Glaubens-Frage

arius

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In unserer Gesellschaft ist man es in der Regel nicht gewohnt, sich mit dem Inhalt von Glaubenslehren und Glaubensfragen auseinander zu setzen und sie auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu überprüfen.

Die Ursache für dieses Defizit liegt in der spezifischen Einstellung zum Thema Religion. Seit der Aufklärung hat sich die Meinung verbreitet, Religion betreffe ein nebulöses Gebiet, das sich nicht mit Kriterien der Vernunft erfassen lasse. Religion ist daher in den Augen vieler eine rein subjektive Angelegenheit.

Man ist der Ansicht, in diesem Bereich gebe es keine objektive Wahrheit, sondern hier sei alles eine Sache des individuellen Fühlens und Empfindens. Auf Grund dieser Vorstellung besteht eine große Toleranz gegenüber den verschiedenen Glaubensauffassungen sowie eine Hemmung, zu ihrer Qualität Stellung zu nehmen.

Die eigentliche Wurzel dieser Toleranz ist aber in vielen Fällen die Gleichgültigkeit gegenüber Religion, genauer gesagt eine materialistische Sicht, die alles, was mit Religion beziehungsweise mit dem Glauben an eine geistig jenseitige Wirklichkeit zu tun hat, als irreal und phantastisch betrachtet und daher als belanglos beiseite legt.

Die reale Bedrohung durch religiöse Gewalttäter, ihr beängstigender Fanatismus und ihre Entschlusskraft zwingen nun aber dazu, diese tolerante und gleichgültige Haltung zu hinterfragen. Eine wesentliche Bedeutung kommt dabei der Klärung der Frage zu, ob die Religion tatsächlich ein Gebiet umfasst, wo es bloß um subjektives Fühlen und um Phantasie geht.

Gruss Arius
 

antimagnet

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@aphorismus:

Ich arbeite im Alltag mit Wahrscheinlichkeiten, die größtenteils über 95% liegen.

du meinst also, dass du dich bei etwa jedem 20. buchstaben ernsthaft fragst, ob das noch weiterhin so funktioniert?

ist das nicht mühsam? dauert das schreiben dann nicht sehr lange?

Für mich heisst aber, etwas zu glauben, unabbringlich von etwas überzeugt zu sein. Und ich bin - außer davon, dass ich bin - von nichts auf diese Art überzeugt.

lass es mich so ausdrücken: wenn du drüber nachdenken würdest, wärst du nicht unabbringlich davon überzeugt, das ist klar. du denkst aber nicht drüber nach - du glaubst das ungeprüft. du kannst doch nicht alles prüfen, also bleiben dinge übrig, die man glaubt (wohl oder übel). wenn du es prüfst, glaubst du nicht dran. was aber machst du, wenn du es nicht prüfst?

:gruebel:
 

Aphorismus

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@ arius:

Da machst du es dir aber auch etwas zu leicht, wenn du allen, die Religion für etwas subjektives halten, unterstellst, sie täten dies nur aus Gleichgültigkeit.

Das Gegenteil ist der Fall - gerade die von den verschiedenen Religionen verfolgten Menschen haben angefangen darüber nachzudenken, wieviel Substanz wohl hinter dem steckt, was das eigene Leben so schwer macht. Und da hilft es eben, zwischen den verschiedenen Religionen Vergleiche zu ziehen. Und bei diesen Vergleichen zeigt sich nunmal, dass es möglich ist, an so gut wie alles zu glauben.

Die einzig möglichen Erklärungen scheinen nun zu sein:

Alle Religionen haben recht. (geht auf Grund der Widersprüche nicht, die zwischen den einzelnen Religionen bestehen)
Keine Religion hat recht.
Eine Religion hat recht und alle anderen unrecht.
Religion ist subjektiv, man kann nicht davon sprechen, wer recht hat und wer nicht.

Ist das für dich wirklich so schwer nachzuvollziehen?


@ antimagnet:

Ich muss nicht bewusst darüber nachdenken, ob ich etwas glaube, oder ob ich mit 95% Wahrscheinlichkeit von etwas ausgehe. Für den Alltag ist das vollkommen egal. Ein Katholik muss ja auch nich jedesmal, wenn er den Toilettensitz runterklappt daran glauben, dass Gott ihn dafür extra erschaffen hat. Deswegen verstehe ich deinen Einwand nicht.

Ausserdem ignorierst du beharrlich meine Definition, wenn ich mir angucke, was du schreibst.

antimagnet schrieb:
du denkst aber nicht drüber nach - du glaubst das ungeprüft.

Nein, ich gehe ungeprüft davon aus, dass es sich so verhält. (Überzeugung/Wahrscheinlichkeit)
 

antimagnet

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ist ungeprüft von etwas ausgehen denn nicht glauben?


wenn du nicht drüber nachdenkst - bist du dann in diesem moment nicht unabbringlich davon überzeugt, dass das nächste "A" auch ein "A" ist?

(beachte meine prämisse: wenn du nicht drüber nachdenkst...)
 

arius

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Hallo Notom,

der Artikel steht nicht im Widerspruch zu: Das Gewissen – Wächter der Seele Das Gewissen ist ein wichtiger Ratgeber und veranlasst dazu, aus ethischen Gründen bestimmte Handlungen auszuführen und andere zu unterlassen. Handelt der Mensch entsprechend seinem Gewissen, fühlt er sich gut und zufrieden, handelt er dagegen, plagen ihn – so er auf den Wächter der Seele hört – Gewissensbisse, und er fühlt sich
verpflichtet, notwendige Dinge in Ordnung zu bringen.

