IG Metall - Kleiner Diskussionsanstoss zur jetzigen Lage

Seid ihr Mitglied in einer Gewerkschaft ?

  • Nein. War ich auch noch nie.

    Stimmen: 0 0,0%
  • Nein. Ich bin ausgetreten/nichtmehr Mitglied.

    Stimmen: 0 0,0%
  • Ja. Mitglied der IG - METALL

    Stimmen: 0 0,0%
  • Ja. Mitglied einer anderen Gewerkschaft

    Stimmen: 0 0,0%
  • Lass mich in Ruhe und NEIN ich gehe in keine Gewerkschaft !

    Stimmen: 0 0,0%

  • Umfrageteilnehmer
    0

ch111a

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Ok. Hier mal was zu lesen: Ich habe bevor die Streiks losgingen bzw als es Feststand dass gestreikt wird eMail-Kontakt gehabt. Hier ein paar eMails. Ich wollte das einfach jetzt mal posten, da im Moment die Gespräche um die in Zukunft rollenden Köpfe bei der IG Metall immer lauter werden. Was denkt ihr darüber ? Wussten die Metaller nicht schon im voraus dass es nichts wird ? Steht ein Machtkampf dahinter ?

meine frage:
hallo.
ich hätte mal eine frage zu ihren streiks die heute morgen begonnen haben:

finden sie nicht auch dass diese der deutschen volkswirtschaft schaden ? vielleicht erreichen sie dadurch eine höhere beschäftigung, aber ich glaube kaum dass das außenpolitische verhältnis davon berührt wird, ich meine damit dass deutschland als standpunkt noch schlechter wird. höhere lohnnebenkosten (durch weniger arbeit -> mehr arbeiter ) macht es für einen unternehmer zu teuer jemanden einzustellen. da ich schon bei mehreren mittelstandsunternehmen gejobbt habe, habe ich dort auch einiges mitgekriegt. man stellt dann lieber nur noch aushilfen ein bevor man jemanden richtig einstelllt.
ich denke zwar dass ich mit meinen 20 jahren nicht die ahnung habe wie sie, aber immerhin hat usnere klasse in baden-württemberg den besten schnitt in bwl/vwl im abi. und ich denke dass ich da auch was gelernt habe was richtig ist.
ich finde es nur schade was sie machen, denn das ist bei weitem mehr schaden wie sie gutes verrichten !!!! nachweislich hat eine arbeitszeitverkürzung in dem maße nur negative antworten auf die noch so wichtigen fragen wie arbeitslosigkeit und passives kaufverhalten gegeben.
ich denke eine gewerkschaft mit soviel macht sollte erst einmal auf sich selber schauen, bevor sie den ersten stein schmeisst ! ich denke auch man könnte weitaus mehr erreichen wäre die ig metall nicht so stur. kompromisse sind da um sie zu machen, nicht um sie zu verstehen.
ich wäre ihnen sehr sehr dankbar würde sie mir grundlegende und wichtige gründe für den streik nennen (falls es da welche gibt), denn meiner meinung nach ist jetzt schon mehr damit kaputt gemacht worden als geholfen ! in den medien und v.a. durch die medienvertreter habe ich keinen einzigen logischen und nachvollziehbaren grund erkennen können. ich meine die argumente die in den medien fallen sind lediglich publizistisch und euphenistisch. aber wollen sie ihre mitglieder nicht zB durch logische und schlagkräftige argumente motivieren, zeigen dass kompromißbereitschaft mehr bringt als leere reden schwingen ?!
zeigen dass die ig metall macht hat und diese auch sinnvoll nutzt ?
die fdp zB hat es auf ihrem letzten parteitag deutlich gemacht, nur leider (bzw zum glück) wurden sie nicht ernstgenommen.
aber die richtung war auf jeden fall ok.
ich freue mich auf jeden fall auf ihre antwort, hoffe ich werde nicht lächerlich abgespeist und ernst genommen.

mit immerfreundlichen grüßen


********
********
********

ps: ich bin weder mitglied einer gewerkschaft noch einer partei, habe auch nicht vor irgendwo einzutreten.


kurz darauf die antwort:
Hallo,
die IG Metall ist sich durchaus bewusst, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht die günstigsten sind. Dennoch wollen wir zum jetzigen Zeitpunkt eine verbindliche Festlegung auf einen Zeitplan, der zu einer Angleichung der Arbeitszeit in Ostdeutschland führt. Der einschlägigen Presse können Sie entnehmen, dass sich die IG Metall sehr kompromißbereit gezeigt hat, nicht eine sofortige Angleichung an die "35" fordert und die betriebswirtschaftliche Situation einzelner Betriebe durchaus zu berücksichtigen bereit ist. Die Vereinbarung eines konkreten Zeitrahmens ist aus unserer Sicht aber unabdingbar. Die Arbeitgeber sind zur Zeit nicht einmal bereit, mit uns über bestimmte Zeitpunkte zu sprechen, sondern lehnen eine Angleichung generell ab. Bitte haben Sie im Blickpunkt, dass wir hier über die Bereiche Metall- und Elektroindustrie und Stahl reden, die Situation dieser Branchen ist sicherlich anders zu beurteilen, als die Gesamtsituation Ostdeutschlands.

Die Forderung nach einer konkreten Perspektive für eine Angleichung wird auch von der überwiegenden Anzahl der Beschäftigten in diesen Branchen mitgetragen.

Das Thema soll auch sicherlich nicht von der Debatte über Sozialreformen ablenken. Hier wenden wir uns, wie sie unseren Veröffentlichungen entnehmen können, nicht generell gegen Reformen, sondern gegen Veränderungen, die (wieder einmal) einseitig zu Lasten der Beschäftigten gehen.

