kürzung des lehrlingsgehaltes

forcemagick

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ludwig georg braun präsident des deutschen industrie und handelskammertags ist der ansicht, dass 270 euro ausbildungsvergütung ja durchaus genügen.

"Die Welt". Er rechtfertigte seinen Vorstoß damit, dass so mehr Lehrstellen finanziert werden könnten. "Eine Ausbildungsvergütung von bis zu 800 Euro ist für viele Betriebe einfach zu hoch."

allerdings muss man ja doch bedenken, dass man auch als jugendlicher nicht allein von luft und liebe lebt, dass nicht alle auszubildenden unter 18 sind und für die auszubildenden meist der beginn ihrer ausbildung auch der beginn ihrer selbstständigkeit ist, die allerdings ist mit 270 euro heutzutage nur schwerlich zu bewerkstelligen.

natürlich sollte man ausserdem berücksichtigen, dass auszubildende ja nicht einfach eine belastung für den betrieb darstellen sondern durchaus schon nach relativ kurzer zeit produktive mitglieder des betriebs sind, immer mehr kompetenz erwerben und immer mehr zu normal qualifizierten mitarbeitern werden und meist spätestens im letzten lehrjahr durchaus günstige fachkräfte darstellen.

um so günstiger wären diese kräfte natürlich mit einer solchen ausserordentlich niedrigen vergütung.

Braun forderte zudem flexiblere Arbeitszeiten für Jugendliche. "Die Arbeitszeiten müssen den Bedürfnissen der Branchen besser angepasst werden." Es ergebe keinen Sinn, dass eine 17-jährige Restaurantfachfrau um 22.00 Uhr gehen müsse, "wenn noch alle Tische besetzt sind", sagte der DIHK-Präsident.

den gedanken hinter dieser regelung sieht braun natürlich nicht.

eine verringerung der ausbildungsvergütung würde natürlich auch bedeuten, dass sozialabgaben wegbrächen was zu einer belastung des bundeshaushaltes führen würde,

einerseits verlangt man auch von den auszubildenden mehr flexibilität, erwartet, dass sie schon mal hundert kilometer am tag reisen um zu ihrer ausbildungsstelle zu kommen, auf der anderen seite sollen sie aber mit verkürztem lehrlingsgehalt leben.
genügend auszubildende haben keine stelle heimatnah gefunden und sind gezwungen in eigenen wohnungen zu leben, da es eben nicht mehr praktikabel ist täglich zur ausbildungsstelle und zurück zu reisen, doch mit einer verkürzung der ausbildungsvergütung stiege natürlich auch der betrag nötiger förderungen durch das arbeitsamt also wieder der öffentlichkeit so dass diese azubis sich kost und logie leisten können.

es würde mich nicht wundern, wenn so mancher auszubildender bei einer solchen sparsamen entlohnung für seine leistung schlicht keine sonderliche motivation mehr verspüren würde.

aus meiner eigenen ausbildungszeit kann ich sagen, dass ich für den betrieb keineswegs eine belastung war sondern einen grossteil der anfallenden arbeit erledigt habe ( nicht etwa, dass nach meiner berufsschulphase die arbeit in irgendeiner form erledigt worden wäre... nein ich fand schlicht mehr auf meinem schreibtisch vor bei einer halbierung meiner ausbildungsvergütung hätte ich mit dieser vergütung meine fahrtkosten zum betrieb bestreiten können und hätte dann noch ein taschengeld übrig gehabt von dem ich mit sicherheit nicht mehr als eine woche über die runden gekommen wäre )

ich hoffe dass diese forderung nicht zur realität wird.
 

_Dark_

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meiner meinung nach ist das mal wieder eine absolute schwachsinnsidee.. so müll, grade bei den leuten zu sparen, die das land mal tragen müssen

270€ sind einfach zu wenig, das ist nicht mehr als ein zivi verdient, umgerechnet also ein stundenlohn von ca. 0,75€..
und ich wohne zu hause, bekomme noch so geld und kann mir nicht vorstellen, wie man davon auch nur irgendwie leben kann.. miete gibts für den kerl wohl nicht :? ganz abgesehen natürlich von einem auto, verpflegung u.ä.

nein, das kann es wohl kaum sein
 

dkR

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Tja, mehr arbeiten, weniger verdienen. :?
Wer, wenn nicht junge Leute mit zu viel Geld, betreiben überhaupt noch sowas wie Konsum?
 

