Islam und Demokratie

Campodecriptana

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Sie sehen gut aus, sind gebildete Leistungsträger – Ärzte, Ingenieure oder Literaten – doch haben sie ihre Heimatländer verlassen (müssen). Erzielen sie eine öffentliche Wirksamkeit, werden sie dort geschmäht, missachtet und solange und so weit verfolgt, wie die Macht der Herrscher reicht. Die Menschen, von denen hier die Rede ist, bilden die kritische Avantgarde derjenigen, die sich nicht in den Alltag der rigide geführten, und meist stark religiös geprägten, islamischen Staaten einfügen wollen. Da es sich um Personen mit großen Potenzialen und mancherlei Vorzügen handelt, sind wir wohl berechtigt zu sagen, dass sich eine Debatte um ein grundsätzliches Paria-Dasein der arabischen, persischen oder afrikanischen Welt verbietet. Um nichts anderes als die Fragestellung kann es demnach gehen, welche Ursachen die in diesen Staaten herrschende politische und alltägliche Kultur hat, und warum dort mangelnde Demokratiedefizite, Unfreiheiten der Wissenschaften oder die relative Rechtlosigkeit der Frauen zu konstatieren ist? Die sonst so flotten Alleswisser in den deutschen Redaktionsstuben, die rrrrrevolutionären „Volksbefreiungsideologen“ und auch die Dauerzölibatäre, „verzichten“ hier konsequent auf eine Analyse der feudalistischen und despotischen Strukturen der betreffenden Länder und somit auf die entscheidende Frage: Wie kann dort eine Art Aufklärung in Gang gesetzt werden?
Niemand hat Einwände gegen den totalitären Anspruch eines islamischen Gottesstaates deutlicher formuliert, als der im heutigen Griechenland (Saloniki) geborene Gründer der säkularen Türkei, Mustafa Kemal „Atatürk“, dessen neues, regionales Staatswesen, von Anfang an einen real existierenden Entwurf gegen großosmanische Bestrebungen verkörperte.

Er schrieb: „Die Regeln und Theorien eines alten Araberscheichs (Mohammad) und die abstrusen Auslegungen von Generationen von schmutzigen und unwissenden Pfaffen (haben) in der Türkei sämtliche Zivil- und Strafgesetze festgelegt. Sie haben die Form der Verfassung, die geringsten Handlungen und Gesten eines Bürgers festgesetzt, seine Nahrung, die Stunden für Wachen und Schlafen, Sitten und Gewohnheiten und selbst die intimsten Gedanken. Der Islam, diese absurde Gotteslehre eines unmoralischen Beduinen, ist ein verwesender Kadaver, der unser Leben vergiftet. Die Bevölkerung der türkischen Republik, die Anspruch darauf erhebt zivilisiert zu sein, muss ihre Zivilisation beweisen, durch ihre Ideen, ihre Mentalität, durch ihr Familienleben und ihre Lebensweise. Ist unsere Kleidung zivilisiert? Eine internationale Kleidung ist würdig und passend für unsere Nation, und wir werden sie auch tragen. Stiefel und Schuhe an unseren Füßen, Hosen an unseren Beinen, Rock und Krawatte, Jacke und Weste – und eine Kopfbedeckung mit Rand – diese Kopfbedeckung nennt sich Hut!" Es folgte 1925 ein Verbot „klerikaler Gewänder" - Pluderhosen und Turban – das Aufsetzen des Fes war nun ein Delikt!
„Atatürk" dazu: "Es war notwendig, den Fes abzuschaffen, der auf den Köpfen unserer Nation als ein Zeichen von Ignoranz, Fanatismus und Hass von Fortschritt und Zivilisation saß". Im Dezember 1925 wurde der Gregorianische Kalender eingeführt, die Rechnung nach dem Mondzyklus abgeschafft und der Sonntag als Ruhetag eingeführt. 1926 wurden Mann und Frau die gleichen Rechte gewährt. Mustafa Kemal im Originalton: „Unsere Frauen sind bewusste und denkende Menschen wie wir. Nachdem wir ihnen Moral und die heiligen Dinge beibrachten und ihren Kopf mit Licht und Lauterkeit erfüllten, brauchen wir keinen Egoismus mehr. Die Frauen sollen ihre Gesichter der Welt zeigen und sie sollen die Welt mit ihren Augen aufmerksam betrachten können. Dabei gibt es doch nichts zu befürchten. Friede daheim, Friede in der Welt."
 