Weitere Informationen entnehmen Sie bitte unserer Homepage unter http://www.igmetall.de/tarife/nachrichten/metall/arbeitszeit/ost.html



Mit freundlichen Grüssen

***** Stahl-Schindler
IG Metall Vorstand
-Onlineredaktion-
********, 60528 Frankfurt/M.

Tel.: ******* Fax: ********
eMail: **********@igmetall.de
Internet: www.igmetall.de

aha.... naja... *ggg* hier meine antwort:
hallo nochmals. vielen dank für ihre "antwort"

leider musste ich feststellen dass sie nicht wirklich auf meine fragen eingegangen sind. leider höre ich den text den sie mir unten schreiben heute fast genauso im radio. finde das lustig.

wenn man solche standard-mails/texte überall anbringt dann ist es nicht verwunderlich dass es mit der kompromißbereitschaft nicht allzuweit her ist. ich finde es ehrlich gesagt lächerlich und traurig, dass auch ich hier mit "bla-bla-bla" ignoriert werde. finden sie es nicht verwunderlich, dass ich genau solch eine antwort NICHT wollte ? *lol*

schade dass sie anscheinend meine vorherige mail nicht genau gelesen haben, denn solch eine antwort wollte ich nicht. dann hätte ich auch gleich auf der seite bzw in einer broschüre nachlesen können.

"die IG Metall ist sich durchaus bewusst, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht die günstigsten sind. " immerhin haben sie das erkannt. warum wollen sie dann den gleichen fehler wie zB politiker machen, d.h. mehr lohnnebenkosten erzeugen ???? wissen sie, ich weiß wie das in einem mittelständischen betrieb von statten geht: die 2 festangestellten werden zu teuer dafür kommen 4 aushilfen; je nach abteilung und möglichkeiten. mehr gibts da nicht. jeder unternehmer holt sich billige arbeitskräfte, kein unternehmer zahlt für weniger arbeit noch mehr lohnnebenkosten. und das bei dieser wirtschaftslage !

".....betriebswirtschaftliche Situation einzelner Betriebe durchaus zu berücksichtigen bereit ist" aha. schade dass sie nicht bereit sind eine betriebswirtschaftliche situation für alle unternehmen zu erzeugen. schade dass nur einzelne unternehmen bevorzugt werden. würden sie nämlcih alle betroffenen betriebe in ostdeutschland berücksichtigen würden sie u.U. festestellen, dass sie vielleicht bei einzelnen betrieben eine 35h woche einführen könnten, von mir aus auch sofort und verbindlich, aber schaden sie doch nicht der masse aller betriebe !


"Der einschlägigen Presse können Sie entnehmen..." ob das gut und richtig ist sei einmal dahingestellt. ich bevorzuge mich unabhängig von publizistischen medien zu informieren. das internet bietet viele möglichkeiten, man kann recherchieren , etc.. neutrales medium. aber schön dass ihre pressestelle das so gut managed :eek:)

dass die arbeitgeber sicherlich auch nicht wirklich kompromißbereit sind ist klar. die situation derer ist auch im moment erbärmlich. aber fragen sie sich mal WARUM streuben sie sich so wehemend gegen das, was die ig metall durchsetzen will ? klar wollen wir alle das es dem arbeitnehmer besser geht und dass dieser seinen job behält, aber wenn der arbeitgeber in schwierigkeiten kommt wird dieses ziel nur schwer zu erreichen sein.


"...wird auch von der überwiegenden Anzahl der Beschäftigten in diesen Branchen mitgetragen.." ja. aber innerbetrieblich gab es weitaus bessere und v.a. flexiblere lösungen. ich halte es nicht unbedingt für nötig durch massiven druck der gewerkschaften dieses zu erzwingen. die betriebe können sich da einerseits selbst ganz gut helfen mit ihren mitteln.


ich hoffe ich kriege vielleicht noch eine antwort, eine mit der ich mir nicht billig abgespeist und ruhig gestellt vorkomme, sondern eine bei der ich denke ich wurde ernstgenommen. ansonsten kann ich nicht von mir behaupten dass ich irgendetwas der ig metall noch ernst nehmen würde.

mit immerfreundlichen grüßen

***********


ok aber dann holla die antwort:
Lieber Herr ********,

vielen Dank für Ihren Brief, zu dem ich gerne kurz Stellung nehme.

Zu allererst möchte ich auf Ihre Befürchtung eingehen, Ihre Meinungsäußerung
würde ggf. nicht ernst genommen. Wenn sich jemand an seinen Computer setzt,
um uns zu schreiben, dann zeigt dies doch in aller Regel, dass ihn etwas so
stark bewegt, dass er es los werden muss. Das ist immer ernst zu nehmen.
Deshalb beantworten wir alle Schreiben, die aus mehr bestehen als wüsten
Beschimpfungen, so weit es uns zeitlich irgendwie möglich ist, .

Zum anderen kann ich Ihnen versichern, dass Sie mit der weiteren
Befürchtung, die Streikaktionen in den neuen Bundesländern richteten
volkswirtschaftlichen Schaden an, durchaus nicht allein sind.

Dass wir allerdings diese Auffassung nicht teilen, steht auf einem anderen
Blatt. Unsere Beschäftigten streiken ja nicht aus Jux und Tollerei. Laut
einer dpa-Meldung kamen wir Deutschen im letzten Jahr auf 11 Streiktage pro
Beschäftigten, also 5 Minuten pro Kopf pro Jahr. In derselben Meldung wurde
darauf hingewiesen, dass nur die Österreicher weniger streikbedingte
Arbeitsausfälle aufwiesen. Mit ihrem gestrigen Generalstreik dürften sie uns
aber dick überholt haben.

Bevor wir an Streik denken, ist uns eine Einigung am Verhandlungstisch
allemal lieber. Und bevor wir an den Verhandlungstisch gehen, findet ein
langer Prozess der Prüfung von möglichen Forderungen statt. Zu diesen
Prüfungen gehört immer und obligatorisch eine volkswirtschaftliche Analyse
möglicher Forderungen auf ihre Tragfähigkeit; d. h. wir wollen selbst erst
Gewissheit haben, ob wir mit einer Forderung evtl. uns den Ast absägen, auf
dem wir, unsere Mitglieder in den Unternehmen sitzen.