forcemagick

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man geht wohl offenbar davon aus, dass junge menschen ja weiter heiter konsumieren würden und dass nun die eltern und grosseltern verstärkt in die tasche langen könnten... doch die zeiten in denen eltern und grosseltern grosse summen frei haben dürften wohl auch immer mehr der vergangenheit angehören.

das ist natürlich ein weiterer aspekt der misere, dass sollte sich diese forderung durchsetzen wieder einmal konsumenten im grossen stil wegfallen, was ja bekanntlich für die wirtschaft nicht all zu rosig sein kann...

wem hilft es also, wenn theoretisch mehr ausbildungsplätze geschaffen werden können, aber gleichzeitig wieder mehr betriebe in not geraten weil eben weitere konsumenten fehlen.
 

Pain

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Moin

ludwig georg braun schrieb:
"Eine Ausbildungsvergütung von bis zu 800 Euro ist für viele Betriebe einfach zu hoch."
Dem kann ich mich als jemand der bei einem Kleinbetrieb auf der ausbildenden Seite steht allerdings nur anschließen. Ich kenne Verkäufer im Einzelhandel die nicht wesentlich mehr verdienen wenn sie ausgelernt haben. Zudem ist es noch nicht so lange her, dass für vielerlei Ausbildungen bezahlt werden musste und in sozialen oder medizinischen Berufen ist es häufig immernoch so (Erzieher, Heilerzieher, Krankengymnasten, Ergotherapeuten etc ... )

forcemagick schrieb:
es würde mich nicht wundern, wenn so mancher auszubildender bei einer solchen sparsamen entlohnung für seine leistung schlicht keine sonderliche motivation mehr verspüren würde.

Dann stimmt aber die Grundmotivation nicht. Sicherlich ist es nicht schlecht etwas Geld in der Hand zu haben aber tatsächlich dient eine Ausbildung doch eher dem qualifizieren als dem Geld verdienen. Geld verdienen kommt danach ...

bis demnäxt

Pain
 

Trasher

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Von 270 Euro kann man, mal abgesehen von den neuen Bundesländern, gerade so ein Zimmer bezahlen, zum Essen und Leben bleibt da nicht mehr viel übrig.
Ich weiß nicht, wie der Mann sich das vorstellt. :O_O:
 

Sensoe

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also ich hab im 4. Lehrjahr meiner Ausbildung umgerechnet ca. 230€ bekommen.(als Zentralheizungs- und Lüftungsbauer)
Dafür bin ich sogar auf Montage gefahrn und habe unbezahlte Überstunden geleistet.
Warum?Lehrjahre sind keine Herrenjahre...

Und wie schon im StudiengebührenThread erwähnt...Studenten bekommen überhaupt keine Vergütung.
 

forcemagick

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naja sensoe das mag schon sein, dass es einige ziemlich happig getroffen haben mit ihren ausbildungsvergütungen.. ich finde 230 schon arg übel...
wie du das gemacht hast ist mit ein rätsel... ich nehme an du hast derweil bei deinen leuten gelebt.. oder hast du zusatzgelder bekommen?

du sagst ja auch selber, dass du umgerechnet so um die 230 euro bekommen hast, das heisst du hast zu dm zeiten gelernt, da muss man denke ich auch berücksichtigen, dass die preisstrukturen schon ein bisschen anders waren als jetzt wo man für 270 halt in den sältensten fällen noch ein zimmer kalt bekommt.

und es ist schon richtig, dass studenten nichts bekommen ( mal von bafög abgesehen und das ist auch nicht grad viel ) aber ich finde halt, dass man eine unschöne situation nicht besser macht indem man eine andere situation noch verschlechtert.

lehrjahre sind keine herrenjahre, aber sklavenjahre sinds halt auch nicht.
 

Sensoe

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Naja,wie Pain schon schrieb.
Man absolviert eben in den seltensten Fällen ne Lehre um "Geld zu verdienen" sondern um ne gewisse Qualifikation zu erlangen.

Und so manche Sachen die ich in meiner Lehre buchstäblich lernen mußte,sind für mich mittlerweile unbezahlbar,vor allem auf menschlicher Ebene. :wink:

Wobei ich allerdings sagen muß dass ich es auch für nicht zumutbar erachte damit ne Wohnung oder ähnliches zu finanzieren.
Aber bei dem "Durchschnittslehrling" der bis zur Gesellenprüfung bei Mutti lebt,seh ich da nich die Probleme mit "nur" 270€ auszukommen.
 