Mina

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Wie immer man das komplexe Thema auch sehen mag, Fazit: Islam und Demokratie schließen einander aus.
Durch persönliche Erfahrungen habe ich Verständnis für beide Ansätze, finde aber trotzdem, daß wir kein Recht haben, Demokratie zwangsweise zu verordnen.
 

Fantom

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Mina schrieb:
Durch persönliche Erfahrungen habe ich Verständnis für beide Ansätze, finde aber trotzdem, daß wir kein Recht haben, Demokratie zwangsweise zu verordnen.

es gibt hier ja viele, die gegen die demokratie nörgeln, aber irgendwie kommt die immer wieder von selbst zum vorschein, siehe iran.
(jaaa ich weiß alles cia leute da . . . :roll: )
 

Mina

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Fantom schrieb:
es gibt hier ja viele, die gegen die demokratie nörgeln, aber irgendwie kommt die immer wieder von selbst zum vorschein, siehe iran.


Die schiitischen Iraner sind ein ganz anderes Volk von der Mentalität her, vom Glauben her als z.B. sunnitische Türken, bei denen sich die Ideen Atatürks (gut oder nicht gut will ich hier nicht bewerten) bis heute bei der Mehrheit der Bevölkerung nicht durchsetzen konnten.

Demokratie nach westlichem Vorbild als Nonplusultra? Da haben wir ja genug negatives Anschauungsmaterial derzeit. Ich denke, soviel Selbstkritik muß sein. Aber das wäre wieder ein anderes Thema.
 

Omni-Scii

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Demokratie und Islam?! looooooooooooooooooooooooooooool :lol: ...hahaha...ich hol mal schnell meine Freunde, alleine diese Aussage ist ein Witz! Siehe Iran!
 

nicolecarina

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die entscheidende Frage: Wie kann dort eine Art Aufklärung in Gang gesetzt werden?


genau das halte ich auch für die entscheidende frage.

und da ich außer einigen filmen über afghanistan wenig einblick in dort herrschende strukturen hatte, werde ich mich in zukunft mit dem thema auseinandersezten - die phrasendrescherei die seit dem angriff auf den irak in gang gestzt wurde löst das problem meiner meinung nach nämlich nicht nachhaltig, obwohl ich die neue debatte begrüßenswert finde.

ich glaube außerdem, dass die demokratie auf kommando nicht funktionieren kann - es ist ein prozess, der entwicklung und wachstum beinhaltet und der denke ich auch nicht wirklich abgeschlossen werden kann. selbst wir haben laut günther grass eine prädemokratische gesellschaft, da lobbyismus und wirtschaftliche interessen das nationale geschehen diktieren.

also vorsicht mit der expertenhaltung in sachen demokratie, die wir zudem durch resignation oder bequemlichkeit immer mehr verspielen. oder wer weiß tatsächlich, welchen inhalt die 300 wöchentlich verabschiedeten eu-gesetze haben, denen sich unser grundgesetz vorbehaltlos öffnet? und wieviele hier im forum kennen den verein "mehr demokratie", der sich seit jahren wirklich bundesweit und engagiert für volkabstimmungen einsetzt?

ich halte es für weitaus sinnvoller, sich islamistischen kulturen wie peter scholl-latour unvoreingenommen und mit respekt zu nähern, statt gleich die demokratie-parole zu schwingen. es wird nicht alles verwerflich sein, was in diesen kulturen gelebt wird. freilich möcht ich auch keine burka tragen, aber alles mit maß und ziel - viele afghanische frauen ziehen sie freiwillig wieder auf, weil die demokratiebringer offenbar auch keine wirklich sinnvolle neue lösung parat haben.

wie gesagt, ich melde mich wieder, so ich neue erkenntnisse gesammelt habe
 

biowolf

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Wer sagt dir,dass sie es freiwillig tun?
Sie haben nur wieder Angst,ohne Burka kann ihnen immer noch viel schlimmes passieren.
 

nicolecarina

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Sie haben nur wieder Angst,ohne Burka kann ihnen immer noch viel schlimmes passieren.

wenn das neue aber entsprechend eingeführt wird und außerdem hält was es verspricht, dann legen sich die ängste mit der zeit.

es darf beobachtet werden, wie es sich in diesem fall weiter verhält. dass ein neuer burger king nun wirklich keine angst abbeut ist mir klar. entweder haben die amis ihre symbolkraft unterschätzt oder sie haben keine andere antwort und das finde ich doch bedenklich, weil dann sollte ich besser die klappe halten und vor der eigenen tür kehren. aber ich schweife ab.
 

