Konteradmiral
Meister
- Registriert
- 10. April 2002
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Zum Thema "Synästhesie" fällt mir sofort ein genialer neurologischer Fallbereicht von Alexander Lurija ein. Es ist die zweite Geschichte in dem Buch "Der Mann, dessen Welt in Scherben ging". Dort beschreibt er einen Mann, der extreme Synästhesien und ein eng damit verbundenes, unbegrenztes Errinerungsvermögen hat. Dessen Synästhesien sind sehr vielseitig; fast jeder Eindruck ruft auf allen anderen Kanälen sensorische Reize hervor. Am besten machen das vielleicht ein paar Zitate deutlich:
All diese Synästhesien kann er verwenden um eine unglaubliche Gedächtnisleistung zu erreichen. Bekannte Objekte stellt er einfach entlang einer Strasse im Geist auf und kann sie belibig oft wieder abrufen, indem er die Strasse entlang geht. Unbekannte Wörter, sinnlose Laute, Zahlen etc. übersetzt er in Muster aus "Spritzern", Linien und "Dampfschwaden", die er ebenso memorieren kann. Wenn er sich an etwas nicht erinnert, dann ist es kein "Vergessen" sondern ein Fehler beim ablesen, z.B. wenn er ein Ei vor eine weisse Wand stellt, oder ein Gegenstand zu klein oder in der Dunkelheit steht, oder auf andere Art "übersehn" wird.
Übrigens hat wirklich fast jeder mehr oder minder ausgeprägte synästhetische Eindrücke. Allein das ein Dur-Akkord als "hell" und ein Moll-Akkord als "dunkel" empfunden wird, ist schon Synästhesie. Bestimmte chemische Substanzen (LSD zum Beispiel) können auch starke synästhetische Erfahrungen hervorrufen.
@Ellinealea
Deinen Bericht finde ich sehr interessant. Die unterschiedlichen Melodien des PCs würde ich mir so erklären, dass wenn du aus der "Ferne" an den PC denkst, es direkt um die Maschine geht. Wenn du aber davor sitzt, ist er eher ein Portal zu den jeweiligen Inhalten und du denkst nicht an die Maschine selbst, sondern das, was du darin siehst. Kommt das ungefähr hin?
Wie ist es bei Büchern? Erzeugen fiktive Geschichten auch eine Melodie? Tritt bei dir auch ein umgekehrter Effekt auf, also können Melodien aus dem Radio oder so Bilder hervorrufen? Hast du deine Fähigkeit mal untersuchen lassen oder selbst spezifische Experimente gemacht? Du hast erwähnt, dass du Melodien mit der Flöte gespielt und aufgenommen hast. Würdest du die evtl. irgendwie zugänglich machen?
Tut mir leid, dass ich so neugierig bin, aber ich bin sehr an Neurologie interessiert und finde das Thema "Synästhesie" im speziellen extrem faszinierend.
"Im wird [in einem Experiment] ein Ton von 500 Hertz und 100 Dezibel gegeben. Er sieht einen geraden Blitz, der den Himmel in zwei Teile spaltet. BeimZurückgehen der Lautstärke auf 74 Dezibel sieht er ein sattes Orange, und es ist, als bohre sich ihm eine Nadel in den Rücken"
"Was für eine gelbe, mürbe Stimme sie haben."
"[Bei der Betrachtung eines Zauns]: Wie spitz und salzig dieser Zaun ist."
All diese Synästhesien kann er verwenden um eine unglaubliche Gedächtnisleistung zu erreichen. Bekannte Objekte stellt er einfach entlang einer Strasse im Geist auf und kann sie belibig oft wieder abrufen, indem er die Strasse entlang geht. Unbekannte Wörter, sinnlose Laute, Zahlen etc. übersetzt er in Muster aus "Spritzern", Linien und "Dampfschwaden", die er ebenso memorieren kann. Wenn er sich an etwas nicht erinnert, dann ist es kein "Vergessen" sondern ein Fehler beim ablesen, z.B. wenn er ein Ei vor eine weisse Wand stellt, oder ein Gegenstand zu klein oder in der Dunkelheit steht, oder auf andere Art "übersehn" wird.
Übrigens hat wirklich fast jeder mehr oder minder ausgeprägte synästhetische Eindrücke. Allein das ein Dur-Akkord als "hell" und ein Moll-Akkord als "dunkel" empfunden wird, ist schon Synästhesie. Bestimmte chemische Substanzen (LSD zum Beispiel) können auch starke synästhetische Erfahrungen hervorrufen.
@Ellinealea
Deinen Bericht finde ich sehr interessant. Die unterschiedlichen Melodien des PCs würde ich mir so erklären, dass wenn du aus der "Ferne" an den PC denkst, es direkt um die Maschine geht. Wenn du aber davor sitzt, ist er eher ein Portal zu den jeweiligen Inhalten und du denkst nicht an die Maschine selbst, sondern das, was du darin siehst. Kommt das ungefähr hin?
Wie ist es bei Büchern? Erzeugen fiktive Geschichten auch eine Melodie? Tritt bei dir auch ein umgekehrter Effekt auf, also können Melodien aus dem Radio oder so Bilder hervorrufen? Hast du deine Fähigkeit mal untersuchen lassen oder selbst spezifische Experimente gemacht? Du hast erwähnt, dass du Melodien mit der Flöte gespielt und aufgenommen hast. Würdest du die evtl. irgendwie zugänglich machen?
Tut mir leid, dass ich so neugierig bin, aber ich bin sehr an Neurologie interessiert und finde das Thema "Synästhesie" im speziellen extrem faszinierend.