Agarthe

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Ich glaube, dass der Herr Braun auf die Elternliebe spekuliert, wenn er sowas von sich gibt. Dann eben keine Selbständigkeit vor dem 21. Lebensjahr (wollen wir mal nicht unterschlagen, dass viele Lehrlinge inzwischen Abiturienten sind) bzw. vor dem 26./27. Lebensjahr für den werdenden Akademiker.

Letztenendes wird die Geldlast im grossen Stil auf die Schultern der Eltern umgelegt. Mein Beileid.
 

forcemagick

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Sensoe schrieb:
Wobei ich allerdings sagen muß dass ich es auch für nicht zumutbar erachte damit ne Wohnung oder ähnliches zu finanzieren.
Aber bei dem "Durchschnittslehrling" der bis zur Gesellenprüfung bei Mutti lebt,seh ich da nich die Probleme mit "nur" 270€ auszukommen.

jaja nur ;) ich z.b. habe nicht mehr zuhause gelebt zur zeit meiner ausbildung ... nicht mal mehr in der gleichen stadt.. und wie ich weiter oben schon schrieb.. einerseits sollen die leute flexibel sein und sich vielleicht auch lehrstellen im anderen bundesland suchen, andererseits sollen die eltern bzw. die gesellschaft dann für die kosten aufkommen während der betrieb.. tja.. spart..

sicherlich lernt man so einiges in der ausbildung ;) deswegen geht man ja hin ;) ... aber der faktor geld verdienen ist dabei nicht unbedingt zu vernachlässigen...

seien wir ehrlich.. in einer gesellschaft in der alles geld kostet braucht man es halt nun mal, das geld ;) ...

und sind wir ehrlich.. was passiert denn wenn die eltern sagen "wir haben das geld nicht um dir das zu finanzieren, dass du von nrw nach bw ziehst für eine ausbildung" .... wird der staat das dann finanzieren müssen oder werden die jungen leute dann halt einfach nicht wegziehen?

es ist wie gesagt ja schon schlimm genug, dass studieren nicht so ohne weiteres unabhängig vom finanziellen status möglich ist, aber soll das jetzt mit der ausbildung auch noch so werden?

in anbetracht der stark gestiegenen lebenshaltungskosten kommen mir da schon starke zweifel an der sinnhaftigkeit des vorschlags...
 

Sheri

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Ich verstehe die Aufregung ehrlich gesagt nicht so ganz.
Vor 4 Jahren zu DM Zeiten war es schon enorm viel, wenn ein Lehrling 900 Mark vergütet bekam in der Ausbildung.
Banklehrlinge waren ja die Geldsäcke unter den Lehrlingen und bekamen im 3. Jahr 1100 Mark oder so.

In der Lehre soll was gelernt werden und nicht Geld verdient.
Da soll der Betrieb noch dick Kohle abdrücken UND auch noch die nächste Dumpfbacke der Klingeltongeneration ausbilden?
Also ne echt, ich glaube die Ansprüche sind völlig überzogen.

Studenten werden auch nicht fürs Lernen bezahlt und die 3 popeligen Lehrjahre kann man noch bei den Eltern wohnen bleiben und muss auch kein eigenes Auto haben.
Wenn man ausglertn hat ist man im Schnitt 21, DANN kann man anfangen Geld zu verdienen..sofern man gut was gelernt hat in der Lehre, gell :p
 

Trasher

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Sheri schrieb:
...und die 3 popeligen Lehrjahre kann man noch bei den Eltern wohnen bleiben und muss auch kein eigenes Auto haben.
Du gehst davon aus, dass die Lehrstelle vor der Haustür liegt. Eine Annahme, die in den meisten Fällen wohl nicht zutreffend ist.
 

forcemagick

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Sheri schrieb:
I
Da soll der Betrieb noch dick Kohle abdrücken UND auch noch die nächste Dumpfbacke der Klingeltongeneration ausbilden?

ach so ja eben ;) ... sind ja eh nur dumpfbacken.. daran hab ich jetzt gar nicht gedacht .. .das ist ein schönes argument ;) ...