Die diesbezügliche Analyse zeigte uns, dass zwar nach wie vor ein Abstand
zwischen den alten und neuen Bundesländern hinsichtlich der
durchschnittlichen Produktivität der Unternehmen besteht. Aber erstens
zeigte es sich, dass eine Reihe Betriebe durchaus auf westdeutschem Niveau
arbeiten und vor allem wurde deutlich, - und dies bestreiten auch die
Unternehmer nicht - dass der Produktivitätszuwachs dort mittlerweile doppelt
so hoch ist wie im Westen.

Der nächste Schritt auf dem Weg zur Aufstellung dieser Forderung bestand
darin, dass sie von der regionalen Tarifkommission demokratisch abgesegnet
werden musste. Dort sitzen gewählte Delegierte aus den Betrieben, die sich
am Arbeitsplatz nicht mehr blicken lassen dürften, wenn ihre Belegschaften
der Meinung wären, dass das, was die beschließen, für sie schädlich wäre.
Dem war aber offensichtlich nicht so.

Nun sind wir am Verhandlungstisch allerdings nicht zu einem Ergebnis
gekommen. Dies, obwohl wir natürlich nicht die sofortige Einführung der
35-Stundenwoche verlangten, sondern einen mehrjährigen schrittweisen
Einführungsprozess vorschlugen und zudem angeboten haben, dass die Dauer und
Geschwindigkeit dieses Einführungsprozesses abhängig gemacht werden könnte
vom weiteren Entwicklungstempo der betrieblichen Produktivität.

Mit der Weigerung, hierüber ernsthaft zu verhandeln, ließen die Arbeitgeber
uns nur noch die Wahl, einzupacken und nach Hause zu gehen oder ihnen zu
zeigen, dass die Beschäftigten der Überzeugung sind, dass sie im Osten nicht
Menschen zweiter Klasse sind, die noch Jahre lang für niedrigere Löhne -
denn die haben wir ja dort auch noch - länger arbeiten müssen als die
West-Kollegen.

Mit großer Mehrheit haben die Kollegen in der Urabstimmung bestätigt, dass
letzteres zutrifft. Dies war nach vielen Diskussionen mit den Beschäftigten
auch absolut zu erwarten, denn ihnen kann seit langem auch niemand
vermitteln, weshalb sie nicht mit kürzeren Arbeitszeiten einer großen Zahl
bisher Arbeitsloser zukünftig die Chance der Erwerbstätigkeit eröffnen
sollten.

Vor diesem Hintergrund liegt es nun nicht mehr bei uns sondern bei den
Arbeitgebern, ob und wenn ja welche Produktionsausfälle durch den
Arbeitskampf entstehen.

Betriebs- und volkswirtschaftlich gesehen haben zudem die
Arbeitszeitverkürzungen der letzten Jahrzehnte nicht nur in Deutschland
gezeigt, dass sie jeweils zu deutlich höheren Anstrengungen der Betriebe in
Richtung Produktivitätssteigerungen führten. Dies hat zwar einerseits den
kurzfristigen Zugewinn an Arbeitsplätzen geschmälert, aber letztlich die
internationale Konkurrenzfähigkeit gestärkt. Und darum geht´s ja im Grunde.

In der Hoffnung Ihnen einige ernst zu nehmende Argumente geliefert zu haben,

ebenfalls mit immerfreundlichen Grüßen (gefällt mir die Formulierung!)

***** Siegel
IG Metall Vorstand
FB Tarifpolitik


-------------

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Postmaster IG Metall

okilidokili. Ich frag mich nur wie das alles mit den Storys im TV harmonieren soll *wtf*

Nun seid ihr dran :lol:
 

festland

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ja ich würd ja gern was dazu sagen, aber....

sorry mir zu hoch, hab nicht alzu viel ahnung davon....

muß aber sagen die mails sind sehr interessant...

festland
 

ch111a

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hätte net gedacht dass das thema solch einen anklang findet

:( :cry: :(
 

Zyklop

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Was erwartest Du auch von diesen armseligen Figuren, die mit Trillerpfeifen und Kommunistenparolen ihren schmierigen Gewerkschaftsbossen hinterher rennen? Und das nicht mal für eine gute Sache wie Gewinnbeteiligungen oder Mitspracherechte, sondern für 3 Stunden weniger Arbeit pro Woche, d.h. 36 Minuten pro Tag, in denen sowieso nur noch ein Feierabendbier getrunken wird. Die meisten der Gewerkschaftsmitglieder sind ohnehin nur dabei, um durch den besseren Kündigungsschutz ihre berufliche Inkompetenz abzusichern.
 

Franziskaner

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Zyklop schrieb:
Was erwartest Du auch von diesen armseligen Figuren, die mit Trillerpfeifen und Kommunistenparolen ihren schmierigen Gewerkschaftsbossen hinterher rennen? Und das nicht mal für eine gute Sache wie Gewinnbeteiligungen oder Mitspracherechte, sondern für 3 Stunden weniger Arbeit pro Woche, d.h. 36 Minuten pro Tag, in denen sowieso nur noch ein Feierabendbier getrunken wird. Die meisten der Gewerkschaftsmitglieder sind ohnehin nur dabei, um durch den besseren Kündigungsschutz ihre berufliche Inkompetenz abzusichern.

Ich bin immer wieder überrascht, wie kompetent und sachlich sich manche hier mit den verschiedenen Themen auseinander setzen können...

Zum Thema Gewinnbeteiligung: Schon mal darüber nachgedacht, warum sich Arbeitnehmer statt einer Verbesserung ihrer Lebensqualität plötzlich einen Teil des unternehmerischen Risikos aufbrummen lassen sollten? Frag' doch mal Leute, deren Gewinnbeteiligung (natürlich in Form von Aktionoptionen überreicht) in den letzten 2 Jahren um 300 - 500% gefallen ist, wie attraktiv so was ist.

Und warum soll ein Feierabendbier mehr schlecht sein? Warum sollten die von dir als "armselige Figuren" pro Tag 36 Minuten umme mehr für die fetten Vorstandsgehälter der Nieten in Nadelstreifen schuften? Immerhin sind das auf's Jahr gerechnet 120 Stunden. Entspricht bei einer 38 Stunden Woche doch glatt über 3 Wochen.

