Organspende-Für und Wider

Bist du bereit, Organe zu spenden?

  • ja, uneingeschränkt

    Stimmen: 0 0,0%
  • ja für nahe Angehörige

    Stimmen: 0 0,0%
  • unentschieden

    Stimmen: 0 0,0%
  • nein aus religiösen Gründen

    Stimmen: 0 0,0%
  • nein aus anderen Gründen

    Stimmen: 0 0,0%

  • Umfrageteilnehmer
    0

Simple Man

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Kann es sein, dass diese Entscheidungslösungs-Initiative mal wieder höchst überflüssig ist? Schaut man sich nämlich das Transplantationsgesetz an, steht da in Paragraph 2:
(1) Die nach Landesrecht zuständigen Stellen, die Bundesbehörden im Rahmen ihrer Zuständigkeit, insbesondere die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, sowie die Krankenkassen sollen auf der Grundlage dieses Gesetzes die Bevölkerung über die Möglichkeiten der Organ- und Gewebespende, die Voraussetzungen der Organ- und Gewebeentnahme und die Bedeutung der Organ- und Gewebeübertragung einschließlich einer möglichen medizinischen Anwendung von aus Geweben hergestellten Arzneimitteln aufklären. Sie sollen auch Ausweise für die Erklärung zur Organ- und Gewebespende (Organ- und Gewebespendeausweise) zusammen mit geeigneten Aufklärungsunterlagen bereithalten. Die Krankenkassen und die privaten Krankenversicherungsunternehmen stellen diese Unterlagen in regelmäßigen Abständen ihren Versicherten, die das sechzehnte Lebensjahr vollendet haben, zur Verfügung mit der Bitte, eine Erklärung zur Organ- und Gewebespende abzugeben.
 

Themis

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Vorausgesetzt man lässt sich nicht z.B. irgendwo in Osteuropa oder meinetwegen China entführen, sollte es kein Problem sein, seine Organe mit ins Grab zu nehmen, wenn man es denn so wünscht. Und das finde ich auch gut so, denn jeder Mensch sollte die Autonomie über seinen Körper behalten. Ich halte jedenfalls nichts von einer automatischen Organspende, wenn man diese nicht expliziet ablehnt, auch wenn ich es bisher noch nie miterlebt hatte, dass bei einem Patienten mit Verweiss auf seinen Organspenderausweis lebensrettende Maßnahmen vorzeitig eingestellt wurden.

Die gesetzlichen Vorlagen zur Organentnahme nach dem Ableben sind zum Glück in Deutschland sehr eng gesteckt und streng. Es kommen ohnehin viele Menschen aufgrund von bestehenden Erkrankungen als Spender nicht in Frage.

Was meine Meinung betrifft, hätte ich, wenn ich mal unerwartet, z.B. bei einem Verkehrsunfall, versterben sollte, keine Probleme mit einer Organentnahme.

Das allgemeine Problem ist, dass es zum einen wie o.e. falsche Vorstellungen vom Prozess der Organspende gibt, und dass es im menschlichen Naturell liegt, den Gedanken an den Tod vermutlich aus einem Selbstschutz heraus zu ignorieren. Selbst Menschen mit fortgeschrittenem Krebsleiden und deren Angehörige sind nicht selten überrascht, wenn der Sterbeprozess einsetzt. Wie will man da einem 20-jährigen, wohlmöglichen hedonistisch veranlagten Menschen oder jemandem mit einer langfristigen, lebensbejahenden Zukunftsplanung Vorwürfe machen, wenn er mitten im Leben stehend keinen Spenderausweis mit sich trägt?

Anders denke ich da z.B. über Patientenverfügungen. Diese sind vereinfacht oft nur auf wenige Zeilen nach dem Motto: "ich möchte bei Verlust meines freien Willens und Bewusstseins lebensverlängernden Maßnahmen nicht unterzogen werden" beschränkt und geben nicht die vielfältigen Situationen wieder, in welchen sich der Patient ggf. befinden könnte. Nicht immer sind supportive Therapien wenn überhaupt mit Leidensverlängerungen verbunden.
Es gibt eine Studie (ich weiss jetzt leider nicht, wie diese hiess oder an welcher deutschen Uni diese durchgeführt wurde) bei welcher eine größere Gruppe von locked-in Patienten nach ihrem "Erwachen" befragt wurden. Einhellige Aussage war u.a., dass diese Menschen, obwohl sie in einer Art "Wachkoma" lagen am Leben hingen und für sich subjektiv das Gefühl von Lebensqualität verspürt hatten. Werde mal schauen, ob ich da etwas zu finden kann, zumal ich gestehen muss, dass ich nicht mehr den genauen Text im sinn habe.