Studenten werden auch nicht fürs Lernen bezahlt und die 3 popeligen Lehrjahre kann man noch bei den Eltern wohnen bleiben und muss auch kein eigenes Auto haben.

na mal davon abgesehen, dass azubis ja durchaus leistung bringen für ihr geld... ich kenne genug betriebe in denen die azubis definitiv unverzichtbar sind.. das mag natürlich auf die grösse des betriebes ankommen, aber ich denke da jetzt mal an einen laden mit vielleicht vier mitarbeitern... ich habe in so einem ding gelernt... und ich habe gearbeitet und nicht nur kaffee gekocht oder irgendjemandem über die schulter geguckt.

und sein eigenes auto haben muss man dummerweise nach möglichkeit schon vor allem, wenn man sonst nicht zu seiner stelle kommt oder schlicht nicht zeitnah... versuch das bitte mal mit öffentlichen verkehrsmitteln... fahr da mal 80 kilometer durch irgendwelche nester und versuch da vernünftige verbindungen zu bekommen.. es ist ja nicht so dass wir alle in verkehrstechnisch gut erschlossenen metropolen leben.

ich jedenfalls hatte damals glück, dass mein arbeitgeber mir die möglichkeit gab meine ausbildung zu machen obwohl ich eine stunde am tag weniger da war.. verzichtet hab ich dafür auf die mittagspause und hab mir arbeit mit nach hause genommen.. doch das kann man dummerweis auch nicht von jedem verlangem..

wie sollte ein kfz-mechaniker-lehrling seine arbeit mit nach hause nehmen?

Wenn man ausglertn hat ist man im Schnitt 21, DANN kann man anfangen Geld zu verdienen..sofern man gut was gelernt hat in der Lehre, gell :p

komisch .. in meiner berufsschulklasse waren die meisten schon etwas älter als sie angefangen haben, weil man ja auch nicht gleich nach verlassen der schule eine lehrstelle bekommt heutzutage... und sofern man gut was gelernt hat kann man sich hinterher trotzdem gut mit den anderen auf der strasse treffen, weil man ja schließlich gleich nach bestehen der abschlussprüfung seinen vertrag verliert und meistens keinen neuen mehr angeboten bekommt.
 

Ein_Liberaler

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Das Problem sind wohl die kleinen Betriebe, denen die fertigen Gesellen von den Großen weggeschnappt werden. Für die Kleinen lohnt sich das Ausbilden nicht mehr, wenn es so teuer ist. Eine Möglichkeit wären Ausbildungsverträge, die den sofortigen Wechsel nach der Lehre verbieten, die andere eben eine niedrigere Vergütung.

Und 800 € werden ja wohl die absolute Ausnahme sein. Was beigebracht bekommen und noch 800 € auf die Hüppe, ich glaub, mich tritt ein Pferd!

Ansonsten kann ich mich nur dem Vergleich mit Studenten anschließen. Ein Auto muß für einen Lehrling nicht sein, und eine eigene Wohnung auch nicht. Früher gab es Wohnheime für Lehrlinge, das war auch nicht verkehrt.
 

Ellinaelea

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...

hm, ich hatte in meinem ersten Lehrjahr 180.- sFr und im zweiten 220.- (1979/80) Muss allerdings sagen, dass ich meine Lehre im Viersternhotel. also Hotelfach, gemacht habe und im gleichen Haus auch Kost und Logis hatte.

Ich seh es aber schon auch so, dass man etwas lernt, um etwas zu Können und erst wenn man sich das Können angeeignet hat, arbeitet, um zu verdienen. Alles vorher ist eher sowas wie ein Taschengeld.

Wenn jemand eine Lehre erst mit zwanzig und später anfängt, kann man wohl kaum dem Staat die Schuld dafür in die Schuhe schieben.

Ein Lösungsansatz könnte sein, dass man Zuschüsse bekommt, wenn man eine Lehrstelle annimmt, wo man nicht mehr zu Hause oder eben im Betrieb wohnen kann.

Alles in allem wär ich eh für mehr Zusammenhalt in den Familien. Warum muss man das Volk in gestapelte Wohnsilos wie in Sardinenbüchsen abfüllen? Wären nicht Häuser mit ganzen Generationen viel besser? Dann kann die Oma auf die Kids aufpassen, anstatt dass man noch einen Kindergarten bezahlen muss, weil beide Eltern berufstätig sind.