Aber für die Ausbeuterklasse ist es natürlich praktischer, das Niedriglohnland gleich vor der Haustüre zu haben. Und das Ganze noch verknüpft mit Aufbauhilfen aus der Staatskasse, für die wir Trottel im Westen auch noch unseren Soli abdrücken...
 
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Franziskaner schrieb:
Und warum soll ein Feierabendbier mehr schlecht sein? Warum sollten die von dir als "armselige Figuren" pro Tag 36 Minuten umme mehr für die fetten Vorstandsgehälter der Nieten in Nadelstreifen schuften?

danke und retour: Ich bin immer wieder überrascht, wie kompetent und sachlich sich manche hier mit den verschiedenen Themen auseinander setzen können...
 

Franziskaner

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JohnDoe-therealone schrieb:
Franziskaner schrieb:
Und warum soll ein Feierabendbier mehr schlecht sein? Warum sollten die von dir als "armselige Figuren" pro Tag 36 Minuten umme mehr für die fetten Vorstandsgehälter der Nieten in Nadelstreifen schuften?

danke und retour: Ich bin immer wieder überrascht, wie kompetent und sachlich sich manche hier mit den verschiedenen Themen auseinander setzen können...

Tja, und wenn man dann mit der gleichen Tour kommt, sich angepisst fühlen. Aber mit dir wollt' ich ja nicht mehr reden. Also halt ich mich da auch dran.

Ein fettes *PLONK* mal wieder... :lol:
 

Zyklop

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Franziskaner schrieb:
Ich bin immer wieder überrascht, wie kompetent und sachlich sich manche hier mit den verschiedenen Themen auseinander setzen können...

Zum Thema Gewinnbeteiligung: Schon mal darüber nachgedacht, warum sich Arbeitnehmer statt einer Verbesserung ihrer Lebensqualität plötzlich einen Teil des unternehmerischen Risikos aufbrummen lassen sollten? Frag' doch mal Leute, deren Gewinnbeteiligung (natürlich in Form von Aktionoptionen überreicht) in den letzten 2 Jahren um 300 - 500% gefallen ist, wie attraktiv so was ist.

Es gibt durchaus interessante Bonussysteme, die nichts mit Aktienoptionen und dergleichen zu tun haben. Die "mangelnde Lebensqualität" läßt sich sehr schön an den Bierbäuchen einiger Gewerkschaftsmitglieder ablesen.

Und warum soll ein Feierabendbier mehr schlecht sein? Warum sollten die von dir als "armselige Figuren" pro Tag 36 Minuten umme mehr für die fetten Vorstandsgehälter der Nieten in Nadelstreifen schuften? Immerhin sind das auf's Jahr gerechnet 120 Stunden. Entspricht bei einer 38 Stunden Woche doch glatt über 3 Wochen.

Ja, für ein Feierabendbier lohnt es sich immer, den eigenen Arbeitsplatz aufs Spiel zu setzen... :)
Keine Firma könnte es verkraften, würden 30% der Facharbeiter kündigen. Aber lieber wird (vermeintlich) risikolos gestreikt, und sich hinterher über die schlimmen Bonzen ausgeheult. Qualifizierte Leute werden ständig gesucht, schau mal in eine Zeitung. In der Metallbranche wären das z.B. CNC-Fräser/Dreher, Feinmechaniker oder Mechatroniker. Jede Woche werden Stellen angeboten. Wer mit seinem Arbeitgeber abrechnen will, sollte kündigen, aber nicht schwächlich aus der Gruppe heraus das Maul aufreißen. Schuld ist man immer selbst.
 
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Franziskaner hat Recht und das ist gut so.
Was schlecht ist ist die Tatsache das die IG Metall einfach aufhört zu streiken obwohl die Arbeiter weiter wollten.Diese gekauften Vorstände haben die Interessen der Arbeiterschaft einfach wie immer vergessen.
Irgendwie seltsam.
Eins sollte den Knechten aber klar sein,sollten Sie die Gewerkschaft zerstören,zerstören Sie den sozialen Frieden in Deutschland und ob der Arbeitskampf dann so friedlich abläuft ist fraglich.
Ich jedenfalls würde da nicht sicher sein speziell im Osten hehe!
 

DerKrieger

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das ende der gewerkschaften ist nahe.

Was schlecht ist ist die Tatsache das die IG Metall einfach aufhört zu streiken obwohl die Arbeiter weiter wollten.

wie kommst du darauf, dass die arbeiter weiter streiken wollten? das ist doch gar nicht wahr, die arbeiter wollten in den betrieb und wurden nicht herein gelassen, dafür hat die IG-Metall ja auch eine strafe von sage und schreibe 25000 € bekommen.

hinzu kommt noch, dass viele streikenden aus dem westen gekommen sind.

Die zahlen der "steik-willigen" wurden mit 8% veröffentlicht, der rest wollte arbeiten, der rest hatte wahrscheinlich kapiert, dass dieser streik zu falschen zeit kommt.

Noch was: wie denkt ihr denn über die gewerkschaftsbosse, glaubt ihr vielleicht die erhalten einen einheitslohn von 1500 € monatlich???

jetzt werde ich mal kurz unsachlich: "GEHT DOCH NACH KUBA"
dies war auf einer gegendemonstration in frankreich zu lesen.

ich hoffe, dass dies der anfang vom ende der gewerkschaften in deutschland ist, denn ohne gewerkschaften müssten wir nicht 50 stunden für 3 € arbeiten, es ist die einzige chance für deutschland aus der misere herauszukommen
 

Franziskaner

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Zyklop schrieb:
Es gibt durchaus interessante Bonussysteme, die nichts mit Aktienoptionen und dergleichen zu tun haben.

Welche? Und werden die auch für Nicht-Vorstandsmitglieder angeboten? Im übrigen gibt es eben Leute, denen es wichtiger ist, ein paar Stunden im Jahr mehr mit ihrer Familie zusammen zu sein, als sich noch ein wenig mehr für die Aktienkurse und die dicken Abfindungen geschasster Manager abzurackern.