Es ist durchaus im Bereich des Möglichen, dass während des Erdenlebens das geistige Zentrum nahe des menschlichen Gehirns angesiedelt ist und enge odische Verknüpfungen und Wechselbeziehungen bestehen. Daher haften ja nach der Rückkehr in die Geisteswelt noch so viele Erinnerung am betreffenden Menschen, von denen er oft schwer los kommt.

Aphorismus, hinter den verschiedenen Glaubendsrichtungen stecken weitgehend bestimmte Gemeinsamkeiten. Nur Fanatiker versuchen diese herunterzuspielen und Gegensätze hervorzuheben, um Unruhe zu stiften.

Hält man sich dieses weite Forschungsgebiet in Zusammenhang mit Glaubensfragen vor Augen, so drängt sich unwillkürlich die Frage auf:

Warum sollte es ausgerechnet hier, in diesem für die Lebensgestaltung und das Lebensglück so entscheidenden Bereich, nicht möglich sein, zu vernünftigen, richtigen Antworten zu gelangen? Ist es nicht sonderbar, dass man ausgerechnet hier so schnell die Flinte ins Korn wirft, während man auf allen anderen Gebieten der Wissenschaft einen mächtigen Forscherdrang entwickelt und keinen Aufwand scheut, um das Wissen zu mehren? Sollte bei intensivem Bemühen nicht auch bezüglich Daseinsfragen eine objektive Wahrheit erkennbar sein?

Die Antwort darauf findet sich im Wirken herausragender Persönlichkeiten der Philosophie- und Religionsgeschichte wie beispielsweise der griechischen Philosophen Sokrates und Platon oder herausragender Lehrer der frühen Christenheit.

Ihre Werke belegen, dass es sehr wohl auch im Bereich von Daseinsfragen möglich ist, zu Erkenntnissen zu gelangen. Die Voraussetzung dafür ist freilich, den Weg der Vernunft zu beschreiten. Gefordert ist eine Forschungsmethode, die sich an wissenschaftliche Kriterien hält und welche die Behandlung der Thematik auf eine sichere, objektiv überprüfbare Grundlage stellt - und nicht, wie das in den verschiedenen Religionen seit je gang und gäbe ist, auf unsichere Meinungen und auf persönliche Wunschvorstellungen.

Gruss Arius
 

Aphorismus

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@ antimagnet:

Nimms mir nicht übel, aber ich habe irgendwie weder Kraft noch Lust das gleiche nochmal durchzukauen. Ja, es ist für mich ein Unterschied. Read the thread, mon... Nur noch soviel: Die Entscheidung Glauben vs. Überzeugungen triffst du einmal, nicht bei jedem A von Neuem.
 

Ellinaelea

Großmeister
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Aphorismus schrieb:
Alle Religionen haben recht. (geht auf Grund der Widersprüche nicht, die zwischen den einzelnen Religionen bestehen)
Aphorismus schrieb:
Religion ist subjektiv, man kann nicht davon sprechen, wer recht hat und wer nicht.
Auf meinem momentanen Erfahrungsstand, der sowohl wissenschaftliche als auch spirituelle persönliche Erlebnisse miteinschliesst, sage ich, dass diese beiden Sätze zutreffen.

Die Widersprüche, die du bei Punkt Eins erwähnst, ergeben sich nur aus der nicht immer geglückten Umsetzung von etwas Nicht-Physischem in unser physisches System.
Eben weil Religion subjektiv ist, haben alle recht. Jeder für seinen eigenen spirituellen Kosmos.
Ich schätze mal, wenn man Raum und Zeit aus einer höheren Dimension (also von Aussen) betrachten könnte, würden sich alle Widersprüche auflösen.

Vielleicht als Beispiel: Eine Blume ist eine Blume, jedoch gibt es viele unterschiedliche Sorten davon und schon bei der Wahrnehmung der Farben scheiden sich die subjektiven Geister. Der eine sieht Rot als aufdringlich, der nächste als erotisch, wieder ein anderer als Kriegerisch, etc. Obwohl also in der physischen Wahrnehmung Rot auch Rot bleibt, verändert es in der subjektiven Verwertung ständig seinen Gehalt.

Aben eben, das ist nur gerade mein persönliches und augenblickliches, subjektives Empfinden.
Was meint ihr dazu? Zu schräg?
 

Aphorismus

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Ellinaella schrieb:
Was meint ihr dazu? Zu schräg?

Nö, ich finde den Gedanken vernünftig. Ich persönlich sehe das fast genauso. Nein, eigentlich sehe ich es genauso, nur mit dem Unterschied, dass ich glaube, dass - gerade weil alle Religionen meiner Meinung nach das gleiche wollen - sie alle in dem, was sie behaupten, unrecht haben.
 

Booth

Erleuchteter
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arius schrieb:
In unserer Gesellschaft ist man es in der Regel nicht gewohnt, sich mit dem Inhalt von Glaubenslehren und Glaubensfragen auseinander zu setzen und sie auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu überprüfen.
Definiere "Wahrheit".

gruß
Booth
 

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