aktuellen FBI-Kunstraubseite ist bis jetzt immer noch nichts drauf. Ich werde warten welcher "bedeutende" irakische Kunstschatz als erstes draufkommt.
http://www.fbi.gov/hq/cid/arttheft/noticerecov.htm

P.S: Über diese Seite hatten wir schon mal einiges zu schmunzeln. :lol:
http://www.weltverschwoerung.de/modules.php?name=Forums&file=viewtopic&t=6774

Grüße fumarat
 

Rosskeule

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Es wurde auch das islamische Museum ausgeräumt. Das würde Gigameschs These unterstützen. Uralte Koranausgaben, Bücher, Kunst...alles gestohlen, oder doch ausgelöscht?

Nein, man kann es wohl nicht auslöschen. Selbst die Antike wurde nicht ausgelöscht, als der Kalif Omar 642 die Bücher der Bibliothek von Alexandria vernichten ließ, weil sie, wenn sie mit dem Koran übereinstimmten überflüssig waren und wenn sie dem Koran widersprachen, gefährlich waren. Dabei muss man immer bedenken, dass wir heute im Zeitalter der Digitalisierung leben. Eine gewisse Einmaligkeit von Kunstschätzen bedeutet heute (wie damals) nicht, dass wir ohne sie nichts von ihnen wüssten.

Die deutsche Geschichte wurde ja schließlich auch nicht unkenntlich gemacht, als sich plötzlich das künstlerische Erbe manches Museums oder Domes 1945 auf dem Weg nach Moskau oder Washington befand, um in dortigen Museumsdepots bis heute ein Schattendasein zu fristen. Wie viele Kulturgüter aber landeten in einer Wohnzimmervitrine in Florida oder auf dem Flohmarkt von Kaliningrad, weil die persönliche Gier jedes einzelnen Kriegsgewinners größer war, als jede halbherzige Anordnung einer Besatzungsmacht, das Kulturgut des Besiegten zu beschützen?

Die größte politisch Ambition einer kulturellen Schändung des Iraks kann ich mir in einer ebenso armseligen Geisteshaltung wie beim oben genannten Kalifen Omar vorstellen: Was mit dem amerikanischen Verständnis konform ist, ist überflüssig und was gegen sie spricht ist gefährlich. Nur das bliebe eine bösartige Unterstellung und Pauschalisierung eines Volkes, also beschränke ich mich darauf zu glauben, dass wieder einige antike Tonvasen einigen amerikanischen Hausfrauen als Souvenir für den Vorgarten oder als Badezusatzbehälter mitgebracht werden oder auf den Märkten des mittleren Ostens verramscht werden.

Als die drei Kirchenfenster der Marienkirche in Frankfurt/Oder aus dem 14. Jahrhundert nach 57 Jahren aus Russland zurückkehrten, wurde der Gemeinde nicht nur der (längst vergessene) Schmerz über den Verlust wieder in Erinnerung gerufen. Es wurde einmal mehr daran erinnert, was der ideologische Sinn einer Kulturplünderung ist. Kein Museum der Welt kann sich nämlich tatsächlich mit Beutekunst rühmen. Kein Plünderer weis den wahren Wert antiker Kunst tatsächlich zu schätzen oder ihn wenigstens annähernd umzusetzen. Beutekunst macht den Gewinner nicht wirklich reicher und den Verlierer nicht wirklich ärmer – aber das Bewusstsein.
 

samhain

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Museen-Plünderungen in Bagdad
SZ v. 08.05.2003

„Go in Ali Baba! It´s all yours.“

Tatort Bagdad: Augenzeugen berichten, dass amerikanische Soldaten den Plünderern der irakischen Museen - im Wortsinn - Tür und Tor geöffnet haben sollen. Das Beutegut wurde oft noch am selben Tag auf offener Straße verkauft.

"...Das überraschendste Detail in allen Schilderungen aber war die Behauptung, dass die amerikanischen Soldaten oft erst die Plünderungen ermöglichten, indem sie gut gesicherte Tore aufbrachen oder aufschossen und dann die Umstehenden aufforderten zu plündern: „Go in, Ali Baba, its yours!“ –, hätten ihnen die Amerikaner zugerufen, so irakische Augenzeugen. „Ali Baba“ sei unter den Amerikanern geradezu ein Sammelbegriff für plündernde Iraker geworden. Ein Mitarbeiter des UN-Entwicklungsprogramms beobachtete, dass Amerikaner in die Technische Universität eindrangen, Computer öffneten und die Festplatten an sich nahmen, bevor sich die Plünderer ans Werk machten."

http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/973/10963/

die amerikanischen truppen vor ort haben also nicht nur bewußt weggesehen, sie haben den plünderungen sogar vorschub geleistet, in dem sie selber "hand" anlegten.
 

truth-searcher

Großmeister
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Aber doch nicht die Amerikaner! Die würden sowas doch nieeee tun!

Sie wollten doch nur die Welt vor Saddams schrecklichen Massenvernichtungswaffen befreien!

:evil:

Hmm, bin mal neigierig, ob der neue US-Befehl, auf Plünderer ohne Vorwarnung zu schiessen auch für amerikanische Plünderer gilt....

Aber das sind ja bestimmt Saddams Handlanger, die sich als Amerikaner verkleidet haben, stimmts?

stealgold.gif


Grüsse,
truth-searcher
 

fumarat

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Nun sind die irakischen Museen geplündert und die neue mesopotamische Geschichte wird geschrieben.

Gerade beginnt im Metropolitain Museum of Art von New York eine Spezialausstellung: "Art of the First Cities"
http://www.metmuseum.org/home.asp

Gerade rechtzeitig nach der Eroberung des Iraks eine Austellung. Die Planung des Ausstellungsprogramms erfolgt über mindestens 6 Jahre im Vorraus. Ein Zufall?

The remarkable flowering of the world's earliest civilizations some 5,000 years ago in Mesopotamia—present-day Iraq—is the focus of a landmark exhibition on view at The Metropolitan Museum of Art through August 17, 2003....

"Current events have focused the eyes of the world on Iraq—known in ancient history as Mesopotamia, the very region that 'Art of the First Cities' considers," he continued. "The exhibition is a timely reminder of the innumerable and immeasurable cultural and artistic contributions that come from this land, so rightly called the 'cradle of civilization.' The public presentation of art from Mesopotamia in an institution such as the Metropolitan is of the utmost significance in this difficult period. It expresses our recognition of the vital role the region played in the progress of human history, the vulnerability of its cultural monuments in the present day, and our fervent hopes for its bright future."

Grüße fumarat
 
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