Die "mangelnde Lebensqualität" läßt sich sehr schön an den Bierbäuchen einiger Gewerkschaftsmitglieder ablesen.

Liegt wohl daran, dass die armen Lohnknechte weniger Zeit als ihre "Herren" haben, sich bei Tennis und Golf das Bäuchlein abzuschwitzen. Witzigerweise fallen ebendiese Termine der Führungsebenen meistens in die Zeiten, wo ihre Arbeiter gefälligst am Fliessband zu schwitzen haben. Fahr mal unter der Woche tagsüber an entsprechenden Lokalitäten vorbei und informier' dich mal über die Leistungsbereitschaft unserer Managerkaste...

Ja, für ein Feierabendbier lohnt es sich immer, den eigenen Arbeitsplatz aufs Spiel zu setzen... :)

Klar, besser sich bis 55 ausbeuten lassen und dann von der Firma wegen Unbrauchbarkeit in den staatlich subventionierten Vorruhestand (sprich Arbeitslosigkeit) abschieben lassen. Das macht natürlich mehr Sinn.

Keine Firma könnte es verkraften, würden 30% der Facharbeiter kündigen. Aber lieber wird (vermeintlich) risikolos gestreikt, und sich hinterher über die schlimmen Bonzen ausgeheult. Qualifizierte Leute werden ständig gesucht, schau mal in eine Zeitung. In der Metallbranche wären das z.B. CNC-Fräser/Dreher, Feinmechaniker oder Mechatroniker. Jede Woche werden Stellen angeboten.

Leider besteht gerade in der Automobilbranche nun mal nicht jeder Arbeitsplatz aus den o.g. Stellen. Die Mehrzahl der Arbeiter ist branchenfremd oder hat gar keinen erlernten Beruf. Ausserdem ist es gerade in strukturschwachen Gebieten so, dass es wenig mehr als einen grossen Arbeitgeber gibt...

Wer mit seinem Arbeitgeber abrechnen will, sollte kündigen, aber nicht schwächlich aus der Gruppe heraus das Maul aufreißen. Schuld ist man immer selbst.

Du nennst es schwächlich und Maul aufreissen, ich nenne es solidarische Bewegung der Arbeiterschaft. Schuld ist man immer selbst? Hast du bei Westerwelle & Co. abgeschrieben? Entschuldige, wenn ich dir was unterstellen sollte, aber für mich hast du noch niemals die segensreichen Erfahrungen der Beschäftigung in einem Produktionsbetrieb der Metallbranche gemacht. Geh' mal ein paar Jahre im 3-Schichtbetrieb am Band buckeln, dann kannst du dich über die fettgesoffenen, faulen und feigen Lohnsklaven lustig machen. Aber dann dürfte dir die Lust vergangen sein.

Aber aus der Uni-Mensa oder vom hübschen Schreibtisch in der Marketing-Abteilung aus polemisierts sich's ja leichter.
 

Franziskaner

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Re: das ende der gewerkschaften ist nahe.

DerKrieger schrieb:
wie kommst du darauf, dass die arbeiter weiter streiken wollten? das ist doch gar nicht wahr, die arbeiter wollten in den betrieb und wurden nicht herein gelassen, dafür hat die IG-Metall ja auch eine strafe von sage und schreibe 25000 € bekommen.

hinzu kommt noch, dass viele streikenden aus dem westen gekommen sind.

Die zahlen der "steik-willigen" wurden mit 8% veröffentlicht, der rest wollte arbeiten, der rest hatte wahrscheinlich kapiert, dass dieser streik zu falschen zeit kommt.

In einem gebe ich dir Recht. Der Streik kam tatsächlich zur falschen Zeit. Er war schlecht vorbereitet und wurde in eine Zeit gelegt, wo eine Argumentation sowohl bei Presse als auch in der Bevölkerung in's Leere laufen musste. Insofern war er taktisch unklug, wenn auch in der Sache berechtigt.

Was die Fakten anbelangt bezüglich der Streikzustimmung:

1. Vor einem Streik werden die gewerkschaftlich organisierten Arbeitnehmer des entsprechenden Tarifbezirks (!) in einer Urabstimmung befragt, ob gestreikt werden soll.

2. Nur bei einer Zustimmung von mindestens 75% der Mitglieder wird gestreikt.

3. Im Tarifbezirk Sachsen stimmten beispielsweise 80% der Mitglieder FÜR einen Streik. (MDR-Nachrichten vom 31.05.03)

Wie kommst du also auf nur 8%?

Noch was: wie denkt ihr denn über die gewerkschaftsbosse, glaubt ihr vielleicht die erhalten einen einheitslohn von 1500 € monatlich???

jetzt werde ich mal kurz unsachlich: "GEHT DOCH NACH KUBA"
dies war auf einer gegendemonstration in frankreich zu lesen.

Jetzt werde ich mal kurz sachlich: Der blöde Spruch war schon in den 70ern alt. Überleg' dir doch mal was Neues.

ich hoffe, dass dies der anfang vom ende der gewerkschaften in deutschland ist, denn ohne gewerkschaften müssten wir nicht 50 stunden für 3 € arbeiten, es ist die einzige chance für deutschland aus der misere herauszukommen

Ahja, und bitte informiere dich noch mal etwas über die Geschichte der Arbeiterbewegung. Klar, wir schaffen die Gewerkschaften ab und die lieben und sozialen Konzernbosse (ich spreche ausdrücklich nicht vom Mittelständler, obwohl es auch dort einige typische Ausbeuter gibt) werden schon dafür sorgen, dass es uns allen gut geht...

Ehrlich Krieger, du scheinst mir extrem unbelastet, was bestimmte Dinge angeht. Lies doch mal ein paar Bücher über die Arbeitsbedingungen der Arbeiterklasse im Zeitalter der Industriealisierung, bevor es eine organisierte Arbeitnehmervertretung gab...
 