Jedenfalls ist das eine schwierige Entscheidung, die jeder nur für sich treffen kann. Deswegen finde ich die aktuelle Diskussion zumindestens dahingehend gut, dass sich viele Menschen Gedanken zu dem Thema "Organspende" machen.
 

sercador

Meister
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dkR, Mod
 

Themis

Erleuchteter
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Simple Man schrieb:
Kann es sein, dass diese Entscheidungslösungs-Initiative mal wieder höchst überflüssig ist? Schaut man sich nämlich das Transplantationsgesetz an, steht da in Paragraph 2:

Nicht mehr ganz neu die Meldung, aber dennoch...
Die Gesundheitsminister der Länder beschlossen bei ihrer Jahreskonferenz (GMK) am 30. Juni in Frankfurt am Main einstimmig die Forderung, die derzeitige sogenannte Zustimmungslösung durch eine Erklärungslösung abzulösen. Bei diesem Modell sollen alle Bürger ausdrücklich gefragt werden, ob sie Organe spenden wollen oder nicht. Die Menschen sollen bei der Erklärungslösung zu einem bestimmten Zeitpunkt über eine Organspende informiert werden, um sich daraufhin dafür oder dagegen zu entscheiden. Zudem soll die Möglichkeit bestehen, sich vorerst nicht festzulegen. In diesem Fall würden die Ärzte bei einem Hirntod wie bisher die Angehörigen fragen. Die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin Malu Dreyer (SPD) sagte, sie hoffe, dass die Entscheidung die Diskussion auf Bundesebene voranbringe. Die ebenfalls diskutierte Widerspruchslösung fand bei der GMK keine Mehrheit.

Einer Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zufolge fühlt sich die Hälfte der Deutschen nicht ausreichend informiert über das Thema. Drei Viertel der Befragten wären grundsätzlich bereit, nach dem Tod Organe zu spenden, aber nur ein Viertel gab an, die Zustimmung dokumentiert zu haben. AFP/nsi
http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?src=heft&id=97285
Die Menschen sollen ausdrücklich nach ihrem Einverständnis gefragt werden. Das wird heute so nicht praktiziert.
 

Simple Man

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Gut, das wird nicht so praktiziert, aber würde das Transplantationsgesetz das nicht schon erlauben? Im Gesetz steht ja:
Die Krankenkassen und die privaten Krankenversicherungsunternehmen stellen diese Unterlagen in regelmäßigen Abständen ihren Versicherten, die das sechzehnte Lebensjahr vollendet haben, zur Verfügung mit der Bitte, eine Erklärung zur Organ- und Gewebespende abzugeben.
 

hives

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Da der aktuelle Organspende-Skandal in Deutschland und auch internationale Entwicklungen an Board offenbar noch nicht diskutiert wurden, verlinke ich im Folgenden mal ein paar Artikel:

SPIEGEL: Transplantationen: Skandal erschüttert Vertrauen in Organspende

ZEIT: Organspende-Skandal - Göttinger Klinik stellt weiteren Transplantationsarzt frei

FAZ: Organspende-Skandal - Defizitäres System

FR: Organspende-Skandal - Medizinische Manipulationen

ZEIT: Göttinger Klinikum - Politiker fordern Konsequenzen aus Organspende-Skandal

Ist das nur die Spitze des Eisbergs? Welche Befürchtungen, evtl. auch in puncto anderer themenbezogener Vergehen, sind berechtigt bzw. realistisch? Und wie wird sich das alles mittel- bis langfristig auf die Spendenbereitschaft auswirken?

Abschließend noch ein paar Artikel zum Schwarzmarkt weltweit und speziell zur Veränderung der Situation in Europa:

Telegraph: Illegal organ trade on the rise, say world health experts

Asia One: Illegal organ trade on the rise in crisis-hit Europe

NYT: Black Market for Body Parts Spreads Among the Poor in Europe

Turkish Weekly: Region in Centre of International Organ Trafficking
 

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