Als jemand, der in seiner Kindheit jedes Jahr viele Monate mit Eltern UND Grosseltern gelebt hat, kann ich das nur empfehlen. Die Weisheit der Erfahrung ist nicht zu unterschätzen. Auch wenn sie in manchem erst später Früchte trägt :)
Ich wage die Vermutung, dass der Staat Grossfamilien wegen zuviel gemeinsamem Kampfgeist fürchtet. So sitzt jeder allein in seinem Sardinenbüchschen und glotzt sich per Fernsehen das Hirn aus dem Kopf. Das macht ihn für den Staat pflegeleicht, abhängig und einfach zu manipulieren.
Die Mentalität des einsamen Einzelkämpfers hat leider längst überhand genommen. Man traut niemandem mehr, ausser sich selbst. Aber Familienzerstückelung ist ja in - nur nennt man es halt Selbständigkeit. Die ziehen euch den Boden unter den Füssen weg und keiner merkts. Und nach der Arbeit gehts wieder brav zurück in die Zelle der Einzelhaft!
 

forcemagick

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Re: ...

Ellinaelea schrieb:
hm, ich hatte in meinem ersten Lehrjahr 180.- sFr und im zweiten 220.- (1979/80) Muss allerdings sagen, dass ich meine Lehre im Viersternhotel. also Hotelfach, gemacht habe und im gleichen Haus auch Kost und Logis hatte.

nun aber um die 200 franken um 1979/80 sind doch was ganz anderes als weniger als 300 euro im jahre 2005 zumal wenn man eben freie kost und logis hat im gegensatz zu eben schaun wo man bleibt

Ich seh es aber schon auch so, dass man etwas lernt, um etwas zu Können und erst wenn man sich das Können angeeignet hat, arbeitet, um zu verdienen. Alles vorher ist eher sowas wie ein Taschengeld.

hmmm.... nur dann muss ich auch ehrlich sagen, dann sollten auszubildende auch ihren schwerpunkt in der reinen schulung haben und nicht als billige arbeitstiere eingesetzt werden... ich habe in meiner ausbildungszeit geackert und habe ganze projekte im alleingang durchgezogen und habe nicht etwa hauptsächlich etwas beigebracht bekommen...


Wenn jemand eine Lehre erst mit zwanzig und später anfängt, kann man wohl kaum dem Staat die Schuld dafür in die Schuhe schieben.

eben... deswegen frage ich mich weshalb der staat mittels unterstützung einspringen soll... mit vernünftigen ausbildungsvergütungen wäre der staat ja nicht in der verlegenheit zu unterstützen

Ein Lösungsansatz könnte sein, dass man Zuschüsse bekommt, wenn man eine Lehrstelle annimmt, wo man nicht mehr zu Hause oder eben im Betrieb wohnen kann.

;) ja eben... siehste ;) das mein ich ;) ..

Alles in allem wär ich eh für mehr Zusammenhalt in den Familien. Warum muss man das Volk in gestapelte Wohnsilos wie in Sardinenbüchsen abfüllen?

nun ja... da wohnraum leider sehr teuer ist ist es natürlich schwierig... das ist teil der situation... es ist nicht wirklich attraktiv zu 5 oder zu 6 auf 70 quadratmetern zu sitzen.
aber auf der anderen seite würde ich es auch begrüssen, wenn familien stärker betont werden könnten und sich jede familie ein häuschen leisten könnte in dem man zusammenleben kann über mehrere generationen.

Wären nicht Häuser mit ganzen Generationen viel besser? Dann kann die Oma auf die Kids aufpassen, anstatt dass man noch einen Kindergarten bezahlen muss, weil beide Eltern berufstätig sind.

wär günstiger und schön... aber siehe weiter oben...

Als jemand, der in seiner Kindheit jedes Jahr viele Monate mit Eltern UND Grosseltern gelebt hat, kann ich das nur empfehlen. Die Weisheit der Erfahrung ist nicht zu unterschätzen. Auch wenn sie in manchem erst später Früchte trägt :)

ich habe auch viel zeit bei meinen grosseltern zugebracht.. war eine tolle zeit und hat mir sicherlich auch einiges gebracht... es war sicherlich der bessere kindergarten...