Zyklop

Meister
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Du nennst es schwächlich und Maul aufreissen, ich nenne es solidarische Bewegung der Arbeiterschaft. Schuld ist man immer selbst? Hast du bei Westerwelle & Co. abgeschrieben? Entschuldige, wenn ich dir was unterstellen sollte, aber für mich hast du noch niemals die segensreichen Erfahrungen der Beschäftigung in einem Produktionsbetrieb der Metallbranche gemacht. Geh' mal ein paar Jahre im 3-Schichtbetrieb am Band buckeln, dann kannst du dich über die fettgesoffenen, faulen und feigen Lohnsklaven lustig machen. Aber dann dürfte dir die Lust vergangen sein.

Tja, leider bin ich gelernter Industriemechaniker (Feinwerktechnik), und glaube daher durchaus mitreden zu können. Der "solidarischen Bewegung der Arbeiterschaft" möchte ich die Frage stellen, warum z.B. auch Büroangestellte in ihren Reihen organisiert sind, bzw. die gleichen Gehaltserhöhungen bekommen, und nicht erstmal versucht wird, Arbeiter- und Angestelltengehälter anzugleichen? Wie kann ein einfacher Aktensortierer Anspruch auf ein höheres Gehalt haben, als ein Arbeiter, der CNC-, SPS- und Roboterprogrammierung gelernt hat? Meine Äußerungen beziehen sich auch nicht auf Arbeiter an sich, sondern auf gewerkschaftlich organisierte Bierbäuche. Bisher hat jedenfalls noch kein Arbeitgeber gut daran getan, sich mit mir anzulegen, und ich bin weder gewerkschaftlich noch betriebsrätlich organisiert. Hilf Dir selbst, dann brauchst Du nach einem verlorenen Streik auch nicht beschämt an deinen alten Arbeitsplatz zurückkriechen, wie es jetzt im Osten der Fall sein wird.

Aber aus der Uni-Mensa oder vom hübschen Schreibtisch in der Marketing-Abteilung aus polemisierts sich's ja leichter.

Zu überheblichen Studenten habe ich auch schon an anderer Stelle was geschrieben, und mir eine gelbe Karte eingefangen. Wo warst Du denn da, Gewerkschafter? Soviel zur "Solidarität" :roll:

http://www.weltverschwoerung.de/modules.php?name=Forums&file=viewtopic&t=8246&highlight=
 

Franziskaner

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Zyklop schrieb:
Tja, leider bin ich gelernter Industriemechaniker (Feinwerktechnik), und glaube daher durchaus mitreden zu können.

Deine bisherigen Äusserungen lassen da allerdings in keinster Weise darauf schliessen.

Meine Äußerungen beziehen sich auch nicht auf Arbeiter an sich, sondern auf gewerkschaftlich organisierte Bierbäuche.

Nachdem du da so penetrant darauf herumreitest, würde ich dich doch sehr bitten, als Beleg mal eine unabhängige Studie zum Thema "Gewerkschaftsmitglieder und Übergewicht" zu präsentieren.

Bisher hat jedenfalls noch kein Arbeitgeber gut daran getan, sich mit mir anzulegen, und ich bin weder gewerkschaftlich noch betriebsrätlich organisiert. Hilf Dir selbst, dann brauchst Du nach einem verlorenen Streik auch nicht beschämt an deinen alten Arbeitsplatz zurückkriechen, wie es jetzt im Osten der Fall sein wird.

Du hast sicherlich in deiner langjährigen glänzenden Karriere auch noch keine Menschen kennengelernt, die auf Grund niedrigerer oder keiner Qualifikation bzw. auf Grund ihres Charakters nicht in der Lage waren, ihrem Chef gegenüber so aufzutreten? Wenn nicht, empfehle ich dir weiterhin einige Jahre Fliessband, Lackiererei, Stanzwerk oder Kabelbau zur Erweiterung des Horizonts.

Zu überheblichen Studenten habe ich auch schon an anderer Stelle was geschrieben, und mir eine gelbe Karte eingefangen. Wo warst Du denn da, Gewerkschafter? Soviel zur "Solidarität" :roll:

Bisher hab' ich noch keinen gesehen, der die gelbe Karte (oder mehr) nicht berechtigt oder nur auf Grund einer einzigen Bemerkung gekriegt hätte. Im übrigen hast du ja selbst gesagt, dass du für dich selbst einstehen kannst, also was soll die Frage, wo meine Solidarität geblieben sei?

Versuch mal an die Frage in der Art heranzugehen, ob es Menschen in Deutschland gibt, die eine starke Arbeitnehmerbewegung brauchen. Nicht, ob DU sie brauchst.
 

Zyklop

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Franziskaner schrieb:
Zyklop schrieb:
Tja, leider bin ich gelernter Industriemechaniker (Feinwerktechnik), und glaube daher durchaus mitreden zu können.

Deine bisherigen Äusserungen lassen da allerdings in keinster Weise darauf schliessen.

So? Was hast Du denn gemacht, um das beurteilen zu können? Am Fließband mögen Deine Gewerkschafter ja noch beliebt sein, aus eigener Erfahrung weiß ich aber, daß unter Facharbeitern eine starke Abneigung gegen die Gewerkschaften herrscht. Eine ursprünglich sinnvolle Institution deren einziger Zweck es heute zu sein scheint, Leute aufzuhetzen und zu verheizen. Womöglich von langer Hand geplant.

Du hast sicherlich in deiner langjährigen glänzenden Karriere auch noch keine Menschen kennengelernt, die auf Grund niedrigerer oder keiner Qualifikation bzw. auf Grund ihres Charakters nicht in der Lage waren, ihrem Chef gegenüber so aufzutreten? Wenn nicht, empfehle ich dir weiterhin einige Jahre Fliessband, Lackiererei, Stanzwerk oder Kabelbau zur Erweiterung des Horizonts.

Für solche Leute gibt es Betriebsräte, welchen ja durchaus eine größere Rolle zugedacht werden könnte. Die können auch besser auf die individuelle Situation eines Arbeitnehmers eingehen, ohne daß andere dafür Kurzarbeit schieben müssen oder gekündigt werden. Konfliktscheue Menschen werden nicht nur im Arbeitsleben immer den Kürzeren ziehen, das ist nunmal der Lauf der Welt.