Killuminati

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also, dass ihr hier allgemein "islam" sagt.......denkt mal an die türkei???????das ist doch kein vergleich zu iran odaso!!!!
 

Franziskaner

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Killuminati schrieb:
also, dass ihr hier allgemein "islam" sagt.......denkt mal an die türkei???????das ist doch kein vergleich zu iran odaso!!!!

Gerade zur Türkei muss man gerechterweise schon sagen, dass die Demokratie dort von Zeit zu Zeit schon mal durch ein rigoroses Eingreifen des Militärs "erhalten" wird. Wenn zu islamistisch angehauchte Politiker die Trennung zwischen Staat und Religion angehen wollen...

Das Problem des Islam (wenn ich das mal so provozierend sagen darf) ist sein Anspruch auf sowohl die geistliche wie auch weltliche Führung. Das Problem ist meiner Meinung nach, dass die islamische Welt keine der westlichen Renaissance erlebt hat. Und dies dank fortgesetzten Demokratiedrucks aus dem Westen wohl so bald auch nicht erleben wird. Freiheitliche Gedanken erheben sich halt nicht unbedingt aus weltweitem Druck...
 

Campodecriptana

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Tur mir Leid erst heute antworten zu können, aber der CAMPO war drei Tage auf dem DKP-Pressefest mit einem Stand vertreten...

Zur Türkei ist zu sagen, dass dort allerdings die kemalitischen Kräfte immer mal wieder Rechts ODER Links in gewalttätigen Auseinandersetzungen bremsten, sodass man geneigt ist zu sagen: Das Militär hat die türkische Demokratie gesichert!

Grüße vom CAMPO
 

semball

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Campodecriptana schrieb:
Tur mir Leid erst heute antworten zu können, aber der CAMPO war drei Tage auf dem DKP-Pressefest mit einem Stand vertreten...

DKP? Deutsche Kommunistische Partei? Ihr seid mir schon welche!
:lol: :lol: :lol: :lol: :lol:

Omni-Scii schrieb:
Demokratie und Islam?! looooooooooooooooooooooooooooool :lol: ...hahaha...ich hol mal schnell meine Freunde, alleine diese Aussage ist ein Witz! Siehe Iran!

Naja, so wars doch auch mal mit dem Christentum.
Und nur weil diese fanatischen Irren deinem Volk momentan leider ziemlich in den Arsch treten, heißt das doch nicht, dass auch ein aufgeklärter, moderner Islam mit der Demokratie unvereinbar wäre.

gruss semball
 

Omni-Scii

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semball schrieb:
Campodecriptana schrieb:
Tur mir Leid erst heute antworten zu können, aber der CAMPO war drei Tage auf dem DKP-Pressefest mit einem Stand vertreten...

DKP? Deutsche Kommunistische Partei? Ihr seid mir schon welche!
:lol: :lol: :lol: :lol: :lol:

Omni-Scii schrieb:
Demokratie und Islam?! looooooooooooooooooooooooooooool :lol: ...hahaha...ich hol mal schnell meine Freunde, alleine diese Aussage ist ein Witz! Siehe Iran!

Naja, so wars doch auch mal mit dem Christentum.
Und nur weil diese fanatischen Irren deinem Volk momentan leider ziemlich in den Arsch treten, heißt das doch nicht, dass auch ein aufgeklärter, moderner Islam mit der Demokratie unvereinbar wäre.

gruss semball

Ein moderner Islam? Den Islam zu ändern ist verboten. Siehe Koran.
 

Oxigen

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Der Irak ging in diese Richtung. Mal abgesehen von der totalen politischen Kontrolle. Aber eine Frau konnte z.B. durchaus eine erfolgreiche Technikerin sein.

Es muss schon hart sein, in einem Land zu regieren, wo der CIA laufend irgendwen zu kaufen versucht. Wenn man da so lasch ist wie der Iran, dann hat man den Salat. Übrigens ist es dem CIA intern gar nicht erlaubt, einen Umsturz zu finanzieren/inszenieren. Aber nach solchen Details fragt im Amiland heute niemand mehr...
 