Ich wage die Vermutung, dass der Staat Grossfamilien wegen zuviel gemeinsamem Kampfgeist fürchtet. So sitzt jeder allein in seinem Sardinenbüchschen und glotzt sich per Fernsehen das Hirn aus dem Kopf.

hier unterstelle ich nicht mal so viel absicht, aber die wirkung dürfte wohl diese sein

Das macht ihn für den Staat pflegeleicht, abhängig und einfach zu manipulieren.
Die Mentalität des einsamen Einzelkämpfers hat leider längst überhand genommen. Man traut niemandem mehr, ausser sich selbst. Aber Familienzerstückelung ist ja in - nur nennt man es halt Selbständigkeit. Die ziehen euch den Boden unter den Füssen weg und keiner merkts. Und nach der Arbeit gehts wieder brav zurück in die Zelle der Einzelhaft!

das ist schon richtig... aber zum glück bleibt ja nach arbeit und rückpendeln nicht mehr viel zeit zum nachdenken :twisted:
nein aber es ist schon richtig... diese ego und ellenbogengesellschaft ist eine entwicklung in eine unerfreuliche richtung... was passiert wenn egoisten und ellenbogenmenschen wiederum die nächste generation von egoistischen ellenbogenmenschen erziehen erleben wir ja immer mehr...
 

addelinsky

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Oje oje oje,
was will man sich denn noch alles einfallen lassen um die Talfahrt von Deutschland aufzuhalten? Jetzt sollen also die Lehrlinge zur Kasse gebeten werden. Was ist das nächste, ach ja die Rentner. Da könnte man doch auch gleich eine (natürlich sehr niedrige!) Einheitsrente einführen. Und das (noch) arbeitende Volk? Ja, da geht es vielleicht auch, nämlich das Bauarbeiter, Bürokaufleute, Industriearbeiter und so weiter alle ein und denselben Lohn bekommen :twisted:. Leute merkt Ihr´s noch? Wenn der Lehrlingslohn vereinheitlicht wird, werden noch weniger eine Ausbildung anstreben, sondern gleich als Hilfs- und Gelegenheitsarbeiter ihr Dasein fristen. Ich habe es damals schon miterlebt während meiner Ausbildung zum Maurer (1979 - 1982, Anm. d. Verfassers :) ), dass sehr viele die Lehre abgebrochen haben. Der letzte sogar nur 2 Monate vor Ausbildungsende, weil er - statt die Gesellenprüfung zu machen - lieber einen Job als Gabelstaplerfahrer annahm. Und vor nunmehr 5 Jahren, nach meiner Umschulung zum Bürokaufmann war es genau so. Verdammi, mit 18, 19 Jahren will man hinaus ins Leben. Und dazu gehört Geld. Das ist doch auch das Geld, dass sooooo dringend im Wirtschaftskreislauf gebraucht wird. Und wenn dieser Einheitsbrei dann kommt, und der Lehrling nicht genug zum ausgeben (leben) hat, dann geht er eben so jobben und pfeift darauf einen Gesellenbrief zu haben. Und das führt nur wieder dazu den bereits oft für den in der Zukunft prognoszierten Facharbeitermangel zu bestätigen.
Bis neulich.
Gruß addelinsky
 

Pain

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addelinsky schrieb:
Leute merkt Ihr´s noch? Wenn der Lehrlingslohn vereinheitlicht wird, werden noch weniger eine Ausbildung anstreben, sondern gleich als Hilfs- und Gelegenheitsarbeiter ihr Dasein fristen.

Najo ... möglicherweise wird sich auch die Situation für einige verbessern ...

Neufassung des Altenpflegegesetzes schrieb:
der Träger der praktischen Ausbildung hat [...] eine angemessene Ausbildungsvergütung zu zahlen [...]
http://217.160.60.235/BGBL/bgbl1f/bgbl103s1690.pdf

was "angemessen" ist ... das liegt mal im Auge des Betrachters. Ich kenne Leute, die wären froh über 270 Euro.

Und wie ich vorher schon geschrieben habe, wer seine Ausbildung wegen des Geldes abbricht, hat die verkehrte Grundmotivation.

bis demnäxt

Pain
 

Sheri

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Also wenn ich ne Firma hätte würde ich auch keinen Lehrling ausbilden wollen, den ich noch genauso bezahlen soll wie eine fertige Kraft dafür dass ich ihn ausbilde :roll:
Wär ich ja schön blöd.

Lehrlingsgehalt war noch nie mehr als ein eigtl Unkostenbeitrag. Wenns mehr war als das hat man Schwein gehabt.
 
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