Bisher hab' ich noch keinen gesehen, der die gelbe Karte (oder mehr) nicht berechtigt oder nur auf Grund einer einzigen Bemerkung gekriegt hätte. Im übrigen hast du ja selbst gesagt, dass du für dich selbst einstehen kannst, also was soll die Frage, wo meine Solidarität geblieben sei?

Deine Solidarität wollte ich ganz bestimmt nicht in Anspruch nehmen. Es ist nur auffällig, daß gerade die Genossen sich bei solchen Diskussionen nie die Finger verbrennen, obwohl man es durchaus als Teil ihrer gewerkschaftlichen Pflichten sehen könnte... :)
 

Franziskaner

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Zyklop schrieb:
So? Was hast Du denn gemacht, um das beurteilen zu können?

Einiges. Unter anderem 6 Jahre Betriebsrats- und Gewerkschaftsarbeit in einem mittelständischen Unternehmen der Elektroindustrie (Automobilzulieferer). Ich denke, auch ich weiss, wovon ich rede.

Am Fließband mögen Deine Gewerkschafter ja noch beliebt sein, aus eigener Erfahrung weiß ich aber, daß unter Facharbeitern eine starke Abneigung gegen die Gewerkschaften herrscht. Eine ursprünglich sinnvolle Institution deren einziger Zweck es heute zu sein scheint, Leute aufzuhetzen und zu verheizen. Womöglich von langer Hand geplant.

Das mit den Facharbeitern kann ich so nicht bestätigen. Es gibt allerdings zu Fach- oder Disziplinarvorgesetzen aufgestiegene Facharbeiter, die das anders sehen. Ob aus Überzeugung oder aus karriereförderlichen Gründen kann und will ich nicht beurteilen. Das mit dem "Aufhetzen" als einzigen Zweck zeigt mir allerdings, dass du polemische Äusserungen der neokapitalistischen Gefolgschaft recht unkritisch aufnimmst. Meine Einschätzung vieler Gewerkschaftsfunktionäre ist eine andere.

Für solche Leute gibt es Betriebsräte, welchen ja durchaus eine größere Rolle zugedacht werden könnte. Die können auch besser auf die individuelle Situation eines Arbeitnehmers eingehen, ohne daß andere dafür Kurzarbeit schieben müssen oder gekündigt werden.

Richtig. Eine Stärkung der Betriebsräte wäre dringend notwendig. Aber nicht auf Kosten einer unternehmensunabhängigen und überregionalen Arbeitnehmervertretung. Das würde den Unternehmen so passen, selbst konzern- und weltweit agieren wollen, aber die Arbeitnehmervertretungen auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zu reduzieren. Damit dann wieder schön die Betriebsräte von Werk A gegen die aus Werk B ausgespielt werden können. Sehr durchsichtige Taktik, und wer drauf reinfällt ist selbst schuld.

Konfliktscheue Menschen werden nicht nur im Arbeitsleben immer den Kürzeren ziehen, das ist nunmal der Lauf der Welt.

Aha. Und das muss so bleiben, oder was?

Deine Solidarität wollte ich ganz bestimmt nicht in Anspruch nehmen. Es ist nur auffällig, daß gerade die Genossen sich bei solchen Diskussionen nie die Finger verbrennen, obwohl man es durchaus als Teil ihrer gewerkschaftlichen Pflichten sehen könnte...

Solidarität sollte nur der einfordern, der sie auch bereit ist zu geben. Warum ich es als gewerkschaftliche Pflicht ansehen sollte, für deine - na sagen wir mal zumindest unpassenden - Bemerkungen einzustehen, wirst du mir sicherlich noch ausführlich erläutern.
 

Mother_Shabubu

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Franziskaner hat folgendes geschrieben
Was die Fakten anbelangt bezüglich der Streikzustimmung:

1. Vor einem Streik werden die gewerkschaftlich organisierten Arbeitnehmer des entsprechenden Tarifbezirks (!) in einer Urabstimmung befragt, ob gestreikt werden soll.

2. Nur bei einer Zustimmung von mindestens 75% der Mitglieder wird gestreikt.

3. Im Tarifbezirk Sachsen stimmten beispielsweise 80% der Mitglieder FÜR einen Streik. (MDR-Nachrichten vom 31.05.03)

Wie kommst du also auf nur 8%?

Eigentlich hast du dir die Antwort schon selbst gegeben. Es ist bestimmt richtig, daß 80% der Gewerkschaftsmitglieder für einen Streik gestimmt haben, aber wenn nur ca. 10% aller Arbeitnehmer in der Gewerkschaft sind, relativiert sich das ganze ein wenig.
Dann sehen die Verhältnisse nämlich so aus: 8% der Arbeitnehmer waren für einen Streik, 2% dagegen und 90% wurden nicht gefragt, da nicht abstimmungsberechtigt.
 

Franziskaner

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Mother_Shabubu schrieb:
Eigentlich hast du dir die Antwort schon selbst gegeben. Es ist bestimmt richtig, daß 80% der Gewerkschaftsmitglieder für einen Streik gestimmt haben, aber wenn nur ca. 10% aller Arbeitnehmer in der Gewerkschaft sind, relativiert sich das ganze ein wenig.
Dann sehen die Verhältnisse nämlich so aus: 8% der Arbeitnehmer waren für einen Streik, 2% dagegen und 90% wurden nicht gefragt, da nicht abstimmungsberechtigt.

Korrektur: Dann SÄHEN die Verhältnisse...

Ich weiss nicht, wie du auf einen Organisationsgrad von 10% kommst. Bei den sächsischen Grossbetrieben der Metallbranche (und um die ging es wohlgemerkt), beträgt der Org-Grad zwischen 78 und 90%.

Quelle: http://www2.igmetall.de/homepages/leipzig/pressetarif.html

Dann sieht's erstens gleich wieder anders aus und zweitens streiken eh nur die Mitglieder der Gewerkschaft...
 

Zyklop

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Franziskaner schrieb:
Zyklop schrieb:
So? Was hast Du denn gemacht, um das beurteilen zu können?