Omni-Scii

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Oxigen schrieb:
Der Irak ging in diese Richtung. Mal abgesehen von der totalen politischen Kontrolle. Aber eine Frau konnte z.B. durchaus eine erfolgreiche Technikerin sein.

Es muss schon hart sein, in einem Land zu regieren, wo der CIA laufend irgendwen zu kaufen versucht. Wenn man da so lasch ist wie der Iran, dann hat man den Salat. Übrigens ist es dem CIA intern gar nicht erlaubt, einen Umsturz zu finanzieren/inszenieren. Aber nach solchen Details fragt im Amiland heute niemand mehr...

Was meinst du mit "lasch"?
 

Oxigen

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Lasch in Bezug auf das Verhindern von Anwerbungen durch den CIA. Im Iran gibt es meines Wissens nur sehr wenige Polizisten. Eigentlich ist das ja ein gutes Zeichen. Bezüglich meines Irak-Einwands muss ich allerdings zugeben, dass dies trotz "weltlicherem" Islam keine Demokratie war :)
 

fumarat

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Islam und Demokratie widersprechen sich in der Tat. Jeder Moslem, der das leugnet ist ein Schwindler.

Es gibt allerdings durchaus Parallelen, zwischen islamischen Gesetzen und demokratischen Prinzipien. Den Islam allerdings deshalb als demokratisch zu bezeichnen ist sicher falsch.

Der Islam hat ganz eigene Prinzipien zur Staatsführung. Es gibt derzeit allerdings kein Beispiel für einen modernen islamischen Staat. Auch den Iran zähle ich hier nicht dazu.

Grüße fumarat
 

Ararat

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Niemand hat Einwände gegen den totalitären Anspruch eines islamischen Gottesstaates deutlicher formuliert, als der im heutigen Griechenland (Saloniki) geborene Gründer der säkularen Türkei, Mustafa Kemal „Atatürk“, dessen neues, regionales Staatswesen, von Anfang an einen real existierenden Entwurf gegen großosmanische Bestrebungen verkörperte.

Wusstest du mein lieber dass Atatürk ein Illuminat und Freimaurer war?
Allein sein unglaublich klingender Lebenslauf sollte einen Nachdenklich machen.
Er hat tausende von Griechen, Armeniern und hunderttausende von Kurden ermordet und zwangsdeportiert. Ich finde das hat wenig mit Demokratie zu tun. Für mich ist dieser Mann nichts weiter als ein Marionette der damaligen Westmächte gewesen, der die interessen der Siegermächte vertreten hat.
 

Giro

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Erst mal ! Wir leben in einer Zeit in der es gar kein islamisches Land gibt, es gibt Länder, in denen Menschen versuchen sich am Islam ihrer Vorfahren zu orientieren, aber immer wieder daran gehindert werden, von den eigenen, wie auch von außenstehenden Regierungen.

@Ararat
Stimme deiner Meinung über Atatürk voll zu.

Zum Thema Demokratie, für einen Moslem ist Demokratie wie ein Schiff mit 10 Kapitänen, so ein Schiff wird es noch nicht mal schaffen den Hafen zu verlassen, weil jeder eine andere Meinung hat wie und in welche Richtung man den nun los fahren sollte.

Moslems sind die wahren Globalisierungs-Gegner :wink:
 

speedywolli

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Hi,

Für mich kristallisiert sich immer klarer heraus, dass alle weltlichen und kirchlichen Führer nur Marionetten sind. Sie verhalten sich aber so geschickt, dass dies kaum einer merkt. Ihre Hauptaufgabe ist nur die Verbreitung von Angst und Unzufriedenheit. Die Hauptschuldigen sind die machthungrigen Konzerne oder Kartelle, die mit allen Mitteln versuchen, die Macht zumindest zu halten möglichst aber noch zu vergrößern. Was kommt ihnen da besser entgegen als Menschen ohne Rückgrat. Wenn doch einmal ein Politiker gewählt werden sollte, der eine eigene Meinung hat, dem könnte ja was zustoßen...

Ich habe zwar noch nicht das Buch von Macchiavelli gelesen aber der bekannteste Satz daraus ist: Der Zweck heiligt die Mittel. Ergebnis siehe unsere "Weltordnung"
 

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