Einiges. Unter anderem 6 Jahre Betriebsrats- und Gewerkschaftsarbeit in einem mittelständischen Unternehmen der Elektroindustrie (Automobilzulieferer). Ich denke, auch ich weiss, wovon ich rede.

Als Schreibtischtäter oder Arbeiter? Ich hoffe Du bist keiner von denen, die im feinen Zwirn schon die nächste Arbeiterrevolution planen... :wink:

Das mit den Facharbeitern kann ich so nicht bestätigen. Es gibt allerdings zu Fach- oder Disziplinarvorgesetzen aufgestiegene Facharbeiter, die das anders sehen.

Du kannst das vermutlich nicht bestätigen, weil 90% aller Arbeiter in Deinem Betrieb schon aus Tradition gewerkschaftlich organisiert sind. Schon klar, daß die nicht gleichzeitig Beiträge zahlen, und ihre Gewerkschaft kritisieren. In der Kirche läuft das ähnlich :wink:

Ob aus Überzeugung oder aus karriereförderlichen Gründen kann und will ich nicht beurteilen. Das mit dem "Aufhetzen" als einzigen Zweck zeigt mir allerdings, dass du polemische Äusserungen der neokapitalistischen Gefolgschaft recht unkritisch aufnimmst. Meine Einschätzung vieler Gewerkschaftsfunktionäre ist eine andere.

Auch des Vorstandes?

Richtig. Eine Stärkung der Betriebsräte wäre dringend notwendig. Aber nicht auf Kosten einer unternehmensunabhängigen und überregionalen Arbeitnehmervertretung. Das würde den Unternehmen so passen, selbst konzern- und weltweit agieren wollen, aber die Arbeitnehmervertretungen auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zu reduzieren. Damit dann wieder schön die Betriebsräte von Werk A gegen die aus Werk B ausgespielt werden können. Sehr durchsichtige Taktik, und wer drauf reinfällt ist selbst schuld.

Dann werden halt Entscheidungen und Verhandlungsergebnisse der Betriebsräte für alle Werke einer Firma (auch ausländische) verbindlich gemacht. Das würde z.B. verhindern, daß wegen der geringeren Lohnansprüche Stellen im Inland ab- und im Ausland aufgebaut werden.

Konfliktscheue Menschen werden nicht nur im Arbeitsleben immer den Kürzeren ziehen, das ist nunmal der Lauf der Welt.

Aha. Und das muss so bleiben, oder was?

Das wird so bleiben.

Solidarität sollte nur der einfordern, der sie auch bereit ist zu geben. Warum ich es als gewerkschaftliche Pflicht ansehen sollte, für deine - na sagen wir mal zumindest unpassenden - Bemerkungen einzustehen, wirst du mir sicherlich noch ausführlich erläutern.

Für mich brauchst Du nicht einstehen. Es ging auch nicht um Äußerungen von meiner Seite.
 

Franziskaner

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4. Januar 2003
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4.790
Zyklop schrieb:
Franziskaner schrieb:
Einiges. Unter anderem 6 Jahre Betriebsrats- und Gewerkschaftsarbeit in einem mittelständischen Unternehmen der Elektroindustrie (Automobilzulieferer). Ich denke, auch ich weiss, wovon ich rede.

Als Schreibtischtäter oder Arbeiter? Ich hoffe Du bist keiner von denen, die im feinen Zwirn schon die nächste Arbeiterrevolution planen... :wink:

Wenn du dich etwas mit der Materie beschäftigt hast, wirst du dir selbst beantworten können, ob ein Schlipsträger für 4 Jahre zum Vertrauenskörperleiter der IGM von seinen Kollegen gewählt wird...

Du kannst das vermutlich nicht bestätigen, weil 90% aller Arbeiter in Deinem Betrieb schon aus Tradition gewerkschaftlich organisiert sind.

Korrektur: Waren. Bin schon seit über 7 Jahren in keinem tarifgebundenen Betrieb mehr (dank meines Umstiegs in die IT). Im übrigen war der Organisationsgrad damals wirklich so um die 85%, allerdings nicht bei Fach- oder sonstigen Vorgesetzten. Dort liegt er generell um 30%, weil die Kollegen relativ schnell merken, dass man ohne Mitgliedsausweis noch mal eine Stufe weiter nach oben fallen kann...

Schon klar, daß die nicht gleichzeitig Beiträge zahlen, und ihre Gewerkschaft kritisieren. In der Kirche läuft das ähnlich :wink:

Auch da merke ich wieder, dass du - verzeihung - keine Ahnung von Gewerkschaftsarbeit hast. Geh' mal in eine Funktionärsversammlung oder ein Treffen des Vertrauenskörpers.


Franziskaner schrieb:
Meine Einschätzung vieler Gewerkschaftsfunktionäre ist eine andere.

Auch des Vorstandes? [/quote]

Radio Eriwan: Im Prinzip ja. Eigentlich kann ich allen Gewerkschaftlern guten Willen bescheinigen, leider haben einige weder politisches Gespür noch eine Begabung in Sachen Taktik oder Diplomatie. Vereinzelte Ausrutscher schwarzer Schafe gibt es, wie in jedem Verein, Partei oder sonstiger Organisation, natürlich auch hier.

Dann werden halt Entscheidungen und Verhandlungsergebnisse der Betriebsräte für alle Werke einer Firma (auch ausländische) verbindlich gemacht. Das würde z.B. verhindern, daß wegen der geringeren Lohnansprüche Stellen im Inland ab- und im Ausland aufgebaut werden.

So? Versuch' doch das mal den Herren der Arbeitgeberverbände oder der neoliberalen Fraktion verständlich zu machen. Auf die Argumentation bin ich gespannt (die Reaktionen dagegen kann ich dir schon vorher sagen).

>> Konfliktscheue Menschen werden nicht nur im Arbeitsleben
>> immer den Kürzeren ziehen, das ist nunmal der Lauf der Welt.

> Aha. Und das muss so bleiben, oder was?

Das wird so bleiben.

Wenn du meinst.
 
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